Anläufe zur Demokratie in ehemaligen Kolonien des Westens gab es in neuerer Zeit nach dem zweiten Golfkrieg von 2003, im Arabischen Frühling seit 2010 und mit der Erhebung gegen den syrischen Diktator im Jahr 2011. Alle endeten im Chaos! Unter anderem wurden muslimische Bewegungen, die wie die Muslimbrüder in Ägypten die Wahlen gewonnen hatten, mit Gewalt an der Machtübernahme gehindert, was Terrorgruppen wie den 2014 proklamierten „Islamischen Staat“ förderte. Die Ressentiments der Muslime richten sich in erster Linie gegen den Westen, von dem sie sich seit über 200 Jahren gedemütigt fühlen. Wer die Reaktion der Deutschen auf die viel geringeren Zumutungen des Vertrags von Versailles 1919 kennt, sollte dafür Verständnis aufbringen.

Das Staatsversagen in den einstigen Kolonien hat nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Gründe, und wie bei der Entwicklung des Staates greifen auch hier koloniale Strukturen, Fehlentscheidungen postkolonialer Eliten und die Einflussnahme ehemaliger Kolonialmächte ineinander.

Südamerikanisches Silber, kongolesisches Uran oder arabisches Öl: Stets wurden die Kolonien auf Rohstoffproduktion für den Weltmarkt festgelegt und als Absatzmärkte für Fertigwaren betrachtet. Profite wurden von Privatleuten gemacht, während die politische Kolonialherrschaft fast immer ein Zuschussunternehmen blieb. Die Beteiligung einheimischer Eliten diente nicht zuletzt der Senkung der Herrschaftskosten. Kolonialismus wie Kapitalismus heißt private Profite bei Sozialisierung von Verlusten.

Verschärft wurde diese Entwicklung in den ehemaligen Kolonien durch Entscheidungen, die unabhängige Regierungen weitgehend aus freien Stücken getroffen haben, die sich aber im Nachhinein als Fehler entpuppten. So war im Boom der Jahre 1950 bis 1970 auch in Asien und Afrika der Optimismus groß. Man betrieb keine nachfragegerechte Industrialisierungspolitik, investierte in Prestigeobjekte, in den Ausbau der Militär- und Staatsapparate (Stellvertreterkriege mit entsprechenden Waffenmärkten, die die Rüstungsindustrie der ehemaligen Kolonialisten bedienten), bewertete die Landeswährungen zu hoch, vernachlässigte die Landwirtschaft und verschuldete sich im Ausland. Man erlag dem Charme des Booms.

In den 1970er Jahren war die Prosperität weltweit zu Ende. Zugleich explodierten die Energiekosten wegen der Erhöhung des Ölpreises durch das Kartell der Erdöl exportierenden Länder (OPEC). Der Finanzmarkt war von Petrodollar überschwemmt; krisengeplagten Ländern in Lateinamerika, Afrika und Asien wurden Kredite nun fast nachgeworfen. Die Schuldenfalle schnappte zu.

Ab den 1980er Jahren hatten die Länder keine andere Wahl mehr, als sich den Strukturanpassungsprogrammen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds zu unterwerfen. Sanierungskredite gab es für den Preis einer Liberalisierung des Außenhandels und einer Abwertung der Landeswährung. Ferner mussten die Staatsbetriebe privatisiert und die Staatsausgaben reduziert werden – zumindest die für das Personal, für Waffen durfte auch weiterhin Geld ausgegeben werden. In der Folge erodierten vielerorts die ohnehin schwachen staatlichen Strukturen noch weiter.

Selbst unter den erschwerten Bedingungen der Schuldenkrise zeigte sich allerdings, dass der politische Wille in den einzelnen Ländern mitentscheidet und nicht das koloniale Erbe allein die Entwicklung bestimmt. So vollzog sich zwischen 1983 und 1990 überall in Lateinamerika ein Übergang zur Demokratie. In Afrika begann die Demokratisierungswelle 1990. Deren Ergebnisse lassen freilich häufig zu wünschen übrig. Demokratie als stabiles Erfolgsmodell hat sich außer in Indien bisher in keinem nachkolonialen Gemeinwesen bewährt und der moderne Staat als Ganzes nicht einmal dort.

Kolonialherrschaft eröffnete – bei allem Schrecken auch Freiräume. Sie brachte nicht nur Unterdrückung, sondern auch Befreiung von Fesseln der Tradition. Wirtschaftliche Chancen wurden genutzt, Frauen fanden neue Rollen, neues religiöses Leben blühte auf, weltweite Kontakte und globale Mobilität wurden möglich, und ein kritisches postkoloniales Denken entstand.

In diesem Zuge haben sich manche Länder nicht nur Importartikel wie das westliche Staatskonzept angeeignet, sondern auch die englische Sprache. Unsere Weltkultur ist demnach zwar europäischen Ursprungs, aber längst nicht mehr europäischen Charakters. Die europäische Unterwerfung der Welt ist nur noch historische Feststellung.

De facto wurden viele Länder bankrott in die Unabhängigkeit entlassen. Eine wesentliche Überlegung der Kolonialherren war, dass die Kolonien zu teuer geworden waren. Hingetrieben hatte uns vor über 200 Jahren die Gier nach billigen Rohstoffen und Arbeitskräften. Der Fluch der Ressourcen. Dann bekamen wir die Rechnung. Zahlen werden diese wohl auch die ehemaligen Kolonien. Wir müssen umdenken!

Gérard Collomb, le ministre de l’intérieur, a dit dans une interview accordée au Parisien, vouloir expulser au plus vite les réfugiés économiques afin de mieux recevoir tous ceux qui sont poursuivis politiquement. C’est exactement la même réflexion qui a lieu dans bien des pays de l’UE. À première vue cela peut avoir une certaine logique, mais en creusant un peu plus, on s’aperçoit assez rapidement que ce tri contient bien des contradictions. Dans beaucoup de cas il me semble assez compliqué de savoir à quelle catégorie appartient tel ou tel migrant. La faim n’est-elle pas un outil de répression concernant tous ceux qui ne se trouvent pas en position de force ? Je veux désigner les personnes en conflit avec leur régime, sans pour autant s’être fait remarquer dans la rue. Lorsqu’on a affaire à un gouvernement corrompu, la misère est à portée de main. Il est probable que l’argent dû au peuple file dans les poches de tous ceux qui sont proches du pouvoir. Il s’engendre une pauvreté que je qualifierais comme étant proche de la répression. La question est de savoir si cette misère a été déclenchée aussi pour des raisons politiques? Weiterlesen

Lieber Pierre,

es sind die Gedanken an Freude, Glück und an ein gesundes Leben, die wir uns zum Jahreswechsel gegenseitig wünschen. Was soll Reichtum und Wohlstand bedeuten oder auch ein sicherer Job, wenn du krank bist und dich nicht bewegen kannst? Verschlissen durch deine Arbeit oder durch deine eigenen psychischen Belastungen? Nur ein gesunder Mensch steht morgens auf und freut sich auf einen spannenden Tag und nur ein gesunder Hund wedelt seinem Herrchen freudig mit dem Schwanz entgegen. Ansonsten sitzt er in der Ecke und frisst nichts. Bist du gesund, steht dir die Welt offen und die Gesellschaft umarmt dich, gibt dir einen sinnvollen Platz in der sozialen Welt. Streikt dein Körper, streikt dein Mut und du fühlst dich ausgemustert, wertlos, überflüssig. Doch dein Geist gibt nicht auf, arbeitet bis zum letzten Atemzug – vorausgesetzt du leidest nicht an Demenz. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, alt zu werden und nicht umsonst gibt es den Satz „Zum Altwerden gehört Mut“, „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“

Nehmen wir den klassischen Arbeiter, der in der Gehaltsstufe eher unten angesiedelt ist, dafür aber schleppen und schippen darf bis er im Rücken steif ist und unbrauchbar für die Welt, in der Geld mehr Glanz und Gloria innehat als ethische Werte. Alle schaffen für´ s liebe Geld, das – gestaffelt in Kompetenz und Hierarchien – von oben nach unten sortiert. Der Obere schafft für´ s Geld des Investors, den die ganz unten stehenden Ameisen einen Scheiß interessieren. Er gibt Druck an den Rangnächsten, der ihm untergeordnet ist und dieser wiederum an die Ameisen, die fleißig den Haupthaufen wegarbeiten. Und diese emsigen Kleinen reden sich auch noch ein, es sei der „Beruf, für den man alles gibt, den man lebt und glücklich sei, wenn der Rubel des Obergurus rollt. Der Oberguru sitzt derweil auf den Seychellen, schmaucht Pfeife, rührt in seinem Drink und vögelt eine schmucke Dame, die mindestens 25 Jahre jünger ist. Wenn du nun zu den Ameisen gehörst, bist du in deinen goldenen 50-ern kaputt geschafft, drehst dich nachts schlaflos um deine eigene Achse und knirschst bei jeder Bewegung. Doch der Kopf arbeitet stets weiter, du träumst immer noch von dem großen Coup, der Beförderung und der Entschleunigung deines täglichen Rotierens. Fehlanzeige! Der Körper streikt, du bist Alteisen und darfst die Hand aufhalten, wenn die monatliche Kohle vom Amt kommt. Dein Kuchen krümelt ein wenig, aber wen kümmert´ s? Sei immer schön bescheiden und habe stets Angst vor dem innerlichen Aufstand, die dich deinen Job kosten würde. Malochen, rackern, fleißig sein. Irgendwann bist du alt, der Rollator dein Begleiter und du hoffst, dass die Rente dich über Wasser hält. Klar, wenn du gesund wärst, könntest du einen 450-Euro-Job machen, aber… das Skelett macht nicht mehr mit.

Lieber Pierre, kleiner Trost: Es geht uns ausnahmslos allen so. Sei sicher, dass es auch diejenigen trifft, die ganz oben in der H(K)ackordnung stehen und sich auch mit Sicherheit ein besseres Leben ermöglichen konnten. Aber irgendwann werden auch sie krank und brauchen Hilfe. Sie haben alles erreicht und vielleicht ergattern sie einen der teuren, begehrten Plätze im betreuten Luxus-Appartement-Wohnen mit Pflegepersonal, das Deutsch spricht. Vielleicht aber auch nicht. Und was dann? Dann geht bekanntermaßen kein Cent mit in ihr Grab, kein Euro tröstet über die Tatsache, dass auch sie gebrechlich werden und das Zeitliche segnen. Ihre Kids profitieren garantiert und werden schon im Säuglingsalter angehalten, dem Konsum zu frönen, n u r nach dem Verdienst zu schauen (schließlich dreht es sich nur darum, damit du deine Kohle wieder für irgendeinen Schmodder re-investieren kannst) und schon beginnt ihr Kreislauf in einem System von Gedeih und Verderb.

Schmerzen hin, Schmerzen her…es ist Fakt, dass Menschen, die einer Extrembelastung ausgesetzt sind oder waren, krank werden, körperliche Leiden und – durch die Welt von Schnelllebigkeit und Stressfaktoren – zunehmend psychischen Schaden erleiden, weil niemand standhalten kann. Wir haben derart beschleunigt, die Produktivität stetig erhöht und alles soll sich kontinuierlich weiter in die Höhe schrauben. Das geht nicht, das kann nicht klappen und das wird es auch nicht. Wer immer nur hochschaut, kriegt´ s  im Genick und wer immer nur hochsteigt, kann runterfallen. Nimm also dein Leben und lass auch mal los, suche den Sinn in deiner Zeit und sei stolz auf deine Qualitäten. Ändere zur Not deine Gewohnheiten und wenn es sein muss, stell alles auf den Kopf und wage, was du dir sonst nie erlaubt hättest. Der Kopf redet sich oft gut, was dein Körper als Notbremse signalisiert. Tust du das alles nicht, wird der Schmerz dein weiterer Begleiter sein. Er begleitet etwas in dir und tut das so lange ohne Schonung bis du endlich tot bist. Erst dann schonst du gezwungenermaßen etwas, was schon lange deine Aufmerksamkeit, Verarbeitung und Schonung verdient hätte. Jetzt! hast du genug Zeit dafür und Geld ist hier so unwichtig wie der Furz einer Weinbergschnecke.

                

Meine allerbesten Wünsche,

Petra

© Petra M. Jansen

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Hier soir ce sont réunis des milliers de personnes à Vienne, guidé par la peur que l’esprit de l’Anschluss, qui régnait en Autriche en 1938, où les soit-disant victimes de l’invasion des nazis jubilaient, se répète aujourd’hui. Elles avaient accueilli le Führer avec verve. Et Monsieur Strache, le vice-chancelier, un ancien néonazi, en aurait-il fait partie ? .Et dans tout cela, trône Baby-Kurz, 31 ans, ayant le physique d’un jeune marié en plastique, vêtu d’un frac perché tout en haut du gâteau de mariage aux cotés de la fiancée tout en blanc. Pourra-t-il empêcher les ultras du FPÖ, de faire nettoyer les trottoirs par des migrants avec des brosses à dents, comme leurs prédécesseurs avaient fait avec les juifs après l’Anschluss ? Ou comme leurs cousins spirituels en France, qui avaient participé à la rafle du Vel-dhiv ? À quand les hommes à chemises brunes, faisant la chasse à courre dans « le Wienerwald » ? Tous ceux qui ont occupé le centre de la capitale autrichienne, à l’endroit-même, où Adolf Hitler avait proclamé le rattachement de l’Autriche au 3ème Reich, ne sont pas sortis ce jour de janvier par caprice, mais parce qu’ils sentaient que leur république étant en train de glisser dans le passé, un passé pas fait de valses, de baises-mains, de la Hofburg où régnaient des grabataires, d’escalopes viennoises, mais de Kapos, de SS, de la Gestapo ! Et aussi d’étoiles jaunes ! Et c’est bien la résurgence des mauvais esprits qu’il faut absolument stopper. Vous direz que j’exagère. C’est exactement ce qui a été dit aux esprits éclairés au début des années 30, lorsqu’ils ont essayé de convaincre l’intelligencia qu’un danger imminent pouvait arriver. Mais cette dernière préférait se cacher derrière des mondanités que de se mettre en travers. Et puis il y avait les von Pappen, des notables prussiens, qui se disaient qu’en un coup de main ils feraient l’affaire de cette vermine nazie, si vulgaire, si mal éduquée. Weiterlesen

Il est étonnant que ni « Le Monde », ni « Le nouvel Observateur », ne relatent ce qui est à mes yeux est un des points les plus importants du document de base, négocié pour la phase finale d’une nouvelle coalition pendant 24 heures non-stop au siège du SPD à Berlin. Je veux parler de la première étape qui doit être effectuée pour arriver à la formation d’un gouvernement entre les conservateurs et les sociaux-démocrates. Le premier article est consacré à l’avenir de l’Europe, qui de l’avis des négociateurs, ne peut que ce concevoir avec la France. Il est même question de renforcer les rapports d’amitiés et de tout faire pour apporter un soutien effectif à Emmanuel Macron. C’est une ouverture exceptionnelle orchestrée par Martin Schulz. C’est lui qui a rédigé ce texte que je considère comme étant une révérence pour l’initiative prise par le président à la Sorbonne, lors d’un discours mémorable, où il a dit de vouloir refonder l’UE, en particulier dans les domaines économiques et sociaux. Si le nouveau gouvernement allemand réussissait à se former, j’ai l’espoir que nous pourrions nous acheminer vers un avenir meilleur en Europe. Emmanuel Macron n’a pas hésité à dire ce qu’il avait sur le cœur, peu importe comment ses opinions seraient reçues par les citoyens. Il n’a pas pratiqué de clientélisme, car il sait que l’UE n’est pas partout en odeur de sainteté. Weiterlesen

Emmanuel Macron a téléphoné au Président Trump, l’exhortant de bien vouloir repenser sa décision de faire capoter l’accord sur le nucléaire avec l’État islamique de l’Iran. Ayant des liens d’amitiés avec les Israéliens et les Saoudiens, il entrerait dans une certaine logique. Cela démontre assez bien, où sont ses priorités. Qu’il choque ainsi les pays de l’UE, la Grande Bretagne en fait encore partie, ne semble pas le retenir à commettre des actes répréhensibles concernant nos rapports avec les USA. Je doute qu’Emmanuel Macron ait pu lui faire changer d’avis. On ne peut pas tellement raisonner un éléphant étant entré dans un magasin de porcelaine. Mais attendant sa déclaration qui devrait avoir lieu dans quelques heures. Ce monsieur nous a habitué à considérer avec un certain doute, ce qu’il émet. Avec la question plus qu’épineuse du changement climatique, il semble laisser une porte ouverte à de nouvelles négociations. Verra-t-il que c’est dans l’intérêt de tous, que cet accord avec l’Iran ne soit pas remis en question ? Il est évidant que le régime iranien n’est pas au beau fixe, comme l’ont démontré les manifestations contre la vie chère, contre le chômage et finalement contre la faim. Mais attention, même si les ayatollahs sont fragilisés, cela ne veut en aucun cas dire qu’ils laisseront d’ici peu place libre. Pour sauvegarder un peu de sécurité dans la région, nous sommes obligés de composer avec ce régime, certes pas très sympathique, mais étant une réalité. Il serait dans notre intérêt de ne pas trop attaquer le Président Hassan Rohani, considéré appartenir à l’aile libérale des autorités religieuses. Il faut au contraire le ménager et faire en sorte que l’essor économique de ce pays reprenne une vitesse de croisière. Il serait fatal que les têtes bétonnées des intégristes paralysent une fois de plus toutes tentatives de paix. Weiterlesen

 

Reger Verkehr auf den Datenautobahnen.

Ich denke nach, stehe real im Stau.

Sie sitzen in ihren Fahrzeugkabinen,

sehen sehnsüchtig in die Ferne.

Daten … Datenvolumen,

Datensätze; Daten, die neue Dimension!

Sie sind im Plural, die Daten.

Gibt es die Einzahl: das Datum?

Ich glaube nicht, nur ein Zeitfixpunkt!

Daten haben keine Persönlichkeit,

sie sind kein Individuum.

Sind wir es noch? Kann man das so sehen?

Sind wir nicht selbst zur Masse geworden?

Der einzelne Mensch, was zählt er?

Mit dem Singular kommt die Persönlichkeit.

Die gilt es zu ehren, nicht die Daten.

Der Mensch, „die Krone der Schöpfung“!

Aus Subjekt wurde Objekt.

Schon lange, einzeln zählt nicht mehr.

Reihen wir uns aneinander, zu

Menschensätzen, Menschenvolumen?!

Die Arbeitswelt kennt das „Humankapital“.

Kritisch sieht man´s, gebraucht es doch.

Man sammelt Information über uns,

katalogisiert, sortiert, registriert, archiviert.

Wir sind geboren, um zu dienen.

Geleitet zu werden, der Ideologie zu folgen.

Die Tempel des Konsums zu besuchen,

Produkte – neue Götter – zu huldigen.

Was bleibt von dem uns bekannten „Datum“?

Es ruft zur Eile, zu Geschäftigkeit.

Früher ordneten wir mit ihm die Zeit,

kennen heute nur noch „Termine“.

Mit dem Urknall bewegte sich die Materie,

die Geburt der Zeit, sie prägte uns.

Heute stehen wir, wie hier: im Stau!

Was haben wir mit der Zeit getan?!

Wir haben sie missbraucht,

vielleicht sogar umgebracht. Inferno!

Ist sie uns davongelaufen?

Oder sind wir ihr schlichtweg

vor die Füße gefallen?!

Liebe Petra,

wie du weißt, bin ich ein Schmerzpatient geworden. Um mein Leiden besser zu überstehen und zu verstehen, schreibe seit vorigem Sommer Einträge in mein Tagebuch, hier zwei Ausschnitte davon:

Die Schmerzen sind ehrlicher als die Menschen. Sie verstecken sich nicht unter einer falschen Identität oder suchen nicht das Weite in den Untergrund, sie sind einfach da. Sie haben mir gesagt, dass sie ungerecht behandelt werden. Warum soll man sie vernichten? Ich sagte ihnen, dass Lebenswesen sie ganz einfach nicht goutieren, weil sie sich ganze Zeit in den Weg stellen. „Wenn du meinst, dass es angenehm ist mit solchen Schmerzen zu gehen, verstehst du nichts von unserem Leben!“ „Vergiss nicht, dass wir dazu gehören. Wir sind nur da, um Alarm zu schlagen.“ Das war natürlich, was ich nicht hören wollte, aber das gehört zur Ehrlichkeit. Bei vielen Krebsfällen kommt er zu spät, oft ist dann der Tumor nicht mehr zu operieren und ich muss daran denken, wenn ich wieder kahlköpfige Kids in den Gängen des Krankenhauses sehe. Es gibt Krebsarten, die keinen Schmerz erzeugen. Wie kann man darauf kommen, dass diese schreckliche Krankheit uns heimsucht? Die Müdigkeit? Das schlapp sein? Aber das ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür. Ich würde daher empfehlen, jedes Jahr einen Besuch beim Arzt als Kontrolle zu machen. Eine Freundin von uns hat nur einmal darauf verzichtet – dann wurde Brustkrebs festgestellt, mit den bösesten Perspektiven. Man gab ihr nur noch ein paar Monate zu leben, etliche Jahre sind seither Gott sei Dank vergangen, aber solche Fälle sind die Ausnahme. Durch die Schmerzen kann ich nicht anders kann, als mich pflegen zu lassen. Es wäre mir lieber, wenn ich darauf verzichten könnte, aber so habe ich mich besser kennengelernt. Dieses Missgeschick hat meinen Charakter gefestigt, dafür bin ich dankbar, auch wenn sich dies merkwürdig anhört. Ich habe auch gelernt jede Winzigkeit zu goutieren und sie als ein Geschenk zu betrachten. Die Aufnahme der schönen Dinge hat sich grundlegend verändert. Es muss nicht das Eldorado sein, schon ein wenig Fürsorge macht mich glücklich. Vielleicht ist das die beste Waffe, um meinen Freund – den Schmerz – ertragen zu können? Jetzt Schluss für heute, ich muss zu Bett, auch wenn ich mich manchmal davor fürchte, weil der Schmerz mich auch da nicht los lässt.

Seit einigen Tagen interpretiere ich bildlich meine Schmerzen für einen Film, den ich dieses Jahr noch mal drehen werde. Ich werde dort meine Gedanken auch durch Kollagen und Malerei ausdrücken. Zuerst dachte ich, dass alles düster werden würde, so penetrant wie meine Schmerzen sind und doch es kam etwas anderes raus. Ohne die Realität zu ignorieren, wirken die ersten Malereien fast heiter. Ich entdeckte dabei, dass ich es nicht schaffe, Traurigkeit zu verkünden, aber sehr viel mehr die Hoffnung und den Optimismus, die viel tiefer in mir verankert sind, als ich es dachte. Bedeutet das, dass zwischen den qualvollen Momenten, die Sonne immer wieder scheint und dass das Leben letztendlich siegen wird? Ich dachte, dass ich alles mit den Worten ausdrücken könnte und doch geht es mit der Malerei anders. Nicht, dass ich meinen Intellekt ausgeschaltet hätte, aber die Gedanken, die ich spontan zeichne und male, kommen direkt von der Seele, ohne filtriert zu werden. Man spricht vom spontanen Schreiben? Exakt. Ich habe schon öfter dieses Phänomen erlebt, aber am Ende fängt man doch an zu korrigieren, die Wiederholungen einfach zu vermeiden, das richtige Wort zu suchen. Aber es ist fast unmöglich ein Bild derart spontan zu ändern. Man würde die Wunden sehen und oft würde die Spontanität fehlen. Ich verwende  den Begriff „Art Brut“, um zu erklären was ich tue. Ein Stil, der mit genialen psychisch Kranken als therapeutische Methode entwickelt wurde. In Lausanne befindet sich eine herrliche Sammlung, die in ihrer Art einzigartig ist. Zuerst war ich verwundert, dass ich an meinen Stil von vor 36 Jahren anknüpfte, was ich sehr seltsam finde. Einmal als ich die Hemmungen loswerden konnte, fand ich wieder meine damalige Technik und fühlte mich wieder fit, mit dem Pinsel oder der Kollage zu werkeln und die Tatsache, dass ich mich wieder so ausdrücken kann, habe ich dem Schmerz zu verdanken, deshalb werde ich ihn nie verdammen, auch wenn ich manchmal Lust hätte es zu tun. Und jetzt möchte ich allein mit mir, diese Wonne genießen. Ich empfinde so viel Freude, mich dabei wieder neu gefunden zu haben, damit könnte ich noch lange leben. Ich habe keinen Champagner zu Hause, aber – da ich fast ganze Zeit im Virtuellen wandere – werde ich die Korken knallen lassen. Bis Morgen in ganzer Frische!

Petra, du bist noch jung. Passe auf, dass du nicht meinem Beispiel folgst. Bleibe frisch und fröhlich. Das ist mein innerster Wunsch!

Ich umarme dich und sende die alles Liebe aus München.

Pierre

//pm