Die Tage flattern die Unterlagen für die Beantragung der Briefwahldokumente ins Haus. Es ist wieder nach vier Jahren soweit. Angela Merkel geht und wir müssen unsere Zukunft gestalten – ohne sie!

Wir haben ein Wahlrecht. Manche nennen es auch erste „Bürgerpflicht“. Was ist da dran? Kann man uns zur Wahl zwingen? Nein, das ist ausdiskutiert. Aber: die Wahl steht schon seit Jahren in der Diskussion. Welcher Modus soll angewandt werden? Wie lange soll jemand regieren dürfen? Oder: Wer darf wählen? Unter Umständen auch Minderjährige? Was ist mit den ausländischen Mitbürgern, die seit Langem bei uns leben? Viele Fragen!

Wahlpflicht … Warum gibt uns unser Grundgesetz nur das Wahlrecht?

Bis in die 1970er Jahre hinein erreichte die Wahlbeteiligung bis zu 90 Prozent. Das ist längst vorbei.

Der Wahlakt sorgt für den Pulsschlag der Demokratie“ (bpb.de). Das spricht für eine Wahlpflicht, die den Staatsbürger/-innen nicht nur die Freiheit lässt, sondern ihnen Verantwortung abverlangt. Allerdings sollten an die Ausübung der Wahlpflicht keine zu hohen Anforderungen gestellt werden: Über attraktive Wahllokale, verlängerte Öffnungszeiten (möglicherweise über mehrere Tage), vereinfachte Briefwahl und Online-Stimmabgabe. Und schließlich muss das, was die Gewählten regelmäßig bei Abstimmungen praktizieren, auch den Wähler/-innen zugestanden werden – eine auf dem Wahlzettel vorgesehene Enthaltungsstimme.

Eine Überlegung des Verfassungsgebers war seinerzeit – ausgehend von der Ära des vorangegangenen Naziterrors, dass mündige Bürger/-innen ihr Recht verantwortungsvoll ausüben; dies ohne Zwang und Bevormundung. Die Entwicklung der Wahlbeteiligung hat aber das Gegenteil (Politikmüdigkeit) gezeigt. Was also, wenn wir in einer gestandenen Republik wie der unseren die Wähler/-innen ein wenig „anschieben“!?

Zur Demokratie gehören auch Pflichten, man muss an ihr arbeiten …

Die Wahlbeteiligung würde auf jeden Fall steigen.

Aber: Es spricht einiges dafür, dass gerade eine hohe Wahlbeteiligung die Demokratie beschädigen kann. Das historische Beispiel liegt am Ende der Weimarer Republik. Ein sprunghafter Anstieg der Wahlbeteiligung ging einher mit großen Stimmengewinnen für NSDAP und KPD (dhm.de) – Parteien, deren Ziel es war, die Demokratie abzuschaffen und durch totalitäre Ordnungssysteme zu ersetzen.

Das Ergebnis der Wahlen des März 1933 ist bekannt und ihre Folgen prägen Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik bis heute. Eine hohe Mobilisierung der Wählerschaft kann also nicht nur Demokraten und politisch Versierte an die Wahlurne bringen, sondern auch Bürger, die anti-demokratische Einstellungen haben oder sich nur wenig für Politik interessieren – und deshalb vielleicht besonders empfänglich wären für populistische Parolen und vermeintlich einfache Lösungen. Die Einführung einer Wahlpflicht würde solche Bürger nicht nur in Krisenzeiten an die Wahlurne führen, sondern dauerhaft mobilisieren.

Setzen wir also auf das Verantwortungsbewusstsein der Menschen in unserem Land.

Sie zu umwerben ist das Recht und die Pflicht der Politiker/-innen. Vielleicht braucht es hier neue Ideen …

Die Gesellschaft wird immer oberflächlicher, behaupten viele. Doch was meinen diese Menschen eigentlich mit diesem Urteil? Was ist Oberflächlichkeit überhaupt?

Oberflächlichkeit: Auf welche Art und Weise äußert sie sich?

Wie bereits die Wortherkunft verrät, zentrieren sich oberflächliche Gespräche lediglich auf Äußerlichkeiten und gehen nicht in die Tiefe, sie trauen sich einfach nicht unter die Oberfläche der Dinge vorzudringen. Gleichzeitig erfolgt die thematische Behandlung einer Fragestellung nur kurz und wenig ausdauernd, die Mühe einer anstrengenden Analyse wird gescheut. Die Standpunkte und Argumente sind ausgewogen, wie die Schlagzeilen in der Zeitung mit vier großen Buchstaben. Und bei der Urteilsbildung über Mitmenschen sind Aussehen und Kleidung wesentliche Faktoren.

Oberflächlichkeit gehört zum Leben. Fairerweise muss man feststellen, dass Oberflächlichkeit zum Leben gehört und unserer Spezies erhebliche Vorteile bringt, nämlich Zeit- und Energieersparnis. Der Tag hat nur 24 Stunden, mehr können wir daraus nicht machen. Wir können nicht bei jedem Menschen unter die Oberfläche vordringen und bis zu seinem tiefsten Seelengrund tauchen.

Auch Events und Stehempfänge sind nicht unbedingt die passende Gelegenheit, um auf Teufel komm raus nachdenkliche Dialoge zu führen.

Was stört, ist ab Punkt X die ungesunde Schieflage der Gesprächskultur.

Zu viele Probleme zur gleichen Zeit hält keine Gesellschaft aus. Und da Probleme soziale Konstrukte und keine zufälligen Ereignisse sind, lässt sich die Zahl der in der öffentlichen Kommunikation zugelassenen Probleme gut kontrollieren. Man nutzt politische Leerformeln, soziologisch: Kontingenzformeln (Niklas Luhmann, wikipedia.org), mit denen alles oder nichts begründet werden kann.

Wenn für ein komplexes Problem eine einfache Lösung auf dem Tisch liegt, dann ist diese Lösung nicht richtig.

Der ständige Ruf nach Wertedebatte ist stets vielstimmig wie intellektuell oberflächlich und wenig reflektiert. Bei genauerem Hinsehen lassen sich drei Richtungen ausmachen, eine vage konservative, eine radikal marktliberale und eine dezidiert katholisch-konservative (deutschlandfunkkultur.de, 22.11.2010).

Die drei eint das Leiden an der Wirklichkeit, der Rasanz ihres Wandels und den Irritationen fortlaufender Modernisierungsprozesse. Sie suchen nach Halt, auch nach den Sicherheiten einer idealisierten Adenauer-Ära.

Damals kam selbst die CDU noch ohne Grundsatzprogramm aus, aber sie beherrschte die politische Agenda.

Heute ist das anders …

Während der Westen gedroht hat, nicht mit den Taliban zusammenzuarbeiten, nachdem diese die Kontrolle über Kabul übernommen hatten, stehen China, Russland und Pakistan Schlange, um mit den Taliban Geschäfte zu machen.

Als erstes Land hat die chinesische Führung den Taliban freundliche Beziehungen angeboten, nur wenige Stunden nachdem der afghanische Präsident außer Landes geflohen war. 

Die chinesische Freundlichkeit gegenüber den neuen Machthabern in Afghanistan beruht allerdings weniger auf Sympathie als vielmehr auf strategischen Interessen. Die beiden Länder teilen eine 76 Kilometer lange Grenze (stern.de) und die chinesische Führung hat Angst vor militanten Islamisten, die in die Provinz Xinjiang einsickern könnten, wo Peking mit harten Repressalien gegen die muslimische Minderheit der Uiguren vorgeht. 

Neben dem Sicherheitsinteresse geht es im Umgang mit den Taliban aber auch um wirtschaftliche Interessen. China wünscht sich Stabilität in der Region, um sein Infrastrukturprojekt der neuen Seidenstraße voranzutreiben. Zudem ist Afghanistan selbst zwar ein armes Land, verfügt aber über wertvolle Bodenschätze im geschätzten Wert von bis zu drei Billionen US-Dollar (plutv.com)

Gefürchtet wird Afghanistan als größter Opiumproduzent der Erde. Das Geschäft mit geschätzten 600 Tonnen Heroin steuert etwa 11 Prozent zur Wirtschaftsleistung (faz.net) bei – die Taliban finanzieren sich auch daraus. Die meisten Konflikte in Afghanistan drehten sich seinerzeit um Landbesitz und Wasser.

In den vergangenen 20 Jahren hing Afghanistan am Tropf der internationalen Gemeinschaft, was das Bruttoinlandsprodukt von etwa 20 Milliarden Euro verfälschen dürfte. Allein Deutschland hatte geplant, in 2021 430 Millionen Euro zivile Unterstützung zu leisten (sueddeutsche.de). Angesichts der Machtübernahme durch die Taliban hat das Entwicklungshilfeministerium allerdings einen Stopp aller Hilfe verkündet. 

Den Westen hat der Krieg nur gekostet. Das Projekt, Afghanistan nach dem Modell einer westlichen Demokratie umzugestalten, ist gescheitert. Neben 240.000 Todesopfern gibt es folgende Rechnung für den amerikanischen Steuerzahler: Laut Zahlen des Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (Sigar) kostete der Krieg die Amerikaner bisher knapp 1 Billion Dollar. Davon floss die grosse Mehrheit (837 Milliarden) in Ausgaben für den Krieg, 133 Milliarden werden als Aufbaukosten ausgewiesen (nzz.ch).

Ob Afghanistan – teils schon als „Saudi-Arabien des Lithiums“ (US Army, u.a. stuttgarter-nachrichten.de) bezeichnet – tatsächlich zum neuen Eldorado für den in Zeiten des Klimawandels wachsenden internationalen Bedarf an bestimmten Rohstoffen wird, ist nach Experteneinschätzung aus derzeitiger Sicht noch ungewiss.

Dafür ist eine stabile politische Lage in dem Land nötig. Außerdem dauert die Erschließung von Rohstoffvorkommen von der Entdeckung bis zur Ausbeutung teils Jahrzehnte und ist mit enormen Investitionen verbunden.

Wenn es aber in Afghanistan keine politische Stabilität oder sichere Rechtslage gibt, wird kein Unternehmen dort investieren wollen.

Ob aus Gründen des Schutzes vor der Pandemie oder aus besonderer Wertschätzung: Zum voraussichtlich letzten Besuch Angela Merkels als deutsche Kanzlerin hat Präsident Wladimir Putin seine Duzfreundin im Großen Kremlpalast empfangen. Im sogenannten Paradesaal, auch Grüner Salon genannt, begrüßte er sie, wie immer, mit einem Rosenstrauß. Im Alexandersaal, der normalerweise wichtigen Empfängen und Sitzungen vorbehalten ist, traten die beiden später vor die Presse. Dem Großfürsten Alexander Newski ist er gewidmet, einem Nationalhelden des 13. Jahrhunderts, den der Staat heute noch für eine historische Figur von aktueller Bedeutung hält.

Von Feindseligkeit war nichts zu spüren, als Merkel und Putin einander begrüßten. 

Aber: Vor allem die russische Seite scheut sich nicht, immer wieder Öl ins Feuer zu gießen – mit dreist formulierten Äußerungen aus dem Außenministerium, der Ausweisung eines hochrangigen deutschen Diplomaten, sowie mit dem unbarmherzigen Vorgehen gegen Oppositionspolitiker, Aktivisten und unabhängige Medien (nzz.ch).

Merkel hat mit Präsident Putin über die bedrückende Situation von Alexej Nawalny“ (SPON) gesprochen. Der Kremlkritiker war auf den Tag genau ein Jahr zuvor in einem Flugzeug in Sibirien zusammengebrochen – ein Giftanschlag mit dem verbotenen Kampfstoff Nowitschok, hinter dem nach aller Wahrscheinlichkeit Agenten des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB stehen. Nawalnys Haft in einer Strafkolonie sei nicht akzeptabel“ (a.a.O.), so Merkel.

Putin hält Nawalny dagegen für einen gewöhnlichen Kriminellen. Das habe nichts mit dessen politischen Aktivitäten zu tun. Nawalny nannte er jenen Figuranten.

Putin machte damit einmal mehr deutlich, dass er Einmischungen und Belehrungen von außen nicht duldet. Auch im Fall von Belarus nicht, wo Machthaber Alexander Lukaschenko Kritiker verfolgen, misshandeln und einsperren lässt.

Bei ihrem zweiten großen Anliegen hätte die Bundeskanzlerin eigentlich mehr Entgegenkommen erwarten dürfen. Es ging um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, über die sich Berlin zuletzt mit Washington gestritten hatte, nicht mit Moskau. Nun kam Merkel mit einer konkreten Aufgabe nach Moskau: Sie sollte dafür sorgen, dass der Kreml trotz neuer Ostsee-Leitung weiterhin Gas durch seine Pipeline in der Ukraine pumpt – und zwar über 2024 hinaus. Im Gegenzug muss die Betreibergesellschaft von Nord Stream 2 keine Sanktionen mehr aus Washington fürchten.

Letztlich, so ließ Putin durchblicken, hänge das von den Gasbestellungen aus Europa ab. Auch hier schenkte er Merkel nichts. Die hatte zuvor erklärt, sie werde sich bis zu meinem letzten Amtstag“ (sueddeutsche.de) für die territoriale Souveränität der Ukraine einsetzen. 

Nicht zuletzt hat die Bundeskanzlerin Russland um Unterstützung bei der Rettung afghanischer Ortskräfte gebeten. Für die Bundesregierung habe im Moment Vorrang, möglichst viele Menschen nach Deutschland zu bringen, die in 20 Jahren NATO-Einsatz geholfen hätten.

In summa: Frau Merkel ist abgeblitzt, und das wohl in allen Punkten.

Das Versagen westlicher Politik in Afghanistan, die Russen machen darüber hinaus, was sie wollen.

Merkels politisches Vermächtnis: Von einer Aufweichung der harten Fronten kann keine Rede sein.

Jahrelang hatten die Amerikaner in Doha mit den Taliban über eine demokratische Machtteilung verhandelt. Am Wochenende (faz.net) schrumpfte ihr Forderungskatalog auf eine Bitte zusammen: Lasst uns unsere Botschaft evakuieren, bevor ihr Afghanistan endgültig übernehmt.

Hierzulande wollten die Behörden noch prüfen, welche der Afghanen, die deutschen Soldaten, Diplomaten oder Hilfsorganisationen seit 2002 zur Seite standen, Aufnahme in Deutschland verdient haben könnten. Doch ordentliche Verfahren wird es so bald nicht mehr geben.

Die Sicherung des Flughafens in Kabul sei nur mit Unterstützung von US-Truppen möglich, so Bundeskanzlerin Merkel (CDU). Dadurch werde deutlich, was man könne und was nicht, sagte Merkel offenbar auch mit Blick auf die Möglichkeiten der Bundeswehr (dpa)


Angesichts der drohenden Flüchtlingsbewegungen
ist es wichtig, die Nachbarländer Afghanistans sowie die gesamte Region zu unterstützen. Inwieweit Menschen Afghanistan verlassen können, wird zukünftig von den Taliban abhängig sein.

Die Rückkehr der Taliban bedeutet für Afghanistan die Aufhebung des fragilen Systems der Freiheiten“ (elmundo.es). Es wird eine Unterdrückung von Dissidenten und eine Verfolgung der Zivilbevölkerung, insbesondere der Frauen geben. Das monumentale Fiasko des Westens, in erster Linie des Weißen Hauses, auf afghanischem Boden ist eine sehr schlechte Nachricht für die internationale Gemeinschaft. Man muss nun eine Destabilisierung der Region befürchten, die außerordentlich gefährlich wäre. Die neue Entwicklung stärkt nicht nur die Position Pakistans auf dem geopolitischen Schachbrett. Sie verleiht außerdem dem jihadistischen Terrorismus Flügel.

Es stellt sich die Frage, was der Ursprung der Taliban-Rückeroberung ist, will heißen, was in Afghanistan schiefgelaufen ist. Zweifellos hat die Entscheidung der Vereinigten Staaten – von Ex-Präsident Trump getroffen und von seinem Nachfolger Joe Biden weiterverfolgt –, die Truppen abzuziehen, die Initialzündung für die aktuelle Eskalation war, dazu geführt, dass die schwache afghanische Nation sich selbst überlassen wurde. Ebenso ist die Nato mit dem offensichtlichen Scheitern der Machtübergabe an die lokale Führung (repubblica.it) konfrontiert, für die sie enorme Ressourcen bereitgestellt hat.

Vermutlich werden die Taliban die Evakuierungen zulassen. Es ist unwahrscheinlich, dass sie ein Blutbad anrichten werden. Die Taliban müssen Rücksicht nehmen auf ihre internationalen Partner. Das sind vor allem Pakistan und die Geldgeber in Saudi-Arabien und den Golfstaaten. Denen ist nicht daran gelegen, von den Taliban mit Massakern diskreditiert zu werden.

China hat die militant-islamistischen Taliban zu einer friedlichen und reibungslosen Machtübernahme in Afghanistan aufgefordert. „Die Lage in Afghanistan hat sich wesentlich verändert, und wir respektieren den Willen und die Entscheidung des afghanischen Volkes“ (tagesspiegel.de), so die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunaying, vor der Presse in Peking. Ein Ende des Krieges und die Schaffung von Frieden seien sowohl der einhellige Wunsch der mehr als 30 Millionen Afghanen als auch die gemeinsame Erwartung der internationalen Gemeinschaft und der Länder in der Region.

China und Afghanistan teilen eine 76 Kilometer lange Grenze.

Als einzige Fraktion des Deutschen Bundestags war die AfD in der zu Ende gehenden Wahlperiode nicht im sechsköpfigen Präsidium vertreten. Viele Abgeordnete der anderen Fraktionen verweigerten ihnen in der geheimen Abstimmung die Stimme, weil sie die Rechtspopulisten grundsätzlich nicht im Leitungsgremium des Bundestags vertreten sehen. Die AfD kritisierte das als undemokratischen Akt der Ausgrenzung. Mit ihrem Eilantrag hatte sie erreichen wollen, dass der Bundestag vorläufig verfahrensmäßige Vorkehrungen“ (zeit.de) für die Wahl des Präsidiums treffen muss.

Die Partei wolle ein neues und allgemeingültiges Verfahrensrecht, was im Eilverfahren nicht geschaffen werden könne, so das Verfassungsgericht. Bei diesem gehe es nur um eine vorläufige Sicherung von Rechten – dringender Regelungsbedarf bestehe hier aber nicht.

Über die eigentlichen Klagen ist damit noch nicht entschieden.

Was auf den ersten Blick wie eine Formalität erscheinen mag, ist in Wahrheit eine Frage des Respekts und der Ernsthaftigkeit. Wer Eilanträge stellt gegen oberste Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland, muss deren Dringlichkeit überzeugend darlegen. Die ist offensichtlich in diesem Fall nicht geschehen.

In der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestags ist in § 2, Absatz 1, Satz 2 geregelt, dass jede Fraktion durch mindestens einen Vizepräsidenten oder eine Vizepräsidentin im Präsidium vertreten ist. Das gilt auch für die AfD. Doch Absatz 2, Satz 1 legt fest, dass nur der gewählt ist, wer die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestags erhält. Und zwar in geheimer Wahl.

Die Frage muss also lauten, ob eine Partei einen unbedingten Anspruch auf Besetzung eines Vizepräsidentenpostens hat oder nur bei Erreichen einer entsprechenden Mehrheit.

Um es deutlich zu formulieren: Der Bundestag hat wie jedes frei gewählte Parlament der Welt das Recht, sich selbst eine Geschäftsordnung zu geben. Eine Partei, die glaubt, man könne dem Parlament in solchen Fragen mal eben per richterlichem Eilantrag ins Lenkrad greifen, hat das Grundgesetz nicht verstanden.

Am 10. November 2021 (SPON) will das Bundesverfassungsgericht im Hauptsacheverfahren prüfen, ob bei der Wahl zum Bundestags-Vizepräsidenten ab dem zweiten Wahlgang ein einzelner Abgeordneter in seinem Recht verletzt wird, wenn er eine eigene Kandidatin oder Kandidaten nicht zur Abstimmung vorschlagen darf.

In Bayern verlor die dortige AfD-Landtagsfraktion derweil eine Klage (tagesspiegel.de). Der Landtag kann Mitglied in dem gegen Rechtsextremisten gerichteten „Bündnis für Toleranz“ bleiben. Der Verfassungsgerichtshof in München wies eine Klage der AfD-Fraktion am Mittwoch ab. Die Mitgliedschaft in dem Bündnis verletzt laut Urteil nicht die Neutralitätspflicht des Staates. Die AfD wollte die Mitgliedschaft des Landtags in dem 2005 auf Initiative der Kirchen gegründeten Bündnis aufkündigen. Das hatte der Ältestenrat des Landtags abgelehnt, daraufhin hatte die AfD Bayerns höchstes Gericht angerufen. 

Woher kommt es?

Die einen sagen, dass es einen Gott gibt, der immer das Gute will, und einen anderen Gott, der immer das Böse will. Andere sagen allerdings, dass Gott nicht böse sein und nichts Böses wollen kann, weil er gut ist. Das ist auch der christliche Standpunkt.

Daneben gibt es die Erklärung, dass das Böse aus dem menschlichen Willen kommt: Der Mensch ist frei und kann sich für diese oder für jene Richtung entscheiden. Er kann daher auch das Böse wollen und es tun.

Wieder andere sagen, dass das Böse seine Herkunft in unseren Stammeltern hat. Das ist die christliche Idee der Erbsünde. Hier gibt es oft ein Missverständnis: Nicht die Sünde selbst wird vererbt, denn sie ist immer die Folge einer persönlichen Entscheidung. Der Mensch kann allerdings eine Anfälligkeit für Sünde haben (Anton Ziegenaus in katholisch.de, 22.06.2017).

In einem Kosmos mit vielen Göttern, etwa bei den Ägyptern und Griechen, kommen die Wohltaten von den guten Göttern, während die bösen Götter eben für alles Übel in der Welt verantwortlich sind.

Auch psychologisch leuchtet es ein, dass es für die menschliche Gesellschaft sinnvoller ist, dem Guten den Vorrang zu geben, das heißt friedlich miteinander umzugehen. Davon haben alle etwas, weil nur so ein stabiles und zukunftsorientiertes System aufgebaut werden kann.

Selbst die Naturwissenschaften haben versucht, Gut und Böse zu ergründen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts untersuchte der italienische Gefängnisarzt Cesare Lombroso die Schädelform von Schwerkriminellen und leitete daraus den homo delinquens ab. Er glaubte, Verbrechern wohne das Böse von Geburt aus inne und man könne es ihnen bereits an ihrem Äußeren ansehen.

Die Philosophen sehen das Böse als Preis der Freiheit. Es gäbe demnach keine Freiheit, wenn wir uns nicht zwischen Gut und Böse entscheiden könnten. Psychologisch ist das Böse eine Aggression, also eine Vitalkraft. Es ist nur wichtig, dass sie in die richtigen Bahnen gelenkt wird, so dass niemand verletzt wird.

Heruntergebrochen: „Das Böse“ ist eine Denkfigur, die dazu herausfordert, anderen Gedanken nachzugehen als den heute üblichen ideologischen Versatzstücken des linken oder rechten Zeitgeists (Rüdiger Safranski, Schriftsteller, in focus.de, 13.11.2013). Anders ausgedrückt: alternativ denken heißt Verschwörungstheorie – unerwünscht! Das Böse ist also ein Denkmuster, eingepflanzt von den Mächtigen (Kirche, Regierung), das uns das alternative Denken verwehren, zumindest erschweren möchte.

Selbst in der Küche steht Sünde eigentlich für alles, was schmeckt. Nein? Man denke nach …

Das Drama der Freiheit ... Um das Böse zu begreifen, reicht es, die Erfahrungen der Freiheit radikal zu durchdenken.

Aus evolutionsbiologischer Sicht vertrat schon Konrad Lorenz die Auffassung: „… dass die bösen Auswirkungen der menschlichen Aggressionstriebe ganz einfach darauf beruhen, dass die Selektion dem Menschen in grauer Vorzeit ein Maß von Aggressionstrieb angezüchtet hat, für das er in seiner heutigen Gesellschaftsordnung kein adäquates Ventil findet“ (Thomas Fuchs in klinik-sc.de).

Ähnliche Theorien werden heute von der Soziobiologie vertreten.

Grüne Männchen, vom Nachbarplaneten. Sehen aus wie wir, haben Antennen auf dem Kopf.

Die menschliche Arroganz als „Krone der Schöpfung“ kennt keine Grenzen.

Nicht nur, dass Europa in den letzten Jahrhunderten die Welt „beglückt“ hat, nein, für lange Zeit dachten wir, mit dem Universum genauso verfahren zu können.

Was aber, wenn die da draußen besser sind als wir? Wahrscheinlich in Zivilisation weiter entwickelt? Sind sie überhaupt körperlich in unserem Sinne? Ja, das menschliche Vorstellungsvermögen ist doch sehr beschränkt!

Kein Geringerer als Stephen Hawking sagte einmal: „Wenn uns Außerirdische jemals besuchen, wird der Ausgang, so denke ich, genauso sein wie die Landung von Christopher Columbus in Amerika, was für die Eingeborenen nicht sehr gut ausging“ (u.a. tagesspiegel.de).

Unser Sonnensystem ist eines von Milliarden Sternensystemen in unserer Galaxie, der Milchstraße. Ist es wirklich das einzige System, das intelligentes Leben hervorgebracht hat? Das ist eine Frage, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der SETI-Forschung umtreibt (br.de). SETI steht für Search for Extraterrestrial Intelligence, also die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz. Sollte es in unserer Galaxie bewohnte Exoplaneten geben, stellen sich die dortigen Außerirdischen vielleicht genau die gleiche Frage: Sind wir wirklich alleine im All? Vielleicht würden sie sich zunächst auf die Suche nach Exoplaneten begeben – genau wie irdische Astronominnen und Astronomen auf der Erde.

1974 sandte man vom damaligen Arecibo-Observatorium eine ausführliche Botschaft über den Menschen ins All. Naiv?! Nur mal „Hallo!“ sagen …

Was ist, wenn die da draußen uns feindlich gesinnt sind?

Wenn es sie gibt, warum gab es bisher keinen Kontakt? Oder merken wir es nur nicht, weil sie schon da sind? Der Mensch kann drei bzw. vier Dimensionen wahrnehmen, unsere Wissenschaft kennt bis dato an die 22 Dimensionen (astronews.com, 06.12.2018). Also: wer sitzt neben mir auf der Couch?!

Die Erkenntnis: In den vergangenen 5.000 Jahren (Anfänge der menschlichen Zivilisation) waren weit mehr als 1.000 Sterne in einer guten Position, um von dort aus die Erde zu sehen – immer vorausgesetzt, es gab oder gibt dort vergleichbare astronomische Instrumente wie bei uns. Astrophysikalisch geht man dabei von einer Methode aus, die die irdische Forschung verwendet, um ferne Exoplaneten zu entdecken: Beobachtet wird eigentlich ein Stern – zieht ein Planet vor dem Stern vorbei, wird dessen Helligkeit etwas geringer. „Siebzig Prozent aller bekannten Exoplaneten wurde bisher so entdeckt“ (Lisa Kaltenegger, Astrophysikerin in space.com).

Bei der Untersuchung der Sterne Gliese 436, Ross 128, Wolf 359 und anderen, während der die Forscher Informationen über Strahlung und magnetische Felder sowie zu möglichen Objekten wie Planeten sammelten, wurden Signale aufgezeichnet, die die Astronomen erst Wochen später in den Daten entdeckten. Es handelte sich um stark streuende, breitbandige, quasiperiodische und nicht polarisierte Impulse, deren Herkunft bislang unklar ist (heise.de, 15.07.2017).

Ist das schon die Antwort auf unsere Botschaft aus 1974? Wer weiß …