Die Corona-Krise führt Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf völlig unbekanntes Terrain. Der Stillstand des öffentlichen Lebens ist für die lebende Generation ohne Beispiel. Manche deuten ihn als ein großes, beinahe willkommenes globales Experiment der Entschleunigung. Es entstünden neue Chancen für Phantasie und Kreativität, für die Entdeckung anderer Lebensweisen, kurzum und zugespitzt: für den Abschied vom globalen Kapitalismus. Es handelt sich um eine scheinbar plausible Geschichte

Westliche Demokratie und Marktwirtschaft beruhen auf der gleichen Wertebasis, wie sie durch Aufklärung und Französische Revolution für die Selbstermächtigung der Bürger geprägt wurde. Das ordnungspolitische Gebot des starken Staates für die Rahmung der Marktwirtschaft hatte bereits im Jahr 1932 Alexander Rüstow, einer der Väter unseres Wirtschaftsmodells (tagesspiegel.de), beschrieben.

Kultur kommt aus der Gesellschaft, ein zu starker Staat – u.a. Totalitarismus – ist der Sargnagel für jegliche Kulturströmung. Kultur ist Freiheit, sie macht uns Menschen aus.

Im menschlichen Leben spielt deshalb nicht nur die Kontrolle über den eigenen Körper (Friseur) eine Rolle oder die Gestaltung der eigenen Umgebung (Baumarkt). In Kriegen und Lagern, bei Hunger und Kälte waren Lieder, kleine Theaterstücke, geschnitzte Skulpturen schon oft der letzte Widerstand gegen die Entmenschlichung (sueddeutsche.de). Je weniger sich der Mensch als selbstbestimmtes, denkendes, sinnliches Wesen erfährt, umso wichtiger ist die Erinnerung daran, dass er es einmal war.

Wenn Menschen in Italien über Balkone hinweg musizieren, wenn die globale Bachfamilie online gemeinsam singt, wenn die Uffizien virtuell überrannt werden, dann sind dies Techniken kultureller Selbstermächtigung in neuer digitaler Ausprägung. Aber eine Grafikkarte kann keinen Ersatz für einen echten Tizian bieten, die beste Konferenz-Software ein Livekonzert nicht ersetzen.

Seit Wochen beraten die Kulturinstitutionen, wie man das Angebot an die Erfordernisse anpassen können. Die wirtschaftliche Bedrohung für Deutschlands Kulturlandschaft ist nicht gebannt. Dass viele Künstler und Institutionen auf der Strecke bleiben, ist schlimm genug. Aber wenn die Kultur zum Accessoire degradiert wird, dem man sich zuwendet, wenn alles andere geregelt ist, dürfte ihr Schicksal besiegelt sein.

Generell hebt die Corona-Krise die Digitalität unserer Gesellschaft auf eine ganz neue Ebene. Homeoffice, Videokonferenzen, Museum online – von heute auf morgen mussten viele auf ein nicht gekanntes Ausmaß an digitaler Kommunikation umsteigen. 

Der aktuelle Moment macht uns deutlich, welch großer Schatz die Kulturlandschaft ist und wie privilegiert wir bis jetzt waren, daran nach Belieben teilzuhaben. Des Weiteren erkennen wir, dass dieses Privileg nicht selbstverständlich ist. Kunst und Kultur sind gerade in Krisenzeiten ein wesentliches Element der mentalen Auseinandersetzung und emotionalen Verarbeitung. Der – hoffentlich – vorübergehende Verzicht fällt uns momentan besonders schwer, erst recht, da er für die meisten Menschen mit einem hohen Grad an menschlicher Isolation einhergeht.

Aber Kultur ist auch kreativ: Zahlreiche Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Künstler haben bereits digitale Alternativen entwickelt. Wir können daher zumindest virtuell, zum Teil per Livestream und größtenteils kostenfrei, an Konzerten, Lesungen, Opernaufführungen, Ausstellungen oder Diskussionsveranstaltungen teilnehmen.

Hierbei entstehen aus der Not heraus neue Formate, bereits bestehende digitale Vermittlungswege bekommen die neue Aufmerksamkeit.

Schule ist das Gegenteil von Abstandhalten. Schule ist im Idealfall ein geschützter Raum, in dem sich Kinder persönlich, intellektuell und sozial weiterentwickeln können. Die wichtigste Funktion von Schule ist die Integration junger Staatsbürger in die Gesellschaft. Integration bedeutet aber gerade, dass kein Abstand gehalten wird (Volker Boehme-Neßler, zeit.de).

Viel wird zur Zeit in der Schulpolitik riskiert – vielleicht sogar Menschenleben. Man stelle sich nur vor, Schüler bringen Corona mit nach Hause, und es stirbt ein Großeltern- oder Elternteil. Oder Schüler bringen Corona mit in die Schule und ein Lehrer aus einer Risikogruppe infiziert sich. Die Sorgen, die derzeit von vielen Seiten kommen, sind berechtigt.

Niemand geht zurzeit unbelastet in die Prüfungen. Existenzsorgen erschüttern viele Elternhäuser. Eine große Gruppe von Verlierern steht jetzt schon fest: Kinder und Jugendliche, die zu Hause keine Unterstützung bekommen, nicht mit fürsorglichem Druck zum Lernen angehalten werden. Genau das ist das Dilemma: niemand kann wollen, dass diese Kinder allein gelassen werden oder dass Eltern weiter bis zu Erschöpfung die Schule ersetzen müssen.

Hygienepläne haben inzwischen alle aufgestellt, sie orientieren sich weitgehend an den für Rheinland-Pfalz (faz.net) entwickelten Vorgaben. So wird es in den Gängen einen Einbahnstraßenverkehr geben, Tische werden in großem Abstand aufgestellt, an den Schultoiletten wird der Einlass kontrolliert. Versetzter Unterricht und versetzte Pausen sollen die Abstandsregeln möglich machen. Häufigere Reinigungsrhythmen und Desinfektionsmittel sind außerdem vorgesehen.

Künftige Entscheidungen über Schulöffnungen werden nicht nur vom Infektionsgeschehen, sondern auch von bislang fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnissen abhängig gemacht werden. Denn derzeit weiß die virologische Forschung noch wenig darüber, welche Rolle Kinder bei der Verbreitung des Virus spielen. Es gibt dazu erst zwei Studien aus China und den Niederlanden, die zu widersprüchlichen Ergebnissen führten. Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, das steht unmissverständlich in der Verfassung. Wenn der Staat Schülerinnen und Schüler in einer Pandemie in die Schule zwingt, könnte er beides bedrohen – ihr Leben und ihre Gesundheit. Zwar gibt es Hinweise darauf, dass Kinder und Jugendliche weniger stark, oft symptomlos an Corona erkranken, aber das ist noch lange kein gesichertes Wissen. Über Spätfolgen einer Corona-Erkrankung wissen wir noch gar nichts. 

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Bildung, es gibt eine Schulpflicht. Das steht in unserer Verfassung, dem Grundgesetz. Wir alle haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit, das Leben ist unantastbar. Staatliche Grundrechtseingriffe sind von alters her bekannt, sind auch zulässig unter gewissen Voraussetzungen. Was aber – und solch ein Fall dürfte wohl sehr selten sein, liegt uns aber im Moment vor der Nase – wenn ein Gut des Grundgesetzes, die Schulpflicht, uns alle an Leib und Leben gefährdet?! Kann das zulässig sein? Nein!

Soweit die Theorie. Es bedarf allerdings keiner geistigen Turnübungen um zu der Frage zu kommen, wie es denn nun weitergehen soll. Und das muss es …

bmbf.de, 15.03.2019: „Mit dem DigitalPakt Schule wollen Bund und Länder für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Um das Ziel zu erreichen, haben Bund und Länder die Verwaltungsvereinbarung für den DigitalPakt unterzeichnet. Damit startet der DigitalPakt am 17. Mai 2019Wo bitte sind die 3,5 Milliarden Euro des Bundes hin? Was hat man damit gemacht?

Warum benutzt man keine der u.a. von den Internetgiganten entwickelten und bereits vorliegenden Lernprogramme?! Faktisch werden Schülerinnen und Schüler immer noch mit einem „Wurstzettel-Kompendium“ an Kopien nach Hause geschickt. Mögen die Eltern die Fortschritte kontrollieren.

Monate sind vergangen, im Grunde hat sich in der Bildung zu Corona-Zeiten, wie auch im 21. Jahrhundert, eigentlich nichts getan.

Business as usual …

Bereits in der Vorgeschichte wurde Erdöl verwendet, etwa zum Abdichten von Booten. Die moderne Geschichte beginnt mit der Nutzung von Petroleum als Lampenöl und Edwin Drakes Entdeckung einer unterirdischen Ölquelle in Titusville/Pennsylvania. Am 27. August 1859 (deacademic.com) wurde hier, zunächst nur ein Umschlagplatz für die Holzindustrie, durch Edwin L. Drake die erste kommerzielle Erdölbohrung der Geschichte, nach einer noch früheren Bohrung in Baku am Kaspischen Meer, niedergebracht. Drake begründete damit den Ruf der Stadt als Geburtsort des Erdölzeitalters.

Als Treibstoff der Industriegesellschaft beginnt das goldene Zeitalter des Erdöls: Erdöl entscheidet Kriege und trägt maßgeblich zum materiellen Wohlstand der Industriegesellschaften bei – wird aber selbst auch zum Auslöser von Krisen und Kriegen.

Öl war zur richtigen Zeit gekommen: 1865 war der amerikanische Bürgerkrieg zu Ende; die nun richtig in Schwung kommende Industrialisierung, die Erschließung des Westens und die Einwanderungswelle aus Europa schufen einen riesigen Markt. Dessen Potenzial hatte ein geschäftstüchtiger junger Kaufmann namens John D. Rockefeller (oekosystem-erde.de) rechtzeitig erkannt. Er stieg in den Ölhandel ein – und wurde damit zum reichsten Mann der Welt.

Mit der von Thomas A. Edison verbesserten Glühbirne erwuchs dem Petroleum eine ernsthafte Konkurrenz: Ihr größter Vorteil war die geringere Brandgefahr. Als Edison 1882 in New York das erste Kraftwerk fertig stellte, begann ihr Siegeszug, die Geschichte des Erdöls schien schon wieder zu Ende. Ende des Jahrhundert brachte Standard Oil daher die ersten Ölöfen und Ölbrenner für Fabriken, Züge und Schiffe auf den Markt; aber wichiger sollte eine andere Erfindung werden: 1886 hatte Carl Benz das Auto mit Verbrennungsmotor erfunden, und dieses sollte der größte Markt für Erdöl werden.

Das Auf und Ab der folgenden hundert Jahre (Ölboom, Ölkrise, Bohrhämmer, Ölmilliardäre u.a.) ist uns bestens bekannt. Als manche Ölnotierungen Anfang der Woche ins Negative kippten, da machten sich viele Verbraucher Hoffnungen: Bekommen sie an der Zapfsäule nun Geld raus, wenn sie volltanken? Viele ahnten wohl schon, dass damit nicht zu rechnen ist – und freuten sich dennoch über günstige Spritpreise.

Zum ersten Mal in der Geschichte ist der WTI-Ölpreis in den negativen Bereich gefallen. Verantwortlich für den zuletzt negativen Ölpreis ist die Tatsache, dass die Lagermöglichkeiten in den USA ausgeschöpft sind und gleichzeitig deutlich mehr Öl gefördert wird, als verbraucht werden kann. Ökonomisch gesehen zahlen die Öl-Produzenten bei einem negativen Ölpreis dafür, dass ihnen das Öl abgenommen wird, weil sie selbst dafür keine Verwendung haben (godmode-trader.de).

Dass es nun Negativpreise gibt, hat auch mit den Absurditäten an Finanzmärkten zu tun. Öl wird als Termingeschäft in der Zukunft mit sogenannten “Futures” (heise.de) gehandelt. Der Käufer verpflichtet sich in einem Kontrakt, die vereinbarte Ware (Öl) in einer bestimmten Menge abzunehmen. Allerdings sind das oft keine “Käufer”, sondern schlicht Spekulanten, die sich mit ihren Futures nun massiv verzockt haben. Sie wollten real kein Öl kaufen, sondern ihre Kontrakte nur gewinnbringend an reale Abnehmer verkaufen. Doch das ging nun massiv in die Hose, als das Fälligkeitsdatum nahte und keine Käufer in Sicht waren. Die Zocker haben sich teuer verzockt, denn sie haben keine Infrastruktur und wollten das Öl nie haben. Nun: um die Kontrakte irgendwie loszuwerden, waren sie letztlich sogar bereit, viel dafür zu bezahlen.

So kommt es zu einem “Mega-Contango” (wikipedia.org). Will heißen, dass der aktuelle Preis für Öl und der für Öl, das erst im Mai auf Basis der Kontrakte geliefert werden soll, weit auseinanderklaffen. Denn im Mai will offensichtlich niemand mehr Öl kaufen, da schon jetzt die Lager mehr als gut gefüllt sind.

Somit haben wir eine toxische Situation: Auf der einen Seite besteht seit langem ein Überangebot am Ölmarkt, das in der Coronakrise richtig explodiert ist. In vielen Ländern drohen zudem die Lagerkapazitäten überschritten zu werden. Befürchtet wird, dass spätestens Ende Mai Lieferanten für das ständig auf den Markt strömende Öl keinen Lagerplatz mehr finden.

Fünf ehemalige SPD-Spitzenpolitiker, darunter auch der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder haben die Bundesregierung in der Corona-Krise zu größerer Solidarität gegenüber anderen EU-Staaten aufgefordert. „Deutschland hat politisch und wirtschaftlich unglaublich durch die Einigung Europas gewonnen. Es muss jetzt vor allem seinen Beitrag zur Überwindung dieser schweren Krise leisten“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben (handelsblatt.com).

Unterzeichner sind neben Schröder die früheren Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Hans Eichel, die ehemalige Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries und der frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin. Konkret fordern sie „einen großen europäischen Solidarfonds, der die immensen Kosten der Krise und des Wiederaufbaus der europäischen Wirtschaft trägt“. Dieser Fonds müsse beim EU-Haushalt angesiedelt und gemeinsam von allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union garantiert werden.

Ein böser Geist zieht durch Europas Straßen, es ist ernst. Das gilt spätestens seit dem Aufflammen der Euro-Krise und dem Brexit-Votum in Großbritannien im Sommer 2016.

Dabei handelt es sich nicht um eine vorübergehende Krise. Vielmehr ist die Euro-Zone – und auch die EU als Ganzes – im Fortbestand gefährdet.

So hat der Historiker David Engels von der Universität Brüssel z. B. den Untergang des Römischen Imperiums mit der aktuellen Situation der EU verglichen (gevestor.de).

Er rechnet damit, dass die derzeitige EU-Krise die mit dem Brexit begonnen hat, zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen wird, welche eine grundlegende gesellschaftliche und politische Neuformierung Europas erzwingen werden.

Am Ende steht nach seiner Meinung ein Zerfall der Demokratie und ein autoritärer Staat im Sinne einer Diktatur, wie man sie im alten Rom ab dem 1. Jahrhundert nach Christus gesehen hat.

Die Parallelen sind nach Ansicht des Historikers frappierend:

Egal, ob bei der Arbeitslosigkeit, dem Familien-Zerfall, dem Individualismus, dem Niedergang traditioneller Konfessionen, der Migration oder der wachsenden „Brot und Spiele-Mentalität“ – überall gleicht der Niedergang der heutigen EU dem des Römischen Imperiums.

Vor allem weil die europäischen Gesellschaften nicht in der Lage waren, mit der Geschichte Schritt zu halten, zu zeigen, dass es ein europäisches Volk gibt, und dass der Brexit kein britisches Thema, sondern eine Herausforderung für die gesamte Gemeinschaft ist. Sie waren weder in der Lage, ihre Solidarität zu zeigen, noch die „Remainers“ (die heute landesweit in der Mehrheit sind, insbesondere unter den jungen Briten) zu unterstützen, um so ihren Willen zur Verteidigung, Erhaltung und auch zur Verstärkung des gemeinsamen Projekts zum Ausdruck zu bringen.

Zweifelsohne wird sich die Zukunft in diesem Jahr in Washington abspielen. Eine im November mögliche Wiederwahl von Donald Trump, der sich zusammen mit Wladimir Putin und Xi Jinping täglich für den Zerfall der EU einsetzt, birgt die Gefahr, nationalistische Parteien in Europa wiederzubeleben und zentrifugale Tendenzen zu schüren. Und diese drohen, die seit 1957 in der EU üblichen Kompromisse unmöglich zu machen.

 

Früher war´s ganz einfach, man war wie man war. Heute gibt´s Instagram, Facebook (für geistig Arme), Pinterest und jede Menge Möglichkeiten, seine eigenen Peinlichkeiten loszuwerden oder mindestens für andere schrecklich peinlich zu sein. Auf Twitter gab´s unlängst den Hashtag „zeigthereurebäuche“ – lachen, würgen, Kopfschütteln inklusive. Was geht eigentlich den Damen durch den Kopf, Gott und der Welt ihre Bäuche zu zeigen und sich vor der Öffentlichkeit dermaßen zu entblößen? Muss das sein, dass Mama nach der zweiten Niederkunft um Aufmerksamkeit hechelt, weil sie noch keine Wampe und Schwangerschaftsstreifen hat? Ist es wirklich nötig, sich in halterlosen Strümpfen mit Schlüpfer auf dem Bett via Self-shot in die Öffentlichkeit zu rücken? Und ist es wirklich erstrebenswert, als Mitte-50-er-in mit Bildbearbeitung Schleifen ins Haar zu zaubern, den Kussmund in die Kamera zu werfen und überalterte Fotos zu benutzen? Oftmals trifft einen in der Realität der Schock, wenn man den Retuschierten tatsächlich einmal live gegenübersteht und die weggebügelten Falten sich als strack nach unten hängende Furchen mit Doppelkinn entpuppen.

Auf Facebook oder Instagram gibt´s kaum was Peinlicheres als die eigene Mami im Freundeskreis zu haben. Garantiert haut Mutti jedem erwachsenen Kerl die blinkenden Herzchen, Küsschen und „HDGDL (hab dich ganz doll lieb), mein Schatz“ um die Ohren. Ähm, also da geht die beste Lady dann mal schnell weiter und sucht sich einen anderen Helden. Mit Sicherheit aber keinen in Pantoffeln und auch kein Mutti-Söhnchen, denn es dauert garantiert nicht lange, da kann Mami ihren Stolz nicht mehr verbergen und zeigt den muskelbepackten Kerl mit Windelhöschen als er sich an Möbeln entlang hangelte und seinen zahllosen Kiefer zeigte. Hust…

Zurück zu den Trockenpflaumen im Internet: Da gibt´s ja nicht nur die peinlichen Entgleisungen der dauer-brunftgeilen Frauen sondern auch die sabbernden Voyeure, die bei genauer Hinsicht sexuell völlig verklemmt  sind und deren Verhalten oft von Community zu Community wechselt. Sind sie auf einer beruflich orientierten Plattform eher sachlich zurückhaltend, tropft ihnen bei Twitter die Spucke aus dem Mund und bei YouTube outen sie sich plötzlich als Heavy Metal Fan, während sie bei Facebook eher zurückhaltend waren (wegen der Nachbarn).

Peinlicher als alle diese Dinge aber sind die Turteltauben-Fotos der jeweiligen Profilbilder mit Status-Korrektur – je nachdem ob gerade zusammen oder im Streit. Ein Hin und Her bei ihrem Beziehungsstatus in Facebook von „vergeben“, „in einer Beziehung“ bis „Single“ und nicht selten wechselt der Status innerhalb von wenigen Wochen, um dann nach weiteren Tagen wieder in den ursprünglichen Zustand und dann wieder in „ich bin glücklich alleine“ versetzt zu werden. Wen interessiert das eigentlich, außer dem Ego der jeweiligen Profilinhaber? Ganz ehrlich, mir geht das am Arsch vorbei.

Die virtuelle Welt kann eine sehr zerbrechliche Welt sein. Für die Kaffeetasse reicht es, vielleicht für einen kurzen Plausch über unwichtiges Zeug – aber wenn man ernsthaft mal nachhakt und Klartext redet, war´s das mit der Freundschaft. Sehr fragil das Ganze, wenn man keine Haptik, keine Mimik und auch keine Intonation hat. Und noch fragiler, wenn man glaubte, man kenne jemanden und sieht in einer anderen Community genau diese Person mit völlig anderer Reaktion als gewohnt.

Alles in allem – betreibt man Social Media als Instrument mit Realitätsbezug, ohne sich ausziehen oder blamieren zu müssen, ist es absolut in Ordnung. Was da aber zu beobachten ist (wohl ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft), ist ein Mangel an Selbstbewusstsein, Ehrlichkeit und Respekt. Lächerlich und wirklich echt peinlich aber die Kommentare von Mutti und der Liebsten, die jedermann klar machen, dass ER so ein Schnuckelchen ist und natürlich der eigene Besitz. In die gleiche Kerbe hauen das Pärchen-Getue und diese unendlich auswuchernde Selfie-Darstellung, die allesamt der Welt da draußen suggerieren „ich bin glücklich.“ Wäre es wirklich so, bräuchte das ja niemand explizit zu betonen, stimmt´s? Gruß von Mutti, Kuss von Kussi-Bussi-Schatzi. Es stimmt schon – Instagram, Facebook, Messenger, Pinterest & Co. machen schlau. Nur anders, als beabsichtigt.

 

Kussi Bussi und so

 

© Petra M. Jansen

 

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Die Beamten sollen die Schlimmsten sein, was diese „Gewächse“ angeht. Ein Beispiel: Die Spontanvegetation hinter Ihrer nicht lebenden Einfriedung nimmt derart Überhand, dass Sie etwas dagegen tun müssen (rp-online.de). So oder so ähnlich könnte ein Brief einer Behörde abgefasst sein. Und natürlich versteht man so gut wie gar nichts. Also nochmal von vorne, jetzt aber auf deutsch: Hinter Ihrem Zaun wächst zu viel Unkraut und das muss weg. Beamtendeutsch ist manchmal komplizierter als es eigentlich sein müsste.

Jeder, der schon mal einen Behördenbrief in der Hand hatte, hat die Eigenheiten des Amtsdeutsch bereits schwarz auf weiss kennengelernt. Auch Anwälte nutzen diese Art zu formulieren, damit die Inhalte juristischen Maßstäben standhalten können.

Das Ziel der Verwaltungssprache ist die absolute Präzision einer Aussage oder Angabe. Das endet meist in grammatikalischen Konstruktionen mit verschachtelten Sätzen, in denen mehr Substantive als aktive Verben vorkommen und die Passiv-Form dominiert. Da diese Art zu formulieren häufig im Schriftverkehr von Ämtern genutzt wird, nennen viele Menschen es umgangssprachlich Beamtendeutsch. Laut Duden heißt es auch Papierdeutsch.

Die Genauigkeit des Beamtendeutsch sorgt ironischer Weise häufig dafür, dass selbst deutsche Muttersprachler sich vor Verwirrung an den Kopf fassen. Zum Glück sind Mitarbeiter in Ämtern in der Regel gerne bereit, ratlosen Amtsgängern den Weg durch den Dschungel des Papierdeutsch zu erklären.

Präzision und Pünktlichkeit, Gartenzwerg und Sauerkraut – so mancher Stereotyp rund um den Deutschen ist weltweit bekannt. Nicht jede Nation hat dabei das gleiche Bild vom typischen Bundesbürger. Gerade im Business-Bereich lohnt sich die Auseinandersetzung mit deutschen und internationalen Unterschieden, um ausländischen Geschäftspartnern frei von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen zu begegnen.

Die Kanzlerin soll die Tage auch den „Vogel abgeschossen“ haben. Sie habe von -Zitat- „Öffnungsdiskussions-Orgien“ (deutschlandfunk.de) gesprochen. Merkel habe erklärt, sie mache sich größte Sorgen, dass sich die gute Entwicklung bei den Corona-Infektionen wieder umkehre, weil sich zu wenige Menschen an die Kontaktbeschränkungen hielten. Die Diskussion über Lockerungen sei nicht hilfreich.

Nun, die Frau Bundeskanzlerin ist im eigentlichen Sinne keine Beamtin, auch wenn sie unserer Republik dient. Manche/-r im Ausland mag sich wirklich schon an den Kopf gefasst haben ob unserer Sprachkapriolen.

Als Beamtendeutsch wird umgangssprachlich eine sehr förmliche Ausdrucksweise im geschäftlichen Schriftverkehr vieler Behörden und Verwaltungen bezeichnet.
Hier einige Beispiele:

Die Vermittlung einer Pflegefamilie für ein Kind wird als „Beelterung“ bezeichnet.
Ein Kind, das zur Schule geht, wird „beschult“.
„deutscher Staatsbürger ausländischer Herkunft“
„Fahrtrichtungsanzeiger“ für „Blinker“
„Spontanvegetation“ für Unkraut (vgl. oben)
„Begleitgrün“ anstelle von „Grünfläche“ oder „Grünstreifen“
„Lichtsignalanlage, Wechsellichtzeichen, Lichtzeichenanlage“ für Ampel
„Postwertzeichen“ für „Briefmarke“
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Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Deutsche Sprache, schwere Sprache. Deutschland mag es in der Wirtschaft verstanden haben – der sprachlichen Globalisierung steht dennoch noch einiges im Wege …

Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts haben rund 50 Menschen in Stuttgart an einer ihnen zunächst untersagten Demonstration teilgenommen. Die Stadt sah sich durch den Richterspruch veranlasst, das von ihr erlassene Verbot des Treffens am Samstag auf dem zentralen Schlossplatz zurückzunehmen. Unter der Beachtung eines Abstandes von 1,5 Metern zwischen den Teilnehmern und einer Distanz zu Passanten von 2 Metern könne die Versammlung am Samstagnachmittag stattfinden, teilte die Stadt mit. Ein Privatmann hatte die Demonstration gegen die Einschränkung der Grundrechte in der Corona-Krise mit maximal 50 Teilnehmern angemeldet. Die Demonstration lief friedlich ab.

Das Gericht hatte dem Eilantrag des Klägers gegen das Verbot der Demonstration in Stuttgart stattgegeben (Az. 1 BvQ 37/20). Der Beschluss verpflichtete die Kommune, über die Anmeldung neu zu entscheiden.

Der Kläger war zuvor mit Eilanträgen bei den Verwaltungsgerichten gescheitert (ka-news.de). Das Bundesverfassungsgericht dagegen hielt den Erlass einer einstweiligen Anordnung für geboten. Eine Verfassungsbeschwerde wäre nach gegenwärtigem Stand offensichtlich begründet, heißt es in dem Beschluss vom Freitag.

Die Stadt hatte dem Gericht in einer Stellungnahme mitgeteilt, es sei ihr nicht möglich, Auflagen festzusetzen, die der aktuellen Pandemielage gerecht würden. Das war den Richtern viel zu pauschal. Es sei zwar richtig, dass die Infektionszahlen gerade in Stuttgart in den vergangenen Wochen stark gestiegen seien. Das befreie aber nicht davon, möglichst in kooperativer Abstimmung mit dem Antragsteller alle in Betracht kommenden Schutzmaßnahmen in Betracht zu ziehen und sich in dieser Weise um eine Lösung zu bemühen“.

Auch Hunderte bei Demo in Berlin. Nach einem Gespräch mit dem Kläger habe der Versammlung unter Auflagen nichts mehr entgegengestanden, teilte die Stadt mit. Sie betonte jedoch: Das Versammlungsrecht ist wie der Gesundheitsschutz ein hohes Gut. Bei unseren Entscheidungen haben wir beide Güter entsprechend der geltenden gesetzlichen Vorgaben abzuwägen.” Derzeit stehe der Schutz vor Ansteckungen im Vordergrund.

Trotz geltender Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben in Berlin-Mitte am Wochenende wieder Menschen gegen die von ihnen befürchtete Einschränkung von Grundrechten demonstriert. Von 79 Teilnehmern nahm die Polizei am Samstagnachmittag am Rosa-Luxemburg-Platz die Personalien auf, wie die Polizei mitteilte. Einzelne Teilnehmer wurden demnach weggetragen. Zwei Demonstranten seien vorübergehend in Gewahrsam genommen worden.

Die Gruppe einte unter anderem die Sorge um die Grundrechte, die nach Meinung der Teilnehmenden durch die Corona-Erlässe in ganz Deutschland (Reiseverbot, quasi Versammlungsverbot, Kontaktsperre) in unangemessen drastischer Art eingeschränkt werden. Wie schon bei der Kundgebung der aus der Psychiatrie entlassenen „Corona-Anwältin“ Beate Bahner in Heidelberg hörte man auf dem Rosa-Luxemburg-Platz immer wieder lautstarke „Wir sind das Volk“-Sprechchöre. Auch „Grundgesetz, Grundgesetz!” wurde skandiert (nordkurier.de).

In Gießen hatten am Freitag dann mehrere Menschen unter Auflagen gegen Grundrechtseingriffe im Zuge der Corona-Krise protestiert, nachdem das Bundesverfassungsgericht ein Verbot der Demonstration gekippt hatte. Die Polizei zählte bis zu 50 Teilnehmer (dpa) bei der Kundgebung unter dem Motto „Gesundheit stärken statt Grundrechte schwächen – Schutz vor Viren, nicht vor Menschen“.

Lieber Pierre,

ich lese Gedanken, Erklärungen, Angst und all das ist natürlich menschlich. Heute wollte ich mich ursprünglich nicht in bereits bekannten Fakten, Argumenten und Schlussfolgerungen verlieren, wie es derzeit unendlich viele – in zum Teil überflüssigen Talk-Shows und Internet-Portalen – tun. Jeder hat selbstverständlich seine Meinung und auch der letzte Quacksalber darf mit Thesen und Ansichten die Leute noch mehr verschrecken. Schaltest du den Fernseher an, wirst du zugeschossen mit dem Wort „Corona“ oder „Covid-19“ und jedermann wälzt tausendfach von hier nach da. Wir alle hätten gerne eine sofortige Lösung, die es aber nicht gibt. Tatsache ist, dass Pandemien die Geschichte der Menschheit schon immer begleitet haben und es auch zukünftig tun werden. Viren konnte man bisher nicht gänzlich ausrotten und das wird auch in Zukunft nicht möglich sein. Sie mutieren, verändern sich, breiten sich für unser Auge unsichtbar aus und sind uns – wenn sie neu entstanden sind – erst einmal einen großen Schritt voraus. Eines Tages werden wir einen Impfstoff gefunden haben und damit dürfte dieser Spuk ein Ende haben. Was wir heute feststellen können ist, dass sich die Geschwindigkeit – auf Grundlage der Globalisierung – rasant erhöht. Die ganze Welt ist miteinander verbunden und wir sitzen alle im gleichen Boot.

Ja, lieber Pierre, es macht Angst. Erstmalig seit meiner Geburt fühle auch ich mich bedroht, stehe fast machtlos da und wünsche, dass meinen Kindern und meiner Familie nichts passiert. Unglaublich ist, dass bei dieser Gefahr dennoch so viele Menschen die einfachsten Infektions- und Besuchsregeln missachten und größtenteils immer noch ohne Masken herumlaufen. Ihnen dürfte doch sicher auch klar sein, dass nur eine konsequente Einhaltung der Infektionsmaßnahmen schützen? Kaum zu glauben, dass gerade die ältere Generation reichlich sorglos damit umgeht (wie ich immer wieder beobachten konnte). Trotz Kontaktsperre kamen über Ostern Enkelkinder zu Oma und Opa, feierten als ob ihnen nichts passieren könnte. Ja, mir fehlen die Worte und ich hoffe, dass diese Nachlässigkeit aus rein egoistischen Gründen nicht doch am Ende seine Opfer holt. Ein Unverständnis auch für die Leugner, denen bis jetzt 4.000 Tote in Deutschland egal zu sein scheinen (solange es niemanden aus deren Umfeld trifft) und die der Meinung sind „alles halb so schlimm, reine Panikmache“. Die weltweiten Zahlen und lock down-Aktivitäten mit Aufrüstung von Intensivplätzen und Beatmungs-Kapazitäten passieren sicher nicht aus einer „alles-nicht-so-schlimm-Laune“ heraus.

Nun zum Thema Kirche: Der liebe Gott hat damit garantiert nichts zu tun und wird uns auch nicht aus dieser Misere befreien. Schlichtweg weil es diesen Quatsch von Gott und diesem Kirchen-Unsinn nicht gibt. Da kommt niemand vom Himmel runter und nimmt mich barmherzig an die Hand, führt mich in eine bessere Welt. Dass die Kirchen, Gotteshäuser und Moscheen geschlossen sind, finde ich absolut korrekt. Wir müssen nicht irgendeinen Aberglauben anbeten, der uns sowieso nicht hilft. Im Jahr 2020 dürfte dieser Blödsinn mit seinen dogmatischen Prinzipien doch sicher überholt sein. Jedenfalls bin ich nicht bereit, eine Kerze anzuzünden – und wenn, dann für eine kuschelige Liebesnacht zu Zweit. Kirche? Der liebe Gott? Nein, Pierre – nichts für mich und schon gar nicht interessant in Corona-Zeiten. Wir haben Besseres zu tun, oder nicht?

Ich verstehe die Ohnmacht, die uns umgibt und ich verstehe durchaus, dass wir die Beschneidung unserer Freiheitsrechte sowie die Reduktion des gesellschaftlichen Lebens unbequem finden. Was in meinen Augen die derzeitigen Lockerungen betrifft, erfolgt dies aus rein wirtschaftlichen Interessen. Ob das sinnvoll ist und nicht letztendlich zum Schaden der Bürger sein wird, werden wir erst in einigen Wochen sehen.

Covid-19 wird jedenfalls so lange weiterhin Menschenleben kosten und zu Erkrankungen führen bis es flächendeckend einen Impfstoff gibt. Daran gibt es wohl keinen Zweifel – es sei denn, die Virologen und Wissenschaftler wissen schon mehr als sie verraten wollen. Noch eines, lieber Pierre: Die Verschwörungstheoretiker sollte man an die Wand stellen – sie verunsichern das Volk zusätzlich, streuen Wut und Misstrauen und tragen absolut nicht zur Besserung und zum Verständnis bei. Ich möchte, dass Europa stark bleibt und dass eine große Solidarität uns allen Kraft gibt. In der Krise siehst du deinen Freund und deinen Feind. Du siehst die Dummheit ebenso wie die Gemeinschaftlichkeit, den Idioten ebenso wie den Achtsamen. Und du siehst, wie fragil unsere Welten-Systeme sein können. Prost nach München zum in 2020 nicht stattfindenden Oktoberfest und – Covid-19 sei Dank – die Alkoholiker ihren Sauf-Rausch endlich einmal zügeln müssen. 

 

Eine herzliche virtuelle Umarmung,

Petra

  

© Petra M. Jansen

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