Die Beamten sollen die Schlimmsten sein, was diese „Gewächse“ angeht. Ein Beispiel: Die „Spontanvegetation“ hinter Ihrer „nicht lebenden Einfriedung“ nimmt derart Überhand, dass Sie etwas dagegen tun müssen (rp-online.de). So oder so ähnlich könnte ein Brief einer Behörde abgefasst sein. Und natürlich versteht man so gut wie gar nichts. Also nochmal von vorne, jetzt aber auf deutsch: Hinter Ihrem Zaun wächst zu viel Unkraut und das muss weg. Beamtendeutsch ist manchmal komplizierter als es eigentlich sein müsste.
Jeder, der schon mal einen Behördenbrief in der Hand hatte, hat die Eigenheiten des Amtsdeutsch bereits schwarz auf weiss kennengelernt. Auch Anwälte nutzen diese Art zu formulieren, damit die Inhalte juristischen Maßstäben standhalten können.
Das Ziel der Verwaltungssprache ist die absolute Präzision einer Aussage oder Angabe. Das endet meist in grammatikalischen Konstruktionen mit verschachtelten Sätzen, in denen mehr Substantive als aktive Verben vorkommen und die Passiv-Form dominiert. Da diese Art zu formulieren häufig im Schriftverkehr von Ämtern genutzt wird, nennen viele Menschen es umgangssprachlich Beamtendeutsch. Laut Duden heißt es auch Papierdeutsch.
Die Genauigkeit des Beamtendeutsch sorgt ironischer Weise häufig dafür, dass selbst deutsche Muttersprachler sich vor Verwirrung an den Kopf fassen. Zum Glück sind Mitarbeiter in Ämtern in der Regel gerne bereit, ratlosen Amtsgängern den Weg durch den Dschungel des Papierdeutsch zu erklären.
Präzision und Pünktlichkeit, Gartenzwerg und Sauerkraut – so mancher Stereotyp rund um den Deutschen ist weltweit bekannt. Nicht jede Nation hat dabei das gleiche Bild vom typischen Bundesbürger. Gerade im Business-Bereich lohnt sich die Auseinandersetzung mit deutschen und internationalen Unterschieden, um ausländischen Geschäftspartnern frei von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen zu begegnen.
Die Kanzlerin soll die Tage auch den „Vogel abgeschossen“ haben. Sie habe von -Zitat- „Öffnungsdiskussions-Orgien“ (deutschlandfunk.de) gesprochen. Merkel habe erklärt, sie mache sich größte Sorgen, dass sich die gute Entwicklung bei den Corona-Infektionen wieder umkehre, weil sich zu wenige Menschen an die Kontaktbeschränkungen hielten. Die Diskussion über Lockerungen sei nicht hilfreich.
Nun, die Frau Bundeskanzlerin ist im eigentlichen Sinne keine Beamtin, auch wenn sie unserer Republik dient. Manche/-r im Ausland mag sich wirklich schon an den Kopf gefasst haben ob unserer Sprachkapriolen.
Als Beamtendeutsch wird umgangssprachlich eine sehr förmliche Ausdrucksweise im geschäftlichen Schriftverkehr vieler Behörden und Verwaltungen bezeichnet.
Hier einige Beispiele:
Die Vermittlung einer Pflegefamilie für ein Kind wird als „Beelterung“ bezeichnet.
Ein Kind, das zur Schule geht, wird „beschult“.
„deutscher Staatsbürger ausländischer Herkunft“
„Fahrtrichtungsanzeiger“ für „Blinker“
„Spontanvegetation“ für Unkraut (vgl. oben)
„Begleitgrün“ anstelle von „Grünfläche“ oder „Grünstreifen“
„Lichtsignalanlage, Wechsellichtzeichen, Lichtzeichenanlage“ für Ampel
„Postwertzeichen“ für „Briefmarke“.
Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Deutsche Sprache, schwere Sprache. Deutschland mag es in der Wirtschaft verstanden haben – der sprachlichen Globalisierung steht dennoch noch einiges im Wege …