Schule ist das Gegenteil von Abstandhalten. Schule ist im Idealfall ein geschützter Raum, in dem sich Kinder persönlich, intellektuell und sozial weiterentwickeln können. Die wichtigste Funktion von Schule ist die Integration junger Staatsbürger in die Gesellschaft. Integration bedeutet aber gerade, dass kein Abstand gehalten wird (Volker Boehme-Neßler, zeit.de).

Viel wird zur Zeit in der Schulpolitik riskiert – vielleicht sogar Menschenleben. Man stelle sich nur vor, Schüler bringen Corona mit nach Hause, und es stirbt ein Großeltern- oder Elternteil. Oder Schüler bringen Corona mit in die Schule und ein Lehrer aus einer Risikogruppe infiziert sich. Die Sorgen, die derzeit von vielen Seiten kommen, sind berechtigt.

Niemand geht zurzeit unbelastet in die Prüfungen. Existenzsorgen erschüttern viele Elternhäuser. Eine große Gruppe von Verlierern steht jetzt schon fest: Kinder und Jugendliche, die zu Hause keine Unterstützung bekommen, nicht mit fürsorglichem Druck zum Lernen angehalten werden. Genau das ist das Dilemma: niemand kann wollen, dass diese Kinder allein gelassen werden oder dass Eltern weiter bis zu Erschöpfung die Schule ersetzen müssen.

Hygienepläne haben inzwischen alle aufgestellt, sie orientieren sich weitgehend an den für Rheinland-Pfalz (faz.net) entwickelten Vorgaben. So wird es in den Gängen einen Einbahnstraßenverkehr geben, Tische werden in großem Abstand aufgestellt, an den Schultoiletten wird der Einlass kontrolliert. Versetzter Unterricht und versetzte Pausen sollen die Abstandsregeln möglich machen. Häufigere Reinigungsrhythmen und Desinfektionsmittel sind außerdem vorgesehen.

Künftige Entscheidungen über Schulöffnungen werden nicht nur vom Infektionsgeschehen, sondern auch von bislang fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnissen abhängig gemacht werden. Denn derzeit weiß die virologische Forschung noch wenig darüber, welche Rolle Kinder bei der Verbreitung des Virus spielen. Es gibt dazu erst zwei Studien aus China und den Niederlanden, die zu widersprüchlichen Ergebnissen führten. Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, das steht unmissverständlich in der Verfassung. Wenn der Staat Schülerinnen und Schüler in einer Pandemie in die Schule zwingt, könnte er beides bedrohen – ihr Leben und ihre Gesundheit. Zwar gibt es Hinweise darauf, dass Kinder und Jugendliche weniger stark, oft symptomlos an Corona erkranken, aber das ist noch lange kein gesichertes Wissen. Über Spätfolgen einer Corona-Erkrankung wissen wir noch gar nichts. 

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Bildung, es gibt eine Schulpflicht. Das steht in unserer Verfassung, dem Grundgesetz. Wir alle haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit, das Leben ist unantastbar. Staatliche Grundrechtseingriffe sind von alters her bekannt, sind auch zulässig unter gewissen Voraussetzungen. Was aber – und solch ein Fall dürfte wohl sehr selten sein, liegt uns aber im Moment vor der Nase – wenn ein Gut des Grundgesetzes, die Schulpflicht, uns alle an Leib und Leben gefährdet?! Kann das zulässig sein? Nein!

Soweit die Theorie. Es bedarf allerdings keiner geistigen Turnübungen um zu der Frage zu kommen, wie es denn nun weitergehen soll. Und das muss es …

bmbf.de, 15.03.2019: „Mit dem DigitalPakt Schule wollen Bund und Länder für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Um das Ziel zu erreichen, haben Bund und Länder die Verwaltungsvereinbarung für den DigitalPakt unterzeichnet. Damit startet der DigitalPakt am 17. Mai 2019Wo bitte sind die 3,5 Milliarden Euro des Bundes hin? Was hat man damit gemacht?

Warum benutzt man keine der u.a. von den Internetgiganten entwickelten und bereits vorliegenden Lernprogramme?! Faktisch werden Schülerinnen und Schüler immer noch mit einem „Wurstzettel-Kompendium“ an Kopien nach Hause geschickt. Mögen die Eltern die Fortschritte kontrollieren.

Monate sind vergangen, im Grunde hat sich in der Bildung zu Corona-Zeiten, wie auch im 21. Jahrhundert, eigentlich nichts getan.

Business as usual …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert