Bereits in der Vorgeschichte wurde Erdöl verwendet, etwa zum Abdichten von Booten. Die moderne Geschichte beginnt mit der Nutzung von Petroleum als Lampenöl und Edwin Drakes Entdeckung einer unterirdischen Ölquelle in Titusville/Pennsylvania. Am 27. August 1859 (deacademic.com) wurde hier, zunächst nur ein Umschlagplatz für die Holzindustrie, durch Edwin L. Drake die erste kommerzielle Erdölbohrung der Geschichte, nach einer noch früheren Bohrung in Baku am Kaspischen Meer, niedergebracht. Drake begründete damit den Ruf der Stadt als Geburtsort des Erdölzeitalters.
Als Treibstoff der Industriegesellschaft beginnt das goldene Zeitalter des Erdöls: Erdöl entscheidet Kriege und trägt maßgeblich zum materiellen Wohlstand der Industriegesellschaften bei – wird aber selbst auch zum Auslöser von Krisen und Kriegen.
Öl war zur richtigen Zeit gekommen: 1865 war der amerikanische Bürgerkrieg zu Ende; die nun richtig in Schwung kommende Industrialisierung, die Erschließung des Westens und die Einwanderungswelle aus Europa schufen einen riesigen Markt. Dessen Potenzial hatte ein geschäftstüchtiger junger Kaufmann namens John D. Rockefeller (oekosystem-erde.de) rechtzeitig erkannt. Er stieg in den Ölhandel ein – und wurde damit zum reichsten Mann der Welt.
Mit der von Thomas A. Edison verbesserten Glühbirne erwuchs dem Petroleum eine ernsthafte Konkurrenz: Ihr größter Vorteil war die geringere Brandgefahr. Als Edison 1882 in New York das erste Kraftwerk fertig stellte, begann ihr Siegeszug, die Geschichte des Erdöls schien schon wieder zu Ende. Ende des Jahrhundert brachte Standard Oil daher die ersten Ölöfen und Ölbrenner für Fabriken, Züge und Schiffe auf den Markt; aber wichiger sollte eine andere Erfindung werden: 1886 hatte Carl Benz das Auto mit Verbrennungsmotor erfunden, und dieses sollte der größte Markt für Erdöl werden.
Das Auf und Ab der folgenden hundert Jahre (Ölboom, Ölkrise, Bohrhämmer, Ölmilliardäre u.a.) ist uns bestens bekannt. Als manche Ölnotierungen Anfang der Woche ins Negative kippten, da machten sich viele Verbraucher Hoffnungen: Bekommen sie an der Zapfsäule nun Geld raus, wenn sie volltanken? Viele ahnten wohl schon, dass damit nicht zu rechnen ist – und freuten sich dennoch über günstige Spritpreise.
Zum ersten Mal in der Geschichte ist der WTI-Ölpreis in den negativen Bereich gefallen. Verantwortlich für den zuletzt negativen Ölpreis ist die Tatsache, dass die Lagermöglichkeiten in den USA ausgeschöpft sind und gleichzeitig deutlich mehr Öl gefördert wird, als verbraucht werden kann. Ökonomisch gesehen zahlen die Öl-Produzenten bei einem negativen Ölpreis dafür, dass ihnen das Öl abgenommen wird, weil sie selbst dafür keine Verwendung haben (godmode-trader.de).
Dass es nun Negativpreise gibt, hat auch mit den Absurditäten an Finanzmärkten zu tun. Öl wird als Termingeschäft in der Zukunft mit sogenannten “Futures” (heise.de) gehandelt. Der Käufer verpflichtet sich in einem Kontrakt, die vereinbarte Ware (Öl) in einer bestimmten Menge abzunehmen. Allerdings sind das oft keine “Käufer”, sondern schlicht Spekulanten, die sich mit ihren Futures nun massiv verzockt haben. Sie wollten real kein Öl kaufen, sondern ihre Kontrakte nur gewinnbringend an reale Abnehmer verkaufen. Doch das ging nun massiv in die Hose, als das Fälligkeitsdatum nahte und keine Käufer in Sicht waren. Die Zocker haben sich teuer verzockt, denn sie haben keine Infrastruktur und wollten das Öl nie haben. Nun: um die Kontrakte irgendwie loszuwerden, waren sie letztlich sogar bereit, viel dafür zu bezahlen.
So kommt es zu einem “Mega-Contango” (wikipedia.org). Will heißen, dass der aktuelle Preis für Öl und der für Öl, das erst im Mai auf Basis der Kontrakte geliefert werden soll, weit auseinanderklaffen. Denn im Mai will offensichtlich niemand mehr Öl kaufen, da schon jetzt die Lager mehr als gut gefüllt sind.
Somit haben wir eine toxische Situation: Auf der einen Seite besteht seit langem ein Überangebot am Ölmarkt, das in der Coronakrise richtig explodiert ist. In vielen Ländern drohen zudem die Lagerkapazitäten überschritten zu werden. Befürchtet wird, dass spätestens Ende Mai Lieferanten für das ständig auf den Markt strömende Öl keinen Lagerplatz mehr finden.