Lieber Pierre,
wer nichts aus der Geschichte gelernt hat und nicht begriffen hat, dass Demokratie und Freiheit auch Respekt der Menschenrechte, keinerlei Ausgrenzung und Diskriminierung beinhalten, ist in meinen Augen entweder ein tatsächlich hasserfüllter, frustrierter Mensch oder geistig stehengeblieben. Zu deinem Fall ein kurzes Wort: Frankfurt ist so international (Börse, Messen, Internationaler Flughafen, Finanz-Drehscheibe Europas), dass so etwas hier kaum vorkommt. Geht man durch die City gibt es überall Plakate, Aufrufe, Events im Namen der Hilfe für Flüchtlinge und anderer Nationen/ Projekte. Bunt gemischt sitzen die Leute auf den Stufen an der Hauptwache friedlich beisammen. Ich will damit nicht sagen, dass es hier keinen Fundamentalismus gibt, aber deutlich weniger als in anderen Regionen Deutschlands. Dein Fall grenzt nahe an die ehemalige DDR und dieser Stadtteil ist zudem ein Brennpunkt und dass der Osten unserer Republik ein immenses Problem mit den brauen Pöbeln hat, dürfte sich bereits rumgesprochen haben. Härter durchgreifen, lautet die Aufforderung und Devise und das scheint auch zu passieren. Erst vorgestern wurden fünf mutmaßliche Neonazis in Haft genommen, landesweit werden Razzien durchgeführt und auch die Medien klären zunehmend mehr auf. Das zeigt, dass die Problematik durchaus ernst genommen wird und hoffentlich noch akribischer dagegen vorgegangen wird. Sollte durchaus ein Motto des kommenden Wahlkampfes sein und die Menschen müssen klar und deutlich über die Konsequenzen aufgeklärt werden. Unverständlich ist die Angst der Deutschen vor der Globalisierung und absolut unverständlich ihre Ängste, dass man ihnen etwas wegnehmen könnte. Was sind wir? Egoisten, die glauben, alleine bestehen zu können und unabhängig vom Rest der Welt unser Land aufrechterhalten zu können? Niemals – das hat man ja an der DDR gesehen, was dabei rauskommt. Grau, marode, pleite, Inzucht und noch immer haben dort einige nicht gelernt, mit der demokratischen Freiheit umzugehen. Mir das deutsche Gemecker furchtbar auf die Nerven…wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft und diese Wohlstandsärsche haben Angst? Ja, vor oder um was denn? Sie sollten Angst davor haben, dass die Demokratie den Bach runtergeht und das dumme Volk vielleicht wieder so ein entsetzliches Drama erlebt, wie zu Hitlers Zeiten. Nieder mit seinem Haus in Österreich (was gibt´s da überhaupt zu diskutieren?). Weg mit seinem kranken Gedankengut und einen Tritt in den Arsch für die brauen Populisten. Knallhart und ohne Umschweife, da gibt es keine Gnade, denn sie kennen auch keine Gnade.
Lieber Pierre, wir alle können eine Menge tun: Immer wieder Aufklärung und jeden an den Pranger stellen, der auffällig ist. Im Internet bietet sich uns neuerdings die Möglichkeit, Screenshots zu machen und diese direkt mit – falls möglich – Namen etc. an die ortsansässige Polizei zu melden. Sie sind jetzt verpflichtet, diese Meldung weiterzugeben, zu prüfen und ggf. Schritte einzuleiten. Es ist nicht selten, dass Menschen in der Internetwelt, Neonazis auffliegen lassen, wie du weißt. Sie sind einigen auf den Versen, aber – wie es so ist – sind die Großen selten zu fassen. Sie outen sich nicht und ihre Profile geben nur banales Zeug her. Zudem stimmt ihre Identität oft nicht. Heute auch meine Bitte an die Leserinnen und Leser: Machen Sie sich klar, dass auch IHRE Freiheit und Demokratie auf dem Spiel steht, wenn sie wegsehen oder nicht aktiv etwas gegen Rechtspopulismus tun. Wählen Sie keine Partei mit rechtsradikalen Inhalten und behalten sie einen weltoffenen, multikulturellen Blick.
Das Volk glaubt, seinen Unmut über soziale und wirtschaftliche Angelegenheiten mit Hilfe von „Gegen-Parteien“ als eine Art Denkzettel ausdrücken zu können und später sagen sie „aber das wollte ich doch so gar nicht.“ Genau darin liegt der Fehler. Der Schuss kann schnell nach hinten losgehen und wenn es einmal vorbei ist mit Toleranz und Weltoffenheit, ist es bekanntermaßen zu spät und wir sitzen alle in der Falle. Geben sie den hasserfüllten Kommentaren der Rassisten nicht nach und nehmen sie den Kampf auf, ihrer eigenen Freiheit zuliebe.
Lieber Pierre, wir beide tun das – nicht nur immer wieder hier auf dem rostra.magazin, sondern auch aktiv im Leben. Ich gebe derzeit Deutschunterricht bei der Flüchtlingshilfe und es macht mir Spaß mit diesen Menschen zu arbeiten. Sie sind so dankbar, so lernwillig und schauen wir die Statistik an, gab es mehr kriminelle Übergriffe von Leuten, die schon lange vorher in unserem Lande waren, als seit einem Jahr. Mögen die Deutschen begreifen, dass Frankreich, Dänemark, Österreich, die USA u.a. auf dem falschen Dampfer sind und ich bete ausnahmsweise mal zu Irgendwem, dass sie aufwachen und nicht die Menschen und die Andersartigkeit verdammen sondern lieben lernen – im Sinne des Humanismus, der demokratischen Grundrechte und dem Respekt vor dem Leben. Hass und Diskriminierung haben dabei nichts zu suchen!
Los, lieber Pierre… fangen wir demnächst in mit unserer Öffentlichkeitsarbeit an öffentlichen Plätzen in Berlin an und schaffen wir für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen eine multikulturelle Welt, in der „Fremdenfeindlichkeit“ ein absolutes Fremdwort ist! Ich bin dabei, denn ich liebe es, in ferne Länder zu reisen, fremde Kulturen zu entdecken und allerlei Köstlichkeiten aus der ganzen Welt zu speisen. Und noch ein Satz zum Abschluss: Die Religionen gehen mir – gelinde gesagt – am Arsch vorbei, denn sie sind so unwichtig wie der Furz einer Weinbergschnecke.
In tiefer Freundschaft ebenfalls,
aus Frankfurt,
© Petra
Petra M. Jansen
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