Zählen nur die Zahlen oder zählt das, was du erzählst? Erzählst du, weil du nicht enttäuschen willst, weil du nicht den Mut hast, deine Karten offenzulegen? Zählt es überhaupt noch, wenn man ernsthaft auf dich zählt? Zählt der gute Zufall oder zählst du heimlich schon die Vorteile und Nachteile, die du gewinnen oder verlieren würdest? Zählt dein Wort oder ist dein Erzählen nur eine Zahl, wie so vieles, sich in unendlichen Zahlenreihen verliert? Kann man auf dich zählen? Ich zähle auf dich! Was immer du erzählst, es zählt für mich. Abgemacht ist abgemacht und nicht nur bloß dahin gedacht.

Da steht etwas im Raum… „kann man auf dich zählen?“ Etwas Einfaches, dem einfach nur die Ehre, die Ethik und das vage Versprechen zugrunde liegen. Und doch alle Hoffnung erweckt, dass man wirklich auf dich zählen kann. So unglaublich wichtig, so sehr es auch Alternativen geben mag. So wichtig, dass vielleicht ein Leben davon abhängt, eine Seele, die auf dich zählt und sich für dich verbürgt. Es zählt, was du erzählst. Worte sind keine Zahlen. Auf Worte ist Verlass, sie zählen. Sie zählen und erzählen eine Geschichte, vorbei an rationalen Zahlen. Bei Zahlen kannst du dich leicht verzählen. Deine Worte, die zählen, zählen viel mehr als eine Zahl. Ich zähle auf dich, du zählst auf mich. Eine Sache der Ehre.

Zählt es also, was du in die Luft geworfen hast und dadurch ein Gefühl der grenzenlosen Euphorie erschaffen hast? Zählt die Tatsache, dass es bei einigen Wenigen noch zählt, wie kostbar du bist? Nicht auszurechnen in Zahlenreihen, die vor Logik vollkommen an der Nuance der menschlichen Feinheit vorbeigehen. Wegrationalisiert. Dazu addiert. Mensch weg radiert. Mensch hinzugefügt. Die Zahl verspricht, was der Mensch vielleicht gar nicht mehr selbst entscheiden kann. Auf was kannst du noch zählen? Zählen deine Erfahrungen, deine Augen, deine Gefühle, deine Visionen nicht? Zählst du nicht auch auf das, was andere dir sagen? Was zählt denn noch? In einer Welt, in der dein Wort nicht mehr zählt? Was ist das für eine Welt, in der dein Erzählen nicht mehr zählt? In der niemand mehr auf das Wort des anderen zählen kann? Wozu reden wir dann, wenn man sowieso auf nichts mehr zählen kann? In Zahlen ausgedrückt ist dies die Logik Null. Worte, die nicht zählen. Aber ich nehme dich beim Wort und zähle auf dich. Und du zählst auf mich. Eins plus eins ist zwei. Somit hat das Wort die Zahl schlichtweg überrumpelt. Es lebe die Zahl. Es lebe das Wort! Ich nehme dich beim Wort.

© Petra M. Jansen

http://literatourpoetictext.blogspot.com/

 

Liebe Petra,

nie hätte ich gedacht, dass es mir so schwer fallen würde fröhlich zu sein. Liegt es an den Vorkommnissen, die wir in dieser Welt im Moment erleben? Das Gefühl eines Niederganges, den wir nicht anhalten können oder liegt das an der Gesundheit und am Alter? Auf jeden Fall merke ich, dass das Glück nicht einfach in die Schuhe gelegt wird und dass man alles in Gang setzen muss, um gute Laune zu verbreiten. Meine Nächsten, die Familie und die Freunde helfen mir dabei, noch einen Sinn im Leben zu finden und den gibt es. Hallo Leute, ich werde euch nicht den Gefallen tun, wie ein Lappen an einer Leine, rumzuhängen, im Gegenteil! Ich habe mir vorgenommen, einen Beitrag zu mehr Frieden zu leisten und bin keineswegs bereit,  mich unterkriegen zu lassen und deshalb habe ich mir vorgenommen, mich sowohl gesellschaftlich als auch politisch zu engagieren. Es ist nicht mein Stil verängstigt in meiner Wohnung herumzugeistern und auf den nächsten Gau zu warten, denn mit Lamentieren kommt man nicht weiter. Das entspricht nicht meiner Art und deshalb habe ich mir vorgenommen, dass es mir blendend geht.

Ich wandere in den Straßen von Berlin und rede mir ein, dass alles Paletti ist. Merke ich nicht die Schieflage in der sich die Stadt befindet? Nicht nur seit dem Attentat am Weihnachtsmarkt… und doch liebe ich irgendwie den Chaos, auch wenn das als ein Risikofaktor betrachtet wird. Sollen wir noch mehr überwachtet werden? Ist es notwendig ständig von Kameras verfolgt zu werden? Ist das der Preis für eine scheinbare Sicherheit, die trotz mehr Polizei nicht garantiert werden kann? Sollte der IS dazu beigetragen haben, dass ich nur mit einer verengten Seele herumgeistern kann, fände ich an der Zeit eine Monsterparty zu veranstalten. Hereinspaziert ihr Salafisten, Nationalisten, Existentialisten, Neofaschisten, Rationalisten, Terroristen, Rotgardisten, Pazifisten, Sadisten, Sexisten! Ihr alle seid zur Feier eingeladen. Kommt, tanzt mit uns die Polonaise. „Pierre, driftest du völlig ab? Wie sollte das funktionieren? Die sind völlig verschieden.“ „Irrtum, sie haben einen Kopf, zwei Arme, eine Muschi oder en Schwanz und vor allem Beine, um tanzen zu können.“ Der Psychiater kratzte sich den Kopf, wie das sich für einen denkenden Professor gehört und bohrte sich aus Verlegenheit die Nase. Karl Marx kam zu Hilfe: „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“ Und jetzt wusste ich, was Nächstenliebe bedeutete.

Sag mir nur nicht, dass in einer Untergangsstimmung Großes entstehen kann – und doch ist es eine Wahrheit und der Beweis, dass  der Mensch zuerst alles vernichten muss bevor er wieder alles mühsam aufbaut. Der Preis ist hoch, zu hoch, aber er widerspiegelt eine erbarmungslose Realität: die einer Evolution, die nur durch Pannen fortschreiten kann. Ist das die Hölle? Vielleicht schon, aber jedoch mit Sinnlichkeit und Liebe. „Pierre, alles ist nicht nur morsch.“ Bei mir ist es nicht angepasst, mir den Kopf zu kratzen, da ich kaum Haare habe. Ich schaute um mich und sah ein kleines Kind, das mit Legosteinen spielte. Nach einem mühsamen Aufbau, das Zerbröckeln. Und dabei hatte es Spaß. „Siehst du, somit werde ich  mich nie langweilen.“

Zurück zu dem Chaos, das mir so nahe steht und vielleicht ist das die Voraussetzung des Weiterlebens. OK, Petra, ich mache jetzt Schluss, sonst würde mir noch viel Unpassendes einfallen, aber nur noch eine kleine Bemerkung: Meine Gedanken gehen zu den Menschen, die an einem Montagabend auf einem Weihnachtsmarkt ein wenig Vorfreude zu Weihnachten „einatmen“ wollten. Sie wurden getötet nur weil ein Verrückter sich vorgenommen hatte, die Menschheit so zu retten. Schluss mit der Party? Keineswegs, sonst würden wir unsere Hoffnungen abschalten.

 

In diesem Sinn aus Berlin.

Umarmung

Pierre

//pm

 

Es ist das Stückchen Kuchen, das du dir heute gönnst. Die feine Tasse Kaffee dazu und einen kleinen Moment des Ruhens. Es ist die Aufgeräumtheit deiner Wohnung, die Wärme deines Bettes und der flackernde Schein des warmen Kerzenlichts, das dich glücklich macht. Stabiler Halt in der haltlosen Welt, die zerbricht wie der Krug des Brunnens. Du erinnerst dich? Der Herzschlag verlangsamt sich, ein Lächeln auf deinem Gesicht.

Die kleine Kleinigkeit ist es doch immer. Im Großen und Ganzen sind es wirklich die Kleinigkeiten. Die seidige Falte deiner Bettdecke, die Wärme des Ofens im Winter, der du dich hingibst. Raumgefühl. Zeitgefühl. Glücksgefühl.

Es ist das kleine bisschen Geordnet-Sein und das Wissen um dein vorhandenes Abendessen. Die nächsten Tage schaffst du das, es reicht bis Freitag. Glücksgefühl. Sicherheit. Vertrautheit. Es könnte schlimmer kommen. Es kann immer schlimmer kommen. Und es kann immer schlimmer als schlimmer kommen. Du überlebst mit deiner Kleinigkeit, lehnst dich entspannt zurück und liebst die einzige Blume in deiner Vase.

Es ist der Nebel über den Wäldern, der dich gefangen hält. In den Gedanken, dass deine Freunde keine Freunde sind. Der Gedanke, dass sie es niemals wirklich waren. Der Hohn, wenn sie dich ansehen und sagen, dass sie so denken wie du. Egal. Du hast die Kleinigkeiten. Du hast das Vertrauen, dass du überlebst. Bis Freitag auf jeden Fall. Und danach bestimmt noch weiter.

So sind es Kleinigkeiten. Stückchen für Stückchen, immer kleine Schritte, die dich letztendlich glücklich machen und eines Tages, eines Tages… sind es wieder die Kleinigkeiten, die dir einfallen, wenn du weinst.

Du kannst nicht, du willst nicht. Aber es waren doch nur Kleinigkeiten!? Egal. Deine kleine Welt ist voll. Da ist kein Platz für erbärmliche Kleinigkeiten, wo du doch die kleinen Schritte geliebt hast und gegangen bist. Niemand, aber auch niemand kann so viel Achtung in sich finden.

Noch eine Tasse Kaffee?

 

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Tagein tagaus stehst du am Fenster und wartest auf Regen. Er kommt nicht. Es regnet nicht. Wechsel des Bildes vor deinen Augen? Fehlanzeige, es findet nicht statt. Morgen träumen wir vom Gestern, heute träumen wir vom Morgen. Vorgestern ist heute, übermorgen ist Jetzt. Tagein, tagaus siehst du das Gleiche. Vom Fenster aus. Du stehst am Rand des Lebens, inmitten deines Haufens Scheiße, der dich nicht fasziniert. Entsetzt über dich lauerst du auf Hoffnung. Schwermut in deinem Blick. Es geht nicht vorwärts, nicht zurück. Stillstand statt in sich ruhend. Träge wischt du die Träne unter deinen Augenrändern weg. Was ist eigentlich geschehen? Hast du den Absprung verpasst? Hast du den Sinn des Lebens nicht verstanden? Rennst weg und bist auf der Flucht deines Glücks? Wo steht geschrieben, wie es beschaffen ist? Einen Kaffee in der Linken, die zehnte Kippe in der Rechten. Starrst auf die Wolkenbildung, die keine Formen hat. So wie dein Leben keine Form mehr hat. Der Vorhang ist hochgezogen, die Bühne leer. Scheiße gelaufen ist das alles, da stehst du nun und grübelst. Eine neue Frau? Ein neuer Mann? Ist es das, was dein Leben wieder lebendig macht? Ist der Job ein Maloch für´ s Leben? Drauf geschissen, auf die Kohle! Du willst das Feuer spüren und riechst die Asche. Jeden Tag ein halbes Kilo mehr auf den Hüften. Langweile macht dich zum fressenden Märtyrer, der Ausschau hält nach Fitness. Geistig , körperlich, emotional. Gelangweiltes Dasein, dass du hast. Langweiliger als der Schlaf des Todes. Lebe verdammt nochmal die Spuren deiner Vergangenheit. Und rufe den einsamen Ruf des Helden.

 

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Liebe Petra,

die Politiker geben uns nicht immer Anlass zur Freude, da widerspreche ich dir nicht. Sehr viel mehr macht mir das Volk zu schaffen. Es ist zurzeit völlig vom Konsum verseucht und wirkt zu oft passiv. Zugegeben es gibt Ausnahmen, wie die Anti-Pediga-Demonstrationen es gezeigt haben, aber das sind für mich Lichtblicke in einer verödeten Landschaft. Die Energie-Debatte zeigt, wie der Egoismus Vorrang hat, wenn es um Fragen geht, die eine ganze Nation angehen. Das Beispiel Bayern ist eklatant. Die Landesregierung weigert sich den Zugang von Stromtrassen zuzulassen, die den Ökostrom, der in den Windanlagen in der Nordsee erzeugt wird, in den Süden der Republik zu befördern. Das soll Hessen und Baden-Württemberg erledigen. Das ist wahrhaftig eine solidarische Haltung, eher Bauchnabel-Populismus, so würde ich das bezeichnen. Es geht für die CSU nur darum ihre Wähler bei Laune zu halten. Herr Seehofer betont immer wieder, wie sehr er sich für eine nachhaltige Energie einsetzt. Da lachen die Hühner! Und das Volk? Es spende Applaus, weil es sich so gehört. Wer sich gegen die Atomenergie oder die Kohlenkraftwerke ausspricht, muss auch einige Hindernisse in Kauf nehmen. Es gilt immer das Prinzip, dass der Nachbar gefällig seine Hausaufgaben machen soll und wenn er sich weigert es zu tun, wird er als Störenfried beschimpft. So funktioniert halt die Demokratie…

Was will ich damit beweisen, liebe Petra? Eines nur: die Politiker sind ein Spiegelbild des Volkes. Sie richten sich nach deren Befindlichkeiten und folgen blind was ihnen diktiert wird, denn sie wollen halt wieder gewählt werden. Sich über sie zu beklagen, ist aus meiner Sicht der einfachste Weg. Wir sollten uns eher fragen, welche Verantwortung wir tragen, wenn alles aus den Fugen geriet? Die übliche Rede, dass wir machtlos sind, kann ich nicht walten lassen, denn das ist einfach eine Lüge. Aber ein Engagement kostet Arbeit und Zeit und das wollen die wenigsten. Aus meiner Erfahrung, kann ich dazu ein Beispiel geben. Jahrelang war ich im Vorstand meiner Gewerkschaft. Unser Anliegen war es, die Arbeitsbedingungen der Kollegen zu optimieren. Wenn es aber hart zuging, waren die Bittsteller auf einmal verschwunden. Aus Angst, bei den Chefs unangenehm aufzufallen? Aus Bequemlichkeit? Ich würde nicht so weit gehen, dieses Verhalten als feige zu bezeichnen, aber er lässt mir einen bitteren Nachgeschmack und wenn etwas schief lief, waren wir alleine daran schuld. Leute, so geht es nicht, denn jeder trägt eine Verantwortung, auch für den Staat. Ich habe es satt, diese ständigen Klagelieder mir anzuhören, die gehen in die gleiche Richtung wie der Stammtischdiskurs: Jammerei ohne konkretes Ziel. „Die da oben…“ und das war es!

Es geht mir viel mehr darum, der Jugend zu vermitteln, dass sie sich ruhig aufmüpfig verhalten soll und nicht jede Absurdität hinunter schlucken soll, wie zum Beispiel das heutige Uni-System, das ein verlängerter Arm der Schule ist. Von akademischer Freiheit kann keine Rede sein, denn es geht vor allem um die Examen, nicht um den Geist. Maschinen werden erzeugt, die zu funktionieren haben und Fragen stellen wirkt schon als abnorm. Es geht letztendlich nur um die Kohle, um einen fahlen Wohlstand zu finanzieren, nicht um die Fragen der Zukunft. Ein fundamentales Denken ist unerwünscht, das ist die Realität und da darf man sich nicht wundern, dass sich die Politik anpasst. Wer aus der Reihe tanzt wird schief angeschaut und entweder ein Spinner, den man nicht ernst nehmen darf oder ein Revoluzzer, der so schnell eingekerkert werden soll. Das Übel ist, dass die Mittelmäßigkeit zur Richtlatte erklärt wird. Da soll man sich nicht wundern, dass einiges schief läuft. Und wenn alles zerbricht, was macht das Volk? Es hisst Schwachköpfe an die Macht, die noch größeren Schaden erzeugen und Beispiele um uns herum gibt es genügend. Der Despot wird zum Retter deklariert, Nordkorea lässt grüßen und wenn sich einer eine Kritik erlaubt, Rübe ab! Die generelle Gleichgültigkeit, was die Politik angeht, führt dazu, dass die Henker das Sagen haben und es war leider immer so. Ich befürchte, dass der Mensch sich nicht ändern wird. Der Leithammel ist noch immer die Galionsfigur der Staatsräson. Ein Armutszeugnis.

In diesem Sinne.

Alles Liebe und Prost Neujahr,

Pierre
//pm

Es kommt garantiert der Moment, in dem es einen wesentlichen Unterschied macht, ob man sich Mühe geben muss oder ob es mit dem Bemühen reicht. Oftmals erkennen Menschen nicht den richtigen Zeitpunkt, sollte er ihnen nicht knallhart in die Fresse geknallt werden – mit harten Konsequenzen. Das passt zu unserer schnelllebigen Wergwerf- und Konsumgesellschaft und in den wenigsten Fällen wird klar verstanden, was das tatsächlich bedeutet. Vor sich hindümpeln können viele, ebenso halbgare Weisheiten und oberflächliches Geplapper von sich geben. Kein Problem – da draußen warten schon genug Alternativen, stimmt´s? Ohnehin fällt es heute schwer, ernsthaft sein Herzblut in etwas zu stecken und eine Sache durchzuziehen, mag es auch noch so viel Entbehrung und Anstrengung bedeuten. Junge Menschen glauben, sie seien interessant durch das, was sie besitzen oder hinterher rennen (Modemarken, Kosmetik, Prestigesymbole). Nein! Es macht euch nicht interessant, es macht euch zum oberflächlichen Lackaffen oder zur leichten Beute (was die Damenwelt anbelangt). So wie wir kaum noch Wertebewusstsein oder Charme haben, so mangelt es an dem – manchmal – zähen Durchstehen einer Sache. Keine Anstrengungen, bitte! Höchstens beim Wochenend-Club-Besuch oder Quick-Fick, wo sie alles geben! Ladies? Habt ihr schon mal euer Leben selbst gemeistert ohne Hilfe? Habt ihr schon einmal zwei Kinder alleine groß gezogen in einem fremden Land? Habt ihr schon einmal die Schenkel zusammen gepetzt, wenn der Kerl zwar appetitlich war, aber sonst nichts in der Birne hatte? Habt ihr schon mal den Verzicht geübt, wenn es hart auf hart kam und damit leben können, wenn man euch nicht aufgrund von Äußerlichkeiten dauer-hofierte? Dann wird´s aber Zeit! Und meine Herren? Habt ihr erkannt, dass euer Leben nicht abhängig ist von Statussymbolen? Ist es nicht so, dass „Mann“ zuerst seine Existenz und sein Leben geklärt haben muss und in jeder Konsequenz für das, was man ernsthaft erreichen will, viel Arbeit und Mühe investieren sollte? Verwöhnte Masse…die nichts mehr tun möchte und alles besitzen.
Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit der Geschichte und wir werden sehen, dass wir uns rückwärts entwickeln. Die Menschen haben früher mit sehr einfachen Mitteln und Werkzeugen wahre Kunstwerke geschaffen. Schweiß, Härte, Mut, Kreativität und Ausdauer waren die Voraussetzung dafür Großes zu erschaffen. Heute wird es schon anstrengend, wenn man sich mehr als der Norm entsprechend Mühe geben muss. Zwischen „bemühen“ und „Mühe geben“ klafft ein Graben, kaum zu überwinden und ein Ergebnis aus einer sorgfältig aufgebauten Verblödungs-und Abstumpfungsmaschinerie, die geschaffen wurde um aus Stieren kastrierte Ochsen zu machen.
Adios…ich suche mir die letzten Stiere der offenen Prärie, mit Mut zum Gegenangriff und der Stärke, zu kämpfen.

 

 

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Liebe Petra,

immer wieder stelle ich mir die Frage, wie Menschen es fertig bringen in bedrohlichen Situationen noch lachen zu können und sie dem mit Humor begegnen. Eine Haltung, die ich toll finde. Wenn ich daran denke, kommt mir ein Freund in Erinnerung. Er hat Krebs und muss sich einer komplexen Therapie ohne sicheren Ausgang fügen und trotz dieser schmerzlichen Tatsachen sind unsere Begegnungen immer sehr geistreich und voller Ironie. Er will somit dem Tod trotzen und ist für mich ein gutes Beispiel, wie ich mich verhalten sollte. Klar, jede Krankheit ist ein Hindernis, aber wenn sie zu viel Platz eingeräumt bekommt, hat sie uns bereits besiegt. Am besten man streckt ihr die Zunge raus und sagt ihr: „verpisse dich!“ Wenn ich zurückblicke, erinnere ich mich an eine Situation, die bei mir zuerst Bedenken auslöste und dann große Bewunderung. Ich habe in einem Hospiz in Köln gedreht, am 11. November um 11 Uhr und wie du weißt, liebe Petra, ist das der Beginn des Karnevals. Es war in einem Reihenhaus und dort herrschte Party. Von Zimmer zu Zimmer wurde getanzt und gesungen. Lauter Masken und bunte Kostüme und vor allem viele Kinder und dazwischen Menschen, die am Sterben waren – unter ihnen viele junge Mütter. Zuerst war ich entsetzt, dann aber blickte ich mit einer immer größeren Bewunderung auf das Geschehen, denn das war die beste Antwort, die man dem Tod geben konnte. Durch Jux ihn in die Schranken verweisen, mit dem Bewusstsein, dass er nicht nur das Ende bedeutet. Warum würden wir sonst Kinder in die Welt setzen?

Ja, es gibt Grund genug, uns Sorgen zu machen, aber wir dürften nie vergessen, wie wertvoll das Leben ist. Das bedeutet, dass wir immer die Gelegenheit nutzen sollten, jeden kleinsten Moment zu genießen. Das ist die einzige Art, den Druck den wir ausgesetzt sind, zu ertragen. Ich bewundere deine Lebensfreude, liebe Petra und betrachte sie als ansteckend! In der Kiste werden wir Zeit genug haben zum Jammern, dass wiederhole ich mir immer, wenn meine Knochen mich quälen! Nein, ich will die Gesundheit nicht zum Dogma machen und mich auch nicht von ihr quälen lassen. Sich bei jedem Schritt einschränken zu müssen, liegt nicht in meiner Natur. Eines ist sicher: am Ende landen wir alle bei den Würmern, ob wir veganer sind oder nicht! Ein wenig Hurerei macht doch das Leben erträglicher, nicht wahr? Wer sich immer einschränkt, wird zum Dogmatiker und neigt zum Fundamentalismus. Das gilt auch für die Kräuterfresser, die uns missionieren wollen. Wenn es so ist, pfeife ich auf die Gesundheit. Ob wir wollen oder nicht, das Leben ist eine tödliche Krankheit.

Wer glaubt, dass er mit einem asketischen Leben 72 Jungfrauen im Paradies vögeln kann, irrt sich. Warum sich das Leben zur Hölle machen, das ist heute eine berechtigte Frage. Lieber eine Fete veranstalten, als sich ständig zu geißeln. Der Hacke dabei ist, dass Sadomasochismus einige Freude bereitet und die versauen uns die Existenz. Es gibt dabei nur eine Lösung: lachen, lachen, lachen! Das vertragen diese Pharisäer aber nicht – das haben die Zeichner von Charlie Hebdo bitter erfahren müssen – und doch ist das die beste Waffe, um uns über Wasser zu halten. Ist das nicht so, liebe Petra?
In diesem Sinne,
Pierre

//pm