Tagein tagaus stehst du am Fenster und wartest auf Regen. Er kommt nicht. Es regnet nicht. Wechsel des Bildes vor deinen Augen? Fehlanzeige, es findet nicht statt. Morgen träumen wir vom Gestern, heute träumen wir vom Morgen. Vorgestern ist heute, übermorgen ist Jetzt. Tagein, tagaus siehst du das Gleiche. Vom Fenster aus. Du stehst am Rand des Lebens, inmitten deines Haufens Scheiße, der dich nicht fasziniert. Entsetzt über dich lauerst du auf Hoffnung. Schwermut in deinem Blick. Es geht nicht vorwärts, nicht zurück. Stillstand statt in sich ruhend. Träge wischt du die Träne unter deinen Augenrändern weg. Was ist eigentlich geschehen? Hast du den Absprung verpasst? Hast du den Sinn des Lebens nicht verstanden? Rennst weg und bist auf der Flucht deines Glücks? Wo steht geschrieben, wie es beschaffen ist? Einen Kaffee in der Linken, die zehnte Kippe in der Rechten. Starrst auf die Wolkenbildung, die keine Formen hat. So wie dein Leben keine Form mehr hat. Der Vorhang ist hochgezogen, die Bühne leer. Scheiße gelaufen ist das alles, da stehst du nun und grübelst. Eine neue Frau? Ein neuer Mann? Ist es das, was dein Leben wieder lebendig macht? Ist der Job ein Maloch für´ s Leben? Drauf geschissen, auf die Kohle! Du willst das Feuer spüren und riechst die Asche. Jeden Tag ein halbes Kilo mehr auf den Hüften. Langweile macht dich zum fressenden Märtyrer, der Ausschau hält nach Fitness. Geistig , körperlich, emotional. Gelangweiltes Dasein, dass du hast. Langweiliger als der Schlaf des Todes. Lebe verdammt nochmal die Spuren deiner Vergangenheit. Und rufe den einsamen Ruf des Helden.

 

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

toll! Ich habe mit großer Spannung deinen Brief über die Freiheit gelesen und ich werde versuchen, deine Gedanken weiter zu führen. Die Philosophen haben sich immer wieder mit dem Faktor Raum und Zeit befasst. Heute ist zu beobachten, dass sich immer mehr Menschen isolieren, um angeblich frei entscheiden zu können. Eine Haltung, die vom Autismus geprägt ist. Sie stürzen sich auf ihre Tablets und lassen selbst in der U-Bahn keine Gefühle zu. Die Anonymität nimmt Ausmaße an, die ich immer mehr als unerträglich empfinde. Der Raum, der ein Forum sein sollte, verkommt zu einer bedrückende Zone, wo die Zeit stehen geblieben scheint und die Passivität wird als Tugend zelebriert. Wenn jemand angegriffen wird, drehen sich die Blicke einfach woanders hin! Haben die Menschen vergessen, dass Freiheit mindestens in einer Zweisamkeit erlebt werden kann? Nein, sie haben sich vom Virtuellen einfangen lassen und sie glauben, dass das, was sie im Internet abrufen, den taktilen Kontakt ersetzen kann. Sie scheuen jede Art von Konfrontation und ignorieren dabei, dass die Freiheit hart erkämpft werden muss, um sie richtig genießen zu können.

Ist Liebe nicht der höchste Begriff der Entfesselung, liebe Petra? Oder ist sie ganz einfach Sklaverei? Es reicht nicht, seine Zuneigung in eine Waagschale zu werfen, es muss ständig dafür gerungen werden und dass sie auch Verpflichtungen mit sich bringt, kann nicht verleugnet werden. Was wäre die Freiheit, wenn es keine Schattenseiten geben würde? Würden wir sie wirklich erfahren können? Wer sich für einen Mitmenschen engagiert, muss allerdings Rücksicht nehmen und das kann ich nicht als einen Entzug der Freiheit betrachten, solange die Gefühle stimmen. Aber machen wir uns nichts vor, die Spanne zwischen einem freiwilligen Engagement und die Bürde einer Last sind sehr eng liiert. Viele Partnerschaften können sich sehr schnell in einer Hölle verwandeln. Es genügt oft nur ein Wort oder eine Geste und schon kommt alles ins Wanken. Man erwacht eines Morgens und hat den Eindruck, dass Handfesseln angelegt wurden und dass man buchstäblich erstickt. Der Raum und die Zeit, die bisher harmonisierten, verlieren das Gleichgewicht und stürzen in ein schwarzes Loch. Menschen, die sich selbst nicht mehr konfrontieren, sind hilflos und geraten unter die Räder des Schicksals. Die hochgelobte Freiheit der Liebe wird zu einer Illusion degradiert und wirkt dadurch aseptisch. Ein Thema für das IPhone.

Was will ich damit sagen, liebe Petra? Ich bin der Meinung, dass Freiheit ohne Kampf nicht möglich ist und zu denken, dass sie uns ab Geburt verliehen wurde, ist Wunschspinnerei. Nicht ohne Grund fließt viel Blut in ihrem Namen. Die große Revolution ist ein verwirrendes Beispiel dafür. Können Grausamkeiten den Weg der Befreiung bahnen? Ist Willkür angesagt, um endlich frei entscheiden zu können? Wie man sieht, ist das Gute und das Schlechte Schulter an Schulter und es ist zu beobachten, dass die Macht immer wieder eine große Rolle spielt. Nein, Freiheit ist keine Idylle. Wer sie sich nicht leisten kann, verkommt. Sie ist kein zuckersüßer Leckerbissen, im Gegenteil, sie kann sehr bitter schmecken, wenn die Kohle fehlt. Möglicherweise ist der Tod die ehrlichste Form der Freiheit. Warum? Weil niemand davon ausgeschlossen ist, aber niemand kann hier auf Erden wissen, was danach geschieht. Vielleicht der Beweis, dass der Begriff Freiheit für uns Menschen ein Geheimnis bleibt. Was die Einen als Befreiung empfinden, ist für Anderen eine unerträgliche Last. Deshalb ist es aus meiner Sicht unmöglich, sie präzise zu definieren. Für meinen Teil bin ich noch immer auf Suche und – ganz ehrlich – ich habe noch nicht das Gefühl, sie gefunden zu haben, weil ich mich nicht sorgenlos bewegen kann. Mein Kopf macht ganz einfach nicht mit, was mich schon frustriert.

In diesem Sinne.
Ich nehme mir die Freiheit, dich zu umarmen.

Pierre
//pm

Es kommt garantiert der Moment, in dem es einen wesentlichen Unterschied macht, ob man sich Mühe geben muss oder ob es mit dem Bemühen reicht. Oftmals erkennen Menschen nicht den richtigen Zeitpunkt, sollte er ihnen nicht knallhart in die Fresse geknallt werden – mit harten Konsequenzen. Das passt zu unserer schnelllebigen Wergwerf- und Konsumgesellschaft und in den wenigsten Fällen wird klar verstanden, was das tatsächlich bedeutet. Vor sich hindümpeln können viele, ebenso halbgare Weisheiten und oberflächliches Geplapper von sich geben. Kein Problem – da draußen warten schon genug Alternativen, stimmt´s? Ohnehin fällt es heute schwer, ernsthaft sein Herzblut in etwas zu stecken und eine Sache durchzuziehen, mag es auch noch so viel Entbehrung und Anstrengung bedeuten. Junge Menschen glauben, sie seien interessant durch das, was sie besitzen oder hinterher rennen (Modemarken, Kosmetik, Prestigesymbole). Nein! Es macht euch nicht interessant, es macht euch zum oberflächlichen Lackaffen oder zur leichten Beute (was die Damenwelt anbelangt). So wie wir kaum noch Wertebewusstsein oder Charme haben, so mangelt es an dem – manchmal – zähen Durchstehen einer Sache. Keine Anstrengungen, bitte! Höchstens beim Wochenend-Club-Besuch oder Quick-Fick, wo sie alles geben! Ladies? Habt ihr schon mal euer Leben selbst gemeistert ohne Hilfe? Habt ihr schon einmal zwei Kinder alleine groß gezogen in einem fremden Land? Habt ihr schon einmal die Schenkel zusammen gepetzt, wenn der Kerl zwar appetitlich war, aber sonst nichts in der Birne hatte? Habt ihr schon mal den Verzicht geübt, wenn es hart auf hart kam und damit leben können, wenn man euch nicht aufgrund von Äußerlichkeiten dauer-hofierte? Dann wird´s aber Zeit! Und meine Herren? Habt ihr erkannt, dass euer Leben nicht abhängig ist von Statussymbolen? Ist es nicht so, dass „Mann“ zuerst seine Existenz und sein Leben geklärt haben muss und in jeder Konsequenz für das, was man ernsthaft erreichen will, viel Arbeit und Mühe investieren sollte? Verwöhnte Masse…die nichts mehr tun möchte und alles besitzen.
Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit der Geschichte und wir werden sehen, dass wir uns rückwärts entwickeln. Die Menschen haben früher mit sehr einfachen Mitteln und Werkzeugen wahre Kunstwerke geschaffen. Schweiß, Härte, Mut, Kreativität und Ausdauer waren die Voraussetzung dafür Großes zu erschaffen. Heute wird es schon anstrengend, wenn man sich mehr als der Norm entsprechend Mühe geben muss. Zwischen „bemühen“ und „Mühe geben“ klafft ein Graben, kaum zu überwinden und ein Ergebnis aus einer sorgfältig aufgebauten Verblödungs-und Abstumpfungsmaschinerie, die geschaffen wurde um aus Stieren kastrierte Ochsen zu machen.
Adios…ich suche mir die letzten Stiere der offenen Prärie, mit Mut zum Gegenangriff und der Stärke, zu kämpfen.

 

 

© Petra M. Jansen

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