Liebe Petra,

es rumort in mir. Hier was mich quält:

Ist Eugenik bei den Bienen angebracht?

Ich habe gerade einen Artikel gelesen, in dem eine Aussage des amerikanischen Bienenforscher Thomas Seeley weitergegeben wurde, in der er behauptet, dass sich – im Staat New York 90.000 wild lebende Bienenkolonien – durchaus gegen die Angriffe der Milben wehren und als gesund betrachtet werden können. Für ihn ist das der Beweis, dass sie in der Lage sind, sich selbst zu retten. Sie hätten das 50 Millionen Jahre gepackt, warum sollten sie jetzt sterben? Ihr inneres Ökosystem wäre total anpassungsfähig, auch gegen die Pestizide oder andere Chemikalien. Daran habe ich meine Zweifel, wenngleich sich in Tschernobyl die Natur mit der Radioaktivität arrangiert hat. Wenn man Thomas Seeley glaubt, müssten wir hinnehmen, dass enorm viele Bienen zuerst sterben werden, bevor ein Neubeginn überhaupt in Gang gesetzt werden könne. Somit wäre die Grundversorgung der Milben beeinträchtigt und auch sie würden sterben. Nur die stärksten Bienen würden überleben. Normalerweise passen die Schädlinge sehr auf, dass sie die Stöcke nicht vernichten. Das war der Fall als die Milben nur in Asien vorhanden waren. Sie konnten in einem normalen Verhältnis mit ihren Gastgebern leben und schadeten sich gegenseitig nicht. Als sie nach Amerika und Europa auswanderten, war die enorme Quantität an Imkereien der Anlass, dass sie ihr Gleichgewicht verloren und alles auf ihrem Wanderzug vernichteten. Sie mussten keine Rücksicht auf die Stöcke nehmen, da sie sich wie in einem Selbstbedienungsladen befanden. Das erinnert mich sehr wohl an die Menschen. Wird uns das Gleiche passieren, wenn wir uns immer weiter vermehren?

Was Thomas Seeley schreibt, versetzt mich in Angst und Bange!

Was der Bienenforscher im Rahmen seines Gebietes feststellt, wäre eine schiere Katastrophe, wenn es um die Menschen geht. Eigentlich würden die Thesen der Eugeniker sich bestätigen, was für mich eine schreckliche Vision wäre. Das würde bedeuten, dass es ein enormes Menschensterben geben müsste, um unseren Planet und seine Lebenswesen zu retten und das wäre nur mit Kriegen, Vernichtungslagern oder dem Auslassen von jeglicher medizinischer Versorgung, mit dem Ziel die Lebensdauer zu verkürzen, zu erreichen. Die Kindersterblichkeit müsste sich drastisch erhöhen. Diese Vorstellung ist mir völlig zuwider. Das wäre für mich die Erkenntnis, dass der Fortschritt, wie wir ihn betrachten, völlig daneben liegt. Thomas Seeley hat sicherlich total recht mit seinen Behauptungen, aber das würde bedeuten, dass Milliarden von Menschen frühzeitig sterben sollten, um Platz „den Zeugungs-Tüchtigen“, diejenige die wertvolle Spermas besitzen, Platz zu lassen, die anderen sollen gefälligst krepieren. Das mag ein Gesetz der Natur zu sein, aber es widerspricht jeder religiösen Ethik. Das würde bedeuten, dass es gut wäre, dass ein Teil der Menschheit verhungert oder im Mittelmeer ertrinkt. Hitler und seine Jüngern lassen grüßen. Es schaudert mich, wenn ich daran denke.

Ist die Passivität, was die Klimaerwärmung angeht, Selbstmord?

Es mag sein, dass der Mensch durchaus fühlt, dass er sich teilweise selbst vernichten muss, um das Leben auf diesem Planet zu erhalten. Nur so ist heute das Verhalten einer großen Mehrheit unter uns zu verstehen. Wir sind dabei, an unserem Ast, auf dem wir sitzen, heftig zu sägen und wissen sehr genau was uns blüht, aber haben nicht die Kraft uns gegen diesen fatalen Trend quer zu stellen. In diesem Fall wäre Donald Trump der Vorbote des gewaltsamen Todes, der uns droht. Er führt das aus, was ich die negative Evolution der Menschheit nenne. Wie Hitler hat er die Vorstellung, dass er alleine sein Volk vor dem totalen Niedergang retten kann u nd das tut er instinktiv, indem er den ganzen Fluch beschleunigt. Da wären wieder bei den Bienen, die sehr wohl spüren, dass Milliarden unter ihnen sich opfern müssen, um ihre Art zu retten. Ich denke, dass der Klimawandel die Funktion des Killers einnehmen und für eine neue Ordnung sorgen wird. Es droht uns eine neue biblische Sintflut, machen wir uns nichts vor, Vater Noah wird ganz schön viel zu tun haben, um ein Paar Prachtexemplare zu retten. Es würde mir nicht gefallen, dass er den Namen Donald Trump trägt. Was sich abspielen wird, kann nur in eine dicke Katastrophe führen und wir werden sie nicht aus eigener Kraft vermeiden können. Er tut mir leid solch eine Botschaft Greta weiterz leiten, aber es gibt Dinge, die in göttlicher Hand liegen, wie die Vernichtung von Feldern durch die Heuschrecken. Wir sind, ob wir es wollen oder nicht, in einem Fluch-Modus.

Der Andere muss blechen, nicht ich.

Es geht um das Überleben, dabei soll immer der Andere das Opfer sein. Niemand ist bereit, selbst das Handtuch zu werfen, was normal ist. Anstatt eine Situation gemeinsam zu meistern, werden Anschuldigungen ausgesprochen, die völlig überflüssig sind. Dieses Phänomen erleben wir zurzeit und das bringt die ganze Menschheit in größte Gefahr. Warum kommt es dazu? Weil es keine Antwort gibt, was die Demographie angeht. Wenn die Weltbevölkerung sich weiter so rasch entwickelt, gibt es keine andere Lösung als den größten Genozid, der die Welt erlebt hat, zu provozieren, um die Bevölkerung zu halbieren. Das ist nicht akzeptabel, weil es Mord ist. Die Europäer haben gesehen, wohin es führen kann. Der totale Horror. Es gibt einen guten Grund, verzweifelt zu sein. Können wir einfach hinnehmen, dass Millionen Menschen von Naturkatastrophen in den Tod gerissen werden? Nein, weil es nicht unserer Ethik entspricht. Hilfe ist ein Gebot Gottes. Wäre es also möglich, die Menschen dazu zu bewegen weniger Kinder auf die Welt zu  setzen? Das Beispiel China hat gezeigt, dass eine Geburtsbremse nicht funktioniert. Obendrein macht die Kirche alles, um eine vernünftige Familienplanung zu verhindern! Wenn man sie zu den gegenwärtigen Problemen anspricht, hat sie keine Antwort. Von einer Fügung Gottes zu sprechen ist heute nicht hinnehmbar. Zieht sie es vor, dass Kriege angezettelt werden und dass Millionen Menschen elend sterben? Ganz schön feige solch eine Haltung.

 

Das Gedicht

Nein, ich habe es mir schwer gemacht

heute diese Texte zu schreiben, weil ich

den Eindruck habe, dass die Welt sich am

Abgrund befindet und dass wir

Menschen, keine Lösungen anzubieten

haben. Ich liebe zu sehr das Leben,

um meine Gefühle zu verbergen. Es

geht mir darum mit mir ehrlich zu sein

und das zum Ausdruck zu bringen, was

sich tief in mir abspielt. Eine Mischung

von irrationaler Hoffnung und Verzweiflung!

Und doch soll es weiter gehen… oder?

 

Nein, ich fand mich verpflichtet offen

zu schreiben, was ich auf der Seele

habe. Ich verurteile jede Art von

Manipulation, was die Natur angeht.

Haben wir sie so krank gemacht, dass

sie sich rächen wird? Uns letztendlich

zum Teufel zu schicken? Bei mir wäre es

egal, aber ich denke an all diese Kinder,

die unsere Schuld tragen werden, ohne

etwas angestellt zu haben. Es ist sinnlos

Gott anzuflehen, wenn wir für unseren

Sünden nicht gerade stehen!

 

Rette sich wer kann, diese Schreie höre ich

endlos und sie verursachen bei mir

Ekel, weil sie sich nur auf uns richten.

Keine Nachsicht für den Mist, den wir

verursacht haben. „Gott ist mit uns!“ Ist er

das wirklich? Solange wir alles platt walzen,

können wir nicht erwarten, dass ein Spross,

die Erde durchbricht. Nicht wie in Tschernobyl,

wo junge Bäume den Beton zerbrochen haben.

Soll es so weit kommen, um zu erreichen, dass

endlich Hoffnung in uns aufkommt? Sollen

wir verseucht werden, um uns endlich zu besinnen?

 

Trotz allem liebe ich das Leben, Petra.

 

Ich wünsche Dir alles Gute!

Umarmung!

 

Pierre

Up to date war gestern, heute werden die Karten neu gemischt.

High Speed oder du bist Schrott und Datenmüll.

Neu ausgetauscht geht´s besser.

Und kaum damit hantiert, wirst du von rechts überholt.

Doch alles kommt mal wieder, wie die Zeit dir zeigt.

War damals schon in Mode und ist jetzt wieder in.

Altes Eisen ist Gold wert,

da kommen ganze Fuhrparks, um es einzusammeln.

Hörst du den Schrott auf dem Schrottplatz schreien?

Sagt er dir nicht Geheimnisse, die er sonst keinem mehr verrät?

Zeigt er nicht die Zukunft, in der sich alles wiederholt?

Rostige Wesen sind keine Schatten der Vergangenheit,

sie sind Zeugen des Jetzt,

Boten des Kommenden,

indem sich alles wiederholt.

 

Hab keine Angst, ein wenig verstaubt zu sein,

lass deinen Rost ruhig auf deinem Haupt.

Du bist der Mut des Heute.

Trage stolz die Krone der Patina,

wenn alles kommt

und geht.

Zeitzeugen im Staub,

die lachend der Sonne entgegenblicken

und dir leise sagen:

alles,

alles was du tust,

wiederholt sich wie ein Mühlstein,

gemächlich, langsam und mit Erfolg.

Was wirklich wichtig ist,

war einst der Rost, im Staub ertrunken.

Und doch das Elixier

des Lebens.

 

© Petra M. Jansen

 

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Lieber Pierre,

zuerst ein Zitat von Benjamin Franklin „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“ Gibt es nun die absolute Freiheit oder geht sie im Zweifelsfall zu Lasten der kollektiven Gemeinschaft? Gute Frage, an der sich Philosophen weltweit schon die Zähne ausgebissen haben. Für mich persönlich bedeutet Freiheit, dass ich die Wahl habe zwischen einem „Ja“ und „Nein“ und mir Überlegungsspielraum gewährt wird. Freiheit ist sehr individuell und jeder hat eine andere Vorstellung davon. Selbstbestimmung beginnt dort, wo wir unsere Freiheit auch wirklich verstehen und die Möglichkeiten nutzen, diese Wahl anzuwenden. Allerdings gibt es nicht nur die Freiheit des Individuums sondern auch eine Freiheit des Allgemeinwohls. Die eigene Freiheit darf der Gesellschaft keinen Schaden zufügen. Lange Diskussionen über das alles, lieber Pierre und hier dürften viele Menschen ihre Gedanken dazu beitragen. Es ist eben ein stark philosophisches Thema.

Wenn wir in der Lage sind, bei Zwangshandlungen „nein“ zu sagen und bei positiven Möglichkeiten „ja“, dann empfinden wir unsere Freiheit als wahre Freiheit. In der westlichen Welt sind Freiheiten im Grundgesetz verankert. Dazu gehören u.a. Redefreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Bewegungsfreiheit  etc. und selbstverständlich für uns hier die Möglichkeit, frei in ferne Länder zu reisen, auszuwählen, was wir beruflich machen möchten, entscheiden zu können, was wir essen und mit wem oder wie wir unsere Freizeit verbringen möchten. Endlos wären nun die Definitionen, wo beginnt das Ganze und wo endet es, aber eines ist klar: Die Freiheit, die wir uns selbst nehmen, müssen wir auch jedem anderen einräumen sonst wäre es ungerecht mit fatalen Folgen.

Ich spreche heute nicht über die einzelne „Unfreiheit“ unseres Lebens und doch stimmt es – es ist uns tatsächlich nicht möglich, ohne größeren finanziellen Aufwand, einfach wegzusterben. Wer nichts hat, wird auch nicht ordentlich fein begraben und so ist es mit dem gesamten Leben. Hast du eine schlechte Ausbildung, wird es nichts mit dem Luxusleben oder andersrum: Sehr reiche Menschen haben so viel Luxus erreicht und alle Freiheiten, sich mit schönen Dingen zu umgeben, denn sie können sich wirklich alles leisten. Aber sind sie tatsächlich freier? Bestimmt nicht. Schau dir Donald Trump an. Die Freiheitsstatue – ein Geschenk der Franzosen – stand für die Attribute „frei“ und „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Passt irgendwie nicht mehr ganz zu „America First“ mit einem geistig beschränkten Egomanen als Präsidenten, der weder Umweltschutz noch Menschenrechte achtet.

Lieber Pierre, die Jugend schaut sehr offen in die Zukunft und ich konnte bei den vielen Studenten der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt nur ganz wenige „Dunkelseher“ entdecken. Für sie bedeutet das Leben Aufbruch, Austausch der Kulturen, freies Reisen als Backpacker, Plausch im Schrebergarten mit Jedermann und ein reger, internationaler Austausch (über die Universitäten). Währenddessen glauben die hirnamputierten Nazi-Anhänger an ein „Heil-Deutschland“, was uns an den Rand der globalen Abschottung und des Untergangs bringen würde.

Ich nehme mir die Freiheit einfach mal DANKE zu sagen für die vielen schönen Momente meines Lebens und die wunderbaren Erfahrungen mit Menschen aller Nationen. Das Leben ist herrlich und man sollte nicht so dogmatisch mit allem umgehen, was uns die – hier in Deutschland eher negativ angehauchten – Medien berichten. Gehen wir raus, dann erleben wir durchaus eine freundliche und zuvorkommende Welt mit vielen Menschen, die sehr glücklich sind. Nicht alles, was uns ständig in den Medien „vorgesetzt“ wird, ist richtig. Der Deutsche generell neigt zum Gartenzaun-Denken, zur Vorsichtshaltung, unflexiblem Sicherheitsdenken und bloß keine spontanen Quatsch-Ideen mit Risiko. Schade, denn genau darin liegt die Freiheit… diese rasante und spannende Fahrt mitzumachen, das Positive darin zu erkennen und individuell zu nutzen. Interessant ist auch, dass eben genau diejenigen, die in Freiheit leben und sein dürfen, am meisten zu meckern haben. Wir müssen dringend über den Tellerrand blicken und uns tatsächlich ein realistisches Bild von der „Freiheit“ in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten, in anderen Kulturen machen, die – gemessen an unseren westlichen Maßstäben – deutlich mehr zu kritisieren haben. Freiheit bedeutet noch lange nicht, dass wir auch alle gleich frei sind. Das wäre dann der „Human Dream.“ J

 

Einen herzlichen Gruß,

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Es ist das Stückchen Kuchen, das du dir heute gönnst. Die feine Tasse Kaffee dazu und einen kleinen Moment des Ruhens. Es ist die Aufgeräumtheit deiner Wohnung, die Wärme deines Bettes und der flackernde Schein des warmen Kerzenlichts, das dich glücklich macht. Stabiler Halt in der haltlosen Welt, die zerbricht wie der Krug des Brunnens. Du erinnerst dich? Der Herzschlag verlangsamt sich, ein Lächeln auf deinem Gesicht.

Die kleine Kleinigkeit ist es doch immer. Im Großen und Ganzen sind es wirklich die Kleinigkeiten. Die seidige Falte deiner Bettdecke, die Wärme des Ofens im Winter, der du dich hingibst. Raumgefühl. Zeitgefühl. Glücksgefühl.

Es ist das kleine bisschen Geordnet-Sein und das Wissen um dein vorhandenes Abendessen. Die nächsten Tage schaffst du das, es reicht bis Freitag. Glücksgefühl. Sicherheit. Vertrautheit. Es könnte schlimmer kommen. Es kann immer schlimmer kommen. Und es kann immer schlimmer als schlimmer kommen. Du überlebst mit deiner Kleinigkeit, lehnst dich entspannt zurück und liebst die einzige Blume in deiner Vase.

Es ist der Nebel über den Wäldern, der dich gefangen hält. In den Gedanken, dass deine Freunde keine Freunde sind. Der Gedanke, dass sie es niemals wirklich waren. Der Hohn, wenn sie dich ansehen und sagen, dass sie so denken wie du. Egal. Du hast die Kleinigkeiten. Du hast das Vertrauen, dass du überlebst. Bis Freitag auf jeden Fall. Und danach bestimmt noch weiter.

So sind es Kleinigkeiten. Stückchen für Stückchen, immer kleine Schritte, die dich letztendlich glücklich machen und eines Tages, eines Tages… sind es wieder die Kleinigkeiten, die dir einfallen, wenn du weinst.

Du kannst nicht, du willst nicht. Aber es waren doch nur Kleinigkeiten!? Egal. Deine kleine Welt ist voll. Da ist kein Platz für erbärmliche Kleinigkeiten, wo du doch die kleinen Schritte geliebt hast und gegangen bist. Niemand, aber auch niemand kann so viel Achtung in sich finden.

Noch eine Tasse Kaffee?

 

© Petra M. Jansen

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Komisches Alter

Wie ist das mit Ende Vierzig? Komisches Alter! Die Alten nerven, die Jungen nerven … vielleicht nerve ich mich selbst?! Midlife-Crises? Blöder Kram! Dafür bin ich zu alt! Ich sagte einmal, dass man mit der Vier vorne dran so richtig schön in Ruhe gelassen wird. Kein erhobener Zeigefinger der Älteren mehr: „Bub, darauf musst Du achten!“, „Junge, schaffst Du das?!“ und dergleichen. Von der Jugend wirst Du wegignoriert. So, als sei man nicht da. Die nächste Stufe ist wohl: „Darf ich Ihnen über die Straße helfen?“. Gibt es das noch? Wann bietet man mir altersbedingt einen Sitzplatz in der U-Bahn an?! Zu alt, um Vorbild zu sein, zu jung für die Weisheit des Alters. In mancherlei Hinsicht spricht man von Orientierungslosigkeit. Leute, noch weiß ich, wohin ich gehe! Ich mag mich beim Schuheanziehen und -schnüren mittlerweile hinsetzen. Beim Aussteigen aus dem Fahrzeug dauert es etwas länger. Ok! Man braucht keinen Sport zu machen, wenn tägliche Verrichtungen zu sportlichen Anstrengungen werden. Als Kurzsichtiger schaue ich beim Zeitungslesen nicht durch, sondern über die Brille. Lesebrille braucht man nicht. Noch nicht! Wie lange noch? Der Zahn der Zeit fordert seinen Tribut. Wenn das Kreuz jetzt schon so schmerzt, wie wird das erst in zwanzig Jahren?! Alles Mist! Das Phänomen Zeit hat sich auch verändert. Es kommt einem vor, als greife man am Strand in den trockenen Sand. Sie, die Zeit, rinnt einem durch die Finger. Man kann sie nicht festhalten. Gefühlt hat man vor einigen Tagen Silvester gefeiert, heute ist Juni. Jemand sagte einmal vor vielen Jahren: „Der Tag hat 24 Stunden. Reichen diese nicht, dann nimm die Nacht dazu!“. Ein weiser Mensch, ein Scherz über den Mangel an Zeit! Aber es gibt noch andere Veränderungen: ich schätze die Ruhe, lege immer mehr Wert auf Kultur und gehe langsam, wenn ich es eilig habe. Ich weiß heute, wie die Asiaten sagen, dass Menschen nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel stolpern. Ramba-Zamba ist nicht mehr, jedenfalls selten, bei Filmen lege ich Wert auf innere Handlung. Ja, und ich glaube, dass jeder Mensch, sofern er bewusst lebt, dieser Gesellschaft etwas zu geben hat. Vielleicht unmerklich, aber es kommt etwas rüber. Alles Gold und Silber dieser Erde kann den Wert guter Bücher nicht aufwiegen, Wissen ist wichtiger als Reichtum und Besitz. In den Tag hineinzuträumen – beste Grüße an die Tagträumer – wird zur Zeitverschwendung, Sprichworte wie „Jeden Tag eine gute Tat!“ erlangen Bedeutung. Im Tun liegt die Gestaltung des Lebens, nicht im Sich-Treiben-Lassen. Mit jedem Tun eröffnen sich eine Menge neuer Wege, aus welchem man sich morgen wieder einen aussuchen muss. Man hätte, retrospektiv, einiges anders machen können. Aber dann wäre man heute nicht hier. Mancher Fehler hätte vermieden werden können. Dafür hätte man andere gemacht. Nein, er war schon gut so, der Weg bis hierher! Also, warum rege ich mich auf?! Über meine Unzulänglichkeit, meine „Jugend“? Über die Tatsache, dass mir noch die Fähigkeit fehlt, innerlich gelassen zu bleiben? Vielleicht könnte ich hier schon etwas weiter sein. Aber ich denke, die – wenn auch harte – Erkenntnis, dass man den Lauf der Welt als ganze als Einzelner nicht aufhalten oder ändern kann, ist doch schon einmal ein Anfang. Und so beginne ich, an den kleinen Dingen zu arbeiten. Das kann etwas werden … Und für neue Anfänge ist es nie zu spät!

© Thomas Dietsch

Lieber Pierre,
es tut mir leid zu lesen, dass meine vorherigen und bewusst philosophischen Gedanken solch einen Schub Pessimismus auslösen. Ich belasse es heute bei dem, was ich bereits gesagt hatte, denn es ist tatsächlich eine Definitionssache und ich appelliere noch einmal daran, dass es viele Menschen gibt, die gar nicht die Wahl haben, frei zu entscheiden – geschweige denn frei zu publizieren.
Wir haben von Natur aus einen extrem ausgeprägten Verstand und sollten ihn nutzen. Und zwar in einer Form, die es ermöglicht, konstruktive Brücken zu bauen und sinnvolle Dinge zu tun. Wer sich über nichts aufregt, ist eine fatale Fehlentwicklung der Menschheit und ich erschrecke ebenfalls an der Lethargie der Gesellschaft. Speziell in unserer Überflussgesellschaft sehen wir zu viele Weggucker und viel zu viele Menschen, die glauben, es ginge sie alles nichts an, sie können es ohnehin nicht ändern. Verdruss, Resignation, Depression, Untergang. Wenn wir aufhören zu kämpfen, haben wir verloren. Wenn wir aufhören, das Gute zu sehen, haben wir aufgegeben. Was dann folgt ist das große Fressen. Wir können hin- und her-diskutieren, lieber Pierre und hoffen, dass jemand da draußen das liest. Doch wen erreichen wir? Ist es nicht lediglich eine privilegierte Schicht und Leute, die Zeit haben, einen Internetzugang und Muse, unsere Briefe zu lesen? Müsste nicht jeder Journalist aufhören, zu recherchieren und jeder Polizeibeamte seine Arbeit niederlegen? Jeder Richter seine Robe ausziehen und sagen „scheiß egal, was geht´s mich an?“ Ich weigere mich, zu resignieren und ich werde – so lange ich lebe – nicht aufhören für die Freiheit, die Wahrheit und die Gerechtigkeit zu kämpfen. Hier und an jeder Stelle da draußen, wo ich direkt an der Front mit Menschen arbeite und mit jeder Zeile, die ich im Sinne des sozialen Gedankens und des Friedens veröffentliche.
Wir dürfen uns nicht wundern, denn wir haben die Dinge geschaffen, die uns autistisch erscheinen lassen. Es dient der Vereinsamung, der Ablenkung und der Kontrolle und es liegt an uns, inwieweit wir das zulassen und mitmachen. Mit aller Konsequenz und an jedem Ort, bei dem es wichtig ist, erwarte ich Mut, gegenzusteuern und den Mut, den Mund aufzumachen. WIR können es, aber in vielen Ländern geht das nicht. Warum also auf hohem Niveau um uns hauen, anstatt etwas wirklich Positives entgegenzusetzen und aktiv an den Schwachstellen zu arbeiten – und zwar jeder dort, wo es ihm möglich ist? Wir werden ohnehin nicht ewig existieren und – sobald der rote Riese uns entweder verschlingt oder verglühen/ vereisen lässt – alle miteinander untergehen. Das ist in der Evolutionsgeschichte voraussehbar, denn dort besteht nur das, was sich bewährt hat. Wir also nicht.

Eine liebe Umarmung zurück,
Petra
© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,
wir sind schon fast bei einer philosophischen Betrachtung angekommen, jedenfalls möchte ich es auf diese Art beantworten oder versuchen, den viel gelobten und erwünschten Begriff „Freiheit“ zu definieren. Vorab: der Mensch kämpfte ein Leben lang für eine Selbstbestimmung, für die Freiheit und für die freie Meinungsäußerung. Wir dürfen uns in unserem Land glücklich schätzen, dass wir offen und ungeschönt schreiben, berichten und reden dürfen. Das ist nicht überall auf der Welt möglich und das einmal vorweg, weil es wichtig ist, auch diese Freiheit anzuerkennen. Ob wir nun eine Zensur der Medien, der Presse und des Menschen haben, das können wir in einem der nächsten Briefe zum Thema nehmen – es würde heute den Rahmen sprengen.
Folgen wir der Definition des Determinismus, dann gehen wir davon aus, dass die Dinge, Handlungen, Ereignisse durch bereits existierende Vorbedingungen von vorne herein eingeschränkt sind und deshalb nicht wirklich frei sein können. Die Theorie des Kompatibilismus wäre die weichere Form und sieht eine Schnittstelle zwischen Determinismus und freiem Willen. Eine zahmere Variante also, lieber Pierre. Es gibt auch die pessimistische Version, die besagt, dass weder Determinismus noch Interdeterminismus einen freien Willen zulassen. Und nun sind wir bei den Definitionen und der philosophischen Betrachtung, denn dieses Thema kann nicht in einem kurzen Briefverkehr abgehandelt werden, dazu ist es zu komplex und – wie du siehst – durchaus Ansichtssache.
Es geht um zwei Dinge, lieber Pierre: 1) Welche Bedingungen müssten erfüllt sein, damit wir eine Entscheidung als frei empfinden würden und 2) faktisch –sind diese Bedingungen überhaupt vorhanden und stehen zur Auswahl? Wer glaubt, dass wir niemals frei entscheiden können, wäre – philosophisch betrachtet – ein Freiheitspessimist oder ein harter Determinist eben. Wie wir unser Leben empfinden und wieviel Freiheit wir uns nehmen können, liegt an den Alternativen, an der Wahl jedes Einzelnen und dass eine Zwangsbedingung unbedingt ausgeschlossen ist.
Lieber Pierre, ich denke, wir brauchen die vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten auch, um das als Maß zur Orientierung zu haben. Das gibt uns Menschen eine gewisse Stabilität und dennoch das Gefühl, frei entscheiden zu können. Und doch hat das Leben Barrieren und uns sind die Hände gebunden, wir empfinden uns als unfrei. Dabei müssen wir uns die Frage stellen, ob das wirklich stimmt oder ob uns nur die Auswahlmöglichkeiten nicht in den Kram passen oder nicht kompatibel mit den Vorstellungen jedes Einzelnen sind. Was der Eine gut findet, verabscheut der andere und umgekehrt. Insofern ist auch das Auslegungssache und ich kann nichts damit anfangen, wenn Menschen pauschal negieren und ablehnen –ohne eine sinnvolle Alternative aufzuzeigen oder ohne einen anderen Weg zu suchen, der nicht immer, aber durchaus öfters als angenommen, gehbar wäre.
Tatsache ist, dass unser gesamtes Leben ein Kreislauf des Kommen, Seins und Gehens ist und keine Theorie der großen Philosophen oder sonst jemand kann das ändern bzw. aufhalten. Geburt, Leben, Vermehrung, Tod. So ist es, lieber Pierre und niemand hat die Freiheit, sich ein ewiges Leben zu wünschen und niemand hat die Freiheit, die Luft zum Atmen für sich alleine zu beanspruchen. Und auf einer Welt, in der Lebensraum, Frieden, Umwelt immer weniger geachtet werden, schrumpft auch die Freiheit auf eine Entfaltung, sowohl der Menschen-, als auch der Tier- und Pflanzenwelt.

 

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,

mit welchem Selbstverständnis wir doch durch das Leben gehen!? Ist es nicht so, dass wir jeden Tag dankbar dafür sein dürfen, wenn uns nichts Schlimmes widerfährt? Nur eine kleine Verstauchung des Knöchels lässt uns humpeln, nur eine Handgelenksverletzung sorgt dafür, dass wir einhändig werden. Warum ich heute zum Thema Gesundheit komme? Stimmt damit etwas nicht, gerät der tägliche gewohnte Ablauf eines Menschen aus den Fugen und man bekommt ein völlig neues Zeitverständnis sowie die aufgezwungene Maßnahme, kürzer treten zu müssen. Wenn der Körper Signale setzt, ist es an der Zeit, das zu akzeptieren und ihm eine Weile Ruhe zu verordnen, so wie du es gerade tun musst, lieber Pierre. Keine Zeitung lesen, keine Zeile mehr tippen – alles liegt brach und bis das wieder möglich sein wird, sind die Nachrichten in den Blättern überholt. Es ist eine Kleinigkeit, die dich nieder rafft und jetzt bist du angewiesen auf den Blick in die Ferne und Weite. Ich finde das gar nicht so schlecht, wenngleich ich niemandem etwas Schlechtes wünsche. Augenklappe auf, Augen schonen, lesen geht nicht im Moment und heute sehe ich die Vorteile. Man ist plötzlich gezwungen, den Blick auf seine Umgebung zu machen, die Augen öffnen sich im wahrsten Sinne des Wortes. Schauen wir denn normalerweise über zwei Wochen einfach nur in die Ferne und lassen unsere Gedanken schweifen? Nein, wir sind abgelenkt und entweder mit lesen (auch virtuell) oder tippen beschäftigt. Für einen Schriftsteller bedeutet diese Aus-Zeit eine Qual, nicht wahr? Doch es öffnet den Blick und du wirst sehen, du wirst jetzt andere Dinge sehen als zuvor. Lieber Pierre, du siehst jetzt etwas, vor dem du deine Augen vielleicht verschlossen hattest – die Schönheit der Natur, das hübsche Gesicht deiner Frau (endlich einmal wieder so bewusst), die Sonne (weil du nicht nur hinter dem PC gequetscht Texte tippst), den Regen (du hast Zeit, lange Spaziergänge zu machen), die Welt. Jetzt hast du eine „verordnete“ Freizeit und dein Körper, dein Geist und deine Produktivität werden es dankbar annehmen und umsetzen. So ist es immer mit den Krankheiten oder einer Zeit, in der der Mensch auf Eis gelegt ist und ich finde daran durchaus viel Positives.
Dein Tagesablauf hat sich vorübergehend völlig verändert, du magst dich damit vielleicht nicht abfinden wollen, aber es ist ein Signal, dass er streikt. Es ist eine Bereicherung und eine neue Perspektive, lieber Pierre, denn wir alle sind viel zu vehement mit den täglichen Aktivitäten beschäftigt und damit, unbedingt funktionieren zu müssen. Ich höre immer wieder „nein, das geht nicht. Ich kann nicht ohne Auto sein“ oder „ich muss jeden Tag wissen, was in der Zeitung steht“ und wie du siehst, es geht alles. Es geht sogar viel besser als unsere innere Bequemlichkeit uns suggeriert und es geht immer – mit der richtigen Einstellung. Vielleicht bekommen wir auf diese Art und Weise eine Demut vor dem Leben. An einem Punkt, an dem nichts mehr selbstverständlich ist und wir den unbequemen Weg gehen oder den Verzicht üben müssen. Und vielleicht tun wir dann endlich mal Dinge, die wir vorher nie gemacht haben…

gute Genesung, lieber Pierre,
Petra

© Petra M. Jansen

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