Böse Zungen behaupten, die Dresdner hätten Barockstaub im Gehirn.

Nach der Wende wurde die völlig zerstörte Dresdner Altstadt komplett wieder aufgebaut. Auf einer struppigen Wiese entstehen Neubauten, die so aussehen wie in Bildbänden. Und die Frauenkirche selbst steht heute makellos runderneuert in deren Mitte.

Der Anblick lässt Kritiker, die über das „Disneyland“ von Dresden spotten, verstummen. Jetzt ist das Postkartenmotiv verstellt, durch das Werk des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni. Auf den Kopf gestellte, ausrangierte deutsche Linienbusse versperren den Blick. Bewohner der Stadt Aleppo haben sich mithilfe solch einer Barrikade aus Linienbussen vor Scharfschützen geschützt. Dass Dresden nun genau hier genau diese Skulptur aufstellen ließ, ist ein mutiges Zeichen für eine Stadt, die als Geburtsort von Pegida – einer islam- und fremdenfeindlichen Organisation – international bekannt geworden ist. Dem Zeichen gebührt Respekt!

Eine Stadt in Flammen: Am 13. Februar 1945 bombardierten die Alliierten Dresden. Seitdem wird das Datum instrumentalisiert – erst von den Nazis, später von der DDR. Bis heute streitet die Stadt um die Erinnerung.

In den Bombennächten von Dresden sterben 25.000 Menschen. Der 13. Februar 1945 wirft einen langen Schatten über die Stadt. Deren Bewohner streiten bis heute über den richtigen Umgang mit dem Datum.

Dresden, die sächsische Barockstadt als einzigartiges Opfer im Zweiten Weltkrieg – dieser Mythos hat bis heute Bestand.

Bereits zwei Tage nach dem Angriff gibt das Reichspropagandaministerium eine Meldung an das „Deutsche Nachrichtenbüro“, in der von einer planmäßigen Vernichtung der Bevölkerung die Rede ist. Diese Nachricht findet in die internationale Presse, so beispielsweise in das Svenska Morgenbladet, das von hunderttausend Toten unter den Millionen Flüchtlingen und Einwohnern Dresdens schreibt. Diese scheinbar „neutrale“ Meldung aus dem Ausland wird in der deutschen Presse begeistert aufgegriffen, die die Nachricht vom hunderttausendfachen Opfertod im ganzen Reich verbreitet, um die Deutschen für den Endkampf vorzubereiten. Der Mythos entstand noch in den rauchenden Trümmern.

Worum ging es den Alliierten bei der Bombardierung? Die Stadt war ein militärisches Ziel, es ging darum den Nachschub zur Front zu stören. Natürlich war klar, dass es auch zivile Opfer geben wird. Aber die Bombardierung war kein blinder Vergeltungsschlag, bei dem sinnlos eine Kulturstadt ausgelöscht werden sollte.

Dieses Motiv wurde auch von der DDR-Führung aufgegriffen. Die Zerstörung Dresdens wird als Terrorwerk des Westens propagiert. In den fünfziger und sechziger Jahren kommen anlässlich des 13. Februars die Spitzen der DDR zusammen. Es gibt Aufmärsche, Demonstrationen und Ausstellungen. Gleichzeitig geht es auch darum zu zeigen, wie aus den Trümmern eine neue Gesellschaftsordnung entsteht. In den achtziger Jahren wird nur noch zum 40. Jahrestag der Bombardierung ein großer Gedenkakt inszeniert. Das hängt eng mit dem atomaren Wettrüsten zusammen. Zu der Zeit sind es vor allem kirchliche Akteure, die das Erinnern an den 13. Februar aufgreifen und es zum Friedensapell formulieren.

Ein zentraler Punkt des Mythos Dresden sind die Opferzahlen – als 2008 eine Historikerkommission zu dem Ergebnis kommt, dass durch die Bombardierung 25.000 Menschen getötet wurden, gibt es unter den Dresdnern einen Aufschrei. Die hohe Opferzahl war lange Beweis der Einzigartigkeit dieses Angriffs und somit der Beweis für die Einzigartigkeit dieses Orts. In keiner anderen Stadt gab und gibt es einen solchen Wettlauf um die höchsten Opferzahlen. 25.000 Tote sind viel. Aber bei der Bombardierung von Hamburg starben 34.000 Menschen, das spielt dort nicht so eine starke Rolle. Sieht man in Dresden bei einem Spaziergang durch die Stadt plötzlich die Zahl auf eine Wand gesprüht, weiß jeder Dresdner, was damit gemeint ist. Warum ist den Dresdnern diese Einzigartigkeit so wichtig? Die Zahl ist Teil der Identität der Stadt. Erinnerung hat wenig mit Geschichte zu tun, sondern mit der Verwandlung der Vergangenheit in Geschichte.

Die einzigartige Barockstadt wird im Zweiten Weltkrieg zum einzigartigen Opfer, um schließlich wie Phönix aus der Asche wieder aufzuerstehen. Besonders gut kann man das auf dem Neumarkt sehen, wo die Frauenkirche steht. Eigentlich war deren Wiederaufbau als Fingerzeig in die Vergangenheit gedacht. Doch in den neunziger Jahren wurde sie vor allem zum Symbol der Versöhnung, dafür, dass Narben heilen können. Mittlerweile ist sie vor allem ein Schmuckkästchen. Das Einzigartige rückt wieder in den Mittelpunkt.

Die Bombardierung von Dresden wurde über Jahrzehnte hinweg instrumentalisiert. Rechtsextreme nutzten sie, um riesige Aufmärsche zu organisieren. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gibt es erst seit einigen Jahren.

Woher kommt der Impuls, über die Erinnerung der Stadt kritisch nachzudenken? Der 13. Februar ist immer weniger Familiengeschichte. Die kritische Auseinandersetzung wird vor allem von Nachgeborenen betrieben. Aufmärsche Rechtsradikaler haben für Druck gesorgt. Dresden lebt sehr stark vom Tourismus und damit von der Außenwirkung.

Instrumentalisierung durch Neonazis sorgt nicht gerade für „gute Presse“.

 

Lieber Pierre,

ich denke an „Mats und die Wundersteine“ und daran, dass der alte, kluge Balthasar die Mäuse warnte, dass sie alle sterben und in Verdammnis landen würden, wenn sie der Erde etwas nehmen und ihr nichts zurückgeben. Die Wundersteine, die sie wärmten, waren das Symbol der Gier und Ausbeutung. Denken wir an die ganzen wundervollen Bücher, in denen Jugendliche Werte wie Respekt, Ethik, Nächstenliebe und Ehrlichkeit vermittelt bekommen. Woran hängt´ s also, wenn wir heute anscheinend mehr Gewalt und Kriegshandlungen erleben als es erträglich ist? Wir leben schon lange keine Familie mehr, wie sind einsame Wölfe mit einsamen Herzen. Dazu trägt das Internet bei, die zunehmende Kommerzialisierung, die Perfektion, der niemand standhalten kann und viele andere Dinge. Ich gebe heute keine Gründe über das Warum und Wieso, so traurig die Ereignisse in 2016 auch waren. Fakt ist für mich: Es mangelt den Menschen an Liebe.

Lieber Pierre, ich möchte heute nicht politisch sein. Ich kann diese Negativität, Zerstörungswut, Neid, Hass, Missgunst, diese Gewalttaten nicht mehr ertragen. Unser Weg darf nicht der einer Unterordnung sein, nicht der Weg in eine erzwungene Gewaltherrschaft und ich bin sicher, die Mehrheit der Menschen sehen es genauso. Ausrotten kannst Du den Pöbel nicht, er ist frustriert, minder gebildet, einsam und nur in der Menge der hasserfüllten Schreihälse fühlt er überhaupt noch irgendwas. Doch es ist die absolute Minderheit, denn die Masse der Menschen möchte Frieden.

Wir beide schreiben seit vielen Jahren Bücher und wir beide schreiben keine Krimis, Fantasy-Romane, Gruselgeschichten oder Kinderbücher. Ich denke, wir haben genug Horror auf den öffentlichen Straßen – warum sollte ich Monster erfinden, wenn der Mensch das Schlimmste von allen ist? Warum Grusel, wenn´ s mich täglich draußen gruselt? Tun wir also das, was wir können und geben wir unsere Überzeugung,  die Kraft des positiven Denkens, die Power und unser Wissen weiter um ein positives Signal zu setzen. Genau das werde ich 2017 tun, mehr denn je und jetzt erst Recht!

Einen guten Start ins Neue Jahr 2017, das alte war beschissen genug

 

Herzlichst,

Petra

 

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Lieber Pierre,
ist das Internet für uns alle nun ein Segen oder ein Fluch? Jeder beansprucht das Recht zur freien Meinungsäußerung für sich und die sozialen Netzwerke platzen vor lauter geistigem Müll auseinander. Wir sollten im Journalismus stets einen globalen Blick auf die Dinge haben, dabei informativ für die Bürger sein und durchaus einen eigenen Standpunkt vertreten dürfen. Dabei achte ich darauf, niemals den guten Umgangston zu verletzen – ich muss nicht in die gleiche klägliche Kerbe hauen wir einige ungebildete Menschen in den Social Communities, die wahrscheinlich nie etwas von guter Kinderstube und Respekt gehört haben. Das Internet trägt verstärkt dazu bei, dass sich jeder Schwätzer virtuell – positiv wie negativ – äußern kann und es werden sowohl (auch verdeckt) rechtsextremistische Parolen, als auch direkte Angriffe auf Andersdenkende (in jeder Hinsicht) gefahren. Selbstverständlich gebe ich nicht dem Internet die Schuld, aber seitdem der schlecht informierte, geistige Engdenker mit der Tastatur, der Maus und dem „world wide web“ einen direkten Zugang zur Öffentlichkeit hat, fällt es mir a) schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen vor lauter Müll und b) mir fehlen tatsächlich die Worte für die gequirlte Scheiße einiger Schreiber. Zu der Flüchtlingssituation werde ich mich heute nicht mehr äußern, das haben wir bereits in unserem vergangenen Briefverkehr ausgiebig gemacht und in vielen, vielen Texten der vergangenen Jahre. Heute veröffentliche ich eines meiner meistgelesenen Prosa-Gedichte, in der Hoffnung, dass die Menschen, die i h r e eigene Freiheit so sehr schätzen und lieben, genau das auch allen anderen Menschen zugestehen. Musik und Künste sind grenzübergreifend und vernetzen die Welt bis in die letzte Ecke. Möge heute die Kunst des Wortes sprechen, mit der ich ein klares Signal setze.

 

Glockenwind

 
Weißt du, wie ich ticke?
Ich ticke nicht
wie eine Uhr im Kasten
ich ticke
wie eine Glocke
die läutet
majestätisch
laut
und
wohlklingend
im Wind
ganz oben
über den Dächern
wo
die
Freiheit
ruft

(publiziert in SINNWAISEN, Juli 2013)

 

Eine herzliche Umarmung mit starken Gedanken
Petra

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Lieber Pierre,
ich zitiere in diesem Zusammenhang einen großen Philosophen: „Alles, was nach Ordnung, Maß und Gesetz geschieht, erzeugt Gutes. Das Untergeordnete und schlecht Eingeleitete ist dagegen an sich schädlich und löset auch das Wohlgeordnete auf. (Platon, 427 – 348 od. 347 v. Chr, griechischer Philosoph, Begründer der abendländischen Philosophie). Was will ich sagen damit, lieber Pierre? Die Liebe des Menschen ist Fluch und Segen zugleich. Sie bewegt uns in Richtungen, die wir niemals gehen würden – ohne sie. Deine Briefe sind ein Widerspruch an sich, wenn ich das frei sagen darf. Selbstverständlich leugnet niemand den Mephisto in Goethes Faust, selbstverständlich negiert niemand das Böse, der einen klugen Verstand hat. Ja, es gibt all das – Verlogenheit, Untreue, Missgunst, Gier, Machthunger und vieles mehr. Schauen wir in die Welt: die NATO rüstet auf und verstärkt die Übungen, Russland rüstet ebenfalls auf. Griechenland spielt mit der EU wie mit einem Tennisball und macht Europa weltweit lächerlich und die Politiker diskutieren sich zu Tode. All das gibt es, Pierre und ich schaue gewiss nicht beruhigt in die Zukunft. Eher macht mir der Gedanke Angst, dass junge Menschen sich umsonst bemühen und studieren, ihre Ideale formulieren und vielleicht niemals mehr ausleben können. Es macht mir Angst, dass der Mensch in seinem kleinen, privaten Umfeld Schiss vor sich selbst hat und nicht den Mut, zu seinen schändlichen Taten zu stehen oder ehrlich im Umgang mit seinen Lieben zu sein. Das ist der berühmte „Dämon“ in der Geschichte von tausenden Büchern, Filmen und Fantasy-Stories. Es gibt ihn, ja, Aber wer bewegte etwas? Menschen, die niemals den Glauben an das Gute und die (Nächsten-)Liebe aufgegeben haben, wie z.B. Mutter Theresa oder die vielen Menschen, die in die Geschichte eingegangen sind, weil sie gebend, liebend etwas Gutes verbreiten wollten. Der Friedensnobelpreis wurde geschaffen, Künstler taten sich zusammen für Frieden und Liebe weltweit – die Liste ließe sich beliebig forstsetzen, lieber Pierre. Ich verstehe die Frustration, die einen ab und an überfällt und man mag sich nicht Gurkenschreiben auf die Augen legen lassen und einfach nur träumen. Doch es bleibt bis zum letzten meiner idealistischen Atemzüge: die Hoffnung auf Liebe, Gerechtigkeit und Frieden und der Wunsch danach. Und wenn es nicht so sein sollte, dann gehen wir alle gemeinsam unter. DAS kann ich zumindest – in Anbetracht der derzeitigen Weltlage – schon prophezeien.

Herzlichst,
Petra
© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Liebe Petra,

wie es die Buddhisten behaupten, kann es kein Gutes ohne Böses geben. Eine pragmatische Erkenntnis, die auch für die Liebe ihre Gültigkeit hat. Sie ist sehr eng mit Hass verbunden, der Grund warum sich so viele Paare zerreißen. Immer wieder kann man im Fernsehen Dokumentationen über den häuslichen Krieg sehen. Eltern, die ihn auf Kosten der Kindern austragen! Zum Beispiel dieser Vater, der seinen Sohn nicht mehr sehen darf, seitdem er von der Mutter in die Ukraine verschleppt wurde. Ich kann nicht verstehen, dass der Umgang mit dem Nachwuchs sich so brutal entwickeln kann. Leute, die angeben, dass sie sich einmal geliebt haben, liefern sich Kämpfe unter der Gürtellinie, die vernichtend sind und alle Mittel sind gut, um seinen Ex-Partner in den Dreck zu ziehen. Wie diese Mutter, die den Vater ihres Kindes beschuldigt pädophil zu sein und das nur, um ihn finanziell zu erpressen. Die Konsequenz: der Beschuldigte verlor seine Arbeit und erlitt einen Herzinfarkt, der ihn gesundheitlich ruinierte. Und dann, nach etlichen Jahren, die Aussage vor Gericht, dass alles erlogen sei, die Behauptung der Tochter waren frei erfunden. Das alles schreibe ich, um zu beweisen, dass dem Wort Liebe mit einem gewissen Misstrauen betrachtet werden sollte. Ich würde gerne an sie glauben, aber es ist mir leider bewusst, dass sie oft einen üblen Nachgeschmack hat. Das trifft bei mir persönlich nicht zu, aber bei vielen meiner Freunde.

Die Liebe, wie sie im Evangelium gefordert wird, bedeutet viel Nachsicht für seine Mitmenschen. Vielleicht eine Utopie, aber unerlässlich, wenn es um den Umgang mit anderen geht, liebe Petra. Auch wenn diese gute Absicht in Trümmer verfällt, muss sie das Ziel sein, das liegt im Interesse von jedem von uns. Und was machen wir? Wir hauen uns lieber auf die Rübe, weil wir einfach nicht für solch ein Verhalten geeignet sind. Der Mensch ist ein Raubtier, der nur durch Gewalt seine Ziele erreichen kann, so die generelle Meinung. Ich habe im Spiegel einen Artikel über das Mobbing am Arbeitsplatz gelesen. Sogenannte Toxiker, verhalten sich so, dass sie ihren Kollegen schaden wollen, wenn es darum geht, Karriere zu machen und das geht von der Denunzierung bis zur seelischen Demütigung. Das Fatale dabei, das solch ein Verhalten in den meisten Fällen nicht untersagt wird. Wer dennoch von Liebe spricht, erscheint mir blind zu sein. Sie haust in unserem Kopf und Herz, ein Wunschtraum, der kaum zu verwirklichen ist und vielleicht die größte Lüge der Menschheit. Aber ohne sie wäre kein Überleben möglich. Also bleibt mir gar nicht anderes zu tun, als die Liebe zu lieben.

Ich mache es mir deswegen sehr schwer mit der Friedensbewegung, die auf ihre Fahne das Wort Liebe groß geschrieben hat. Hat dies etwas mit der Realität zu tun? Was sehen wir um uns? Nur ein mieses Verhalten, das zu kriegerischen Auseinandersetzungen führt. Kinder und Frauen werden im Namen einer Gerechtigkeit massakriert, gefoltert und vergewaltigt und das wiederholt sich ständig, auch wenn immer wieder der Versuch unternommen wird, solche miese Taten zu unterbinden. Ich sehe schon ein, dass gegen solche Auswüchse agiert werden muss, aber die Frage stellt sich, ob Worte genügen. Immer wieder wird Gandhi mit Recht zitiert. Er hat es fertig gebracht mit pazifistischen Mitteln, seinen Kampf gegen eine Kolonialmacht erfolgreich zu führen. Aber vergessen wir nicht, dass parallel dazu zahlreiche Menschen ihr Leben im Krieg zwischen den Hinduisten und den Muslimen lassen mussten. Das führte zur Spaltung von Indien, damals in zwei Staaten und heute noch sind die Spannungen mit Pakistan zu spüren. Eine Waffenruhe auf Messerschneide. Das widerspricht dem friedlichen Gehabe, mit dem sich diese Zivilisation schmücken will. Sind die Gurus Pharisäer, wenn sie von Toleranz und Liebe sprechen? Ganz ehrlich, ich ziehe Menschen vor, die erkennen, dass die Gewalt auch zu ihrem Habitus gehört, dass die vorgegebene Ekstase der Liebe nur Schminke ist. Machen wir uns nichts vor, im Mensch steckt viel Wut und sie ist vernichtend, trotz Süßholz-Gesäusel. Und doch möchte ich nicht auf Liebe verzichten, liebe Petra. Ich könnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen, auch wenn sie eine Illusion ist. Wir brauchen sie, um uns verwirklichen zu können und ohne sie, könnten wir uns die Kugel geben, oder?

In diesem Sinne und mit einer herzlichen Umarmung,

Pierre

//pm

Lieber Pierre,
du sprichst von Verantwortung und Auswahl, von der infantilen Vorstellung, wir könnten noch etwas frei wählen und von der Hoffnung des Bürgers auf Besserung der politischen Systeme. Das ist ein Haufen Holz, wie man sagt und während ich nickend deinen Antwortbrief las, gingen mir viele Dinge durch den Kopf. Schon lange ist es vorbei damit, mit der freien Wahl der Freiheit, die wir so propagieren und das Thema hatten wir auch schon. Das Zauberwort heißt „Ethik“ oder „Wahrheit“ oder auch „Verantwortung“, aber wir sind nicht die Magier des Universums, auch wenn wir uns gerne als das verstehen. Wer versteht, dass etwas nur rund laufen kann und funktioniert, muss zuerst verstehen, was Natur und Demut bedeuten. Die Natur ist das größte Spiegelbild und wir sehen in den Konsequenzen unsere machthungrigen, gierigen Eitelkeiten ebenso wie die Schönheit des Gleichklangs. Alles hat seinen Preis und alles hat seinen Sinn, davon rücke ich nicht ab. Es gibt ein Gesetz, dem ich folge: verhalte dich scheiße und du bekommst scheiße zurück. Was tun wir Menschen? Ich wiederhole mich nicht, dies alles ist hier in unseren Briefen nachzulesen, lieber Pierre. Wenn der Liebling seinem Liebling zu Weihnachten ferngesteuerte Steckdosen schenkt anstatt etwas Persönliches zu wählen, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Verstehst du, was ich meine? Es geht nicht mehr darum, sich ernsthaft um etwas zu bemühen und zu pflegen und daran sind wir selbst schuld. Anstatt im Kollektiv gegen die politisch unfähigen Kraulversuche vorzugehen, schimpfen wir, gehen aber mit einem Kloß im Hals zur nächsten Urne und begraben genau dort unsere Ideale. Es gibt nur einen Weg aus dem Dilemma, das an vielen, vielen Stellen des Lebens wie eine Lawine auf uns zurück rollt: Demut und die Konzentration auf ethisch wichtige Dinge. Dazu gehört, dass wir Flüchtlingen unter die Arme greifen, dem grenzenlosen Konsum die Stirn bieten, den Politikern ein eindeutiges Signal setzen, die Dinge boykottieren, die uns widerstreben. Im Kollektiv, sonst hat es keine große Wirkung. Wäre das machbar? Nein, nicht mehr. Die Natur wird uns genau das nun zurückgeben und die derzeitige Weltlage ist verheerend. Man kann natürliche Dinge nicht verarschen auf Dauer und man darf die Menschlichkeit nicht mit Füßen treten. Das Universum gibt genau das zurück, was wir aussenden und ich bin beileibe kein Esoteriker, Pierre, aber so viel habe ich schon begriffen. Liebe, das wäre das ideale Wort. Liebe in jeder Konsequenz, grenzüberschreitend, konstruktiv für alle Nationen und in Liebe zu unserer Welt. Amen. 😛

 

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Lieber Pierre,

ich nehme an, es war ein Albtraum und er hieß nicht „Jenseits von Afrika?!“ Wohl denen, die jetzt hinter ihrem Bildschirm sitzen und auf ihr Handy schauen, was wir beide heute publizieren. Ich bin sicher, der eine oder andere schätzt das afrikanische Flair, designed seine Wohnung im Afrika-Zebra-Holzschnitz-Look ohne nachzudenken, was auf diesem Kontinent passiert. Auf der anderen Seite von Sizilien – was geht uns das an? Eine Menge! Europa muss sich dringend für die Menschen- und Schutzrechte sowie eine Demokratisierung in Eritrea einsetzen. Asylbewerber, die abgeschoben werden, sind bedroht in ihrem Leben. Sie fliehen vor schlimmsten Verbrechen und Verfolgung, sie fliehen vor der Diktatur ihres Landes, sie fliehen vor Folter und schwersten Vergehen. Keine Mutter weiß, ob sie ihre Kinder jemals lebend wiedersieht, wenn sie von Schleppern auf die Boote gehievt werden. Folterkammer Sinai und die kriminellen Menschhändler wittern ihr Geschäft. Skrupellos, gewaltbereit, grausam empfangen sie die Flüchtlinge und sie können willkürlich tun, was sie wollen. Sollten sie jemals auf einem neutralen Boden angekommen sein, müssen die Jugendlichen und Kinder vor sexuellen Übergriffen geschützt werden und viele sind zu Waisen geworden.

Lieber Pierre, wir werden in den kommenden Jahren viele, viele Menschen aus Ländern, in denen sie politisch verfolgt werden, in denen Krieg und Armut herrscht oder der Hungertod, aufnehmen müssen. Wir und alle Länder dieser Erde, denen es besser geht und in denen ein menschenwürdiges Leben möglich ist.
Die Gier, die Ängste, der Neid, die Korruption, die Gewalt der Menschen wird das alles eskalieren lassen und wir entfernen uns immer mehr von einem Frieden auf Erden. Sagte Günter Grass nicht, wir stünden kurz vor einem dritten Weltkrieg? Hat er so unrecht damit? Ist es nicht so, dass alle Anzeichen darauf hinweisen? Ich mag keine Weltuntergangs-Vorstellungen, aber mir fällt leider auch nichts ein, um seine These zu entkräften.

Sagen wir es mal so: die Menschen, die das hier jetzt lesen, sie denken zwar, sie finden das wahrscheinlich auch scheußlich und verwerflich, aber danach gehen sie in ihre Küche und futtern ihr Abendessen, danach ein Glas Wein aus Südafrika und ab auf´ s Bisonfell zum Ficken. Dass sie sich selbst ficken dabei, dürfte ihnen teilweise heute nicht klar sein, in einigen Monaten und im Laufe der Zeit aber bestimmt. Wahrscheinlich wird das kommentiert irgendwo – aber es geht ihnen am Arsch vorbei. „Was interessiert uns Eritrea? Eritrea ist weit weg.“ Träumen sie weiter … und mögen sie nicht eines Tages von Albträumen geplagt werden.

 

In trotzdem guten Gedanken,
Petra

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de