Die Republik Liberia ist ein Staat an der westafrikanischen Atlantikküste und grenzt an Sierra Leone, Guinea und die Elfenbeinküste. Der Staat war zunächst ein Projekt zur Ansiedlung ehemaliger Sklaven aus den Vereinigten Staaten und einer der ersten unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent (Wikipedia).

Konflikte zwischen den Nachkommen ehemaliger Sklaven und länger ansässigen Ethnien prägen das Land bis heute.

Aus dem Feiern kommen sie gar nicht mehr heraus, die Anhänger George Weahs auf den Straßen von Monrovia. An ihren Erwartungen wird er sich messen lassen müssen, der Weltfußballer, der es aus einem Armenviertel bis an die Staatsspitze gebracht hat.

„He came from nowhere. So we believe in him that he can be a good president for this country“.

Der Andrang beim ersten Auftritt nach der Wahl war so groß, dass Weah die Bühne vor dem Hauptquartier seiner Partei, der Koalition für demokratischen Wandel, aus Sicherheitsgründen verlassen musste, mit einem Stapel Zettel unterm Arm. Seine erste Rede als künftiger Präsident konnte er an dem Tag nicht halten.

Zuvor hatte ihm sein Widersacher gratuliert, Joseph Boakai, 73 Jahre alt, bisher Vizepräsident unter Afrikas erster gewählter Staatschefin Ellen Johnson-Sirleaf, er räumte seine Niederlage ein, machte den Weg frei für einen Generationswechsel:

Das war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Liberias erstem friedlichen Machtwechsel in mehr als 70 Jahren – der Gegner gibt auf, auch wenn er dazu womöglich ein wenig gedrängt werden musste. Von Beratern aus dem mächtigen Nachbarland Nigeria.

Liberia selbst hat eine Geschichte der Gewalt, ihr fielen in zwei Bürgerkriegen bis 2003 rund 250.000 Menschen zum Opfer, während George Weah im Ausland Pokale sammelte. AS Monaco, Paris St. Germain oder AC Mailand, Weltfußballer und Afrikas Fußballer des Jahrhunderts – der heute 51 Jahre alte George Weah hat im Sport mehr erreicht, als er je zu träumen gewagt hätte. Und nun das Establishment entmachtet. Das hat in seinem von befreiten amerikanischen Sklaven gegründeten Staat noch immer den Ton angegeben.

Die Mehrheit der Bevölkerung Liberias lebt unterhalb der Armutsgrenze.

Transforming the lives, er werde ihr Leben verbessern, kündigt Weah den rund 4,6 Millionen Bürgern an, mit Investitionen in die Landwirtschaft und in die Infrastruktur.

Liberia ist etwas größer als das deutsche Bundesland Bayern, doch das Straßennetz ist so schlecht, dass viele Orte in der Regenzeit kaum erreichbar sind. Die große Mehrheit der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, obwohl Liberia reich ist an Bodenschätzen, Kautschuk, fruchtbaren Böden (Wikipedia).

Von den Folgen der Ebola-Epidemie mit mehr als 4.000 Toten hat sich die Wirtschaft noch nicht erholt. Ebola hat dafür deutlich werden lassen, wie schwach etwa das Gesundheitssystem auch zehn Jahre nach dem Krieg noch aufgestellt war – für viele Wähler ein Grund mehr für den Machtwechsel.

An Investoren und die Landsleute im Ausland appelliert Weah, Liberia zu unterstützen. Auch an die Geber, sie finanzieren fast die Hälfte seines Staatshaushaltes. Ihnen versprach er, was werdende Staatschefs in Afrika oft sagen, effektive Maßnahmen gegen die Korruption:

„Slackers and persons looking to cheat the Liberian people by means of corruption will have no place“.

Faulpelze und Leute, die das liberianische Volk betrügen wollen mit den Mitteln der Korruption, die haben bei uns keinen Platz.

Am 22. Januar wird George Weah in sein Amt eingeführt, dann muss er den Versprechungen Taten folgen lassen.

Das afrikanische Land braucht dringend Reformen, geben wir ihm eine Chance!

Lieber Pierre,

das ist ein interessantes Thema, das du aufgreifst und ich habe mir dazu einige Gedanken gemacht bzw. versucht, mich in die Psyche eines Suizid-Attentäters einzufühlen. Zuerst einmal der grundlegende Fakt, dass es terroristische Akte schon seit Menschengedenken gibt und die Menschheit heute mit Sicherheit kein bisschen menschlicher geworden ist. Moderne Gesellschaftsmodelle, in denen Ethik, Gewissen, Wahrheit, Toleranz und Rücksichtnahme Usus sein sollten, versagen und nahezu täglich entsetzen uns Nachrichten über Selbstmordattentate und terroristische Gewalttaten. Nichts Neues, wenn man zurückschaut, denn immer hat es eines zur Grundlage: Der Gesellschaft und Menschheit unverhofft brutal ins Gesicht zu schlagen und zwar mit absoluter Aufmerksamkeitsgarantie der gesamten Weltöffentlichkeit. Und da haben wir einen entscheidenden Punkt: Aufmerksamkeit und eine Art Katapult in die märtyrerhafte Unsterblichkeit. „DAS kann die Welt nicht übersehen! MICH wird die Welt nie vergessen! Sie schauen ALLE hin!“, könnten die Gedanken der Täter sein.

Einen Suizid-Attentäter als reinen Irren oder psychisch Kranken zu verurteilen, wäre zu einfach, denn es spielen mehrere Faktoren eine Rolle und erst das Zusammenspiel verschiedener Basiselemente lassen einen Menschen zum Selbstmord-Terroristen werden, der eine immense Lust am Töten einer möglichst großen Gruppe von Leuten hat. Es scheint, das – unter gewissen Bedingungen – in fast jedem Menschen die Fähigkeit schlummert, solch grauenvolle Dinge zu tun, denn von jung bis alt und ohne eingrenzbaren gesellschaftlichen Stand, gibt es ihn nicht… D E N speziellen Täter, der sich durch a) und b) auszeichnet. Die Grundlage ist auch nicht rein religiös zu sehen, wenngleich Gottheiten und religiöse Ideologien den Schlachtruf begleiten.

Du hast schon Recht, lieber Pierre, es ist eine innere Frustration, Wut, ein aufgebautes Feindbild, die Perspektivenlosigkeit, eine Haltlosigkeit in ethischen, familiären und gesellschaftlichen Angeln und ebenso eine hasserfüllte Haltung gegenüber dem Feindbild Westen. Daran sind wir allerdings nicht ganz unschuldig, wenn wir ehrlich sind. Schlechte Bedingungen, Krieg, Arbeitslosigkeit, Gewalt in den Heimatländern und viele andere Gründe spielen ebenso eine große Rolle. Frei nach dem Motto „Hier bin ich ein Nichts, hier spürt mich niemand, ich bin Mensch zweiter Klasse, unser Leben ist eh verkackt… usw. lassen einen jungen Mann Amok laufen, denn am Ende ihrer schrecklichen Taten haben sie die Garantie, dass sich JEDER erinnern wird und JEDER hinschaut und – wenn nun auch die religiöse Einstellung eine Rolle spielt – ist es der direkte Weg ins Paradies. Ein Leben jenseits dieses beschissenen Lebens in ihren Augen.

Die Bereitschaft junger Menschen, sich einer Terror-Organisation anzuschließen hat u.a. auch damit zu tun, dass sie schwer traumatisiert sind, aufgewachsen in Ländern, in denen sie politischer Gewalt ausgesetzt sind (vielleicht Jahrzehnte), zahlreiche Demütigungen und Verluste erlitten haben und keinen Sinn in ihrem Leben sehen. Sie haben keine gute Vorbildfunktion, an der sie sich orientieren können und manchmal ist der Hass sogar so stark, dass der eigene Vater oder ein Familienmitglied, welches sich in unsere Werte integriert und anpasst, der Feind ist, gegen den sich die Aggression richtet. „Mein Vater ordnet sich unter… er ist eine Puppe des Westens. Pfui, verachtenswert!“, wäre einer der möglichen Gedanken. Auch hier ist für diese jungen Menschen keine Vorbildfunktion, sie sehen den Vater als labilen Waschlappen, der seine eigene Kultur und die Werte seines Volkes beschmutzt. Ja, sie sind bereit, sich selbst zu opfern und besitzen keine Identität. Ihre Orientierung ist haltlos, ziellos, sinnlos. Der Ausweg ist, sich einer Gruppe anzuschließen, in der man was ist und einen besonderen Wert bekommt. Interessanterweise würden sich die Drahtzieher niemals selbst in die Luft sprengen oder an die Front gehen, sie bleiben im Hintergrund und suchen ihre willenlosen Opfer im Internet oder rekrutieren sie mit anderen Versprechungen. Wer „ausgewählt“ wird, gehört dazu und man kümmert sich… mit dem Ziel, der verhassten West-Welt einen Dolch ins Herz zu stechen. Tragische Wiederholung der Geschichte der Menschheit, die noch niemals Frieden gefunden hat und auch niemals wird. Suizid-Terroristen sind verlorene Zombies, denen man nie einen Sinn im Leben gegeben hat, die nie das Gefühl hatten, gebraucht zu werden, geehrt zu werden und geliebt zu werden. Junge Menschen, die ihre Erlösung und Aufgabe darin sehen, weiterhin Hass und Angst zu säen… so wie sie selbst es gewohnt sind. Kinder und Jugendliche sind das Produkt ihrer Gesellschaft und Werte. Wir dürfen dabei natürlich weder die Vorbilder vergessen, die in den Augen der Radikalen versagt haben noch diejenigen, die ihren eigenen Hass und ihre Wut in die Wiege des Kindes gelegt und weitervererbt haben. Beides ist richtig und beides ist eine der Grundlagen, warum junge Menschen (und es sind in der Regel junge Männer) zu Suizid-Terroristen werden. Sie haben niemals gelernt, wer ihr Gegenüber wirklich ist und was Mensch-Sein bedeutet. Schlimm nur, dass sie ihre Religion allzu oft für brutale Terrorakte missbrauchen und vergewaltigen, die sicher nicht schuld ist – sondern immer n u r der Mensch selbst! Doch wir sind im Herzen immer noch Krieger und gar nicht so weit entfernt vom Neandertaler, wie wir immer glauben, stimmt´s lieber Pierre?

Eine Annahme, dass diese schrecklichen Dinge weniger werden könnten, ist eine Utopie und es gibt Gesellschaften und Kulturen, die sich nicht verbinden lassen. Zivilisation ist einfach nur ein moderner, geschaffener und idealisierter  Begriff der westlichen Welt. Doch schaut man auch hier hinter die Fassade der aufgeblasenen Wohlstands-Menschen, lege ich nicht meine Hand dafür ins Feuer, das – unter bestimmten, schlechten, gefährlichen, extremen Situationen – der Hass ebenso ausgelebt würde. Nur haben wir die besseren Karten, was die Aufzucht unserer Jungen anbelangt und dürfen danke sagen, dass wir noch! in relativem Frieden und in Freiheit leben können. Fraglich, wie lange – in einer Welt, in der 1% der Bevölkerung reich sind, die anderen arm und ärmer… und wenn dem bestehenden Materialismus nicht Grenzen gesetzt werden, bleibt umso mehr Unzufriedenheit, Frustration und Hass.

Schaffe eine gesunde Grundlage für die Entwicklung der zukünftigen Generationen und es könnte entspannter werden. Aber ich träume wieder mal…

 

in diesem Sinne,

eine herzliche Umarmung

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Böse Zungen behaupten, die Dresdner hätten Barockstaub im Gehirn.

Nach der Wende wurde die völlig zerstörte Dresdner Altstadt komplett wieder aufgebaut. Auf einer struppigen Wiese entstehen Neubauten, die so aussehen wie in Bildbänden. Und die Frauenkirche selbst steht heute makellos runderneuert in deren Mitte.

Der Anblick lässt Kritiker, die über das „Disneyland“ von Dresden spotten, verstummen. Jetzt ist das Postkartenmotiv verstellt, durch das Werk des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni. Auf den Kopf gestellte, ausrangierte deutsche Linienbusse versperren den Blick. Bewohner der Stadt Aleppo haben sich mithilfe solch einer Barrikade aus Linienbussen vor Scharfschützen geschützt. Dass Dresden nun genau hier genau diese Skulptur aufstellen ließ, ist ein mutiges Zeichen für eine Stadt, die als Geburtsort von Pegida – einer islam- und fremdenfeindlichen Organisation – international bekannt geworden ist. Dem Zeichen gebührt Respekt!

Eine Stadt in Flammen: Am 13. Februar 1945 bombardierten die Alliierten Dresden. Seitdem wird das Datum instrumentalisiert – erst von den Nazis, später von der DDR. Bis heute streitet die Stadt um die Erinnerung.

In den Bombennächten von Dresden sterben 25.000 Menschen. Der 13. Februar 1945 wirft einen langen Schatten über die Stadt. Deren Bewohner streiten bis heute über den richtigen Umgang mit dem Datum.

Dresden, die sächsische Barockstadt als einzigartiges Opfer im Zweiten Weltkrieg – dieser Mythos hat bis heute Bestand.

Bereits zwei Tage nach dem Angriff gibt das Reichspropagandaministerium eine Meldung an das „Deutsche Nachrichtenbüro“, in der von einer planmäßigen Vernichtung der Bevölkerung die Rede ist. Diese Nachricht findet in die internationale Presse, so beispielsweise in das Svenska Morgenbladet, das von hunderttausend Toten unter den Millionen Flüchtlingen und Einwohnern Dresdens schreibt. Diese scheinbar „neutrale“ Meldung aus dem Ausland wird in der deutschen Presse begeistert aufgegriffen, die die Nachricht vom hunderttausendfachen Opfertod im ganzen Reich verbreitet, um die Deutschen für den Endkampf vorzubereiten. Der Mythos entstand noch in den rauchenden Trümmern.

Worum ging es den Alliierten bei der Bombardierung? Die Stadt war ein militärisches Ziel, es ging darum den Nachschub zur Front zu stören. Natürlich war klar, dass es auch zivile Opfer geben wird. Aber die Bombardierung war kein blinder Vergeltungsschlag, bei dem sinnlos eine Kulturstadt ausgelöscht werden sollte.

Dieses Motiv wurde auch von der DDR-Führung aufgegriffen. Die Zerstörung Dresdens wird als Terrorwerk des Westens propagiert. In den fünfziger und sechziger Jahren kommen anlässlich des 13. Februars die Spitzen der DDR zusammen. Es gibt Aufmärsche, Demonstrationen und Ausstellungen. Gleichzeitig geht es auch darum zu zeigen, wie aus den Trümmern eine neue Gesellschaftsordnung entsteht. In den achtziger Jahren wird nur noch zum 40. Jahrestag der Bombardierung ein großer Gedenkakt inszeniert. Das hängt eng mit dem atomaren Wettrüsten zusammen. Zu der Zeit sind es vor allem kirchliche Akteure, die das Erinnern an den 13. Februar aufgreifen und es zum Friedensapell formulieren.

Ein zentraler Punkt des Mythos Dresden sind die Opferzahlen – als 2008 eine Historikerkommission zu dem Ergebnis kommt, dass durch die Bombardierung 25.000 Menschen getötet wurden, gibt es unter den Dresdnern einen Aufschrei. Die hohe Opferzahl war lange Beweis der Einzigartigkeit dieses Angriffs und somit der Beweis für die Einzigartigkeit dieses Orts. In keiner anderen Stadt gab und gibt es einen solchen Wettlauf um die höchsten Opferzahlen. 25.000 Tote sind viel. Aber bei der Bombardierung von Hamburg starben 34.000 Menschen, das spielt dort nicht so eine starke Rolle. Sieht man in Dresden bei einem Spaziergang durch die Stadt plötzlich die Zahl auf eine Wand gesprüht, weiß jeder Dresdner, was damit gemeint ist. Warum ist den Dresdnern diese Einzigartigkeit so wichtig? Die Zahl ist Teil der Identität der Stadt. Erinnerung hat wenig mit Geschichte zu tun, sondern mit der Verwandlung der Vergangenheit in Geschichte.

Die einzigartige Barockstadt wird im Zweiten Weltkrieg zum einzigartigen Opfer, um schließlich wie Phönix aus der Asche wieder aufzuerstehen. Besonders gut kann man das auf dem Neumarkt sehen, wo die Frauenkirche steht. Eigentlich war deren Wiederaufbau als Fingerzeig in die Vergangenheit gedacht. Doch in den neunziger Jahren wurde sie vor allem zum Symbol der Versöhnung, dafür, dass Narben heilen können. Mittlerweile ist sie vor allem ein Schmuckkästchen. Das Einzigartige rückt wieder in den Mittelpunkt.

Die Bombardierung von Dresden wurde über Jahrzehnte hinweg instrumentalisiert. Rechtsextreme nutzten sie, um riesige Aufmärsche zu organisieren. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gibt es erst seit einigen Jahren.

Woher kommt der Impuls, über die Erinnerung der Stadt kritisch nachzudenken? Der 13. Februar ist immer weniger Familiengeschichte. Die kritische Auseinandersetzung wird vor allem von Nachgeborenen betrieben. Aufmärsche Rechtsradikaler haben für Druck gesorgt. Dresden lebt sehr stark vom Tourismus und damit von der Außenwirkung.

Instrumentalisierung durch Neonazis sorgt nicht gerade für „gute Presse“.

 

Wird es eine Zeit geben,

um erste Schritte zu tun?

Um die Welt zu erkunden?

Nur um zu staunen,

über die Schönheit der Dinge?

Ein Kind badet in einer

Wanne in Ruinen.

Freudestrahlen auf seinem Gesicht.

In den Straßen fließt Blut.

Wird es eine Zeit geben,

um erste Freunde zu finden?

Um gemeinsam Streiche zu spielen?

Nur um zu lernen,

über gemeinsame Werte?

Ein Kind badet in einer

Wanne in Ruinen.

Freudestrahlen auf seinem Gesicht.

In den Straßen fließt Blut.

Wird es eine Zeit geben,

um die Liebe zu finden?

Um gemeinsame Wege zu gehen?

Nur um zu teilen,

das kleine Stück Glück?

Ein Kind badet in einer

Wanne in Ruinen.

Freudestrahlen auf seinem Gesicht.

In den Straßen fließt Blut.

Wird es eine Zeit geben,

um die Hoffnung zu hegen?

Um den Frieden zu begrüßen?

Nur um der Zukunft,

und dem bisschen Leben?

Wanne in Ruinen.

In den Straßen fließt Blut.

Nach den Anschlägen im letzten Monat in der französischen Hauptstadt, hat Ernest Hemingways „Paris, ein Fest fürs Leben“ eine unverhoffte Renaissance erlebt. Und es ist wenig überraschend, dass es binnen weniger Tage zum Bestseller avancierte. Wenngleich es niemanden geben wird, der sich nicht einen besseren Anlass für diese Wiederentdeckung gewünscht hätte.

Hemingways letztes Buch, erstmals 1964 – drei Jahre nach seinem Selbstmord – erschienen und an dem er in einer Lebensphase schrieb, in der er längst körperlich und seelisch heillos aufgerieben war, ist vor allem eines: eine Beschwörung des eigenen, unwiederbringlich verlorenen, vielleicht auch nie wirklich real gewesenen Glücks. Hemingway verknüpft dieses Glück in seinem Buch mit dem Paris der zwanziger Jahre, mit dem Mythos einer Stadt, in der jeder kurz- oder längerfristige Besucher sich unmittelbar an einen Energiestrom aus Bohème und Leidenschaft, Dekadenz, Intellektualität und Weltoffenheit angeschlossen glauben konnte.

Als Grundlage seines Schreibens dienten Hemingway Notizen aus den zwanziger Jahren, die in Koffern verstaut im Keller des Pariser Ritz-Hotels gelegen hatten. Als er die mit Erinnerungen gefüllten Koffer 1956 hinauftragen ließ und zum erstmals wieder öffnete, befand er sich in einer Zeitkapsel, deren gefühlsgesättigter Inhalt sich ihm offenbarte. Schon als Hemingway an dem Pariser Manuskript arbeitete, das (anlässlich seines 50. Todestages) im Jahr 2011 erstmals in seiner Urfassung herausgegeben worden ist, handelte es sich keinesfalls um zeitgenössische Schilderungen der französischen Metropole, vielmehr um den Entwurf eines Stadt- und Lebensgefühls, das längst diffundiert war, auch wenn Hemingway dies natürlich durch das Schreiben selbst zu leugnen versuchte.

Sein Paris-Roman ist nicht das realistische Bild einer Stadt, vielmehr ein Idealbild. Ein Bild, wie wir es angesichts der verheerenden Gegenwart umso inniger heraufbeschwören. Dass nun der plötzlichen Wiederentdeckung von Hemingways Buch etwas Eskapistisches innewohnt, ist unbestreitbar. Begreifen lässt sich diese Sehnsucht nach einem vermeintlich ursprünglichen oder zumindest anderen Paris, als jenes, das wir derzeit in den Medien erleben, als eine Art Trauerarbeit oder auch als Ausdruck der Hilflosigkeit des Einzelnen.

Näher heran an die Pariser Gegenwart führt derweil der in Deutschland gerade im Verlag Edition Tiamat erschienene Roman „Auf den Straßen von Paris“ des 1971 geborenen Frédéric Ciriez. Der deutsche Titel weckt Assoziationen an ebenjene Zeit, die Hemingway dem Leser ausmalt, eine Zeit, in der neben den Caféhäusern die Straßen – und in Paris vor allem die großen Boulevards – zu jenen Orten wurden, an denen der Flaneur als schlendernder Beobachter meinen mochte, den Zustand seiner Zeit und ihrer Bewohner ablesen zu können.

Was waren die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts? Im Grunde eine geile Zeit! Man darf aber dieses Lebensgefühl nicht abstrakt von jeglichem historischen Zusammenhang betrachten. Es war vielmehr der bis dahin größten Katastrophe des jungen 20. Jahrhunderts geschuldet, dem 1. Weltkrieg. Ein Krieg mit Millionen von Toten, einer maschinisierten Art des Massentötens. Ein Krieg, welcher an Grausamkeit alles bisher dagewesene in den Schatten stellte. Zurück blieben Hunger, Witwen, Waisen, bettelnde Krüppel und seelisch kaputte Männer, die von der Front heimkehrten, von welchen niemand mehr etwas wissen wollte. Die zwanziger Jahre waren zu einem großen Teil ein ganzes Stück Verdrängung von Erlebnissen der übelsten Art. Wurde zehn Jahre zuvor noch im Maschinengewehrfeuer gestorben, ließ man in den Zwanzigern „die Puppen tanzen“. Wenn das real Erlebte nicht ausreichte, griff man zu Drogen.

In Anbetracht der derzeitigen Umstände nach den Anschlägen von Paris ist es verständlich, dass der Mensch wieder nach der „heilen“ oder zumindest „besseren“ Welt greift. Die Romane entführen unsere Phantasie. Das ist so gewollt und auch gut so. Aber verlieren wir eins nicht aus dem Auge: die Realität! Sich nur Träumen hinzugeben kann schiefgehen. Die Geschichte mahnt: 1933 war der Anfang der zweiten großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts.

Liebe Petra,

wie es die Buddhisten behaupten, kann es kein Gutes ohne Böses geben. Eine pragmatische Erkenntnis, die auch für die Liebe ihre Gültigkeit hat. Sie ist sehr eng mit Hass verbunden, der Grund warum sich so viele Paare zerreißen. Immer wieder kann man im Fernsehen Dokumentationen über den häuslichen Krieg sehen. Eltern, die ihn auf Kosten der Kindern austragen! Zum Beispiel dieser Vater, der seinen Sohn nicht mehr sehen darf, seitdem er von der Mutter in die Ukraine verschleppt wurde. Ich kann nicht verstehen, dass der Umgang mit dem Nachwuchs sich so brutal entwickeln kann. Leute, die angeben, dass sie sich einmal geliebt haben, liefern sich Kämpfe unter der Gürtellinie, die vernichtend sind und alle Mittel sind gut, um seinen Ex-Partner in den Dreck zu ziehen. Wie diese Mutter, die den Vater ihres Kindes beschuldigt pädophil zu sein und das nur, um ihn finanziell zu erpressen. Die Konsequenz: der Beschuldigte verlor seine Arbeit und erlitt einen Herzinfarkt, der ihn gesundheitlich ruinierte. Und dann, nach etlichen Jahren, die Aussage vor Gericht, dass alles erlogen sei, die Behauptung der Tochter waren frei erfunden. Das alles schreibe ich, um zu beweisen, dass dem Wort Liebe mit einem gewissen Misstrauen betrachtet werden sollte. Ich würde gerne an sie glauben, aber es ist mir leider bewusst, dass sie oft einen üblen Nachgeschmack hat. Das trifft bei mir persönlich nicht zu, aber bei vielen meiner Freunde.

Die Liebe, wie sie im Evangelium gefordert wird, bedeutet viel Nachsicht für seine Mitmenschen. Vielleicht eine Utopie, aber unerlässlich, wenn es um den Umgang mit anderen geht, liebe Petra. Auch wenn diese gute Absicht in Trümmer verfällt, muss sie das Ziel sein, das liegt im Interesse von jedem von uns. Und was machen wir? Wir hauen uns lieber auf die Rübe, weil wir einfach nicht für solch ein Verhalten geeignet sind. Der Mensch ist ein Raubtier, der nur durch Gewalt seine Ziele erreichen kann, so die generelle Meinung. Ich habe im Spiegel einen Artikel über das Mobbing am Arbeitsplatz gelesen. Sogenannte Toxiker, verhalten sich so, dass sie ihren Kollegen schaden wollen, wenn es darum geht, Karriere zu machen und das geht von der Denunzierung bis zur seelischen Demütigung. Das Fatale dabei, das solch ein Verhalten in den meisten Fällen nicht untersagt wird. Wer dennoch von Liebe spricht, erscheint mir blind zu sein. Sie haust in unserem Kopf und Herz, ein Wunschtraum, der kaum zu verwirklichen ist und vielleicht die größte Lüge der Menschheit. Aber ohne sie wäre kein Überleben möglich. Also bleibt mir gar nicht anderes zu tun, als die Liebe zu lieben.

Ich mache es mir deswegen sehr schwer mit der Friedensbewegung, die auf ihre Fahne das Wort Liebe groß geschrieben hat. Hat dies etwas mit der Realität zu tun? Was sehen wir um uns? Nur ein mieses Verhalten, das zu kriegerischen Auseinandersetzungen führt. Kinder und Frauen werden im Namen einer Gerechtigkeit massakriert, gefoltert und vergewaltigt und das wiederholt sich ständig, auch wenn immer wieder der Versuch unternommen wird, solche miese Taten zu unterbinden. Ich sehe schon ein, dass gegen solche Auswüchse agiert werden muss, aber die Frage stellt sich, ob Worte genügen. Immer wieder wird Gandhi mit Recht zitiert. Er hat es fertig gebracht mit pazifistischen Mitteln, seinen Kampf gegen eine Kolonialmacht erfolgreich zu führen. Aber vergessen wir nicht, dass parallel dazu zahlreiche Menschen ihr Leben im Krieg zwischen den Hinduisten und den Muslimen lassen mussten. Das führte zur Spaltung von Indien, damals in zwei Staaten und heute noch sind die Spannungen mit Pakistan zu spüren. Eine Waffenruhe auf Messerschneide. Das widerspricht dem friedlichen Gehabe, mit dem sich diese Zivilisation schmücken will. Sind die Gurus Pharisäer, wenn sie von Toleranz und Liebe sprechen? Ganz ehrlich, ich ziehe Menschen vor, die erkennen, dass die Gewalt auch zu ihrem Habitus gehört, dass die vorgegebene Ekstase der Liebe nur Schminke ist. Machen wir uns nichts vor, im Mensch steckt viel Wut und sie ist vernichtend, trotz Süßholz-Gesäusel. Und doch möchte ich nicht auf Liebe verzichten, liebe Petra. Ich könnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen, auch wenn sie eine Illusion ist. Wir brauchen sie, um uns verwirklichen zu können und ohne sie, könnten wir uns die Kugel geben, oder?

In diesem Sinne und mit einer herzlichen Umarmung,

Pierre

//pm

Liebe Petra,

nein, ich bin kein Fanatiker der Ordnung, dennoch habe ich das Gefühl, dass mehr oder weniger alles in dieser Welt aus den Fugen gerät. Die Staatschefs der G7 können sich in einer grünen heilen Wiese ablichten lassen, das ändert nichts daran, dass die Trümmer unserer Gesellschaft unseren Alltag beherrschen. Noch nie war die Stimmung nach dem Zweiten Weltkrieg bedrohlicher. Sei es der Islamische Staat, die Ukraine, unser guter Freund Alexis Tsipras, nur miese Nachrichten beherrschen die Berichterstattung. Kann sich etwas ändern? Ein Präsident der USA, der bald abdanken wird, gleicht einer lahmen Ente. Er kann alles unternehmen was er für richtig hält, das wird kaum etwas nützen. Den anderen Verantwortlichen mangelt es an Charisma. Sie sind brave Verwalter, keine Churchills oder de Gaulles! Alles ist voraussehbar, langweilig und erzeugt einen Eindruck der Hilflosigkeit. Kein Wunder, dass die Völker langsam resignieren. Das wird auch der Fall bei Wladimir Putin werden, wenn er die Wirtschaft seines Landes weiter schleifen lässt. Und wie uns die Geschichte gelehrt hat, kann sich eine trügerische Ruhe in einem Nu in eine Explosion verwandeln. Wie bei einem Vulkan, der ohne Vorwarnung Lava spuckt und tausende von Opfer erzeugt. Solch eine Lage rechtzeitig zu entschärfen wäre die Aufgabe der Politiker. Ich befürchte, dass sie nicht in der Lage sind es zu tun, auch wenn sie sich gegenseitig Küsschen geben und oft per du sind. Sie täuschen uns Harmonie vor, verwischen die wahren Probleme, wie zum Beispiel die üblen Machenschaften der NSA in Europa. Kann man noch von Freundschaft sprechen? Ich befürchte, nein.

Dennoch bin ich der Meinung, dass es besser ist, wenn die Verantwortlichen sich bei einem Bier oder einer Tasse Kaffee treffen, anstatt sich das Gesicht wund zu hauen. Zwar ein sehr teurer Schulausflug, aber besser das, als Konflikte zu schüren. Was wurde in Schloss Elmau erreicht? Viel heiße Luft, dennoch mit einem positiven Wink Richtung Klima-Rettung. Absichtserklärungen, die meistens nicht verwirklicht werden, aber besser das als gar nichts. Bei der Tagung in Oberbayern wurde klar, dass die Machtverhältnisse nicht mehr die gleichen sind wie während des Kalten Krieges. Die Taten von Einzelnen sind sehr viel effizienter geworden, als das Einrücken von Panzern in einem Fremdland. Sie bringen ganze Gesellschaften ins Wanken und können kaum bekämpft werden. Jeder kann sich zum Werkzeug des Bösen verwandeln und für eine Destabilisierung sorgen. Hier wären wir wieder beim Thema Unordnung. Es werden keine Kriegserklärungen benötigt, um Druck zu üben. Es geht darum, die Demokratie zu schwächen, sie zu vernichten und das mit den Mitteln der Willkür und der Intoleranz. Und siehe da, es scheint zu klappen und das stimmt mich sehr nachdenklich, liebe Petra.

Aber es ist sinnlos zu jammern. Jeder sollte sich die Frage stellen, was er gegen solch eine Seuche unternehmen kann? Mit Wirtshaus-Debatten ist es nicht getan. Unmittelbar um uns muss agiert werden. Schön gesagt, aber wie sieht die Realität aus? Viele haben sich dem Konsum unterworfen und tanzen blind um das goldene Kalb. Sie betäuben sich mit Lappalien, die ihnen einen Eindruck des Wohlbefindens vermitteln. Dass sie ihnen die Weitsicht raubt, hat Methode. Es liegt nicht im Interesse der Politik, die Wahrheit zu verkünden, denn sie würde eine miese Stimmung erzeugen. Fun in jeder Form steht im Angebot und siehe da, wir lassen uns davon einlullen. Ich bin bei weitem kein Mensch, liebe Petra, der Trübsal bläst, aber es muss endlich mit den Lügen Schluss gemacht werden, sonst werden wir kaum die Gefahren abwenden können. Und dazu ist jeder gefragt! Es geht vor allem darum, sein eigenes Leben so zu gestalten, dass niemand durch unser Handeln zu Schaden kommt, aber wir sind leider sehr weit davon entfernt. Wer die Asylpolitik in Frage stellt oder ohne zu zucken Produkte der Dritten Welt zu Dumpingpreisen kauft, macht sich zum Täter. Egoismus ist der schlimmste Virus und jeder von uns ist davon befangen – das sollte uns bewusst werden. Mit schönen Parolen ist es nicht getan, wir müssen endlich agieren. Der faire Handel wäre ein erster Schritt und auch eine Bremsung der täglichen Verschwendung. Aber da fällt uns sehr wenig ein.

In diesem Sinne.
Alles Liebe!
Pierre

//pm

Falsità

16 ore in trattative con un governo che non è ufficialmente coinvolto nel conflitto ucraino.

Durante la sua visita a l´Ungheria, Putin ha annunciato la vittoria della Russia sopra l’Ucraina.

In Minsk II ci abbiamo accettato di mantenere un cessate il fuoco e di ritirare l’artiglieria pesante. In seguito a ciò la Russia ha trascorso armi pesanti nella zona di guerra e si muove il fronte ancora una volta a scapito di Ucraina. La risposta dell’Europa è di aderire al Minsk II. La paura circola. Si è gentile col despota, parla l´uno con l´altro. Putin è a conoscenza di questo, recentemente ha annunciato che hanno la risposta giusta ai „avventure militari“. L’economia russa è cresciuta di un terzo nonostante le sanzioni e il declino del prezzo del petrolio. Ora il presidente vuole investire, ammodernare le forze armate. Ciò significa, tra l’altro, centinaia di nuovi aerei da combattimento. L’Occidente aderisce alla convenzione. Si chiude gli occhi. Chiamare Putin un bugiardo vuole dire, si dovrebbe agire. Per questo non è pronto. Escursione nella storia: marzo 1938 annessione dell’Austria, ottobre 1938 l’invasione nazista dei Sudeti ceci. Chamberlain e Hitler si sono incontrati due volte nel 1938. Ora alcuni dicono che questo non sarebbe paragonabile all´annessione della Crimea e Ucraina orientale e Minsk I e II. Ebbene …

Verlogenheit

16 Stunden Verhandlungen mit einer Regierung, die offiziell am Ukrainekonflikt nicht beteiligt ist. Bei seinem Ungarnbesuch darauf verkündet Putin den Sieg Russlands über die Ukraine. In Minsk II hat man vereinbart, eine Waffenruhe zu halten und schwere Artillerie abzuziehen. Im Anschluss verbringt Russland schwere Waffen in das Kriegsgebiet und verschiebt die Front ein weiteres Mal zu Lasten der Ukraine. Europas Antwort lautet, man halte an Minsk II fest. Die Angst geht um. Man ist nett zu dem Despoten, spricht miteinander. Putin weiß das, gab kürzlich bekannt, dass man auf „militärische Abenteuer“ die passende Antwort habe. Die russische Wirtschaft ist trotz Sanktionen und Ölpreisverfall um ein Drittel gewachsen. Jetzt will der Präsident investieren, die Streitkräfte modernisieren. Das heißt unter anderem Hunderte neuer Kampfflugzeuge. Der Westen hält an Abkommen fest. Man schließt die Augen. Nennte man Putin einen Lügner, müsste man handeln. Hierzu ist man nicht bereit. Ausflug in die Geschichte: März 1938 Annexion Österreichs, Oktober 1938 Einmarsch der Nazis in den tschechischen Sudetengebieten. Chamberlain und Hitler trafen sich 1938 zwei Mal. Jetzt sagen einige, dass das aktuell mit der Besetzung der Krim und der Ostukraine und mit Minsk I und II gar nicht vergleichbar wäre. Nun denn …

© Thomas Dietsch