Liebe Petra,

hier schicke ich dir meinen heutigen Beitrag zur Türkei. So die Gedanken, die mich verfolgen:

Aus der Sicht der Geopolitik: die Türkei! 

 

Brief von Pierre an Mathias 

Lieber Mathias,

auch wenn ich kein Fan von Recep Tayyip Erdoğan bin, beobachte ich was er zur Zeit anstellt. Neben der Unterdrückung eines Teils seines Volkes, ist er dabei, das Ottomanische Reich wieder aufleben zu lassen. Mit dem Ende der Säkularisierung der Hagia Sophia, hat er ein Zeichen setzen wollen, das des Absturzes des laizistischen Staates Türkei, der von Kemal Atatürk im Jahr 1923 gegründet worden ist. Aus seiner Sicht hat Erdoğan die gute Gelegenheit genutzt, die der Schwächung der westlichen Welt. Dazu kamen die stockenden Verhandlungen mit der EU und doch ist das Land noch immer Mitglied der Nato. Ein gute Lage, um die Alliierten zu erpressen. Geografisch liegt die Türkei mehr als günstig – man kann sie nicht umgehen. Wenn die Situation heikel wird, ist es leicht für Erdoğan Druck zu üben. Wenn es um den Iran geht, braucht man ihn. Das Gleiche gilt, wenn es mit Syrien noch heikler wird und letztendlich mit Israel. Es weiß auch, dass das Überleben der Saudis und der Emirate auch an ihm hängen wird. Und wer denkt, ihn als Untertan behandeln zu können, bekommt die Retourkutsche. Er bedeutet (auch für Europa) eine dicke Gefahr und das weiß er. Es war ein Fehler ihn total zu unterschätzen.

Brief von Mathias an Pierre:  

Man hätte eine Menge Fehler vermeiden können, wenn man sich mehr mit der Geopolitik der Türkei befasst hätte. Lieber Pierre, als Recep Tayyip Erdoğan, anfing, die islamische Religion als politischen Faktor zu benutzen, wäre es notwendig gewesen die Verhandlungen in Brüssel zu forcieren. Sehr viele Türken wandten sich aus meiner Sicht dem Islam zu, weil sie sich von den Europäern nicht akzeptiert fühlten, die sie, seien wir ehrlich, ein wenig wie Kameltreiber behandelten. Ganz besonders die deutschen Politiker haben versagt, die es nicht fertig brachten, die starke Minderheit der Deutschtürken zu integrieren und sie in die Arme Erdoğans trieben. Es wäre total wichtig gewesen, aus ihnen liberale Bürger zu machen. Das ist aus Arroganz nicht gelungen, was uns Europäer sehr teuer zu stehen kommen wird. Nicht nur außenpolitisch ist das ein Desaster, auch für das Gleichgewicht der Bundesrepublik, die auf einer Zeitbombe lebt und das nur, weil Ausländerhass ausgeübt worden ist. Wie konnte man so kurzsichtig denken? 

Brief von Pierre an Mathias:  

Lieber Mathias,

du weißt schon welche Bedeutung die Volksstimme haben kann. Du brauchst nur an einem Stammtisch teilzunehmen, um zu merken, dass die Emotionen immer bestimmend sind. Es ist leicht die Türken zu unterschätzen und zu sagen, dass sie in Deutschland nicht passen. Wir werden sehr viel für diese Haltung bezahlen müssen. Es ist unverantwortlich zu denken, dass sie minderwertig sind. Sie gehören einem Volk an, dass sehr lange das ganze Mittelmeer und die Anrainer Staaten beherrschte und sie sind Angehörige einer damaligen Weltmacht, ob es uns gefällt oder nicht. Aber erzähle das am Stammtisch! Wenn die Türkei zur Sprache kommt, darf das nicht vergessen werden. Was unsere Beziehungen mit der ganzen arabischen Welt angeht, wäre es wichtig gewesen, die Türkei zu bestärken, gerade um mehr Einfluss auszuüben. Wie wir wissen, sind sie von Beirut bis Aden nicht beliebt, weil sie die Besatzungsmacht waren und doch werden sie irgendwie respektiert. Sie können auch dort nicht ignoriert werden und jetzt kann Erdoğan so agieren wie er will. Und wir Europäer? Wir haben total abgeschaltet.

Brief von Mathias an Pierre:  

Kaputtes Porzellan lässt sich nur schwer kitten. Was Europa angeht, wurde viel in der Schule versäumt. Die Kinder hätten mehr über die Türken erfahren sollen. Es ist unverantwortlich, wenn sehr viele Menschen aus einem Land bei uns Leben, zu ignorieren was Sache ist. Das Gleiche gilt mit den ehemaligen Kolonien. Das kann man vor allem in Frankreich erkennen. Was für ein Manko. Anstatt sich den Schädel einzuhauen, sollten wir  mehr über unsere Gäste wissen. Haben wir nicht gemerkt, wie stark politisch engagiert die türkische Gemeinde in Deutschland ist? Nicht für die Bundesrepublik, aber für die muslimische Türkei. Die auf Rückkurs ist, die die Frauen unter dem Schleier verbirgt. Im Namen einer Tradition, die uns fremd vorkommt. Das war völlig anders als die ersten Migranten einwanderten. Sie wollten von der Demokratie eine Menge lernen und das Leben offener gestalten. Der Rückzug war eine Trotzreaktion, weil wir sie missachteten. Ich glaube, dass ich auch so wie sie reagiert hätte. Psychologisch gesehen war es der Frust. Klar, es gab eine islamische Grundlage, aber sie war dabei, weniger dogmatisch zu werden, weltoffener. Wenn Häuser in Flammen gesetzt werden, in denen die Migranten leben, was kann man noch von ihnen erwarten, wenn sie überleben?

Brief von Pierre an Mathias:  

Ich möchte versuchen zu erklären, warum Erdoğan so viel Erfolg bei seinen Landsleuten in Europa hat. Er versucht ihnen Größe zu vermitteln, sie in die Illusion zu versetzen, dass sie die Bürger eines Imperiums sind, dass im Aufbau ist. Ihnen den Stolz wieder gibt, den sie jahrelang wegen der Demütigungen ablegen mussten. Auch wenn das reine Illusion sein könnte, spielt das eine erhebliche Rolle für Leute, die verletzt sind. Mit dem neuentstandenen Nationalismus wird von ihnen versucht, mit den Einheimischen auf Augenhöhe zu kommen. Das könnte auch eine Erklärung sein für den Rassismus, die viele unter ihnen gegen die Afrikaner oder die Araber ausüben, die für sie eine menschliche Untergattung sind. Dieses Ambiente ähnelt ein Pulverfass und dazu mischen noch die Neos. Provozieren die Fremden mit diskriminierenden Sprüchen, wie es scheinbar in Frankfurt auf dem Opernplatz geschah. Diese Entwicklung bereitet mir viele Sorgen! 

Antwort von Mathias an Pierre:  

Was Donald Trump angeht, haben wir beide von der Theorie der Provokation gesprochen. Recep Tayyip Erdoğan könnte durchaus auch dieses Mittel benutzen, um Unruhe innerhalb Europas zu schüren. Wir wissen von ihm, dass er total rücksichtslos ist, wenn es um seiner Macht geht. Er könnte durchaus seine Landsleute dazu animieren auf den Straßen gewaltige Protestaktionen in Gang zu setzen – in der Hoffnung, dass die einheimische Polizei scharf reagiert. Dies um unsere Länder zu destabilisieren. In Berlin leben etwa 200.000 Menschen mit türkischem Hintergrund. Wenn schon ein paar Tausenden protestieren würden, könnte es wehtun. Ich würde deshalb den Rat geben, sehr schnell etwas zu unternehmen, um das Verhältnis zu verbessern. Wenn wir keine Katastrophe erleben wollen, müssen wir unsere Mitbürger integrieren, sie nicht vor der Tür lassen. Das wäre das Mindeste, was wir machen sollten, um die Irrtümer der Vergangenheit zu mildern.

 

Bei sich zu Hause reisen 

Ich gehe gerne in den türkischen Supermarkt

einkaufen. Schon der Geruch der Gewürze

führt mich auf eine Reise. Und wenn ich dort

weile, werde ich mit einem Lächeln empfangen.

Ich lebe dabei einer völligen Entfremdung, die

ich nicht vermissen will. Sie gibt dem Alltag Farbe,

sie gibt mir Lust zu reisen.

 

Das kann ich nur auf eigene Verantwortung tun,

wenn ich in die Türkei fliegen wollte. Schuld

ist der Corona Virus. Also muss ich mir die

Fremde nach Hause holen. Es gibt im Laden

keine Palmen, aber wenn ich die Leute anschaue,

habe ich den Eindruck trotzdem im Bazar von

Istanbul zu sein. Man darf doch träumen.

 

Die Türken die ich kenne, vermitteln mir Wärme,

Brüderlichkeit, eine große Gastfreundschaft, wenn

ich bei ihnen eingeladen bin. Warum dieser Hass?

Geschieht es aus Minderwertigkeitsgefühlen? Aus

Kleingeist? Und doch ändert sich das Verhältnis.

Die Schule, der Fußball vereint. Aus der Befremdung

entwickelt sich die Freundschaft, trotz Herr Erdoğan!

 

Ich wünsche Dir alles Liebe!

 

Pierre

//pm

Lieber Pierre,

in Zeiten der Unsicherheit, der sozialen Diskrepanz, der Sorge um Wohnraum, gesicherte Renten, der tiefen politischen bzw. sozialen Krise, greifen rechtspopulistische Parteien wie die AfD an. Unzufriedenheit, Sorge, Existenzängste bieten den Nährboden für ihr gefährliches Schaffen. NOCH halten sie einigermaßen Ruhe, aber wir dürfen uns nicht weismachen lassen, dass die AfD sich dies zu Nutze macht und auch nur annähernd etwas mit sozialer Gerechtigkeit und Toleranz zu tun hat. Im Gegenteil: Sie sind höchst marktradikal und dulden in ihren Reihen Faschisten, Antisemiten und Rassisten. Was wir brauchen ist außerparlamentarischer Druck, eine Neujustierung der Demokratie, frischen Wind in der Politik statt rassistische Hetze. Doch um tatsächlich die wahren Machenschaften der erstarkenden Rechten/ des rechten Flügels zu erkennen, bedarf es Bildung und ein Auseinandersetzen mit der aktuellen Politik. Ich wage zu bezweifeln, dass die Fließbandarbeiterin mit beschränktem geistigem Horizont dazu in der Lage ist. Vielmehr hört man aus diesen Klatschreihen die neuesten reißerischen Boulevardpresse-Zitate, die allesamt auf der Welle der Angstmache und Verunsicherung reiten. Vielleicht wissen die nicht einmal was Björn Höcke so von sich gegeben hat bezüglich des Holocaust Mahnmals oder sonstiger verbaler  Entgleisungen. So lange aber unsere Politiker solchen Bullshit – wie die Damen in den Ämtern in Brüssel oder im Bundesverteidigungsministerium – verzapfen und Frau Merkel ihre sich häufenden Zitteranfälle in aller Öffentlichkeit nicht im Griff hat, dürfen wir ernsthaft an der Qualität unserer Politik zweifeln und öffnen somit die Türen für AfD & Co. Hass hat in der Geschichte gezeigt, wie zerstörerisch er sein kann und dass unglaublich viele Menschen schwer leiden und sterben mussten. Darüber müssen wir uns im Klaren sein und deutlich mit dem Finger nach Berlin zeigen, wo die Basis gelegt wird. Lieber Pierre, wir haben unter Merkel einiges verschlafen in den vergangenen Jahren – Beispiel Ausbau des Schienennetzes, bezahlbare Wohnungen, Rentensicherung, schneller, flächendeckender Internetzugang für alle, anständige Autobahnen, korrekter Lohn bei steigenden Kosten, Pflege etc. Wie soll der Bürger bei den angedachten, zusätzlichen Kosten das alles bezahlen, wenn jetzt bereits viele – trotz eines Vollzeitjobs – nicht in der Lage sind, eine Familie zu ernähren? DAS zumindest haben die in Berlin nun endlich auch kapiert, aber anstatt Lösungen zu bringen, die Hand und Fuß haben, diskutieren sie sich zu Tode, wirken extrem unglaubwürdig in der Besetzung ihrer Ämter und wer mag ihr Geschwätz noch weiter hören? Ich hoffe, dass die zukünftige Generation den Mund aufmacht, auf die Straße geht für ihre Ziele und neue politische Strukturen entstehen lässt. Es ist eine schleppende Veränderung, es hakt an allen Ecken und Enden – das jedenfalls steht außer Frage. Eigentlich ein echtes Armutszeugnis für ein Land wie Deutschland, wie ich finde. Fazit: Wir werden nur Herr über die angespannte Lage, wenn unsere Politiker wieder anfangen, konstruktiv, menschennah und sinnvoll zu regieren. Aber wie es so ist bei uns… Frau Merkel macht lieber einen braven Knicks vor den Automobilgiganten, anstatt eine ökologisch sinnvolle Geschwindigkeitsbegrenzung auf maximal 130 km/ h umzusetzen. Ach, Deutschland…das Land der bescheuerten Autobahnraser, die ihre Wut an deiner Heckscheibe ausleben – weil ihnen nichts Besseres übrig bleibt!? Übrigens, Gas geben können alle….nur beim Bremsen an der richtigen Stelle hakt´s manchmal – siehe Politik.

 

In diesem Sinne,

herzliche Grüße aus Frankfurt

 

Petra

© Petra M. Jansen

http://literatourpoetictext.blogspot.com/

Liebe Petra,

dieses Thema beschäftigt mich sehr. Ich würde gerne etwas Heiteres schreiben, aber schaffe es zurzeit nicht.

Immer Radikaler!

Hier ist die Rede von der AfD, die sich in einer Zerreißprobe befindet. Der rechte Flügel der Partei wird immer radikaler. Immer mehr Elemente, die von der NPD – auch von Neonazi-Gruppierungen stammen – sind dabei, die Einheit der AfD zu zersprengen. Wir erleben eine große Destabilisierung der internen Strukturen, die in den Landesverbänden zu Spaltungen führen. Darüber kann sich niemand freuen, weil es bedeutet, dass die Gewalt immer mehr Anhänger findet. Das hat zu einem politischen Mord, wie dem von Walter Lübcke geführt. Es ist schlimm zu sehen, dass die AfD extremistischen Elementen noch immer eine Heimat bietet, auch wenn sie solche Aggressionen verurteilt. Das heißt, dass der Vorstand keine Autorität hat und sich daher überrumpeln lässt. Wenn Anarchie herrscht, gibt es keine Grenzen und noch etwas kommt zum Vorschein: Viele Bürger, die von Haus aus frustriert sind, haben sich für die Provokation entschieden. Nach mir die Sintflut! Wären sie bereit, die Reichskriegsflagge wieder aus dem Keller herauszuholen und Parolen, die dem Stürmer ähneln, zu verkünden? Und mit einer brutalen Art, das „Sieg Heil“ wieder aufleben lassen? Dies mit Pogromen verbunden, um zu beweisen, wer das Sagen hat? Das entsteht, wenn eine Partei wie die AfD, die Zügel aus der Hand lässt. Es wäre in der Tat gut, dass diese Formation, die ich nicht in meinem Herz trage, diese Elemente in die Wüste schickt. Das sind Sie Deutschland schuldig, nicht wahr Herr Gauland?

Der Zweck der Radikalisierung

Im Zentrum – egal ob Mitte-rechts oder Mitte-links – gibt es eine Menge Leute, die schwankend sind, die sich beeinflussen lassen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie ins Rutschen kommen. Das ist heute vor allem der Fall in Frankreich, wo die Republikanische Partei, die ehemalige Gaullisten, im Freifall sind, wie übrigens auch die Sozialisten im linken Spektrum. Einige von ihnen liebäugeln mit Marine Le Pen und sind bereit, mit ihr gemeinsame Sache zu machen. Wie die Ratten verlassen sie das sinkende Schiff, in dem sie Charles de Gaulle verraten. Sie machen gemeinsame Sache mit manchen Radikalen, die den General auf dem Kicker hatten und versucht haben ihn zu eliminieren. Das ist nicht der Fall von einer Mehrheit dieser Partei, aber wie bei der AfD, werden die Mäßigeren in den Zog der Gewalt von Neonazis – auch sie gibt es in Frankreich – gezogen. Der Grund ist der Gleiche wie bei der Weimarer Republik. Das Zentrum glaubt immer noch, dass sie die Totalitären in ihre Tasche stecken können. Dass das Gegenteilige passieren kann, kommt ihnen nicht im Sinn. Die Bourgeois lassen sich von ihrer „glorreichen Vergangenheit“ blenden und sehen nicht ein, dass sie zu den Verlierer gehören. Eine Fehleinschätzung, die zum 2. Weltkrieg geführt hat. Egal ob in Frankreich oder in Deutschland, die schiere Brutalität zieht mehr Leute an, als man denken könnte.

Die Pflege des Feindbilds

Vielleicht ist das der Irrtum der Demokraten – zu denen ich gehöre – das Gute im Menschen hervorzuheben und zu denken, dass die Eintracht und die Brüderlichkeit uns angeboren sind. Das entspricht keinesfalls der Realität. Der Mensch ist wie ein Raubtier, dass, um überleben zu können, jeden zerreißt, der sich in sein Revier wagt. In unserem Fall in Europa sind das die Ausländer und diejenigen, die sich an unseren Reichtum wagen, unsere Frauen vergewaltigen. Das wäre der Urinstinkt, den wir durch unsere Erziehung versuchen zu widerlegen. Ich nenne das Rassismus, Willkür, Grausamkeit. Ein widerliches Benehmen, das ich schärfstens verurteile. Aber um diese Neigungen zu bekämpfen, kann ich mir keine Illusionen machen, wie rachsüchtig der Mensch ist. Wenn er freie Zügel hat – wie unter Hitler – ist es kein Wunder, dass Schöngeister zu Bestien werden. Toleranz ist ein ständiger Kampf mit sich selbst, das sollen wir uns einpauken. Vielleicht macht uns das Wunschdenken einer besseren Gesellschaft irgendwie blind. Um die Nazis zu bekämpfen, können wir keine Samthandschuhe nehmen und wir müssen bereit sein zurückschlagen. Die andere Backe zu reichen, ist eine Symbolik, die sie nicht kapieren können. Und kommt mir nicht mit der These, dass jeder Mensch auch gut sein kann. Nein, das sind sie nicht – das sollten wir uns endlich einprägen.

Für die Einen bedeutet Gewalt, Freiheit

Um zu kapieren, wie die Extremisten ticken, muss ich auf den Begriff Freiheit zurückkommen. Viele verwechseln ihn mit Macht, was ich für einen Irrtum halte. Wer das Sagen hat, ist nicht unbedingt frei. Sehr viel mehr derjenigen, die sich um sie scheren, sie ablehnen, auch wenn man unter einer Brücke landet. Aber was ich hier referiere stimmt nicht für die Halbstarken, die die Ansicht vertreten, dass alleine der Terror sie von ihrer Minderwertigkeit befreien kann. Indem sie diejenigen verfolgen, die sie in Frage stellen, haben sie den Eindruck, ihrem Willen freien Lauf zu geben. Das haben sowohl die Nazi als auch die Kommunisten angewandt, um ihre Truppen zu motivieren. Verlierer wurden zu Helden gemacht und je brutaler sie waren, desto angesehener wurden sie. Was jetzt passiert ist leider eine Wiederholung. Nicht der Geist und der Verstand zählen, nur die Fäuste. Das scheint in den neuen Bundesländern zu funktionieren. Das Volk lässt sich von den schlimmsten Gestalten einfangen, weil sie sich vor ihnen fürchten. Das ist wie in einem Western, bei dem die Schurken eine ganze Stadt nötigen. Das Gleiche galt für die „Befreier“ des IS oder heute noch für die Taliban. Nicht anders funktionieren die Neonazis oder die Neofaschisten. Die Faszination des Stärkeren – auch wenn sie eine Fata Morgana ist – hat immer die Schwächeren angezogen, deswegen gilt es, solche Strömungen im Keim zu ersticken. Aber mit den Politikern, die uns zur Verfügung stehen, ist eine harte Methode verpönt, weil sie den Kodex einer falsch interpretierten Toleranz verletzt. Wenn es um den Tod von Unschuldigen geht, pfeife ich auf gute Manieren!

 

Das Gedicht

 

Er war wohl erzogen, entstand aus

einer wohlhabenden Familie, aus der

viele Akademiker stammen. Er wurde

Doktor der Philosophie, spielte Klavier,

vor allem Bach, der ihn beflügelte. Er

trat in eine studentische Verbindung ein,

wurde ein glühender Nationalist und

wenn er besoffen war, zerbrach er

die Schaufenster der Juden, nötigte

sie, indem er sie zwang, mit ihrer Zahnbürsten

den Gehsteig zu reinigen. Und wer sich

widersetzte, wurde bespuckt.

 

Er war wohl gebildet, las Immanuel Kant,

konnte die Hintergründe seiner Philosophie

erklären. Er vertrat die Meinung, dass nur durch

Züchtigung, das deutsche Volk der Rasse

der Übermenschen angehören könnte.

Er wurde Offizier der Waffen-SS, wurde nach

Warschau verfrachtet, um dort Ordnung herrschen

zu lassen. Er nahm an Säuberungen teil,

erschoss diejenigen, die er die Ratten nannte.

Sagte ihnen vor dem Gnadenschuss, dass es

für sie eine Ehre sei, sich von einem Akademiker

töten zu lassen. So war es…

 

Er war wohl menschlich, als er vor dem Gericht

stand, weil er in seine Hose machte. Schuldig

war er nicht, der gebildete Akademiker, aber die

Schurken des Regimes. Er flehte den Richter an,

Milde zu zeigen. Unter Doktoren sollte der Geist

siegen, nicht die Rache. Auch behauptete er, einen

Juden gerettet zu haben, Widerständler fliehen

gelassen zu haben. Aber nichts nützte, der Galgen

erwartete ihn, den feinfühligen Intellektuellen, der

Kant gut kannte und Bach liebte. Die deutsche

Kultur an einem Strick baumeln zu lassen,

welch eine Verschwendung, oder?

 

Alles Liebe, Petra.

Ich umarme dich!

 

Pierre

//pm

Lieber Pierre,

wenn man Napoleon einfach den Kopf abschlägt, ist die Geschichte irgendwie verunreinigt, nicht wahr? Da kann selbst der Triumph-Bogen nicht mehr triumphieren und das stinkt gewaltig nach Instrumentalisierung des einfachen Mannes, der mal seinen Frust loswerden will und – ohne es zu ahnen – wird aus der kämpferischen Hummel in gelber Weste eine gefährliche Hornisse der Links- und Rechtsextremisten. Sie wissen gar nicht wie ihnen geschieht und Schwups ist der Pöbel mittendrin in einem fast-Bürgerkrieg, der mit der reinen Benzinpreiserhöhung vom Ursprung rein gar nicht mehr zu tun hat. Hach ja, und die Italiener hauen auch in dieser Kerbe und haben schon ihr eigenes Land nicht nur in Grund und Boden gewirtschaftet sondern auch noch fremdenfeindlich gestimmt. Ob ich dahin noch in den Urlaub fahre, lasse ich mal dahin gestellt.

Es ist wie es leider ist, lieber Pierre, Europa schaut zu und dabei braucht dieser mutige französische Präsident dringend Hilfe von außen um diesem Irrsinn ein deutliches Ende zu setzen. Zugeständnisse? Zwangs-Rückschritt aufgrund von Gewaltaktionen? Lassen wir das gelten und schauen weg, ist es in Deutschland nicht weit entfernt von einem weiteren Gelbwesten-Gehetze des Volkes, die allzu gerne auch dann wieder von Fundamentalisten missbraucht werden. Irgendwie ist das so wie mit einer Kultur, die man anlegt und wartet, bis der Pilz Sporen bildet, wächst und sich ausbreitet. Ob der dann giftig ist, interessiert zunächst offenbar niemanden. Erst mal zuschauen, wachsen lassen und sehen was dabei rauskommt.

Ja, schauen wir alle weg, wird besser sein – bloß nicht einmischen, wenn jemand dem Volke klarmacht, dass es keinen Wohlstand und keine Honoration für Faulheit gibt. Wir sind viel zu verwöhnt, es war zu lange das Paradies auf Erden und es demonstrieren diejenigen, die in der Welt des kleinen Mannes leben. Sie halten sich für die Verlierer des Lebens und haben 2017 auch nicht für  Macron sondern für die Populisten vom rechten und linken Rand gestimmt. Es geht ihnen um eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse und um einen Ausgleich des „sozialen Bruchs“. Dringender denn je der Appell an die Politiker Europas, den Menschen berufliche Perspektiven zu geben, der drohenden Altersarmut etwas entgegenzusetzen, die Arbeitslosigkeit weiter zu verringern und dem Niedriglohnsektor weitere Zugeständnisse zu machen. Vielleicht ist das viel diskutierte Modell des bedingungslosen Grundeinkommens eine gute Lösung oder aber eine deutlich höhere Besteuerung der Großverdiener, was wiederum dem Topf der unteren Einkommensklassen gutgeschrieben würde? In jedem Fall muss ein neues Modell her, damit alle Menschen das Recht auf ein menschenwürdiges Leben bekommen und somit ihre Unzufriedenheit kein weiteres Ventil benötigt. Wären da bloß nicht die fleißigen Chinesen, die alles billiger und besser machen, aber das wäre eine andere Geschichte (sie kaufen ohnehin alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist und Frau Merkel schaut zu).

Aber wir müssen wissen, dass wir ein reiches Europa sind und die Möglichkeiten durchaus verfügbar sind, neue gesellschaftliche Wege zu gehen und das soziale Ungleichgewicht zu vermeiden – vorausgesetzt die  jeweiligen Regierungen wollen das auch wirklich. Die breite Masse hat das Vertrauen in die Politik verloren, fühlt sich nicht ernst genommen. Es muss ein sofortiges Umdenken erfolgen oder der Unmut wächst weiter und die sozialen Medien tun mit der Hetze der Leute ihr Übriges.

Gewalt führt nicht zu konstruktivem Austausch und erzeugt eine äußerst schlechte Stimmung und doch sind es ernstzunehmende Probleme der normalen Bürgerschicht, die damit überhaupt erst angefangen haben. Aber, lieber Pierre, das alles ist nicht n u r auf dein Frankreich beschränkt – es ist ein genereller Angriff auf ein freies und starkes Europa! Insofern ein absolutes Muss, dass Macron unterstützt wird und ebenfalls ein Muss, dass niemand mehr wegschauen darf. Darüber dürften wir uns alle im Klaren sein, dass es diesen Unrat von Neofaschisten, Rechtspopulisten und Fundamentalisten nicht geben darf und jeder Einzelne von uns das aufhalten muss. Frei nach dem Motto „Wir wollen Europa!“ Chapeau Frankreich.

 

© Petra M. Jansen

 

http://jansen-marketing.de

Liebe Petra,

Pragmatismus

Schön und gut, dieses Wort findet bei meinen politischen Artikeln oft einen bevorzugten Platz, aber heute versuche ich, mir zu überlegen, ob das noch Gültigkeit hat? Immer mehr muss ich feststellen, dass die Emotionen Priorität haben und das führt dazu, dass die Besonnenheit immer mehr in den Hintergrund geschoben wird, was nicht unbedingt der Sache dient, im Gegenteil. Woher kann das kommen? Die Prämissen der modernen Technologien verlangen nach einem klaren Kopf, bei dem jede Art von Improvisation das Aus bedeuten kann. Nicht wie in der Kunst, in der Literatur oder selbst in der Philosophie, bei denen die menschlichen Schwankung eingebaut sind. So wäre es auch mit der Politik, aber hier befinden wir uns auf einen schwankenden Boden. Ich stelle fest, dass wenn alles nach der Logik ginge, Emmanuel Macron keine solchen Schwierigkeiten hätte. Alles bei ihm resultiert aus einem mathematischen Gleichgewicht, aber wieder einmal erweist sich, dass  das Leben nicht wie eine Gleichung betrachtet werden kann. Klar, um Frankreich aus seiner Krise zu ziehen, braucht das Land eine besser funktionierende Wirtschaft und alles muss getan werden, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Alles, was er unternimmt hat einen Sinn, aber dabei hat er vergessen, dass der Mensch nicht rational denken kann, wenn es um seine Existenz geht. Auch wenn seine Emotionen, sein Verderben sein könnten, wird er sie kaum abschalten können, wie es die Bewegung der Gelben Westen gezeigt hat und ist der Beweis, dass Pragmatismus alleine nicht greifen kann. Es geht auch um die Seelen, die – wie wir wissen – keine Logik kennen, wenn man sie baumeln lässt.

Der neue Élysée-Vertrag

Er soll am 22. Januar 2019 zwischen Frankreich und Deutschland in Aachen unterschrieben werden und er sieht vor, dass die beiden Länder wirtschaftlich noch enger verbunden, die Grenzregionen besser einbezogen werden und dass die Bildung auf ein gleiches Level gebracht werden soll. Was mir fehlt, ist die soziale Komponente. Um die Bürger zu gewinnen, muss in dieser Richtung mehr gehandelt werden. Ich befürchte, dass – in der zurzeit angespannten Lage -dieses Manko sehr angeprangert wird und mit Recht. Es kann kein europäisches Konstrukt geben, wenn die Belange der Menschen derart bei Seite gedrückt werden. Was mit den Gilets Jaunes passiert, sollte eine Mahnung sein, die Unterschrift dieses Vertragswerkes zu verzögern. Haben die Politiker noch nicht kapiert, dass es keine Wirtschaftspolitik ohne eine Harmonisierung der sozialen Fragen geben kann? Da geht um die Löhne, um die Renten, um die Gesundheit oder den sozialen Niedergang. Wenn das nicht einbezogen wird, da stoßen wir wieder an Grenzen, die weiterhin böses Blut verursachen könne, denn hier wird weder pragmatisch noch emotional geplant. Es handelt sich um einen fundamentalen Denkfehler und da braucht man sich nicht zu wundern, wenn Widerstand auftaucht. Ich denke, dass es besser wäre, zuerst die Lage in Frankreich zu stabilisieren und aufgrund dessen das Verhandlungspaket neu zu öffnen, um eine herbe Niederlage zu verhindern. Wenn solch ein Abkommen halbherzig von der Bevölkerung aufgenommen wird, kann es zum Desaster führen und der Ruf könnte laut werden, dass Deutschland sich auf dem Rücken der französischen Arbeiter bereichert.

Die Freundschaft besteht nicht aus leeren Parolen

Manchmal habe ich es satt immer wieder schöne Worte zu hören, die keine andere Bedeutung haben als uns einzulullen. Wenn von der wunderbaren Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland die Rede ist, müsste sich noch viel ändern, vor allem das ständige Zögern der Bundeskanzlerin, die alles tut, um alleine ihre Interessen in den Vordergrund zu stellen. Sie hat dazu beigetragen, dass sich alles verzögert. Ich würde ihr auch eine Teilschuld geben, was den Gilets Jaunes angeht. Hätte sie die Option einer engeren Kooperation, wie es im neuen Vertrag steht, schon längst wahrgenommen, wäre es möglich gewesen, einige Schäden zu vermeiden. Eine Anpassung des Steuerrechts ist schon längst fällig, auch die der ganzen Sozialgebung. Ich kann sehr wohl den Frust von Emmanuel Macron verstehen, wenn es um das deutsch-französisches Verhältnis geht. Wenn wir den Neofaschismus in Europa eindämmen wollen, wäre Mut angesagt. Ich verstehe Angela Merkel nicht, sie hat gar nichts mehr zu verlieren und endlich die Zeit mehr Mumm zu zeigen. Ich habe den Eindruck, dass der Wille einfach fehlt. Eine minimalistische Methode Europa aufzubauen, die ich mehr als verurteile. Die widert mich ganz einfach an. Es ginge darum, die derzeitige Bundespolitik drastisch zu verändern und immer mehr vertrete ich die Meinung, dass die Kanzlerin noch vor dem Ende der Legislaturperiode abdanken sollte. Sie ist nur noch eine Bremse und das schadet uns allen.

Und die SPD in Sachen Europapolitik?

Sie soll mir gestohlen bleiben! Neben schöne Parolen, nur heiße Luft. Das sage ich als Mitglied und bin stinksauer, glaubt mir. Auch diese Partei duckt sich, was Europa angeht, und das vor dem Populismus! Nur nicht anecken, anstatt bewusst in die Offensive zu gehen. Nach der großen Europa-Rede von Emmanuel Macron am 2. September 2017, hätte die SPD, trotz Wahlkampf, seine Gedanken offensiv aufnehmen sollen. Da das Wahldesaster schon fest lag, war nichts mehr zu verlieren. Ich hätte endlich den Eindruck gehabt, es mit Menschen mit Rückgrat zu tun zu haben. Es ist besonders schmerzhaft, wenn es um Genossen geht, denen man nahe steht und ich habe den Eindruck, dass sie nichts dazu gelernt haben und das kotzt mich an. Auch sie sind Meister geworden, wenn es um leere Floskeln geht. Ich stimme Frau Nahles zu, wenn sie um das soziale Europa ringt. Aber warum ist sie nicht nach Paris gefahren, um den gedrängten Präsident Hilfe anzubieten? Ihn auf eine Art deutsch-französische soziale Charta einzustimmen? Und dann sie als Bedingungen für das Überleben der großen Koalition zu machen? Aber nein, man zaudert weiter, das ist absolut beschämend und zeigt, dass man es mit Angsthasen zu tun hat. Ich weiß manchmal wirklich nicht, was ich in solch einem Larven-Verein verloren habe? Niemand sollte sich wundern, dass Salvinis die Macht übernehmen werden. Schluss, ich würde mich noch verleiten lassen, Grausames zu schreiben. Ich koche vor Wut. Nicht sehr pragmatisch, nicht wahr?

Das Gedicht

Ich bin nur aus Haut und Knochen. In mir

fließt Blut, und es kocht! Ich habe es satt,

die Vernunft zu verkörpern, schöne Gedanken

zu verzapfen, die meinen Gefühle widersprechen.

Und doch kann ich nicht anders handeln, als an

die Vernunft zu appellieren, sonst hätten wir Krieg.

Bedeutet das alles zu dämpfen, zu verstehen, zu

befürworten? Deutschland hat Emmanuel Macron

im Stich gelassen und das aus Angst vor den

Populisten. Eine Schande, der Ausdruck der Feigheit,

die in diesem Land herrscht.

Die Märtyrer der SPD, während der Hitler-Zeit, fragen

sich sehr wahrscheinlich, was aus ihrer Partei geworden

ist? Ein angepasster Verein, von Ja-Sagern, die ihr Rückgrat

in der Garderobe liegen haben lassen. Haben sie den

Verstand verloren, als Wegbereiter der Populisten, durch

ihre Feigheit zu agieren? Als Uraltes-Gestein der Sozial-

Demokraten fühle ich mich von der Partei irgendwie

verraten. Haben wir es mit selbstgefälligen Figuren zu tun,

die sich nur sehnen, ihre Fresse in die Kameras zu zeigen?

Es tut weh, es zermürbt mich… wurde ich von meinen Idealen

geblendet oder leide ich heute an Demenz?

Bist du bereits Mausetot SPD?

Schadenfreude ist unangebracht, liebe Deutsche.

Wenn Emmanuel Macron scheitert, scheitert

die Bundesrepublik, kapiert?

Ihr glaubt nicht, dass dies der Fall ist, sonst würdet ihr

ihn unterstützen. Was hier passiert, ist nicht nur der

Fehler einer Regierung, das ist eine Grundeinstellung,

die mir viel Sorgen macht. Deutschland über alles,

aber das hat nie geklappt, heute weniger denn je!

Ohne Europa ist der Niedergang angesagt, so ist es

ihr Weicheier. Merkt ihr nicht, dass wir vor dem Abgrund

stehen? Desto mehr wenn Frankreich herunterkippt.

Und dann lebe wohl, Kanzler Gauland!

 

Ob es ein gutes Jahr wird, wird sich zeigen. Wenigstens bin ich kämpferisch.

Im umarme dich!

Pierre

//pm

 

 

 

Lieber Pierre,

Chekatt ist tot. Er nahm unschuldige Menschen mit in seinen psychisch kranken Wahn des großen Gottes, der Fanatismus hat wieder einmal bitterböse zugeschlagen. Ein gefundenes Futter für die Rechtspopulisten, zumal dies auf einem weltbekannten Weihnachtsmarkt stattgefunden hat. Berlin, Straßburg, Nizza und so weiter. Und immer sind es terroristische Akte, die niemals – mit keiner Präventionsmaßnahme und durch nichts – vorhergesagt  oder verhindert werden können. Umso schlimmer, wenn es in die christlich-besinnliche Weihnachtszeit trifft, in der diese Familien ihre Liebsten verloren haben. Doch, was bleibt mir übrig, zu sagen? Es wird wieder geschehen, vielleicht an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit. Es macht es nicht einfacher, unsere muslimischen Mitbürger zu akzeptieren und zu mögen, obwohl wir denen gegenüber sehr ungerecht sind, die damit nichts zu tun haben und tatsächlich hilfesuchende Menschen sind, die unsere gesellschaftlichen Regeln anerkennen und mitnichten radikalisiert sind. Wir sprechen hier im Falle der Attentäter immer – und zwar ohne Ausnahme – um psychisch gestörte Menschen, die ihre Religion grundsätzlich missverstehen, denn das hat nichts mit Allah zu tun und auch nichts mit irgendeinem Gott oder dämlichen Jungfrauen, die man im Himmel vögeln kann. Es sind kranke, hasserfüllte Menschen, die anderen Menschen Leid zufügen. Leider führen solche Taten eben tatsächlich zu einer Pauschalierung bezüglich der Ausländerfeindlichkeit in unserem Land und in Europa generell. Wir sind ein starkes Land und das Feindbild im Westen, das – in Augen der radikalisierten Islamisten – auszurotten gilt. Da haben wir es wieder, lieber Pierre… Hass und Feindseligkeit, Unwissen und Gier, wir drehen uns im Kreis. Wundert es uns, wenn wir vor unserer Haustüre den Arbeiter sagen hören: „Die sollen alle gehen, wir wollen die nicht. Sie vergreifen sich an unseren Frauen, an unserer Gesellschaft… sind alle Dreck.“ Das hört man tatsächlich, erschreckend und trotzdem präsent, denn es geht um Angst. Die Menschen haben Angst um ihre Sicherheit, sie haben Angst, dass es nicht so bleibt, wie es ist und wir den Feind in unser Land geholt haben. Dabei vergessen sie natürlich, dass nur ein sehr geringer Teil wirklich straffällig wird und tatsächlich nur ein sehr geringes Ansteigen der Kriminalitätsstatistik zu verzeichnen ist. Die Medien tun übrigens ihr Übriges, das mal am Rande. Anstatt eine positive Stimmung aufkommen zu lassen, schüren sie noch mehr Angst und zeigen vermehrt negative Ereignisse als positive.

Weihnachtszeit, heilige Zeit, heile Zeit? Es wird Zeit, dass wir grundsätzlich Regeln für ein Miteinander der Völkervielfalt setzen und zwar nach unseren Regeln. Es wird Zeit, dass wir scharf gegen Verbrecher vorgehen, die Stimmen unseres Volkes aufnehmen und dennoch dem Rechtspopulismus und dem damit aufkeimenden Verfall der demokratischen Ordnung die rote Karte zeigen. Neonazis braucht niemand, fundamentalistische Gedanken auch nicht – aber eine klare Strategie, wie wir gegen Attentäter und Gewaltakte wider unseres Volkes, umgehen. Genau das taten sie in Frankreich und fassten den Täter, der dieses Unheil anrichtete. DAS sollte den Leuten klar sein, dass niemand in Europa ungestraft davon kommt und genau DAS sollten die Menschen erkennen, bevor sie pauschal auf alle Moslems losgehen und rassistisches Gedankengut streuen. Dennoch liegt eine große Aufgabe vor uns, es wird uns allen noch viel abverlangt werden und das Ende von Terroranschlägen oder Attentaten ist nicht in Sicht. Das liegt schlicht und einfach daran, dass Menschen auf der ganzen Welt generell auch das Böse in sich tragen und wir diesen Hass niemals wirklich überall stoppen können. Damit müssen wir leben und uns darüber im Klaren sein, dass es niemals und nirgendwo eine wirklich sichere Situation geben wird. So sind Menschen eben.

 

Frohe Weihnachten aus Frankfurt,

Petra

 

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Liebe Petra,

jetzt wird es dunkel und Zeit, nachdenklich zu werden. Ich denke, dass uns ein Blick in die Vergangenheit nicht schlecht bekommen würde. Hier, was ich mir dazu einfallen ließ.

Die Reichskristallnacht

Nach den Ereignissen von Chemnitz, bei denen Ausländer in Pogrom-ähnlichen Aufständen verfolgt und misshandelt worden sind oder die Attacke gegen ein jüdisches Restaurant in der Innenstadt, das mit Steinen beworfen wurde, kann ich nicht ignorieren, was in der Nacht vom 9. bis 10. November 1938 geschah. Mehr als 1400 Synagogen wurden in Brand gesetzt. 30.000 Juden wurden verhaftet und in Konzentrationslagern – wie Vieh – verfrachtet. Hunderte von ihnen wurden ermordet oder starben durch Misshandlungen, denen sie ausgesetzt wurden. Es sollte für alle unter uns ein Signal sein, egal in welchem Land, was geschehen könnte, wenn wir weiter mit dem Rechtsextremismus flirten. Sehr schnell kann solch eine Eskalation stattfinden und niemand dürfte dies ignorieren. Es wäre noch Zeit sich zu besinnen, aber die demokratischen Parteien stecken in der Krise in Europa. Das Drama des 9. November 1938 sollte Anlass genug sein, um sich zu besinnen, aber ich befürchte, dass der Hass im Moment größer ist als die Empathie. Wohin wird das uns führen? Ich hoffe nicht zu einem neuen Auschwitz!

Ideologie kann pervertieren

Die Reichskristallnacht zeigt wohin es führen kann: Zum Chaos, zur Grausamkeit. Das passt bei weitem nicht zum deutschen Volk, für das die Ordnung ein hohes Gebot ist. Sie hat das Verhalten der Menschen pervertiert, aus ihnen Bestien gemacht, was in normalen Zeiten als Charakterlosigkeit betrachtet würde. Was da geschah hatte nichts mit dem Credo der Anständigkeit, vom der die Leute viel halten, zu tun gehabt – im Gegenteil. Es zeigt wie schnell die Seele kippen kann, wenn Gift versprüht wird und gerade dies sollten wir wissen. Wenn in Frankreich in diesen Tagen antisemitische Pamphlete und Plakate Publik gemacht werden, wie zum Beispiel im Rahmen des Protestes gegen die Erhöhung des Dieselpreises durch neue Taxen. Man sieht wie schnell eine Verschwörungstheorie rassistische Züge annehmen kann und man sieht Macron mit einer krummen Nase, der wie eine Marionette von einem Arm gelenkt wird, der den Name Rothschild trägt. Eine Illustration, die in den antisemitischen Zeitungen „Je suis partout!“ oder „Der Stürmer“ im Dritten Reich hätte publiziert werden können. Toll…

Das Böse in sich bekämpfen

Dazu gehört sehr viel Mut. Man muss sich eingestehen nicht der Mensch zu sein, den man zur Schau tragen will und das bedeutet Abwehrkräfte nach außen zu bauen, um sich nicht beeinflussen zu lassen. Theoretisch klingt das gut, aber wie sieht es mit der Realität aus? Wenn man in einer vergifteten Atmosphäre lebt, kann niemand garantieren, dass man nicht von ihr verseucht wird. Wir sind alle abhängig von den Menschen, die um uns herum leben und sich abzusondern wäre nicht die gute Lösung, also wir müssen lernen gegen den Strom zu schwimmen. Der 9. November hat uns belehrt, dass nur sehr wenige Leute dazu fähig sind.  Es kam kein Widerstand gegen diese Willkür, im Gegenteil. Nicht alle Deutschen waren Antisemiten. Sie beobachten mit einer gewissen Passivität was da geschah und andere schauten ganz einfach irgendwo anders hin. Ich betrachte die Feigheit als das Böse. Aber kann ich selbst sicher sein, davon immun zu sein? Es ist zu einfach die Schuld auf andere zu schieben. Die Volksgenossen hätten nicht so handeln können, wenn Widerstand spürbar gewesen wäre. Das war ein schlimmes Signal, das nicht wahrgenommen wurde!

Die Demokratie hat sich feige gezeigt!

Es wundert mich nicht, dass die demokratischen Großmächte 1938 nicht für ein paar tote Juden einen Weltkrieg anzetteln wollten. Sie haben unendlich lange gebraucht die Vernichtungslager während des Krieges durch Bombardements lahm zu legen. Es wäre gut gewesen, wenn sie die Eisenbahnlinien still gelegt hätten, denn die Transporte von Juden wären somit eingeschränkt worden. Auschwitz zu attackieren wäre für mich dringend notwendig gewesen. Das war nicht geschehen, weil bei den Befreiungsmächten viele Antisemiten am Ruder waren. Es ist schon beschämend, solch ein Verhalten wahrnehmen zu müssen, es entbehrt jedes Ehrengefühl. Geht es nicht vor allem um die Menschen und um den Anstand? Auch das sollten wir heute beachten. Jede Art von Abgrenzung muss verhindert werden. Das gilt für jeden, auch für die Migranten. Was sich in Italien abspielt, erinnert mich schon an diesen 9. November 1938. Die Hasswelle hält sich noch in Grenzen, aber das könnte rasch umkippen. Ich erwarte von der EU, dass sie sich entschieden gegen solchen Machenschaften einsetzt und die neue Regierung in Rom dafür bestraft. Wenn Europa nicht dazu fähig, bedeutet das, dass wir immer mehr vom Neofaschismus bedroht sind. Schwäche zu zeigen, ist anzuerkennen, dass die Demokratie futsch ist.

Es brennt!

Zuerst die Bücher, dann die Synagogen.

Es brennt!

Zuerst die jüdischen Läden, dann die Menschen.

Es brennt!

Zuerst die Städte, dann die Dörfer.

Es brennt!

Zuerst die Seele, dann die Leiber.

Es brennt!

Zuerst die Empathie, dann der Anstand!

 

Es brennt!

Egal ob Kinder, Frauen, Männer!

Es brennt!

Egal ob Freunde oder Feinde.

Es brennt!

Egal ob Väter oder Mütter.

Es brennt!

Egal ob Maria oder Jesus.

Es brennt!

Egal ob Bibel oder Koran.

 

Und was tun wir?

Nichts!

 

In der Hoffnung, dass es dir gut geht,

umarme ich dich!

 

Pierre

Lieber Pierre,

Glaube und Irrglaube, Wahrheit und Durchsetzung der Wahrheiten. Weiß der Bürger und Wähler eigentlich überhaupt noch, worum es tatsächlich geht? Oder wer nun mit wem oder ohne wen wohin geht? Und weiß der Wähler eigentlich, was er wirklich wählt und ob er überhaupt noch eine Rolle spielt? Ist es nicht die Verunsicherung der Aussagen, der ständige Wechsel zwischen Tatsachen und Tatsachen-Verschleierung? Unausgesprochene Worte, die die Angstmacherei durch die Medien der letzten Jahre begleiten? Um was geht es denn eigentlich? Also, dass es wie immer um Macht (Ohnmacht) und strategisch gezielt eingesetzte Vorteile der Einzelnen geht, dürfte klar sein. Aber ist auch klar, was im allgemeinen Fokus steht und wohin die Wurzeln wuchern? Ist es nicht so, dass der rechtsradikale Ausdruck schwerpunktmäßig im Osten der Republik auftaucht und auch der sächsische Ministerpräsident Kretschmer falsch behauptet, es habe gar keinen Mob gegeben? Und nun der Horst, der Herr Seehofer, der sich da so einbringt und seine eindeutige Linie verfolgt? Tja, und der Verfassungsschutzpräsident Herr Maaßen mischt sich nun auch unter die Gruppe der Zweifler, dass es überhaupt irgendwie alles so gar nicht richtig sei mit dem Video auf Chemnitz´ Straßen und.. naja, so schlimm ist es doch gar nicht gewesen? Hach, wir wären doch ein Schelm, würden wir da nicht irgendwelche Verbindungen wittern. Martin Schulz war nun einer derjenigen, der einen groben Klotz auf einen groben Keil setzen will und einmal klar aussprach, was Sache ist. Dennoch erkennen viele nicht, dass der Virus bereits um sich greift und schon seinen kranken Samen gesät hat. Die AFD will unser System von innen aushöhlen, so scheint es und dahinter steckt das System, die Bürger und Wähler an den Aussagen der anderen zweifeln zu lassen. Kernaussagen werden verdreht und elementare Ereignisse schlichtweg verleugnet. So werden die Menschen mehr und mehr verunsichert, die Ängste steigen und die Wähler wissen gar nicht mehr, was los ist. Das Vertrauen in Maaßen und den Verfassungsschutz ist ebenso platt gewalzt wie der Glaube an eine ordentliche Politik, oder nicht? Erfreulich in diesem Zusammenhang ist das neueste Politbarometer, in dem die ADF und die CSU deutlich an Stimmen verloren haben und Herr Seehofer ganz nach hinten gerutscht ist. Na hoffen wir, dass die Wähler diese Infiltrierung sehen und auch den eindeutigen Angriff auf unsere Demokratie bemerken. Das alles, was geschieht, ist ein direkter Angriff auf die demokratische Ordnung! Was nun dringend notwendig ist, wäre nicht nur eine sofortige Entlassung des Herrn Maaßen sondern eine Rundum-Erneuerung des Verfassungsschutzes. SPD und FDP fordern eine sofortige Entlassung Maaßens, Horst Seehofer allerdings spricht ihm sein Vertrauen aus. Warum er sich hinter Maaßen stellt? Nun, die Antwort kennen sie bestimmt, so schwer ist das ja nicht. Und denken sie immer daran, dass jeglicher Angriff einer Partei auf unser demokratisches Wertesystem auch ein direkter Angriff auf ihre persönliche Freiheit ist.

Lieber Pierre, Politik war irgendwie schon immer ein schmutziges Geschäft, nicht wahr?

 

Petra

© Petra M. Jansen

 

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