Lieber Pierre,

ich finde es schlichtweg unmöglich, tragisch und keineswegs akzeptabel, was derzeit passiert. Ich werde danach handeln, will konsequent sein und bin es auch. Wollte ich eigentlich nach Dänemark oder Großbritannien in diesem oder nächsten Jahr, so spare ich mir das. Die Länder, die keinerlei Hilfe und Einlenken zeigen, sich stur stellen oder entgegen der Gemeinsamkeit der EU handeln, sind nicht mehr die Länder, die ich gerne bereise und in denen ich mein Geld ausgeben möchte. Klingt das hart? Ich denke nicht, denn diese Situation hier verlangt nach einer Gemeinsamkeit, die sich jetzt hätte beweisen können, wo es am wichtigsten ist und es darauf ankommt, solidarisch als ein gemeinsames Europa zu agieren. Was sehen wir stattdessen? Deutschland, Österreich, Schweden, Frankreich können nicht die einzigen Länder sein, die Hilfe anbieten. Grenzkontrollen, Stacheldraht, eingeschränkter Zugverkehr und der Vorwurf, dass die Flüchtlinge die öffentliche Ordnung stören? Das ich nicht lache! Es sind beileibe nicht die Flüchtlinge (denn jeder von uns kann Flüchtling werden oder war es schon) sondern Europa selbst! Mag man Präventivmaßnahmen verbummelt haben oder die vorherige Planung eines Ereignissen, was vorausschaubar war, hatte keine Basis, dann darf man sich jetzt nicht wundern. Entweder ziehen alle EU-Mitgliedsstaaten an einem Strang oder ich schätze, das war es mit Europa und der propagierten Gemeinschaft. Es werden Grenzen kontrolliert, es wird dem Nachbarland misstraut und Ungarn setzt noch einen drauf und riegelt nicht nur nach Rumänien sondern sogar zum nicht-EU-Land Serbien ab. Geht´s noch radikaler? Und Orbàn ließ in Brüssel durchsickern, er könne sich eine weitere Grenze zu Kroatien vorstellen – schließlich kämen da auch Asylbewerber und Flüchtlinge her. Was fällt einem dazu noch ein, lieber Pierre? Ich nenne es territoriales Verhalten, eine überschrittene Grenze und eine absolut menschenfeindliche Vision! Wir haben es mit einer Völkerwanderung zu tun derzeit, so sehe ich es. Völkerwanderungen gab es früher schon und dieses hier ist eine, die eine Umstrukturierung erforderlich macht. Will Europa bestehen bleiben, gibt es nur einen Weg: Gemeinsam die Kuh vom Eis heben, eine Einigung der Staats- und Regierungschefs, anstatt sich gegenseitig die Flüchtlingszahlen zuzuschieben, fein abgezählt Menschen zu sortieren und das Mittelalter, was zur Zeit seine neue Form annimmt, sofort beenden. Das sind keine modernen Entwicklungsprozesse oder Integrationsmaßnahmen sondern Burgenverriegelung mit Hochziehen der Tore.
Ob die EU / Europa dazu fähig sind, wird sich zeigen. Aber wenn nicht, bedeutet das eine Zersplitterung in Einzelstaaten und alles, was bisher erreicht wurde (Grenzabbau, Währung etc.) war für die Katz´. Den Ländern, die sich derzeit gegen eine integrative, positive Lösung stellen, kann ich nur Verachtung entgegenbringen. Aber Gelder von der Europäischen Union einsammeln, das tun sie alle gerne, nicht wahr, lieber Pierre?

Eine herzliche Umarmung zurück,

 

Petra

© Petra M. Jansen

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General Bastard

 

Um jeden Preis, scheue keinen Fleiß.
Gab es Mephisto? Gab es Mr. Jekyll & Mr. Hyde?
Modernes Leben der Dämonen, verpackt als delikate Herrlichkeit.
Was muss sie tun? Was kann sie machen?
Unglaublich, der Typ verspricht harte Sachen.
Was? Klar doch. Harte Sachen, Wodka pur.
In der Linken den Havanna, in der Rechten die Lady Z.
Die hatte ihn angelacht, schöpfte bisher kein´ Verdacht.
Der Herr, so ist es wahr, der ist nicht mehr ganz klar.
Cooler Typ, der sein Konterfei nur liebt.
Viele Ficks, allseits beliebt.
Dahinter? Dahinter verbirgt sich leider nichts.
Aber ja doch, aber ja!
Der Altrocker, der selbsternannte Star.
Zu dumm, die Pflaume merkt es nicht,
schreibt er sich heimlich die Finger wund.
Tut kund, was sie nicht weiß.
Sie spricht derweil über jeden Scheiß´.
Ach, du perverse Welt,
in der jeder dir das Glück verspricht,
und heimlich ganz woanders sticht.
© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,
ist das Internet für uns alle nun ein Segen oder ein Fluch? Jeder beansprucht das Recht zur freien Meinungsäußerung für sich und die sozialen Netzwerke platzen vor lauter geistigem Müll auseinander. Wir sollten im Journalismus stets einen globalen Blick auf die Dinge haben, dabei informativ für die Bürger sein und durchaus einen eigenen Standpunkt vertreten dürfen. Dabei achte ich darauf, niemals den guten Umgangston zu verletzen – ich muss nicht in die gleiche klägliche Kerbe hauen wir einige ungebildete Menschen in den Social Communities, die wahrscheinlich nie etwas von guter Kinderstube und Respekt gehört haben. Das Internet trägt verstärkt dazu bei, dass sich jeder Schwätzer virtuell – positiv wie negativ – äußern kann und es werden sowohl (auch verdeckt) rechtsextremistische Parolen, als auch direkte Angriffe auf Andersdenkende (in jeder Hinsicht) gefahren. Selbstverständlich gebe ich nicht dem Internet die Schuld, aber seitdem der schlecht informierte, geistige Engdenker mit der Tastatur, der Maus und dem „world wide web“ einen direkten Zugang zur Öffentlichkeit hat, fällt es mir a) schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen vor lauter Müll und b) mir fehlen tatsächlich die Worte für die gequirlte Scheiße einiger Schreiber. Zu der Flüchtlingssituation werde ich mich heute nicht mehr äußern, das haben wir bereits in unserem vergangenen Briefverkehr ausgiebig gemacht und in vielen, vielen Texten der vergangenen Jahre. Heute veröffentliche ich eines meiner meistgelesenen Prosa-Gedichte, in der Hoffnung, dass die Menschen, die i h r e eigene Freiheit so sehr schätzen und lieben, genau das auch allen anderen Menschen zugestehen. Musik und Künste sind grenzübergreifend und vernetzen die Welt bis in die letzte Ecke. Möge heute die Kunst des Wortes sprechen, mit der ich ein klares Signal setze.

 

Glockenwind

 
Weißt du, wie ich ticke?
Ich ticke nicht
wie eine Uhr im Kasten
ich ticke
wie eine Glocke
die läutet
majestätisch
laut
und
wohlklingend
im Wind
ganz oben
über den Dächern
wo
die
Freiheit
ruft

(publiziert in SINNWAISEN, Juli 2013)

 

Eine herzliche Umarmung mit starken Gedanken
Petra

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

ja, Julius Streicher, der infame Herausgeber des „Stürmers“ würde sich über die Haltung einiger Franzosen freuen. Zum Beispiel haben sich einige Bürgermeister einen guten Witz einfallen lassen: In den Schulkantinen ihrer Städte wird nur noch ein Menü serviert und dies mit Schweinefleisch. Sowohl islamische als auch jüdische Kinder gehen somit leer aus, wenn sie die Gesetze ihrer Religion folgen. Lustig, nicht wahr? Schweine gehören zu unserer christlichen Zivilisation, basta! Nichts gegen einen Braten, aber nicht unter solchen Bedingungen. In diesen Gemeinden gibt es kaum einen Widerstand seitens der Bürgerschaft, denn es ist für sie eine Waffe, mit der sie die Ungläubigen bekämpfen wollen. Hatte Charles Martel, 732 in Poitiers, nicht dem Islam Paroli geboten? Das Christentum wurde auch – dank der Wiener – vor den Toren der Hauptstadt im Jahre 1683 gerettet. Das wird in den Geschichtsbüchern nicht berichtet und als die Osmanen Wien zwischen dem 14. Juli und dem 12. September belagerten, wurde Schweinefleisch vom Gemäuer herunter geschmissen. Das war effektiver als flüssiges Blei. Allah ordnete den sofortigen Rückzug an, aus Angst, dass die Soldaten es lecker finden könnten. Ich kann weiterhin solch einen Quatsch verzapfen, aber so entfernt von der heutigen Realität ist er nicht, denn wir haben den Beweis dafür!

Auch der Bürgermeister von Roanne, einer Stadt nördlich von Lyon, hat von sich hören lassen. Er wird nur christliche Flüchtlinge aus Syrien empfangen, aus Angst, dass sie muslimische Terroristen seien. Da liegt er nicht weit von der faschistischen Haltung eines Viktor Orbán entfernt, der die Migranten schlecht behandelte, um das Abendland zu retten. Das angeblich im Namen des Evangeliums! Ein anderer Grund, sich kaputt zu lachen: Marine Le Pen will, sollte sie die Macht übernehmen, die illegalen Flüchtlinge ohne medizinische Versorgung krepieren lassen. Wenn das nicht patriotisch ist, gebe ich mir die Kugel. Alles Grund für mich, zu jubeln! Ich bin zufrieden, dass der Humor wieder entsteht, endlich… und, wenn er sich gegen die Schwächeren richtet, ist er noch komischer! Wie zum Beispiel die Zeichnung des ewigen Juden im „Stürmer“. Petra, wenn das nicht so tragisch wäre, könnte man es ignorieren, aber das ist heute nicht mehr möglich. Jede Äußerungen dieser Art muss gekontert werden und das in aller Entschiedenheit. Ich meine es bitter ernst.

Und im gleichen Moment passiert in Deutschland ein Wunder. Während überall die Asylantenheime von Hohlköpfen in Brand gesetzt werden, stemmt sich eine große Mehrheit von Bürgern gegen diese unwürdigen und mörderischen Anschläge. Die Migranten werden im Hauptbahnhof von München gefeiert, anstatt angepöbelt zu werden, Hilfe von überall her wird angeboten, die Würde gebeutelte Menschen wieder hergestellt – ein Kontrastprogramm der dritten Art. Liebe Petra, ich bin schon über diesen Verlauf sehr angetan, der viel Achtung in der französischen Presse fand. Nur Marine Le Pen fand diese Haltung vom Business geprägt. „Deutschland braucht sie, um seine Wirtschaft gegen uns aufrecht zu halten!“ Der Grund: Es wird zu wenig gevögelt und wenn ja, nur mit Gummi, Ersatz muss her. Als ob dieser Empfang der Flüchtlinge als Komplott gegen Frankreich ausgerichtet sei. Grund für sie, wie Orbán und Netanjahu, die Grenzen dicht zu machen, die EU zu killen und dann ab in den Walser mit Putin an ihrer Seite. Wieder ein Grund zu jubeln?

Ich kann nur hoffen, dass die Solidarität, die wir jetzt in Deutschland erfahren, langfristig anhalten wird, dass die Stimmung nicht umkippen wird. Ich muss zugeben, dass mir alles ein wenig unheimlich vorkommt. Ein Wechselbad zwischen Hass und Liebe. Natürlich hoffe ich, dass dieser Elan sich auf ganz Europa auswirken wird, aber ich mache mir keine Illusionen, wenn ich Ungarn, Polen oder andere Länder beobachte. Ein Funke kann den ganzen Kontinent in Schutt und Asche verwandeln. Erleben wir nicht eine gleiche Stimmung wie im Dreißigjährigen Krieg, bei der die Verbrennung von Hexen Volksjubel erzeugte? Wo jede Art von Grausamkeit als Belustigung betrachtet wurde? Tanzen wir nicht auf den Vulkan? Ich könnte leicht auf solch eine Party verzichten.

In diesem Sinne,
ich umarme dich, solange ich es noch kann,
alles Liebe
Pierre

//pm

Warum denn immer nur Sinnvolles? Geht nicht mal der blanke Unsinn, der uns so sinnvoll durch den Tag begleitet? Mehr davon! Staubtrocken grübelt die gealterte Rosine über die letzte sexuelle Bauchlandung nach, grottenernst lässt er das ganze Dilemma seiner Ehe Revue passieren. Na und? Manchmal gibt es Wichtigeres. Die Gesundheit zum Beispiel oder der Frieden. Oder die Natur. Oder, oder. Der Deutsche grübelt lieber bis es raucht und hat gar nicht verstanden, dass der blanke Quatsch hochkreativ sein kann. Je mehr schräges Zeug umso freier der Geist und je zick-zackiger die Gedankenkurven umso größer der Output. Einige Philosophen haben uns gelehrt, die Dinge mit Humor zu nehmen, mögen sie auch noch so ernst sein. Ernst ist ja immer alles und ernsthafter als in Deutschland geht es kaum noch. In vielen südlichen Ländern geht es den Menschen keineswegs besser – eher schlechter – aber sie leben und sie tragen es mit einer an den Tag getragenen Leichtigkeit, die für uns erbarmungswürdig scheint. Loriot war ein exzellenter, feinsinniger Beobachter, der sehr wohl die Fehler und Probleme der Menschen kannte. Aber er verpackte sie in eine einzigartige Situationskomik, die seinesgleichen sucht. Mögen wir Monty Python? Na klar, der schwarze Humor hat uns schon immer unter´ m Tisch landen lassen, vor lauter Lachen. Und? Wo ist denn der Humor, wenn sie ihr Bankkonto betrachten? Wo ist der Spaß, wenn es in ihrem Leben ans Eingemachte geht? Verschwunden. Wie wäre es, das alles mit einem befreienden Lächeln zu betrachten und sich nicht niedermachen zu lassen von den düsteren Gedanken? Denken wir nun an Hängetitten und graust es uns bei der Vorstellung, dass das schier entsetzlich aussieht? Na und? Geht es nicht jedem eines Tages so? Sacken nicht alle Murmeln irgendwann nach unten? Nehmen wir also ein wenig Abstand von Verurteilungen und intoleranten Schönheitsidealen oder davon, wie man leben oder sein muss! Es gibt keine Regeln im Leben, außer der, etwas zu respektieren. Damit meine ich den Respekt vor dem Leben, dem Individuum, der Pflanze, dem Großen und Ganzen. Respektieren wir einfach wie es ist und nörgeln wir nicht an allem rum. Wer Spaß versteht, muss ein gesundes Selbstgefühl haben und sogar Verstand, denn das setzt der Humor voraus. Und genau daran hapert´ s wohl. In den Communities auf deutschen Seiten finden wir staubtrockene, gähnend langweilige Fotos, Statements und Shares. Schauen wir über den Tellerrand unseres Landes, wird´s ein wenig abwechslungsreicher. Sketche entstehen nicht, indem wir gradlinig und tunnelblickend denken, sondern verrückt und irre wie ein Rüde, der die Duftmarke einer läufigen Hündin riecht und seinen letzten Schuss abgeben möchte. Die ganzen „schlimmen Dinge“, die wir so alle im Laufe des Jahres hinter uns gelassen haben, sollten uns nicht traurig stimmen. Spaß ist, wenn die Müslischale auf den Boden klatscht und ihre Wände mit Vollkornflocken übersät sind. Nein? Doch! Weil es immer schlimmer kommen könnte, es gibt immer ein Schlimmer. Ist es wirklich so wichtig, wenn die Möpse nach unten rutschen oder der Slapstick tatsächlich schlapp macht? Verrückte Sachen richten das Chaos und sind kein Widerspruch. Humor ist eine der wichtigsten Eigenschaften und öffnet Herzen, warum also in Deutschland so bitterernst? Geht es uns denn wirklich so scheiße, dass wir stets mit einer angepissten Fresse durch die Gegend laufen? Jedes Problem ist leichter zu ertragen, wenn wir es ein bisschen locker sehen, über uns lachen können und auch über die schwierigen, absurden Situationen. Das Lachen vergeht uns nämlich tatsächlich, wenn wir gnadenlos alles stets n u r mit Verstand, Ernsthaftigkeit und straffen, geordneten Strategien regeln wollen und wir Menschen sind tatsächlich die Einzigen, die Humor als Charaktereigenschaft haben – nutzen wir sie! Sinnloses Zeug zeigt uns durchaus den sinnvollen Weg.

 

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,
… und wir betrachten wieder einmal ein ernsthaftes Problem, was sich aber nicht als rein deutsches sondern als europäisches und internationales Problem darstellt. Was wir hier sehen ist nur ein Teil dessen, was der Wahrheit entspricht und auch die mediale Berichterstattung erscheint mir derzeit sehr fokussierend zu sein. Interessanterweise steht parallel das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP im Raum – mit vielerlei Vor- und Nachteilen, auch kulturell. Nun frage ich einmal als Otto-Normal-Bürger: Sind nicht tatsächlich die USA die treibende und be-treibende Kraft? Stellen wir einmal die Ursache in den Raum, die bei genauem Hinschauen nicht zu verleugnen ist und vielleicht helfen mag, dieses Elend zu verstehen und in einen Zusammenhang zu bringen. Hast irgendjemand den amerikanischen Nachrichten-Journalisten einmal die Frage gestellt, ob es die sogenannte „Europe´s refugees crisis“ wie das in den USA bezeichnet wird, überhaupt gäbe, fielen nicht gerade die US-Bomben auf den Nahen Osten? Gäbe es denn Millionen Kriegstote bisher, wenn es die aggressive Herrschaft der USA mit ihrem Drang zur absoluten Weltmacht, nicht wäre? Ist es nicht so, dass die USA schon immer ausbeuterisch und kriegerisch waren und ist es nicht so, dass Merkel brav wie eine Marionette vor den Amis herum hampelt? Lieber Pierre, das ist natürlich alles keine Entschuldigung für das verachtenswerte Gebahren der Rechtsradikalen, aber sie kommen natürlich gerade recht in dem verheerenden „Spiel“ um Spaltung, Aufruhr, Zersplitterung und einem Teilen der Nation in Gut und Böse. Dass es sich hierbei zweifellos um geistig minderbemittelte, schlecht gebildete und perspektivenlose, frustrierte Leute handelt, dürfte unstreitig sein. Die Amis reiben sich die Hände und schauen zu, aber – sei sicher – Hilfe wird von ihnen niemand bekommen. Was tun die USA mit den Mexikanern und mit den Latinos? Ist das etwa ein Unterschied? Und geschieht das nicht überall auf der Welt? Wir könnten Ungarn nennen, wir könnten über Großbritannien sprechen usw… aber das alles sind selbstverständlich lediglich die Auswirkungen und Reaktionen. Geht es nicht eigentlich wieder mal um etwas ganz anderes und wird uns nicht Sand die Augen gestreut mit der aktuellen Berichterstattung, die uns alle ablenken und auch lenken will? Ich verurteile jeden Übergriff auf Menschen und jegliche diskriminierende Äußerung ebenso wie du und werde es niemals zulassen, dass in meinem Umfeld menschenfeindliche und verachtende Taten oder Worte ungestraft vollzogen werden, aber ich mache mir ernsthaft Gedanken, ob wir nicht alle wenig global denken und uns mehr den Auswirkungen anstatt der Wurzel allen Übels hingeben. Die USA waren, sind und bleiben eine Kriegsmacht und sie würden in meinen Augen alles tun, um ihre Reserven und Bedürfnisse zu sichern – egal, wie. Es geht hier um Macht, Rohstoffe, Geld – was sonst…schauen wir einfach mal sehr genau hin, was von den USA tatsächlich getan wird und wofür sie verantwortlich sind. Ebenso, was sie n i c h t tun und auch, w i e sie es tun.

Lieber Pierre, das hier ist erst der Anfang und wie ich sagte, ein internationales und gesamt-europäisches Problem. Was ist Europa, wenn ein Teil die Schotten dicht macht und sich aus der Verantwortung zieht? Ein künstlich zusammen gewürfelter Dreckshaufen, der nicht an einem Strang zieht, wenn es um die Gemeinschaft geht. Und da stehen wir wieder am Anfang unserer Korrespondenz: Der Mensch ist machthungrig, gierig und nicht zum Überleben bestimmt, sondern um sich zugrunde zu richten und das, fürchte ich, wird auch passieren. Ob ich richtig liege, weiß ich nicht und bin auch nicht in Stimmung, mir die Zukunft meiner Kinder auszumalen, aber eines werde ich versprechen: Jedem, der ethisch verwerflich und unsozial handelt, werde ich die rote Karte zeigen und alles tun, was in meiner Macht steht. Doch letztendlich sind die Bürger immer die Angeschissenen und es haben immer die armen Menschen darunter zu leiden – weil wir überall verdammt unfähige Politiker haben und das Wort MACHT unser Denken diktiert. Sollte ich mit allem hier falsch liegen, korrigiere mich bitte – dafür ist unser Gedankenaustausch und auch für unsere Leser da draußen, die einmal kritisch hinter die Fassade der internationalen Politik schauen müssen!
Herzlichst,
Petra
© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,
Kultur ist das Spiegelbild der Gesellschaft, Kulturschaffende sind Mit-Bestimmer und Rebellen der Gesellschaft. Regimekritische Worte, Aufführungen, Satire, Literatur etc. sind unabdingbar für die zeitgemäße, vergangene und zukünftige Reflexion und Entwicklung eines Volkes. Kunst ist eine sinngebende und -hinterfragende Dynamik mit einem ungleich wertvollen Nutzen für die gegenwärtige Gesellschaft. Das Bewusstsein und die Kritik an den Werten, dienen zur Selbstachtung einer Gesellschaft. Eine Gesellschaft ohne Ziele, Vorbilder, Idealisten und ohne Mut zum kulturellen Gegenschlag, wäre sehr arm. Stellen wir uns vor, wir wären eine schweigende Kultur, dann wüssten wir, dass wir am Ende der Entwicklung sind. Kunst und Kultur sind das Organ des rebellischen Ausdrucks und es waren immer schon die Künstler jeglichen Genres, die Karten neu mischen ließen, für Aufstand gesorgt haben, zum Umdenken verleitet haben und die Strömungen einer Zeit fixiert haben. Lieber Pierre, hier in Deutschland liegt brach, was in Frankreich gepflegt wird und – obwohl es jede Menge Kulturveranstaltungen gibt – so habe ich gerade das beste Beispiel gerade in einer kleinen Stadt erlebt, in der der Bürgermeister kein offenes Ohr für einen geplanten Weltschriftsteller-Kongress mit Teilnehmern aus 10 Nationen hatte, weil angelblich die Gelder fehlten. Dafür investiert er nun mehr als 2 Millionen in ein marodes Industriegebäude. Der nächste Ort erkannte, dass die Förderung einer weltweiten literarischen Veranstaltung ein Muss ist, aus dem auch die Region positiv schöpfen kann und er sah ebenfalls die absolute Notwendigkeit, dieses Projekt zu fördern.
Wir haben heute so viele Einflüsse auf unsere Gesellschaft wie nie zuvor und trotzdem erkenne ich eine Massen-Abstumpfung, Ängste vor mutigen Handlungen gegen den Mainstream, eine egoistische „Egal-Haltung“ der Bevölkerung oder sehr engstirnige und wenig weltoffene Stimmen, die am liebsten Deutschland mit einem Zaun umgeben und alle fremden Einflüsse ignorieren würden. Wie sollte das in einer vernetzten, internationalen Welt gehen? Dafür steht die Kultur und die Kunst: Selektionsmechanismus, um die wichtigen Dinge einer Nation zu erfassen und Gegenpole zu setzen. Kultur hat die Aufgabe eine große Vielfalt anzubieten und sich – auch provokant – mit allen Themen, die es gibt, auseinander zu setzen. Was der Mensch dann übernimmt, ist seine Angelegenheit, aber die Künstler müssen alles! aufgreifen, das ist ihre Aufgabe. Es kann Unheil bringen, nur seine eigenen Dinge zu sehen und in einer geschlossenen, homogenen Einheit zu leben und Künstler müssen ein großer Bestandteil sein, eine offene Weltanschauung zu verbreiten.
Was Deutschland dringend lernen muss, ist, dass Künstler nicht mehr am Rande der Existenz und finanziellen Not leben dürfen und gleichberechtigt mit anderen Berufszweigen gehandhabt werden müssen. Ich kenne so viele wundervolle Künstler, die nicht wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt finanzieren können. So etwas darf nicht sein und ich pflichte Dir bei, lieber Pierre: Tun wir alles, was möglich ist, um das Kulturgut zu pflegen – es ist unsere Pflicht und von selbstverständlich von jedem, der sich mit Kultur und Kunst beschäftigt oder ein Sprachrohr der Öffentlichkeit ist. Nur eine starke Kultur kann Gewissensbisse hervorrufen und abwägen, ob kurzfristiges Profitdenken und Massenkonsum oder ein langfristiger offener Anspruch an eine lebendige Gesellschaft gelten sollen. Die Kultur einer Gesellschaft ist der Grundstein für das Überleben einer Gesellschaft, das sollten wir nie vergessen.

 

Alles Liebe Dir,
herzlichst Petra

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,

manchmal fragt man sich, wie ein Baum mit seinen Wurzeln auf steinigem Boden Fuß fassen kann ohne zu Vertrocknen. Aber es geht, er überlebt und findet seine Nische, die ihm den größtmöglichen Vorteil verschafft. Genauso ist es mit allen Lebewesen, denn sie sind programmiert auf erfolgreiches Überleben. Welche Strategien sie dabei fahren, entscheidet die individuelle Entwicklung und Evolution und wenn es Mist ist, gibt es eine natürliche Selektion. Eigentlich ist das logisch und wir verstehen das, aber hast du schon einmal etwas erlebt, was Menschen nicht unnatürlich überdacht, gemacht oder versucht haben? So ist es in diesem Fall auch. Lieber Pierre, quengelnde und auf den Boden stampfende Kinder mag ich nicht. Ich mag nicht die Trotzigkeit mit der sie partout ihren Willen durchsetzen wollen und ich mag auch keine unerzogenen Hunde. Bin ich nun ein Prinzipienreiter oder konservativ denkender Mensch? Absolut nicht, wie du weißt.
Jede Gesellschaftsform hat ihre eigenen Regeln und während in einigen Ländern das in-der-Nase-Bohren, Spucken, Rülpsen absolut zum guten Ton gehört, ist es woanders eine Katastrophe und wir würden jedem, der sich derart daneben benimmt, sofort den modernen Knigge in die Hand drücken. Was ich sagen will ist, dass eigentlich jeder versucht, die größtmögliche Freiheit zu leben und je nachdem, wie ausgeprägt das sein mag, geht es konform mit dem Begriff Freiheit oder kollidiert damit. Ich persönlich habe mich in meinem Leben so gut wie nie und niemandem untergeordnet, weder beruflich noch privat und werde es auch niemals freien Willens tun. Wem das rebellische Verhalten und die damit verbundene Schwierigkeit im Umgang mit mir zu schwierig erschienen, der konnte gehen. Ich lege keinen Wert darauf, mich anzupassen und das mag der Grund sein, wieso ich viele Jobs nicht bekommen habe oder mein Leben lang selbständig war. Ändern konnte ich es bis heute nicht und obwohl wir durchaus an Regeln des täglichen Lebens stoßen, gibt es jede Menge Freiheiten für uns alle. Wir nehmen uns die Freiheit, das hier zu schreiben und zu publizieren und wir nehmen uns viele andere Freiheiten, unser Leben zu genießen. Dürfen das tatsächlich alle Menschen? Nein und das weißt du. Ein Land, in dem so viele Möglichkeiten offen stehen, sich frei zu bewegen, Kultur, Musik o.ä. zu genießen, Vergnügungsparks oder Veranstaltungen zu besuchen, Reisen zu machen und die größtmögliche Wahl zu haben (persönlich, beruflich, privat) sollte sich nicht beschweren. Wir aber sollten ernsthaft schauen, dass der Freiheit der Meinungsäußerung – speziell im brauen Sektor der rassistischen Parolen der Ex-DDR, die ich immer im Visier habe – mal das Maul gestopft wird und nicht überhand nimmt. Hier geht für mich die Freiheit zu weit, denn jede zweite rassistische Äußerung und Tat kommt tatsächlich aus unserem Osten, wo sie früher nichts zu sagen wagten. Ist es nun Freiheit, andere Menschen zu degradieren, zu beschimpfen, zu diskriminieren oder ihnen Schaden zuzufügen? Absolut nicht und wir sehen, dass die Freiheit durchaus negativ vergewaltigt werden kann. Es ist also immer eine Sache der Betrachtung, lieber Pierre. Und ein Kind, das vehement mit den Fäusten auf den Boden trommelt ist ebenso ein tragischer Anblick wie ein Jagdhund in der stickigen Großstadt. Auch dieser braucht eine konsequente, liebevolle Erziehung, gerade u m seine Freiheit ausschöpfen zu können! Wenn er folgt, hat er mehr Freiheiten als ein Hund an der Leine, mit dem man sich schämen muss, irgendwo aufzutauchen. Ich resümiere, lieber Pierre: Je klarer und besser die Grundlagen, umso mehr besteht die Möglichkeit später im Leben so viel Freiraum wir möglich zu genießen und sich die Basis für ein höchstmöglich freies Leben zu schaffen. Ich empfinde das nicht als Geißelung oder Reglementierung sondern als Sprungbrett für MEHR.
Wenn ich in meinem Leben zurück schaue, stelle ich eines fest: Meine persönliche Freiheit, die ich auch exzessiver lebe als viele andere, war teuer, wenn man an die Kohle denkt. Aber um nichts in der Welt hätte ich es je anders gemacht, denn heute kann ich so viele Dinge tun, die mir verwehrt geblieben wären, hätte ich mich angepasst und meine Klappe gehalten, wo es vielleicht für das Geschäft oder die Finanzen angebracht gewesen wäre. Aber ist es das, was ich wollte? Sicher nicht und sollte ich einen kläffenden Hund an der Leine zerren sehen oder ein kreischendes Kind im Supermarkt, stelle ich mich schon hin und frage „Sagen sie mal, haben sie keine Ahnung von Hundeerziehung oder Kindern? Sie tun dem Hund/ Kind keinen Gefallen, wenn sie ihn nicht gesellschaftsfähig machen.“ Tut mir leid, dass ich heute so klar und vielleicht hart bin, aber das Geplapper, dass wir so verdammt unfrei sind, geht mir ein wenig auf die Nerven. Freiheit ist immer das, was man selbst aus seinem Leben macht und wir können sehr, sehr froh sein, hier im Westen zu leben, in dem es uns mehr als gut geht. Manchmal habe ich den Eindruck, uns geht es zu gut! Vergleichen wir das mit den Ländern, aus denen die armen Menschen flüchtig sind und hier in die Hölle kommen, dann erübrigt sich jede philosophische Betrachtung. Peng! 😉

Alles Liebe und eine wirklich herzliche Umarmung,
Petra

 

© Petra M. Jansen

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