Lieber Pierre,

wir dürfen niemals schweigen, wenn Menschen Unrecht geschieht und sie in ihrer Freiheit oder Menschenwürde angegriffen werden, niemals. Dieses Gedenken an die Pogromnacht ist Mahnmal, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich und erinnert daran, wie brutale Gräueltaten als Resultat von Hass und einer selbsternannten Herrenrasse ausgeübt wurden. Und wenn wir nicht aufpassen oder einfach schweigen, sind wir bald wieder mittendrin in einer europaweit schwappenden Hass-Bewegung, in der erneut Intoleranz und Menschenunwürdigkeit Stimme bekommen. So lange wir Rechtspopulisten als selbstverständlich hinnehmen und sie nicht mit sofortigen Maßnahmen bekämpfen, rollen wir erneut die verdorbene Geschichte auf und haben nichts davon gelernt. Hass, Frustration, krankhaftes Ego, ungebildete und perspektivenlose Menschen streuen vergiftetes „Material“ auch in unsere gegenwärtige Gesellschaft, daran besteht kein Zweifel, wenn wir um uns schauen. Stopp! Mit sofortiger Wirkung müssen rechtspopulistische Parteien und Strömungen im Keim erstickt werden und ich weiß nicht, mit welcher Rechtfertigung sich heute aktive Politiker hinstellen und menschenunwürdige Thesen von sich geben, die offenbar geduldet werden (fatal!). Darf das wahr sein, dass unsere demokratische, freiheitliche Gesellschaftsordnung derart bloßgestellt und angegriffen werden kann und niemand einen Riegel vorschiebt? Die Achtung und Würde eines jeden einzelnen Menschen ist verdammt nochmal zu respektieren und die Zivilgesellschaft ist aufgefordert, den Mund aufzumachen und für ein weltoffenes Land  zu werben – das wird allerhöchste Zeit. Toleranz hat Grenzen, ja… und sollte jemand sich wider unsere Gesetze verhalten, ist eine Strafe absolut angemessen. Nicht jedoch eine Vor-Verurteilung, eine Diskriminierung, eine Pauschalierung von Gruppen und die bewusste Abwertung von Menschen.

Die Erinnerungen an solche grausigen Ereignisse der Vergangenheit dürfen nicht verstummen und sind Zeichen einer Wertschätzung des Menschen. Nationalsozialismus, Nazidiktatur, Fremdenhass duldet keinerlei Toleranz, niemals! Da bin ich tatsächlich sehr intolerant und das sehr, sehr gerne.

 

Eine herzliche Umarmung nach Frankreich,

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

ja, Julius Streicher, der infame Herausgeber des „Stürmers“ würde sich über die Haltung einiger Franzosen freuen. Zum Beispiel haben sich einige Bürgermeister einen guten Witz einfallen lassen: In den Schulkantinen ihrer Städte wird nur noch ein Menü serviert und dies mit Schweinefleisch. Sowohl islamische als auch jüdische Kinder gehen somit leer aus, wenn sie die Gesetze ihrer Religion folgen. Lustig, nicht wahr? Schweine gehören zu unserer christlichen Zivilisation, basta! Nichts gegen einen Braten, aber nicht unter solchen Bedingungen. In diesen Gemeinden gibt es kaum einen Widerstand seitens der Bürgerschaft, denn es ist für sie eine Waffe, mit der sie die Ungläubigen bekämpfen wollen. Hatte Charles Martel, 732 in Poitiers, nicht dem Islam Paroli geboten? Das Christentum wurde auch – dank der Wiener – vor den Toren der Hauptstadt im Jahre 1683 gerettet. Das wird in den Geschichtsbüchern nicht berichtet und als die Osmanen Wien zwischen dem 14. Juli und dem 12. September belagerten, wurde Schweinefleisch vom Gemäuer herunter geschmissen. Das war effektiver als flüssiges Blei. Allah ordnete den sofortigen Rückzug an, aus Angst, dass die Soldaten es lecker finden könnten. Ich kann weiterhin solch einen Quatsch verzapfen, aber so entfernt von der heutigen Realität ist er nicht, denn wir haben den Beweis dafür!

Auch der Bürgermeister von Roanne, einer Stadt nördlich von Lyon, hat von sich hören lassen. Er wird nur christliche Flüchtlinge aus Syrien empfangen, aus Angst, dass sie muslimische Terroristen seien. Da liegt er nicht weit von der faschistischen Haltung eines Viktor Orbán entfernt, der die Migranten schlecht behandelte, um das Abendland zu retten. Das angeblich im Namen des Evangeliums! Ein anderer Grund, sich kaputt zu lachen: Marine Le Pen will, sollte sie die Macht übernehmen, die illegalen Flüchtlinge ohne medizinische Versorgung krepieren lassen. Wenn das nicht patriotisch ist, gebe ich mir die Kugel. Alles Grund für mich, zu jubeln! Ich bin zufrieden, dass der Humor wieder entsteht, endlich… und, wenn er sich gegen die Schwächeren richtet, ist er noch komischer! Wie zum Beispiel die Zeichnung des ewigen Juden im „Stürmer“. Petra, wenn das nicht so tragisch wäre, könnte man es ignorieren, aber das ist heute nicht mehr möglich. Jede Äußerungen dieser Art muss gekontert werden und das in aller Entschiedenheit. Ich meine es bitter ernst.

Und im gleichen Moment passiert in Deutschland ein Wunder. Während überall die Asylantenheime von Hohlköpfen in Brand gesetzt werden, stemmt sich eine große Mehrheit von Bürgern gegen diese unwürdigen und mörderischen Anschläge. Die Migranten werden im Hauptbahnhof von München gefeiert, anstatt angepöbelt zu werden, Hilfe von überall her wird angeboten, die Würde gebeutelte Menschen wieder hergestellt – ein Kontrastprogramm der dritten Art. Liebe Petra, ich bin schon über diesen Verlauf sehr angetan, der viel Achtung in der französischen Presse fand. Nur Marine Le Pen fand diese Haltung vom Business geprägt. „Deutschland braucht sie, um seine Wirtschaft gegen uns aufrecht zu halten!“ Der Grund: Es wird zu wenig gevögelt und wenn ja, nur mit Gummi, Ersatz muss her. Als ob dieser Empfang der Flüchtlinge als Komplott gegen Frankreich ausgerichtet sei. Grund für sie, wie Orbán und Netanjahu, die Grenzen dicht zu machen, die EU zu killen und dann ab in den Walser mit Putin an ihrer Seite. Wieder ein Grund zu jubeln?

Ich kann nur hoffen, dass die Solidarität, die wir jetzt in Deutschland erfahren, langfristig anhalten wird, dass die Stimmung nicht umkippen wird. Ich muss zugeben, dass mir alles ein wenig unheimlich vorkommt. Ein Wechselbad zwischen Hass und Liebe. Natürlich hoffe ich, dass dieser Elan sich auf ganz Europa auswirken wird, aber ich mache mir keine Illusionen, wenn ich Ungarn, Polen oder andere Länder beobachte. Ein Funke kann den ganzen Kontinent in Schutt und Asche verwandeln. Erleben wir nicht eine gleiche Stimmung wie im Dreißigjährigen Krieg, bei der die Verbrennung von Hexen Volksjubel erzeugte? Wo jede Art von Grausamkeit als Belustigung betrachtet wurde? Tanzen wir nicht auf den Vulkan? Ich könnte leicht auf solch eine Party verzichten.

In diesem Sinne,
ich umarme dich, solange ich es noch kann,
alles Liebe
Pierre

//pm

Mein lieber Pierre,

Dein Unmut und Deine Sorge in großem Respekt, ich teile das unbedingt. Ein Mann, der wegen Drogendelikten und zahlreichen kriminellen Handlungen bereits vorbestraft ist, als Redner an der Spitze solch eines Sauhaufens? Warum handeln die vielen Menschen nicht, wenn sie auf Facebook Begriffe wie „Dreckspack“ oder „Viehzeugs“ lesen? Warum reagiert Facebook nicht, wo sie doch sonst alles durchfilzen? Vogel Strauß oder Ignoranz eines ganz großen Problems?

Pierre, ich wage die Behauptung, dass der Osten unserer Republik ein riesiges Problem hat. Natürlich dadurch auch Gesamtdeutschland, aber es spielt sich in Dresden und Leipzig ab – also die ehemalige DDR. Mögen sie mich nun enthaupten, aber der Osten ist kein echter Gewinn, wenn dort nicht bald Ordnung geschaffen wird. Ob es nun Pegida in Dresden, mit einem rechtsextremistischen „Führer“ heißt oder „Legida“, der Ableger dieser fatalen Bewegung aus Leipzig, es spielt keine Rolle, denn es zeigt, dass Deutschland (und speziell der Osten der Republik) kein! demokratisches Land ist. Demokratie beinhaltet Toleranz, Respekt, Akzeptanz und davon kann bei diesen schrecklichen Dingen keine Rede sein. Ich verurteile das alles zutiefst und es tut mir Leid für jeden Menschen dort draußen, der je diskriminiert, verfolgt oder angegriffen wurde.

Lieber Pierre, ich würde diesen Hanswurst von Lutz Bachmann sofort des Landes verweisen, ohne Hab und Gut…direkt mitten rein in die Steppe von Afrika, damit das „Viehzeugs“ ihn genüsslich zerfleddern könnten. Aber würden die vielleicht eine Magenverstimmung bekommen? Doch, schlechte Kost verdirbt den Magen und das wollen wir nun doch nicht. Der unfähige, kleinkariert denkende, selbsternannte Pegida-Sprecher trat zurück. Das heißt nicht, dass er seine Schandtaten weiter verbreiten und Anhänger finden wird.

Mir fehlen die Worte, mir fehlen einfach die Worte und ich schäme mich für mein Land.  Integration ist wichtig und möglich – hier ebenso wie in anderen Ländern. Wer jetzt noch bei den Aufmärschen mitläuft, macht sich mitschuldig und kann sich nicht rausreden, er habe nichts gewusst.

Die „neuen Bundesländer“ müssen dringend aufräumen, sie sind ein brodelndes Fass. Ich werde sie nicht betreten oder bereisen, so lange dort braune Gewalt, Rechtsextremismus und fremdenfeindliche Übergriffe an der Tagesordnung sind! Egal, wie schön und egal, ob es nun Deutschland ist oder nicht. Ein vereintes Deutschland sieht für mich anders aus und die Bürger des Ostens haben die verdammte Pflicht, dort für Ruhe zu sorgen, die Aufrührer zu verurteilen, die Aufmärsche zu vereiteln und die friedlichen Bürger, die sich davon distanzieren, müssen ihre Stimme erheben, stärker werden und der fatalen, extremistischen Gesinnung umgehend etwas entgegensetzen! Unsere Politiker sind gefordert, aufzuwachen und die Integration ausländischer Staatsbürger zu erleichtern und zu fördern. Für ein vereintes Europa und vor allem für eine vereinte Welt!

 

© Petra M. Jansen

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