Liebe Petra,

zwischen den Einnahmen von Opiaten, hier ein paar Gedanken über unsere herrliche Gesellschaft. Zuerst ein Aufsatz über die Freiheit:

Nein, die absolute Freiheit gibt es nicht! Schon die Tatsache, dass wir essen oder ein Dach über dem Kopf haben müssen – um nicht zu frieren –  ist eine totale Eingrenzung und dazu kommen die Regeln, die sich Menschen einfallen lassen, um letztendlich Macht ausüben zu können. Es geht bei weitem nicht um Rücksicht und um Respekt. Willkür wird in Gesetze eingepackt, mit dem Ziel sie zu legalisieren und das ist nicht nur der Fall in Diktaturen. Wir werden ständig davon eingeholt. Ich habe die freie Schule in die mein Enkel eingeschult wurde, einst in meinem Tagebuch geschildert. Dort wird versucht, das Modell einer Kinderrepublik in Gang zu setzen und das, was dort entsteht, ist vom Verdacht des Elitären nicht ganz zu trennen, auch wenn es die Absicht ist, „mehr Demokratie“ hochleben zu lassen. Die Kids sind von ihren eigenen Initiativen abhängig. Was sie beschließen muss nicht unbedingt als human betrachtet werden. Hier zeigt sich, dass die Toleranz nicht unbedingt eng mit der Entscheidungsfreiheit verbunden ist. Die Herrscher missbrauchen die Demokratie, um legal vorgehen zu können und hier ist eine große Gefahr zu sehen. Hitler wurde demokratisch gewählt, trotz willkürlicher Absichten, die Weimarer Republik abzuschaffen. Ich würde mir wünschen, dass die Kinder sehr wohl auf die Gefahren aufmerksam gemacht werden, die unter dem Deckmantel der Demokratie entstehen können – vor allem, wenn es um den Glauben geht. Er ist total antidemokratisch, da er nicht angezweifelt werden darf. Vom Dogma her kann keine Diskussion entstehen, die letztendlich zu Änderungen führen könnte. Egal ob Synagogen, Kirchen oder Moscheen, diese angebliche Stätten der Nächstenliebe, sind vor allem vom Absolutismus geprägt. Die Schriften sind Gesetz, die nicht in Frage gestellt werden dürfen. Es würde mich interessieren, ob die freie Schule solche Gedanken zulässt? Mit den Religionen, wie es die Geschichte gezeigt hat, geht es um die schiere Macht. Das Wort Gottes wird in diesem Sinn manipuliert, was viele Menschen zur Gewalt führt. Ich – als gläubiger Mensch – mache es mir damit äußerst schwer, erlebe mit viel Widerwillen diese Widersprüche und weiß nicht so genau, wie der Mensch sich aus diesem Dilemma befreien kann. Was mich dabei stutzig macht, ist die Behauptung, dass der Glaube nichts mit Demokratie zu tun hat, da es nur einen Gott gibt und dass er nicht ersetzbar ist. Ende der Durchsage! Und wenn schon über die Freiheit diskutiert wird, dann kann die Diktatur nicht fehlen.

Für Menschen, die nicht denken wollen, ist die Diktatur ein ideales System, denn sie braucht sich nicht in braune Tücher einzuhüllen, um effektiv zu sein. Heute erlebt man mehr denn je, dass auch der Wohlstand willkürlich sein kann. Er ist lähmend, kaum greifbar. Kurzum, wir werden geschmiert. Dieser korrupte Zustand hat die Aufgabe, unser Gehirn abzuschalten. Wir erleben heute ein Aufflammen des totalitären Gedankenguts und sind dagegen sehr schlecht geschützt. Aus reiner Bequemlichkeit droht uns der Raub der Freiheit. Ich empfinde diese Situation als schwer erträglich und habe den Eindruck, dass wir ständig bedroht sind, ohne eine klare Antwort darauf geben zu können. Willkür im weißen Kragen ist mehr als unangebracht. Was sich hinter dem Deckmantel der Korrektheit verbirgt ist kaum greifbar – umso mehr, da die Mittel des Schöngeistigen dort im Einsatz sind. Es erweist sich als brandgefährlich, wenn die Kultur und die Kunst den Geist manipulieren. Das Wort Diktatur nimmt man nicht gerne in den Mund, deswegen kann man nur gegen die bürgerliche Färbung der Willkür warnen. Es wäre im Sinne der Aufklärung, darauf aufmerksam zu machen. In Russland wird diese Methode angewandt. Jemand, der sich für die Kunst interessiert, kann keine böse Gedanken haben, scheint man zu glauben. Dass Vladimir Putin sich für die Kunst einsetzt ist kein Geheimnis und doch hat er einen hegemonialen Habitus. Der Beweis, dass man mit den Klischees schlecht bestellt ist. Die rechtsextremistischen Parteien pflegen immer mehr ihr äußeres Bild, wie der Fall Alexander Gauland von der AfD zeigt. Er ist kultiviert, war in linken Kreisen ein geschätzter Gesprächspartner, der trotz seiner rechten Gesinnung, sehr zivilisiert argumentieren konnte. Nicht der Plauderer, der rassistische Worte von sich gibt, wie es heute der Fall ist. Ja, zugegeben, ich habe in der letzten Zeit immer wieder darauf hingewiesen, aber ich habe den fahlen Eindruck, dass sich die meisten Menschen, über solche Tarnungen nicht bewusst sind. Heute hat man mehr die Tendenz auf die Verpackung als auf den Inhalt zu achten. Nur, weil Herr Gauland englische Autos bevorzugt, heißt das nicht, dass er ein Gentleman ist. Es liegt mir am Herzen, dies klarzustellen, auch wenn ihr mich als Nervensäge betrachten könntet. Aber, das werdet ihr noch verkraften können. Es wäre an der Zeit zu handeln.

 

Alles liebe aus München. Ich umarme dich.

Pierre

//pm

 

 

Vom amerikanischen Bürgerkrieg abgesehen, werden in den USA über kein Thema so viele Bücher und Artikel veröffentlicht wie über Kennedy, der allein mit dem Satz „Fragt nicht, was Euer Land für euch tun kann, sondern fragt, was Ihr für euer Land tun könnt“ zum Helden der 1960er geworden war. Ohne ihn, so geht das Märchen weiter, wäre der Vietnamkrieg nicht eskaliert, hätten nicht Zehntausende junge Männer das Leben lassen müssen, wäre eine echte Sozialrevolution und die Gleichberechtigung für die Schwarzen gekommen. Um kaum ein Thema ranken sich mehr Verschwörungstheorien als um das Attentat auf John F. Kennedy. Das liegt vor allem daran, dass zigtausende Akten seit Jahrzehnten unter Verschluss gehalten werden.

Das könnte sich bald ändern: US-Präsident Trump hat nun angekündigt, die Geheimhaltungsfrist für rund 3.000 unter Verschluss gehaltene Dokumente nicht verlängern zu wollen. „Vorbehaltlich des Erhalts weiterer Informationen werde ich als Präsident erlauben, die lange Zeit verschlossenen und als geheim eingestuften JFK-Akten freizugeben“, schrieb der POTUS auf Twitter.

Für Historiker wären die Akten enorm wertvoll, denn sie umfassen tausende Regierungsdokumente zum Attentat auf John F. Kennedy in Dallas vor knapp 54 Jahren. Viele Dokumente wurden bislang nur mit Schwärzungen herausgegeben.

Das befeuerte wiederum Verschwörungstheoretiker, die nicht glauben, dass Lee Harvey Oswald den Präsidenten allein erschossen haben soll. Stattdessen sollen die Sowjets, Kuba, das Militär oder gar die CIA dahinterstecken. Trump selbst brachte im Präsidentschafts-Wahlkampf sogar den Vater seines republikanischen Rivalen Ted Cruz mit dem Kennedy-Mord in Verbindung.

Überraschend kommt die Freigabe durch Donald Trump allerdings nicht: Nachdem der Regisseur Oliver Stone im Jahr 1991 seinen Film „JFK“ veröffentlichte, flammte die Diskussion um die Hintergründe des Attentats wieder auf. Kurz darauf verfügte ein Gericht, dass Millionen Dokumente freigegeben werden mussten. Einige fielen unter eine 25-jährige Geheimhaltungsfrist, diese läuft zum 26. Oktober diesen Jahres aus.

Ein Onlineportal berichtet, dass der Geheimdienst CIA die Dokumente weiter unter Verschluss halten möchte, um noch lebende Mitarbeiter oder Informanten nicht zu gefährden (Politico).

Experten erwarten, dass die Dokumente keine großen Überraschungen enthalten. Womöglich werden aber einige noch offene Fragen geklärt, etwa warum die CIA Oswald im Vorfeld überwachte und ob es Vertuschungsversuche gab.

Niemand hat die amerikanische Legende um John F. Kennedy schöner erzählt als Oliver Stone 1991 in „JFK – Tatort Dallas“. Der Film ist ein verschwörungstheoretisches Machwerk, zeigt ein Intrigennetz finsterer Mächte von der Rüstungsindustrie bis Moskau, und Kennedy ist der strahlende Held, mit dem alles Unheil, das nach ihm kam, ausgeblieben wäre. Sachlichkeit und nackte Fakten – soweit bekannt – sind nicht der Stoff, aus dem Filme gemacht werden.

Ein Jahr lang hatte sich die von Kennedys Nachfolger eingesetzte Warren-Kommission, der unter anderem der spätere Präsident Gerald Ford angehörte, um die Aufklärung des Mordes bemüht. Wer ist es gwesen? Einer musste es sein: Oswald, wenn auch keineswegs alles aufgeklärt wurde. In den letzten fünfzig Jahren sind kaum neue Erkenntnisse gewonnen worden. Gegen jede Wahrscheinlichkeit ist Oswald diese Tat gelungen, von der vor Kurzem auch der Attentäter von Las Vegas geträumt zu haben scheint.

Bislang wurde ein Teil der Kennedy-Dokumente im Nationalarchiv der Vereinigten Staaten (National Archives and Records Administration) streng unter Verschluss gehalten. Wie auf der Archiv-Seite bekannt gegeben wird, wurden seit Ende der 1990er Jahre bereits 88 Prozent der Akten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die nun veröffentlichten restlichen Dokumente umfassen 3.810 Schriftstücke. 441 davon wurden bislang noch nie veröffentlicht, 3.369 bisher nur teilweise.

Wer will schon die Wahrheit wissen? Wer will hören, dass Kennedy keineswegs der Sieger in der Kubakrise war, sondern dass die sowjetischen Raketen nur um den Preis abgezogen wurden, dass die amerikanischen aus der Türkei verschwanden? Dass der Mann, der 1962 vor dem Schöneberger Rathaus mit dem Satz „Ich bin ain Bärlina“ die Herzen der Deutschen gewann, im Jahr zuvor stillschweigend dem Bau der Mauer zugestimmt hatte?

Vielleicht kommt mehr Licht ins Dunkel der Angelegenheit. Eventuell stirbt ein Märchen, finden Verschwörungstheorien ihr Ende.

Trotz allem bleibt eine Tatsache: Ein Mann wurde an diesem 22. November 1963 erschossen. Und das war Mord!

schossen. Und das war Mord!

Es war niemand wirklich überrascht: Seit Tagen steht fest, dass die Zentralregierung in Madrid bei ihrer Kabinettssitzung die Absetzung der Regionalregierung in Barcelona beschließen würde. Die meisten Besucher der Bars in Katalonien, die das Wochenende bei Kaffee und einer Plauderei mit Gleichgesinnten begannen, schienen es gleichgültig hinzunehmen, es gab keine Proteste.

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist ein wichtiges Prinzip im Völkerrecht, aber ebenso der Schutz der territorialen Integrität eines Staates. Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung nimmt vor allem das erste für sich in Anspruch, die spanische Zentralregierung dagegen das zweite. Ein Recht auf Sezession gibt es nach dem Völkerrecht nicht, es sei denn, beide Seiten einigen sich darauf, was in Katalonien nicht der Fall ist.

Nicht immer ist die Bildung neuer Staaten ein Problem. Als sich Tschechen und Slowaken 1992 trennten, geschah das in gegenseitigem Einverständnis. Als sich die Völker Afrikas in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts für unabhängig erklärten, leisteten die Kolonialmächte zwar zum Teil Widerstand, doch das Selbstbestimmungsrecht der Völker war bei den Vereinten Nationen leitendes Prinzip.

Das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes setzt voraus, dass es ein Volk gibt, das sich auf dieses Selbstbestimmungsrecht berufen kann. Ein Bevölkerungsteil innerhalb eines Nationalstaates, auch wenn er eine gewisse eigene Identität hat, ist kein Volk im Sinne des Völkerrechts, das sich auf das Selbstbestimmungsrecht berufen kann (Stefan Talmon, ordentlicher Professor für Völkerrecht in Bonn).

Das Kosovo hat sich 2008 von Serbien für unabhängig erklärt, der völkerrechtliche Status ist nach wie vor ungeklärt. Serbien betrachtet das Kosovo nach wie vor als Teil seines Staatsgebiets. Der Internationale Gerichtshof kam 2010 zwar zu dem Ergebnis, die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo verstoße nicht gegen das Völkerrecht, der Gerichtshof legte sich aber in der Statusfrage nicht fest und bestätigte die UN-Resolution 1244, die die Souveränität und territoriale Integrität der Bundesrepublik Jugoslawien, deren Rechtsnachfolger Serbien ist, garantiert.

Andererseits wurden inzwischen Fakten geschaffen: Mehr als die Hälfte der fast 200 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben das Kosovo inzwischen als eigenständigen Staat anerkannt. Spanien ist allerdings bis heute nicht darunter, eben weil die Madrider Regierung einen Präzedenzfall für Katalonien und möglicherweise andere nach Unabhängigkeit strebende Gebiete befürchtet.

Ein anderer Fall ist Schottland. Die britische Regierung war rechtlich nicht zu einem Referendum über eine schottische Unabhängigkeit gezwungen. Dennoch ließ sie 2014 eine Volksabstimmung in Schottland zu, um die Frage politisch zu klären. Eine Mehrheit von rund 55 zu 45 Prozent votierte dazumal für den Verbleib im Vereinigten Königreich.

Zurück zu Katalonien: Von einer Unterdrückung der Katalanen und deren Kultur kann heute – anders als zu General Francos Zeiten – keine Rede mehr sein. Katalonien genießt weitgehende Autonomie. Weder im spanischen Verfassungsrecht, noch im Völkerrecht gibt es einen Rechtsanspruch auf Unabhängigkeit. Die katalanischen Separatisten können verfassungsrechtlich nicht einen eigenen Staat aus ihrer Region machen. Es widerspricht dem Völkerrecht, da sie Autonomierechte genießen. Käme Katalonien mit einer Abspaltung durch, wären die Folgen fatal: Stellte man Verträge, die Staaten geschlossen haben, zur Disposition, erzeugt dies neue Konflikte, wir riskieren möglicherweise wieder Krieg in Europa.

Nicht nur das Völkerrecht, auch europäisches Recht schützt eher den Status quo. In Artikel 4 des Vertrags über die Europäische Union steht, dass die Staaten „ihre jeweilige nationale Identität, die in ihren grundlegenden politischen und verfassungsmäßigen Strukturen einschließlich der regionalen und lokalen Selbstverwaltung zum Ausdruck kommt“, achten – sowie ihre territoriale Unversehrtheit. Will sagen: Abspaltungen sind unerwünscht! Völkerrecht wird von bestehenden Staaten gemacht. Deshalb ist es im Bereich der staatlichen Integrität resistent gegen Veränderungen (Stefan Talmon).

Auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sagte bereits, Katalonien könne nicht am Tag nach der Abstimmung Mitglied der Europäischen Union werden. Es müsse sich neu um die Mitgliedschaft bewerben, um den Euro und den Zugang zum europäischen Binnenmarkt, die es bei einem Austritt aus dem spanischen Gesamtstaat verlieren würde.

Die katalanischen Separatisten haben schlechte Karten. Die Selbstverwaltung der Region werde nicht außer Kraft gesetzt, so der spanische Ministerpräsident. Es gehe nicht gegen die Autonomie der Katalanen, sondern man wolle, dass das Interesse aller Katalanen gewahrt werde.

Zuhause

Sicherheit riecht gewohnt. Türe zu und es ist deins. Einbruch zwecklos, hier ist nichts zu holen. Denkst du. Was kann passieren, wenn du nichts hast außer deinem Leib mit Seele? Es ist dein Ort der Ruhe, des Denkens, des Liebens, des Lebens. Komm rein. Schau dich um in meinem Heim, es fühlt sich glücklich an. Tränen, Trauer, Wut. Freude, Liebe, Lust. Hier ist alles drin vertreten. Das geheime Heim, das gemeine Heim. Es lässt dich glauben, dass die Welt in Ordnung ist. Zünde eine Kerze an – für den Frieden. Nichts wichtiger als das und nichts übler, als wenn Heimatlose kein Heim mehr haben. Heimat, was ist Heimat? Der Ort, an dem du geboren bist? Der Ort, an dem du Arbeit hast? Der Ort, an dem du Freunde findest? Ist es der Ort, der dich willkommen heißt? Zuhause. Einen Tee trinken, bei einem spannenden Film die Bettdeckenecke nass saugen, beim Norovirus stundenlang auf dem Klo verbringen, Geplauder am Telefon, gebratenes Fleisch am Wochenende auf dem Herd. Ist zu Hause dein Zuhause, wenn du ungeliebt bist? Stets die Angst im Nacken, morgen dein Bündel packen zu müssen, weil sie dir an den Kragen wollen? Was gibt Sicherheit für deine Seele, wo du die Tür hinter dir schließt, um aufzutanken? Kraft schöpfen. Frieden leben.

Hat der Menschenhass dich schon gestreift? Der Hass derer, die es nicht zulassen wollen, dass du genau die gleiche Sicherheit verdienst? Parolen, die dir entgegenschleudern „Du gehörst hier nicht hin! Hau ab, ganz weit weg von uns!“ Sagen die, die ein heimeliges Heim besitzen, wo der Ofen wärmt und das Licht abends brennt. Herrgott… dem glaubst du nicht. Dein Gott schützt dich nicht und gibt dir keine Sinnesänderung in die Hand. „Wir wollen unser Land zurück, wir werden sie jagen“, so unlängst Einer, der öffentlich geduldet in der Politik mitmischt. Was für ein Ungleichgewicht, was für eine Scham.

„Was ist da bloß los? Was haben wir denn falsch gemacht?!“ Sie sitzen in ihrer warmen Hütte und sehen nichts. Rein gar nichts. Du willst Frieden, du willst einfach leben, lachen, lieben und dir ist es versagt. Das Zelt, das schäbige Wort „Auffanglager“ sind dein Ort und dein Zuhause. Kannst du dir einen Hund erlauben? Nur einen kleinen Hund oder ein kleines Tröste-Tier? Nein, mein Freund. Du bist nicht aus unserem Land, für dich gibt es kein Zuhause. Du hast n u r die Arschlochkarte – während sie im Warmen sitzen und in die Küche gehen, um sich einen Snack zu holen. Dreh es rum, ich dreh es um! Du willst doch dein Zuhause. Einen Ort der Kraft. Einen Ort ohne Angst. Einen Ort der Liebe. Einen Ort des Friedens. In deinem kurzen Leben. Es steht dir zu, es ist dein Recht. Du sollst ein Heim als dein Zuhause leben. Einbruch zwecklos, wenn der Bruch der Menschenrechte dir bereits sicher ist? Sicher doch. Du hast nichts, bei dir ist nichts zu holen. Eine gedemütigte Seele kann man nicht verticken.

 

© Petra M. Jansen

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Das Ansehen der Türkei in Washington ist auf einen historischen Tiefpunkt gesunken. Nicht einmal die Weigerung des Parlaments 2003, dem US-Militär türkische Stützpunkte für den Krieg gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein einzuräumen, hat das Verhältnis so zerrüttet wie die Inhaftierung türkischer Mitarbeiter der amerikanischen Konsulate, die am Ende einer langen Reihe gegenseitiger Verletzungen steht. In einem beispiellosen Akt stoppten die USA vor Tagen die Ausstellung von Reisevisa für Türken auf unbestimmte Zeit, die Türkei reagierte sofort mit der gleichen Maßnahme.

Topuz war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Seit mehr als einem Jahr sitzt der amerikanische evangelikale Pastor Andrew Brunson ebenfalls wegen Gülen-Kontakten und angeblicher Spionage in Untersuchungshaft. Bereits im März diesen Jahres war ein türkischer Mitarbeiter des US-Konsulats in Adana unter Terrorvorwürfen verhaftet worden. Und trotz der massiven Reaktion der US-Regierung auf den Fall Topuz lenkte die islamisch-konservative AKP-Regierung bisher nicht ein. Letzten Dienstag erließ ein Gericht in Istanbul Haftbefehl gegen einen weiteren US-Konsulatsmitarbeiter wegen Gülen-Verdachts.

Jetzt wurde noch die Türkei-Reporterin des Wall Street Journals, Ayla Albayrak, wegen einer journalistisch korrekten Reportage von 2015 über den Kurdenkonflikt in der Türkei zu zwei Jahren Haft wegen „Terrorunterstützung“ verurteilt. Die überwiegend regierungsnahen Medien überbieten sich derweil in antiamerikanischer Hetze und beschuldigen die USA, hinter dem Putschversuch zu stecken. Sie können sich dabei laut Umfragen auf eine Mehrheit von 80 Prozent in der Bevölkerung stützen.

Unterdessen sind sich die verbliebenen türkischen Oppositionszeitungen mit westlichen Analysten einig, dass es Ankara darum geht, Druck auf Washington auszuüben. Im Fall des Pastors Brunson hat Erdogan tatsächlich einen Tauschhandel gegen den Sektenführer Gülen, den die USA bisher wegen unzureichender Beweise nicht ausliefern, angeboten. Außerdem verübelt Ankara den USA deren Unterstützung und Bewaffnung der kurdischen YPG-Miliz in Syrien.

Hinzu kommt die aus westlicher Sicht bedenkliche Annäherung der Türkei an Russland. Ankara hat kürzlich das russische Raketenabwehrsystem S-400 bestellt. Mit der Visasperre packt Washington die verbündete Türkei nun de facto in die Kiste der „Schurkenstaaten“ Nordkorea, Iran oder Somalia – ein historisch einmaliger Vorgang.

Vorbei sind die Zeiten, als US-Präsident Donald Trump nach einem Treffen mit Erdogan erklärte, die Beziehungen der beiden Länder seien „so eng wie nie zuvor“. Doch selbst die Erdogan-treue türkische Tageszeitung „Sabah“ kommentierte, dass die Spannungen schwer und „strukturell“ seien. Tatsächlich sind die wirtschaftlichen Folgen der Visa-Krise verheerend. Der Leitindex der Istanbuler Börse sackte teilweise um 4,7 Prozent ab, die Türkische Lira verlor zwischenzeitlich 6,6 Prozent ihres Werts gegenüber dem Dollar.

Trotzdem mäßigte sich Präsident Erdogan bisher nicht in seinem antiamerikanischen Ton, auch wenn er versucht, die Schuld an der Krise allein dem US-Botschafter in Ankara, John Bass, zuzuschieben. „Wir betrachten ihn nicht als Botschafter der Vereinigten Staaten“, sagte er und warf der US-Regierung vor, die strategische Partnerschaft mit der Türkei für einen sogenannten „frechen Botschafter“ zu opfern. Er behauptete, dass US-Präsident Trump von „faulen Eiern“ im Außenministerium – antitürkischen Mitarbeitern der früheren Obama-Regierung – hintergangen werde. Eine Sprecherin des amerikanischen Außenministeriums stellte dagegen umgehend klar, dass der Botschafter die volle Rückendeckung der US-Regierung besitze.

Nicht nur nationalistische türkische Zeitungen glauben, dass Erdogan die Spannungen absichtlich verschärft, weil er getrieben ist von der Angst, dass im demnächst startenden New Yorker Prozess gegen den türkisch-iranischen Goldhändler und Iran-Embargo-Verletzer Reza Zarrab brisante Enthüllungen zu einem internationalen Haftbefehl gegen ihn und seine Familie führen könnten. Sein könnte auch, dass er deshalb nun versucht, durch Geiselnahmen dessen Freilassung zu erwirken, nachdem bisherige Versuche, in der Sache auf Trump einzuwirken, gescheitert sind.

Zwar sind sich die meisten Beobachter einig, dass beide Seiten jetzt versuchen werden, die Krise einzudämmen. Anfang der Woche ließ ein Istanbuler Gericht die kürzlich festgenommene Frau und Tochter des gesuchten türkischen US-Konsulatsmitarbeiters aus dem Polizeigewahrsam frei; die USA lockerten den Visabann für medizinische und humanitäre Notfälle.

Aber es werden Verletzungen bleiben.

Die Beziehungen der beiden Länder sind vermutlich nicht mehr reparabel, man hat sich „auseinandergelebt; da sind sich die Experten einig.

Die Türkei sollte sich auf harte Zeiten einrichten. Sie wird die Westanbindung dauerhaft brauchen.

Etwas fürs Feuilleton. Reflektieren wir uns doch einmal selbst! Wo sind wir geboren? Wohin hat es uns verschlagen? Wir passen uns an, das liegt in unserer Natur.

Während es in der Großstadt häufig um Selbstdarstellung und Coolness-Faktor geht, kann man auf dem Dorf – oder besser gesagt in seinem Dorf – niemandem etwas vormachen. Man ist derjenige, der man schon immer war, egal, ob man jetzt in der fancy Großstadt oder noch daheim wohnt. Allerdings kann man daheim auch seine peinlichen Seiten ausleben, während Du in der Großstadt sehr oft auf Deine Attitude oder Deinen Instagram-Account achtest – und Dich so verhältst, dass Du sympathisch daherkommst. Auch wenn man in der anonymen Großstadt manchmal versucht, den kunstbewussten, Trenchcoat tragenden Intellektuellen zu spielen, braucht man das in seinem Dorf nicht mal annähernd zu versuchen. Den Kumpels von früher sind die Insta-Follower egal. Man kommt nach Hause und ist sofort wieder der Alte – obwohl man in der Zwischenzeit viele neue Leute kennengelernt und Erfahrungen unterschiedlichster Art gemacht hat. Dieser Cut wird besonders deutlich, wenn man die Heimreise antritt. Wenn man den Zug dorthin nimmt, vom Schnellzug in die Bimmelbahn umsteigt und von ganz vielen Lichtern irgendwann nur noch durch die schwarze Nacht fährt, dann wird es dörflich, man ist fast angekommen.

An diesem Ort haben früher auch mal Deine Freunde gelebt. Sie feierten in heruntergekommenen Großraumdiscos, von denen man in der hippen Großstadt noch nicht mal erzählen will, hörten Metallica abends am See und hatten ihre ersten Abstürze auf der Garagen-Party der besten Freundin. Wenn du heimfährst, holt dich dein altes „Ich“ automatisch ein, ob Du es willst oder nicht. Egal, wo Du aktuell wohnst oder ob Du gerade dabei bist, Dich neu zu erfinden. Besonders deutlich merkt man das beim Feiern. Während man nun in fancy Clubs oder Bars geht und Gin Tonic trinkt, kann man im Dorf oder in der Kleinstadt nur so richtig feiern, wenn Jahrmarkt ist. Dann kommen aus der weiten Ferne alle wieder nach Hause, egal, wie busy sie gerade waren. Schließlich spricht man Neu-Hochdeutsch!

Während Du in den letzten Jahren noch so richtig drin warst in dieser Welt, kommst Du nun – nachdem Du für Studium oder Job weggezogen bist – von weiter her und siehst dadurch vieles mit Distanz. Die Menschen in der näheren Umgebung betrachtet man jetzt von außen, reflektiert (man ist der Beobachter aus Distanz) und denk, wie uncool man doch die letzten Jahre war, während man sich für diese Authentizität und Ehrlichkeit im gleichen Moment feiert. Ein jeder merkt auch, wie wohl er sich fühlt, wenn er erst mal angekommen ist, in seinem Kinderzimmer und in seinem Bett schlafen kann; augenscheinlich einfach alles wie immer ist. Doch mit der Zeit wird einem bewusst, wie man sich verändert hat, wie man manche Meinungen nicht mehr teilt und auch zu manchen Freunden ein Stück weit den Draht verloren hat. Denn während man häufig eine neue Sicht auf Dinge bekommt, weil man sich an einem fremden Ort befindet, entwickelten sich manche der Daheimgebliebenen nicht weiter und blieben ihren alten Mustern treu.

Wir haben zwei Welten und stellen uns immer wieder neu, wie ein Chamäleon, auf jede der beiden ein. Doch gerade das finden viele toll, haben auf der einen Seite ihre Heimat auf dem Land, die sie wie ihre Westentasche kennen. In der sie alte Freunde im kleinen Café am Marktplatz treffen und sonntags zum Mittagessen bei den Eltern oder Großeltern sind. Auf der anderen Seite lieben viele die anonyme Großstadt mit all ihren Bars, Cafés und Clubs. Haben die Möglichkeit, so viele neue Leute kennenzulernen, für die sie ein unbeschriebenes Blatt sind und können sich selbst von einer vollkommen neuen Seite kennen lernen. Die „Reise in das eigene ´Ich´ …“.

Menschen vom Dorf haben also zwei Leben und zwei Welten. Ein ungemeiner Reichtum, man will seine aufregende Welt in der Großstadt nicht missen und – wann immer einen die Lust auf wohlige Heimat packt – sich in den Zug setzen und nach Hause fahren.

Die moderne Zeit hat viele Vorteile und Annehmlichkeiten. Noch nie waren die Transportmittel so schnell und komfortabel. Noch nie konnte man sich so gut selbst darstellen wie in sozialen Netzwerken. Grundsätzlich ist gegen all das nichts einzuwenden. Man hat Freude und bleibt geistig flexibel. Man kann sich immer das gerade Angenehme aussuchen. Ja, das ist ein Luxus! Wir sollten aber darauf achten, dass wir uns in all diesem Rummel nicht selbst verlieren und – indem wir uns digital profilieren – vielleicht auch selbst verleugnen. Andere kann man vielleicht täuschen; sich selbst nicht!

Von Gewerkschaften sind wir gewöhnt, dass sie lautstark höhere Löhne fordern. Mindestens zwei Umstände allerdings kosten die Gewerkschaften seit einiger Zeit Mitglieder. Zum einen setzen sie von ihren Lohnforderungen häufig weniger durch, als die wirtschaftliche Lage Deutschlands ermöglichen würde. Zum anderen versteifen sie sich auf die bessere Bezahlung, weshalb sich Arbeitnehmer mit anderen Anliegen teils schlecht vertreten fühlten.

So ist es bemerkenswert, was die IG Metall für die kommende Tarifrunde vorschlägt. Klar, sie fordert auch sechs Prozent mehr Lohn, wovon sie wegen des wirtschaftlichen Booms diesmal einen größeren Teil durchsetzen sollte. Vor allem aber sollen die vier Millionen Beschäftigten der Branche ihre Arbeitszeit befristet auf 28 Stunden verringern – und später wieder erhöhen können. Das trifft den Nerv einer Gesellschaft, die sich davon verabschiedet, dass Väter im Beruf aufgehen und Mütter auf Teilzeit-Jobs ohne Aussicht auf Karriere und anständige Rente reduziert werden. Für die Gewerkschaften könnte mit solchen Ideen eine Modernisierung beginnen, die sie als Arbeitnehmervertretung stärkt. Dafür muss die Flexibilisierung aber richtig umgesetzt werden.

Umfragen vermitteln klar, was die Deutschen wünschen. Die meisten Vollzeitbeschäftigten wollen zumindest eine Weile kürzer arbeiten als die heute im Schnitt über 40 Stunden. Die Gründe sind vielfältig. Die einen wollen sich mehr um die Kinder kümmern, andere um zunehmend betreuungsbedürftige Eltern. Manche wollen für die sich rasant digitalisierende Berufswelt neue Kenntnisse erwerben. Und andere fühlen sich schlicht ausgelaugt von der Arbeit, die sich seit einigen Jahren verdichtet.

Keines dieser Motive lässt sich als persönlicher Luxus abtun. Werden sie ignoriert, droht nicht nur dem Einzelnen Schaden, sondern auch der Gesellschaft. Doch wer vorübergehend kürzertreten will, stößt in der Firma oft auf Probleme. Entweder wird Teilzeit bei bestimmten Stellen ausgeschlossen. Oder der Betreffende muss sich auf Dauer für Teilzeit entscheiden – und riskiert das berufliche und finanzielle Abseits. Das System ist zu starr. Das zeigt sich daran, dass nicht nur die meisten Vollzeitbeschäftigten kürzer tätig sein wollen, sondern auch jeder dritte Teilzeitler länger arbeiten möchte – aber nicht darf.

Die Beschäftigten verdienen mehr Flexibilität. Dieses Prinzip verlangen ihnen die Firmen im Übrigen längst ab, wo es ihren Interessen dient. Schon 40 Prozent der Beschäftigten arbeiten am Wochenende. Von ebenso vielen wird erwartet, dass sie nach Feierabend erreichbar sind. Moderne Technik verstärkt diesen Trend. Arbeitgeber sollten die Flexibilität, die sie einfordern, auch ihren Beschäftigten einräumen.

Für so einen Deal gibt es in der globalen Konkurrenzwelt allerdings Voraussetzungen. Die Firmen brauchen Planbarkeit, damit der Betrieb nicht leidet. Arbeitnehmer müssten sich rechtzeitig im Voraus und auf längere Zeit festlegen, wie viele Stunden sie tätig sind. Handhabbarer wird es für die Firma zudem, wenn Beschäftigte beim Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit für neue Aufgaben offen sind. Außerdem darf es nicht zu teuer werden. Die IG Metall liegt falsch, falls sie von den Firmen erwartet, den Großteil des Lohnausfalls zu kompensieren, den 28 Stunden bedeuten.

Es stimmt zwar, dass Arbeitnehmer eine gesellschaftliche Aufgabe erfüllen, wenn sie etwa wegen ihrer Kinder kürzertreten. Die Kosten sollte dann aber vorrangig die ganze Gesellschaft tragen, wie beim 30-Stunden-Arbeitsmodell der SPD. Ohnehin steht die Politik insgesamt in der Verantwortung: Damit auch Beschäftigte in jenen Sektoren flexibler arbeiten können, in denen deutlich weniger Arbeitnehmer organisiert sind als in der Metallbranche.

Der aktuelle Streit in der Metallbranche erinnert auf den ersten Blick an lange vergangene Zeiten: Mehr als 30 Jahre ist es her, dass Arbeitnehmer wochenlang in den Streik traten, um für die Einführung der 35-Stunden-Woche zu kämpfen. Am Ende mit Erfolg, auch wenn es noch ein Jahrzehnt dauerte, bis diese endgültig kam.

Eine neue Epoche steht vor der Tür!

Nach ihrem Austritt aus der AfD hat Frauke Petry angekündigt, eine neue Partei gründen zu wollen. Seitdem mehren sich die Spekulationen – nicht zuletzt durch Petry selbst und ihrem Ehemann, der ebenfalls der AfD den Rücken kehrte.

„Man braucht die CSU bundesweit. Ein Modell auf Bundesebene erscheint mir sehr interessant“, sagte der damals noch amtierende nordrhein-westfälische Landeschef und Fraktionsvorsitzende recht schwammig zum Kölner-Stadt Anzeiger. In einem Interview mit der Welt am Sonntag sprach Petry sogar nur von einem „politischen Projekt auf Zeit“, das für einen realpolitischen Kurs mit marktwirtschaftlicher Ausrichtung stehen solle. Nun scheint ein Parteiname für das politische Projekt gefunden.

Wie die Bild-Zeitung berichtet, soll Petrys neue Partei „Die Blaue Partei“ heißen. Der Bundeswahlleiter habe der Boulevardzeitung bestätigt, dass ihm am 17. September 2017 eine entsprechende Gründung der Partei angezeigt wurde. Die formale Prüfung dauere noch an.

Allerdings sei nicht Petry selbst beim Bundeswahlleiter vorstellig geworden, sondern ihr Vertrauter Michael Muster. Muster ist mit der sächsischen Landtagsabgeordneten Kirsten Muster verheiratet, die ebenfalls die AfD-Landtagsfraktion und AfD verlassen hat. Petry soll jedoch am Vorgang der Anmeldung beteiligt gewesen sein, wie die Bild aus gesicherten Informationen wissen will.

Auch eine Art Slogan scheint bereits festzustehen. „Frei und konservativ“ – das Motto prangt in weißer Schrift auf blauem Hintergrund bereits auf Frauke Petrys Twitter-Account. Wie Bild berichtet, soll Kirsten Muster das Logo sogar schon in E-Mails anhängen.

Zuvor mehrten sich die Spekulationen, dass Petrys neue Partei „Die Blauen“ heißen könnte – bereits im Juli 2017 ließ sich die damals noch amtierende AfD-Bundesvorsitzende die entsprechende Web-Adresse (www.dieblauen.de) sichern, wie der stern berichtet. Im Interview mit Welt am Sonntag dementierte sie die Gerüchte.

Rechtsradikalen Kräften aus der AfD wolle Petry keine politische Heimat bieten, „unter anderem durch unsere außenpolitischen Überzeugungen, mit einem klaren Bekenntnis zu Israel“. Das sei ein Stoppschild. Anders als offenbar für den AfD-Fraktionschef Alexander Gauland sei die Sicherheit Israels für sie Teil der deutschen Staatsräson.

Viele Muslime hierzulande könnten Deutschland als ihre Heimat betrachten. Solange sie vollständig akzeptierten, dass ihre Religiosität reine Privatsache sei und sich daraus keine politischen Ansprüche ableiten ließen, würden sie Deutschland, wie viele andere Zuwanderer auch, zu ihrer Heimat machen können, so Petry. Der „politische Islam“ dagegen sei „kulturell inkompatibel mit unserer Gesellschaft“. In Deutschland leben aktuell geschätzt 4,5 Millionen Muslime.

Für den Fall, dass die neue Partei doch den Namen „Die Blauen“ tragen sollte, könnte Petry ein Rechtsstreit drohen. Hintergrund ist, dass der in Baden-Baden ansässige Nomos-Verlag unter dieser Bezeichnung bereits seit längerem juristische Studienbücher herausgibt (Focus). Auch die von Petry registrierte Internetadresse sei den eigenen Domains „dieblauen.info“ und „die-blauen.info“ sehr ähnlich, sagt eine Sprecherin des Verlages. Es bestehe Verwechslungsgefahr.

Petry sagte vor Tagen: „Ich brauche Glaubwürdigkeit, wenn ich weiterhin Politik machen will, und deshalb konnte ich nicht länger zusehen, wie ich aus der AfD heraus beschädigt werde“ (Welt). Als Beispiel für gegen sie gerichtete Intrigen führte sie an, dass von ihren Gegnern kolportiert worden sei, sie habe die alleinige Spitzenkandidatur haben wollen. Dieses Gerücht sei gestreut worden, um sie zu diskreditieren – in Wahrheit habe der stellvertretende Parteichef Alexander Gauland von Anfang an Spitzenkandidat werden wollen.

Die Farbe wird wohl wenig Änderung bringen. Wir hatten schon „die Grauen“ und andere. Entweder verschwindet Petry mit ihrer Partei gänzlich in der Versenkung oder es gibt das gleiche „Gericht“ unter anderem Namen. Auch das kennen wir: aus SED wurde PDS und dann DIE LINKE. Ein Schokoriegel hatte auch schon seinen Namen gewechselt, gleichsam ein Mineralöl-unternehmen; das mutierte zur lateinischen Göttin und verschwand dann vom Markt.

Heute empört sich keiner mehr.