Zuhause

Sicherheit riecht gewohnt. Türe zu und es ist deins. Einbruch zwecklos, hier ist nichts zu holen. Denkst du. Was kann passieren, wenn du nichts hast außer deinem Leib mit Seele? Es ist dein Ort der Ruhe, des Denkens, des Liebens, des Lebens. Komm rein. Schau dich um in meinem Heim, es fühlt sich glücklich an. Tränen, Trauer, Wut. Freude, Liebe, Lust. Hier ist alles drin vertreten. Das geheime Heim, das gemeine Heim. Es lässt dich glauben, dass die Welt in Ordnung ist. Zünde eine Kerze an – für den Frieden. Nichts wichtiger als das und nichts übler, als wenn Heimatlose kein Heim mehr haben. Heimat, was ist Heimat? Der Ort, an dem du geboren bist? Der Ort, an dem du Arbeit hast? Der Ort, an dem du Freunde findest? Ist es der Ort, der dich willkommen heißt? Zuhause. Einen Tee trinken, bei einem spannenden Film die Bettdeckenecke nass saugen, beim Norovirus stundenlang auf dem Klo verbringen, Geplauder am Telefon, gebratenes Fleisch am Wochenende auf dem Herd. Ist zu Hause dein Zuhause, wenn du ungeliebt bist? Stets die Angst im Nacken, morgen dein Bündel packen zu müssen, weil sie dir an den Kragen wollen? Was gibt Sicherheit für deine Seele, wo du die Tür hinter dir schließt, um aufzutanken? Kraft schöpfen. Frieden leben.

Hat der Menschenhass dich schon gestreift? Der Hass derer, die es nicht zulassen wollen, dass du genau die gleiche Sicherheit verdienst? Parolen, die dir entgegenschleudern „Du gehörst hier nicht hin! Hau ab, ganz weit weg von uns!“ Sagen die, die ein heimeliges Heim besitzen, wo der Ofen wärmt und das Licht abends brennt. Herrgott… dem glaubst du nicht. Dein Gott schützt dich nicht und gibt dir keine Sinnesänderung in die Hand. „Wir wollen unser Land zurück, wir werden sie jagen“, so unlängst Einer, der öffentlich geduldet in der Politik mitmischt. Was für ein Ungleichgewicht, was für eine Scham.

„Was ist da bloß los? Was haben wir denn falsch gemacht?!“ Sie sitzen in ihrer warmen Hütte und sehen nichts. Rein gar nichts. Du willst Frieden, du willst einfach leben, lachen, lieben und dir ist es versagt. Das Zelt, das schäbige Wort „Auffanglager“ sind dein Ort und dein Zuhause. Kannst du dir einen Hund erlauben? Nur einen kleinen Hund oder ein kleines Tröste-Tier? Nein, mein Freund. Du bist nicht aus unserem Land, für dich gibt es kein Zuhause. Du hast n u r die Arschlochkarte – während sie im Warmen sitzen und in die Küche gehen, um sich einen Snack zu holen. Dreh es rum, ich dreh es um! Du willst doch dein Zuhause. Einen Ort der Kraft. Einen Ort ohne Angst. Einen Ort der Liebe. Einen Ort des Friedens. In deinem kurzen Leben. Es steht dir zu, es ist dein Recht. Du sollst ein Heim als dein Zuhause leben. Einbruch zwecklos, wenn der Bruch der Menschenrechte dir bereits sicher ist? Sicher doch. Du hast nichts, bei dir ist nichts zu holen. Eine gedemütigte Seele kann man nicht verticken.

 

© Petra M. Jansen

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Wir reden ständig darüber: unser Deutschland, die Republik, die wir unser Eigen nennen. Fremde sollen, wenn überhaupt, nicht so viele rein. Deutschland ist so schön, hat es vom wilden Germanien bis zum heutigen Kulturstaat zu etwas gebracht. Die Landschaften Deutschlands sind schön, da wollen wir nicht streiten! Über der Geisteshaltung mancher Eingeborener mag man zuweilen verzweifeln. Das Ur-Deutsche, dieses angeblich Jahrtausende alte Kulturgut: Wo kommt das her? Gibt es das überhaupt? Wir blicken in medias res:

„Deutsch“ sind wir! Was bedeutet das? Der Begriff „deutsch“ leitet sich vom althochdeutschen diutisc (westfränkischen Þeodisk) ab, was ursprünglich „zum Volk gehörig“ bedeutet. Diot, das Volk! Aus diot wurde diet. Jeder Dieter ist also ein Volker! Und zum Volk gehörten früher alle die, die nicht Latein sprachen. Die Ungebildeten, der Pöbel, „die aus dem gemeinen Volke“! Im Ganzen betrachtet ist das nicht so berauschend! Dieses Jahrhunderte alte Deutschland, was immer wieder in den Köpfen rumspukt. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hat ein preußischer Fürst – der preußische Ministerpräsident Bismarck – es unternommen, ein Deutsches Reich zu gründen. Dies aus Motiven wie der Vermeidung von „innerdeutschen“ Zwistigkeiten und wohl schon aus wirtschaftlichem Weitblick. Wenn man Landkarten der Gegend um das heutige Deutschland aus der Zeit vor 1871 betrachtet, dann stellen diese einen bunten Flickenteppich aus verschiedenen Fürsten- und Königtümern dar. Merke: vor 1871 nix deutsch! Nicht umsonst sprechen andere Länder wie Spanien und Frankreich von uns noch vom Alemán bzw. dem Allemand, dem Alemannen, die Engländer vom German, dem Germanen und die Italiener gar vom Tedesco, dem „diutisc“, dem aus dem Volke (viele Grüße aus Rom!).

Greifen wir einige deutsche Stämme heraus: Die Bayern! Ihr Ursprungsgebiet liegt wahrscheinlich zwischen Rhein, Main und Donau. Während der Abwanderung aus diesem Gebiet im 4. Jahrhundert vor Christus teilten sie sich in zwei Gruppen, von denen eine nach Böhmen (Boihaemum) zog und von dort in das heutige bayrische Gebiet. Auslöser der Wanderung war wohl der Druck durch eindringende germanische Stämme. Die Sachsen! Ein westgermanischer Völkerverband, gebildet im 3. Jahrhundert, seit dem 4. Jahrhundert belegt. Die Stämme der Chauken, Angrivarier und Cherusker, die sich zu den Sachsen zusammenschlossen, lebten im 1. Jahrhundert im Nordwesten des heutigen Deutschlands und im Osten der heutigen Niederlande („niedersächsisch“!). Der Saarländer! Die Bevölkerung der Region erlebte in der Neuzeit einen wesentlichen Entwicklungsschub nach dem Dreißigjährigen Krieg, der sich in Lothringen bis 1661 hinzog. Der Bevölkerungsverlust mancher Territorien lag bei bis zu 80%. Durch eine gezielte Einwanderungs- und Siedlungspolitik wurden Neubürger angeworben, darunter Hugenotten, Tiroler, Picarden, Schweizer und Wallonen. Alles Einwanderer, viele auch Flüchtlinge! Und es gab verschiedene Einwanderungswellen. Die Namen Schimanski, Littbarski und Janowski zeugen im Ruhrgebiet von Einwanderungen aus Polen Ende des 19. Jahrhunderts.

Was wird aus unserer Kultur in Zukunft? Aus der aus dem Land der Dichter und Denker? Es ist sehr sehr lange her, als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation den Kaiser stellte, die Italiener den Papst und Frankreich die Bildung. Wir tun heute sehr viel, um sicher zu gehen, dass unsere Kultur untergeht. Anglizismen sind cool, wir ertrinken sprachlich darin. Kunstbegriffe wie „Handy“ und falsch übersetzte Wendungen wie „Public Viewing“ „bereichern“ uns zusätzlich. Der Emoticon erleichtert den Alltag. Was tun, wenn 5.000 Bücher ausländischer Herkunft ins Deutsche und nur 200 deutsche ins Fremdsprachliche übersetzt werden? Von Kulturexport ist da nicht mehr zu sprechen. Der Begriff der „Weltsprache“ definiert sich anhand der Masse der Menschen auf der Welt, die die jeweilige Sprache sprechen. Die Bundesregierung macht keinerlei Anstalten, die Bedeutung der deutschen Sprache in der Welt aufzuwerten. Im Gegenteil: In Zeiten von Bundeskanzler Kohl wurde gar eine Zuwendung von 100.000,– DM an das Goethe-Institut durch den Staat mit 40%-iger Versteuerung „honoriert“. Langfristig sind die Aussichten für „das Deutsche“ düster. Rolf Hochhuth hat einmal gesagt, was von Deutschland bleiben wird, seien „Mozart und Auschwitz“. Das ist wahrhaftig nicht viel. (Verfasser unbekannt).