Über dem Museumsdach im milchigen Morgenlicht geht die Sonne auf. Hingegen geht dem Jerusalemer „Museum an der Naht“, einem Ort für politische Kunst, das Geld aus.

Die Ausstellung „Geliebtes Afghanistan“ war bereits im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu sehen. Aber gerade in Jerusalem entwickelt sie eine eigene Aussagekraft. In der Nachbarschaft der Stadt sieht man mehr und mehr Frauen, die sich von Kopf bis Fuß verhüllen. Auf der anderen Straßenseite, im palästinensischen Viertel Scheich Dscharrah, wie auch auf israelischer Seite, die an das jüdisch ultra-orthodoxe Mea Schearim grenzt.

Raphie Etgar ist seit 17 Jahren Kurator des Projekts für sozio-politische zeitgenössische Kunst: das „Museum on the Seam“ – Museum an der Naht! Die New York Times zählte es vor geraumer Zeit zu den 29 interessantesten „Mekkas für Kulturbeflissene“ weltweit. Ein Ritterschlag, ein Ort für einen künstlerischen Grenzgang.

Große Namen wie Anselm Kiefer, Paul McCarthy, Bill Viola und Wim Wenders haben hier ihre Bilder und Videoinstallationen vorgeführt. Etgar – ehemals israelischer Poster-Designer und Art Director – hat sie alle herbeigeholt.

Sie sehen aus wie wandernde Zelte, die beiden Frauen in blauer Burka, die durch einsame Wüstenlandschaft stapfen. Andere Bilder zeigen geduckte Frauengestalten, aneinandergedrängt und verschleiert, um sich unsichtbar zu machen. Nur selten hinter den Tüchern ein trotziger Blick oder ein schüchternes Lächeln. Angst, Scham, ein niedergedrücktes Dasein spiegeln sich in vielen Szenen aus dem afghanischen Frauenalltag, die Anja Niedringhaus, deutsche Fotografin und Pulitzer-Preisträgerin, eingefangen hat. Niedringhaus wurde am 4. April 2014 in Banda Khel/Afghanistan während ihrer Arbeit erschossen.

Die dreistöckige Villa, 1932 von dem palästinensischen Architekten Anton Baramki erbaut, liegt unmittelbar an der alten Teilungslinie zwischen West- und Ost-Jerusalem. Israel hatte sie 1948 konfisziert und in einen Militärvorposten neben dem Mandelbaum-Tor, seinerzeit einziger Übergang zur jordanisch kontrollierten Stadthälfte, verwandelt.

Von seiner Frontstellung zeugen heute noch zugemauerte Fenster unter den malerischen Rundbögen, eingelassene Schießscharten und Schussnarben, die das Gebäude im Sechs-Tage-Krieg von 1967 davontrug. Schon um der historischen Wahrheit willen haben die Museumsbetreiber darauf verzichtet, die Spuren der Geschichte mit einer Rundumrenovierung zu übertünchen.

Das Geld geht aus. Holtzbrinck, deutsche Verlegerdynastie, hat nach bald zwei Jahrzehnten großzügiger Unterstützung die jährliche Zuwendung von einer Million US-Dollar aufgekündigt. Als Grund wird ein Generationenwechsel im Unternehmen angegeben.

Förderer, die einspringen könnten, sind nicht in Sicht. Die einst von Teddy Kollek gegründete Jerusalem Foundation beteuert, sie sei auf der Suche nach neuen Mäzenen sowie in Verhandlungen über städtische oder staatliche Subventionen.

Dennoch ist fraglich, ob das Museum on the Seam mit seinen kritischen Themen den Vorstellungen der nationalrechten Kulturministerin Miri Regev entspricht. Palästinensische Künstler machten bislang bei Ausstellungen nur unter der Maßgabe mit, dass das „MotS“ politisch unabhängig ist. In sechs Monaten gehen in dem Museum die Lichter aus, wenn kein Wunder geschieht.

Es wäre ein kaum wettzumachender Verlust. Nicht nur, weil ausgerechnet an dieser Nahtstelle zwischen West und Ost ein Ort verloren ginge, der jenseits der Tagespolitik eine Reflexion über universelle Menschenrechte, nationalen Identitäten und Konflikte ermöglicht. Sondern auch, weil mit dem Aus für das Museum on the Seam ein letzter säkularer Stützpunkt in strengreligiöser Nachbarschaft kapitulieren müsste. Ultrafromme Juden aus Mea Schearim, so munkelt man, warteten nur auf die Gelegenheit einer Übernahme, um in dem Haus eine weitere Jeschiwa (Religionsschule) unterzubringen.

Der Ort basiert auf dem Konzept, dass nichts für immer ist. Aber gerade darin liegt die Chance, die Dinge zu verändern. Sonst hätte man schon vor langem aufgegeben (Raphie Etgar).

18,5 millions de foyers fortuné détiennent 47% de la richesse en revenus. Donc 1% de la population mondiale se partage près de la moitié des avoirs bancaires et autres. Dans un tel cas de figure il ne faut pas s’étonner que la colère gronde chez les laissés pour compte. Lorsque je lis de tels chiffres, je suis étonné qu’il n’y ait pas révolution. Au contraire. Aux USA où le nombre de millionnaires est le plus élevé, bon nombre de ses habitants sont prêts à voter pour un magnat de l’immobilier, qui est connu pour sa dureté en affaires. Un individu qui ne recule pas contre les injustices sociales. C’est lui qui devrait prendre en charge les intérêts des citoyens vivant à deux pas du gouffre économique ! Il y a de quoi attraper de l’urticaire lorsqu’on entend que ce dernier a les qualités requises pour être président, par le seul fait qu’il amasse de l’argent sur le dos des autres. L’exploitation est-elle un signe d’efficacité ? Laissons Trump aux américains pour nous tourner vers les affres de la mondialisation. C’est une excellente machine pour mettre les pays tiers au diapason, pour leur imposer des conditions qui mènent directement à la précarité. Un système qui ne recule pas devant la corruption. D’un côté des montagnes d’argent, de l’autre la sécheresse. Et là aussi force est de constater que la complaisance jour un rôle de taille. Les pays riches n’y vont pas de main-morte. Ils imposent leurs produits, en particulier dans l’agriculture, acculant ainsi les paysans à jeter l’éponge. Weiterlesen

Il est 5 heures 40. J’attends avec impatience les résultats des primaires américaines en Californie. Même si Hillary Clinton a une majorité de voix au congrès des Démocrates qui nommera le candidat officiel, il semble être nécessaire pour elle qu’elle remporte l’État le plus peuplé des USA. Dans la bataille qui l’attend, toutes victoires ont leur poids. Je ne sais pas trop si Bernie Sanders est conscient de cet enjeu. Il n’en va plus d’un défi personnel. Il faut absolument resserrer les rangs. C’est la raison pour laquelle Barak Obama se lance dans la mêlée. Il veut soutenir de tout son poids Madame Clinton. Il est indispensable de le faire afin qu’elle puisse garder ses chances par rapport à Donald Trump. Il est évident que ce dernier veut glaner des voix auprès de tous ceux qui ont soutenu Sanders. Il a déclaré qu’il les accueillerait les bras ouverts. Aussi absurde que cela puisse paraître, il n’est pas dit qu’il n’ait pas un certain succès. Croit-il que le fait de se rouler dans de la farine puisse le rendre plus crédible ? 5 heures 51. Pas de nouvelles de Californie. Les deux candidats se trouvent d’après les sondages tête-à-tête. Personne ne peut pour l’instant prédire le verdict des urnes. Cet État connu pour son libéralisme pourrait bien être tenté de plébisciter un système de société social-démocrate. Il en va d’une répartition plus juste des ressources. Peut-être un réflexe humaniste venant d’une gauche-caviar, qui ne connaît pas personnellement les affres de la précarité ? Comme je l’ai déjà écrit à maintes reprises, je préfère les options politiques de Bernie Sanders, mais me déclare avant tout partisan de l’épouse de l’ex-président. Cela pour des raisons stratégiques. Je pense que les américains ne sont pas prêts à cautionner des idées gauchistes venant de l’Europe. Weiterlesen

Nach der Völkermord-Resolution des Bundestags hat der türkische Präsident Erdogan seinen Ton gegenüber Deutschland verschärft. Deutschland sei „das letzte Land“, das über einen „sogenannten Völkermord“ der Türkei abstimmen dürfe, sagte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am gestrigen Abend in Istanbul. Zunächst solle Deutschland Rechenschaft über den Holocaust und über die Vernichtung von über 100.000 Herero in Südwestafrika Anfang des 20. Jahrhunderts ablegen. Der Völkermord an den Herero und Nama geschah während und nach der Niederschlagung von deren Aufständen gegen die deutsche Kolonialmacht in Deutsch-Südwestafrika in den Jahren 1904 bis 1908.

Die Bundesregierung äußerte sich in Berlin zu Erdogans Aussagen. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, dass es sich bei der Resolution, in der das Massaker der Türkei an den Armeniern vor 101 Jahren als Völkermord bezeichnet wird, „um die souveräne Entscheidung eines eigenständigen Verfassungsorgans“ handle. Dies habe Bundeskanzlern Angela Merkel Erdogan in ihren Gesprächen auch klargemacht.

Erdogan erneuerte auch seine Angriffe auf türkischstämmige Abgeordnete im Bundestag. „Manche sagen, das seien Türken“, sagte Erdogan. „Was denn für Türken bitte? Ihr Blut muss durch einen Labortest untersucht werden.“ Den Grünen-Vorsitzenden Özdemir, der zu den Initiatoren der im Bundestag verabschiedeten Resolution gehörte, nannte Erdogan einen „Besserwisser“.

Die Bundesregierung stellte sich vor ihre Parlamentarier. Vorwürfe von türkischer Seite zur Verbindung türkischstämmiger Bundestagsabgeordneter zur kurdischen Arbeiterpartei PKK wies die Regierung zurück. In Deutschland werde die kurdische PKK als terroristische Organisation eingestuft. „Wenn jetzt durch Äußerungen aus der Türkei einzelne Abgeordnete des Deutschen Bundestages in die Nähe des Terrorismus gerückt werden, so ist das für uns in keiner Weise nachvollziehbar“, so Regierungssprecher Seibert.

Die Türkische Gemeinde kritisierte die Äußerungen Erdogans. Morddrohungen und Bluttestforderungen seien abscheulich, so der Bundesvorsitzende des Verbandes. Er habe geglaubt, die Definition von Menschen nach Blut habe 1945 aufgehört. Erdogans Äußerung sei absolut deplatziert.

Schon Ende letzter Woche hatte Erdogan harte Kritik an der Einstufung der 1915 von türkischen Truppen verübten Massaker an den Armeniern als Völkermord geübt und besonders die türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten angegriffen, die für die Resolution gestimmt hatten. Ihnen warf er gemäß Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu vor, der verlängerte Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu sein.

Integrationsministerin Aydan Özugus (SPD), welche ebenfalls ins Visier türkischer Kritiker geraten war, warb für Verständnis: „In Deutschland nehmen wir, glaube ich, zu wenig wahr, was dort eigentlich weit über extremistische Kreise hinaus gedacht und gefühlt wird – dass das nämlich wirklich eine echte Enttäuschung gerade darstellt.“

Grünen-Chef Özdemir hatte der WELT AM SONNTAG von Bedrohungen von türkischer Seite berichtet. „Es gibt leider auch eine türkische Pegida“, sagt der Politiker zur Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen. Rechtsradikalismus sei kein deutsches Privileg. Es gebe ihn leider auch in der Türkei und unter Deutschtürken. Die Berliner Polizei hat Medienberichten zufolge ihre Präsenz in der Umgebung von Özdemirs Wohnung erhöht.

Özdemir hatte sich wiederholt kritisch zum Kurs der Türkei unter Präsident Erdogan geäußert. Er ist einer der Initiatoren der am 2. Juni vom Parlament beschlossenen Resolution, in der die Deportationen und Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915 als Völkermord eingestuft wurden.

Erdogan zeigte sich enttäuscht von Kanzlerin Merkel: Er verstehe nicht, warum jene es nicht geschafft habe, soviel Einfluss auf ihre Partei auszuüben, dass diese gegen die Resolution stimme.

Er warnte, Deutschland könne einen „wichtigen Freund“ verlieren und verwies auf Millionen türkischstämmiger Menschen in Deutschland. Sanktionen gegen Deutschland wolle er nicht ausschließen.

Fazit: Präsident Erdogan ist sehr dünnhäutig. Im Austeilen knallhart, einstecken kann er nicht, wie der Fall Böhmermann und über 1.800 in der Türkei laufende Strafverfahren uns lehren. Souveräne Staatsführung geht anders!

Hillary Clinton sera la candidate des Démocrates à la présidentielle en novembre. Elle aura en face d’elle, à moins d’un putsch chez les Républicains, le vindicatif Donald Trump. La raison pour laquelle je souhaiterais que Bernie Sanders soit solidaire. Je peux parfaitement comprendre ce qui peut le gêner chez l’ancienne first lady, mais il serait opportun de trouver le plus rapidement un accord entre ces deux tendances. Il est évident que chacun d’entre-eux devra y mettre du sien. Ce qui se passe actuellement aux USA tient du cauchemar. Il est difficilement digérable qu’un homme, émettant des points de vue racistes, qui discrimine les femmes et qui injurie tous ceux qui ne partagent pas ses opinions, devienne en quelque sorte « le maître du monde ». En Europe nous savons ce qui se passe quand des mégalomanes prennent le pouvoir. Ce qui risque de rester, c’est de la terre brûlée. Aux démocrates de faire comprendre à l’opinion publique que la haine est mauvaise conseillère. En fin de compte nous serons tous sans exception touchés au plus profond de nous-même. N’oublions pas que sous la République de Weimar, les démocrates n’ont pas su s’unir. Au contraire ! Ils ont préparé le terrain aux nazis en leur déroulant un tapis rouge. La politique politicienne, dans ce qu’elle a de plus immonde, a fait œuvre de fossoyeur de l’État de droit. Il en allait avant tout des postes à pourvoir, du narcissisme et non pas de l’intérêt général. Il serait opportun que les opposants de Madame Clinton en prennent conscience. Toutes distensions dans un tel contexte apporte de l’eau au moulin de l’autocrate qu’est Donald Trump. Weiterlesen

Les suisses dans leur grande majorité ont rejeté hier l’initiative concernant un revenu fixe mensuel pour tous les citoyens. D’après les initiateurs de cette idée, chacun devrait toucher 2500, (les enfants 650 francs suisses) sans exception. Toutes les dépenses sociales, soit les rentes vieillesses, et l’allocation invalidité par exemple, seraient incluses dans ces paiements. Cela nécessiterait un budget de 22,6 milliards d’euro annuellement. Il serait financé par des augmentations d’impôts et par des taxes supplémentaires. Le peuple a dit non avec 78%, à cette utopie. Lorsqu’on passe sous la loupe cette initiative, on constate les points suivants. En instituant de telles rentes, on court le danger d’un dumping général des salaires. Une occasion pour les entreprises de déduire cette sommes des revenus actuels. Mais il y a plus. Les employeurs essaieront d’inciter un grand nombre de personnes à travailler au tarif zéro. Il en résulterait fatalement une baisse de qualité. Cela nuirait à la compétition et à la concurrence. Une flambée de prix en résulterait. J’ose insinuer que la précarité serait au rendez-vous. Bon nombre de personnes ne verraient en outre plus aucune raison de se lever tôt le matin pour se rendre à l’entreprise ou à l’administration. Pour tous ceux qui veulent grâce à leur formation et à leurs études se faire une place au soleil, une injustice. Les salaires qu’on leur proposerait ne seraient jamais à la hauteur de ce qu’ils ont appris. La Suisse qui vit en grande partie grâce à ses exportations, ne pourrait probablement plus étendre ses marchés, au contraire. Cela représenterait un manque à gagner considérable et aurait une influence négative sur les entrées fiscales. Il serait donc impossible de financer une telle option. Voilà quelques raisons qui ont provoqué ce refus massif. Weiterlesen

 

Du verletzt bevor es dazu kommt, vielleicht dich zu verletzen. Eines Tages könnte es sein, das es so ist. Du tust es bereits in einer Art und Weise, die gleich vorbeugend die Schranken setzt. Was hat sie dir getan? Angst? Hast du Angst vor dir selbst? Schlüpfrig entschlüpft ins Ungewisse, was du eigentlich schon kennst. Plötzlich die woanders aufkeimende knisternde Liebe erkannt. Ach ja? Spannend, zu sehen, wann die Rauchzeichen erlöschen, bevor sie ein fackelndes Feuer entfachen konnten. Du verletzt, weil man gar nicht dazu kommt, etwas zu entdecken, was sich lohnt, entdeckt zu werden. Willst auf Biegen und Brechen zeigen, dass du der Tatsache ausweichen kannst, die so tief schon in deine Seele gepresst ist, dass du flüchtest. In die Arme von einer selbsterschaffenen Farce. Freundschaft ist keine Liebe. Liebe erhebt sich in deinem Bauch. Sie fragt nicht nach Sinn, sie fragt nicht nach Verstand, sie fragt nicht danach, ob es passt oder nicht. Liebe ist. Sie ist einfach. Anziehung ist. Leidenschaft ist. Verliebtsein ist. Nichts kann das ersetzen und nicht einmal deine Angst, dem entfliehen zu wollen, wird dies ersticken. Wenn es so ist, dann ist es so. Mittenrein ins Herz. Und fühlt sich da wohl. Verlangt nach Mehr, verlangt nach Fühlen, Wärme und Gespräch. Deine Phantasie zeigt dir den Weg, den du gehen sollst, deine verdammte Angst lässt dich stolpern. Und du verletzt, was du nicht verletzten wolltest. Schiebst einen Riegel vor, bevor der Zug ins Rollen kam. Scheiß drauf. Angsthase. Unentschlossenes Ding. Fracksausen. Deine Art der Wahrheit ins Gesicht zu schauen? Getreten und platt? Dein Weg – ein Irrtum aus Schiss vor der reißenden Flut. Chapeau! Gut gemacht.

 

© Petra M. Jansen

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Beim Urnengang am 5. Juni diesen Jahres werden die Schweizer wohl mit großer Mehrheit gegen die Einführung eines Grundeinkommens in ihrem Land stimmen. Die Umfragen sind eindeutig. Damit wird diese Idee im Alpenstaat nur als Vision, als „konkrete Utopie“ (Bloch), weiterleben.

Macht nichts! Dieses Scheitern ist ausnahmsweise ein Erfolg. Was bei unserem südlichen Nachbarn in den vergangenen Monaten passiert ist, hat das Land und die Gesellschaft nach vorn gebracht. Aus einem Thema, das bestimmten akademischen Zirkeln und Enthusiasten vorbehalten war, ist eine breite gesellschaftliche Diskussion geworden. Auch aus dem Ausland sind namhafte Persönlichkeiten in die Schweiz gereist, haben sich zu Wort gemeldet: von Yanis Varoufakis, dem ehemaligen griechischen Finanzminister, bis zu Robert Reich, ehemaliger US-Arbeitsminister.

Das gemeinsame Nachdenken über bedingungsloses Grundeinkommen hat die Gesellschaft verändert. Damit haben die Initiatoren ihr Ziel erreicht: sie wollten die Debatte im eigenen Land, in Europa, weltweit befeuern. „Das Grundeinkommen ist ein Kulturimpuls. Es geht um die Weiterentwicklung des wirtschaftlichen Systems und des Kapitalismus“, sagte Mitinitiator Enno Schmidt.

Unterschiedliche Fragen sind zu beantworten:

Welche Rolle spielen Arbeitslöhne als Anreiz dafür, überhaupt zu arbeiten?

Wie verändern sich soziale Beziehungen, wenn sich ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse verändern?

Was passiert mit uns und dem Wirtschaftssystem, sollten an die Stelle menschlicher Arbeitskraft immer mehr Roboter treten?

Profitiert die Allgemeinheit davon, wenn jeder Einzelne seine Tätigkeiten weniger an der kaufkräftigen Nachfrage ausrichten muss und dafür stärker auf die tatsächlichen eigenen und fremden Bedürfnisse eingehen kann?

Letztendlich: Welche Ideen gibt es, um das Vorhaben eines bedingungslosen Grundeinkommens umzusetzen? Wie realistisch sind sie?

Das sind Diskussionen, die eine Gesellschaft benötigt, die Entwicklungen antizipiert, statt von ihnen überrollt zu werden.

An der Abstimmung über das Grundeinkommen zeigt sich die Bedeutung von Volksinitiativen und direkter Demokratie. Denn obwohl die Schweiz bisweilen etwas behäbig daherkommt, ist sie in Wahrheit ein Fortschrittsmotor. Neue, auch ungewöhnliche Ideen schaffen es schon dann auf die politische Agenda, wenn nur knapp zwei Prozent der Stimmberechtigten der Meinung sind, dass darüber abgestimmt werden sollte. In repräsentativen Demokratien liegt dies hingegen stark in der Hand der politischen, ökonomischen und medialen Eliten. Diese Eliten, die tendenziell daran interessiert sind, die Verhältnisse, die sie groß gemacht haben, zu bewahren, müssen von den Bürgern aufwendig von neuen Ideen überzeugt und zum Handeln bewegt werden, bevor überhaupt ein gesellschaftlicher Diskurs darüber entstehen kann. Neue Ideen haben es schwer bei uns.

Eine Erklärung, warum die Schweiz in den vergangenen Jahren immer stärker zum politischen Labor Europas geworden ist! Viele brisante Themen kamen in der Alpenrepublik auf den Tisch. Dazu gehörte eine Initiative, Managergehälter an die Löhne der Belegschaft koppeln zu wollen, oder auch eine andere, die Mehrwertsteuer durch eine Energiesteuer zu ersetzen, und dazu gehörte eine solche zur Abschaffung der Spekulation mit Nahrungsmitteln.

Gescheitert sind alle. Allen ist aber gemein, dass sie unabhängig vom Wahlausgang gesellschaftliche Wirkung entfalten. So führte etwa die Initiative zur Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns dazu, dass wichtige Firmen wie u. a. der Discounter Lidl noch vor der Abstimmung „freiwillig“ die niedrigsten Löhne angehoben haben.

Im Ausland erhalten die Entscheidungen, wie jetzt beim bedingungslosen Grundeinkommen, oft ungeheure Aufmerksamkeit. Und gerade weil die Schweizer so motiviert nach Lösungen der Probleme suchen, mit denen auch andere Staaten ringen, hat sich das Land immer mehr zum politischen Motor Europas entwickelt.