Du verletzt bevor es dazu kommt, vielleicht dich zu verletzen. Eines Tages könnte es sein, das es so ist. Du tust es bereits in einer Art und Weise, die gleich vorbeugend die Schranken setzt. Was hat sie dir getan? Angst? Hast du Angst vor dir selbst? Schlüpfrig entschlüpft ins Ungewisse, was du eigentlich schon kennst. Plötzlich die woanders aufkeimende knisternde Liebe erkannt. Ach ja? Spannend, zu sehen, wann die Rauchzeichen erlöschen, bevor sie ein fackelndes Feuer entfachen konnten. Du verletzt, weil man gar nicht dazu kommt, etwas zu entdecken, was sich lohnt, entdeckt zu werden. Willst auf Biegen und Brechen zeigen, dass du der Tatsache ausweichen kannst, die so tief schon in deine Seele gepresst ist, dass du flüchtest. In die Arme von einer selbsterschaffenen Farce. Freundschaft ist keine Liebe. Liebe erhebt sich in deinem Bauch. Sie fragt nicht nach Sinn, sie fragt nicht nach Verstand, sie fragt nicht danach, ob es passt oder nicht. Liebe ist. Sie ist einfach. Anziehung ist. Leidenschaft ist. Verliebtsein ist. Nichts kann das ersetzen und nicht einmal deine Angst, dem entfliehen zu wollen, wird dies ersticken. Wenn es so ist, dann ist es so. Mittenrein ins Herz. Und fühlt sich da wohl. Verlangt nach Mehr, verlangt nach Fühlen, Wärme und Gespräch. Deine Phantasie zeigt dir den Weg, den du gehen sollst, deine verdammte Angst lässt dich stolpern. Und du verletzt, was du nicht verletzten wolltest. Schiebst einen Riegel vor, bevor der Zug ins Rollen kam. Scheiß drauf. Angsthase. Unentschlossenes Ding. Fracksausen. Deine Art der Wahrheit ins Gesicht zu schauen? Getreten und platt? Dein Weg – ein Irrtum aus Schiss vor der reißenden Flut. Chapeau! Gut gemacht.

 

© Petra M. Jansen

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Die meisten von uns kennen das Phänomen nur aus Geschichtsbüchern und den Nachrichten: Die Katastrophe, das Unglück, Morden, was auch immer – genannt: Krieg! Im Europa nach 1945 ist unsere Generation als auch die nach uns aufgewachsen in einer Phase und auch in einem Raum des Friedens. Unvorstellbar, dass sich dies einmal ändern könnte. Mit Spannung, teilweise Entsetzen haben wir den Erzählungen unserer Großeltern und jenen unserer Eltern, die damals selbst noch Kinder waren, zugehört. Wir haben die Kinderlieder wie „Maikäfer flieg …“ noch mit leichtem Schaudern und Gänsehaut im Bettchen abends gesungen. Eine Welt, die nicht die unsrige war. Weit entfernt, das passierte uns nicht, da würden die Eltern – oder auch die „Großen“ – schon darauf achten. Diese Haltung nimmt man mit ins Erwachsenenalter. Man geht hin wo man will, man sagt und macht, was man will. Solange man gegen kein Gesetz verstößt, stört dies niemanden.

Nicht erst die Anschläge in Paris haben es verdeutlicht, es ist eigentlich schon länger absehbar. Die fruchtbaren Morde in Paris haben es uns nur noch einmal in aller Härte vor Augen geführt: Wir sind im Krieg! Heute morgen hörte ich einen Kommentar im Radio, der mich sehr nachdenklich machte: Es sei ein Krieg, der wahrscheinlich (eine Prognose!) dreißig Jahre dauern würde. Vorbei mit dem Kokon der Sicherheit, aus mit der Sonne des Friedens. Paris hat es gezeigt: Wir haben in unserer modernen Epoche ein Gut, das zuvor nicht selbstverständlich war: die Freizeit. Sie gehört uns allein, man ist absolut privat bis hin zu intim, keiner spuckt einem da in die Suppe. Freizeit steht mit Freiheit in Einklang, die Zeit, die ich für mich selbst gestalten kann. In dieser Zeit suche ich mir Beschäftigungen, die ich mag, ja liebe. Ich mache das, was ich gerne tue. Es ist einfach schön! Und genau das haben die Verbrecher von Paris kaputtgemacht, so, wie es an vielen Orten in der Welt vorher auch schon passierte. Der 11. September 2001 war für die Vereinigten Staaten eine Zeitenwende. Genauso verhält es sich mit dem 13. November 2015, was Europa angeht. Mit den Opfern, die wir betrauern, wurde uns das Gefühl der Sicherheit gestohlen. Von jetzt bis in eine unbestimmte Zukunft. Die Idylle eines Straßencafés im Frühjahr des nächsten Jahres kann von jetzt auf nachher zur Hölle werden. Die Angst sitzt uns im Genick! Angst, das Gefühl der Bedrohung vor etwas, das man nicht greifen kann. Angst macht orientierungslos, zum Teil sogar wütend. Im bisher sicheren Europa wissen wir nicht, wie wir damit umgehen sollen. Und genau das wollen die Terroristen erreichen!

Aber das Gefühl der Angst lässt auch nach. Junge Menschen in Jerusalem und Tel Aviv sagten zum Beispiel vor einiger Zeit in einem Interview, dass sie nach wie vor in Straßencafés und Diskotheken gehen. Trotz der Gefahr eines Anschlages. Jene junge Menschen in Israel sind in dieser Art Krieg, in der wir uns jetzt befinden, aufgewachsen. Und das erinnert mich ein wenig an die Erzählung meiner Eltern: man kannte es als Kind nicht anders! Entscheidend ist aber, dass uns am letzten Freitag ein gehöriges Stück Lebensqualität gestohlen wurde. Sich des Risikos eines Anschlages bewusst in einer Menschenmenge zu bewegen ist nicht das Gleiche wie dies unbefangen zu tun, ohne Argwohn.

Die Art zu kämpfen hat sich verändert. Man schaut dem Feind nicht mehr außerhalb auf dem Schlachtfeld ins Auge. Man sieht ihn nicht mehr kommen. Er ist unter Umständen unter uns in unserer bisher friedlichen Straße. Er kommt auch nicht zwingend aus einem fremden Land. Die Anschläge der Rote Armee Fraktion (RAF) in den 1970er Jahren haben es bewiesen. Und er fragt sich auch nicht mehr, ob ich eine reelle Chance habe, mich zu verteidigen. Er tötet wahllos und heimtückisch. Er macht keinen Unterschied zwischen Männern, Frauen und Kindern, zwischen Jungen oder Alten oder zwischen Streitkräften und Zivilbevölkerung. Die Verbrecher von Paris kannten die Begriffe der Feigheit und der Heimtücke nicht. Sie haben sich als Herren über Leben und Tod von unschuldigen Menschen aufgeschwungen. Wir werden diesen Krieg durchleben müssen, uns wappnen. Unsere bisherige militärische Taktik und Strategie sind überholt, unsere Regeln zu kämpfen nutzlos!

Wir stehen am Anfang einer neuen Epoche.

© Thomas Dietsch

Liebe Petra,

vor ein paar Jahren habe ich im Presse-Club in München, deren Mitglied ich bin, eine Diskussion organisiert mit dem Thema Meinungsfreiheit. Nur einige Kollegen kamen trotz intensiver Werbung, was ich beschämend fand. Hatten sie Angst, sich zu outen, dass man sie als Störenfried betrachten könnte? Ich kann nur feststellen, dass die Scheren-Industrie bei den Journalisten immer mehr Umsätze macht, da sie sich freiwillig kastrieren. Bei der Debatte mussten wir konstatieren, dass sie immer mehr unter Druck gesetzt werden und wenn sie trotzdem „aus der Reihe tanzen“, rausgeschmissen werden. Früher nahm man seinen Hut und ging zur nächsten Zeitung oder Fernsehanstalt, wo man gute Chancen hatte, einen Job zu finden. Heute sind diese Aussichten stark vermindert, da die Investoren oft die gleichen sind, egal welche Couleur die Zeitung hat. Ein richtiger Supermarkt, bei dem jeder Klient sein Produkt finden kann. Der verbrannte Journalist hat daher oft nur eine Alternative: stempeln gehen. Mit der Absicht, den Springer-Verlag mit Pro7/Sat1 zu fusionieren, verstärkt sich dieser Prozess der Intoleranz. Ich kann nur hoffen, dass das Kartellamt das nicht schlucken wird, sonst wäre das einmal mehr einen Beitrag zur Volksverdummung.

Es wäre nicht gerecht, den einfachen Journalisten alleine zu verdammen, denn er muss sehen, dass er die Kröten verdient, um seine Familie zu ernähren. Plappert er zu viel, aus mit dem kleinen Wohlstand! Es geht vielmehr darum, dass die „Konsumenten“ ihre Stimme gegen die Platituden, die die Presse verzapft, erheben. Ihre Rolle wäre die Politik unter Druck zu setzen und zu verlangen, dass das Recht auf freie Meinung, wie es im Grundgesetz steht, wirklich eingehalten wird. Es genügt nicht, kein Geld mehr in Zeitungen zu investieren, um seiner Wut Ausdruck zu geben. Was mit der Presse passiert, ist auch bei jedem unter uns festzustellen. Es geht immer nur um das große Geld. Wenn wir nicht passen, werden wir erdrückt und wegrationalisiert. Es ist also die Rolle des Bürgers, sich gegen solch einen Trend zu wehren, mehr noch, neue Wege zu ebnen. Wie du siehst Petra, ist das ein Politikum. Ich befürchte nur, dass wir sehr weit davon entfernt sind. Ich lebe, wie du weißt, in der Nähe der Uni in München – seit Jahren herrscht dort eine Friedhofs-Ruhe. Kein Student wagt sich mehr auf die Straße, um persönliche Forderungen publik zu machen. Zu groß ist die Befürchtung, dass solch eine Präsenz, der Karriere schaden könnte. Anders wenn es um die Welthungerhilfe oder den Umgang mit Ausländern geht. Da eine Mehrheit dahinter steht, hat man nichts zu befürchten. Die 68ziger sind weit, sehr weit entfernt und auch hier ist der Trend der Uniformität voll im Gange.

Du gibst als Beispiel deine Tattoos, liebe Petra. Ich habe dazu eine bestimmte Meinung. Heute ist fast jeder Zweite damit „dekoriert“ und das ist für mich OK, solange es kein geistiger Missbrauch ist. Es ist kein Zeichen des Protests mehr, nur noch eine Mode. Alleine eine Flagge zu tragen, reicht nicht aus, es muss mehr dahinter stecken. Ich weiß, dass es bei dir der Fall ist, aber du bist eine Ausnahme. Auch in der Rockszene gibt es eine Großzahl von Spießern, die sich jedes Wochenende, wie im Maskenball verhalten. Wären sie bereit, die Gesellschaft umzukrempeln, wie es in diesem Milieu einmal gedacht war? Ich habe daran meine Zweifel, wie bei den Journalisten auch. Wir sind in einem Zeitalter, in dem der Anschein mehr wert ist, als eine innere Gesinnung und fast niemand ist bereit, sich für eine Idee prügeln zu lassen. Auch hier die totale Anpassung, die weder mit den Klamotten, noch mit den Tattoos vertuscht werden kann.

Du gehörst nicht dazu und musst es leider ertragen, verarscht zu werden. Gerade von denjenigen, die sich als besonders sozial und tolerant empfinden. Ich persönlich bin lieber mit harten Brocken konfrontiert als mit den Chamäleons, die sich immer wieder anpassen. Aber es ist mir auch bewusst, dass eine ständige Revolution nicht zu unserem Wesen passt. Sie kostet viel Kraft und ist daher so inexistent in unserer Gesellschaft. Fast jeder scheut sich vor dem Risiko. Schade, schade.

In diesem Sinn liebe Petra,

herzliche Grüße aus München

Pierre

//pm

Libri pericolosi

Cosa stiamo facendo ai nostri figli? Ciò che siamo ipocriti, noi adulti? Film, giochi e foto di violenza sono banditi dalla stanza dei bambini. I nostri piccoli non possono essere educati alla violenza. Anche non si deve vivere nella paura. Crescere senza violenza è importante per l’anima del bambino. Una pianta delicata, si deve custodire. Dal momento siamo corretti. Anche politicamente. Si dice „con un passato di migrazione“ e „altri gruppi etnici“. Il razzismo non va! Noi siamo migliori dei nostri genitori o nonni. Abbiamo tutto sotto controllo! E ignoriamo il pericolo in agguato nelle stanze dei bambini: libri per bambini, la maggior parte delle storie orribili e fiabe. Oh così innocente! Pollice tagliato, sono mangiati da animali selvatici i bambini e le donne anziane, bruciano i bambini. Altri che sono abbandonati nel bosco. I film sono tabù, ma è una lettura?! Miei cari, come vi immaginarlo? I bambini imbarbariscono totalmente. Scherzi a parte, vogliamo riscrivere tutte le storie e fiabe che sono detto e letto per duecento anni? Da un capriccio politico? Incompreso cautela rende i bambini diventano adulti ignari, tenendo lontano ogni pericolo da loro, anche l’avvertimento? Siamo noi stessi chi noi facciamo la beffa delle generazioni future. Educhiamo i nostri figli agli esseri facilmente manipolabili. Siate onesti: quel bambino si interessa oggi di „Presto-presto, pollice staccato“? Il libro deve essere animata, brillare e esprimere toni. Questo è divertente. E dobbiamo anche essere un avvertimento: i bambini devono ora vedere, sentire e toccare. Mancano fantasia, cari genitori!

Gefährliche Bücher

Was tun wir unseren Kindern an? Was sind wir für Heuchler, wir Erwachsenen? Gewaltfilme, -spiele und -fotos werden aus dem Kinderzimmer verbannt. Unsere Kleinen dürfen nicht zur Gewalt erzogen werden. Sie sollen auch nicht in Angst leben. Ein Aufwachsen ohne Gewalt ist wichtig für die kindliche Seele. Eine zarte Pflanze, man muss sie hegen. Da sind wir korrekt. Auch in politischer Hinsicht. Man sagt „mit Migrationshintergrund“ und „andere Ethnien“. Rassismus ist nicht! Das sind wir besser als unsere Eltern oder Großeltern. Wir haben das richtig im Griff! Und übersehen dabei die Gefahr, die in Kinderzimmern lauert: Kinderbücher, höchst grausame Geschichten und Märchen. Ach so harmlos! Abgeschnittene Daumen, von wilden Tieren gefressene Kinder und ältere Damen, brennende Kinder. Andere, die im Wald ausgesetzt werden. Filme sind tabu, aber Lesen bildet?! Leute, wie stellt Ihr Euch das vor? Die Kleinen verrohen total. Jetzt mal im Ernst: Wollen wir die Geschichten und Märchen, wie seit zweihundert Jahren erzählt und gelesen, alle umschreiben? Aus einer politischen Laune? Aus falsch verstandener Vorsicht, die Kinder zu arglosen Erwachsenen reifen lässt, indem wir jede Gefahr, selbst die Warnung davor, vor ihnen fernhalten? Wir machen uns hier zum Gespött künftiger Generationen. Erziehen unser Kinder zu leicht manipulierbaren Wesen. Hand aufs Herz: Welches Kleinkind interessiert heute noch „Schnipp-schnipp, Daumen ab“? Das Buch muss animiert sein, leuchten und Töne äußern. Das macht Spaß. Und sollte uns zugleich eine Warnung sein: Kinder müssen heute alles sehen, hören und berühren. Es fehlt ihnen an Fantasie, liebe Eltern!

© Thomas Dietsch