AFN steht für American Forces Network. Die Senderkette startete ihren Betrieb im Juli 1943 und sendet seitdem für die im Ausland stationierten amerikanischen Truppen. Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Abzug amerikanischer Truppen aus vielen Teilen der Welt wurden Stationen geschlossen und Frequenzen verlassen. Ab heute, den 18. Januar 2017, wird die reichweitenstarke Frequenz 98.70 MHz aufgegeben, auf der vom Großen Feldberg aus gesendet wird. AFN Wiesbaden sendet dann auf der Frequenz 103.7 MHz vom Standort Mainz-Kastel aus. Außerdem gibt es AFN im Internet. Die Feldberg-Frequenz übernimmt das Deutschlandradio.

Bei den Jugendlichen der 1950er und 60er Jahre war wohl kein Sender so beliebt wie AFN. In dieser Zeit haben die Amerikaner eine andere Rolle gespielt als heute. Es war vor dem Vietnam-Krieg, die Amerikaner hatten die Luftbrücke nach Berlin eingerichtet. Das waren schräge Typen, die in Frankfurt in der Bertramstraße neben dem Hessischen Rundfunk saßen. Und wenn man über die „Amis“ Kaugummi organisieren konnte, war man ein ganz Großer. Später gab es auch billige Zigaretten.

AFN war viel attraktiver als deutsche Sender, was die Musik betraf. Bei den deutschen Sendern liefen Schlager und Heimatlieder. Die Amis hatten eine andere Musik: Jazz, Blues, Swing, Rock, Pop. Das hat dem Lebensgefühl vor der Studentenbewegung einen starken Push gegeben. Vieles, was 1968 passiert ist, ist erst möglich geworden, weil mit AFN nach der Nazizeit eine andere Form von Kultur nach Deutschland gekommen ist.

Beim AFN hat man es wohlwollend hingenommen, ein Instrument in der Hand zu haben, mit dem man kulturellen und auch politischen Einfluss auf die deutsche Bevölkerung und speziell auf die deutsche Jugend nehmen konnte.

In erster Linie war die Senderkette für die amerikanischen GIs gedacht. Diese Bezeichnung entstand in der Zeit von 1915 bis 1920. Der Ursprung der Abkürzung liegt wohl bei den damals von der US-Armee verwendeten Metallmülleimern, auf die GI (englisch Galvanized Iron „galvanisiertes Eisen“) gestempelt war. Später nahm man an, dass die Abkürzung für Government Issue („(her)ausgegeben von der Regierung“) steht, und übertrug sie auf die Soldaten (Wikipedia). Der Sender war gedacht zur Information und Unterhaltung der Soldaten. Die Information war und ist bis heute eigentlich die Hauptaufgabe. Die Musik war der Zuckerguss, mit dem die Medizin, also die Information besser rüberkam. Wir Deutschen haben wohl nur den Zuckerguss in dem Sender gesehen …

Während des Vietnam-Krieges wurde gar an die Westseite Berliner Mauer gesprüht: „Amis raus. Außer AFN!“. Die Stimmung war antiamerikanisch. Viele deutsche Fans dachten, AFN sei etwas ganz anderes als ein Teil des militärischen Apparats. Der Sender ist kein Kulturbetrieb. AFN hatte spezielle Ziele.

Nichtsdestotrotz gab es ideologische Beeinflussung. Es gibt in Amerika den „Free Flow of Information Act“, ein Gesetz, nach dem der freie Informationsfluss gewährleistet sein muss. Dennoch haben die Militärs immer versucht – wie jeder, der Interessen vertritt – möglichst alles unter den Teppich zu kehren, was ihre Truppen nicht hören sollten, unter anderem schlechte Nachrichten aus Vietnam.

AFN hatte natürlich Einfluss auf die deutschen Sender. Es kam frischer Wind in die Frequenzen. Man hat zusehends gemerkt, dass man erfolgreich ist, wenn man nicht nur Musik abspielt, sondern auch locker moderiert. Programmänderungen waren die Folge. Nicht zuletzt deswegen, weil das Publikum wegblieb. In den 1970er Jahren waren dann Sender wie SWF3, etwas später BR3 die ersten, die neues Musikradio im Stil des AFN machten.

Nostalgie … Der AFN trennt sich seit Jahren von Frequenzen in Deutschland. Aber die Jugend hört heute kaum noch Radio, auch kein AFN. Sie nutzt Streamingdienste im Internet. Durch das Internet haben wir die Möglichkeit, uns jeden Sender der Welt ins Haus zu holen. Insofern spielt AFN kaum noch eine Rolle. Der Sender war damals ein „Fenster in eine andere Welt“ (Wolfgang Richter – Dokumentarfilmer). Das spielt heute keine Rolle mehr. Irgendwie schade …

1995 gab es noch einmal eine Reminiszenz – quasi zum Fünfzigsten des Senders. Radio Star – Die AFN Story kam in die Kinos. Ein faszinierender Rückblick auf den schönsten Import amerikanischen Lebensgefühls.

Adieu!

Strafzölle in Höhe von 35 Prozent – das erinnert an die Hoch-Zeiten des Welthandels, bevor es die Welthandelsorganisation WTO oder deren Vorläufer GATT gab. Seither sind die Zölle stetig abgebaut worden und haben mittlerweile den niedrigsten Stand der letzten Jahrzehnte erreicht. An internationale Handelsverträge müssen sich die die Vertragspartner halten. Aber:

Es gibt eine Ausnahme insoweit, als dass man zeitlich befristet – maximal ein Jahr – besondere Gründe anführen kann. Besondere Gründe für sehr, sehr unfaires Handelsgebaren des Gegenübers. Das ist unter der Ägide von Herrn Obama im Hinblick auf chinesischen Stahl sogar einmal gelungen, ohne dass die WTO eingeschritten wäre. Ansonsten, wenn man das nicht gut begründen kann, einseitig mal so mir nichts dir nichts Zölle zu erheben, da wird die WTO einschreiten. Und das kann dann auch zu Strafen, monetären Strafen führen, wenn man sich an die Spielregeln der WTO nicht hält.

Doch bis es dazu kommt, kann einige Zeit vergehen. Bis dahin könnte schon einiger Schaden in den internationalen Handelsbeziehungen angerichtet sein. Internationale Verträge einseitig kündigen oder neu schließen kann der amerikanische Präsident Donald Trump jedoch nur im Zusammenspiel mit dem Kongress – hier gilt das Prinzip der „checks and balances“, der gegenseitigen Machtkontrolle. Die Strafzölle könnten zwar kurzfristig vielleicht dazu führen, dass in den USA das ein oder andere Werk wieder eröffnet wird, also Jobs entstehen. Allerdings sehe das auf mittlere Sicht wieder anders aus.

Würden Amerikaner mit Strafzöllen, mit der Aufkündigung von Freihandel sozusagen diese internationalen Beziehungen aufkündigen, dann müssten sie Dinge wieder selber tun, die sie offenkundig nicht so gut tun können. Ganz direkt führen Strafzölle dazu, dass Produkte teurer werden. Die Amerikaner müssen mehr dafür bezahlen. Die Inflationsrate würde ansteigen, Kaufkraft geht verloren, wahrscheinlich müsste sogar die amerikanische Notenbank gegensteuern. Und wie dies dann zu mehr Jobs führen soll, das bleibt das Geheimnis des neuen POTUS. Das will niemand!

Allerdings dürften auch die Handelspartner einem solchen Treiben nicht tatenlos zusehen: Vor allem starke Partner wie China könnten etwa mit der Einschränkung des Exports, etwa von Seltenen Erden, drohen, die für den Bau von Smartphones benötigt werden. Mexiko hätte wohl weniger entgegenzusetzen. Auch für uns in Deutschland steht einiges auf dem Spiel: Schließlich sind die USA inzwischen unser größter Handelspartner. So appelliert etwa der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau an den amerikanischen Kongress, er möge den wirtschaftspolitischen Kurs Donald Trumps ändern helfen.

Die Offenheit, mit der Trump die Dinge beim Namen nennt, ist irritierend und erfrischend zugleich. Dass der Kontrollverlust an den deutschen Grenzen ein großer Fehler war, sahen die meisten Europäer schon vor anderthalb Jahren so. Auch dass die Amerikaner den Irak nie hätten angreifen sollen, bestreitet heute kaum jemand. Richtig ist ebenfalls, dass die meisten NATO-Partner weniger in das Bündnis investieren als zugesagt.

Das macht die NATO nicht „obsolet“. Ob die Trennung Großbritanniens von der Europäischen Union wirklich „großartig läuft“, wird man sehen. Es stimmt jedoch, dass die Flüchtlingspolitik der Tropfen war, der das Brexit-Fass überlaufen ließ. Und noch weiß niemand, ob nicht doch noch weitere Länder aus der EU austreten werden.

Die NATO bleibe trotz allem zuversichtlich, dass der US-Präsident zu den Verpflichtungen seines Landes im Bündnis stehe, sagte ein Sprecher mit Verweise auf eine Aussage des NATO-Generalsekretärs Stoltenberg im Dezember 2016. Die USA würden ihr starkes Engagement gegenüber der NATO und den „Sicherheitsgarantien in Europa beibehalten“. Dies habe Trump nicht nur ihm gegenüber in einem Telefongespräch nach seinem Wahlsieg im November deutlich gemacht, sondern auch gegenüber „vielen europäischen“ Staats- und Regierungschefs bei einem Treffen der NATO-Außenminister.

Der künftige US-Präsident hatte in einem Interview mit der BILD und der britischen TIMES gesagt, die NATO sei „obsolet, weil sie erstens vor vielen, vielen Jahren entworfen wurde“ und sich „nicht um den Terrorismus gekümmert“ habe. Darüber hinaus bekräftigte Trump seine Kritik, dass europäische NATO-Mitglieder sich zu wenig an den finanziellen Lasten im Bündnis beteiligten.

Mit letzterem hat er recht!

Heute riskieren wir einmal ein Blick in das Feuilleton: Wann und wie kam der Mensch zur Unterhose? Ein Kleidungsstück nur für die Oberschicht!?

Die Unterhose hat sich erst nach 1800 in der Bevölkerung verbreitet. Vorher trug die Oberschicht, und von der nur eine Minderheit, Unterwäsche. Die große Mehrzahl der Menschen trug keine Unterwäsche. Es war auch nicht notwendig. Man konnte ohne Weiteres ein langes Hemd tragen, das weit herabreichte und das aufnahm, was heute die Unterhose tut.

Wie hat man das herausgefunden? Der Wertewandel in Richtung Unterhose kam ans Licht durch das Studium von Krankenhausakten: In Krankenhausakten aus Städten, wo die Menschen als Kranke hinkamen, sich vollkommen entkleiden mussten, meist auch gebadet wurden, und wo die Wäsche einzeln registriert wurde. Diese Listen liegen uns heute noch vor.

Die Geschichte der Unterhose reicht bis in die Frühzeit der Menschheit zurück – wenn man den Lendenschurz als Vorläufer der Unterhose in die Betrachtung mit einbezieht. Fliegt man dann durch den geschichtlichen Zeitraffer, stellt man fest, dass die spezielle textile Versorgung des Intimbereichs vor allem erotische Motive hatte – und hat! Bilder mit stattlichen jungen Männern aus der Renaissance belegen es.

Die Unterhose als Kälteschutz und aus hygienischen Gründen gibt es noch nicht so lange. Eine Aufzeichnung eines Nürnberger Spitals (oben schon erwähnt) aus dem Jahre 1841 belegt, dass ein Patient bei seiner Ankunft Unterhosen trug. Einer von vielleicht hundert anderen Patienten ohne etwas drunter …

Wichtig für die Geschichte der Unterhose in der breiten Bevölkerung Deutschlands ist das Jahr 1876. In diesem Jahr wurden Soldaten der preußischen Armee mit Baumwoll-Unterwäsche, sogenannten Trikotagen, ausgestattet. Eine intime Revolution! Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) soll sich über das Tragen der Unterhosen bei seinen Soldaten wenig begeistert gezeigt haben – er selbst trug keine.

Preußens Soldaten liebten ihre Unterhosen. Sie waren nicht nur ein zusätzlicher Schutz vor Kälte, sie verhinderten auch den direkten Kontakt mit der rauhgewebten Uniform. Eine frühe Art der Hautschonung! Die Unterhosen der damaligen Zeit hatten kaum etwas gemein mit dem, was man heute unter diesem Begriff versteht: Sie waren lang und manchmal sogar mit dem Oberteil, dem Trikot, verbunden. In Western-Filmen sieht man manchmal noch den einen oder anderen Helden in Beinkleidern, wie sie damals wohl üblich waren.

Um Unterwäsche in großen Produktionszahlen und mit dem erwünschten Tragekomfort herzustellen, war die Erfindung von Webstühlen und anderen Maschinen für die industrielle Baumwollverarbeitung ab circa 1800 notwendig. Baumwollverarbeitung war gleichzeitig die erste industrielle Boom-Branche weltweit, der Bedarf für Baumwollartikel – etwa Unterwäsche – war enorm.

Mit der Baumwolle und ihrer industriellen Verarbeitung gewann die Unterhose dann auch die hygienische Bedeutung, die sie heute innehat. Denn Baumwolle ist leichter zu waschen als Leinen oder Wolle.

Zumindest die männliche Unterwäsche hatte spätestens mit ihrer breiten Einführung in der Bevölkerung so gar nichts Erotisches mehr an sich. Das lag weniger an der Unterwäsche, sondern an der Prüderie des viktorianischen Zeitalters, die bis in die 1960er Jahre anhielt. Unterhosen wurden vor allem aus den bekannten Schutz- und Hygienegründen produziert und schamhaft unter der Oberbekleidung getragen. Kein Wunder, dass lange Unterhosen (weiß, Feinripp) dann auch die Bezeichnung „Liebestöter“ erhielten.

Mit Damenunterwäsche dagegen ging man schon früher offenherzig um: Bieder und dennoch verführerisch dargestellt in Anzeigen und Katalogen von Wäscheherstellern – und natürlich auch in erotischen Fotos und Zeichnungen, die allerdings unter dem Ladentisch gehandelt wurden.

Der Slip setzte sich nach dem zweiten Weltkrieg auch in Deutschland schnell durch. Diese eng anliegende, beinlose Unterwäsche wurde 1934 – zuerst in den USA – gezielt als Unterhose zunächst für Männer entwickelt. 1951 erwarb die Schiesser AG, damals schon ein weltweit bekanntes Unternehmen für Unterwäsche, die Lizenz für den Slip.

Die Unterhosen-Mode änderte sich mit der gesellschaftlichen und sexuellen Revolution von 1968: Viele Tabus fielen. Inzwischen hat die Unterhose für Männer wieder eine gewisse erotische Komponente. Große Auswahl: Pants, Slips, Boxershorts, lange Unterhosen, und vieles mehr. Zudem gibt es einige stilistische Mixformen, wie unter anderem den Tanga.

Eine Vorrichtung in der Männerunterhose verliert immer mehr an Bedeutung. Der Hosenschlitz oder Eingriff wurde erst nach dem ersten Weltkrieg erfunden, um Männern das Urinieren im Stehen zu erleichtern. Aber wer pinkelt heute noch im Stehen – nicht wahr, meine Herren?!

Lieber Pierre,

die Antwort der psychisch Verdrehten direkt aus einem aktuellen Internet-Fall, bei dem man sich entweder gleichgültig mit den Worten „mit so einem Quatsch beschäftige ich mich nicht“ oder aber nachdenklich widmen kann. Wie du mich kennst, lieber Pierre, beobachte ich Menschen sehr gut und lese immer wieder zwischen den Zeilen. Es sind die Signale, die sie unterbewusst aussenden und oftmals ist den Sendern ihr eigenes psychisches Dilemma nicht klar.

Ein ausgewanderter Tscheche lebt seit 17 Jahren der Arbeit wegen in den Staaten – zuerst legal eingewandert, jetzt illegal. Im Internet tauchte er sehr dezent auf, hatte recht wenige Kontakte in seiner Liste und kam über die Musik auf meine Seiten. Erst passierte nichts, nach einigen Wochen kam eine private Nachricht „Hallo, ich traute mich zuerst nicht, aber dein Musikgeschmack ist klasse.“ Nichts Schlimmes bis dahin also und keinerlei Grund, unhöflich zu sein, richtig? Wir Spürnasen schauen aber immer, welche Informationen wir über andere Menschen im Netz bekommen können, da war nichts Auffälliges. Ok, ein Facebook-Profil, ein MySpace-Profil und ansonsten nur Musik. Genau dort hätte ich ansetzen sollen – jetzt bin ich schlauer. Hätte ich auf die Auswahl der Titel und der jeweiligen Lyrics geachtet, wäre mir sehr schnell aufgefallen, dass es sich um einen depressiven, innerlich schwer verletzten Mann mit einer tiefen Trauer handelt. Es ging also weiter: Die nächsten Nachrichten waren sehr direkt, er sprach sofort von Liebe, von heiraten und er wolle mein Mann sein. Na, wer kauft denn die Katze im Sack? Er lud ein, wolle viel arbeiten für das Ticket und mit mir ein Rock-Festival besuchen, eine Einladung im Restaurant mit Blumen, ganz romantisch… also die gesamte Bandbreite der dämlichsten Verführung, die ich kenne. Wer reist in Gottes Namen ans andere Ende der Welt, um einen fremden Mann zu besuchen? Kommen wir zur Psyche: Es kamen Einladungen zu Video-Chats und eine davon nahm ich mal an, ich hatte das bis dato noch nie gemacht. Überraschenderweise war er tatsächlich real, eigentlich recht attraktiv und wirkte aufgeschlossen und lustig. Hatte so jemand es nötig, Damen im Internet kennenzulernen? Er sprach von tiefer Verletzung, weil ihn seine Freundin verlassen hatte und auf meine Frage, wieso er so wenige Kontakte und ausnahmslos Frauen hatte, war seine Antwort, er wolle seiner Ex-Freundin eins auswischen, weil er wüsste, dass sie ihn beobachtet. Kindergarten pur. Nun ging es weiter mit „du hast einen besseren Mann verdient als mich“, „ich bin ein Nichts und arm“, „ich gehe, lass dich in Ruhe“, „ich belästige dich nicht mehr“, „du fehlst mir“, „ich liebe nur dich“ – immer im Wechsel mit starken selbstzerstörerischen Zweifeln, dass er eine Null sei. Warum, lieber Pierre, sollte ich mich für eine Null interessieren? Es war die Mitleidsschiene, die Freundesschiene, die Tränendrüse, das Versprechen, die Hoffnung und vieles mehr in kurzer Zeit und einer ständigen Schwankung unterworfen. In den Titeln seiner Songs lag die Geschichte, er wollte zerstören. Nach und nach jede Lady, die irgendwie in Frage kam, zerstören, beleidigen, traurig machen, locken und sofort abblitzen lassen. Ob es eine Borderline-Störung ist, kann ich nicht beurteilen, aber das ist definitiv psychisch krank. Nach einem Tag meiner Abwesenheit im Netz wurde ich erschlagen von Trauer, Liebesschwüren, Fotos, Zuneigung/ Abwendung und ich will es als eine durchlebte, nachgelebte, eigene Geschichte beschreiben, die zur psychischen Verarbeitung offenbar den Prozess „Gleiches mit Gleichem vergelten“ braucht. Für jeden normalen Menschen sind diese Zuckerbrot und Peitsche-Allüren indiskutabel und man distanziert sich sofort. Hier ist klar, dass ein Mann derart verletzt ist, dass er nicht in der Lage ist, zu differenzieren oder zu verzeihen und anderen Menschen gleiches vergiftetes Unheil bringen möchte – und das eben virtuell (wahrscheinlich ebenso real). In den Songs war die Rede von „Mein Tod“, „Blutende Seele,“ „Phoenix und Auferstehung“, „Hass“, „Black Soul“, „Schmerz“ und genau in der Reihenfolge wie auch die Nachrichten ankamen. Jeder Song, der bei ihm auftauchte, passte zu der Nachricht, die bei mir ankam. Möge diese Seele eines Tages in sich Ruhe finden. Lieber Pierre, damit wollte ich dir sagen, dass es tagtäglich solche Situationen gibt, in denen Menschen sich selbst betrügen, ausweichen und Ersatzhandlungen, die durchaus selbstzerstörerisch als auch fremdzerstörerisch sein können, passieren. Dieser Mann will andere Menschen ebenso unglücklich machen, wie er selbst ist und setzt das auch tatsächlich um, jedenfalls versucht er es. Sollte sich vielleicht wirklich eine Dame in ihn verlieben, wird sie die ganze Bandbreite der starken Verletzungen spüren, gedemütigt werden und am Ende traurig sein. Damit hat er seine kranke Psyche ins Gleichgewicht gebracht – vorübergehend. Er ist ein Mann der Dunkelheit, der Depression und der inneren Verzweiflung. Etwas, was mir nichts anhaben kann, aber bedauerlicherweise eventuell anderen.

 

Es grüßt das Licht,

eine herzliche Umarmung

 

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Emotional verabschiedet sich Barack Obama als Präsident. 20.000 Menschen feierten ihn. Sein Auftritt zeigt aber, in welch kritischem Zustand er die USA sieht.

Obama erwähnte die Errungenschaften seiner Präsidentschaft. Seine Regierung habe 20 Millionen mehr Menschen eine Sozialversicherung gebracht, den gefährlichsten Terroristen der Welt unschädlich gemacht und eine Atommacht Iran verhindert, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern. „Amerika ist ein besserer Ort, als zu der Zeit, als wir angefangen haben“, sagte er. „Ihr müsst die Werte hochhalten, die uns zu dem machen was wir sind“, forderte Obama von seinen Landsleuten. Obama fügte hinzu: „Es war die größte Ehre meines Lebens, Euch zu dienen.“ Es passt zur Tragik seiner Präsidentschaft, dass nicht sicher ist, was inhaltlich von seiner Amtszeit übrigbleibt. In wenigen Tagen sitzt an seinem Schreibtisch Donald Trump …

Obama will Abschied nehmen. Natürlich in Chicago. Hier hat alles angefangen vor acht Jahren, hier soll es enden. „Es ist gut, wieder zu Hause zu sein!“, sagt er. Eine knappe Stunde spricht er und die Rede ist, natürlich, eine in Teilen sehr wohlwollende Betrachtung seiner eigenen Amtszeit. Es geht ihm darum zu zeigen, dass sein Versprechen des Wandels in seiner Präsidentschaft auch tatsächlich eingehalten wurde.

In weiten Passagen ist es aber eine nachdenkliche und emotionale Rede, eine Reflexion darüber, was in den vergangenen Jahren in den USA und unter ihm als Präsidenten passiert ist. Er wolle, sagt Obama, zum Abschied gerne etwas zum Zustand der Demokratie sagen. Die sei nämlich in Gefahr.

Die Ungleichheit wachse, die Chancengleichheit schrumpfe, die Polarisierung nehme zu, das Vertrauen in Institutionen nehme ab. Zu viele Menschen fühlten sich abgehängt. Den Sorgen der vielen Bürger, die mit den Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte ihre Welt verloren hätten, müsse sich das Land eigentlich wieder stärker widmen. Nur sei den Amerikanern etwas Wesentliches abhanden gekommen: Die Fähigkeit, sich in den jeweils anderen hineinversetzen zu können. „Wir fühlen uns immer sicherer in unseren Blasen, dass wir – egal ob sie richtig oder falsch sind – nur noch jene Informationen akzeptieren, die zu unseren Meinungen passen“, kritisiert Obama.

Geht wieder aufeinander zu, engagiert euch, öffnet euch – das ist die Botschaft des scheidenden Präsidenten. „Die Demokratie ist immer dann bedroht, wenn wir sie als selbstverständlich betrachten“, ruft er. „Wenn ihr keine Lust mehr darauf habt, mit Fremden im Internet zu streiten – versucht mal, mit ihnen im richtigen Leben zu sprechen“. Wenn einem Politiker nicht passten, solle man Unterschriften sammeln und selbst antreten. Das „Amt des Bürgers“ sei das wichtigste Amt in der Gesellschaft. Ähnliche Sätze hat Obama letztes Jahr in Havanna geäußert, um die Kubaner von der Demokratie zu überzeugen. Jetzt spricht der scheidende Präsident seinen Landsleuten ins Gewissen, damit diese sich von der Demokratie nicht verabschieden.

Natürlich sind diese Passagen eine indirekte Referenz auf Donald Trumps Weltsicht und eine Abgrenzung von dessen Plumpheit und Aggressivität. Der Wahlsieger ist nicht anwesend, aber in gewisser Weise ist er die ganze Zeit über mit im Saal. Als Obama von der „friedlichen Übergabe der Macht“ spricht, pfeifen ein paar Zuschauer und schreien „Four more years!“ – nochmal vier Jahre. Obama lächelt. Er dürfe das nicht …

Namentlich erwähnt er seinen Nachfolger nur einmal, ansonsten versucht Obama, sich von ihm politisch abzugrenzen. Um die Demokratie zu retten, „müssen wir uns auch gegen die Schwächung unserer Werte stellen“, ruft er. Freier Handel, Recht und Gesetz im Anti-Terror-Einsatz, Entschlossenheit im Kampf gegen den Klimawandel, Einsatz für Flüchtlinge. „Unsere Rivalen wie Russland und China reichen nicht an unseren Einfluss heran. Es sei denn, wir geben auf, wofür wir stehen und werden auch eines dieser großen Länder, die ihre kleinen Nachbarn schikanieren“.

Am Ende seiner Rede angelangt, möchte Obama seinen Leuten noch eines mitgeben: Er kommt als Mann der Hoffnung, er will gehen als Mann der Hoffnung. „Lasst uns wachsam sein. Aber nicht ängstlich“, ruft er. „Die Zukunft ist in guten Händen“. Ein Satz, den nicht einmal alle Republikaner unterschreiben würden.

Aber in Chicago hören das an diesem Abend die meisten Zuschauer gerne.

Ganz am Ende seiner letzten großen Rede als Präsident wird es emotional. Barack Obama steht am Pult in Chicago, beißt sich auf die Lippe und wischt sich eine Träne aus dem Auge. „Bei allem, was ich in meinem Leben gemacht habe, bin ich am stolzesten darauf, Euer Vater zu sein“, ruft Obama seinen Töchtern zu.

Ein bewegender Moment. Es liegt weniger an Obamas persönlichem Ton. Sondern daran, dass den meisten im Saal mit einem Mal klar wird, dass in diesen Tagen die Präsidentschaft Obamas zu Ende geht.

Liebe Petra,

du weißt, wie schwer ich es mir mit dem positiven Denken mache. Ich scheue mich, in meinen Schriften den Eindruck zu vermitteln, dass man mit schönen Worten, das Leben besser gestalten könne. Zugegeben – sie spielen eine Rolle, aber man sollte sich ihrer Wertigkeit bewusst sein. Sie haben nur eine Bedeutung, wenn ich sie zu meiner empfundenen Wirklichkeit konfrontiere, denn nur dann kann sich zeigen, ob sie Bestand haben oder nicht. Das zu tun, wenn man von bösen Gedanken angegriffen wird, kann einer Vergewaltigung gleichgestellt werden und dennoch sollte man den Humor bewahren. Das tue ich mit einer guten Dosis Ironie, wie es die folgende Kurzgeschichte darlegt:

Der Herr Jodler

Alpiner-Kitsch ist Bestandteil der alpinen Welt und wenn es gewaltig „alpelt“ geht es nicht ohne den Jodler und das Alphorn, denn ohne sie gäbe es keine Alpen. Stellt ihr euch Seeleute-Gesänge in diesem Ambiente vor? Da müsste schon die Titanic auf der Alm versunken sein. „Du Nonno, ich will Jodler werden!“ War das besser als Busfahrer, Feuerwehrmann oder Zahnarzt? Eine tiefgreifende Frage. „Ich werde mich bei der Agentur für Arbeit erkundigen.“ Der Beamte, der sich sonst langweilte und immer wieder auf seine Uhr schaute, um nach Arbeitsschluss seine Uschi auf der Lustwiese zu ficken, hob die Wimper mit höchstem Interesse. „In der Tat, Herr Nonno, dieser Markt ist in Berlin noch unerforscht und ich denke, dass es gute Voraussetzungen gäbe, neue Arbeitsplätze zu kreieren – allerdings müsste ein Berg her.“ Ein Jodler ohne Berg war in seinen Augen ein Unding, deshalb wäre es dringend notwendig, ein Massiv auf das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof zu errichten. Piz Berlin! „Somit Herr Staatsdiener, würden Sie den Verdienstorden 1. Klasse verliehen bekommen.“ „Der Haken dabei ist, dass es Senner mit ihren Schafen geben müsste, denn ohne sie kann nicht gejodelt werden.“ Keineswegs empfand er das als eine Behinderung, nur eines störte ihn: Die Wölfe, die sich bereits um Berlin angesiedelt hatten, hatten Appetit auf Jodler. „Kein Problem, Rotkäppchen wird sich freuen. Sie hat es satt, sich für einen sauren Sekt flach legen zu lassen. Lieber gefressen werden, als Bauchkrämpfe zu erleiden.“

Ob du glaubst oder nicht, solche Geschichten helfen mir über die Runde und wenn ich sie schreibe – mehr als 200 habe ich vorigen Herbst verfasst – denke ich nicht mehr an die ganze Scheiße, die uns umgibt. So gesehen ist das Schreiben meine Stütze in dem grauen Alltag, dem wir ausgesetzt sind und außerdem passiert ein Wunder. Als Schmerzpatient hat sich meinen Alltag schwer verschlechtert. Wenn ich am Laptop sitze, verschwinden meine Plagen wie durch ein Wunder und ist der Beweis, wie subtil das Gehirn funktioniert, birgt aber auch die Gefahr, dass man davon süchtig wird. Wenn ich zwischen 4 und 5 durch quälende Krämpfe aufwache, arbeite ich lieber, als Schafe zu zählen und schreibe ich lieber viel Blödsinn, um mich bei Laune zu halten. So gesehen ist meine Kreativität auch unter einem therapeutischen Standpunkt zu sehen und das auch wenn der Twitter-Virtuose Donald Trump mir das Leben madig macht! Ich glaube, liebe Petra, dass das das Einzige ist, was mir über die Runde hilft.

 

In diesem Sinne.

Ich umarme dich,

 

 Pierre

 //pm

Rückblickend betrachtet waren die tödlichen Schüsse von Paris vor zwei Jahren das Startsignal für eine europaweite Kampagne zur Einschränkung der Meinungsfreiheit. Quer durch das gesamte politische Spektrum wuchs die Kritik an Charlie Hebdo angeblich wegen der zu einseitigen und verletzenden Inhalte. Das Argument, dass radikale Islamkritik oder politisch unkorrekte Satire das friedliche Zusammenleben gefährdet, ist für die Meinungsfreiheit gefährlicher als jeder Terroranschlag. Es stellt genau die angsterfüllte Reaktion auf den Terror dar, die von Terroristen angestrebt wird. Die Kritik an Charlie Hebdo ging so weit, dass man die Redakteure gar des „Meinungsfreiheits-Fundamentalismus“ bezichtigte, der nicht Aufklärung, sondern selbst Gewalt zum Ziel habe. Die Realität steht auf dem Kopf: Während der Mut von Journalisten und Satirikern, kontroverse Themen kritisch und provokant zu behandeln, als verrückt und letztlich freiheitsfeindlich dargestellt wird, erscheint Zurückhaltung und Anpassung an den Mainstream als progressiv und wahrhaft aufgeklärt.

Dieser zutiefst intolerante Konsens der Angst erklärt auch, warum das in einigen Staaten der EU geplante Vorgehen gegen die Erzeuger und Verbreiter sogenannter „Hass-Kommentare“ oder „fake news“ so wenig Aufruhr erzeugt. Zwar wird hin und wieder ironisch bemerkt, dass die Regierungspläne an das „Wahrheitsministerium“ aus George Orwells Klassiker „1984“ erinnern. Doch dass von solchen Eingriffen in die Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit ernste Gefahren ausgehen, scheint auch in der Medienwelt nicht gesehen zu werden. Offenbar wähnt man sich dort gerne selbst auf der Seite der Privilegierten und Aufrichtigen, anstatt das Recht derjenigen zu verteidigen, die die Welt mit weniger bedacht gewählten Worten beschreiben.

Die Aufgabe der Meinungs- und Pressefreiheit in einem demokratischen Gemeinwesen besteht darin, den öffentlichen Marktplatz der Ideen, auf dem die verschiedensten und selbst hanebüchene Interpretationen der Wirklichkeit miteinander um die Gunst des Publikums ringen, vor Eingriffen von außen zu schützen. Das Niveau des Inhaltsangebots kann nicht dadurch verbessert werden, dass man abstruse Sichtweisen gezielt unterdrückt. Dies kann im Gegenteil nur durch die größtmögliche Informations- und Meinungsfreiheit gelingen – Freiheit ist die Grundlage für den offenen Ideenwettbewerb, ohne den die Demokratie jede progressive Dynamik einbüßt. Dieser Zusammenhang ist offenbar in etablierten Journalistenkreisen in Vergessenheit geraten. Lieber sieht man sich dort nicht als unabhängige Informanten der Bevölkerung, sondern als deren Erzieher und Therapeuten. Und daher gilt vielen die Idee einer staatlichen Zulassungsbehörde für Realitätsbeschreibungen und Meinungen als ein probates Mittel zur Stärkung der eigenen Mission im Kampf gegen die Verrohung der Sitten.

Die Konsequenzen dieser Haltung sind aus mehreren Gründen fatal: Zum einen werden durch die Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit die „Selbstreinigungskräfte“ der Medienlandschaft stark beeinträchtigt. Denn wie im Wissenschaftsbetrieb, so führt auch hier nur der offene und freie Austausch von Inhalten und Argumenten dazu, Lügen und Halbwahrheiten zu entlarven. Wenn aber die Festlegung, was eine Lüge und was ein Hass-Kommentar ist, in die Hände der Obrigkeit gelegt wird, dann wird die Wahrscheinlichkeit, dass staatstragende Politik überhaupt noch der Lüge überführt werden kann, weiter sinken.

Hinter dem „staatlichen Vorkosten“ von Standpunkten und Sichtweisen steht aber vor allen Dingen die Geringschätzung und die Furcht vor der eigenen Bevölkerung. Offensichtlich meint man, diese vor dem verführerischen und aufstachelnden Einfluss abweichender Sichtweisen abschirmen zu müssen. Bei genauerer Betrachtung ist diese Haltung gegenüber dem „demokratischen Souverän“ beleidigender und herablassender als jeder im Internet zu findende Hass-Kommentar. Wenn sich die Politik anmaßt, festlegen zu können, was Hass-Kommentare und was falsche und wahre Nachrichten sind, dann braucht sie sich nicht wundern, wenn sie selbst plötzlich nicht mehr erste Wahl ist.

Und genau diese Erfahrung hat die westliche Welt im Jahr 2016 erschüttert: Eine zunehmend entrückte und verunsicherte Elite mitsamt ihren medialen, kulturellen und zivilgesellschaftlichen Anhängseln versucht reflexartig alles, was die eigene Meinungsführerschaft infrage stellt, für demokratiefeindlich zu erklären. Über viele Jahre hat die so begründete „Politik der Alternativlosigkeit“ die Menschen in die Apathie getrieben. Doch dies gelingt heute immer weniger. Deutliche Hinweise darauf gab es in 2016 zu Hauf: Die steigenden Wahlbeteiligungen bei sinkender Zustimmung zur etablierten Politik, das Votum der Briten für den „Brexit“, das Votum der Italiener gegen die Verfassungsreform sowie das Erstarken sogenannter „populistischer“ Parteien – gemeint sind so unterschiedliche Kräfte wie die AfD, der französische Front National, die spanische Podemos, die österreichische FPÖ, die italienische Fünf-Sterne-Bewegung, die griechische Syriza und natürlich der künftige US-Präsident Donald Trump.

Die „Alternativlosigkeit“ hat als sedatives Politikersatzprogramm ausgedient. Die Frage ist, ob die angebotenen Alternativen wirklich welche sind. Ich teile die zum Teil rückwärts gerichteten und auch offen antidemokratischen Positionen der vermeintlichen Alternativbewegungen keineswegs. Aber dennoch ist es die gute Nachricht des Jahres 2016, dass mehr und mehr Menschen wieder beginnen, nach Alternativen zu suchen und sich in ihrer eigenen Meinungsbildung nicht mehr von amtlichen Verlautbarungen ausbremsen lassen.

Autorennen im Urwald? Welch ökologische Sünde! Nein, es geht um die Banane! Genug verwirrt?! Kein Obst erfreut sich so großer Popularität wie die Banane. Nach dem Apfel ist sie die liebste Frucht der Deutschen. Während die südostasiatische Frucht bereits im 19. Jahrhundert in Nordamerika eingeführt und auch in Mittelamerika und der Karibik gezüchtet wurde, brauchte es noch einige Zeit bis sich die Banane in Deutschland etablierte. Erst nach dem ersten Weltkrieg wurden auch wir zur „Bananen-Republik“. Rund zwölf Kilo vertilgt jeder Deutsche im Schnitt nach statistischen Erhebungen im Jahr. Doch der Exportschlager könnte in absehbarer Zeit aus dem Supermarkt verschwinden. Denn Pilzbefall bedroht die weltweit gängigste Sorte „Cavendish“, die in den Industriestaaten fast alle Bananen-Regale füllt. Ein tauglicher Ersatz ist nicht in Sicht.

Dabei ersetzte die „Cavendish“ einst selbst die bis in die 1960er Jahre vertriebene Sorte „Gros Michel“, die von der Panamakrankheit dezimiert wurde. „Cavendish“ ist zwar resistent gegen den Pilzstamm TR1, der „Gros Michel“ heimgesucht hatte, kann sich aber des Stammes TR4 nicht erwehren. Schuld an der verheerenden Auswirkung des Krankheitsbefalls ist der Anbau in Monokulturen.

Der Massenanbau konzentriert sich nur auf wenige Pflanzensorten. Bei der Ernte will man Pflanzen haben, die auf dieselbe Höhe wachsen und am selben Tag reif sind. Diese Uniformität gefährdet aber unser Nahrungssystem, weil eine einzelne Krankheit alles ausrotten kann.

Schuld an der Vermehrung des Pilzes ist also der Anbau von Bananen in Monokulturen. „Das weltweite Problem mit TR4 besteht darin, dass es bisher keine wirksamen Möglichkeiten der Ausrottung gibt“, heißt es von der UN-Weltgesundheitsorganisation (FAO). TR4 kann rund 30 Jahre in der Erde überleben.Nach seiner ersten Entdeckung in den 1990er Jahren in Südostasien breitete sich TR4 auch in Afrika und im Nahen Osten aus. Vernichtend wäre es, sollte der Pilz auch den weltweit größten Bananenproduzenten Indien erreichen, oder das größte Exportland Ecuador.

Laut FAO hat sich die Bananenproduktion in den vergangenen 50 Jahren weltweit mehr als vervierfacht – 2013 waren es 107 Millionen Tonnen. Doch beim Pflanzenanbau fehlt es an Vielfalt. Nach Schätzungen des Forschungsinstituts Bioversity International gibt es rund 30.000 essbare Pflanzenarten auf der Welt. Vier davon – Weizen, Mais, Reis und Soja – nähmen derzeit 50 Prozent der weltweiten Anbauflächen ein.

„Verschiedene historische Beispiele zeigen, warum die genetische Vielfalt von Pflanzen wichtig ist. Das sei wie bei den Spareinlagen auf der Bank. Ein Finanzberater werde einem Kunden immer raten, seine Investitionen breit zu fächern (Stefano Padulosi, Forscher derBioversity International). Die große Hungersnot in Irland im 19. Jahrhundert mit rund eine Million Toten sei unter anderem darauf zurückzuführen gewesen, dass der Kartoffelanbau des Landes weitgehend auf einer einzigen Sorte basiert habe, die von einer Krankheit zerstört worden sei.

Von den 1.500 registrierten Bananensorten dürfte wohl keine als direkter Ersatz für die „Cavendish“ infrage kommen.

Forscher wollen nun resistente Bananensorten züchten – gegebenenfalls mit Hilfe von Gentechnik. Eine nachhaltigere Methode, um Pilzepidemien zu vermeiden, wäre sicherlich der Rückzug vom monokulturellen Anbau.

Die Honduranische Stiftung für Agrarforschung (FHIA) setzt – statt auf Genveränderung – lieber auf Kreuzungen bei der Züchtung. Die Erfolge sind zwar kleiner und eine Entwicklung von Resistenzen dauert zwar länger, aber dafür erfolgt die Resistenz auf natürlichem Weg. Und wenn die Banane bis dahin nicht ausgestorben ist, wird sie es dann auch nicht tun …

Es ist unwissenschaftlich, weiß ich, aber mir schwirren diverse Gedanken im Kopf herum: Vogelgrippe, Schweinegrippe, Spritpreise. Immer viel Gedöns, oft ganz einfache Lösungen. Zweitere wurde hochgebauscht. Wissenschaftlich erwiesen war die Schweinegrippe wesentlich harmloser als andere Grippearten. Dringende Impfung musste erfolgen! Gegen eine harmlose Grippeart. Noch dazu mit zwei Impfstoffen: einen für Militärs und Politiker, der andere für das gemeine Volk. Die Schatzmeister der Pharmaindustrie wieherten vor Glück, ob der Gewinne.

Die Spritpreise steigen wieder zu Jahresanfang, die Inflation kommt. Erschreckende Nachrichten, völlig neu! Ein „Geheimnis“: die Saudis haben die Ölproduktion gedrosselt, somit steigt der Preis. Also: Völlig harmlos!

„Gros Michel“ alias „Big Mike“, verstarb in den 1960er Jahren am Erreger der Panamakrankheit TR1. „Cavendish“ war ab da die Zukunft der Banane. Jetzt kommt TR4 und macht dieser Sorte als nahezu Monokultur den Garaus. Der Schrecken zu Jahresanfang! In allen Gazetten steht es, dass krankheitsbedingt das Angebot schrumpft, so dass die Deutschen sich gefügig auf höhere Bananenpreise einstellen können. 2017: der Wettlauf mit der Zeit zur Rettung unserer Banane! Eines verstehe ich nicht: Laut Wikipedia befällt der Pilz TR4 die Stauden seit den 1990er Jahren. Rund 25, vielleicht noch mehr Jahre. Wozu jetzt die Hektik? Pure Preistreiberei! Wo doch die einschlägigen Pressequellen schon seit mindestens 2014 über die Misere berichteten.

http://dradiowissen.de/beitrag/tropical-race-4-der-pilz-tr4-vernichtet-cavendish-bananen

Nur so ein Gedanke …