Lieber Pierre,

ich verstehe das Zwiegespräch in dir. Das eine ist die spontane Reaktion auf eine Kränkung, das andere die Selbstreflexion, die eine Balance erzeugen muss. Heute tue ich es dir nach und vereinfache meinen Antwortbrief indem ich nur einige Thesen in den Raum stelle. (Die Diskussion und Überlegung dazu liegt bei den Lesern).

Die Gesellschaft. Irrtum und Aufgabe.

  • Wir sind eine Gesellschaft, die wieder Maß nehmen muss inmitten der Maßlosigkeit.
  • Das klappt nicht. Heute ist alles ist auf Produktivität ausgelegt und die Geschwindigkeit spielt eine enorme Rolle. Zeit ist Geld.
  • Sind wir nicht immer ein Produkt unserer jeweiligen Gesellschaftsform? Und ist es nicht so, dass wir die Werte verloren haben, die uns früher einen Sinn gaben?
  • Quatsch. Es gibt genügend Leute, die von Respekt und Wertigkeit sprechen – die gibt´s heute genauso wie früher. Eben ein bisschen angepasster und effizienter.
  • Kann das klappen, wenn man nur darüber redet und nicht gleichermaßen handelt? Schauen wir doch mal, wie die Leute wirklich miteinander umgehen. Lauter Egomanen, Narzissten oder Depris. Es legt doch niemand mehr jedes Wort auf die Waagschale und überlegt sich, wie es in dem anderen wirklich aussieht. Der Zeitgeist gibt heute den Ton an.
  • Aber wer will denn als arme Sau enden, die sich nichts leisten kann und ständig den Cent rumdrehen muss? Geht ja nicht anders als Ranklotzen und da bleibt keine Zeit für Samthandschuhe. Wer das erwartet, träumt.
  • Wie sieht es mit der Generation der Alten aus?
  • Das sind halsstarrige und unhöfliche Säcke, die – je älter sie werden – immer rücksichtsloser werden. Scheint fast so, als ob sie ihren ganzen Frust, dass sie bald abnibbeln, an anderen auslassen wollen.
  • Sind nicht immer beide Seiten beteiligt? Könnte es nicht sein, dass die starre, unterschiedliche Wahrnehmung ein Einvernehmen von Grund auf erschwert? Und eine Konfliktlösung dadurch gänzlich ausgeschlossen ist? Ich bin nicht schuld an dem Dilemma, sagen das nicht immer alle?
  • Und wie stehst du zu den Jugendlichen? Finden sie den Rückhalt, den Sinn, ihren Platz und ihre wichtigen Auseinandersetzungen, die sie brauchen, um Wertigkeit zu erhalten? Oder werden die einfach ruhig gestellt durch überforderte Eltern, die der Schule, Playstation und dem Handy die Erziehung überlassen?
  • Die Hippiezeit hatte Kult-Charakter und war eine Jugendbewegung. Nicht in jedem Punkt nachahmenswert, aber immerhin waren nicht alle so „aggro“ mit Waffen im Amoklauf. Fehlt also eine wichtige Stufe im Leben, die uns zu genau dem macht was wir bemängeln?
  • Es fehlen verdammt nochmal die echten Werte! Der Wahrheitsgehalt lässt Zweifel offen, das Boot schwimmt irgendwo auf dem Wasser – unfähig den Kurs zu halten.
  • Umso dringend notwendiger die Begriffe „Ethik, Moral, Werte, Tugenden“, denn sie sind es, die eine Gesellschaft ausmachen. An der Wurzel packen bedeutet, das bestehende System ständig zu hinterfragen und zu entschleunigen. Sonst geht der Mensch darin verloren.
  • Komm runter, lieber Pierre – auch du musst schauen, wo der Verbindungspunkt zwischen Kränkung (Eitelkeit) und Akzeptanz eines anderen liegt. Irgendwo in der Mitte liegt bekanntermaßen der richtige Weg.
  • Es möge uns bitte, bitte möglich sein, Tugenden zu entwickeln und unsere wichtigen, alten, guten Werte ganz unten an der Basis zu beginnen, sie aufzugreifen und unabdingbar verfolgen. Ein Baum knallt ohne Wurzel im Sturm um. So ist es mit Menschen auch. Gesunder Boden, gesunde Wurzel, gesundes Wachstum.
  • Zeitgeist des einundzwanzigsten Jahrhunderts: Zur Pflege und Geduld eines gesunden Waldes bedarf es viele, viele Jahre der Geduld und Hingabe. Zur Pflege der Gesellschaft bleibt kaum Zeit. Wachstumsfördernde Mittel pushen effizient, damit der Verderb schnell wieder dem Kreislauf des Recyclings zugeführt werden kann. Aber ja, wir wollen alle leben. Fragt sich nur wie.

 

© Petra M. Jansen

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Distanz nicht respektieren.

Ruhemomente zerstören.

Dem Gegenüber auf die Pelle rücken.

Ungefragt, die Meinung aufdrücken.

Teilhaben lassen an ekligen Geschichten.

Tränendrüse des ewigen Märtyrers.

Junggebliebene auf Internet-Fotos,

dabei bereits gealtert um 20 Jahre.

Zu Hause dem Staat auf der Tasche liegend

für ein Leben in Juhu und Partytime.

Schubsen, wenn Warten menschlich wäre.

Belehrend, Zeigefinger hebend den anderen nieder quatschen.

Coolness auf dem Bike der Welt da zeigen,

missachtend die Ausgangsregeln.

Husten und Niesen direkt vor deine Füße.

Dreck raus fegen, Hauptsache weg.

Bespitzeln, nörgeln, neiden.

Man hat ja sonst nichts zu ertragen.

Reinballern in die Kanone der Diskriminierung,

dem Deutschen geht´s ja – ach, so schlecht.

Immer dicker werden und keine Schuld?

Raum einnehmen, der dir nicht gehört?

Diebstahl vor deiner Haustüre ist kein Kavaliersdelikt

und Spucke auf dem Briefkasten asozial.

Hau doch einfach mal eine Oma um,

dann hast du wieder Kohle.

Ist so leicht, das Leben ohne Respekt.

Habgier ist des Menschen Schande.

Lass doch sein, wie es sein soll

und vernichte nicht,

weil d u vergiftet bist.

 

  

© Petra M. Jansen

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Solidarität und Zusammenrücken in einer Zeit, in der Abstand der höchstmögliche Schutz ist – das ist bei jedem mittlerweile angekommen. Was aber ist meine ehrliche Erfahrung in dieser erschütternden Zeit? Die besten Freunde, die ehrlichsten Freunde und die wichtigsten Freunde kommen nicht aus der virtuellen Welt und nicht aus den Reihen derer, die irgendwo anders auf diesem Planeten stets ihren üblichen Senf dazugeben. Meine Erfahrung der letzten Wochen hat mir sehr deutlich gezeigt, dass meine wirklich ernst gemeinten Ratschläge, die ich schon vorab (bedingt durch meine Arbeit) wusste und weitergegeben hatte, beim jeweiligen Empfänger eher in Unglauben oder eine Skepsis, ob ich denn überhaupt wüsste wovon ich spreche, erzeugt hatten. Als ich begann, frühe Informationen selektiert an „Freunde“ weiterzugeben, nahm man mich nicht ernst. Sie warteten auf die offizielle Bestätigung der öffentlichen Medien und das kam teilweise zeitversetzt mehr als Tage später. Dabei vergaßen diese Wenigen, dass WIR (und auch ich somit) Medien sind und einige Berufe mehr oder weniger zeitlich etwas früher informiert sind. Das hängt damit zusammen, dass in Berufen, die gerade jetzt helfend an der Front arbeiten und das Ding am Laufen halten müssen, bereits Informationsschreiben, Genehmigungen und Maßnahmen-Kataloge erhalten, die sie für weitere Schritte im Ernstfall ausweisen und – im Falle eine Ausgangssperre – den Weg für ein problemloses Passieren an eventuellen Barrieren/ Kontrollen freimachen. Zudem müssten bestimmte Berufsgruppen selbstverständlich für ihre Arbeit mit Schutzmaßnahmen und Schutz ausgestattet werden, damit sie selbst nicht erkranken und weiterhin helfen bzw. arbeiten können. Was passierte als ich dringend – wirklich sehr dringend – nur eine einzige Mundschutzmaske brauchte? Totalausverkauf, online wie offline! Ich suchte verzweifelt und danke noch heute einem Herrn, der direkt bei mir gegenüber wohnt und mir nicht eine sondern z e h n Masken in die Briefkasten warf. Das nenne ich echte Freundschaft in einer Notsituation, in der die sonst „besten Freunde“ bedauernd die Kopf schüttelten und sagten, sie hätten leider keine mehr (laufen aber selbst damit herum).

Auch ist es traurig, wenn man doch sehen muss, dass angebliche Freunde genau wissen, welche Leistung man derzeit täglich erbringt und mit welchem Risiko das verbunden ist. Wenn sie dann irgendwann in eine Art verbale Starre verfallen und es nicht als nötig erachten, einmal nachzufragen, wie es einem geht, ist das arg enttäuschend. Funkstille. „No words“ kommen in Krisenzeiten, wobei der täglich Plausch über Kaffee und Blödsinn auch sonst jederzeit möglich war. In Zeiten, in denen jetzt allgemein ernsthaftes Interesse an der Gesundheit gezeigt werden muss, ist es an mancher Stelle vorbei. Vielleicht genau bei denen, denen man helfen wollte und die nun das Gefühl haben, man wollte sie bevormunden. Vielleicht haben sie auch das Gefühl nutzlos zu sein, wenn sie sehen, dass andere sich täglich in den Kampf um Gefahrenabwehr, medizinische Versorgung, öffentliche Sicherheit und Lebensmittelversorgung kümmern. Ich weiß es nicht.

Eines habe ich aber gelernt: Der echte Freund wohnt direkt in deinem Umfeld. Der echte Freund ist deine Familie, die sich um dich sorgt und mitnichten der Quatschkopf, der auf deine Nachricht „Bleib gesund“ mit „Bleib geil“ antwortet. Auch das ist mir passiert in den letzten Wochen der Corona-Krise und ich habe die Schnauze gestrichen voll von Freunden, denen es egal ist, wie es einem geht, wenn man nicht jetzt gerade mal nicht mehr bereit ist, den lustigen Unsinn und oberflächliches Blabla von sich zu geben. Zugegeben, der Humor ist mir etwas abhandengekommen – aber wen wundert das, wenn man fünfzig Stunden und mehr arbeitet, um anderen Menschen irgendwie auf seine Art und Weise und im Rahmen der beruflichen Möglichkeiten zu helfen?

Ich denke, all diejenigen, die nicht begriffen haben, dass Freundschaft auch in Krisenzeiten aufmunternde Worte braucht und echte Unterstützung (auch durch Masken, die im Briefkasten landen), die können ihr Fehlverhalten auch nach der Krise nicht mehr gutmachen. Freundschaft zeigt sich eben doch genau in den Momenten, wo eine fühlbare Krise herrscht.

Mein Dank heute an all diejenigen in meinem direkten Umfeld, die Mut zusprechen, Positivität ausstrahlen, mir Brötchen an die Haustüre hängen (sogar anbieten, mit einer Liste für mich einkaufen zu gehen, weil ich einfach keine Zeit habe) oder einfach nur mal danach fragen, wie es einem geht. Dankeschön auch an einige meiner Ex-Lebenspartner für die Besorgnis und die Erkundigungen, ich weiß das sehr zu schätzen – es zeichnet euch als Mensch aus.

 

© Petra M. Jansen

 

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Liebe Petra,

auch das muss sein – ein paar Gedanken über die Evolution:

Die Evolution? Sie führt zuerst zur Vernichtung.

Ein enger Freund von mir sprach mich gestern an, mit dem Hinweis, dass er an einer Online-Diskussion teilgenommen hatte, über die Maßnahmen, die getroffen werden müssen, um die Klimaerwärmung und ihre Folgen einzudämmen. Ich antworte ihm ein wenig barsch, dass die Menschen diesen Missbrauch der Umwelt weder rückgängig noch bremsen könnten, dass der totale Schaden von der Natur einprogrammiert sei und das wir ihn akzeptieren sollten und dass wir uns vor der ultimativen Katastrophe befinden. Nicht ohne Grund wurde im Alten Testament von der Sintflut gesprochen. Sollte das nicht der Beweis sein, dass es keine Evolution ohne Zerstörung geben kann? Ein Katastrophen-Szenarium, dass ich voll trage – mehr noch, das mich irgendwie beruhigt. Ihr werdet sagen, jetzt spinnt er total. Keineswegs! Es würde mich mit Angst versetzen, wenn wir bestimmen könnten, wie die Natur sich zu verhalten hat. Das würde noch mehr Mord und Totschlag verursachen, wie es schon heute der Fall ist. Nein, ich möchte nicht von den Menschen gerettet werden, auch nicht von Greta, die ich schätze. In der Weltgeschichte haben wir immer wieder solche Zyklen erlebt. Wenn man weiß, dass die Eiszeit relativ rasch gekommen ist, weiß man, dass die Natur ohnehin das tut, was ihr bestimmt wurde. Eine Gegend, die den Tropen ähnelte, wurde mit Gletschern bedeckt, was einen Massentod der Fauna, der Flora und letztendlich der Menschen bedeutete. Ein erbarmungsloses Phänomen. Warum soll das heute nicht noch einmal entstehen? Es war mit Sicherheit notwendig, um der Evolution neue Akzente zu schenken und das geht nicht auf eine museale Art sondern nur mit dem Tabula Rasa. Es ist sicherlich der Weg, den die Natur gehen wird und dies schonungslos.

Nein, der Mensch ist nicht Gott.

Schon der Gedanke, dass die Seele unsterblich ist, gibt mir eine Gänsehaut. Auch wenn das immer noch in den Kirchen gepredigt wird, kann ich nur hoffen, dass das nicht der Fall sein wird. Warum sollte sie unsterblich sein? Wäre es nicht eine Vollbremse, was die Evolution angeht? Die Menschen sollten endlich lernen los zu lassen und sich nicht an das, was sie das Leben nennen, krallen. Sie sollten die Bescheidenheit besitzen, ihren Hut zu nehmen und  Adé zu sagen. Für mich würde das das Sinnbild eines tiefen Glaubens sein. Bloß nicht spekulieren, dass man auf irgendeine Weise gerettet werden soll! Wir können doch nicht die Natur kaputtwalzen und dabei erwarten, dass wir parallel dazu im Garten Eden landen werden. Das würde bedeuten, dass der Allmächtige völlig bescheuert ist. Und da wir als Menschen, immer das kaputt machen, was wir mühsam aufgebaut haben, wird es nicht anders sein mit der Umwelt. Es ist für mich durchaus zu erwarten, dass die ganze Menschheit irgendwann wie die Dinosaurier verschwinden wird, deshalb gehe ich davon aus, dass – trotz Bemühungen, der Zerfall der Natur mit allen Konsequenzen, die er verursacht – nicht anzuhalten ist. Wer an den Pfeilern unseres Gleichgewichts sägt, braucht sich nicht zu wundern, dass irgendwann das Gebäude zusammenbricht. Ohne diese unerbittliche Konsequenz, wird es keinen Neuanfang geben. Wir brauchen nicht vom Ende der Welt sprechen. Das wird, wenn man sich als Laie mit der Theorie der Evolution befasst, nicht geschehen. Dass wird das Gleiche sein, wir die Sprossen, die aus einem Brett nach oben schießen. Warum sollte alles endgültig tot sein? Auch die Passivität der Menschen, was den Klimaschutz angeht, ist mehr oder weniger einprogrammiert. Im Klartext bedeutet das, dass wir dabei sind, Selbstmord zu üben. Gut so!

Das Wunder von Tschernobyl.

Im Revier der Zentrale von Tschernobyl hat die Natur ihre Rechte zurückerobert. In einer Atmosphäre, die völlig verseucht ist, leben viele Tiere, Insekten und das Ganze in einer reichen Flora. Was dabei erstaunlich ist, dass viele Arten nicht krank geworden sind, dass sie sich mit der Radioaktivität arrangieren konnten. Es gibt schon Mutationen, aber viel weniger als erwartet. Die Pflanzen sprengen den Beton. Tschernobyl ist mehr oder weniger ein Zufluchtsort für die Natur geworden. Für mich der Beweis, dass das Leben in einer äußerst kaputten Umgebung doch weiter lebt. Wenn man die Tiere dort beobachtet, zwingt es uns zur Bescheidenheit. So etwas kann der Mensch nicht schaffen. Dieses Beispiel gibt mir Hoffnung, dass es durchaus einen Neuanfang geben kann. Vielleicht ohne die Gattung Mensch, wenn Gott die Nase von uns voll hat. Ich bedauere, dass wir hastige Maßnahmen für den Klimaschutz umsetzen wollen, anstatt uns mit Grundsatzfragen zu beschäftigen. Ich will hier die große Lüge erwähnen, die eng mit unserem Überleben verbunden ist, wenn es um die Natur geht. Ich denke, dass in uns ein Modul der Vernichtung eingebaut ist, das niemand steuern kann und dass uns irgendwann in die Knie zwingen wird. Nein, wir werden nichts retten können, weil wir immer auf mehr Produktivität gepolt sind und der Mensch kann sich letztendlich nicht zügeln. Wer von Entschleunigung spricht, kann nur geringe Maßnahmen treffen, niemals das Problem lösen, weil Leute, die den Zwängen ausgesetzt sind, niemals die Geschwindigkeit drosseln werden. Wir werden bis unser Verderben in der Illusion leben, dass wir etwas steuern können, aber das wird niemals passieren, weil der Mensch nicht der Boss ist. Also packt eure Klamotten ein, um den Würmern einen schönen Gruß von Gott weiterzugeben -mehr ist nicht drin.

 

Ich hoffe, dass es Dir trotz Klima-Erwärmung gut geht und umarme ich Dich!

 

Pierre

//pm

Du sagst mal „Ich sag mal.“

„Sag ich mal“, sagst du.

Du sagst und sagst, dass du mal was sagst.

„Ich sag mal“ – und dann kommt´s…?!

Sag einfach mal ohne „Sag mal“.

„Ich sag mal, ich bin so und denke so“, sagst du.

„Es ist wie es ist, sag ich mal“, sagst du.

Sag´s doch, Mensch!

Sag es doch einfach, Mensch!

Sag nicht hundert Mal „Sag ich mal“.

„Ich sag mal“ kommt immer dann, wenn du nix zu sagen hast.

Du sagst mal, sagst du jedes Mal.

Sag mal, kannst du einfach nur die Klappe halten?

Oder sagen, was du sagen willst?

Ohne „Sag ich mal“ und „Ich sag mal“?

Du sagst es doch, bist mittendrin im Sagen!

Sagst es und sagst uns obendrein, dass du es mal sagst.

Spinnst du eigentlich, zu sagen, dass du mal sagst?

Sag oder sag es nicht.

Aber du sagst, dass du mal sagst.

Und wir merken das, merkst du das?

Dein Sagen ist also nicht wichtig.

Eigentlich hast du ja nix zu sagen.

Da sagst du gerne „Ich sag mal“ und „Sag ich mal“,

damit auch alle wissen, dass du was gesagt hast.

Sag nie wieder „Sag ich mal“, wenn du schon gesagt hast oder sagen willst.

Sag es oder lass es.

Wer etwas zu sagen hat, sagt niemals „Sag ich mal.“

Wer seiner Worte sicher ist, sagt niemals „Ich sag mal“.

Man sagt!

Man sagt mit Worten, die keine Erklärung brauchen.

Man sagt nicht, dass man „mal sagt“.

Sag mal, spinnst du?

Ich sag mal „Ja“.

 

© Petra M. Jansen

 

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Du denkst, es ist Freundschaft, weil es sich zwischenmenschlich gut anfühlt und von Anfang an hast du nie einen Zweifel daran gelassen, dass keinerlei private Liebesinteressen dahinterstehen. Du wägst dich also in Sicherheit, dass es klar sein dürfte, dass es sich lediglich „nur“ um Freundschaft handelt. Langsam schleichend wird es dann immer enger und der Freund/ die Freundin verwechseln Freundschaft mit einem persönlichen, sexuellen Interesse.  Plötzlich siehst du dich eingezwängt in beginnenden Zwängen – es wird mehr und mehr –  und wie kommst du nun aus der Nummer raus, ohne einen „Freund“ zu verletzen? Du hast eine uneingeschränkte Sympathie entwickelt und schätzt den Kontakt sehr, aber dabei sollte es deiner Meinung nach auch bleiben. Schwierig, die entstandenen Erwartungshaltungen des anderen in die richtigen Worte zu packen und Grenzen zu setzen. Nicht selten hilft nur der Total-Rückzug aus einer Situation, die zu einer echten, dauerhaften Freundschaft auf lange Jahre hätte werden können. Du fühlst dich an die Wand gedrückt, erstickst an zu viel Aufmerksamkeit oder aber an einem wahrnehmbaren Gefühl, dass dein Freund sich schon die Hände reibt und innerlich einen Triumphzug vollzieht. Er/sie sieht sich bereits in der Horizontalen oder einer romantischen Liebesnacht während du darüber nachdenkst, wie du deinem Freund noch einmal sanft (man will ja schließlich niemanden verletzen) in deutlichem Ton sagst, dass du es wunderbar findest, dein Sofa und dein Bett für dich alleine zu haben. Irgendwie spürst du, dass er/ sie denkt: „Ich muss nur dran bleiben und nicht locker lassen, dann wird das schon.“

Freundschaft braucht nicht immer eine permanente Bestätigung und nicht immer muss man in kurzen Abständen seine Zeit miteinander verbringen, ganz im Gegenteil. Echte Freundschaften sind stabil und bleiben bestehen, auch wenn man nicht einmal im Monat miteinander ausgeht. Gepflegt werden sollten sie fraglos, aber ein Zuviel erwürgt jede Sympathie und Lust auf mehr Gemeinsamkeit. Wir alle brauchen soziale Kontakte und Freundschaften, aber wir müssen uns auf die Wesentlichen konzentrieren – das geht aufgrund von Verpflichtungen und viel Arbeit leider gar nicht anders. Da es uns aber eben allen so geht, dürfte das kein Problem sein, dafür hat jeder echte Freund absolut Verständnis. Trotzdem zerren viele Menschen an deiner Freizeit, einfach weil sie selbst nichts anderes zu tun haben oder vor Langeweile sterben.

Heute weißt du, dass eine gute Freundschaft langlebiger ist als jede deiner Liebhabereien oder Beziehungen und du hast deine Prioritäten verlagert. „Du hast mehr von mir, wenn wir befreundet sind als eine kurze Liebesbeziehung einzugehen“, – wer hat diesen Satz nicht schon einmal ausgesprochen?  Mist nur, wenn dein Gegenüber zwar vordergründig in die gleiche Kerbe haut und zustimmend nickt, aber ganz andere Dinge im Sinn hat und nicht locker lässt. Und noch schlimmer für dich, wenn das wirklich hätte eine tolle Freundschaft werden können, in der gegenseitige Menschenliebe, Respekt und Freude im Vordergrund gestanden hätten. Ernsthaft und auf Dauer.

Es ist wirklich traurig und schade… denn dir bleibt keine andere Wahl als der Rückzug und ein Abwenden von weiteren freundschaftlichen Schritten. Die Kehrtwende von einem Menschen, den du wirklich in dein Herz geschlossen hast, aber eben nur „als Freund“. Und ganz ehrlich – das wäre deutlich mehr gewesen als eine kurze Affäre, von der du vorher schon wusstest, dass DU sie nicht willst. So kann eine zarte Freundschafts-Entwicklung in die Sackgasse führen, nur weil einer der beiden eine deutlich gesetzte Grenze nicht erkannt und gewahrt hat. Schade, denn es hätte ganz anders laufen können…eine Freundschaft für´ s Leben – plattgewalzt in der kurzweiligen Begierde und dem „Haben-Wollen“ eines anderen Menschen.

 

© Petra M. Jansen

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Die Welt ist voller Menschen, doch manchmal weiß man nicht wohin. Mit dem Vertrauen ist das so eine Sache, sie wird immer wieder auf die Probe gestellt. Allzu oft hast du die Erfahrung gemacht, dass deine geheimen Informationen weiter geklatscht werden und das einfach, ohne nachzudenken, was man damit anrichten kann. Gerade im Beruf gibt es so die eine oder andere Hürde zu überwinden und es geht nicht mit fairen Mitteln zu oder in einigen Berufen darf nicht einmal die Schweigepflicht gebrochen werden. Lastet da nun was auf deiner Seele und du möchtest dich jemandem anvertrauen, sind die Zuhörer sehr rar. Viele hören dennoch (oberflächlich) zu  – aus bloßer Neugierde oder weil in ihrem Leben tatsächlich nichts Spannendes mehr passiert… oder weil sie Sex wollen und so tun als ob – aber sie meinen es nicht ernst. Vor lauter Langeweile quatschen sie dann überall weiter und DEIN Thema wird schneller die Runde machen als es ihnen lieb ist. „Oh Entschuldigung!“ lautet dann die überraschte Antwort, wenn sie dabei erwischt wurden. Dass diese unüberlegten Weitertratsch-Dinge echte Schwierigkeiten bereiten könnten, kommt ihnen nicht mal in den Sinn. Zuhören wollen viele, das ist kein Geheimnis, aber die wenigsten können mit Informationen richtig umgehen. Es ist die Kunst der Kommunikation, die immer einen Kommunikator und einen Empfänger hat und leider, leider ist der Empfänger weniger vertrauenswürdig als fair. Sogar echte – sogenannte Freunde – sind nicht immer so ehrlich oder offen wie man selbst. Sie wollen teilhaben an ihrem Leben, doch wenn es bei ihnen aus den Fugen gerät, halten sie den Mund und ziehen sich zurück. Na Prost, das ist wahre Freundschaft. Denen sollte man halt auch nichts mehr erzählen. Die Basis des gegenseitigen offenen Vertrauens ist schlagartig zerstört.

Du hast die Erfahrung gemacht, dass deine Informationen und Suche nach einem ehrlichen Rat oft in eine noch schwierigere Situation münden. Unüberlegtes Weitergeben, Tratschen bis zum Erbrechen, Langeweile im Leben anderer, wenig sorgfältiger Umgang mit Informationen des anderen, schlichtweg keine Bildung, kein Einfühlungsvermögen und weil-der-selbst-keine-Ahnung-hat, führen letztendlich dazu, dass auch du deinen Mund hältst und nichts mehr zu sagen hast.

Dabei suchst du händeringend nach einem Menschen, dem du dich anvertrauen kannst, der ehrlich zuhört und sich empathisch in deine Lage versetzt, um dir einen guten Rat zu geben. Zudem sind da draußen so unglaublich viele Menschen, die egoistisch und desinteressiert sind. Es geht ihnen um ihre eigenen Bedürfnisse, es geht ihnen nicht um dich. Da musst du schon selbst eine Lösung finden und so liegst du nachts im Bett und grübelst, wer eigentlich nun dein Freund ist. Ach ja, der Freund ist übrigens genauso lange am Zuhören, bis er selbst in der Scheiße steckt und nichts mehr zu sagen hat. Klasse Kommunikation in einer Welt, die kommunikativer und international vernetzter nicht sein könnte und in der „Mensch“ sich in der Gesellschaft schwer tut, eine Person seines Vertrauens zu finden, der den Mund genau dann hält, wenn es nötig ist und ihn öffnet, wenn es um echte Freundschaft geht.

 

© Petra M. Jansen

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Du hättest so viel zu sagen, doch du tust es nicht.

Du hättest so viel klarzustellen, doch tu tust es nicht.

Du wolltest deinen Scheiß einfach loswerden, doch du behältst es für dich.

Du wolltest ihm eins in die Fresse geben, doch tust es nicht.

Du möchtest so viel geben, doch du tust es nicht.

Du wolltest dich zum Dinner treffen, doch du bleibst zu Hause.

Du wolltest dich auskotzen, doch du hältst den Mund.

Du siehst, dass vieles falsch ist, doch du sagst es nicht.

Du wolltest einfach mal aggro sein, doch du bist sanft.

Du wolltest einfach mal Hallo sagen, doch du bist still.

Du wolltest essen gehen, doch du hast keinen Hunger.

Du wolltest heute etwas kaufen, doch du bist pleite.

 

Du solltest schlafen gehen, doch du bist nicht müde.

Du solltest freundlich sein, doch du trägst den Frust in dir.

Du solltest sagen was du willst, doch es hört dich keiner.

Du solltest Händchen geben, doch du ballst die Faust.

Du solltest Veganer werden, doch du frisst die Sau.

Du solltest stehenbleiben, doch du drehst dich um und gehst.

 

Du wolltest Vorbild sein, doch für wen?

 

© Petra  M. Jansen

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