Du hättest so viel zu sagen, doch du tust es nicht.

Du hättest so viel klarzustellen, doch tu tust es nicht.

Du wolltest deinen Scheiß einfach loswerden, doch du behältst es für dich.

Du wolltest ihm eins in die Fresse geben, doch tust es nicht.

Du möchtest so viel geben, doch du tust es nicht.

Du wolltest dich zum Dinner treffen, doch du bleibst zu Hause.

Du wolltest dich auskotzen, doch du hältst den Mund.

Du siehst, dass vieles falsch ist, doch du sagst es nicht.

Du wolltest einfach mal aggro sein, doch du bist sanft.

Du wolltest einfach mal Hallo sagen, doch du bist still.

Du wolltest essen gehen, doch du hast keinen Hunger.

Du wolltest heute etwas kaufen, doch du bist pleite.

 

Du solltest schlafen gehen, doch du bist nicht müde.

Du solltest freundlich sein, doch du trägst den Frust in dir.

Du solltest sagen was du willst, doch es hört dich keiner.

Du solltest Händchen geben, doch du ballst die Faust.

Du solltest Veganer werden, doch du frisst die Sau.

Du solltest stehenbleiben, doch du drehst dich um und gehst.

 

Du wolltest Vorbild sein, doch für wen?

 

© Petra  M. Jansen

http://literatourpoetictext.blogspot.com/

Es duftet nach Flieder, die Sonne brennt erbarmungslos vor dem nächsten Sturm. Leises Plätschern von Wasserspielen in der Ferne. Und es riecht nach Sommer. Und es riecht nach Tod. Dein eigener, innerer Tod, in den du dich gebettet hast. Abschirmung mit Wällen, Palisaden, Rosenstöcken. Du inszenierst dein eigenes Begräbnis und bist doch eigentlich noch ganz lebendig. Eine Hummel wollte Nektar naschen und nimmt Schwung zum nächsten Garten. Hier will sie nicht bleiben, sie spürt das Vergängnis. Ist es nun deine Wellness-Insel oder ist es gar dein Knast? Von außen scheint es wie der Sarkophag, in dem du deine letzte Ruhestätte finden willst. Nebenher tobt das bunte Dasein. Feiern, lachen, Spaziergänger, die ihre Freiheit lieben. Du verschanzt dich hinter schwarzen Tüchern. Von dort hinten sieht es aus wie ein Friedhof – eingebettet in unendlich viele Blüten, Blumenpracht und dem Geruch einer sterbenden Idylle. Lebst du noch? Eingepfercht statt in Schönheit gehüllt, abseits vom Miteinander, in dem man sich sieht, austauscht, gegenseitig wahrnimmt. Für dich ist es die Relaxing-Zone, für andere ist es der Abschied in ein anderes, fernes Leben. Sie sehen schon, was du nicht siehst. Sie spüren, was du nicht spüren willst. Du verschließt dich, schottest dich ab und schaffst dir den Anschein eines aufgebahrten Sarges verziert mit den allerschönsten Blüten, die dich mit ihrem betörenden Duft in dein Jenseits verabschieden. Sich öffnen hin zum wundervollen Leben, bedeutet den schwarzen Vorhang wegzuziehen, sich exhibitionistisch der Welt zu öffnen – ganz egal, zu wem oder was es ist. Dein Schutzschild sind deine tausend Blüten, die tatsächlich wildes Leben leben. Lass sie wachsen, sperre sie nicht ein hinter schwarzem Tuch und dunklem Stein. Wusstest du, dass Grabsteine die gleiche Farbe mit eingeritzten Initialen tragen? Nun zieh deinen Vorhang auf und schau hin, wie sie wachsen und sich der Sonne entgegenrecken – deine Blüten, an denen Insekten stets neues Leben schaffen. Es sieht wahrhaftig aus wie in der Kirche, wenn ein Mensch gestorben ist. Es scheinen deine unzähligen Fackeln den Dämonen deiner Seele ins Dunkle der Nacht zu werfen. Sag mal, ist dein Leben tatsächlich so beschissen und so einsam, dass du deinem Tod unbewusst ins Auge blickst? Weg damit! Zieh den Vorhang, schrei um Hilfe – die du zweifellos dringend brauchst.

 

© Petra M. Jansen

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