SIE TÜTTELTE BIS ES NUR NOCH SCHWANKEND GING. TORKELND, LALLEND, JODELND – bis zum nächsten Depri-Anfall. Aufkommender Aktivismus ist gerade mal nicht drin, erst mal die Talsohle durchlaufen, kriechende Suizidgedanken wegwischen. Ach was, alles halb so schlimm, es gibt ja genügend Pillen. Rein damit und dann geht’s los. Die Woge des blinden Aktivismus katapultiert sie in höchste Höhen. Es wird gekauft, gefressen, übermäßig schreiend gelacht. Geht doch alles gut. Die Woge des Aufs nutzt sie aus, unüberhörbar und exzessiv. Donnergrollen braut sich am psychischen Horizont schon wieder auf, dann die Totenstille.

Derweil sitzt er mit glasigem, leeren Blick ins Leere starrend – innen leer, außen leer, irgendwie alles leer. Egal, der Zug ist abgefahren. Also los, der nächste Korn wartet schon. Brüllendes Gelächter aus den geöffneten Fenstern – sind wir in Tirol? Schunkelmusik, Schenkel klopfen, Jodeln ohne Lederhosen. Was für eine heimelige, kuschelige Gartenidylle, die sich offenbart – würde einem da nicht der Kiefer runter sacken und hängenbleiben vor lauter Verwunderung. Es geht immer noch schlimmer als schlimm und das fette Bauchfleisch wird grob auf den Spieß gestochen, derweil sie – nur von Männern umringt – laut lallend sexuelle Obszönitäten kreischt und ihre Brüste wogend streckt. Kurz vor den 70, das darf man nicht vergessen. Reiterstiefel schlagen sich bei 35 Grad um die Waden, straff gezogen durch Stretch und Kunstleder. Der Style isst mit. Während sich das tote Schwein drehend über dem Rost räkelt, bläst Schlagermusik durch die Luft, er pinkelt in den Sandkasten. Prost! Helau ist vorbei, Geburtstag steht nicht an, zu feiern gibt es nichts. Außer der Penetranz der Versoffenen kurz vor der nächsten Depri-Phase, die alle jetzt ertragen müssen. Das Flutlicht mitten in der Nacht schmeißt ihre Schatten an die Hauswand bis zum Morgengrauen. Vandalen. Fleischfresser. Monster. Ja, wahrhaftig Monster.

 

© Petra M. Jansen

http://literatourpoetictext.blogspot.com/

Es duftet nach Flieder, die Sonne brennt erbarmungslos vor dem nächsten Sturm. Leises Plätschern von Wasserspielen in der Ferne. Und es riecht nach Sommer. Und es riecht nach Tod. Dein eigener, innerer Tod, in den du dich gebettet hast. Abschirmung mit Wällen, Palisaden, Rosenstöcken. Du inszenierst dein eigenes Begräbnis und bist doch eigentlich noch ganz lebendig. Eine Hummel wollte Nektar naschen und nimmt Schwung zum nächsten Garten. Hier will sie nicht bleiben, sie spürt das Vergängnis. Ist es nun deine Wellness-Insel oder ist es gar dein Knast? Von außen scheint es wie der Sarkophag, in dem du deine letzte Ruhestätte finden willst. Nebenher tobt das bunte Dasein. Feiern, lachen, Spaziergänger, die ihre Freiheit lieben. Du verschanzt dich hinter schwarzen Tüchern. Von dort hinten sieht es aus wie ein Friedhof – eingebettet in unendlich viele Blüten, Blumenpracht und dem Geruch einer sterbenden Idylle. Lebst du noch? Eingepfercht statt in Schönheit gehüllt, abseits vom Miteinander, in dem man sich sieht, austauscht, gegenseitig wahrnimmt. Für dich ist es die Relaxing-Zone, für andere ist es der Abschied in ein anderes, fernes Leben. Sie sehen schon, was du nicht siehst. Sie spüren, was du nicht spüren willst. Du verschließt dich, schottest dich ab und schaffst dir den Anschein eines aufgebahrten Sarges verziert mit den allerschönsten Blüten, die dich mit ihrem betörenden Duft in dein Jenseits verabschieden. Sich öffnen hin zum wundervollen Leben, bedeutet den schwarzen Vorhang wegzuziehen, sich exhibitionistisch der Welt zu öffnen – ganz egal, zu wem oder was es ist. Dein Schutzschild sind deine tausend Blüten, die tatsächlich wildes Leben leben. Lass sie wachsen, sperre sie nicht ein hinter schwarzem Tuch und dunklem Stein. Wusstest du, dass Grabsteine die gleiche Farbe mit eingeritzten Initialen tragen? Nun zieh deinen Vorhang auf und schau hin, wie sie wachsen und sich der Sonne entgegenrecken – deine Blüten, an denen Insekten stets neues Leben schaffen. Es sieht wahrhaftig aus wie in der Kirche, wenn ein Mensch gestorben ist. Es scheinen deine unzähligen Fackeln den Dämonen deiner Seele ins Dunkle der Nacht zu werfen. Sag mal, ist dein Leben tatsächlich so beschissen und so einsam, dass du deinem Tod unbewusst ins Auge blickst? Weg damit! Zieh den Vorhang, schrei um Hilfe – die du zweifellos dringend brauchst.

 

© Petra M. Jansen

http://literatourpoetictext.blogspot.com/

Lorsque le travail tue, la plupart des personnes concernées ne veulent pas qu’il soit dit, car elles se mettent elles-mêmes sous pression. Elles détruisent souvent leurs liens affectifs, que ce soit dans le couple ou avec leurs enfants, car pour elles la carrière est le seul moyen de se réaliser. Boulot-dodo ! Dans de telles conditions il n’est pas étonnant que le burn-out les guette au détour. La forme des contraintes est multiple. Cela va de la motivation, qui consiste à faire croire « aux collaborateurs » qu’il faut gagner un challenge, à une sorte d’esclavage, fait d’angoisses et d’humiliations. Deux cas qui pour moi sont représentatifs. Martine, après une longue période de creux pour cause de maternité, trouve enfin un emploi dans une agence d’assurances. Le patron lui fait entrevoir qu’elle pourra mener de paire ses obligations familiales et professionnelles. Ce qui n’est pas vrai, car seule une chose compte pour lui, le chiffre d’affaire. Il se montre envers elle généreux, l’invite à des repas, lui fait des cadeaux. Elle se sent obligée d’être le plus efficace possible, car elle sait qu’elle ne retrouvera pas un tel chef. Bref, elle se met sous pression. « Martine, essayez de vous détendre ! » En rentrant chez elle, il faut s’occuper du petit, faire le ménage. Encore quelques heures supplémentaires. Cela la mène à rester au bureau pour ne pas être confrontée constamment aux devoirs ménagers. Au bout du compte : une crise du couple, la rupture, car elle ne se voit plus en mesure de tout faire. Elle tombe malade, a une dépression, puis le divorce. Weiterlesen

Und er war laut.

Weil ihn sonst niemand hörte.

Dankeschön.

Gesenkter Blick. Rastlos. Kratzbürste.

Mann, was ein Klotz!

Er musste stampfen.

Weil ihn sonst keiner hörte.

Am Anfang stand der Wille.

Die Änderung ließ auf sich warten.

Drehte sich um sich selbst.

Rotierte um seine üblen Gedanken.

Und ließ sie alle leiden.

Gingen ihm auf die Nerven.

Sie alle.

Sie alle waren Dreck.

Er selbst nicht.

Unsicher, unruhig, ungehobelt.

Mann, tu´ endlich was!

Tu´ was, sonst tut es dich.

Gehetzter Blick, fahrige Gesten.

Was bist du für eine Nervensäge!

Unerträglich.

Erträgst dich selbst nicht.

Und er ist laut.

Unglaublich, unerträglich laut.

Stapft wie eingesperrt.

Klar, der eigene Knast.

Selbstgeschaffen.

Und keinen Mut,

den zu verlassen.

Du Arschloch!

Lautes Arschloch.

Hebe deinen Hintern

und fang an.

Leise Töne

zeigen dir die Höhe,

die Schönheit

des Lebens.

Er ist laut.

Trotzdem hört ihn niemand.

Er war ja nicht da.


© Petra M. Jansen

http:/jansen-marketing.de

Der Täter hatte nach ersten Erkenntnissen von Ermittlern eine Erkrankung „aus dem depressiven Formenkreis“. „Wir haben einige Hinweise dafür, dass eine nicht unerhebliche psychische Störung bei dem Täter vorliegen könnte“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag.

Der Täter führte den Angaben zufolge eine illegale Pistole des Kalibers 9 Millimeter bei sich, die Seriennummer war ausgefräst. Der junge Mann habe über 300 Schuss Munition bei sich gehabt, sagte LKA-Präsident Robert Heimberger. Im Magazin habe sich noch Munition befunden. Woher die Waffe herstammt, sei noch nicht geklärt.

Die Toten stammten alle aus München und Umgebung, so eine Pressemitteilung.

Der 18-Jährige war Schüler, er ist in München geboren und aufgewachsen. Die Ermittler haben in seiner Wohnung Bücher über Amokläufe gefunden. Eines hieß: „Amok im Kopf. Warum Schüler töten“. Er habe sich intensiv mit dem Thema befasst. Die Verbindung zu Breivik liege auf der Hand. Am Freitag war der fünfte Jahrestag von Breiviks Amoklauf.

Deutschland hat ein grundlegendes Problem. Es gibt Anschläge in Belgien und in Frankreich. Es gibt Anschläge in den Vereinigten Staaten. Hier gibt es keine „Anschläge“, man meidet dieses Wort. Es ist ein „Amoklauf“! Das Wort „Anschlag“ verbreitet offensichtlich Panik, so dass man es bei dem Begriff „Amoklauf“ belässt. Ich muss sagen, das beruhigt mich keineswegs. Im Gegenteil: terroristische Anschläge sollen Signalwirkung entfalten. Das tun sie, wenn sie auf öffentlichen, viel frequentierten Plätzen begangen werden. Ein Anschlag in einem abgelegenen Dorf ist schlimm, die Auswirkungen sind nicht minder schmerzlich als ein einer großen Weltstadt. Die Signalwirkung ist jedoch nicht die gleiche – vom Horizont der Attentäter her gesehen.

Hüten wir uns vor „Ausländer-raus“-Parolen. Hüten wir uns aber auch vor „Friedens-Gedünkel“ nach dem Motto, man dürfe das Problem aus Rücksicht auf Nationalitäten oder Religionen nicht beim Namen nennen. Auch der Aspekt „kriminell“ wird zur Zeit durchaus unterbewertet. Wird ein Polizist erschossen, ist dies entsetzlich. Wird hingegen der Täter erschossen, gibt es einen Aufschrei! Man denke an die Äußerung von Renate Künast. Bei aller juristischen Verhältnismäßigkeit, was auch verfassungsmäßig in Ordnung ist: Kann es sein, dass ein Polizist, der durch Nothilfe (indem er den Täter erschießt) andere Menschen rettet, sich nach dem Volksglauben juristisch noch verantworten muss?!

Unter uns leben Menschen verschiedener Nationalität und religiöser Überzeugung. Das ist gut so! In den Fokus der Rechten sind in den letzten Jahre die Muslime gerückt. Menschen, die hier friedlich wohnen und ihren Glauben praktizieren möchten. Auch das ist gut so! Der Islam ist eine friedliche Religion, genau wie das Christentum oder das Judentum. Von diesen abzugrenzen sind die Verbrecher, unter anderem Attentäter, die dem Islamismus frönen. Das ist eine Denk- und Glaubensweise, die nichts mit dem Islam und seinen Lehren zu tun hat. Nach meinem Dafürhalten sind die Anschläge der jüngsten Vergangenheit terroristischer Natur. Bei kritischer Betrachtung des Islamismus muss man zugestehen, dass dieser – gerade auf Jugendliche – eine gewisse Attraktivität ausstrahlt. Leider! Radikale und dafür einfache Lösungen für die komplexen Probleme dieser Welt. Es ist – von Seiten der (potenziellen) Opfer und ihrer Angehörigen betrachtet – kaum relevant, ob ein rekrutierter Soldat des Islamischen Staates (IS) voller Überzeugung bei einem Selbstmordattentat Menschen mit in den Tod reißt, oder ob dies ein Sympathisant tut. Das Ergebnis ist das gleiche. Welches Polizeiaufgebot sich mittlerweile am Tatort befindet, wie lange der Ausnahmezustand aufrechterhalten wird und weitere sicherheitspolitische Dinge interessieren die Angehörigen von ermordeten Menschen wenig. Auch ist ein schwacher Trost, dass irgendein Politiker/irgendeine Politikerin „mit den Angehörigen fühlt“. Das ist politisch korrekt, hilft aber nicht weiter …

Die Frage muss lauten: Warum ist dies geschehen? Die Hintergründe sind vielfältig. Von religiösem Wahn bis zu kriegerischen Handlungen ist alles dabei. Und was letzteres angeht: kriegerische Schlachten werden heute nicht mehr außerhalb der menschlichen Siedlungen geführt. Der IS-Terror geschieht mitten unter uns! Ist Deutschland Ziel terroristischer Anschläge, dann müssen wir die Ursachen beseitigen bzw. bekämpfen. Aktuell gilt es, die Sicherheitspolitik auf die Abwehr von „Anschlägen“ zu konzentrieren, nicht auf den nächsten „Amoklauf“. Eine solche „Einzeltat“ ist schlimm, als Teil einer Anschlagsreihe ist sie noch schlimmer. Die Bedrohungen sind komplexer geworden, richten wir unsere Sicherheitsapparate darauf ein! Ein Bericht über die Anzahl der Toten nach einem Anschlag und welche Facebook-Accounts der Täter gehackt hat, reicht nicht aus.

 

 

 

 

 

Haben berufene Schwarzseher und Untergangspropheten kapituliert? Keine Hiobsbotschaften mehr? Gibt es Hoffnung auf eine wundervolle Zukunft oder ist Nörgeln schlichtweg langweilig geworden?

Es gibt keine Kulturpessimisten mehr. Kaum jemand nörgelt noch herum. Lamentiert und geschimpft wird viel: über den Euro, im Sommer über die Griechen, unsere Kanzlerin oder einen Fußballclub. Gehört nun mal dazu! Man kann nicht alles gut finden.

Und an veritablen Weltuntergangsszenarien herrscht kein Mangel: das Klima für die einen, für andere ist es der Kapitalismus oder vielleicht ein Meteorit auf Abwegen, der uns den Garaus macht. Die Auswahl an Boten der Apokalypse ist reichlich.

Was haben Zukunftsängste mit Kulturpessimismus zu tun? Wenig! Der klassische Kulturpessimist hat keine Angst vor dem Weltuntergang. Häufig sehnt er ihn sogar herbei. Denn ihm geht es um die hehren, großen Werte, die in Gefahr sind. Eine Apokalypse ist aus seiner Sicht durchaus in der Lage, die Welt wieder ins Lot und die Menschheit auf den Pfad der Tugend zu bringen.

Kulturpessimismus ist aber nicht gleich Kulturpessimismus. Seine älteste Variante ist anthropologischer Natur, sie betrifft den Menschen per se. Exemplarisch finden wir ihn in der Geschichte der Sintflut in der Bibel. Hier ist Homo Sapiens die Wurzel allen Übels. Und solange es dieses verdorbene Geschöpf gibt, so die feste Überzeugung, wird es auf dieser Erde keinen Frieden geben. Radikale Tierschützer und Fundi-Ökologen halten daran nach wie vor fest.

Mit der Aufklärung rückte die Kultur – im engeren Sinne – in den Fokus aller Schwarzseher und Untergangspropheten. Es wurde zwischen guter und schlechter Kultur, hoher und niedriger, solcher, die der Erziehung des Menschgeschlechts frommt und jener, die einen verderblichen Effekt hat, unterschieden.

Die radikalsten unter den Kulturpessimisten sehen die Kultur selbst als Übel an. Sie entfremde den Menschen von der Natur und lasse den modernen Menschen leiden. Prototyp dieser Kulturverächter war Jean-Jacques Rousseau, verschrien als „roter Khmer der Philosophie“.

Die zweite Kulturpessimismusversion war die Zyklentheorie: Für sie sind kulturelle Verfallserscheinungen lediglich Symptome des Niedergangs. Dessen Ursachen liegen in universalen historischen Gesetzen, die den „Aufstieg und Fall“ großer Mächte und Kulturen verantworteten. Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“ basiert auf dieser Annahme. Empirisch ist sie kaum zu halten.

Letztlich gibt es noch die dritte Variante des Kulturpessimismus: Kulturelle Verfallserscheinungen sind demnach nicht nur Symptome, sondern vor allem auch Ursachen des Niedergangs. Nehmen wir einmal die Massenmedien: Die machen, so die einschlägige Überzeugung, einfältig und blöd, und weil das so ist, werden zukünftige Generationen noch einfältiger und noch blöder – so blöd, dass schließlich keiner mehr etwas mitbekommt.

Intellektuelle in der Rolle des Sehers machen sich jetzt Gedanken, wie man die verblendete Herde aus dem dunklen Tal der Unterhaltungsindustrie ans Licht gehobener Reflexionskultur führen kann.

Seit geraumer Zeit ist es still geworden um die berufenen Schwarzseher. Bestenfalls Peter Sloterdijk warnt noch ab und zu vor den schrecklichen Kindern der Neuzeit.

Der traditionelle Kulturpessimismus war das Kind einer homogenen Bildungslandschaft mit verbindlichen Normen und Werten. Dieses monolithische Ideal einer normgebenden Kultur, die der Maßstab ist für Aufstieg und Untergang, ist unter der Pluralisierung der westlichen Gesellschaften zu Staub zerfallen.