Distanz nicht respektieren.

Ruhemomente zerstören.

Dem Gegenüber auf die Pelle rücken.

Ungefragt, die Meinung aufdrücken.

Teilhaben lassen an ekligen Geschichten.

Tränendrüse des ewigen Märtyrers.

Junggebliebene auf Internet-Fotos,

dabei bereits gealtert um 20 Jahre.

Zu Hause dem Staat auf der Tasche liegend

für ein Leben in Juhu und Partytime.

Schubsen, wenn Warten menschlich wäre.

Belehrend, Zeigefinger hebend den anderen nieder quatschen.

Coolness auf dem Bike der Welt da zeigen,

missachtend die Ausgangsregeln.

Husten und Niesen direkt vor deine Füße.

Dreck raus fegen, Hauptsache weg.

Bespitzeln, nörgeln, neiden.

Man hat ja sonst nichts zu ertragen.

Reinballern in die Kanone der Diskriminierung,

dem Deutschen geht´s ja – ach, so schlecht.

Immer dicker werden und keine Schuld?

Raum einnehmen, der dir nicht gehört?

Diebstahl vor deiner Haustüre ist kein Kavaliersdelikt

und Spucke auf dem Briefkasten asozial.

Hau doch einfach mal eine Oma um,

dann hast du wieder Kohle.

Ist so leicht, das Leben ohne Respekt.

Habgier ist des Menschen Schande.

Lass doch sein, wie es sein soll

und vernichte nicht,

weil d u vergiftet bist.

 

  

© Petra M. Jansen

http://literatourpoetictext.blogspot.com/

 

 

Liebe Petra,

wenn sich ein Hund in seiner Hundehütte wohlfühlt, verschanzt er sich dort und verteidigt mit bissigen Zähnen sein Revier. Wer zu nahe kommt, gerät in Gefahr, zerfleischt zu werden. Er ist Herrscher und Bürger zugleich, betrachtet seine Heimat als größtes Gut. Ist er dann in der Lage, sich der Welt zu öffnen? Warum sollte er es tun, wenn er sich gerade hier wohlfühlt? Das würde sich vielleicht ändern, wenn er ein wenig mehr herumgewandert wäre, andere Gerüche entnommen hätte, Nein, die Hündinnen sind nicht überall gleichzustellen. Solange er in seinen vier Wänden herumgeistert, kann er keine Vergleiche ziehen. Anders ist es, wenn er schon auf anderen Spuren swar, wie jeder Sterbliche in unserer globalisierten Welt, es das eine oder andere Mal erlebt hat. Und doch verschließt er sich immer mehr der Ferne, weil er einfach Angst, hat überrumpelt zu werden. Vom weltoffenen Hund ist er zum Spießer geworden, der Filzpantoffeln als sein größtes Gut betrachtet. Sein Geist ist geschrumpft, aber das ist egal, solange man noch die Berta vögeln kann – mehr ist halt nicht drin.

Stacheldraht muss her, sagt der Deutsche Schäferhund – und das, um streuenden Tieren den Zugang zum nationalen Revier zu versperren. Da sie fremd sind, sehen sie bei ihnen alle Makel der Welt. Sie pinkeln und kacken überall, wo es sich nicht gehört, bedienen sich in unserem Napf, was eine Zumutung ist. Der König lädt nicht den Sklaven an seinem Tisch ein und wenn sie sich vollgefressen haben, versuchen sie es bei unseren Ladys, die oft sich gegen eine Abwechslung nicht wehren wollen, im Gegenteil. Ausländer-Hund raus und wenn es nicht anders geht, beißen wir dir die Hoden ab. Wenn sich einheimische Hunde treffen, sprechen sie von den guten alten Zeiten, als ein Führer sie gegen Bastarde hetzte. Klar, wer von außen kommt, kann nur eine Straßenmischung sein. Nein, das werden wir uns nicht gefallen lassen. Die sollen halt wo anders verrecken, das ist uns egal!

Haben die Hunde an etwas gedacht? Wenn sie jahrein, jahraus unter sich ficken, bekommen sie am Ende Wasserköpfe und da ist es aus mit dem Herrschervolk. Lauter Deppen wären am Werk und nicht imstande für Chappi zu sorgen oder vieles mehr. Dieses Hundereich würde in die Dekadenz rutschen und sich letztendlich selbst vernichten. Das hat Gott so geplant, der eine perverse Multikulti-Gestalt ist. Also auch ein Drecksausländer, der nur das KZ verdient hat. Das hat der Bund der vaterländischen Hunde bei der Montagsdemo in Dresden verkündet. Hund ist nicht Hund. Wir sind das Volk!

Wir haben es hier nur mit Hunden zu tun. Menschen wären nie imstande so zu denken und zu reagieren. Sie sind gebildet, belesen, edel. Sie wissen, dass wir alle gleich sind, ob weiß oder schwarz, ob gelb oder rot und durch ihre erlesene Erziehung, würden sie niemals eine Regierende an den Galgen hängen wollen – nicht einmal verbal. Aber was kann man anderes vom Hundevolk erwarten? Mit Wau-Waus können sie nicht ihre Gedanken differenzieren. Sie drücken sich plump aus und haben keinen Goethe unter ihren Vorfahren. Wir hingegen sind von der Philosophie beflügelt und hätten niemals zugelassen, dass ein Führer uns mit Hass erfüllt. Keine Angst, ich werde mich niemals in einen Hund umwandeln. Ich liebe die Menschen zu sehr um das zu tun.

In diesem Sinne, „wau-wau“,
alles Liebe aus der Hundehütte
Pierre

//pm