Früher war´s ganz einfach, man war wie man war. Heute gibt´s Instagram, Facebook (für geistig Arme), Pinterest und jede Menge Möglichkeiten, seine eigenen Peinlichkeiten loszuwerden oder mindestens für andere schrecklich peinlich zu sein. Auf Twitter gab´s unlängst den Hashtag „zeigthereurebäuche“ – lachen, würgen, Kopfschütteln inklusive. Was geht eigentlich den Damen durch den Kopf, Gott und der Welt ihre Bäuche zu zeigen und sich vor der Öffentlichkeit dermaßen zu entblößen? Muss das sein, dass Mama nach der zweiten Niederkunft um Aufmerksamkeit hechelt, weil sie noch keine Wampe und Schwangerschaftsstreifen hat? Ist es wirklich nötig, sich in halterlosen Strümpfen mit Schlüpfer auf dem Bett via Self-shot in die Öffentlichkeit zu rücken? Und ist es wirklich erstrebenswert, als Mitte-50-er-in mit Bildbearbeitung Schleifen ins Haar zu zaubern, den Kussmund in die Kamera zu werfen und überalterte Fotos zu benutzen? Oftmals trifft einen in der Realität der Schock, wenn man den Retuschierten tatsächlich einmal live gegenübersteht und die weggebügelten Falten sich als strack nach unten hängende Furchen mit Doppelkinn entpuppen.

Auf Facebook oder Instagram gibt´s kaum was Peinlicheres als die eigene Mami im Freundeskreis zu haben. Garantiert haut Mutti jedem erwachsenen Kerl die blinkenden Herzchen, Küsschen und „HDGDL (hab dich ganz doll lieb), mein Schatz“ um die Ohren. Ähm, also da geht die beste Lady dann mal schnell weiter und sucht sich einen anderen Helden. Mit Sicherheit aber keinen in Pantoffeln und auch kein Mutti-Söhnchen, denn es dauert garantiert nicht lange, da kann Mami ihren Stolz nicht mehr verbergen und zeigt den muskelbepackten Kerl mit Windelhöschen als er sich an Möbeln entlang hangelte und seinen zahllosen Kiefer zeigte. Hust…

Zurück zu den Trockenpflaumen im Internet: Da gibt´s ja nicht nur die peinlichen Entgleisungen der dauer-brunftgeilen Frauen sondern auch die sabbernden Voyeure, die bei genauer Hinsicht sexuell völlig verklemmt  sind und deren Verhalten oft von Community zu Community wechselt. Sind sie auf einer beruflich orientierten Plattform eher sachlich zurückhaltend, tropft ihnen bei Twitter die Spucke aus dem Mund und bei YouTube outen sie sich plötzlich als Heavy Metal Fan, während sie bei Facebook eher zurückhaltend waren (wegen der Nachbarn).

Peinlicher als alle diese Dinge aber sind die Turteltauben-Fotos der jeweiligen Profilbilder mit Status-Korrektur – je nachdem ob gerade zusammen oder im Streit. Ein Hin und Her bei ihrem Beziehungsstatus in Facebook von „vergeben“, „in einer Beziehung“ bis „Single“ und nicht selten wechselt der Status innerhalb von wenigen Wochen, um dann nach weiteren Tagen wieder in den ursprünglichen Zustand und dann wieder in „ich bin glücklich alleine“ versetzt zu werden. Wen interessiert das eigentlich, außer dem Ego der jeweiligen Profilinhaber? Ganz ehrlich, mir geht das am Arsch vorbei.

Die virtuelle Welt kann eine sehr zerbrechliche Welt sein. Für die Kaffeetasse reicht es, vielleicht für einen kurzen Plausch über unwichtiges Zeug – aber wenn man ernsthaft mal nachhakt und Klartext redet, war´s das mit der Freundschaft. Sehr fragil das Ganze, wenn man keine Haptik, keine Mimik und auch keine Intonation hat. Und noch fragiler, wenn man glaubte, man kenne jemanden und sieht in einer anderen Community genau diese Person mit völlig anderer Reaktion als gewohnt.

Alles in allem – betreibt man Social Media als Instrument mit Realitätsbezug, ohne sich ausziehen oder blamieren zu müssen, ist es absolut in Ordnung. Was da aber zu beobachten ist (wohl ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft), ist ein Mangel an Selbstbewusstsein, Ehrlichkeit und Respekt. Lächerlich und wirklich echt peinlich aber die Kommentare von Mutti und der Liebsten, die jedermann klar machen, dass ER so ein Schnuckelchen ist und natürlich der eigene Besitz. In die gleiche Kerbe hauen das Pärchen-Getue und diese unendlich auswuchernde Selfie-Darstellung, die allesamt der Welt da draußen suggerieren „ich bin glücklich.“ Wäre es wirklich so, bräuchte das ja niemand explizit zu betonen, stimmt´s? Gruß von Mutti, Kuss von Kussi-Bussi-Schatzi. Es stimmt schon – Instagram, Facebook, Messenger, Pinterest & Co. machen schlau. Nur anders, als beabsichtigt.

 

Kussi Bussi und so

 

© Petra M. Jansen

 

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Lieber Pierre,

ich lese Gedanken, Erklärungen, Angst und all das ist natürlich menschlich. Heute wollte ich mich ursprünglich nicht in bereits bekannten Fakten, Argumenten und Schlussfolgerungen verlieren, wie es derzeit unendlich viele – in zum Teil überflüssigen Talk-Shows und Internet-Portalen – tun. Jeder hat selbstverständlich seine Meinung und auch der letzte Quacksalber darf mit Thesen und Ansichten die Leute noch mehr verschrecken. Schaltest du den Fernseher an, wirst du zugeschossen mit dem Wort „Corona“ oder „Covid-19“ und jedermann wälzt tausendfach von hier nach da. Wir alle hätten gerne eine sofortige Lösung, die es aber nicht gibt. Tatsache ist, dass Pandemien die Geschichte der Menschheit schon immer begleitet haben und es auch zukünftig tun werden. Viren konnte man bisher nicht gänzlich ausrotten und das wird auch in Zukunft nicht möglich sein. Sie mutieren, verändern sich, breiten sich für unser Auge unsichtbar aus und sind uns – wenn sie neu entstanden sind – erst einmal einen großen Schritt voraus. Eines Tages werden wir einen Impfstoff gefunden haben und damit dürfte dieser Spuk ein Ende haben. Was wir heute feststellen können ist, dass sich die Geschwindigkeit – auf Grundlage der Globalisierung – rasant erhöht. Die ganze Welt ist miteinander verbunden und wir sitzen alle im gleichen Boot.

Ja, lieber Pierre, es macht Angst. Erstmalig seit meiner Geburt fühle auch ich mich bedroht, stehe fast machtlos da und wünsche, dass meinen Kindern und meiner Familie nichts passiert. Unglaublich ist, dass bei dieser Gefahr dennoch so viele Menschen die einfachsten Infektions- und Besuchsregeln missachten und größtenteils immer noch ohne Masken herumlaufen. Ihnen dürfte doch sicher auch klar sein, dass nur eine konsequente Einhaltung der Infektionsmaßnahmen schützen? Kaum zu glauben, dass gerade die ältere Generation reichlich sorglos damit umgeht (wie ich immer wieder beobachten konnte). Trotz Kontaktsperre kamen über Ostern Enkelkinder zu Oma und Opa, feierten als ob ihnen nichts passieren könnte. Ja, mir fehlen die Worte und ich hoffe, dass diese Nachlässigkeit aus rein egoistischen Gründen nicht doch am Ende seine Opfer holt. Ein Unverständnis auch für die Leugner, denen bis jetzt 4.000 Tote in Deutschland egal zu sein scheinen (solange es niemanden aus deren Umfeld trifft) und die der Meinung sind „alles halb so schlimm, reine Panikmache“. Die weltweiten Zahlen und lock down-Aktivitäten mit Aufrüstung von Intensivplätzen und Beatmungs-Kapazitäten passieren sicher nicht aus einer „alles-nicht-so-schlimm-Laune“ heraus.

Nun zum Thema Kirche: Der liebe Gott hat damit garantiert nichts zu tun und wird uns auch nicht aus dieser Misere befreien. Schlichtweg weil es diesen Quatsch von Gott und diesem Kirchen-Unsinn nicht gibt. Da kommt niemand vom Himmel runter und nimmt mich barmherzig an die Hand, führt mich in eine bessere Welt. Dass die Kirchen, Gotteshäuser und Moscheen geschlossen sind, finde ich absolut korrekt. Wir müssen nicht irgendeinen Aberglauben anbeten, der uns sowieso nicht hilft. Im Jahr 2020 dürfte dieser Blödsinn mit seinen dogmatischen Prinzipien doch sicher überholt sein. Jedenfalls bin ich nicht bereit, eine Kerze anzuzünden – und wenn, dann für eine kuschelige Liebesnacht zu Zweit. Kirche? Der liebe Gott? Nein, Pierre – nichts für mich und schon gar nicht interessant in Corona-Zeiten. Wir haben Besseres zu tun, oder nicht?

Ich verstehe die Ohnmacht, die uns umgibt und ich verstehe durchaus, dass wir die Beschneidung unserer Freiheitsrechte sowie die Reduktion des gesellschaftlichen Lebens unbequem finden. Was in meinen Augen die derzeitigen Lockerungen betrifft, erfolgt dies aus rein wirtschaftlichen Interessen. Ob das sinnvoll ist und nicht letztendlich zum Schaden der Bürger sein wird, werden wir erst in einigen Wochen sehen.

Covid-19 wird jedenfalls so lange weiterhin Menschenleben kosten und zu Erkrankungen führen bis es flächendeckend einen Impfstoff gibt. Daran gibt es wohl keinen Zweifel – es sei denn, die Virologen und Wissenschaftler wissen schon mehr als sie verraten wollen. Noch eines, lieber Pierre: Die Verschwörungstheoretiker sollte man an die Wand stellen – sie verunsichern das Volk zusätzlich, streuen Wut und Misstrauen und tragen absolut nicht zur Besserung und zum Verständnis bei. Ich möchte, dass Europa stark bleibt und dass eine große Solidarität uns allen Kraft gibt. In der Krise siehst du deinen Freund und deinen Feind. Du siehst die Dummheit ebenso wie die Gemeinschaftlichkeit, den Idioten ebenso wie den Achtsamen. Und du siehst, wie fragil unsere Welten-Systeme sein können. Prost nach München zum in 2020 nicht stattfindenden Oktoberfest und – Covid-19 sei Dank – die Alkoholiker ihren Sauf-Rausch endlich einmal zügeln müssen. 

 

Eine herzliche virtuelle Umarmung,

Petra

  

© Petra M. Jansen

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Distanz nicht respektieren.

Ruhemomente zerstören.

Dem Gegenüber auf die Pelle rücken.

Ungefragt, die Meinung aufdrücken.

Teilhaben lassen an ekligen Geschichten.

Tränendrüse des ewigen Märtyrers.

Junggebliebene auf Internet-Fotos,

dabei bereits gealtert um 20 Jahre.

Zu Hause dem Staat auf der Tasche liegend

für ein Leben in Juhu und Partytime.

Schubsen, wenn Warten menschlich wäre.

Belehrend, Zeigefinger hebend den anderen nieder quatschen.

Coolness auf dem Bike der Welt da zeigen,

missachtend die Ausgangsregeln.

Husten und Niesen direkt vor deine Füße.

Dreck raus fegen, Hauptsache weg.

Bespitzeln, nörgeln, neiden.

Man hat ja sonst nichts zu ertragen.

Reinballern in die Kanone der Diskriminierung,

dem Deutschen geht´s ja – ach, so schlecht.

Immer dicker werden und keine Schuld?

Raum einnehmen, der dir nicht gehört?

Diebstahl vor deiner Haustüre ist kein Kavaliersdelikt

und Spucke auf dem Briefkasten asozial.

Hau doch einfach mal eine Oma um,

dann hast du wieder Kohle.

Ist so leicht, das Leben ohne Respekt.

Habgier ist des Menschen Schande.

Lass doch sein, wie es sein soll

und vernichte nicht,

weil d u vergiftet bist.

 

  

© Petra M. Jansen

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Solidarität und Zusammenrücken in einer Zeit, in der Abstand der höchstmögliche Schutz ist – das ist bei jedem mittlerweile angekommen. Was aber ist meine ehrliche Erfahrung in dieser erschütternden Zeit? Die besten Freunde, die ehrlichsten Freunde und die wichtigsten Freunde kommen nicht aus der virtuellen Welt und nicht aus den Reihen derer, die irgendwo anders auf diesem Planeten stets ihren üblichen Senf dazugeben. Meine Erfahrung der letzten Wochen hat mir sehr deutlich gezeigt, dass meine wirklich ernst gemeinten Ratschläge, die ich schon vorab (bedingt durch meine Arbeit) wusste und weitergegeben hatte, beim jeweiligen Empfänger eher in Unglauben oder eine Skepsis, ob ich denn überhaupt wüsste wovon ich spreche, erzeugt hatten. Als ich begann, frühe Informationen selektiert an „Freunde“ weiterzugeben, nahm man mich nicht ernst. Sie warteten auf die offizielle Bestätigung der öffentlichen Medien und das kam teilweise zeitversetzt mehr als Tage später. Dabei vergaßen diese Wenigen, dass WIR (und auch ich somit) Medien sind und einige Berufe mehr oder weniger zeitlich etwas früher informiert sind. Das hängt damit zusammen, dass in Berufen, die gerade jetzt helfend an der Front arbeiten und das Ding am Laufen halten müssen, bereits Informationsschreiben, Genehmigungen und Maßnahmen-Kataloge erhalten, die sie für weitere Schritte im Ernstfall ausweisen und – im Falle eine Ausgangssperre – den Weg für ein problemloses Passieren an eventuellen Barrieren/ Kontrollen freimachen. Zudem müssten bestimmte Berufsgruppen selbstverständlich für ihre Arbeit mit Schutzmaßnahmen und Schutz ausgestattet werden, damit sie selbst nicht erkranken und weiterhin helfen bzw. arbeiten können. Was passierte als ich dringend – wirklich sehr dringend – nur eine einzige Mundschutzmaske brauchte? Totalausverkauf, online wie offline! Ich suchte verzweifelt und danke noch heute einem Herrn, der direkt bei mir gegenüber wohnt und mir nicht eine sondern z e h n Masken in die Briefkasten warf. Das nenne ich echte Freundschaft in einer Notsituation, in der die sonst „besten Freunde“ bedauernd die Kopf schüttelten und sagten, sie hätten leider keine mehr (laufen aber selbst damit herum).

Auch ist es traurig, wenn man doch sehen muss, dass angebliche Freunde genau wissen, welche Leistung man derzeit täglich erbringt und mit welchem Risiko das verbunden ist. Wenn sie dann irgendwann in eine Art verbale Starre verfallen und es nicht als nötig erachten, einmal nachzufragen, wie es einem geht, ist das arg enttäuschend. Funkstille. „No words“ kommen in Krisenzeiten, wobei der täglich Plausch über Kaffee und Blödsinn auch sonst jederzeit möglich war. In Zeiten, in denen jetzt allgemein ernsthaftes Interesse an der Gesundheit gezeigt werden muss, ist es an mancher Stelle vorbei. Vielleicht genau bei denen, denen man helfen wollte und die nun das Gefühl haben, man wollte sie bevormunden. Vielleicht haben sie auch das Gefühl nutzlos zu sein, wenn sie sehen, dass andere sich täglich in den Kampf um Gefahrenabwehr, medizinische Versorgung, öffentliche Sicherheit und Lebensmittelversorgung kümmern. Ich weiß es nicht.

Eines habe ich aber gelernt: Der echte Freund wohnt direkt in deinem Umfeld. Der echte Freund ist deine Familie, die sich um dich sorgt und mitnichten der Quatschkopf, der auf deine Nachricht „Bleib gesund“ mit „Bleib geil“ antwortet. Auch das ist mir passiert in den letzten Wochen der Corona-Krise und ich habe die Schnauze gestrichen voll von Freunden, denen es egal ist, wie es einem geht, wenn man nicht jetzt gerade mal nicht mehr bereit ist, den lustigen Unsinn und oberflächliches Blabla von sich zu geben. Zugegeben, der Humor ist mir etwas abhandengekommen – aber wen wundert das, wenn man fünfzig Stunden und mehr arbeitet, um anderen Menschen irgendwie auf seine Art und Weise und im Rahmen der beruflichen Möglichkeiten zu helfen?

Ich denke, all diejenigen, die nicht begriffen haben, dass Freundschaft auch in Krisenzeiten aufmunternde Worte braucht und echte Unterstützung (auch durch Masken, die im Briefkasten landen), die können ihr Fehlverhalten auch nach der Krise nicht mehr gutmachen. Freundschaft zeigt sich eben doch genau in den Momenten, wo eine fühlbare Krise herrscht.

Mein Dank heute an all diejenigen in meinem direkten Umfeld, die Mut zusprechen, Positivität ausstrahlen, mir Brötchen an die Haustüre hängen (sogar anbieten, mit einer Liste für mich einkaufen zu gehen, weil ich einfach keine Zeit habe) oder einfach nur mal danach fragen, wie es einem geht. Dankeschön auch an einige meiner Ex-Lebenspartner für die Besorgnis und die Erkundigungen, ich weiß das sehr zu schätzen – es zeichnet euch als Mensch aus.

 

© Petra M. Jansen

 

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Lieber Pierre,

dein letzter Brief hat bei mir für Entsetzen, Sorge, Kopfschütteln und Lächeln gesorgt. Immerhin – wenn man die ersthaften Sorgen und den offenkundigen Verfall nahestehender Menschen miterlebt. So hart es klingen mag und wir es niemandem wünschen, so wahr ist es auch, dass wir alle eines Tages den Hut nehmen und uns verabschieden müssen. Der eine früher, der andere später. Der eine mit langjährigen Schmerzen und Entbehrungen, der andere plötzlich und unerwartet oder durch einen tragischen Unfall. Wie schnell es gehen kann, sehen wir derzeit an der unglaublichen Pandemie des Corvid-19-Virus, der weltweit um sich greift und bereits mehrere tausend Menschen das Leben gekostet hat. Dennoch: Lebewesen sind angreifbar und alles, was lebt, stirbt eines Tages. Ich komme zurück zu dir und bitte, Pierre gestatte mir die ehrliche Aussage, dass es mir unendlich leid tut, einen dermaßen hochintelligenten, intellektuellen Mann, der so vieles in seinen Fernseh-Dokumentationen und Bühnenstücken bewegt hat, in den Abgrund rudern zu sehen. Wie viele Jahre haben wir beide philosophiert und uns auf hoher geistiger Ebene ausgetauscht, Themen nachts am Telefon gewälzt und höchst kreative Outputs gehabt? Wenn mir einer in den letzten Jahren das Rüstzeug für gute Regiearbeit oder kulturelles Wissen oder auch in psychologischen Dingen mitgegeben hat, dass warst du im Wesentlichen auch daran beteiligt. Es war ein wahres Wunderwerk an gemeinsamer Arbeit, die wir in den Jahren, seitdem du auf mich aufmerksam wurdest, erschaffen haben. Doch es fehlt mir seit einiger Zeit sehr, denn diesen Pfad haben wir nun verlassen. Es geht seit über zwei Jahren ausschließlich um deine Gesundheit und ich verstehe das absolut. Das alles überschattet die Kreativität, den Impuls, der einst fiktive und reale Welten bewegte und aus dem überaus fruchtbare Projekte entstanden sind. Du erinnerst dich? Es fehlt mir, das sage ich aus vollem Herzen, denn mein Bekanntenkreis hat nicht viele solcher Menschen, die auf jedem Parkett aktiv und firm sind und mit denen man sich so hochqualitativ und inspirierend austauschen kann. Leider haben die Wenigsten ernsthaft was selbst zu sagen – sie saugen auf, was andere sagen.

Ach, Pierre – es tut mir so leid, zu sehen, wie dein brillanter Geist Federn lässt, du zu einer „Ich-Figur“ mutierst und der Mittelpunkt nur noch für dich selbst geworden bist. Austausch adé, Philosophie adé, Kreativität adé. Aber solche geistig verwöhnten Menschen wie ich müssen wohl akzeptieren, dass es nur wenige Mentoren gibt, die einen im Leben begleiten. DU bist einer davon und dafür nochmals meinen ehrlichen Dank. Übrigens: Ich sehe keinen Affen, der Viagra schluckt. Ich sehe einen verzweifelten Mann, der die Hoffnung nie aufgeben möchte, aber ich sehe auch eine letzte Etappe deines Weges, der unserer langjährigen Freundschaft noch einiges abverlangen wird. Sei sicher – ich bin dabei!

 

Eine herzliche Umarmung,

 

Petra

© Petra M. Jansen

 

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Sie kommen garantiert, stehen bereits in den Startlöchern und lösen in Kürze die bestehende Generation Y ab. Personalberater oder Unternehmer sollten sich schleunigst mit neuen Arbeitsplatzmodellen auseinandersetzen, sonst geht ihnen weiterhin der Nachwuchs aus und viele Ausbildungsberufe und Stellen bleiben weiterhin unbesetzt, wie es jetzt schon der Fall ist. Eine Generation im Umbruch? Geschaffen aus einer digitalen, international vernetzten Welt, in der online 100% parallel ins Leben integriert ist, ohne noch größer hinterfragt zu werden? Die Zeiten, in denen sich junge Leute für ihren Chef zu Tode gearbeitet haben, sind vorbei. Gebraucht werden flexible Strukturen mit einer gesunden Work-Life-Balance und vor allem mit Sinn! Die Generation Z ist eine hochsensible, hinterfragende Gruppe, die einen gesellschaftlichen Wertewandel sehr deutlich zeigen wird. Allem voran wollen sie keine lockeren Versprechungen mehr hören oder befristete, unsichere Arbeitsverträge akzeptieren müssen sondern eine gesunde Lebensqualität mit fairer Bezahlung, klaren Arbeitszeiten und Strukturen, die zu ihrem Leben passen. Freizeit soll Freizeit sein und sie lassen sich darin auch nicht stören. Ihr Bestes zu geben sind sie gerne bereit, aber nun zu menschenwürdigen Konditionen und wenn´s nicht passt, sind sie auch schnell wieder weg oder suchen sich einen anderen Job, der besser zu ihren Vorstellungen passt. Endlich einmal eine Generation, die die Mund aufmacht und sich nicht der ewigen Spirale von „noch mehr“, „noch länger“, „noch effizienter“ unterwirft. Es hat nichts damit zu tun, dass sie faul sind oder nicht interessiert. Eher damit, dass Jobs durch die Digitalisierung weltweit verfügbar sind und damit, dass die Generation Z noch sensibler mit ihrem Gesundheits- und Lebensgefühl umgeht als die davorliegende Generation Y. Hut ab! Ich sehe es als eine Verbesserung, denn sie setzen „Lebewesen“ in den Fokus statt „Arbeitsmaschine“. In der hochkomplexen Welt, die international vernetzt und 24/7 verfügbar ist, müssen auch die Unternehmen und die Personalchefs ein flexibles Auge haben, denn ab jetzt gilt: Nicht mehr die Unternehmen sieben tausende von Bewerbern aus, sondern sie müssen um ihren Nachwuchs werben! Und zwar gut überlegt. Ist das Unternehmen nicht geprägt von dieser neuen Gesellschaftsstruktur (zusätzliche Benefits, Sport, Beteiligungen, Work-Life-Balance, Zusatzleistungen, gelockerte Hierarchien etc.), werden sie eines Tages mit leeren Händen da stehen und sich weiterhin große Gedanken um junge Arbeitskräfte machen müssen. Für die Generation X stehen vor allem der Spaß an der Arbeit, der Sinn und eine gesunde Ausgewogenheit zwischen Job und Freizeit an erster Stelle – nicht mehr das Funktionieren und das reine Geldverdienen. Das ist im Zweifelsfall gar nicht so wichtig – Hauptsache ist, dass ihnen das Leben und die Arbeit Spaß machen.

Wir bekommen eine neue Generation von – noch in den Startlöchern stehenden – Beschäftigten, aber was könnte besser sein, als endlich ein Aufrütteln und Wachwerden der bisher lethargischen und nur auf Leistung programmierten Gesellschaft? Die junge Gesellschaft hat begriffen, dass sich die Generationen davor krumm gebuckelt haben und trotzdem nie eine Garantie oder Sicherheit dafür erwarten konnten. Jetzt drehen sie den Spieß rum, es war nur eine Frage der Zeit. Und es wird Zeit!

 

© Petra M. Jansen

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Sie kleben fest.

Die Wellen des Weite tragenden Ozeans weit hinter sich gelassen.

Heile Welt, kleine Welt.

Tägliche Maloche lässt tiefe Furchen in ihren Gesichtern entstehen.

Der Gartenzwerg stemmt zur inneren Befriedigung Hanteln und Gewichte,

um nicht als Hühnerbrust dazustehen.

Zischende Laute von sich gebend zeigt die sich überschlagende Zunge –

gehetzt vom inneren Zerriss.

Versteht das denn der Logopäde?

Es bleibt Raum für Interpretation zwischen jedem genuscheltem Ton.

Wie bitte? Was sagtest du?

Niemals von dem heimischen Logenplatz rutschend –

der ist zweifellos das Paradies auf Erden.

Draußen wartend ist doch nur der Spieß der Herden.

Hänge einen Faden an einen Ast und lass ihn baumeln.

Ja, er fällt immer wieder runter.

Die Ignoranz ist ihre Waffe.

Waffe derer, die nichts zu sagen haben.

Innere Null, draußen Fassade.

Tausende Kippen versuchen das beruhigende Spiel der emotionalen Balance

zu spielen.

Scheiß auf dich, Hühnerbrust.

Scheiß auf dich, qualmende Qualle –

den weiten Ozean zur Pfütze machend.

Und nie mit dem Wind getragen wird.

Scheiß auf dich, Hähnchen mit sich überschlagender Stimme.

Du bist ein Gassenheld.

Scheiß auf dich, Qualle.

Du verdienst die Möglichkeit des Schwimmens nicht.

Stemmend, nuschelnd, qualmend.

Nur drei Attribute, die für Zwang –

und n i c h t für Freiheit stehen.

 

 

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,

eine interessante, aktuelle, religiöse und philosophische Betrachtungsweise und selbstverständlich ein hochbrisantes Medienthema, das du dir dieses Mal vorgenommen hast. Vorab meine Ablehnung jeglicher religiöser Erklärungen, denn mich interessiert weder die Religion, noch die Prophezeiung, noch die Bibel, noch Gott. Das ist für mich absurder Aberglaube – entstanden in einer Zeit, in der die Menschen schlecht informiert und voller Irrglauben waren – und mit all den fürchterlichen Dogmen , die heute idiotischer erscheinen denn je, absolut nicht akzeptabel. Ja, ich bin ein Gegner der Religionen und ein Gegner dessen, irgendetwas mit Gottes Willen oder Segen erklären zu wollen. Insofern bleibe ich bei der Evolutionsgeschichte und der natürlichen, wissenschaftlichen Vorstellung von Entstehung, Sterben und Erneuerung als natürlicher Kreislauf des gesamten Lebens und des Universums.

Selbstverständlich tragen wir mit unseren Bedürfnissen nach Raum, Nahrung, Produktion und somit der Ausbeutung unseres Planeten, zweifellos dazu bei, dass riesige Wälder verschwinden, Ackerland dauerhaft falsch bewirtschaftet wird, Gewässer verunreinigt werden, die Luft verschmutzt wird usw. , aber das ist mit Sicherheit bei jedem bereits angekommen und entfacht seit Jahren weltweit eine rege „Klimaschutzbewegung“. Es besteht kein Zweifel daran, dass Menschen sorgfältiger und bewusster mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen müssen und auch besteht kein Zweifel daran, dass wir bevölkerungsmäßig gigantisch explodiert sind. Daran können wohl nur Pandemien, Katastrophen, Kriege oder lebensfeindliche Umstände etwas ändern. Und das wird es, lieber Pierre! Unaufhaltsam ist die Welt und das Universum auf Erneuerung und Erhaltung überlebensfähiger Dinge programmiert. Wir Menschen sind der Meinung, dass wir auf diesem Planeten unendlich seien, aber das sind wir nicht! Wir sind ebenso ein Teil wie die Eiszeit und die Dinosaurier und eines Tages wird immer das aussterben, was sich nicht bewährt hat. Dass wir glauben, wir könnten die Natur steuern, ist in der Tat eine fatale, infantile Vorstellung. Wir sollten stets im Einklang mit der Natur leben oder wir gehen unter – so einfach ist das – und nur, weil wir den Verstand mitbekommen haben, bedeutet das nicht, unendlich zu sein und ich gebe dir Recht, wenn du sagst, dass wir lernen müssen, dass unser individuelles Dasein sehr begrenzt ist. Geburt, sterben, Erneuerung. Eine grausame Vorstellung, wenn alle Menschen ewig leben würden und noch grausamer, wenn die 200 und mehr Jahre alt würden. Wohin mit all den Leuten? Nochmal: Geburt/ Entstehung, sterben, Erneuerung – so ist die Evolution programmiert und daran hat weder Gott gearbeitet noch sonst irgendein Messias – außer die natürliche Programmierung von allem, was existiert oder je existiert hat. Niemand braucht Angst zu haben vor der Hölle – wir sitzen täglich mitten drauf auf dem brodelnden Inneren unseres Planeten (und die Jungfrauen da oben im Himmel kann man auch nicht vögeln).

Am Ende geht es weiter… dort im großen, unbekannten Universum und ob nun die Sonne explodiert oder uns ein Meteorit treffen wird oder wir uns einfach aufgrund extremer, klimatischer Bedingungen auf einen kleinen Raum quetschen müssen (was zu Mord und Totschlag führen wird), können wir nicht beantworten, sondern nur darüber spekulieren. Wir sind ein Teil des Ganzen und nur ein kurzes Stückchen dürfen wir das Ganze begleiten, aber das entscheidet weder Gott noch sonst ein erschaffener Guru und Allah schon gar nicht. Der Mensch ist ein kriegerischer, ausbeutender, egoistischer Idiot, der alles haben will und alles an sich reißen möchte. Genau deshalb wird die Gattung Mensch nicht überleben – weil sie sich in der Evolutionsgeschichte nicht bewährt. Heute sehe ich eigentlich rückblickend nur die Urvölker und die Indianer, die keine Probleme mit der Akzeptanz der Dinge und mit der Anpassung an die natürlichen Voraussetzungen hatten. Was immer unseren Standard materiell in die Höhe geschraubt hat, hat zum Untergang der natürlichen Wahrnehmung und zum Widerstand gegen das demütige Unterordnen in das universale Systems geführt. Genau deshalb sind wir nur ein kleiner Teil der Evolutionsgeschichte. Amen und so? Nein. Fakten eines natürlichen Kreislaufs? Ja.

 

© Petra M. Jansen

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