Liebe Petra,

zwischen den Einnahmen von Opiaten, hier ein paar Gedanken über unsere herrliche Gesellschaft. Zuerst ein Aufsatz über die Freiheit:

Nein, die absolute Freiheit gibt es nicht! Schon die Tatsache, dass wir essen oder ein Dach über dem Kopf haben müssen – um nicht zu frieren –  ist eine totale Eingrenzung und dazu kommen die Regeln, die sich Menschen einfallen lassen, um letztendlich Macht ausüben zu können. Es geht bei weitem nicht um Rücksicht und um Respekt. Willkür wird in Gesetze eingepackt, mit dem Ziel sie zu legalisieren und das ist nicht nur der Fall in Diktaturen. Wir werden ständig davon eingeholt. Ich habe die freie Schule in die mein Enkel eingeschult wurde, einst in meinem Tagebuch geschildert. Dort wird versucht, das Modell einer Kinderrepublik in Gang zu setzen und das, was dort entsteht, ist vom Verdacht des Elitären nicht ganz zu trennen, auch wenn es die Absicht ist, „mehr Demokratie“ hochleben zu lassen. Die Kids sind von ihren eigenen Initiativen abhängig. Was sie beschließen muss nicht unbedingt als human betrachtet werden. Hier zeigt sich, dass die Toleranz nicht unbedingt eng mit der Entscheidungsfreiheit verbunden ist. Die Herrscher missbrauchen die Demokratie, um legal vorgehen zu können und hier ist eine große Gefahr zu sehen. Hitler wurde demokratisch gewählt, trotz willkürlicher Absichten, die Weimarer Republik abzuschaffen. Ich würde mir wünschen, dass die Kinder sehr wohl auf die Gefahren aufmerksam gemacht werden, die unter dem Deckmantel der Demokratie entstehen können – vor allem, wenn es um den Glauben geht. Er ist total antidemokratisch, da er nicht angezweifelt werden darf. Vom Dogma her kann keine Diskussion entstehen, die letztendlich zu Änderungen führen könnte. Egal ob Synagogen, Kirchen oder Moscheen, diese angebliche Stätten der Nächstenliebe, sind vor allem vom Absolutismus geprägt. Die Schriften sind Gesetz, die nicht in Frage gestellt werden dürfen. Es würde mich interessieren, ob die freie Schule solche Gedanken zulässt? Mit den Religionen, wie es die Geschichte gezeigt hat, geht es um die schiere Macht. Das Wort Gottes wird in diesem Sinn manipuliert, was viele Menschen zur Gewalt führt. Ich – als gläubiger Mensch – mache es mir damit äußerst schwer, erlebe mit viel Widerwillen diese Widersprüche und weiß nicht so genau, wie der Mensch sich aus diesem Dilemma befreien kann. Was mich dabei stutzig macht, ist die Behauptung, dass der Glaube nichts mit Demokratie zu tun hat, da es nur einen Gott gibt und dass er nicht ersetzbar ist. Ende der Durchsage! Und wenn schon über die Freiheit diskutiert wird, dann kann die Diktatur nicht fehlen.

Für Menschen, die nicht denken wollen, ist die Diktatur ein ideales System, denn sie braucht sich nicht in braune Tücher einzuhüllen, um effektiv zu sein. Heute erlebt man mehr denn je, dass auch der Wohlstand willkürlich sein kann. Er ist lähmend, kaum greifbar. Kurzum, wir werden geschmiert. Dieser korrupte Zustand hat die Aufgabe, unser Gehirn abzuschalten. Wir erleben heute ein Aufflammen des totalitären Gedankenguts und sind dagegen sehr schlecht geschützt. Aus reiner Bequemlichkeit droht uns der Raub der Freiheit. Ich empfinde diese Situation als schwer erträglich und habe den Eindruck, dass wir ständig bedroht sind, ohne eine klare Antwort darauf geben zu können. Willkür im weißen Kragen ist mehr als unangebracht. Was sich hinter dem Deckmantel der Korrektheit verbirgt ist kaum greifbar – umso mehr, da die Mittel des Schöngeistigen dort im Einsatz sind. Es erweist sich als brandgefährlich, wenn die Kultur und die Kunst den Geist manipulieren. Das Wort Diktatur nimmt man nicht gerne in den Mund, deswegen kann man nur gegen die bürgerliche Färbung der Willkür warnen. Es wäre im Sinne der Aufklärung, darauf aufmerksam zu machen. In Russland wird diese Methode angewandt. Jemand, der sich für die Kunst interessiert, kann keine böse Gedanken haben, scheint man zu glauben. Dass Vladimir Putin sich für die Kunst einsetzt ist kein Geheimnis und doch hat er einen hegemonialen Habitus. Der Beweis, dass man mit den Klischees schlecht bestellt ist. Die rechtsextremistischen Parteien pflegen immer mehr ihr äußeres Bild, wie der Fall Alexander Gauland von der AfD zeigt. Er ist kultiviert, war in linken Kreisen ein geschätzter Gesprächspartner, der trotz seiner rechten Gesinnung, sehr zivilisiert argumentieren konnte. Nicht der Plauderer, der rassistische Worte von sich gibt, wie es heute der Fall ist. Ja, zugegeben, ich habe in der letzten Zeit immer wieder darauf hingewiesen, aber ich habe den fahlen Eindruck, dass sich die meisten Menschen, über solche Tarnungen nicht bewusst sind. Heute hat man mehr die Tendenz auf die Verpackung als auf den Inhalt zu achten. Nur, weil Herr Gauland englische Autos bevorzugt, heißt das nicht, dass er ein Gentleman ist. Es liegt mir am Herzen, dies klarzustellen, auch wenn ihr mich als Nervensäge betrachten könntet. Aber, das werdet ihr noch verkraften können. Es wäre an der Zeit zu handeln.

 

Alles liebe aus München. Ich umarme dich.

Pierre

//pm

 

 

Zeit zum Nachdenken über Demokratie. Sind wir mit unserer Regierungsform noch up to date? Wie steht es mit Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit? Ist das Schiff „auf Grund gelaufen?“.

Die heutige Demokratie versteht sich als die beste aller Staatsformen und sieht sich in der Tradition der alten Griechen. Die übergaben bereits vor 2.500 Jahren dem Volk die Macht. Doch prominente Zeitgenossen übten bereits daran heftige Kritik.

Platon und Aristoteles betrachteten die Demokratie äußerst skeptisch. Einer ihrer Vorwürfe war, dass die Masse des Volkes Gesetze erlässt, ohne vorab nachzudenken.

Zudem hatten Demagogen oft leichtes Spiel.

Die als Demokratie bezeichnete Volksherrschaft hat sich in allen modernen Industriestaaten etabliert und den Völkern der Welt scheint sie die bestmögliche Form der Staatsorganisation zu sein. Teilweise wird die Verbreitung der Demokratie (spreading democracy) sogar als Rechtfertigung für Kriegshandlungen verwendet. Statistisch soll sie die weitverbreitetste Regierungsform sein.

Worüber wir hier reden ist die athenische Demokratie.

Kurz vor 500 v. Chr. in Athen entstanden, löste die Demokratie die Tyrannis ab, die unrechtmäßige Herrschaft einer einzigen Familie, die sich Jahrzehnte zuvor über die anderen Aristokraten erhoben hatte. In der athenischen Demokratie waren alle erwachsenen männlichen Vollbürger stimmberechtigt und konnten somit über die meisten staatlichen Belange mitentscheiden.

Trotz aller Vorzüge gab es bereits damals prominente Gegner der Demokratie.

Viele bedeutende politische Köpfe der Antike, darunter auch viele Athener, sahen die eigene Demokratie nicht als ideal an. Thukydides, der die kriegerischen Auswüchse seines eigenen Staates im Peloponnesischen Krieg selbst miterlebte, wie auch – bereits erwähnt – Platon und sein ebenso berühmter Schüler Aristoteles, missbilligten die Demokratie als Herrschaft der Unterschicht.

Während Thukydides seine Wertung nur in einzelnen Passagen seines Geschichtswerkes kenntlich machte, verfassten die beiden Philosophen ganze Abhandlungen, die sich speziell mit den unterschiedlichen Staatsformen beschäftigten, die Politik bzw. Politeia. Zu letzteren:

In der Demokratie, so Platon und Aristoteles, würden nur die wenigen Vollbürger selbst profitieren und der Rest der Bevölkerung unterdrückt werden, der zusammen einen viel größeren Teil des Volkes ausmache: Frauen, Kinder und zugezogene Personen. Da zudem die Ärmeren und Faulen in der Mehrzahl wären, würden die Wohlhabenden und die Tüchtigen überstimmt und ihrer Potenziale beraubt.

Die Masse des Volkes könne nach Gutdünken Gesetze erlassen, müsse sich niemandem beugen und höre auf keine Stimme der Vernunft. Eine solche Regierung führe in die Anarchie und später in Gewaltherrschaft, prophezeite Platon. Den politischen Denkern Athens schwebte eher eine Mischverfassung vor, in der das Volk Mitspracherecht haben sollte, doch die eigentliche Staatsführung bei der Oberschicht liegen müsste, die eine weit- und umsichtigere Politik für alle Bewohner umsetzen könnte.

Die Vorwürfe gegen die Demokratie waren nicht unbegründet, denn mehrfach ließ sich das Volk Athens, aufgeputscht durch Demagogen, zu spontanen Entscheidungen verleiten, die sie hinterher bereuten. Als eine verbündete Stadt auf der Insel Lesbos das Seebündnis mit Athen verlassen wollte, beschloss das Volk, alle männlichen Bürger der Stadt hinzurichten, um ein Exempel zu statuieren.

Das ist nur ein Beispiel von vielen.

Einige Probleme sind noch immer akut. Im heutigen System einer repräsentativen Demokratie sind einige der Schwächen behoben worden. So kommt es nicht mehr zu kurzfristigen, unüberlegten Entscheidungen, da die Gesetzesentwürfe lange Zeit besprochen und durchleuchtet werden. Andere Probleme bestehen jedoch noch immer.

Auch wenn heute der Anteil der Wahlberechtigten deutlich höher ist als in antiker Zeit, sind die politischen Prioritäten vieler Bürger noch immer überaus selbstbezogen und kurzsichtig, wodurch drohende, jedoch noch nicht akute Probleme, häufig aufgeschoben werden, bis sie kaum mehr lösbar scheinen. Doch diesem allzu menschlichen Problem lässt sich nicht durch Reformen des demokratischen Prozesses beikommen, sondern allein durch Verbesserung und Entideologisierung des öffentlichen politischen Diskurses.

 

Intellektuelle, freie Denker! Wie frei sind wir eigentlich?! Schon mal überlegt? Wir hängen doch mittendrin in dem ganzen Schlamassel: Ein(e) jede(r) ist Bestandteil dieser Gesellschaft. Du bist Individuum? Aha! Seit wann? Und vor allem: wirklich? Schon mal überlegt, dass dieses Eingewobensein in das Netz der Gesellschaft uns – jedenfalls zu einem erheblichen Teil – in unserem Denken unfrei macht?! Man kann geistig über die Natur des „Gesellschaftstieres“ nicht hinaus. Nicht im Denken. Gesellschaft prägt und vollkommen frei geht anders …

„Wer denkt, … ist nicht wütend“, sagte dazumal Theodor Adorno. Er war unter anderem ein Philosoph der sogenannten „Frankfurter Schule“. Wie bei den meisten Theoretikern dieser Schule steht das Denken Adornos unter dem Einfluss von Marx, Freud und Hegel. Deren Theorien übten auf viele linke Intellektuelle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große Faszination aus. Mit kritischem Unterton sprach Lorenz Jäger einmal von Adornos „Achillesferse“, will heißen, dessen „fast unbegrenztem Vertrauen auf fertige Lehren, auf den Marxismus, die Psychoanalyse, die Lehren der Zweiten Wiener Schule“. Wut ist gut! Skeptiker mögen einwenden: Was ist mit der Kritik der politischen Ökonomie? Schließlich ist das Gefühl tückisch, es kann sich an alles Mögliche heften und ist ein unzuverlässiger Begleiter auf dem Weg zur Befreiung. Brauchen wir nicht noch immer die alte Ideologiekritik? Nur nicht zu viel davon, entgegnen Populisten, bloß keine langweilige Debatten! Die linkspopulistischen Intellektuellen wollen, dass man das Denken ihnen überlässt. Sie, die neoleninistische Avantgarde, bildet den Kopf; das Volk, die Herde, ist bloß eine formbare, affektgetriebene Masse.

Gegen derlei Bevormundung ist an der alten marxistischen Parole festzuhalten, dass die Befreiung der Arbeiterklasse nur das Werk der Arbeiterklasse selbst sein könne – dazu gehört aber auch, dass sich die Arbeiter von sich selbst befreien, dass sie sich als Klasse aufheben müssen. Denn auch sie sind heillos verstrickt in den kapitalistischen Gesamtzusammenhang, weil sie fleißig mittun und die Hoffnung aufs ganz Andere kaum haben. Das hieße, von einer Affektpolitik abzurücken und die „Anstrengung des Begriffs“ (Georg Wilhelm Friedrich Hegel) nicht zu scheuen. Aber so nah, dass sie ihm diese Fähigkeit zur Einsicht zutrauen würden, sind die intellektuellen Populisten dem Volk dann doch nicht. So lassen sie es weitermachen und unterbreiten ihm, um es von der rechten Konkurrenz wegzulocken, lieber ein paar paternalistische Angebote. So muss sich niemand ändern, alles bleibt beim Alten; Linkspopulismus ist immer dann in, wenn´s anderweitig gerade mal wieder nicht so richtig gefruchtet hat.

Schaufensterbummel! Da gucken wir und können uns für das Produkt Emanzipation oder Barbarei entscheiden. Und nur weil die Barbarei geschicktere Werbung platziert hat, entscheiden sich leere Subjekthüllen für sie. Den Massen wird nicht einmal zugetraut, eine rassistische Partei zu wählen, weil sie selbst rassistisch denken; sie sind fehlgeleitete Schafe, die den richtigen Hirten noch nicht gefunden haben. Das erniedrigt sie erstens zu äußerst stumpfen, blinden Wesen und spricht sie zweitens vorschnell frei von Verantwortung. Das war nach 1945 und 1989 nicht anders!

Grölende rechte Horden hassen jeden Gedanken an Emanzipation, sie wollen keinen Klassenkampf, keine Assoziation freier, gleicher Individuen, sondern sie wollen rassistisch sein und sind bereit, dafür Kompromisse zu machen.

Ins linkspopulistische Horn stößt der marxistische Philosoph Slavoj Žižek, der zwei Krisenreaktionen in Europa beobachtete: eine emanzipatorische Antwort der Linken und eine autoritäre, faschistoide, die der Front National (aber auch der islamistische Terrorismus) gibt. Es komme nun darauf an, den Rechten das Wasser abzugraben, indem die Linke den Frust für ihre Zwecke einspannt.

Dahinter steckt eine Einsicht Walter Benjamins aus den 1930er Jahren, dass jeder Faschismus die Reaktion auf eine vertane Chance zur Revolution ist – weil die Linke einst versagte, kommen nun die Rechten zum Zuge. Beiden liegt ein und dasselbe diffuse Unbehagen an der Gegenwart zugrunde, das sie in ihr Parteiprogramm gießen und damit um die Gunst der Unzufriedenen buhlen.

Es geht noch weiter bei Benjamin: Der faschistischen „Ästhetisierung der Politik“ müsse von emanzipatorischer Seite mit der „Politisierung der Kunst“ begegnet werden. Linkspopulisten machen es anders, sie ästhetisieren die Politik und fordern den Rechtspopulismus damit dort heraus, wo er am stärksten ist. Ein Sieg ist da kaum in Sicht.

Zu deutsch: Parteien wie die AfD fordern Deutschlandbezug von Museen und Staatsfernsehen, die intellektuelle Linke ist aufgerufen, schön dagegen anzuschreiben bzw. zu malen.

Der Grat zwischen zweckgebundener Propagandakunst, die doch mit Populismus im Bunde steht, und einem autonomen Kunstwerk, das „interesseloses Wohlgefallen“ (Immanuel Kant) erzeugt, dann aber über sich hinausweist und in die Sphäre des Politischen einbricht, ist schmal.

Was bleibt? Die Erkenntnis, dass wir doch keine freien Denker sind. „Gesellschaftstiere“ …

 

 

Lieber Pierre,

des Menschen höchstes Gut – neben seiner Gesundheit – ist die Freiheit. Freiheit hat viele Gesichter und was, wer, wie als frei empfindet obliegt den individuellen Vorstellungen. Das Gegenteil dessen ist das, was wir mit Ausgrenzung oder Diskriminierung bezeichnen. Wir wissen, was die Achtung der Menschenrechte bedeutet und wir wissen, dass wir Menschen jeglicher Couleur gleich behandeln müssen, tun es aber nicht. Nach aktuellen Untersuchungen wurde etwa jeder 3. Deutsche irgendwie diskriminiert und angegriffen. Schwule, Lesben, Ausländer, Behinderte… die Liste ließe sich beliebig weiterführen. Es ist z.B. Fakt, dass Tätowierungen oder Piercings am Arbeitsplatz oft zum Ausschluss oder gar Ablehnung führen. Auf der einen Seite wollen wir Menschen, die aus der Reihe tanzen und anders sind, auf der anderen Seite betrachten wir sie wir exotische Wesen, jenseits der vernünftigen Normen, schütteln den Kopf oder zerreißen uns hinter vorgehaltener Hand heimlich den Mund. Ganz ehrlich, lieber Pierre, der Mensch langweilt mich mit seinen absurden Vorstellungen, wie etwas oder jemand zu sein hat. Ich kann es mir nicht verkneifen, unsere deutsche Nation als ein träges, stockkonservatives, verklemmtes Volk anzusehen, das imstande ist, ausländische Mitbürger als „Viehzeug“ zu bezeichnen oder kriminelle Gewalttaten gegen Andersartige (in ihren Augen) auszuüben. Elend schlecht wird es mir dabei, es ist zum Kotzen und ich habe nicht einmal ein wirksames Mittel dagegen.

Stellen wir das nun dem gegenüber, was wirklich dagegen helfen könnte, so ist es immer die Aufklärung der Menschen und die direkte Konfrontation mit ihren „Opfern“.  Auge in Auge sieht die Sache ganz anders aus, als es sich beim aggressiv geführten Stammtischgespräch, zeigt. Ich denke, die Aufklärung ist der Schlüssel zum Öffnen der verhakten Tür. Lieber Pierre, es ist ein echtes Geschenk, wenn ein Mensch nicht verfolgt und diskriminiert wird,  in Frieden leben kann, sich frei überall bewegen kann und das zum Ausdruck bringen darf, was ihn bewegt. Wir alle tun das und dort, wo gute Ansätze sind, gibt es auch stets Schattenseiten. Es gibt viele interessante Projekte (auch des Bundes) gegen Diskriminierung und für mehr Aufruf zu Toleranz in jeder Hinsicht. Deutschland ist ein Angstland. Die Deutschen leben in einem so reichen und freien Land und haben Angst um schlichtweg alles! Ihre Ängste gehen so weit, dass sie mit Versicherungen an der Spitze Europas stehen. Sie haben so viel Angst, dass es eine ganze Nation lähmen kann und die Medien tun ihr Übriges, um diese Ängste zu schüren.

Niemand kann sich komplett davon frei machen, nicht zu diskriminieren. Wir alle haben schon negative Worte gesagt und vielleicht nie darüber nachgedacht. Salopp etwas Abwertendes daher gesagt und es fällt uns vielleicht nicht einmal auf. Mein Appell wäre, generell ein achtenswertes Miteinander anzustreben und Menschen, wie dem türkischen Erdogan die rote Karte zu zeigen, denn er ist ein aktuelles Beispiel dafür, wie Freiheit und Menschenwürde mit Füßen getreten wird. Im Jahr 2016!

 

Ich sende herzliche Grüße,

 

Petra

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

 

Er brachte Orangen aus dem Süden. Saftig, fruchtig, delikat.

Sie gaben Datteln süß wie Zucker, gewachsen an Bäumen aus 1.001 Nacht.

Duftender Kaffee, gemahlen. Erfüllt sein sinnliches Aroma aus Kolumbien und

Peru.

Er sang das Lied des Friedens. Töne als Hoffnungsträger der Kultur.

Oasen, an denen Kamele ihre Höcker füllten, frei von Muss und Zwang.

Er kam und gab Früchte des Bodens, Baumwolle frisch gepflückt.

Verzaubert tanzte sie den Tanz des Leibes. Eine Heilige inmitten der

Männerwelt.

Frei sein verzaubert uns die Sinne.

Frei sein ist der Nabel zu einer multikulturellen Welt.

Braune Sauce, eklig, ungenießbar. Die von Glatzen tropft.

Schwarz-Weiß-Denken einer desolaten Nation.

Abgenabelt sein von der Welt.

Zertrümmert die Vielfalt, zerfetzt die Schönheit der Kulturen.

Sie gab ihm was der Boden hergab.

Er trat es mit Füßen.

So, wie sie alles mit Füßen treten.

Was die Welt bedeutet.


© Petra M. Jansen

 

http://jansen-marketing.de

 

Liebe Petra,

sollte ich die Ehre haben, einen Vortrag über Ethik zu halten, würde ich mich so ausdrücken: Liebe Damen und Herren (ich gehe davon aus, dass die ganze Menschheit gut ist, denn es wäre doch merkwürdig, mein Publikum mit: „Böse Damen und Herren“ anzusprechen, oder?).
„Sehen sie nicht, dass man dabei ist, unsere christlichen Werte zu zerstören? Insofern gebe ich Frau Petry Recht – nur mit der Knarre können wir unsere moralischen Ideale verteidigen. Sich gegen die barbarische Eindringlinge zu schützen, um unsere ethnische Ethik hochleben zu lassen, ist ein natürlicher Reflex. Aus paritätischen Gründen, darf niemand ausgelassen werden. Frauen und Kinder sollen selbstverständlich abgeknallt werden, wenn Gefahr besteht. Eine stinknormale Sache, nicht wahr? Apropos Kinder, kann ich ihnen klar machen, was ich unter Werten verstehe? Wenn die Regensburger-Dompatzen vernascht wurden, geschah das aus Nächstenliebe, das steht doch schwarz auf weiß im Evangelium. „Liebe den Nächsten, wie dich selbst“. Wenn Patrioten Asylantenheime in Brand setzen, geschieht es aus Leidenschaft zur Heimat. Helden, die sich für uns alle aufopfern. Ausländer zu beschimpfen, gehört auch zu den legitimen Waffen um uns zu schützen und wenn gemogelt wird, wie bei VW, ist es halt ein Kavalier-Delikt, das nur eine Bagatelle ist. Der Deutsche ist ehrlich, das wissen alle und nie könnte er etwas Schlechtes anstellen, wie es die Feinde unserer inneren Ordnung behaupten. Wir, die Sauberen, wissen was gut oder schlecht ist. Was die Luft angeht, ist sie von Garmisch bis nach Flensburg rein, es sei denn, es werden zu viele Kebabs geröstet und wenn noch Knoblauch im Spiel ist, hat es ein Hauch von Dekadenz, die halt nur von außen kommen kann. Stoppt die Zehen, bevor wir in einem widerlichen Gestank ersticken!

Was gilt es zu verteidigen? Vor allem die Banken, wie die Deutschen, die nach einer Diffamierungskampagne heute die Zeche bezahlen müssen. Lauter anständige Krawattenträger werden mit Mist beworfen. Leute, die es mit uns allen so gut meinen. Anständige Bürger sind nie korrupt, das ist hier ein Fremdwort. Das behaupte ich laut und stark, denn korrupt sind nur die Bananenfresser, basta. Und wenn wir den Staat bescheißen, tun wir es aus Nachsicht. Wie sollten wir Solidarität üben, wenn die Kohle fehlt? Hat eine brüderliche Gemeinschaft es nicht verdient, respektiert zu werden? Und wenn es den Armen nicht gefällt, sollen sie gefälligst zurück in die DDR wandern. Kommunisten, die sich erlauben, ihre Klappe zu öffnen und dabei Almosen erhalten, das ist skandalös. Pardon, was habe ich gesagt? Die DDR gibt es doch nicht mehr, aber dafür einen sehr lieben und smarten Genossen in Nord-Korea und wenn sie weiter renitent sind, schicken wir sie zu Onkel Trump sobald er Präsident ist. Unser großer Bruder, unser geistiger Mentor, den wir zu schätzen wissen. Hat er nicht gesagt: raus mit den Muslimen? Da bräuchte man keine Moscheen mehr. Und die Juden? Natürlich sind sie an allem schuld.

Liebe Petra, ich könnte es so fortführen, aber mache es nicht. Was ich da schreibe ist von den Stammtischen entnommen und wenn es so weiter geht, werden wir bald wieder Bücherverbrennungen erleben, KZ errichten und Zyklon B anwenden. Leute wie Frau Petry wecken böse Geister auf und werden dafür beklatscht. Mit dem guten Adolf, wird noch gespart, aber auch dieses Gespenst wird wieder auftauchen. Eines kann ich nur feststellen, unsere Werte sind in den Keller gerutscht. Es geht nur um die Kohle, um das Mobben, um das Morden. Sind das die Werte, die wir unbedingt verteidigen müssen? Was haben wir heute noch zu bieten? Ich höre auf, das ist zum Kotzen.

In diesem Sinne
Umarmungen,
Pierre
//pm

Liebe Petra,

das Gefühl, mich in einer Geisterbahn zu befinden, erweckt bei mir keinen Kick mehr – lauter déjà-vu, die mir viel Unbehagen bereiten. Grinsende Gestalten, die aus dem Geschichtsbuch entkommen sind und die mich in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts versetzen. Darunter eine Menge braune Hemden, Hakenkreuze, üble Karikaturen, diskriminierende Reden, in denen vom Untermenschen die Rede ist. Im Gegensatz dazu, Plakate mit blonden Typen, die sich als Retter des Abendlandes würdigen lassen, die das Ungeziefer vernichten werden! Dass damit Menschen gemeint sind, scheint den jubelten Mob nicht zu stören, im Gegenteil. War es nur ein Alptraum? Als ich mich wieder unter freiem Himmel befinde, atme ich durch. „Hallo Pierre, wir befinden uns im Jahr 2015 und alles ist paletti.“ In der U-Bahn tippe ich wie üblich auf die Tasten meines I-Phones. Zuerst die neusten Nachrichten: In Frankreich ist die rassistische Nationale Front am Sonntag die erste Partei des Landes geworden und das mit Parolen, die bei mir einen üblen Nachgeschmack hinterlassen. „Nein, wir haben mit dem Nationalsozialismus nichts am Hut. Wir sind nur Patrioten, die unsere Heimat vor fremden Einwirkungen schützen wollen.“ Damit sind vor allem die Muslime gemeint. Ausgrenzung ist die Devise, aber bitte, das hat mit der Judenverfolgung keinen Zusammenhang, sagen die „wahre Franzosen.“ Viele von ihnen würden den Rat von Donald Trump folgen und „den bösen Ausländern“ die Einreise verbieten, mehr noch, sie schassen, auch wenn sie schon lange Einheimische sind.

So etwas gibt es in Deutschland nicht? Von wegen. Die herrliche Willkommen-Kultur, darf uns eine andere Realität nicht verbergen, nämlich die des Hasses gegen alles, was fremd vorkommt. Was von den französischen Rechtsradikalen geäußert wird, ist auch bei Pegida oder bei der AfD zu verzeichnen. Lauter brave Bürger, die keiner Fliege etwas antun würden, verbreiten zuerst verbale Gewalt und das im Namen einer verwirrten Gerechtigkeit. Frustrierte Menschen, die alles abblocken, was nicht in ihrem begrenzten Horizont passt. Typische Mitläufer, ohne die es keine Willkür geben könnte. Sehnsüchtig blicken sie nach „neuen Zeiten“, die eine Ähnlichkeit zum 3. Reich verweisen. „Aber nein, ich bin kein Nazi!“ Das hört man immer wieder am Rande der Montagdemos in Dresden. National-Demokraten, die die Presse als Lügnerin bezeichnen, weil sie sie enttarnen. Ewig Gestrige, die sich nach einem Führer sehnen und wenn Asylantenheime angezündet werden, versuchen sie das herunterzuspielen. Alleinige Schuld daran hat die Kanzlerin, die gehängt werden müsste.

Liebe Petra, du wirst mir vorwerfen, immer wieder meinen Pessimismus laut zu verkünden, aber diese Entwicklung habe ich als Journalist schon vor Jahren vorhergesehen. Es wird mir Angst und Bange, wenn ich sehe, dass zum Beispiel ein Nicolas Sarkozy, eine Front der Demokraten gegen die Partei von Frau Le Pen ablehnt. Schielt er zu ihr, in der Hoffnung wieder Präsident zu werden? Durch den Materialismus und den Konsum ist die Gesellschaft träge geworden. Auch wenn sie die Zustände beklagt, ist sie kaum bewilligt auf die Barrikaden zu steigen. Man will sich nicht schmutzig machen. Diese Haltung bereitet mir mehr Sorgen, als die Knallköpfe, die die Gesellschaft neu gestalten wollen. Das Beispiel Frankreich zeigt wie es mit der Widerstandskultur steht. Individualisten lassen sich ganz einfach niederwalzen, was für das Land der großen Revolution unüblich ist. Warum belagern nicht die Gegner der Nationalen Front die Straßen? Wo sind die hellen Geister geblieben? Haben sie ihre Gesinnung an die Garderobe hinterlassen und dort vergessen? So scheint es mir.
Liebe Petra, es ist fünf vor zwölf. Die Freunde, die unsere Briefe lesen, sollten endlich aufwachen. Wir haben alle sehr viel zu verlieren. Zuerst unsere Meinungsfreiheit, denn wenn es in Europa so weiter geht, wird man solche Texte nicht mehr schreiben dürfen. Wollen wir in einer geknebelten Gesellschaft leben? Wäre es uns recht, dass wir uns von Kapos leiten lassen? Leute, es geht um die Freiheit und diese ist äußerst gefährdet, habt ihr das nicht kapiert? Wacht endlich auf!

 

In diesem Sinne.
Umarmung,
Pierre
//pm

Liebe Petra,

wenn sich ein Hund in seiner Hundehütte wohlfühlt, verschanzt er sich dort und verteidigt mit bissigen Zähnen sein Revier. Wer zu nahe kommt, gerät in Gefahr, zerfleischt zu werden. Er ist Herrscher und Bürger zugleich, betrachtet seine Heimat als größtes Gut. Ist er dann in der Lage, sich der Welt zu öffnen? Warum sollte er es tun, wenn er sich gerade hier wohlfühlt? Das würde sich vielleicht ändern, wenn er ein wenig mehr herumgewandert wäre, andere Gerüche entnommen hätte, Nein, die Hündinnen sind nicht überall gleichzustellen. Solange er in seinen vier Wänden herumgeistert, kann er keine Vergleiche ziehen. Anders ist es, wenn er schon auf anderen Spuren swar, wie jeder Sterbliche in unserer globalisierten Welt, es das eine oder andere Mal erlebt hat. Und doch verschließt er sich immer mehr der Ferne, weil er einfach Angst, hat überrumpelt zu werden. Vom weltoffenen Hund ist er zum Spießer geworden, der Filzpantoffeln als sein größtes Gut betrachtet. Sein Geist ist geschrumpft, aber das ist egal, solange man noch die Berta vögeln kann – mehr ist halt nicht drin.

Stacheldraht muss her, sagt der Deutsche Schäferhund – und das, um streuenden Tieren den Zugang zum nationalen Revier zu versperren. Da sie fremd sind, sehen sie bei ihnen alle Makel der Welt. Sie pinkeln und kacken überall, wo es sich nicht gehört, bedienen sich in unserem Napf, was eine Zumutung ist. Der König lädt nicht den Sklaven an seinem Tisch ein und wenn sie sich vollgefressen haben, versuchen sie es bei unseren Ladys, die oft sich gegen eine Abwechslung nicht wehren wollen, im Gegenteil. Ausländer-Hund raus und wenn es nicht anders geht, beißen wir dir die Hoden ab. Wenn sich einheimische Hunde treffen, sprechen sie von den guten alten Zeiten, als ein Führer sie gegen Bastarde hetzte. Klar, wer von außen kommt, kann nur eine Straßenmischung sein. Nein, das werden wir uns nicht gefallen lassen. Die sollen halt wo anders verrecken, das ist uns egal!

Haben die Hunde an etwas gedacht? Wenn sie jahrein, jahraus unter sich ficken, bekommen sie am Ende Wasserköpfe und da ist es aus mit dem Herrschervolk. Lauter Deppen wären am Werk und nicht imstande für Chappi zu sorgen oder vieles mehr. Dieses Hundereich würde in die Dekadenz rutschen und sich letztendlich selbst vernichten. Das hat Gott so geplant, der eine perverse Multikulti-Gestalt ist. Also auch ein Drecksausländer, der nur das KZ verdient hat. Das hat der Bund der vaterländischen Hunde bei der Montagsdemo in Dresden verkündet. Hund ist nicht Hund. Wir sind das Volk!

Wir haben es hier nur mit Hunden zu tun. Menschen wären nie imstande so zu denken und zu reagieren. Sie sind gebildet, belesen, edel. Sie wissen, dass wir alle gleich sind, ob weiß oder schwarz, ob gelb oder rot und durch ihre erlesene Erziehung, würden sie niemals eine Regierende an den Galgen hängen wollen – nicht einmal verbal. Aber was kann man anderes vom Hundevolk erwarten? Mit Wau-Waus können sie nicht ihre Gedanken differenzieren. Sie drücken sich plump aus und haben keinen Goethe unter ihren Vorfahren. Wir hingegen sind von der Philosophie beflügelt und hätten niemals zugelassen, dass ein Führer uns mit Hass erfüllt. Keine Angst, ich werde mich niemals in einen Hund umwandeln. Ich liebe die Menschen zu sehr um das zu tun.

In diesem Sinne, „wau-wau“,
alles Liebe aus der Hundehütte
Pierre

//pm