Nie ist es im derzeit von verheerenden Buschfeuern geplagten Australien wärmer und trockener gewesen als im vergangenen Jahr. 2019 war das wärmste Jahr in Australien seit Beginn der Aufzeichnungen mit einer nationalen Durchschnittstemperatur, die 1,52 Grad über dem langjährigen Mittel lag“, teilte das Amt für Wetterkunde in seinem jährlichen Klimabericht mit. Bislang habe der Rekord bei 1,33 Grad über dem Durchschnitt gelegen, aufgestellt im Jahr 2013 (tagesschau.de). Dabei reicht der Vergleichszeitraum bis 1910 zurück.

Das Klima ändert sich: Wir haben jetzt große Hitzewellen, Trockenperioden und monatelange Niederschlagsdefizite. Es sind teilweise Temperaturen von nahezu 50 Grad Celsius gemessen worden. Das kann schon dazu führen, dass die Vegetation so zurückgebrannt wird, dass eine Regeneration bei vielen Arten nicht mehr möglich ist. Dann muss man darauf warten, bis Tiere oder der Wind Samen von überlebenden Bäumen in die abgebrannten Flächen eintragen. Das kann nach so großen, heftigen und schweren Bränden sehr viel länger dauern und dazu führen, dass sich die Pflanzen- und Tierwelt möglicherweise nicht mehr in der Form regeneriert, wie das früher der Fall war.

In Deutschland eine völlig andere Situation. Insgesamt gibt es knapp elf Millionen Hektar Wald – also nur vier Millionen Hektar mehr, als gerade in Australien in Flammen stehen. Der Großteil der Wälder in Deutschland sind außerdem Wirtschaftswälder (n-tv.de), die über 200 Jahre oder mehr sehr intensiv bewirtschaftet worden und intensiv kontrolliert worden sind.

Dass es in Australien zu dieser Jahreszeit brennt, ist normal. Allerdings lodern die ersten australischen Feuer üblicherweise erst im Dezember. 2019 begannen sie bereits im Oktober, einige Brandherde schwelen sogar noch länger. Die Feuer brennen immer noch, und sie werden noch über Monate brennen.

Inzwischen ist eine Fläche von mehr als sieben Millionen Hektar abgebrannt. Das entspricht mehr als einem Fünftel der Fläche Deutschlands. Die ökologischen Folgen der Brände zeichnen sich erst allmählich ab.

Laut dem Umweltbiologen David Bomann hat es in Teilen der Wälder seit 1.000 Jahren nicht gebrannt (SPON).

Wie wahrscheinlich es ist, dass an einem Tag Buschfeuer ausbrechen, wird in Australien mit dem Forest Fire Danger Index berechnet. Darin fließen Faktoren wie Niederschlag, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeiten ein. In der aktuellen Brandsaison hat er in mehreren Regionen Australiens mehrfach die Stufe „katastrophal“ erreicht.

Seit Anfang Oktober wüten in Australien verheerende Brände über dem ganzen Land. Landesweit sind bereits 26 Menschen ums Leben gekommen, tausende Häuser wurden zerstört. Mittlerweile zieht eine Rauchfajhne 11.000 Kilometer über den Pazifik.  Besonders dramatisch haben die Feuer Natur und Tierwelt getroffen. Wie der World Wide Fund For Nature berichtet, sind mittlerweile 1,25 Milliarden Tiere den Flammen zum Opfer gefallen.

Der Verlust für australische Tierwelt durch die aktuellen Buschbrände umfasst zur Zeit Tausende von Koalas, zusammen mit anderen Arten wie Kängurus, Wallabys, Kaninchen-Kängurus und Vögeln wie Kakadu und Honigfresser. Die australische Umweltministerin Sussan Ley (wwf.de) schätzt, dass bis zu 30% der Koalas bei den Bränden an der mittleren Nordküste von New South Wales ums Leben gekommen sind. Viele Wälder werden Jahrzehnte brauchen, um sich zu erholen. Koalas könnten in der freien Natur in Ostaustralien in 30 Jahren ausgestorben sein, vor allem aufgrund der anhaltenden übermäßigen Abholzung von Bäumen für die landwirtschaftliche und städtische Entwicklung sowie der Klimaerhitzung. Die Brände wüten in diesem Gebiet durch den Lebensraum der Koalas. Dies kann das Aussterben beschleunigen.

Nun haben die australischen Behörden zudem mit der Zwangstötung von bis zu 10.000 Kamelen begonnen. Entlegene Ortschaften der Ureinwohner seien gefährdet, da riesige Kamelherden auf der Suche nach Wasser und Nahrung bis in die Gemeinden vordrängen, das Trinkwasser verschmutzten und die knappen Lebensmittelvorräte plünderten (morgenpost.de).

„Wildfeuer“, wie Experten die Busch- und Waldbrände nennen, gehören zum natürlichen Kreislauf im Ökosystem des Outbacks. Problematisch für die Tier- und Pflanzenwelt werden sie, wenn die Arten zusätzlich infolge von Ackerbau, dem rasanten menschengemachten Klimawandel, invasiver eingeschleppter Arten, der Zersiedlung ihrer Lebensräume und anderer Faktoren gefährdet werden. Und das ist in Australien alles der Fall.

Du hättest so viel zu sagen, doch du tust es nicht.

Du hättest so viel klarzustellen, doch tu tust es nicht.

Du wolltest deinen Scheiß einfach loswerden, doch du behältst es für dich.

Du wolltest ihm eins in die Fresse geben, doch tust es nicht.

Du möchtest so viel geben, doch du tust es nicht.

Du wolltest dich zum Dinner treffen, doch du bleibst zu Hause.

Du wolltest dich auskotzen, doch du hältst den Mund.

Du siehst, dass vieles falsch ist, doch du sagst es nicht.

Du wolltest einfach mal aggro sein, doch du bist sanft.

Du wolltest einfach mal Hallo sagen, doch du bist still.

Du wolltest essen gehen, doch du hast keinen Hunger.

Du wolltest heute etwas kaufen, doch du bist pleite.

 

Du solltest schlafen gehen, doch du bist nicht müde.

Du solltest freundlich sein, doch du trägst den Frust in dir.

Du solltest sagen was du willst, doch es hört dich keiner.

Du solltest Händchen geben, doch du ballst die Faust.

Du solltest Veganer werden, doch du frisst die Sau.

Du solltest stehenbleiben, doch du drehst dich um und gehst.

 

Du wolltest Vorbild sein, doch für wen?

 

© Petra  M. Jansen

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Kairos, der richtige Moment.

Das ist griechisch, versäume nie

den günstigen Augenblick.

Er kommt nicht wieder,

unser Leben hängt davon ab.

 

Wie geht es weiter?

Wir können es steuern,

gewusst wie, das ist die Frage.

Es hängt ab von Zahlen,

Schicksal aus den Sternen.

 

Geboren werden wir unter einer Zahl.

Sie bestimmt den Fortgang.

Unter ihr altern wir,

leben, lieben und trauern.

Sie ist fix, diese Zahl.

 

Spätere Momente unseres Lebens,

alle werden sie bestimmt von der Zahl.

Wann sehen wir uns wieder?

Wann gehen wir zur Schule?

Oder wann treten wir die Rente an?

 

Auch der Zeitpunkt unseres Todes

wird bestimmt von einer Zahl.

Zwischen den Zahlen, Ein- und Ausgang,

gilt es zu leben.

Zahlen … Meilensteine oder unbedeutend?!

 

Treten wir nun in die Zwanziger Jahre ein.

Tanzen wir Charleston,

„den Fürsten keinen Pfennig“.

Feiern wir das Leben …

So recht zumute ist uns dazu nicht.

 

Die Zahlen der Zukunft,

wir kennen sie noch nicht.

Es wird sie geben, welche werden es sein?

Wir sind verdammt dazu, zu warten.

Ungewissheit in Begleitung von Angst.

 

Hundert Jahre sind sie her, diese Zahlen.

Rückschau ist Nostalgie,

leben tut heute keiner mehr.

Auch sie waren bestimmt, zu leben,

zwischen Zahlen deren Ungewissheit.

 

Sicher ist: die nächste Zahl wird kommen!

Warten wir, während wir leben.

Chronos und Kairos, Götter der Zeit,

weist uns den Weg!

Sternenregen über uns …

Smart Lightning, Smart Traffic Management, Waste Management, Intelligent Building Management – diese und ähnliche IoT-Projekte gehören mittlerweile zum Standardrepertoire einer Smart City. Die Dänen, die die Hauptstadt Kopenhagen bis 2025 zur Smart City und CO2-neutralen Stadt umbauen wollen, gehen noch einen Schritt weiter. Sie wollen zudem einen Marktplatz für öffentliche und private Daten einrichten, auf dem alle sowohl Daten einstellen als auch abrufen können.

Die Dänen bezeichnen diesen Marktplatz in Kopenhagen als City Data Exchange.

Aktuell stellt eine Plattform hauptsächlich Rohdaten zur Verfügung, im weiteren Verlauf soll das Angebot aber auch durch entsprechende Analysewerkzeuge ergänzt werden. Dabei bietet der CDE Daten in verschiedenen Kategorien an, wie beispielsweise in den Bereichen Infrastruktur, Geschäftsdaten und Wirtschaft, Klima und Umwelt oder Wohnhäuser. Kunden der Plattform sind damit alle, die ein Interesse daran haben, was Kopenhagen, seine Unternehmen und seine Bevölkerung bewegt. Von Behörden über Stadtplanungsämter bis hin zu Telekommunikationsnetzwerken oder Geschäftsinhaberinnen und -inhabern: vielfältige Branchen haben ein potentielles Interesse an den Daten. Kopenhagens digitaler Daten-Marktplatz zeigt, dass die Frage nach dem Umgang mit „Big Data“ letztendlich entscheidend dazu beiträgt, ob sich eine Stadt zur Smart City entwickeln kann.

Das Prinzip des digitalen Marktplatzes ist nicht neu, sondern setzt letztendlich um, was seit Jahrhunderten auf Marktplätzen rund um den Globus funktioniert (politik-digital.de, 26.07.2018). Statt Obst oder Gemüse werden Datenmengen zum verkauften Produkt und finden einfach und transparent Abnehmerinnen und Abnehmer. Das Besondere daran: Datenanalyse ist damit nicht länger nur denen vorbehalten, die in der Lage sind, große Datenmengen selbst zu sammeln. Anders ausgedrückt, nicht jeder der Gemüse verarbeitet, muss nun noch einen Acker besitzen. Kopenhagens digitaler Big-Data-Marktplatz ermöglicht Unternehmen und Privatpersonen exakt die Daten zu erwerben, die sie für ihre Zwecke benötigen.

Städte brauchen Daten, um zu verstehen, wo ihre Herausforderungen liegen und welche Fortschritte sie auf dem Weg zu ihrem Ziel machen, ob sie also effizient, effektiv und zielgerichtet arbeiten. CDE aggregiert solche Daten – aktuell über 1,75 Milliarden Bytes (kommune21.de, 24.11.2016), Tendenz steigend – aus dem öffentlichen und privaten Sektor in einem gemeinsam genutzten Datenmarkt für die gesamte Region um Kopenhagen herum. Die Plattform ermöglicht es Bürgern und Unternehmen, vorher nicht verfügbare Daten anzubieten, abzufragen, zu kaufen und zu verkaufen. Behörden, Dienstleister und Organisationen können anhand dieser neuen Einsichten ihre eigenen Prozesse sowie die Verwendung von Human- und Finanzkapital bewerten, anpassen oder ändern, um sich und ihre Stadt im nationalen und internationalen Wettbewerb optimal zu positionieren. Die Nutzung der CDE-Plattform vermeidet Investitionen in teure Infrastruktur und beschleunigt den Verarbeitungsprozess der Daten, da nicht für jede Analyse die technischen Voraussetzungen neu aufgebaut werden müssen. So sparen Ämter und Behörden Kosten und erhalten durch das Anbieten ihrer eigenen Daten neue Möglichkeiten für Einnahmen. Für alle Beteiligten – ob Privatpersonen, Unternehmen, Organisationen oder Forschungsinstitute –, ergibt sich eine klassische Win-Win-Situation,

Selbstversorgerhäuser, moderne Haustechnik, recycelbare Häuser und alternative Verkehrskonzepte: Architekten arbeiten weltweit mit großen Schritten an der nachhaltigen Stadtentwicklung.

Dabei soll der ökologische Fußabdruck so klein wie möglich bleiben und gleichzeitig eine neue Art des Zusammenlebens entstehen – ein Themenfeld, das verspricht, spannend zu bleiben.

Zahlreiche Bauprojekte für nachhaltige Stadtentwicklung aus Kopenhagen zeigen, wie Stadtentwickler und Architekten in Dänemark Nachhaltigkeit interpretieren. Bei allen Konzepten spielt die Verzahnung zeitgenössischer Architektur, gemeinschaftlichen Zusammenlebens und die Nutzung der vorhandenen Landschaft eine zentrale Rolle.

Letztendlich beschäftigt sich Kopenhagens digitaler Daten-Marktplatz mit der Frage, ob Datenmengen künftig als „normales“ Konsumgut etabliert werden können. Der Abstraktionsgrad von Begriffen wie „Big Data“ ist nur einer der zahlreichen Gründe, die bisher verhinderten, dass Daten, wie andere Produkte auch, erworben und konsumiert wurden.

2019, es drängt sich buchstäblich auf: die 1920er, was war das für ein Jahrzehnt? Was für eine Dekade kommt mit den 2020ern auf uns zu? Wer sich mit der deutschen Geschichte befasst, kommt nicht darum herum, im heutigen Blick auf die „Goldenen Zwanziger“ auch ein gehöriges Maß an Romantisierung zu erkennen. Es ist schon falsch, den Begriff auf das gesamte Jahrzehnt anzuwenden, denn an der Zeit vom Kriegsende 1918 bis zum Jahr 1924 war so gut wie gar nichts „golden“.

Die Gegenwart in der Hauptstadt Berlin war durch die Krieg und seine Folgen bestimmt. Den Vertrag von Versailles, der Deutschland und seinen Verbündeten die alleinige Verantwortung am Krieg zuschrieb, die mit ihm verbundenen Reparationszahlungen und Gebietsverluste empfanden viele als schwere Zumutung. Schwerer für das alltägliche Leben in der Hauptstadt aber wog die Allgegenwart von Armut, Arbeitslosigkeit und Existenzangst. Bettelnde Kriegsinvaliden saßen an den Straßenecken, die Säuglingssterblichkeit erreichte Rekordwerte (morgenpost.de), Epidemien und Krankheiten machten die Runde. Vor diesem Hintergrund war auf der Straße eine politische Radikalisierung zu beobachten, die in der Ermordung des jüdischen Außenministers Walther Rathenau durch Mitglieder der rechtsextremistischen „Organisation Consul“ am 24. Juni 1922 ein noch heute erschütterndes Fanal fand.

In den Tanzstuben, Varietés und Ballsälen herrschte eine neue Freizügigkeit, wie überhaupt die öffentliche Beschäftigung mit Sexualität einen, nun ja, Höhepunkt fand. Bereits 1919 hatte der aus einer jüdischen Familie stammende Arzt Magnus Hirschfeld an der Beethovenstraße in Tiergarten sein „Institut für Sexualwissenschaft“, eröffnet, das weltweit erste und einzige seiner Art. Erst 1933 wurde es im Zuge der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen geplündert und geschlossen.

In der Vorschau auf 2020 werden die vermeintlich „goldenen Zwanziger“ vor hundert Jahren zitiert. manche Parallelen sind durchaus sichtbar: Krisenerfahrung und große Dynamik, technischer Fortschritt und politische Verhärtung.

Wir wollen uns orientieren, suchen Halt in der Vergangenheit. Ein bisschen ist das mit den 20er-Jahren so wie mit dem 100-jährigen Kalender, dem Bauernkalender. Früher guckte man auf dem Land da rein. Da stand dann drin, vor 100 Jahren, am 31.12.1896, da war das Wetter so und so, und dann wird es vielleicht auch wieder so werden. Genau dieser Mechanismus ist diese Orientierung

– wir wissen nicht, wie die Zukunft wird, dann gucken wir mal, wie es vor 100 Jahren war und lassen uns davon ein bisschen leiten (Paul Nolte in deutschlandfunkkultur.de). Wenn wir jetzt auf die 20er-Jahre schauen, eigentlich unsere Krisenerfahrung des vergangenen Jahrzehnts, der 2010er-Jahre, mit dieser großen Finanz- und Flüchtlingskrise, Klimakrise, Demokratiekrise, Populismus. All diese Krisen der 2010er-Jahre projizieren wir auf die 2020er-Jahre, auf das, was uns bevorsteht.

2019 geht zu Ende und mit ihm ein Jahrzehnt, das irgendwo zwischen Digitalisierung, Globalisierung und dem Tanz ums Klima viel durcheinandergewirbelt hat. Ja, richtig – man könnte einwenden, dass die neue Dekade erst 2021 beginnt. Aber das ist bei dem Umgang mit diesen Zahlen eher nebensächlich. Finden wir uns damit ab: Wir betreten datumsmäßig jetzt bedeutenden Grund. Zum ersten Mal in diesem Jahrhundert hat ein Zeitraum einen vernünftigen Namen – die „20er-Jahre“, unsere 20er!

Die Latte der Erwartungen liegt. Denn mit den 20ern des vorherigen Jahrhunderts hat die Mode begonnen, unser Leben mehr oder minder in Zehn-Jahres-Schritten zu vermessen (ndr.de). Hier hat das 20. Jahrhundert so richtig Tempo aufgenommen – und wir bleiben diesem Sog auch lange nach dessen Ende verhaftet. Nur ganz anders. „Die Zeit fährt Auto“ – so brachte Erich Kästner die vielfachen Veränderungen in Politik, Technik, Kultur und Lebensstil nach dem Ende der Monarchien in Mitteleuropa auf eine Formel. 100 Jahre später geht es vielleicht eher darum, die Geschwindigkeit in Datensätzen zu messen. Und nebenbei stellt sich wohl auch die Frage, ob Autofahren überhaupt noch ein angemessenes Verhalten sein kann.

Geschichte wiederholt sich nicht und der Zahlenstempel auf einem vergangenen Jahrzehnt sagt nichts über unsere Zukunft aus.

Die heutige Situation ist nicht mit der von vor 100 Jahren zu vergleichen, weder wirtschaftlich, noch politisch, noch sozial. Zwar ist auch heute die Welt in Bewegung und Aufruhr. Doch die immer wieder zu hörenden Vergleiche zu den Anfängen der Nazi-Zeit sind zu pauschal und oberflächlich und halten keiner ernsthaften Überprüfung stand. Während die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts durch den Konflikt großer Ideologien gekennzeichnet waren, besticht das 21. Jahrhundert eher durch das fast vollständige Fehlen derselben (Matthias Heitmann in cicero.de). Die heutige Gesellschaft ist, was ihre Politisierung angeht, der komplette Gegenentwurf zu den 1920er-Jahren.

Guten Rutsch!

In den meisten Ländern der Erde ist der Neujahrstag der Tag nach dem Neujahrsfest, das meistens Silvester genannt wird. Ja nach Kultur und Religion variiert aber das Datum des Neujahrstags. So wird z. B. Neujahr nach dem chinesischen Kalender meist Ende Januar bzw. Anfang Februar gefeiert. Der zeitliche Unterschied beruht auf dem gebundenen Lunarkalender (Lunisolarjahr). Nach diesem Kalender fällt das Neujahrsfest immer auf einen Neumond. Durch die Verwendung eines reinen Mondkalenders verschieben sich beim Islam alle Feste jährlich ca. um 11 Tage rückwärts.

In Deutschland ist Neujahr ein gesetzlicher Feiertag. Das bedeutet, an diesem Tag haben die meisten Arbeitnehmer frei.

Warum ist gerade am ersten Januar Neujahr? Das war nicht immer so! Papst Innozenz XII. legte 1691 fest, dass der 1. Januar der Neujahrstag sein soll. Davor feierten Christen den Neujahrstag am 6. Januar, später am 25. Dezember als Jahresbeginn. Heute noch heißt in den Alpen der 6. Januar „Großes“ oder „Hohes Neujahr“. Denn für die Bergbauern beginnt erst jetzt das „richtige Neujahr“.
Im römischen Kalender wurde der 1. Januar schon anno 46 vor Chr. offiziell zum Jahresbeginn erkoren. Im Mittelalter ist am Neujahrstag das „Fest der Narren“ gefeiert worden. Bürger und Priester stülpten sich Larven über den Kopf und trieben Unfug. Dieses Fest gibt´s heute nicht mehr, es wurde vom Fasching übernommen.

Ein weit verbreiteter Brauch ist der Silvester- bzw. Neujahrsgruß, bei dem man sich „Ein gutes und gesegnetes neues Jahr!“ wünscht. Oft wird auch mit dem berüchtigten „Prost Neujahr“ angestoßen. Dabei ist das Wort „Prost“ lateinisch und bedeutet übersetzt: „Es möge gelingen“.

Unsere Zeitrechnung, die sich von der Jahreszahl auf die mutmaßliche Geburt Christi bezieht und den 1. Januar als ersten Tag und den 31. Dezember, also Silvester, als letzten Tag des Jahres hat, mag für uns eine Selbstverständlichkeit sein. Sie galt und gilt jedoch keineswegs bei allen Völkern und in allen Kulturen der Erde. Auch die Anzahl der Tage im Jahr, die nach unserem Kalender 365 und in einem Schaltjahr 366 beträgt und damit einem Sonnenjahr entspricht, ist nicht überall gültig.

Neujahr, das erste der Feste im Kalenderjahr, war in der Geschichte und ist auch heute noch weniger ein kirchliches als ein weltliches Fest. Wie antike Geschichten römischer Autoren berichten, war es in Rom Neujahrsbrauch, dass zu diesem Anlass ausschweifende Feierlichkeiten mit Essgelagen, Trinkgelagen und Opfergaben stattfanden. Von den Christen wurde dieses heidnische Treiben der Bürger Roms zum Neujahrsfest zunächst gänzlich abgelehnt. In der Bevölkerung blieben die römischen Neujahrsbräuche aber auch erhalten, als das Christentum im 4. Jahrhundert römische Staatsreligion und damit zu einer Massenbewegung geworden war. Die Kirche in Rom versuchte gegen diese Bräuche und Riten mit Tanz, Essgelage und Trinkgelage anzugehen, indem sie den Neujahrstag zum Bußtag und Fasttag erklärte und die Christen zur Teilnahme am Gottesdienst bewegen wollte. Doch weder Mahnungen noch Drohungen fruchteten.

In China wird, anders als in vielen Ländern, der 31. Dezember nicht gefeiert. Das chinesische Neujahrsfest „Chunjie“ berechnet sich nach dem Mondkalender. Dadurch fällt es auf den Neumond zwischen dem 21. Januar und 21. Februar. Am Vorabend beginnt eine große Vökerwanderung, was regelmäßig ein großes Verkehrschaos im Land auslöst. Die ganze Familie versammelt sich zu einem gemeinsamen Abendessen. Tradition ist es, vor Beginn des Neujahrfestes das Haus mit Bambuszweigen zu putzen. Es soll böse Geister vertreiben und alte Lasten im vergangenen Jahr lassen. Wichtig ist, dies vor dem Neujahrstag zu machen, da man sonst das Glück mit hinauskehrt.

Es gibt mitunter ganz verrückte Rituale. In Italien gilt rote Unterwäsche in der Neujahrsnacht als Pflicht. Soll Glück und Erfolg bringen. Viele Spanier schieben sich um Mitternacht bei jedem Glockenschlag eine Traube in den Mund. Wer sich verzählt, dem steht Unheil bevor. In Tschechien gibt es den alten Brauch, einen Apfel zu halbieren und am Butzen das Schicksal abzulesen. Bilden die Kerne ein Kreuz, droht Unheil, in Sternform stehen sie für Glück. Auf den Philippinen springen um Mitternacht Kinder möglichst hoch in die Luft. Das soll für das neue Jahr ihrem Wachstum einen Schub verleihen. Und in Bulgarien geht es mit Schlägen auf den Rücken ins neue Jahr. Soll Gesundheit und Reichtum bringen. Dafür wird ein Ast des Kornelkirschbaums bunt geschmückt, der damit zu einer „Surwatschka“ wird.

Jedes Jahr das gleiche Theater: Silvester- oder Sylvestergrüße?

Im Englischen wird der Jahreswechsel als „New Year´s Eve“ bezeichnet, weshalb eine eindeutige Verbindung zum Jahreswechsel auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist.

Die Assoziation des Jahresendes bei uns mit dem Namen Silvester (deutsch „Waldmensch“, von lateinisch silva „Wald“) geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die Gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des Papstes Silvester I. († 31. Dezember 335).

Das Ypsilon hat sich bei uns irgendwann eingeschlichen, und zwar in Bayern. Das geht zurück auf König Ludwig I., der am 20. Oktober 1825 anordnete, dass die ursprüngliche Bezeichnung Baiern fortan durch Bayern zu ersetzen sei. Der Wandel zum griechischen Ypsilon ist wohl mit der Verehrung des Griechischen zu erklären.

Ob nun Silvester oder Sylvester, die Bedeutung ist identisch und beide Varianten werden als Name getragen. In Europa scheint es allerdings so, dass die Variante mit „i“ verbreiteter ist. Dennoch ist die Schreibweise beim Namenstag keine Entscheidungsfrage, sondern eindeutig festgelegt und so heißt der Jahreswechsel im Deutschen Silvester, wohingegen Sylvester falsch und als Fehler zu werten ist.

Böller an Silvester: Abschaffen geht nicht?

Einer aktuellen Umfrage zufolge hat er mit dieser Entscheidung eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger hinter sich. Laut einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov (2.000 Teilnehmer) befürworten 57 Prozent aus Umwelt- und Sicherheitsgründen ein Verbot von Böllern zu Silvester. 36 Prozent sprechen sich gegen ein Verbot aus, sieben Prozent sind unschlüssig (welt.de).

Ein bisschen Geschichte: Vor Christus gab’s noch kein Feuerwerk, aber Feuer – und sogenannte Feuerfeste waren schon bei den Römern Tradition, nachdem der Jahresbeginn von März auf Januar verschoben wurde. Das Feuerwerk? Das gehört zum Jahreswechsel dazu. Schon die alten Germanen ließen es in der Nacht zum ersten Januar richtig krachen, aber nicht, um das neue Jahr zu begrüßen, sondern weil sie sich vor der Dunkelheit und bösen Geistern fürchteten. Um diese zu vertreiben, machten sie Lärm und zündeten Holzräder an – aus diesem Brauch wurde das heutige Silvesterfeuerwerk.

Vor rund 1.200 Jahren wurde das Pulver in China erfunden. Wissenschaftler vermuten (mdr.de), dass im 6. oder 7. Jahrhundert taoistische Mönche die zufälligen Erfinder waren. Während sie im Auftrag des Kaisers an einem Elixier für die Unsterblichkeit tüftelten, mischten sie probeweise auch die explosive Kombination aus Kohle, Schwefel und Salpeter zusammen – damit begann die Geschichte des Feuerwerks.

Im 14. Jahrhundert brachten arabische Händler das Feuerwerk nach Europa. Hier entwickelte sich die Feuerwerkskunst stetig fort. Besonders in der vergnügungssüchtigen Zeit des Barock gehörte es an den europäischen Höfen bald traditionell zum guten Ton, bei Festen und Feierlichkeiten seine Gäste mit einem Feuerwerk zu unterhalten. Vor allem italienische Feuerwerker brachten es zu Ruhm und Ehren.

Das Umweltbundesamt erwartet zu Silvester die Freisetzung von rund 4.500 Tonnen (stern.de) Feinstaub – kleinste, für das menschliche Auge meist unsichtbare Teilchen.

Einige deutsche Städte haben ein Böllerverbot in bestimmten Bereichen eingeführt – darunter 23 Städte, die zuvor von der Deutschen Umwelthilfe kontaktiert wurden (t-online.de).

Wer sich nicht an Feuerwerksverbote hält, riskiert empfindliche Strafen. Das Zünden von Feuerwerk außerhalb von Silvester kann ohne Genehmigung bis zu 10.000 Euro Bußgeld kosten.

Silvester und Feuerwerk – das ist Tradition. Kann man so etwas abschaffen?! Der Umwelt zuliebe? Gibt es denn Alternativen? Die Antwort ist: Ja!

Drohnenshows gelten als umweltfreundlicher als Feuerwerke. Die Show passt deshalb perfekt zur aktuellen Klimadiskussion. Ganz ohne Krach und ohne Rauchschwaden, die den Schaulustigen die Sicht nehmen. Die erste deutsche Vorführung kostete die Stadt Frankfurt am Main rund 400.000,– Euro (faz.net, 14.09.2018) zur Eröffnung der neuen Altstadt.

Ja, was sage ich? Guten Rutsch!

 

Das Internet vergisst nichts, heißt es und das stimmt auch. Ich beobachte schon seit langer Zeit die Unsterblichkeit der Sterblichen. Sie bleiben frisch und munter, präsent für die Ewigkeit, obwohl die ewig schon nichts mehr von sich haben hören lassen. Und geschrieben haben die auch nichts.

Es kommt noch schlimmer, konnte ich beobachten – und stelle mit Verwunderung und leichtem Entsetzen fest, dass es jede Menge Leute gibt, die mit den Toten rege kommunizieren, Fragen stellen und so tun, als ob nichts wäre. Ich frage mich ernsthaft, ob sie überhaupt schon bemerkt haben, dass sie mit einer verstorbenen Person interagieren. Sie erwarten wohl auch keine Reaktion in ihrer Oberflächlichkeit und ich sitze kopfschüttelnd da und wundere mich. Sagt mal, habt ihr sie noch alle?

„Na, das ist ja kein Wunder“, werden Sie jetzt sagen, „woher sollte man das auch wissen?“ Wenn eine Weile gar nichts passiert, gehe ich auch erst einmal nicht davon aus, dass hier jemand sein Leben gelebt hat und leider nicht mehr lebt. Aber, wenn auf deren Internetseiten oder Profilen so was, wie „R.I.P. „ oder „Er/ sie ist von uns gegangen“ steht, dann halte ich es für eine scheußliche Oberflächlichkeit, wenn das nicht einmal registriert wird. Ich sah sogar schon einmal eine Todesannonce mit Datum des angesetzten Begräbnisses und ein Mann kommentierte: „Lass´ uns am Wochenende mal die Sau rauslassen“, gekoppelt mit dem Video „Move Your Ass“. Meinte er das etwa ernst?

Tote im Netz werden auch gerne von den Angehörigen lebendig gehalten. Ich finde Jugendfotos, intimen Tratsch… Dinge, die diese Person zu Lebzeiten getan hat, leben erneut auf und wir alle hören seine/ ihre Lieblingsmusik. Da können wir so richtig mitgrooven und uns vorstellen, wie der/ die Verstorbene ausgelassen getanzt hat, eben richtig die Sau rausgelassen – was er/sie ja nun bedauerlicherweise nicht mehr tun kann. 

Am schlimmsten finde ich die Online-Bestattungen bei denen ich eine virtuelle Kerze anzünden kann. Ich sehe sie auch schon brennen und trage mich brav und ehrfürchtig ins virtuelle Kondolenzbuch ein, damit der/ die Tote immer – auf Leb- und sogar in Todeszeiten – mit mir verknüpft ist. Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch die Vorstellung, wie wohl sein Sarg oder die Urne aussehen mag oder ausgesehen hat, als es soweit war. Dafür gibt es bestimmt bald ein Online-Bestattungshaus, das nicht nur die Sargmöbel, sondern auch die virtuellen Grabgestecke und -kränze anbietet. Das finde ich wirklich sehr praktisch, denn so hört wenigstens die ganze elende Rennerei in die Bestattungshäuser auf und wir überlassen den Leichnam den Krankenhäusern, tun unsere Pflicht vom Schreibtisch aus und alles ist erledigt. Sauber, ohne Ruß und schlammige Erde. Ab in die Kiste damit und wir können immer mal wieder auf den Online-Friedhof schleichen und uns ein Bild davon machen, wie es dem/ der Toten so geht. Und damit das Ganze dann auch authentisch und traurig ist, spielen wir nebenbei seine Grabrede als mp3 ab. Fein.

Ja, und wenn wir das Ableben gar nicht verkraften können, finden wir den Leichnam wieder lebendig im Netz, denn seine virtuellen Freunde haben´s leider immer noch nicht kapiert, dass der Typ da schon lange tot ist. 

  

© Petra M. Jansen

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