Distanz nicht respektieren.

Ruhemomente zerstören.

Dem Gegenüber auf die Pelle rücken.

Ungefragt, die Meinung aufdrücken.

Teilhaben lassen an ekligen Geschichten.

Tränendrüse des ewigen Märtyrers.

Junggebliebene auf Internet-Fotos,

dabei bereits gealtert um 20 Jahre.

Zu Hause dem Staat auf der Tasche liegend

für ein Leben in Juhu und Partytime.

Schubsen, wenn Warten menschlich wäre.

Belehrend, Zeigefinger hebend den anderen nieder quatschen.

Coolness auf dem Bike der Welt da zeigen,

missachtend die Ausgangsregeln.

Husten und Niesen direkt vor deine Füße.

Dreck raus fegen, Hauptsache weg.

Bespitzeln, nörgeln, neiden.

Man hat ja sonst nichts zu ertragen.

Reinballern in die Kanone der Diskriminierung,

dem Deutschen geht´s ja – ach, so schlecht.

Immer dicker werden und keine Schuld?

Raum einnehmen, der dir nicht gehört?

Diebstahl vor deiner Haustüre ist kein Kavaliersdelikt

und Spucke auf dem Briefkasten asozial.

Hau doch einfach mal eine Oma um,

dann hast du wieder Kohle.

Ist so leicht, das Leben ohne Respekt.

Habgier ist des Menschen Schande.

Lass doch sein, wie es sein soll

und vernichte nicht,

weil d u vergiftet bist.

 

  

© Petra M. Jansen

http://literatourpoetictext.blogspot.com/

 

 

Die Sonne scheint,

der Vogel zwitschert.

Der Kapitalist im Stuhl,

macht sich Gedanken.

Katze und Vogel schauen zu.

Ruhige Straßen, Autos stehen,

Ameisen auf ihrem Weg.

Der Kommunist reibt sich die Hände,

endlich die Zeitenwende.

Hunde begrüßen den Tag.

Ein laues Lüftchen

umspielt die Nase.

Der Fabrikant in Not,

kalkuliert seine Bücher.

Hühner gackern im Hof.

Laub raschelt in den Bäumen,

Knospen sprießen, es wächst.

Die Bürofrau liest die Nachrichten,

der Bildschirm flackert.

Ein Kaktus am Fenster, verweilt.

Chrom glitzert im Raum.

Die Uhr an der Wand, sie tickt.

Der Friseur im Laden wischt Staub,

die Schere ruht vorm Spiegel.

Das Türschild spricht: “Closed!”.

Tauben gurren und picken,

Versammlung bei Litfaß.

Die Rentnerin lächelt auf dem Balkon,

die Hausarbeit ist getan.

Die Turmuhr schlägt halb zwei.

Hasen im Garten,

hoppeln und mümmeln.

Der Manager schaut gelangweilt

aus dem Fenster: “Nichts los!”.

Ein Frosch hüpft in den Teich.

Andere Zeiten, andere Sitten!

Kaum Veränderung, wen schert´s?!

Die Welt dreht sich,

Besinnung und Demut.

Eine Biene besucht die Blüte.

 

 

 

Das Ausmaß dieser Epidemie überschreitet alles, was die Menschheit bisher erlebt hat. Selbst bei der Pest im Mittelalter waren nur bestimmte Gegenden betroffen, jetzt ist es gleichzeitig die ganze Menschheit. In einem Jahr wird unsere Welt gewiss eine andere sein. Manches, was bisher selbstverständlich war, wird es nicht mehr sein. Man kann vermuten: das Leben wird wohl etwas weniger oberflächlich sein.

Warten wir es ab. Dass Menschen nach solchen Katastrophen zur Besinnung kommen können, das sieht man an so herrlichen Kulturleistungen wie der Kirche Santa Maria della Salute am Ende des Canale Grande in Venedig, die zum Dank für das Ende der Pest (wikipedia.org) gestiftet worden war. Aber nach dem schrecklichen Ersten Weltkrieg gab es auch zunächst ein Abgleiten in eine gewisse Vergnügungssucht. Übrigens wird es für die Politiker erheblich schwieriger sein, die Schulen und andere Institutionen wieder zu öffnen.

Die Vorstellung, dass die Zivilisation nur eine ganz dünne Schutzschicht sei, existiert in unserer westlichen Kultur tatsächlich seit langem. Dass wir uns von unserer schlechtesten Seite zeigten, sobald irgendetwas Schlimmes geschieht, sagen wir, ein Krieg, eine Naturkatastrophe oder eine Epidemie wie jetzt. Dann entblößen wir unser wahres, animalisches Selbst. Das ist eine uralte Annahme in der westlichen Geistesgeschichte, die sich zu den klassischen Griechen, den Gründungsvätern der christlichen Kirche und den Philosophen der Aufklärung zurückverfolgen lässt. Und es ist eines der zentralen Dogmen unseres kapitalistischen Gesellschaftsmodells (Lutger Bregman, dw.com 30.03.2020).

Die Not … Sie wird uns Menschen heute inmitten der Corona-Krise erfinderisch machen. Zwangsweise! Unsere Art zu leben stößt nun an eine empfindliche Grenze. Wir haben es nicht nur mit einer medizinischen Krise zu tun, sondern auch mit einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen. Ein “Weiter so!” gibt es auf absehbare Zeit nicht und wird es vielleicht auch nicht mehr geben.

Die Wirtschaft mit den Grundsätzen “höher – schneller – weiter” hat spürbar Sand im Getriebe. Plötzlich wird sie entschleunigt, kommt zum Teil sogar zum Stillstand. Abstand bedeutet Respekt, Zeit kann zu “In-sich-Gehen“ führen, und Not macht erfinderisch. Vielleicht können nun offene Konfliktfelder völlig neu durchdacht werden und eine lebenswerte Zukunft mit einer für alle lebensfreundlichen Wirtschaft entworfen werden?!

Bei vielen läuft jetzt eine Gedankenkette ab – vom Verlust des Lebensstandards und der Gesundheit, drohende Arbeitslosigkeit bis hin zum Bankrott. Und leider ist im Moment noch nicht klar, wo diese Gedankenkette unterbrochen werden könnte, weil wir nicht wissen, wie die Krise letztendlich verlaufen wird.

Mit ihren Maßnahmen hat die Politik den Menschen eine Orientierung gegeben. Sie lernen jetzt, sich innerhalb dieser Regeln zu bewegen und wie weit der Spielraum geht. Es ist menschlich, dass dieser Spielraum mehr und mehr genutzt wird. Das ist ein Anpassungsprozess (Enno Maaß, deutsche-handwerks-zeitung.de). Neue Regeln treffen auf “Das haben wir schon immer so gemacht”; warum also etwas verändern?!

Wir müssen! Neue Situationen erfordern neue Verhaltensregeln in der Gemeinschaft. Das Problem bei der Akzeptanz ist hier, dass die neuen Normen mit Freiheitsentzug – zumindest teilweise – verbunden sind. Wie viel Freiheit kann dem Durchschnittsbürger entzogen werden bis er rebelliert?! Wieviel Einsicht in die Notwendigkeit ist vorhanden, um die “Durststrecke” – die es hoffentlich sein wird – zu überstehen?

In Krisenzeiten werden Grundbedürfnisse wie Wohlstand, Existenz und Sicherheit neu reflektiert und der Weg zur Befriedigung dieser Bedürfnisse hinterfragt (Maaß, a.a.O.).

 

 

 

Polen, Ungarn und Tschechien haben laut Europäischem Gerichtshof EU-Recht gebrochen, als sie die Übernahme von Asylbewerbern aus Griechenland und Italien verweigerten. Das entschied der EuGH am Donnerstag in Luxemburg. Der Streit um die Flüchtlingsumverteilung hatte die europäische Asylpolitik jahrelang mitgeprägt (Az: C-715/17, C-718/17 und C-719/17).

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung hatten die EU-Innenminister im September 2015 per Mehrheitsvotum zwei Beschlüsse gefällt. Damit sollten ursprünglich 160 000 Asylbewerber aus Italien und Griechenland in die übrigen EU-Staaten umgesiedelt werden. Am Ende wurden aus verschiedenen Gründen laut EU-Kommission nur rund 35 000 Menschen umverteilt, viele davon nach Deutschland (sueddeutsche.de).

Polen, Ungarn und Tschechien nahmen keine oder fast keine der Menschen auf. Die EU-Kommission verklagte sie darum vor dem EuGH. Dort führten die Länder eine Reihe von Argumenten ins Feld. Ungarn und Polen machten insbesondere die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der inneren Sicherheit geltend. Tschechien argumentierte, dass es wirksamere Maßnahmen zur Bewältigung der Migration unternommen habe, etwa Unterstützung beim Schutz der EU-Außengrenzen.

Die drei Staaten verteidigten sich vor dem EuGH auch mit dem Argument, dass die Menschen, die da kämen, möglicherweise gefährliche Islamisten seien. Auch sei die Zusammenarbeit mit Italien und Griechenland schlecht gewesen, diese Länder hätten sie nicht gut informiert.

Die Richter am EuGH hatten dafür aber kein Verständnis. Sie sahen einen Verstoß gegen die Solidaritätsverpflichtung innerhalb der Europäischen Union. Die Mitgliedsstaaten, die Menschen aufnehmen sollen, könnten sich zwar im Einzelfall weigern, wenn sie eine konkrete Person für gefährlich halten. Sie müssten dies aber genau begründen. Ganz allgemein kategorisch “Nein” zu sagen, weil ihre Gesellschaften durch solche Umsiedlungen gefährdet seien, sei nicht zulässig.

Was droht den Staaten?

Den Ländern drohen nun hohe Geldstrafen. Dazu müsste die EU-Kommission den EuGH allerdings noch einmal anrufen und auch finanzielle Sanktionen beantragen. Dann würde der Gerichtshof die Höhe der Strafe berechnen. Dabei werden Dauer und Schwere des Verstoßes berücksichtigt, aber auch die Wirtschaftskraft des Landes.

Die EU ist seit Jahren zerstritten über ihre Asylpolitik. Staaten wie Griechenland, Italien und Spanien an den südlichen Außengrenzen fordern eine Reform der sogenannten Dublin-Regeln. Danach ist meist jener Staat für einen Asylantrag zuständig, auf dessen Boden die Schutzsuchenden zuerst europäischen Boden betreten haben. Länder wie Ungarn, Polen oder auch Österreich lehnen es jedoch kategorisch ab, verpflichtend Asylbewerberinnen und Asylbewerber aufzunehmen. Nach Ostern will die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen einen neuen Migrationspakt (zeit.de) vorlegen.

Seit Jahren ist klar: Die Asyl- und Migrationspolitik der EU muss reformiert werden. Und seit Jahren geht es kaum voran. Staaten wie Griechenland und Italien an den südlichen Außengrenzen wollen die sogenannten Dublin-Regeln ändern. Danach ist meist jener Staat für einen Asylantrag zuständig, dessen Boden der Schutzsuchende zuerst in Europa betreten hat.

 

 

 

 

Wie bei jeder Seuche, die Weltgeschichte schrieb: Erst seit wenigen Jahren weiß man, dass es das Pest-Bakterium Yersinia pestis war, das ab 536 das Byzantinische Weltreich und den Nahen und Mittleren Osten entvölkerte. Die Krankheit, der bis zu 50 Prozent der Bewohner zum Opfer fielen, verurteilte die Rückeroberung Westroms zum Scheitern und bereitete dem Siegeszug des Islam den Weg. Wieder sahen die Menschen Gottes Hand im Spiel. Inzwischen haben Wissenschaftler erkannt, dass schwere Vulkanausbrüche die Durchschnittstemperatur auf der Erde dramatisch senkten. Hungersnöte und Kriege taten ein Übriges zur Ausbreitung der Seuche.

Ähnlich folgenreich wurde der ebenfalls von Yersinia pestis verbreitete “Schwarze Tod”, der 1347 von der Krim, einem Endpunkt der Seidenstraße, nach Europa gelangte und mindestens ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahinraffte. Diesmal zerstörte die Pest die mittelalterliche Feudalordnung, denn mit ihren Opfern raubte sie dem Rittertum die Arbeitskräfte.

Seit es den Menschen gibt, wird er von Viren heimgesucht. Das Pocken-Virus zum Beispiel macht schon den alten Ägyptern Probleme. Die Mumie von Pharao Ramses dem Fünften hat: Pockennarben. Das Virus soll auch Goethe, Mozart, Haydn und Beethoven befallen haben und Ludwig der XV. und Zar Peter der II sogar dahingerafft haben. Im 15. und 16. Jahrhundert stirbt jedes zehnte Kind an Pocken. Nur wenn die Kinder das Virus überstehen, zählt man sie überhaupt zur Familie. Über 400.000 Menschen fallen jedes Jahr den Pocken zum Opfer (daserste.de).

Ein besonders unberechenbares Virus: das Grippevirus Influenza. 1918 tötet die „Spanische Grippe“ geschätzt 50 Millionen Menschen (wikipedia.org) – mehr als der gerade überstandene Erste Weltkrieg. Mangelnde Hygiene, enge Schützengräben, verwundete und schwache Menschen, die aus aller Welt zusammenkommen – all das sind Faktoren, die dem Virus helfen, sich schnell auszubreiten und Millionen zu infizieren. Eine ähnlich schwere Epidemie hat es seitdem nicht mehr gegeben – doch gerade das Grippevirus birgt ein hohes Risiko: Es verändert sich ständig, kombiniert sich genetisch neu.

Einen Zusammenhang zwischen der äußeren Umwelt und dem Auftreten von Krankheiten erkannte schon Hippokrates im 5. Jahrhundert v. Chr. (bpb.de) in seinem Buch „Lüfte, Gewässer, Orte“. Er beschrieb unter anderem den Einfluss des Wetters, der Wasserqualität und der Wohnsituation auf die physische und psychische Gesundheit. Die Grundidee der Epidemiologie ist somit so alt wie die Medizin selbst. Allerdings vermutete Hippokrates damals Miasmen (giftige Ausdünstungen des Bodens) als Auslöser von Infektionskrankheiten; eine Theorie, die noch bis ins 19. Jahrhundert verbreitet war und – trotz falscher Grundannahme – vielen Menschen durch Isolations- und Hygienemaßnahmen das Leben rettete.

Das Gefährdungspotenzial einer Krankheit für die globale Gesundheit abzuschätzen, ist auch in Zeiten von Corona keine leichte Aufgabe. Gefahr geht nicht nur von den direkten gesundheitlichen Auswirkungen einer Krankheit aus; auch die Begleiterscheinungen – wie Panik, soziale Unruhen und wirtschaftliche Folgen – tragen zur Gefährdung bei. In der subjektiven Wahrnehmung wird die Gefährdung von stark symptomatischen, unbekannten und hochinfektiösen Krankheiten eher über- als unterschätzt.

Global gesehen, besteht in vielen Bereichen Grund zur Besorgnis. Aufkommende Medikamentenresistenzen sind schon jetzt bei Malariaparasiten, Tuberkulose-Erregern und MRSA (gefährliche resistente Keime) ein großes Problem.

Eindringen in unberührte Naturgebiete und die Rodung der Regenwälder sowie der damit verbundene Kontakt von Mensch und Tier bieten Übertragungspotenzial für bisher unbekannte Zoonosen. So sind vor allem Fledermaus- und Nagetierarten Reservoir diverser humanpathogener Viren, oder solchen, deren Gene humanpathogenen Viren ähnlich sind.

Und eine Fledermaus soll ein Verdächtiger für den Ursprung von Corona sein.

 

 

Was haben Sie am 8. Dezember 1985 gemacht? Damals, als man Kanzler Kohl für eine vorübergehende Erscheinung hielt (nzz.ch), als Claude Simon den Literaturnobelpreis erhielt, Modern Talking unsere Ohren mit “Cheri Cheri Lady” quälte und der siebzehnjährige Boris Becker Wimbledon gewann? Manche wissen genau, was sie an diesem Sonntag um 18:40 Uhr taten: Viele saßen vor der Glotze und führten sich die erste Folge der “Lindenstraße” zu Gemüte.

1.757 Folgen kamen danach, viele haben kaum eine verpasst. Nun, an diesem Sonntag, soll alles ein Ende haben. Herzlose Programmmacher der ARD haben beschlossen, einer fast 35 Jahre alten Institution den Garaus zu machen. Alle Proteste nutzten nichts; die Sonntage werden künftig leere Sonntage sein. Wohin, fragt man sich, mit unserer Sehnsucht nach Verlässlichem? Denn die “Lindenstraße” gab Halt im Chaos, sie ließ uns hoffen, dass nicht alles dem Untergang geweiht ist.

Das war nicht anders bei “Dallas”, “Denver Clan” und anderen Soap Operas. Was treibt uns da an?

Im Grunde bieten uns Fernsehserien die Möglichkeit, in das Leben fiktiver Figuren einzutauchen, sie täglich oder wöchentlich zu erleben und sie sehr gut kennen zu lernen. Anders als bei Filmen von knapp 2 Stunden Länge werden wir durch eine Serie dauerhaft, manchmal über viele Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg, ein Teil dieser Welt, die zwar nicht real ist, sich aber oft so anfühlt. Wir können mit den erfundenen Charakteren lachen und weinen, sich mit ihnen freuen und mit ihnen leiden. Das ist schön und spannend, aber eben mitunter auch belastend.

Auf jeden Fall kann eine Serie viele Emotionen wecken und zu einer Art Hobby werden, manche vergleichen es gar mit einer Sucht. Hier muss der Zuschauer aufpassen, dass er oder sie sich nicht zu sehr von den fiktiven Geschehnissen vereinnahmen lassen und die Grenze zwischen Realität und Fiktion dadurch verwischt wird. Das passiert nur in Ausnahmefällen …

Wer Fernsehserien als Selbstverständlichkeit in den Alltag integriert, spürt die physiognomischen und mentalen Veränderungen seiner Helden nur unmerklich – so wie man sich selbst unbeirrt als forschen Draufgänger sieht, der ohne Haartönung und Rheumapflaster auskommt. Serien-Nerds kommen mit Alterungsphänomenen gut zurecht. Besser als der Erzähler in Marcel Prousts Roman “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit”. Der trifft nämlich in einer Schlüsselszene nach langer Zeit alte Weggefährten wieder, an denen – zu seinem Entsetzen – die Zeit nicht spurlos vorbeigegangen ist.

Serien oder – modern ausgedrückt – Staffeln bieten durch ihre Beständigkeit ein Stück Sicherheit oder geben uns die Möglichkeit, eigene Hoffnungen und Wünsche auf fiktive Figuren zu projizieren. Letztlich bietet eine Serienwelt diesen einen Vorteil gegenüber der Realität: Sie weist nicht zurück. Man ist mittendrin, sobald man einschaltet sitzt man in der “ersten Reihe”.

Früher stand das Kino auf Platz eins, dann kam der Fernsehfilm – und dann erst die Serie. “Dieser Wert hat sich um 180 Grad gedreht”. Heute entstehen Serien mit internationaler Besetzung – für ein internationales Publikum: “Es wird immer mehr wie im Fußball, wo man eine internationale Mannschaft aufstellt für ein Projekt“ (deutschlandfunkkultur.de, 16.02.2019).

Vielen Dank an alle Mitwirkenden der “Lindenstraße”. Sie ist über all die Jahrzehnte Teil unseres Lebens geworden. Viele, die harten Serienjunkies, werden sie vermissen.

Goodbye!

Solidarität und Zusammenrücken in einer Zeit, in der Abstand der höchstmögliche Schutz ist – das ist bei jedem mittlerweile angekommen. Was aber ist meine ehrliche Erfahrung in dieser erschütternden Zeit? Die besten Freunde, die ehrlichsten Freunde und die wichtigsten Freunde kommen nicht aus der virtuellen Welt und nicht aus den Reihen derer, die irgendwo anders auf diesem Planeten stets ihren üblichen Senf dazugeben. Meine Erfahrung der letzten Wochen hat mir sehr deutlich gezeigt, dass meine wirklich ernst gemeinten Ratschläge, die ich schon vorab (bedingt durch meine Arbeit) wusste und weitergegeben hatte, beim jeweiligen Empfänger eher in Unglauben oder eine Skepsis, ob ich denn überhaupt wüsste wovon ich spreche, erzeugt hatten. Als ich begann, frühe Informationen selektiert an „Freunde“ weiterzugeben, nahm man mich nicht ernst. Sie warteten auf die offizielle Bestätigung der öffentlichen Medien und das kam teilweise zeitversetzt mehr als Tage später. Dabei vergaßen diese Wenigen, dass WIR (und auch ich somit) Medien sind und einige Berufe mehr oder weniger zeitlich etwas früher informiert sind. Das hängt damit zusammen, dass in Berufen, die gerade jetzt helfend an der Front arbeiten und das Ding am Laufen halten müssen, bereits Informationsschreiben, Genehmigungen und Maßnahmen-Kataloge erhalten, die sie für weitere Schritte im Ernstfall ausweisen und – im Falle eine Ausgangssperre – den Weg für ein problemloses Passieren an eventuellen Barrieren/ Kontrollen freimachen. Zudem müssten bestimmte Berufsgruppen selbstverständlich für ihre Arbeit mit Schutzmaßnahmen und Schutz ausgestattet werden, damit sie selbst nicht erkranken und weiterhin helfen bzw. arbeiten können. Was passierte als ich dringend – wirklich sehr dringend – nur eine einzige Mundschutzmaske brauchte? Totalausverkauf, online wie offline! Ich suchte verzweifelt und danke noch heute einem Herrn, der direkt bei mir gegenüber wohnt und mir nicht eine sondern z e h n Masken in die Briefkasten warf. Das nenne ich echte Freundschaft in einer Notsituation, in der die sonst „besten Freunde“ bedauernd die Kopf schüttelten und sagten, sie hätten leider keine mehr (laufen aber selbst damit herum).

Auch ist es traurig, wenn man doch sehen muss, dass angebliche Freunde genau wissen, welche Leistung man derzeit täglich erbringt und mit welchem Risiko das verbunden ist. Wenn sie dann irgendwann in eine Art verbale Starre verfallen und es nicht als nötig erachten, einmal nachzufragen, wie es einem geht, ist das arg enttäuschend. Funkstille. „No words“ kommen in Krisenzeiten, wobei der täglich Plausch über Kaffee und Blödsinn auch sonst jederzeit möglich war. In Zeiten, in denen jetzt allgemein ernsthaftes Interesse an der Gesundheit gezeigt werden muss, ist es an mancher Stelle vorbei. Vielleicht genau bei denen, denen man helfen wollte und die nun das Gefühl haben, man wollte sie bevormunden. Vielleicht haben sie auch das Gefühl nutzlos zu sein, wenn sie sehen, dass andere sich täglich in den Kampf um Gefahrenabwehr, medizinische Versorgung, öffentliche Sicherheit und Lebensmittelversorgung kümmern. Ich weiß es nicht.

Eines habe ich aber gelernt: Der echte Freund wohnt direkt in deinem Umfeld. Der echte Freund ist deine Familie, die sich um dich sorgt und mitnichten der Quatschkopf, der auf deine Nachricht „Bleib gesund“ mit „Bleib geil“ antwortet. Auch das ist mir passiert in den letzten Wochen der Corona-Krise und ich habe die Schnauze gestrichen voll von Freunden, denen es egal ist, wie es einem geht, wenn man nicht jetzt gerade mal nicht mehr bereit ist, den lustigen Unsinn und oberflächliches Blabla von sich zu geben. Zugegeben, der Humor ist mir etwas abhandengekommen – aber wen wundert das, wenn man fünfzig Stunden und mehr arbeitet, um anderen Menschen irgendwie auf seine Art und Weise und im Rahmen der beruflichen Möglichkeiten zu helfen?

Ich denke, all diejenigen, die nicht begriffen haben, dass Freundschaft auch in Krisenzeiten aufmunternde Worte braucht und echte Unterstützung (auch durch Masken, die im Briefkasten landen), die können ihr Fehlverhalten auch nach der Krise nicht mehr gutmachen. Freundschaft zeigt sich eben doch genau in den Momenten, wo eine fühlbare Krise herrscht.

Mein Dank heute an all diejenigen in meinem direkten Umfeld, die Mut zusprechen, Positivität ausstrahlen, mir Brötchen an die Haustüre hängen (sogar anbieten, mit einer Liste für mich einkaufen zu gehen, weil ich einfach keine Zeit habe) oder einfach nur mal danach fragen, wie es einem geht. Dankeschön auch an einige meiner Ex-Lebenspartner für die Besorgnis und die Erkundigungen, ich weiß das sehr zu schätzen – es zeichnet euch als Mensch aus.

 

© Petra M. Jansen

 

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Der Mensch ohne Hoffnung,

leer, verlassen …

Was erwartet uns?

Keiner weiß es,

gestrandet an einsamer Küste.

Das Boot zerschellt,

die Wellen brechen.

Tosende Gischt, es ist kalt.

Horizonte sind weit,

nicht immer erreichbar.

Jedes Ende ist ein Anfang,

Sonnenuntergängen folgen

die neuen Tage.

Licht vertreibt das Dunkel.

Wärme steigt auf …

Gefangen in der Gegenwart.

Gestern ist vergangen,

das Morgen noch sehr weit.

Die kleine Insel, man ist sicher.

Wind, Rauschen der Blätter …

Vernunft ist uns geschenkt,

der Verstand überfordert.

Instinkte erwachen schnell,

treiben uns in Herden.

Wo führt das hin?!

Liegt das Wir denn wirklich

in sozialer Distanz?!

Heißt gemeinsam

zusammen allein fortschreiten?

Das Leben überdenken …

Werte sind verschoben.

Was gestern noch wichtig war,

heute kümmert´s vielleicht keinen.

Der Sinn des Ganzen,

erschließt er sich uns?