Lieber Pierre,

der Tod spricht mit dem Leben. Es ist nicht etwa eine multiple Persönlichkeitsstörung, die dich überfallen hat sondern schlichtweg der Schwebezustand zwischen dem Realisieren, dass wir alle endlich sind und dem Aufbegehren gegen unseren irdischen Abschied. Verstehen kann ich das absolut und oft schon habe ich mich gefragt, wie souverän ein Mensch mit seinem Dahinvegetieren und der Verinnerlichung, dass es stets weiter bergab geht, überhaupt umgehen kann. Einigen hilft der tiefe Glauben dabei und sie bilden sich ein, dass ihre Seele ins Paradies aufgenommen wird. Blödsinn, völliger Blödsinn ist das. Denn das Paradies ist das Leben, das ja in deinem Brief Aufbegehren zeigte und nicht klein beigeben will und doch müssen wir mit Demut der Tatsache ins Auge blicken, dass es bei allem ein Anfang und ein Ende geben wird. Bei dem einen schnell, abrupt und ohne Vorwarnung. Bei dem anderen als längerer Prozess, der  mit viel Schmerzen und Leid verbunden ist.

Pierre, ich kenne dich nun schon so viele Jahre und selbstverständlich auch deine innewohnende Dynamik, deine Freude am Leben, deine zähe Beharrlichkeit und deinen brillanten Geist. Umso schmerzlicher und trauriger mit anzusehen ist dein Kampf, den du dir vielleicht in Vielem erleichtern könntest. Ich sehe es so: Wir haben unsere Aufgabe erfüllt und nicht nur einen guten Teil zur allgemeinen Gesellschaft beigetragen sondern auch viele Menschen glücklich gemacht und Nachkommen bezeugt bzw. geboren. Evolutions-technisch haben wir unser Bestes getan und sind quasi „durch“. Insofern wäre es nicht schlimm, wenn wir den Platz für Neues und Jüngeres frei machen und die nächste Generation zum Zuge kommen lassen, oder? Es ist natürlich kein wirklicher Trost, aber es ist eine notwendige Folge des Prozesses von Erneuerung und Weiterexistenz.

Was uns zu schaffen macht ist diese Ungewissheit. Wie lange dauert es noch bis ich den letzten Atemzug tue und mit welchen Gebrechen, Schmerzen und Gedanken muss ich das noch wie lange ertragen? Wäre es nicht schön, du würdest einfach abends ins Bett gehen und einschlafen wie ein Baby? Nichts spüren, nichts mehr sagen, nicht mehr denken müssen?

Niemand möchte sterben und ich denke, dass jeder (mit Ausnahme der streng Religiösen, die sich in ihren Glauben flüchten) Angst vor den letzten Jahren hat. Wie wird es? Kann ich mich noch alleine versorgen? Werde ich ein Pflegefall? Wie ist es, wenn mein Körper verfällt, aber mein Geist noch wach ist? All diese Fragen können wir zuvor nicht beantworten und sie machen uns Angst. Aber in Würde und in Dankbarkeit die unvermeidlichen Dinge zu akzeptieren, können die allerwenigsten. Mediziner wissen das alles und auch die Palliativmedizin bzw. die Sterbebegleiter. Sie können Krankheiten und Leiden nur bedingt nehmen, aber letztendlich versuchen sie, dem Menschen bis zum Schluss einen möglichst erträglichen Abgang zu verschaffen.

Deine beiden fiktiven Männer (Pierre und Mathias) in dir sind ein Zeichen, dass der Prozess des Auseinandersetzens mit der letzten Etappe im Gange ist und es ist deine Art, dies zu verarbeiten.

Was immer nun geschieht, wie auch immer du damit umgehst und wie oft und wie lange wir beide noch vieles gemeinsam erleben werden, weiß niemand. Ich hoffe und wünsche jedenfalls, dass es noch eine längere Zeit sein wird und du verstehen kannst, dass Loslassen kein Versagen oder Scheitern ist. Würde, Respekt vor dem Leben und dem Tod, Demut. DAS sind die Worte, die ich mir heute bei diesem Thema vorstelle. Aber wer weiß, vielleicht geht mir in einigen Jahren auch der Arsch auf Grundeis, wenn ich merke, dass ich nicht mehr kann wie ich will und dass mein Leben leider auch nur noch sehr begrenzt ist. Lass uns philosophieren, lass uns leben, lass uns soweit Spaß haben, wie es noch geht. Der Rest kommt ohnehin ausnahmslos auf uns alle zu.

 

Ich umarme dich,

 

Petra

© Petra M. Jansen

 

http://literatourpoetictext.blogspot.com/

Der Independence Day, auch Fourth of July, ist der Nationalfeiertag der Vereinigten Staaten von Amerika, welcher jedes Jahr am 4. Juli begangen wird.

Er erinnert an die Ratifizierung der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten durch den Kontinentalkongress am 4. Juli 1776. An jenem Tag wurden die ehemals britischen dreizehn Kolonien erstmals in einem offiziellen Dokument als „Vereinigte Staaten von Amerika“ (wikipedia.org) bezeichnet. Obwohl die rechtliche Grundlage der Vereinigten Staaten erst mit der Ratifizierung der noch heute gültigen US-Verfassung von 1787 am 21. Juni 1788 entstand, wird bereits der 4. Juli 1776 als Akt der Staatsgründung angesehen.

Mitten in der sich zuspitzenden Corona-Krise hat US-Präsident Donald Trump Feiern zum Unabhängigkeitstag für düstere und polarisierende Botschaften genutzt. Trump holte in einer Ansprache an die Nation gegen Demonstranten und Gegner aus – wie bereits am Vorabend des traditionell unpolitischen Feiertags.

Sorgen vor neuen COVID-19-Ansteckungen zum Trotz verzichtete Trump nicht auf die üppigen Feierlichkeiten in der US-Hauptstadt. Auf eine militärische Flugschau folgte ein gewaltiges Feuerwerk. Die Mehrheit der Gäste im Garten des Weißen Hauses trug keine Maske (t-online.de)

Die lokalen Behörden in Washington warnten zuvor vor einer Massenveranstaltung. Die US-Hauptstadt hat infolge des Virus über 550 Tote (Stand: 05.07.2020) zu beklagen; die Stadt hat etwa so viele Einwohner wie Frankfurt am Main (65 Tote). Sie hoffe auf das Urteilsvermögen der Bürger“ (welt.de), sagte Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser bereits am Donnerstag.

Trumps Rede an diesem 4. Juli ist ein weiterer trauriger Höhepunkt. Statt das Land zu einen, sät Trump Zwietracht. Statt an diesem Unabhängigkeitstag für Konsens zu werben, vertieft er die politischen Gräben.

Die Debatte über Rassismus und den Umgang mit dem Erbe der Sklaverei sorgt in den USA derzeit für Kontroversen. 

US-Präsident Trump hat seine Rede zum Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten für einen Rundumschlag gegen seine politischen Gegner genutzt. Wir sind dabei, die radikale Linke, die Marxisten, die Anarchisten, die Agitatoren und die Plünderer zu besiegen, sagte er bei einer Zeremonie im Garten des Weißen Hauses (stern.de). Zudem wandte er sich gegen Medien, die ihre Gegner zu Unrecht beschuldigen, rassistisch zu sein.

In den Vereinigten Staaten hat die Zahl der täglichen Neuansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus einen neuen Höchststand erreicht. Innerhalb von 24 Stunden wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität vom 03.07.2020 57.683 neue Infektionen registriert. Damit wurden insgesamt bereits 2,79 Millionen Ansteckungen in den Vereinigten Staaten nachgewiesen.

Was stellt Trump sich vor? Wie soll Amerikas nähere Zukunft aussehen?!

Nach Berechnung von US-Medien haben mindestens 20 Staaten infolge der rapide steigenden Infektionszahlen die phasenweise Wiedereröffnung der Wirtschaft gebremst, pausiert oder Lockerungen gar zurückgenommen. Insgesamt wurden in den USA seit Beginn der Pandemie mehr als 2,7 Millionen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen, wie aus Daten der Universität Johns Hopkins hervorgeht. Fast 130.000 Menschen starben an oder mit dem Virus (md.de 03.07.2020).

Die Lage scheint zunehmend außer Kontrolle. Er hoffe, das Virus werde irgendwann „von selbst verschwinden“, sagte Trump kürzlich.

Eine starke Wirtschaft war immer sein Vorzeigeprojekt. Jetzt machen große Konzerne wie Apple und McDonalds Filialen dicht, kleine Unternehmer leiden im ganzen Land, trotz Soforthilfen und Konjunkturpaketen. Die Misere des amerikanischen Gesundheitssystems tritt offen zutage, und die Pandemie hat eine Massenarbeitslosigkeit ausgelöst, von der sich das Land kaum bzw. nur langsam erholt.

Das Außenhandelsdefizit steigt und steigt (handelsblatt.com) – was das Gegenteil dessen ist, was Trump 2016 versprochen hat. 

Hat ein türkisches Kriegsschiff indirekt gedroht, eine französische Fregatte anzugreifen? Und wenn ja, warum? Militärexperten der Nato haben die Untersuchung einer aufsehenerregenden Konfrontation zwischen den Bündnismitgliedern Türkei und Frankreich abgeschlossen. Ein erster Bericht sei fertiggestellt und solle nun zeitnah diskutiert werden, bestätigte ein Nato-Sprecher (dpa). Dem Bündnis drohen nun neue unangenehme Diskussionen.

Bei dem Zwischenfall im Mittelmeer hatte nach Angaben aus Paris ein türkisches Kriegsschiff mehrfach sein Feuerleitradar auf eine französische Fregatte gerichtet (welt.de). Da solche Systeme in der Regel nur benutzt werden, um Zieldaten für den Gebrauch von Waffensystemen zu liefern, war dies von Frankreich als „extrem aggressiv“ gewertet und beim jüngsten Nato-Verteidigungsministertreffen angesprochen worden.

Von der Türkei wurden die Vorwürfe Frankreichs bislang vehement zurückgewiesen. Eine staatliche türkische Nachrichtenagentur zitierte einen ranghohen Militär, der die Anschuldigungen als vollkommen realitätsfern (n-tv.de) zurückwies. Demnach soll die französische Fregatte Courbet in unmittelbarer Entfernung des türkischen Schiffs gefährlich schnell unterwegs gewesen sein und keinen Funkkontakt aufgenommen haben.

Frankreich wirft der Türkei seit langem vor mit Waffenlieferungen an die Truppen der libyschen Einheitsregierung gegen das geltende EU-Waffenembargo zu verstoßen. Die Türkei wiederum vertritt die Auffassung, dass Länder wie Ägypten und Saudi-Arabien mit Waffenlieferungen für den Regierungsgegner General Chalifa Haftar ebenfalls gegen das Waffenembargo verstießen. Zudem wird auch Frankreich nachgesagt, eher mit Haftar als mit der libyschen Einheitsregierung zu sympathisieren(sueddeutsche.de).

Hinweise auf eine Entspannung gibt es bislang allerdings nicht. Es wird deswegen nicht ausgeschlossen, dass Frankreich den Nato-Generalsekretär drängen wird, das Thema sogar im Nordatlantikrat – dem wichtigsten politischen Entscheidungsgremium der Nato – zu behandeln.

Ob der Streit um den Zwischenfall beigelegt werden kann, wird sich nach Angaben aus Bündniskreisen in den kommenden Wochen zeigen. Der als geheim eingestufte Bericht der Bündnisexperten enthalte keine Schlussfolgerungen und Bewertungen, sondern trage nur Daten und Informationen der beiden Seiten zusammen (zeit.de). Er soll nun im Militärausschuss diskutiert werden und dann möglichst die Basis für eine Beilegung des Streits werden.

Die Stimmung ist explosiv. Man ist nervös …

Bemühungen um eine Entspannung im problembeladenen Verhältnis zwischen der Türkei und der EU insgesamt dürften angesichts der wachsenden Spannungen jetzt noch schwieriger werden. Die Beziehungen zwischen Ankara und Brüssel waren zuletzt im März in eine Krise geraten, als die türkische Regierung tausende Migranten an die Landgrenze mit Griechenland schickte, um die EU unter Druck zu setzen. Inzwischen ist die Grenze wieder geschlossen.

Im Erdgasstreit in Mittelmeer sieht die Türkei die eigenen Interessen und die der türkischen Zyprer verletzt. Präsident Erdogan schloss deshalb voriges Jahr ein umstrittenes See-Abkommen mit der libyschen Einheitsregierung, in dem Teile der gasreichen Seegebiete zu türkischen Hoheitsgewässern erklärt wurden. Die Gegner der Türkei erkennen den Vertrag nicht an.

Nicht nur wegen des See-Abkommens vermischt sich der Gasstreit immer mehr mit dem Libyenkonflikt.

 

Liebe Petra,

Pierre und Mathias schicken sich neuerdings Briefe. Hier ein Vorgeschmack: Es stinkt mir! 

Lieber Mathias, 

es gibt eine Menge Dinge, die mir in den Sinn kommen, wenn man älter wird und ich habe das Gefühl, dass meine Wohnung mir fremd geworden ist und dass ich mit den Gegenständen, die sie füllen, zunehmend mehr ein distanzierteres Verhältnis haben werde. Ich denke, dass ich irgendwie schon auf den Weg bin, Abschied zu nehmen und nur noch versuche, das Dingende zu erledigen. Immer mehr können mir Sachen, die in der Vergangenheit so wichtig waren, den Buckel runterrutschen und manchmal habe ich Lust, alles um mich herum zu vernichten, meine Erinnerungen in den Müll zu schmeißen. Weit entfernt die Greis der Fernsehwerbungen, die immer blöde lächeln, weil sie so happy sind und die so tun, als ob sie sich in ganzer Ewigkeit nicht vom Fleck rühren werden. Als ob das Leben nicht von Geburt an ein Schlusspunkt ist. Nein, mir ist sehr bewusst, dass ich irgendwann abkratzen werde. Ich hänge zwar am Leben, aber verdammt noch einmal, man muss auch loslassen können! 

Diese Art von Gefühlen ist neu für mich, weil ich vielleicht eine große Müdigkeit verspüre und weil es mir bewusst geworden ist, dass ich nicht unsterblich geworden bin. Indem ich das hier schreibe, habe ich das Gefühl, dass ich mich ständig neu erfinde. Eine Disziplin, die mir das Überleben ermöglicht. Weil ich die Lust empfinde, die Erinnerungen auf den Mond zu schießen. Jetzt weiß ich mehr denn je, dass es vielleicht besser ist, ein Mensch ohne Eigenschaften zu sein. Lieber Musil, sie haben so Recht gehabt, ihn zu erfinden. Die ständige Suche nach Gedanken, die letztendlich in den Müll landen werden, macht mich mürbe. Besser niemand zu sein, als sich ständig unter die Lupe nehmen zu müssen. Du Wurm, hast du eine Seele? Oder hast du sie an den Satan verscherbelt? Gib zu, er hat dich über den Tisch gezogen! Tatsache ist, dass ich ständig blöder werde, mich immer wieder selbst vergesse und das macht mich wütend, weil ich nicht als Depp die Würmer besuchen will. Er hat einen wohlverdienten Ruhestand verdient? Ich pfeife darauf.

Jetzt stellt sich die Frage, wie ich mit meinem Greisen-Dasein fertig werde? Wenn man mir sagen würde “hau so schnell wie möglich ab“, würde ich Nein sagen. Leute, das Leben ist so schön beschissen, dass man es mit Leidenschaft leben muss und as habe ich mir bis zum letzten Atemzug versprochen, auch wenn das eine bescheuerte Absicht ist. Man muss schon total verrückt sein, sich das zu wünschen, da niemand dem Mann mit der Sense aus dem Weg gehen kann. Wäre es nicht besser in ein Heavy-Metal-Konzert in Berlin zu gehen? Eine Veranstaltung, bei der man mit Garantie taub hinauskommt? Ich liebe Metal, weil er kreischend ist und die blöde Sentimentalität kleistert, auch wenn Metaller sehr weiche Gemüter sind. Leute, ich spucke auf eure Gräber, weil sie die Gedenkstätten der Banalität sind. Erwartet nicht, dass ich mit einer Gießkanne im Friedhof meine Zeit verplempern werde. Ich liebe viel zu sehr die Existenz, um das Leben derart zu schildern. Hart, herb, manchmal bitter – aber so schön.

Und jetzt setze ich mich unter die Weide am See, wie sich das auf einer Trauerkarte gehört und schaue in die Unendlichkeit. Kitschig, glattgebügelt. Ihr könnt mich alle mal gern haben!

 

Antwort von Mathias an Pierre 

Du denkst, dass ich wie ein modriges Stück faules Fleisch im Sarg landen will! Lieber vom Feuer erfasst werden, lieber Pierre. Du siehst, auch ich bin fähig, makabres Zeug zu verzapfen. Wenn du denkst mein Freund, dass du mich in die Niederungen deines Blues mitziehen kannst, irrst du dich. Ich habe Lust, trotz Corona zu feiern, die Zunge in Richtung der Misanthropen zu ziehen. Das Einzige, was uns noch verbindet, scheint der Heavy Metal zu sein, sonst kann ich auf dein ganzes Geschwätz verzichten. Ich bin nicht von den Wehen eines unwiderruflichen Abschieds erfasst. Lasse mir noch Zeit, um abzukratzen. Und das auch, wenn mein Körper am Verfaulen ist. Nicht sehr appetitlich. Er säuft ständig wie eine alte Dampfmaschine. Keine Spur eines Apollos zu erfassen, aber macht nichts. Wenn ihr es wissen wollt, es ist mir völlig wurscht, so zu sein wie ich bin. Ich bin ein alter, stinkender Bock geworden, der die Brunftzeiten aus Mangel an Energie versäumt. Habt ihr es, Herr Jäger, mit Viagra versucht, um mehr Wild in eurem Revier zu erzeugen?

Du Pierre, ich kann sehr wohl verstehen, dass du die Nase gestrichen voll hast, aber erspare mir das! Wenn es mir wohl tut – wie eine Antiquität – meine Zeit zu verbringen, tue ich das und glaube mir, ich pfeife wie du auf die Eigenschaften der ewigen Jugend, aber ich will auf etwas anderes hinweisen. Anstatt Blumen würde ich Kürbisse auf die Gräber pflanzen, wie die Bauern es auf den Misthäufen tun. Du würdest feststellen, dass die glänzend gedeihen, weil wir auch zum Mist gehören, den wir ständig verbreiten. Ich würde endlich den Sterberitualen ein Ende setzen, weil es sowieso nur Heuchelei ist. Genügend gesponnen, die Sonne scheint, wir freuen uns, das Familienleben erleben zu können.

Lebe wohl, Pierre!

 

Antwort von Pierre an Mathias 

Ob der Tod uns einholt oder nicht, er könnte sich noch viel Zeit lassen, weil er uns – ob du willst oder nicht, Mathias – gewaltig auf den Geist geht. Ich kann auf die ewige Ruhe verzichten, weil es nicht meine Absicht ist, brav zu sein. Mist machen, macht halt mehr Spaß. Wenn es mir danach ist, den heutigen Tag zu verdammen, tue ich es, weil es für mich ein Zeichen der Unabhängigkeit ist. Ich möchte die Freiheit haben, mein Dasein zu verdammen, wenn es mir danach ist und das tue ich auch wenn es meine Leser stören könnte. Jetzt scheint aber die Sonne und ist ein Anlass, Freude zu empfinden.

Und wenn ich Kürbisse auf eure Gräber pflanze, tue ich es, weil ich tief überzeugt bin, dass es die beste Lösung ist, seine restliche Zeit auf Erde zu verbringen. Und der Tod? Er muss heute nicht im Mittelpunkt stehen. Er wird noch genügend Zeit haben, um uns zu quälen. Aber eines glaube ich nicht: Von ihm befreit zu werden. „Hör doch auf zu grinsen!“

 

Antwort von Mathias an Pierre 

Und jetzt reicht es für heute. Sieh zu, dass du auf andere Gedanken kommst, wie zum Beispiel die Blumenmädchen zu vernaschen. Und jetzt hau ab!

 

Liebe Petra, ich umarme dich!

 

Pierre

//pm

 

 

 

 

Nach Recherchen von Medien und der Naturschutzorganisation Greenpeace hat das Unternehmen absichtlich tausende Kubikmeter schwermetall- und säurebelastetes Abwasser aus einem Nickelwerk in einen Fluss geleitet. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen wegen der illegalen Entsorgung giftiger Flüssigabfälle eingeleitet. Nornickel erklärte (deutschlandfunk.de), das Abwasser sei wegen einer vollen Sickergrube falsch abgepumpt worden, es handele sich aber um zuvor geklärtes Wasser.

Die Gewässer in der Nähe des Nordpolarmeeres kämpfen aktuell mit den Folgen der Ölkatastrophe von Ende Mai, als 21.000 Tonnen Öl ausgeflossen waren. Dort war in einem Heizkraftwerk in der Nähe der Stadt Norilsk ein riesiger Tank offenbar durch den auftauenden Permafrostboden abgesackt und gebrochen. Das Kraftwerk gehört ebenfalls zu Nornickel, dem zweitgrößten Nickelproduzenten der Welt.

Umweltschützer gehen davon aus, dass die Natur Jahrzehnte zur Erholung brauchen wird. Sie vergleichen die Ausmaße des Vorfalls in Sibirien mit der Havarie des Öltankers Exxon Valdez im Jahr 1989. Damals waren vor Alaska 40.000 Tonnen Erdöl ins Meer geflossen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bereits Anfang Juni den regionalen Notstand zu einem nationalen hochgestuft und den Gouverneur der Region sowie die Unternehmensführung vor laufender Kamera heftig kritisiert. Wieso wussten die Behörden erst zwei Tage später davon? Sollten wir aus den sozialen Medien von diesem Vorfall erfahren? Sind Sie noch ganz richtig im Kopf?, tönte Putin (ard.de, 10.06.2020).

Die Ursachen:

Der Bergbaukonzern Nornickel sieht die globale Erderwärmung als Hauptursache. Weil der Permafrostboden hinter dem Polarkreis zur Zeit schmelze, könnten die Stützpfeiler des riesigen Dieseltanks sich verschoben haben. Das wiederum könnte zum verhängnisvollen Leck und dem Auslauf des Öls in den Fluss geführt haben.

Russische Umweltschützer schließen jedoch banale Fahrlässigkeit nicht aus. Alexej Knischnikow, Chef der Abteilung Business Environmental Responsibility des WWF-Russland wirft Nornickel die zum Himmel schreiende Schlamperei und Verletzung der elementaren Grundlagen der Umweltsicherheit“ (dw.com) vor. Es gebe in Russland Umweltschutzforderungen für solche Behälter. Sie müssten zum Beispiel von einem Damm umgeben sein, der eine bestimmte Höhe haben und für Flüssigkeiten undurchlässig sein muss, damit in einem solchen Fall die Ölprodukte auf dem Industrie-Gelände bleiben könnten.

Der Konzern Nornickel ist mächtig. An ihm geht nichts vorbei. Sein Chef, der Oligarch Wladimir Potanin, versteht sich blendend mit Präsident Wladimir Putin.

Ohne den Segen des Konzerns geht in der Region nichts. Als die Umweltschützer ihre Bodenproben per Flugzeug nach Moskau bringen wollen, um sie dort von einem unabhängigen Labor untersuchen zu lassen, werden sie am Flughafen von Norilsk gestoppt: Nornickel habe die Ausfuhr der Proben aus der Stadt nicht gestattet (br.de).

Russland hält trotz aller Vorkommnisse an den Entwicklungsplänen in der Arktis fest. Eine hundertprozentige Aufklärung wird es ohnehin nicht geben, Damit das ganze Ausmaß der Katastrophe klar wird, damit sie auf die Agenda der Staatspolitik kommt, bräuchte es den Willen von oben. Der fehlt aber

.

Brasilien präsentierte sich als Gastgeber der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016. Es zeigte sich auch zunehmend selbstbewusst.

Das Land beteiligte sich an internationalen UN-Missionen in Haiti, im Kongo und auf den Golanhöhen. Und es war diplomatisch federführend in der Gruppe der aufstrebenden Schwellenländer, den sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika).

Bolsonaro, Brasiliens Präsident, der die von dem Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 als kleine Grippe bezeichnete, hatte in der Regel keine Maske getragen und bei seinen öffentlichen Auftritten auch die Abstandsregeln ignoriert: Der rechtsradikale Politiker schüttelte regelmäßig Hände und umarmte seine Anhänger auch. Ein Gericht hat nunmehr die Maskenpflicht auch für Bolsonaro angeordnet (zeit.de).

Anfang letzten Jahres kam er ins Amt. Wie sieht die Bilanz nach 18 Monaten aus?

Während in Brasilien die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Patienten auf über eine Million gestiegen ist, versinkt das Land immer mehr im Chaos. 

Auf den Erfolg der Corona-Strategie seiner Regierung kann sich Bolsonaro nicht berufen. Brasilien ist mit mehr als 57.000 Toten (Stand: 28.06.2020) nach den USA das stärkste von der Pandemie betroffene Land (deutschlandfunk.de).

Brasilien war gerade mit Müh und Not wieder ein bisschen auf Wachstumsfahrt, hatte sich aus der Rezession rausgearbeitet. Jetzt kommt Corona und die Hoffnung von Jair Bolsonaro, dass er diese Pandemie oder die Effekte dieser Pandemie von Brasilien abhalten kann, indem er einfach gegen jedes Social Distancing ist, haben sich nicht erfüllt. Die Produktion ist auch eingebrochen, die Wirtschaftsleistung ist auch eingebrochen. Brasilien steckt in einer tiefen Rezession.

Man vergleicht Bolsonaro oft mit Donald Trump. Der Vergleich ist angebracht, weil in vielen Dingen Bolsonaro Donald Trump schlicht imitiert. Das gilt auch für die Corona-Politik und schließlich, was seine Popularität angeht. Seine Beliebtheit bröckelt. In den Umfragen schneidet er immer schlechter ab. Immer mehr Menschen wenden sich von ihm ab. Das miserable Krisenmanagement in Sachen Corona spielt hierbei eine bedeutende Rolle. Dennoch gibt es einen harten Kern an treuen Anhängern.

Die Zahl der Todesopfer steigt in der Pandemie rasant. Vor rund zwei Wochen sind im Gedenken an die Verstorbenen und aus Protest gegen die Corona-Politik der Regierung am Strand der Copacabana in Rio de Janeiro 100 leere Gräber ausgehoben worden (tagesschau.de, 12.06.2020).

Für Bolsonaro sind diejenigen, die gegen ihn demonstrieren, Asoziale und Terroristen“ (berliner-kurier.de). Bei den jüngsten Demonstrationen fiel die hohe Präsenz der Militärpolizei auf, der Präsident hatte sogar mit einem Einsatz des Militärs in Brasília geliebäugelt.

Bolsonaro wird seine Macht auf jeden Fall stützen wollen. Zu unbeliebt, zu inkompetent, zu viel Polizei und Militär, kurzum: „Mit Bolsonaro droht ernsthaft eine Rückkehr zur Diktatur“, warnt Chico Malfitani, Mitgründer der Ultra-Gruppe „Gaviões da Fiel“. 

Die Regierung versucht jetzt in Brasilien, die Opferzahlen der Corona-Pandemie kleinzurechnen. Die Bundesstaaten und die Justiz halten dagegen. Ganz nebenbei deutet Bolsonaro an, Brasilien werde die WHO verlassen. Donald Trump lässt grüßen …

Die Frage ist, ob es Bolsonaro gelingt, den Anschein einer demokratischen Fassade zu wahren, während er hinter den Kulissen ein autokratisches Herrschaftssystem errichtet. Er war populär, Millionen Menschen ließen sich von seinem Charisma blenden ...

 

Es ist unsichtbar und klein.

Lauert irgendwo da draußen.

Tückisch, mindestens schlimm,

oft sogar tödlich …

Was haben wir getan!?

Es beschäftigt uns,

immerzu und überall.

Immer präsent, sitzt im Nacken.

Wir geben´s nicht zu.

Was sollen wir tun!?

Das große Monster,

seit Kindertagen jagt es uns.

Es ist nichts,

gegen das kleine Nichts.

Angst bewegt uns.

Manche versuchen es

mit Singen und Tanzen.

In Freude zu vergessen.

Das kleine Nichts tanzt mit,

sucht sich neue Opfer.

Wir sind längst besiegt,

haben viel Erkenntnis und

wissen im Grunde nichts.

Geben wir´s zu: Ab jetzt

leben wir mit dem Nichts.

Es sind die Kleinen,

die überleben, am Ende siegen.

Es beobachtet uns alle,

mit unseren Masken.

In der Ecke lauernd: Wann setzt Du sie ab?

Gefangen in zwei Welten,

es sieht uns, wir es nicht.

Gegen wen willst Du kämpfen?!

In Grenzen gewiesen,

verharren wir, halten Abstand.

Könige,

seit über tausend Jahren

tragen sie Kronen.

Es braucht sie nicht,

es heißt so …

Da gibt´s jetzt auf Twitter den Hashtag „#kiffersindkeinelooser“ und ich musste erst einmal laut lachen über all den Unfug, der da geschrieben steht. Leute, Kiffer s i n d Looser! Sie sind nichts weiter als Drogenkonsumenten, die glauben cool zu sein und sich für einen Moment aus der Realität weichspülen oder wegschießen wollen. Ich kann Kiffen absolut nicht für harmlos einstufen, denn oftmals ist das Kiffen die Einstiegsdroge in eine Welt der härteren Sachen. „Just for fun“, „einfach mal ausprobieren“, „ist doch nicht so schlimm“, „haben wir doch alle früher mal getan“, so die Ausrede derer, die noch nicht erkannt haben, dass Kiffen antriebslos, träge und perspektivenlos macht und bei längerem Gebrauch eine psychische Abhängigkeit nach sich zieht. Ziele werden nicht mehr verfolgt, klare Wege verschwimmen und das Ganze ist obendrein absolut uncool.

Früher drehte der Joint die Runde und jeder zog mal dran, oder an der Bong (Herpes Zoster, Hepatitis und heute Covid-19-Viren inklusive). Die Jugend hat anscheinend auch heute nichts Besseres zu tun als sich den Kopf zu benebeln mit Marihuana, aber die Zeiten der Hippie-Ära sind lange vorbei. Erinnern wir uns noch an die Kommunen, in denen Gruppensex im süßlichen Nebel der Marihuana-Schwaden Up to Date war?

Auf Twitter versuchen sich die User eine weiße Weste anzuziehen und rechtfertigen sich mit Top-Berufswerdegängen und zu was sie es im Leben gebracht haben  – trotz Kiffen. Mag sein, dass der eine oder andere die Kurve kriegt und es bei ab und an bleibt. Bei der Mehrheit der Kiffer jedoch wendet sich das Blatt recht schnell und ihre Toleranzentwicklung spricht Bände. Sie müssen nicht mehr nur mal am Wochenende im Freundeskreis einen Joint durchziehen, sondern er wurde zum (mehr-)täglichen Begleiter – sogar schon vor dem Frühstück. Wie das so ist bei Drogen – sie alle verlangen im Belohnungs-Gehirn nach positivem Feedback und einer Dosissteigerung.

Ich höre immer wieder „Die Holländer haben es legalisiert und auch keine Probleme“. Das stimmt so nicht, denn ich habe gute Freunde in Holland nach der realen Zahl gefragt und bekam immer wieder die gleiche Antwort: Holland hat exakt das gleiche Drogenproblem wie andere Länder und Städte auch. Da ist nicht von „überlegtem Konsum“ die Rede und nicht davon, dass jedermann Herr über seine Sucht ist.

Nun können die auf Twitter schreiben und posten was sie wollen – Kiffer ist Kiffer und Kiffer ist Looser! Und darauf stolz sein, dass man noch einigermaßen einen Job machen kann und auch sonst nicht kriminell geworden ist, ist Schönrederei. Wer keine Realitätsflucht sucht, wird auch nicht kiffen und auch nicht dafür anfällig sein. Mögen es die Freundeskreise sein, schlechte Perspektiven, die Lust auf einen Kick, mangelndes Selbstwertgefühl oder Probleme mit dem realen Leben – es steht immer eine tiefere, ernste Angelegenheit dahinter, ob jemand kifft oder die Finger davon lässt.

Für mich ist jeder Kiffer ganz klar eine Niete, ein Versager, ein echter Looser. Denn er hat nicht begriffen, dass diese Substanz antriebslos macht und bei Absetzen für ein sehr schlechtes Allgemeinbefinden sorgt. Meist psychisch. Meist bis zur tiefen Depression. Meist allerdings steigen viele Kiffer auf eine Steigerung um und es bleibt nicht dabei. Wer dann noch davon redet, dass er kein Looser ist, verdrängt die offensichtlichen Tatsachen und ist weit entfernt davon, ein drogenfreies Leben zu führen und auch Marihuana ist eine Droge. Und was für eine! Zu unterschätzt bei den Konsumenten, aber stets präsent bei späteren Drogentherapien. Aber wer gibt schon gerne zu, dass er süchtig ist und es alleine nicht schafft, von dem Dreck loszukommen? Das sieht nur der „Gewinner“, während der kiffende Looser sich noch einbildet, er sei erfolgreich und alles gar nicht so schlimm, was zweifellos ein großer Irrtum ist. Fazit: Kiffen ist nur etwas für Verlierer und echte Looser (und natürlich erwarte ich keine positiven Reaktionen von den umnebelten Kiffern, die kichernd oder abgedriftet in der Ecke hocken und weiter träumen).

 

© Petra M. Jansen

http://literatourpoetictext.blogspot.com/