Nach Recherchen von Medien und der Naturschutzorganisation Greenpeace hat das Unternehmen absichtlich tausende Kubikmeter schwermetall- und säurebelastetes Abwasser aus einem Nickelwerk in einen Fluss geleitet. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen wegen der illegalen Entsorgung giftiger Flüssigabfälle eingeleitet. Nornickel erklärte (deutschlandfunk.de), das Abwasser sei wegen einer vollen Sickergrube falsch abgepumpt worden, es handele sich aber um zuvor geklärtes Wasser.
Die Gewässer in der Nähe des Nordpolarmeeres kämpfen aktuell mit den Folgen der Ölkatastrophe von Ende Mai, als 21.000 Tonnen Öl ausgeflossen waren. Dort war in einem Heizkraftwerk in der Nähe der Stadt Norilsk ein riesiger Tank offenbar durch den auftauenden Permafrostboden abgesackt und gebrochen. Das Kraftwerk gehört ebenfalls zu Nornickel, dem zweitgrößten Nickelproduzenten der Welt.
Umweltschützer gehen davon aus, dass die Natur Jahrzehnte zur Erholung brauchen wird. Sie vergleichen die Ausmaße des Vorfalls in Sibirien mit der Havarie des Öltankers „Exxon Valdez“ im Jahr 1989. Damals waren vor Alaska 40.000 Tonnen Erdöl ins Meer geflossen.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bereits Anfang Juni den regionalen Notstand zu einem nationalen hochgestuft und den Gouverneur der Region sowie die Unternehmensführung vor laufender Kamera heftig kritisiert. „Wieso wussten die Behörden erst zwei Tage später davon? Sollten wir aus den sozialen Medien von diesem Vorfall erfahren? Sind Sie noch ganz richtig im Kopf?“, tönte Putin (ard.de, 10.06.2020).
Die Ursachen:
Der Bergbaukonzern Nornickel sieht die globale Erderwärmung als Hauptursache. Weil der Permafrostboden hinter dem Polarkreis zur Zeit schmelze, könnten die Stützpfeiler des riesigen Dieseltanks sich verschoben haben. Das wiederum könnte zum verhängnisvollen Leck und dem Auslauf des Öls in den Fluss geführt haben.
Russische Umweltschützer schließen jedoch banale Fahrlässigkeit nicht aus. Alexej Knischnikow, Chef der Abteilung Business Environmental Responsibility des WWF-Russland wirft Nornickel “die zum Himmel schreiende Schlamperei und Verletzung der elementaren Grundlagen der Umweltsicherheit“ (dw.com) vor. Es gebe in Russland Umweltschutzforderungen für solche Behälter. Sie müssten zum Beispiel von einem Damm umgeben sein, der eine bestimmte Höhe haben und für Flüssigkeiten undurchlässig sein muss, damit in einem solchen Fall die Ölprodukte auf dem Industrie-Gelände bleiben könnten.
Der Konzern Nornickel ist mächtig. An ihm geht nichts vorbei. Sein Chef, der Oligarch Wladimir Potanin, versteht sich blendend mit Präsident Wladimir Putin.
Ohne den Segen des Konzerns geht in der Region nichts. Als die Umweltschützer ihre Bodenproben per Flugzeug nach Moskau bringen wollen, um sie dort von einem unabhängigen Labor untersuchen zu lassen, werden sie am Flughafen von Norilsk gestoppt: Nornickel habe die Ausfuhr der Proben aus der Stadt nicht gestattet (br.de).
Russland hält trotz aller Vorkommnisse an den Entwicklungsplänen in der Arktis fest. Eine hundertprozentige Aufklärung wird es ohnehin nicht geben, Damit das ganze Ausmaß der Katastrophe klar wird, damit sie auf die Agenda der Staatspolitik kommt, bräuchte es den Willen von oben. Der fehlt aber …
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