Mein lieber Pierre,

die Medien puschen gleichermaßen den gleichen Brei rund um den Erdball. Zwar ist das unabdingbar im Zeichen der Demokratie und der Informationsfreiheit, aber müssen 4jährige bereits im Vorschulalter mit Terror, Islamisten, Rassismus konfrontiert werden, wenn sie gerade den Windeln entwachsen sind? Rauf auf´ s Brett – egal, ob die eine Ahnung haben oder nicht, so ist das Volk. Unvorteilhaft, wenn falsche Solidarität das Debakel abschwächt und die Ernsthaftigkeit darunter leidet. Das darf auf keinen Fall passieren! Dennoch ein Hype, wenngleich ein äußerst wichtiger. Ich denke, wir müssen woanders ansetzen, als erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Erstens sind nicht alle Muslime radikal und zweitens darf nicht die Religion Schutzschild für Menschenhass, Terrorismus, Mord, Fanatismus sein. Ich kenne jede Menge Muslime, die feine Menschen sind. Es ist wie es ist, lieber Pierre: seitdem es Menschen gibt, gibt es auch Attentate und Kriege. Menschen sind kein friedliches Volk auf dieser Welt. Wir sollten unsere Verständigung nicht auf die schrecklichen Taten alleine richten, die wir – wie in diesem sehr bedauerlichen Fall – nicht vorher sehen und abwenden konnten sondern auf eine internationale, völkerübergreifende Verständigung und Integration andere Kulturen in den jeweiligen Ländern. Uns allen sollte klar sein, dass WIR gemeinsam auf EINER Welt leben und das sollten wir gefälligst in Frieden tun. Politik und Polizeischutz können wenig ausrichten, so lange die Gesinnung sich in fanatische mörderische Taten wandelt.

Es grüßt herzlich aus der Bankenmetropole, in der es leider auch nur um Geld, Macht und Prestige geht,

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Prévessin, den 17. Januar 2015

Meine liebe Petra,

wer heute „in“ sein will, trägt ein Schild mit der Aufschrift „Je suis Charlie“. Eine Inflation! Eine ganze Palette von Arschlöschern ist dabei vertreten, vom Feigling bis zum Unterdrücker. Nach außen geben sie sich höchst tolerant, aber sind es in Wirklichkeit nicht. Es gehört zum guten Ton dabei zu sein! Das zum Aushänge-Schild! Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, als ich vor zwei Tagen, sehr früh am Morgen, vor dem Kiosk in Ferney-Voltaire stand, um mir die Sonderausgabe von „Charlie hebdo“ zu kaufen. Hundertfünfzig Gestalten wie mich, hat es aus dem Bett gerissen, um endlich ein Exemplar ergattern zu können, von einer Postille, die sie bisher mehr oder weniger verachteten. Eine Schar von Judas war dabei, um dem Trend der Zeit zu folgen Sich nur nicht marginalisieren und als Reaktionär zu erscheinen. Und das Ganze in dem Ort, wo Voltaire die ersten Weichen der großen Revolution im 18. Jahrhundert stellte.

Und ich? Habe ich überhaupt das Recht solch ein Urteil zu fällen und mit dem Zeigefinger herum zu ballern? Gehöre ich auch zu den geistigen Pygmäen unserer Gesellschaft? Rassist! Nichts gegen Pygmäen, die durchaus Großes leisten können. Hätte ich den Mut gehabt den Prophet zu enttarnen? Hätte ich das überhaupt gewollt? Um nicht im Trend der Zeit zu sein, sage ich dir heute offen, dass ich manche Karikaturen gegen die Religion als störend empfinde, weil sie Gefühle verletzen, die höchst intim sind. Und doch finde ich es gut, dass sie veröffentlicht werden. Das im Namen der Meinungsfreiheit, die ich als das höchste Gut der Demokratie betrachte. Ist das ein Widerspruch? Nein, unsere Gesellschaft kann nur bestehen, solange Querköpfe uns zum Nachdenken zwingen.

In der Hoffnung, dass du noch in süßen Träumen versunken bist, sende ich dir aus Frankreich herzliche Gedanken.

In diesem Sinn,

Pierre

 

//pm

Es gibt kaum etwas Authentischeres als einen Briefwechsel. Er fordert den Absender auf, auf seinen Partner einzugehen, ihm zu antworten. Geistig eine Herausforderung, die auch als ein Lernprozess betrachtet werden kann. Kein Wunder, dass die Seele vieler Literaten hier besser zum Ausdruck kommt als bei anderen Schriften. Warum? Weil sie hinterfragt werden und manchmal auch eine Kritik akzeptieren müssen. Es kommt sicherlich vor, dass sie sich outen. Müssen sie das? Nicht unbedingt, aber der Sinn einer Korrespondenz ist die Ehrlichkeit. Wer sich darauf einlässt, sollte schon offen damit umgehen. Gefühle werden wach, die sonst verborgen bleiben würden. Durch den schriftlichen Dialog erscheinen für jeden Beteiligten neue Horizonte, die sie in ihrem Schaffen zum Ausdruck kommen lassen können. Wer akzeptiert, dass das Leben synonym von Bewegung ist, sollte den Mut haben, sich in Frage zu stellen. Genau das wollen Petra M. Jansen und Pierre Mathias. Sie kommen aus verschiedenen kulturellen Kreisen, sind nicht unbedingt immer gleicher Meinung und sagen offen was sie bewegt. Das macht die Sache spannend und soll den Leser aus seiner Reserve locken. Sie werden Themen aufgreifen, die sie und auch Sie bewegen und dies ohne jegliche Tabus – also keine Schere im Kopf. Es geht alleine um die Meinungsfreiheit, die als roter Faden diesen Briefwechsel würzen soll. Wohin die Reise führt, wissen die zwei Protagonisten noch nicht und gerade das macht die Sache so spannend. Ab Februar auf dem rostra.magazin. Viel Spaß bei der Lektüre.

Liebe Datenschützer,Pierre Mathias

der europäische Gerichtshof hat entschieden, dass das Speichern von Telefon- und Internet-Verbindungsdaten auf das „absolut Notwendige“ beschränkt werden soll. Das ist mit Sicherheit ein Schritt in die gute Richtung, aber es wird auch in Zukunft weiter gelauscht. Jetzt wird es darauf kommen, was das Gericht mit „absolut nötig“ meint. Dieser Begriff ist subjektiv und auch die Beurteilung, wer elektronisch angezapft werden soll. Machen wir uns doch nichts vor, es wird sich kaum etwas ändern, Leute, das ist Augenwischerei. Ich fände es anständiger, zu behaupten, dass wir für alle Zeiten gläserne Bürger sind und dass jederzeit jemand bei uns schnuppern kann, ist doch mittlerweile jedem klar! Der Skandal der NSA hat gezeigt, wie wir geleimt werden. Ja, diese Pharisäer ärgern mich, weil sie ganz genau wissen, dass sie uns täuschen. Kann ich noch Respekt für die Justiz haben, wenn sie nicht Tacheles spricht? Die Grundlage, auf die sie sich bezieht, ist von Grund auf faul, auch wenn uns etwas anderes verkauft wird. Weiterlesen

Liebe Ordner, Pierre Mathias

ich beneide euch! Es muss spannend sein, das zu lesen, was bei euch abgelegt wird und wer behauptet, dass nur Unsinn abgeheftet wird, kann nur neidisch sein. Es sind oft staatstragende Dokumente, in denen unser Leben definiert wird und das nach Paragraphen. Was auf Papier gedruckt wird, gehört zur Ewigkeit, so die Vorstellung vieler bedeutender Langweiler. Ihr habt es erraten: ich möchte über das überdimensionale Gewicht der Verwaltung reden. Sie erstickt regelrecht unter den Vorschriften und niemand kann heute genau definieren, was manche Gesetze bewirken sollen. Nur ihr, liebe Ordner, habt ein Auge darauf. Gewiss, Ordnung muss sein, aber sie kann auch die Kreativität ersticken. Jedes System braucht eine gewisse Anarchie um bestehen zu können, sonst ist Sklerose angesagt. Ich kann mir schon vorstellen, dass ihr manchmal den Kopf schüttelt, wenn nur Unsinn in die Ablage wandert. Ein wenig so, wie all diejenigen, die alles bewahren wollen. Alte Zeitungsartikel, die niemanden mehr interessieren oder Steuererklärungen vom Jahr 1973 um nur ein Datum zu nennen. Schon längst verjährt, aber… man behält sie, weil es so in unserem Kopf verankert ist. Weiterlesen

Liebe Kraftbolzen, Pierre Mathias

ihr braucht mir nichts vorzumachen, ihr habt nur einen Schwanz und er ist genauso anfällig wie jeder andere auch. Nicht nötig, mich mit einem Ultimatum einzuschüchtern, denn mit Drohungen erreicht ihr nichts Langfristiges. Es sind nur momentane Siege, die keinen Bestand haben und alles, was unter solchen Umständen entsteht, ist brüchig. Das hat die Geschichte immer wieder gezeigt. Angst ist ein schlechtes Mittel, um eine Gesellschaft in Gang zu setzen. Menschen die ducken, sind keine Visionäre und wie wir wissen, brauchen wir mutige Gestalten um weiter zu kommen. Sie beflügeln uns, lösen Diskussionen aus, verschaffen uns Freiheiten. Eine ultimative Haltung kann nur Eiszeit verursachen, sie steht im Widerspruch zum Wissen und letztendlich zum Geist. Politik, die nur diktatorisch geführt wird, landet in die Sackgasse. Nordkorea lässt grüßen. Weiterlesen

Liebe Ausbeuter,

ihr seid nicht zu beneiden, es hagelt Kritik auf euch und warum? Weil ihr das nur nehmt, was euch zu Gute kommt. Ihr habt es mit Wesen zu tun, diePierre Mathias sich wie Larven benehmen und die ihren Stolz schon längst ins Klo geworfen haben. Kriechtiere, die nichts anders verdienen als zu verrecken! Wer zahlt die meisten Steuern? Nicht diejenigen, die jahrein, jahraus jammern. Sie sollen zufrieden sein, Hartz 4 zu beziehen und das auf unsere Kosten! Arm sein ist eine Schande! Es wird immer wieder über die Zweiklassen-Gesellschaft gesprochen! Wie könnte es anders sein mit all diesen Parasiten? Das sagt ihr nicht laut, aber ihr meint es und deswegen verachte ich euch, liebe Ausbeuter. Ihr seid üble Trickser und wollt dafür belohnt und verehrt werden und as gelingt euch auch oft, weil der Staat korrupt ist und besser mit Leuten wie euch auskommt als mit denjenigen, die unter eurer Last kollabieren. Weiterlesen