Niemals darf unterschätzt werden, was im Unterbewussten geschieht und selbstverständlich vordergründig von den Betroffenen nicht wahrgenommen wird. Wie denn auch? Sie leiden an einer bipolaren Persönlichkeitsstörung und wer gibt das schon gerne zu? Vielleicht begann das alles in der Kindheit mit Essstörungen, Magersucht oder anderen Auffälligkeiten und vielleicht vererbte es das eine oder andere Elternteil weiter oder es liegt einfach in der Familie. Es gibt so unendlich viele verschiedene psychische Störungen und allzu schnell wird dem Gegenüber salopp eine egomanische Psychose oder so etwas angedichtet oder man wundert sich täglich über das absurde Verhalten eines Nächsten. Wo aber tatsächlich der genaue Unterschied zwischen Grenzüberschreitung, überzogenem, modernen Egoismus und respektlosem Nicht-Einhalten von einer gesunden Distanz und einer echten psychischen Störung liegt (hier: Manische Störung oder -Depression), ist nicht immer einfach. Bei längerem Hinsehen erkennen wir typische Alarmsignale, wie z. B.

–  übersteigerte Aktivität (stets finden sie was Neues, an was sie rumbasteln      müssen)

–  auffällige Unruhe, ständiger Aktivismus (der/ die muss immer irgendwas     wurschteln)

–   gesteigerte Leistungsfähigkeit und Kreativität (sieht aber nur so aus)   

–  ins Maßlose gesteigerte Selbstbewusstsein (hat alles im Griff, erscheint dominant)

–  Realitätsverlust (der Wahrheit wird nicht auf den Grund gegangen, Gerüchte und Vermutungen sind wichtiger)

– deutlich vermindertes Schlafbedürfnis

– Distanzlosigkeit im Umgang mit anderen Menschen (sie vereinnahmen andere Reviere)

– Enthemmung (sie plappern über alles Eklige bis Widerliche oder ihre Intimsphäre)

– verminderte Rücksicht (breiten sich überall aus, als seien sie alleine)

– verminderte Gefahrenwahrnehmung (oder Überängstlichkeit, wagen sich nicht mehr aus dem Haus)

– mangelnde Sensibilität für die Bedürfnisse und Gefühle der Mitmenschen (merken nicht, wenn sie penetrant vor deiner Nase herum agieren)

– manchmal Vernachlässigung von Nahrungsaufnahme und Körperhygiene (oder Fressattacken und extreme Pingeligkeit. Schrubben sogar die Bodenfugen).

Fakt ist, dass alle manisch Erkrankten unter einer Distanzlosigkeit leiden. Sie fangen mehrere Dinge an, finden kein Ende in ihrem Schaffen (ihnen fällt garantiert immer etwas Neues ein), verfallen oft sogar in einen exzessiven Kaufrausch, der ihre finanziellen Verhältnisse übersteigt. Dabei sammelt sich der ganze Kram überall in jeder Ecke, was zu einer Ausbreitung und Übergriff auf andere „Reviere“ führt. Gedanken machen sich die Manischen allerdings nicht, für sie ist das normal, sie sind sich keiner Schuld bewusst und geben eher den Anderen als sich selbst die Schuld. Dann sind sie mitunter schwer beleidigt und fühlen sich in ihrer Persönlichkeit gekränkt (mangelndes Selbstwertgefühl).

Der Umgang mit manischen Personen ist schwer. Oft bleibt einem nur der Rückzug, die klare Abgrenzung, denn jegliche Form eines konstruktiven Gesprächs wird scheitern. Zwar plagen sie insgeheim das schlechte Gewissen und Schuldgefühle, aber es löst nicht ihre vorhandene, bipolare Störung. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Forscher herausgefunden haben, dass offenbar die Gene verantwortlich sind und so ist es nicht verwunderlich, dass sich psychische Störungen innerhalb einer Familie häufen (z. B. Vater/ Sohn, Mutter/ Tochter). Das Schlimme an dieser Erkrankung ist, dass die Betroffenen sich selbst durchaus gesund fühlen und keinen Grund sehen, ihr Verhalten ändern zu müssen. Ihre Mitmenschen und das Umfeld allerdings haben keine andere Wahl, als kopfschüttelnd mit echtem Mitgefühl das Weite zu suchen. Übrig bleiben dann nur ganz wenige und das Ganze führt in jedem Fall in die soziale Isolation der manisch Kranken. Tja – wie so oft – die Psyche…

 

© Petra M. Jansen

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Schaut man einmal etwas hintergründiger in die Betriebs-Hierarchien und  -Strukturen, finden viele Beschäftigte das vor, was es eigentlich gar nicht geben sollte. Kollektiver Unternehmenskultur und der Arbeit von Betriebsräten zum Trotz rotzen sie sich hinter verschlossenen Bürotüren aus über die Kumpels und Kollegen, das es einem übel wird. Eigentlich ist das kein unbekanntes Thema, dass sich viele Arbeitnehmer in Betrieben nicht wohlfühlen und psychische Erkrankungen, depressive Arbeitswochen oder die innere Kündigung  Begleiterscheinungen sind. Wer kennt diese Situation nicht? Zickenkrieg, die Eine gegen die Andere, mit der sie eben gerade gestern gegen die Vorherige hergezogen hat. Direkte Augenkontakte werden vermieden, es erfolgt oft nur ein kurzer Blick –  der notwendigen Höflichkeit halber. Vorgesetzte, die ihre Trümpfe ausspielen und Machtausübung mehr als gerne demonstrieren. Sie sagen mindestens fünfmal pro Jahr, wo der Hammer hängt, w e r eigentlich ranghöherer  ist und drücken dir eins unter die Weste, denn DU hast garantiert nichts zu sagen. Sicherlich, Regeln muss es geben, aber dann besser ein Regelwerk mit fairen Mitteln und nicht ein offensichtliches Ausnutzen und Unterbuttern, um selbst im gleißenden Lichterglanz zu erscheinen. Vorne wird gelächelt, hinten an deinem Stuhl gesägt. Brutale Wirtschaft heutzutage, bei der jeder beliebig austauschbar ist und sobald jemand kommt, den man leichter zurechtkneten kann, der die Klappe hält und sich artig wie ein Dackel dem ganzen falschen Schmodder unterordnet, wird gefeuert und die Verträge neu sortiert.

Tragisch, wenn das Betriebsklima dermaßen gelitten hat, dass sich eine Cliquenwirtschaft bildet und alle innerhalb dieses Konstrukts so derbe über andere vom Leder ziehen, ohne sich überhaupt für ein konstruktives Miteinander einsetzen zu wollen. Nein, das wäre ja auch gar nicht so spannend und würde auch gar nicht das elendige, zerstörerische Ego der Intriganten befriedigen. Die wollen es nämlich so! Stets auf Kosten der Schwächeren, der Untergeordneten, die in ihren Augen frech, unfähig, arrogant oder unhöflich sind. Nur kein Lob und keine aufmunternden Worte zu „Niedrigrängigen“, dazu bedürfte es nämlich tatsächlich innere, menschliche Stärke und den festen Willen, etwas Positives bewegen zu wollen. Es gilt also die altbekannte Hackordnung und wenn man das heimtückisch hintenrum tun kann, warum nicht?

In einigen Betrieben sind auffällig viele Mitarbeiter über eine lange Zeit krankgeschrieben und die Zahl der Krankheitstage ist hoch. Beschäftigte spüren sehr schnell in welchen Firmen es loyal und fair zugeht und mit ein wenig Menschenkenntnis ist es nicht allzu schwer herauszufinden, ob in diesem Betrieb „Corporate Communication“ tatsächlich gelebt wird oder das eine nur nach außen getragene Farce ist. Die Gehaltszahlungen alleine machen noch keinen glücklichen Mitarbeiter. Erst an dem Platz, an dem sich Beschäftigte akzeptiert und motiviert fühlen, ein echtes „Wir-Gefühl“ kontinuierlich gelebt oder angestrebt wird, ist es ein Arbeitsplatz zum Wohlfühlen.

Überall dort wo die reine Wirtschaftlichkeit/ die Profitabilität im Vordergrund stehen und übergeordnete Beteiligungsgesellschaften die Hand aufhalten, sind die starren Hierarchien dieser „Gebilde“ oftmals ein Nährboden für Mobbing, schlechte Mitarbeiterführung und ein krankes Betriebsklima. In kleineren, innerhabergeführten Betrieben sind die Kommunikationswege kürzer und es ist gerade hier extrem wichtig, dass alle Beschäftigten an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen. So liegt der Schluss nahe, dass sich Mitarbeiter im Großindustrie-/ Wirtschafts-Segment nicht mit ihrem Arbeitgeber identifizieren und mehr an einem sicheren Arbeitsplatz mit gutem Lohnausgleich als an ethischem, kollegialem, sozialem Arrangement interessiert sind. Ist die Industrie rücksichtslos, so sind es auch die Leute, denen man die Macht in die Hand gibt. Eine kluges Management bedeutet auch immer Augen und Ohren offen zu halten und vielleicht sogar einmal die Putzkolonne zu befragen, den Gärtner, die Außenstehenden, die oftmals einen recht klaren und abgelösteren Blick auf die Missstände, Stimmungen und den Vorgängen hinter den Kulissen haben. Irgendwie sollte sich das alles aber längst herumgesprochen haben und deshalb ist es umso verwunderlicher, dass hochbezahlte Manager für die Basis blind geworden sind. Dabei kostet der Ausfall durch Krankheit jedes Jahr Milliarden – dem betrieblichen Gesundheitsmanagement zum Trotz.

 

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,

sicherlich sind die Begriffe „Klimaschutz“ und „Überbevölkerung“ bei jedem weltweit angekommen. Doch ab welcher Zahl genau ist der/ die Eine ein „Zuviel“? Und ist es tatsächlich so, dass es mit einer Stagnation bzw. Verminderung der menschlichen Spezies besser würde? Liegt es nicht eher daran, wie die prozentuale Verteilung ist oder daran, dass reiche Industrienationen verschwenderisch die Ressourcen ausbeuten und sich die Leute in den Entwicklungsländern wie die Kaninchen vermehren? Würde eine gesunde Balance gefunden werden, kämen wir auf diesem Planeten wahrscheinlich alle recht gut zurecht. Überbevölkerung ist oft eine einfache Ausrede dafür, nicht handeln und etwas verändern zu müssen. Von den bequemen, verschwenderischen und luxuriösen Bedürfnissen reicher Länder abzurücken und sich einschränken zu müssen. Wir vergessen zudem über eine ungleiche Verteilung der Ressourcen und der Inanspruchnahme (besser: Aneignung derer von den reichen Nationen), nachzudenken. Vor allem sie müssten lernen, dass sie von ihrem hohen Ross runterkommen müssen und absolut nicht das Recht haben, armen Menschen Land, Boden und Bodenschätze wegzunehmen. Hier muss dringend etwas passieren, denn die Reichen sind schuld, wenn die Armen verhungern und gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Böden, die nicht ökologisch angemessen bewirtschaftet werden, trocknen noch mehr aus und werden oftmals einseitig ausgelaugt. Wir speisen viele arme Länder mit faden Finanzspritzen oder schlechten Handelskonditionen ab, versprechen eine bessere Zukunft und Arbeitsplätze, aber in Wirklichkeit ruinieren wir ihr Leben und die Zukunft ihrer Völker. Seien wir ehrlich, lieber Pierre… wir leben in Saus und Braus und genau dann, wenn einer von uns etwas abgeben oder reduzieren muss, ist das Geschrei groß. Selbstverständlich kommen diese armen Menschen dorthin (in die reichen Länder dieser Erde), wo sie eine Perspektive sehen – und das ist u. a. Europa tatsächlich. Mich wundert es nicht, ich kann das absolut verstehen, denn ich würde auch versuchen, meinen Arsch zu retten, wenn man mein Heimatland so plattgewalzt hat.

Fakt ist, dass unser westlicher Lebensstil nicht nachhaltig ist. Wohlstandsverzicht und eine Umverteilung des Eigentums, gepaart mit Geburtenkontrolle in den Entwicklungsländern, wären einige sinnvolle Ansatzpunkte. Von der Politik müssen saubere Technologien eingefordert werden und auch eine notwendige Geschwindigkeitsbeschränkung von max. 130 km/ h auf Deutschlands Autobahnen (wozu muss man eigentlich mit 200 Sachen über die Autobahn rasen?). Generell müssen wir alle unser Konsumverhalten prüfen und unser gesamtes Denken bedingungslos ökologisch ausrichten. Fairer Handel statt Ausbeutung und Preiskampf der Discounter, bewusstes Umgehen mit eigentlich allem, was unser Leben ausmacht. Das sind selbstverständlich einige Lösungsansätze aus einem dringend aufzuarbeitenden Maßnahmenkatalog, aber  – wie so oft – unterschätzen wir die menschliche Dekadenz, Bequemlichkeit und den Egoismus des Individuums. Wenn´s um Reduktion und Einschränkung geht, fühlt sich keiner angesprochen und das ist das Dilemma.

Schaffen wir es also nicht, diese Veränderungen herbeizuführen, wird das passieren, was prognostiziert wird und bereits sichtbar ist: die Natur holt aus und wenn sie das tut, dann sind wir machtlos. Darüber sollten wir uns im Klaren sein und es nicht ausreizen. Für mich ist es das Gesetz der Evolution – der Mensch kommt nicht ohne seinen Planeten aus, die Erde aber wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach von den Zecken befreien und nur das übrig lassen, was sich bewährt, sinnvoll ist und überlebenswert. WIR sind es offenbar nicht, wie es scheint. Wir sind dumme, schwache Konsum-Zombies, die ihre ethischen Prinzipien abschalten, unsere fetten Hintern mit Schnitzeln füttern oder unsere Klamotten bequem online via Paketdienst nach Hause schicken lassen. Egozentrik und Dummheit waren schon immer eine gefährliche Mixtur.

 

In diesem Sinne,

etwas ratlos

 

Petra

© Petra M.  Jansen

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Lieber Pierre,

es gibt Bands, die schrecken vor den heißen Eisen der politischen Auseinandersetzung nicht zurück und nennen das „Ding“ – wenn auch sehr ironisch – beim Namen und RAMMSTEIN gehört zweifellos dazu. Wer die Lyrik nicht versteht, sollte vielleicht noch einmal genau reinhören und darüber intensiv nachdenken. Diese Band feiert die Kunst der Ironie wie keine andere. Sie sind viel zu begabt, schlau, gebildet und echte Vollblut-Musiker, um in diese Schiene abgeschoben zu werden. Höchst provokant und ein gesellschaftspolitisches Kulturgut – so würde ich sie nennen. Eine der größten und erfolgreichsten deutschen Bands hat den Ticketverkauf für die angekündigte Tour zum Erliegen gebracht – Ironie als künstlerische Darbietung hochkarätiger Leute. Fein.

Nun zur Europawahl, lieber Pierre und ich hoffe, dass dieses Jahr sehr viele Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Es geht um dieses herrliche, wundervolle und großartige Europa. Nie wieder möchte ich stundenlang mit Pass und Ausweis an Grenzen stehen und von meinem Städtetrips nach Italien, Spanien oder den Niederlanden mit prall gefüllten Wechselgeld-Beuteln aus Lira, Gulden oder Peseten (oder wie das sonst noch alles hieß damals) zurückkehren, die niemand umtauschen will. Immer diese Rechnerei… wie war das noch? Wie war der Kurs? Geteilt durch zwei, mal vier, nimm einfach etwas mehr als das Doppelte? Nein, nichts für mich. Ich bin der Liebhaber des bequemen Reisens und weiß nun sehr genau, was die Dinge kosten – ohne umständlich im Kopf überschlagen zu müssen.

Zeigen wir endlich den Rechtspopulisten die rote Karte und glauben wir an unsere kollektive Stärke! Ja, Europa ist stark und das soll es auch bleiben. Für junge Menschen gibt es keine Alternative, sie fühlen sich als Europäer und pflegen dennoch parallel ihre eigene Identität als Italiener, Spanier, Deutscher usw. Universitäten in ganz Europa (auf der ganzen Welt) tauschen sich aus, das Studieren in England war z.B. nie ein Problem. Wohin es mit dem Willen der Rechtspopulisten geht, sehen wir an Großbritannien und dem Brexit, der beileibe nicht nachahmenswert ist. Bloß nicht! Das haben die Alten entschieden und sie tun ihrem Land und der Zukunft ihres Landes damit absolut keinen Gefallen.

Lieber Pierre, ich glaube an Europa und ich glaube, dass mehr und mehr Menschen das falsche, diskriminierende „Spiel“ der AFD oder anderer rechtspopulistischer Parteien längst durchschaut haben und – schauen wir auf die aktuellen Prognosen – sinkt ihr Anteil kontinuierlich. Ich bin gespannt auf den kommenden Sonntag, dann darf Deutschland wählen. ICH bin Europa. DU bist Europa. WIR sind Europa. Europa sichert uns den Frieden – das sollte niemals vergessen werden (siehe 60 Gründe für die EU)!

 

In diesem Sinne,

herzliche Grüße aus Frankfurt

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

hier einige Gedanken über die schöne Zeit, die wir zurzeit erleben.

Wenn die Satire zur Realität wird

Ich habe einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung über die neue Platte von Rammstein gelesen, was mich nachdenklich stimmte. Ich betrachte diese große Band mit ihrem germanischen Gehabe als eine Satire gegen das martialische Getue des Faschismus. Eine Art, die Neonazis lächerlich zu machen. Ich habe keine Bedenken, dass sie auf diese Art irgendwie den blöden Nationalismus, der nichts mit Heimatliebe zu tun hat, verarschen wollen. Das klappte gut, als die Braunen noch marginal waren. Das sind sie leider nicht mehr, was dem Ganzen Unbehagen hervorbringt. Rammstein wird von seiner Gestik, von seiner Dialektik – die ironisch sein sollte – eingeholt. Was ich als Satire empfand, wird zur bitteren Realität, die dargestellt wird, von Leuten, wie der rechtsextremistische AfD Mann, Björn Höcke. Da kommen, trotz meiner Bewunderung für die künstlerischen Leistungen der Band, Bedenken auf. Ich habe die Befürchtung, was als Schmiere gegen die Nazi-Bonzen verstanden werden sollte, als wahre Münze betrachtet wird und muss zugeben, dass ich mir heute damit schwer tue. Wie ihr wisst, bin ich ein Anhänger der Anarchie in der Kunst und halte Provokationen für notwendig, aber was heute passiert, macht mich unsicher – umso mehr, dass Komiker ohne Zucken von der Parodie zur Staatsmacht übergehen, ihre Kunst in die Realität verwandeln, wie es in der Ukraine der Fall ist und nicht zu vergessen, dass die Cinque Stelle-Bewegung 2009 vom Kabarettisten Beppe Grillo in Italien ins Leben gerufen worden ist. Jetzt ist sie zur Wasserträgerin der Neofaschisten in Rom geworden.

Die Gestik als Fliegenfalle

Sowohl die Faschisten als auch die Nazis haben sich inszeniert. Das tun sie nun wieder und leider mit Erfolg. Jeder sollte wissen, wohin dieses martialische Getue führt, aber viele lassen sich leimen, wie die Fliegen, die an einer klebrigen Folie, die an der Decke hängt, eingefangen wurden und eine schreckliche Agonie erleben. Das Vorzeichen, wohin der Rechtsextremismus führt… zum Tod. Ich habe Mühe zu verstehen, warum diese Komödie der strammen Macht  wieder Anhänger findet. Leute, die meinen, dass die Freiheit ein Hindernis sei. Wer nicht in der Lage ist Selbstverantwortung zu tragen (es handelt sich um immer mehr Menschen), lässt sich von diesem Gehabe einholen, mit der Vorstellung, wer lauter brüllt, könnte seine Problemen lösen. Das erleben wir zurzeit bei dem Europawahlkampf bei dem die Populisten sich durch ihre Gestik als Karikatur darstellen. Sie folgen dem Beispiel eines Mussolini oder eines Hitler, bei denen der Inhalt ihrer Reden weniger eine Rolle spielt und vielmehr ihre Art, sich darzustellen. Alles war auf die Emotionen gemünzt, was Rammstein gut in den Clip „Radio“ darstellt, in dem es zur Vergötterung des Volksempfängers geht, das Sprachrohr des Führers. Die Demokraten machen es sich schwer, Empfindungen durch die Analyse zu demontieren, weil der Verstand dabei keine Rolle spielt, nur der Bauch! Was da passiert macht mich ratlos. Was nun am 26. Mai?

Das Hakenkreuz als Provokation

Wenn jüdische Gräber mit Hakenkreuzen verschandelt werden kommt bei mir Wut auf. Was mich am meisten quält, ist, dass die Toten sich gegen diesen Missbrauch nicht wehren können. Vor ein paar Tagen hat das deutsche Innenministerium neue Zahlen veröffentlicht, die bewiesen, dass der gewaltsame Rechtsextremismus zunimmt und dass er immer mehr Juden attackiert. Es ist schon seltsam, dass diese Plage wieder als Bedrohung vorrückt und dies selbst, wenn die  Zahl der mosaischen Bürger relativ bescheidend ist. Das Hakenkreuz kann somit als Waffe betrachtet werden, die „die Feinde des deutschen Volkes“ vernichtet. Man kann sich kaum vorstellen, dass dieser Spuk sich wiederholt. Der Grund wäre gegeben, die jungen Leute zu motivieren und alles zu tun, um sich dem Faschismus quer zu stellen. Bitte nun nicht das Argument, dass es sich bei den Vernichtern um Protestwähler handelt. Sie drücken ihren Frust so aus, dass sie andere diskriminieren und sie für ihren Kretinismus verantwortlich machen. Dass sich hinter den Provokateuren oft ältere Herren verschanzen, die sie anzetteln, ist kein Geheimnis mehr. Und dazu kommt, dass Nazi zu sein, sexy ist. Wenn ich die Bemerkungen von Anhängern von Frau Le Pen bei Facebook lese, weiß ich, was ich davon zu halten habe. Das sind Menschen, die den Eindruck vermitteln, dass sie sich aufopfern wollen, dass sie die Opfer der staatlichen Macht sind. Die Rolle des Martyriums bringt dieser Parteien zusätzlich Stimmern ein, deshalb werden die Neos wie rohe Eier behandelt. Die Willkür wird immer mehr hofiert, so mein Eindruck.

Die Faszination des Verbotenen

Wer sich als Neonazi outet, gehört zu den Verdammten. Das ist für viele junge Leute faszinierend, die sich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Der Gang in die Illegalität hat für sie etwas Anziehendes. Sie haben somit den Eindruck, gegen die Obrigkeit aktiv zu sein, sie unter Druck zu setzen. Es entsteht eine Gruppendynamik, die nur durch Gewalt aufrecht gehalten werden kann. Dieses Phänomen wird seine Spuren bei der Europawahl hinterlassen. Die etablierten Parteien haben viel Mühe gegen solch einen Trend zu kämpfen, weil sie von den Neos als spießig betrachtet werden, als total verkalkt. Erzeugen sie nicht durch ihren Konformismus Langweile? Sind sie in ihrer Argumentation starr geworden? Sie sind ein Symbol einer Zeit, die gewaltsam beseitigt werden soll, so die „Volksgenossen“. Da sie diesen Klischees selbst entsprechen, wollen sie nicht wahr haben, dass das was für sie zählt, das wunderbare Gefühl „Angst zu verbreiten“ ist, wie es der Fall der Pestkranken war, die durch die Gassen einer mittelalterlichen Stadt wanderten. Das gibt ihnen endlich das Gefühl geachtet zu werden. Der Rechtsextremismus ist ein Reservoir von gescheiterten Existenzen oder die, denen droht, es zu werden. Solche Gefühle finden ihren Anklang beim Nazi-Rock. Die Texte der Songs haben nur als Ziel die Anders-Denkenden nieder zu machen, Menschen anderen Ursprung zu demontieren, sie geistig zu vergasen. Und Leute, dass macht so viel Spaß! Feiglinge!

Das Gedicht

 

Ich versuche meine Stimme gegen die Neos

zu erheben, aber niemand will mir zuhören,

weil sie mich langweilig finden. Ich bin halt

ein Demokrat und das ist nicht mehr in! Ich

verweigere mich, einen Führer zu verehren,

was sie als Verrat zur Heimat betrachten. „Halte

die Klappe!“ „Nein, das werde ich nicht tun!“

Bevor ich mich äußern wollte, bekam ich eine

Faust in die Schnauze. Da ich schmächtig bin,

wagte ich nicht Paroli zu bieten. Ich wurde

unter den Augen der Polizei verprügelt, die

mit der Ausrede kam, dass sie nichts gesehen hätten.

 

Meine Peiniger wurden in den Stadtrat mit

großer Mehrheit gewählt. Jetzt trugen sie dunkle

Anzüge und halfen den alten Damen über die

Straße. Sie gaben zu verstehen, dass sie die

Ehre des europäischen Christentums wieder

herstellen wollten und bekam Unterstützung

der Klerikalen, die sie bei ihrem Fremdenhass

und ihrem Antisemitismus den Rücken freihielten.

„Du darfst sie nicht nur als Böse betrachten. Jeder

Mensch hat auch seine guten Eigenschaften!“

Parolen eines Demokraten, der sich halt angepasst

hatte und ihnen den Arsch leckte.

 

Und jetzt ist der Spuck vorbei. Was verbleibt

sind nur die Ruinen. Viele Überlebende

kamen aus den Schutzkellern hinaus und

behaupteten, dass sie Gegner des Regimes

gewesen seien, dass sie einem Juden das

Leben gerettet hätten. Nein, niemand wollte

für den Adolf sein Kopf hin halten. 74 Jahren

später fängt diese Qual wieder an. Leiden die

Leute an Gedächtnis-Schwund, fragte ich mich?

Gehören sie zu den Selbstmördern, die ihr

Leben dem toten Führer schenken wollen?

Die mit ihrer Banalität des Bösen langweilen?

 

Petra, ich umarme dich. Alles Liebe

 

Pierre

//pm

Sie versemmeln dir den ganzen Tag und das tun sie mit voller Absicht, denn es ginge auch ein wenig weniger impertinent und ein wenig weniger stoisch und ein wenig weniger penetrant und ein wenig weniger muffig und ein wenig weniger laut und einfach ein wenig weniger. Aber das Empfinden der Menschen ist unterschiedlich und was du vielleicht akzeptierst, lässt den Nächsten in Rage verfallen oder er/ sie ergreift die Flucht. Wir finden zunächst immer irgendwelche Entschuldigungen, die uns daran erinnern, dass es ja noch schlimmer als schlimm kommen könnte. Die Angst im Nacken, dass der Frieden kippt und du eines Tages explodierst wie eine Bombe oder gar Selbstjustiz ausübst, ist zunächst dein Garant, die Schnauze zu halten. Aber wie lange geht das gut? Wie lange erträgst du diese abwertenden Gesichter, das Gehämmere der Baumarkt-Selbst-Schrauber-Wochenend-Handwerker oder den spitzen Tritt von durchgeknallten Stöckelschuhen über dir? Wie lange noch verkneifst du dir das scharfe Abbremsen, wenn das weiße Auto hinter dir deine Heckscheibe berührt und dir klar macht, dass deine Karre zu langsam ist für ein Überholmanöver? Wie lange noch erträgst du das belanglose Geschwätz der Vorgärten-Figuren, bei denen es stets um „die Anderen“ geht und die so unproduktiv sind, dass man sich nach einem Nickerchen auf der Couch sehnt? Schaffst du es, diesen täglichen Nervtötern aus dem Weg zu gehen und trotz allem ein ausgeglichenes Lächeln in deinem Gesicht zu tragen? Wohl kaum. Schauen wir uns in der Gesellschaft um, so nimmt sich jeder das Recht, tun und lassen zu können, was und wie er das für richtig hält und das ist selbstverständlich die Freiheit der individuellen Entwicklung eines Menschen. Der Begriff „gegenseitige Rücksichtnahme“ ist sicherlich auch bei jedem im Gedächtnis geblieben, aber davon wird selten Gebrauch gemacht. Immer wieder halten sich Menschen für besser, wichtiger, schöner – einfach eine Stufe über den anderen und du fragst dich, wie sie zu dieser Einstellung kommen. Die Chefsekretärin behandelt dich wie das Putzpersonal, der abgeblitzte Verehrer neidet dir jeglichen Erfolg, dein Chef verlangt das du dich verausgabst (schließlich zahlt er für tägliche Höchstleistungen), deine Nachbarn qualmen dir die Wäsche voll und so weiter. Sehr schade, wenn all diese Egozentriker dir deine gute Stimmung rauben und das, was morgens gut gelaunt angefangen hatte, abends umgekippt und du dich schlichtweg ausgelaugt fühlst. Seelenvampire… es sind kräftezehrende Wesen, die gedankenlos ihr eigenes Ding durchziehen und keine Empathie besitzen.  Unsere Gesellschaft ist krank und dafür gibt es leider keine wirkungsvolle Medizin. Vielleicht kokst, säuft oder schnüffelt sich der eine oder andere ins illusorische Paradies, aber eine echte Lösung ist das nicht. Zartbesaitete Gemüter leiden einfach unter dieser egoistischen Ellenbogengesellschaft, leiden unter Schlafstörungen oder stehen kurz vor dem Amoklauf. Diese Kraftsauger hören nicht eher auf, bis sie alles platt gemacht haben – dich inklusive. Heute geht es nicht um die Gründe, w a r u m die Nervensägen so sind wie sie sind, sondern um die Seite der „Opferrolle“, die sie dir zuschieben wollen und gegen die du machtlos zu sein scheinst. Was bleibt dir anderes übrig als der Rückzug und dein Besinnen auf die wenigen Liebgewonnenen und dir selbst? Dein Schwert ist deine Gelassenheit – so schwer sie dir auch fallen mag, aber der beste Weg um unbeschadet ins Alter zu kommen. Du kannst die Sauger nicht ändern oder mundtot machen und eine weitere Steigerung der egoistischen Verhaltensweisen wird zukünftig 100%ig  kommen, denn viel zu viele Menschen auf diesem Planeten kämpfen um die gleichen Sachen, Lebensräume und Vorteile und es werden faktisch immer mehr. Solltest du also nahezu täglich von deiner Umgebung und den Umständen oder den dich umgebenden Leuten ausgelaugt sein, liegt es einfach an der schier unendlichen Masse. Es ist wie auf einer Autobahn, auf der ein flüssiges Fahren aufgrund zu hohen Verkehrsaufkommens unmöglich ist und es unausweichlich zum Stau kommen muss. Alle Sachen, die uns so unendlich Kraft rauben sind nur ein Zeichen, dass wir mit allem was wir tun, kurz vor ROT stehen und es allerhöchste Zeit wird, dass diese „angestaubten“ Old School- und Benimm-Regeln und wichtige Werte wie Etikette, Honoration, Achtung, Demut, Aufmerksamkeit, Ethik wieder Oberhand gewinnen und der gegenwärtigen Gesellschaft zu einem menschlichen Ruck verhelfen, der umgehend nötig ist. DAS gehört meiner Ansicht nach zu jedem Studiengang für zukünftige Führungspersönlichkeiten, Top-Manager und Businessleute dazu! Sie müssen in ihren Schädel implantiert bekommen, dass sie Wert auf solche Dinge legen, ihr Personal entsprechend beobachten und auswählen, um ein vergiftetes, schlechtes Betriebsklima auszuschließen – im Business ebenso wichtig wie im Privatleben. Wer sich mies verhält, fliegt raus. Ende. Offenbar lernen Menschen nur durch Zwang oder die schmerzliche Erfahrung, etwas Wichtiges zu verlieren, aber anders geht es nicht. Und vielleicht überträgt sich dieses Verhalten tatsächlich auf das private Leben und wir spüren einen deutlich humaneren Wind in unserem Alltagsleben. Die Ellenbogengesellschaft wurde geschaffen durch eine Geschäftswelt, die mehr Wert auf schwarze Zahlen als ein faires Miteinander mit Respekt, Höflichkeit und gegenseitiger Unterstützung legt. Genau das muss sich ändern, wir alle tragen die Verantwortung im Sinne eines konstruktiven und nachhaltigen Handelns – privat ebenso wie beruflich.

 

© Petra M. Jansen

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Manchmal hast du keine Wahl und denkst, du hattest und hast die Wahl. „Man hat immer eine Wahl“ sagt der Spruch, den jeder kennt. Doch hättest du die Wahl gehabt, hättest du das eine oder andere sicher nicht gewählt. Blutleer und erschöpft, am Rande des Liegens auf der Pritsche derer, die dorthin gehen, um dringend Seelenhilfe zu bekommen. Ist ja irgendwie so wie mit den Leuten, die eigentlich gar nix können, es dennoch tun müssen und ihre eigene gemixte Suppe auslöffeln müssen. Würgereiz inklusive. Du hilfst ihnen vielleicht das Groteske der Situation verständlich zu machen, aber die Crux ist ihre Wahllosigkeit, der Zwang irgendetwas tun zu müssen, damit sie überleben können. Wie es denen geht oder gar dir, solltest du in dieser fatalen Schieflage sein, interessiert niemanden. Es gibt tatsächlich Umstände, die lassen dir keine Wahl – nicht einen kleinen Moment des Entscheidens ob du hier oder da lang willst. Dir steht das Wasser bis zum Hals, aber du bist kein fauler Hund und keiner, der aufgibt. Also Arschbacken zusammenpetzen und durch! „Wer die Wahl hat, hat die Qual?“ Gilt genau dann, wenn du es garantiert nicht gebrauchen kannst und solltest du tatsächlich mit dem Rücken an der Wand stehen, wählst du nichts anderes als den Fluchtweg nach da draußen – sofern es möglich ist. Doch so einfach ist es nicht mit dem Spruch dort oben, denn es gibt jede Menge Dinge in denen niemand die Wahl hatte oder hat. Ist so wie mit der Politik: Du glaubst, du hast die Wahl zu wählen, aber – egal was du tust – es bleibt immer alles bei der gleichen Scheiße. Nichts ändert sich sichtbar, auch ein anderer Kopf an der Macht, macht es nicht besser. Sei ehrlich, hast du immer die Wahl? Ist dein Leben wirklich eine Wundertüte, in die du greifen kannst und frei wählen, was du magst? Scheint so – am Anfang und wenn du alles richtig gemacht hast, dich brav dem System untergeordnet hast, auf Mama und Papa gehört hast, deine Biografie lückenlos vorlegen kannst, deine Schufa-Auskunft bloß keine Eintragung hat, deine Ehefrau dich nicht um Tausende + eine halbe Immobilie ärmer gemacht und mit dem Nächsten abgehauen ist, deine Kids artig und ohne Umwege das Abi gemacht haben, deine Gesundheit stets auf dem Top-Level war, du niemals zu sozial warst , dein letztes Hemd gegeben und Gott und der Welt geholfen hast (Nächstenliebe halt), deine Rente abgesichert ist und du immer schön die Klappe gehalten und dich angepasst hast. Andernfalls dürftest du irgendwann nicht mehr die Wahl haben. Doch du hast aus vollem Herzen gelebt, so unglaubliche Erfahrungen gemacht, ein riesiges Wissen aufgebaut und schaust zurück. Bei dir versagt jede offizielle Vita, die diese Gesellschaft verlangt und sie rümpfen die Nase, weil sie deinen unkonventionellen Weg nicht verstehen. Und jetzt stehst du da und fragst: „Hatte ich denn je eine Wahl?“ „Nein, du hattest keine“, wäre die korrekte Antwort. Und du lachst, weil du weißt, du würdest es genauso! wieder tun.

 

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,

Innenstädte, Fußgängerzonen, Parkanlage, Shopping-Erlebnismeilen und ein Ort des geselligen Zusammenlebens, genau das sollte das Ergebnis städtebaulicher Planungen und Umsetzungen sein. Es gibt natürlich noch schöne Altstädte und auch gemütliche „Resting-Places“, aber es ist wahr, dass in vielen kleineren Städten und Randgebieten ein Geschäftesterben unübersehbar ist. Ich denke hier gerade an den schönen Kurort Bad Orb in meiner Region, wo viele kleinere Geschäfte ihren Kampf um´ s nackte Überleben nicht überstehen und immer mehr Gewerbe-Immobilien leer stehen bzw. um ihre Wiedervermietung werben. Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche hübsche Läden verschwinden sehen und das liegt mit Sicherheit nicht daran, dass es dort keine Cafés oder hübsche Sitzgelegenheiten gäbe. Dafür sind die sogenannten Modulsysteme – in denen wie immer Penny, Rewe, KIK, Logo Getränkemarkt, Netto oder solche uniformierten Shops zu einer „Einkaufsmeile“ mit knallhartem Rabattkampf zusammengepfercht auf einem Platz angesiedelt sind – zu finden. Für alte Menschen eine Katastrophe, da sie oft nicht mehr mobil sind und auf Einkäufe in ihrer direkten Umgebung angewiesen sind. Sollte dort noch ein kleiner Markt durchhalten, dann sind die Preise allerdings dermaßen unverschämt, dass es einem schlecht wird. Den Rentnern bleibt oft nichts anderes übrig, als eben dort die Waren des täglichen Bedarfs einzukaufen und sie mit dem Rollator nach Hause zu schleppen. Schade, aber sehr real.

Der Mensch ist ein soziales Wesen und möchte ein Einkaufserlebnis haben, sich vielleicht eine gute Tasse Kaffee gönnen, ein wenig in der Sonne sitzen und mit allen Sinnen genießen. Schauen wir rüber zu unseren Nachbarn in die Niederlande, so brechen wir regelmäßig in Entzücken aus, wenn wir durch die gemütlichen Städtchen laufen, mal hier mal da in einen Tante Emma-Laden schnuppern und an jeder Ecke die Lounge-Möbel mit hübschen Accessoires zum Verweilen einladen. So, genau SO sollte es sein, damit wir gerne einkaufen gehen und dies nicht als notwendiges Übel am Wochenende empfinden, um den Kühlschrank für die Arbeitswoche aufzufüllen. Noch schlimmer allerdings erscheint mir die anonyme Art des Einkaufens in Skandinavien zu sein. Dort geht man nicht mehr in die Shops, man bestellt online (via Handy oder Apps), der Food Truck liefert die bestellten Waren direkt vor die Häuser und bezahlt wird selbstverständlich mittels Handy. Was sich zuerst fortschrittlich anmutet ist für mich eine reine Reduktion auf Konsum ohne persönlichen Kontakt und schließt die Gelegenheit, eventuell mit netten Menschen während des Einkaufs ins Gespräch zu kommen, aus. Nicht mein Ding, lieber Pierre.

In den Städten wird das Geld verdient, dort sind die Arbeitsplätze und – zumindest in Frankfurt – haben viele Leute angefangen umzudenken. Sie nutzen mehr und mehr Fahrräder, öffentliche Verkehrsmittel oder gehen zu Fuß. Die zahlreichen Studenten leben es vor, dass es auch anders gehen kann. Ebenso sind deutlich mehr Straßen als früher für den Durchfahrtsverkehr gesperrt. Es ist also nicht überall so, dass Autos direkt an deinem Hintern vorbeifahren, aber es braucht noch Zeit, dass wir uns wieder auf die Gemütlichkeit der Innenstädte (und ebenso der Randgebiete, der Kleinstädte, der Kurorte) besinnen. Langsam aber sicher wachen sie auf und das Bewusstsein verändert sich dahingehend, dass wir wieder Wohlfühlräume schaffen und architektonisch der Erlebnischarakter neu entdeckt wird.

Damit dem Geschäftesterben in einigen ausgelagerten Städtchen in den Randgebieten Einhalt geboten wird und auch sie überleben können, muss den Menschen auch klar gemacht werden, dass sie mit ihren Online-Bestellungen großen Schaden anrichten. Klar ist es bequem sich vom Sofa aus alles ins Haus liefern zu lassen und natürlich muss man dann keinen Parkplatz suchen oder Benzin verfahren, aber was auf der einen Seite bequem ist, trägt auf der anderen Seite zum Sterben vieler Einzelhändler bei. Verantwortungsbewusste Menschen denken mal darüber nach, wie viele Paketdienste unsere Straßen verstopfen und wie viel Kartonage und Verpackungsmaterialien unsere Mülltonnen füllen und ich weiß aus Erfahrung, dass es viele faule Leute gibt, die nahezu alles online ordern und sich keine Gedanken darüber machen. Ihnen scheint es egal, Hauptsache billig und bloß nicht aus dem Haus gehen, wenn nicht unbedingt nötig.

Lieber Pierre, ich liebe die Haptik, den Geruch, die Sinne und ich liebe es, mir die Dinge, die ich kaufen möchte, real zu sehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Kleidung ist, Lebensmittel oder irgendwelcher Schnick Schnack – ich will es einfach sehen und in der Hand halten. Erinnerst du dich an die Wochenmärkte oder an die kleinen Läden, in denen wir als Kinder Süßigkeiten in kleinen, spitzen Papiertüten bekommen haben? In denen auf der Theke bunte Bonbongläser standen und daneben die Lutscher? In denen wir mal einen roten Apfel geschenkt bekommen haben und das Obst, der Salat, die Nüsse einzeln abgewogen und in Papier eingewickelt wurden? Ach ja…. Nostalgie kommt in mir hoch. In dir auch, nicht wahr?

 

Eine herzliche Umarmung,

 

Petra

© Petra M. Jansen

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