Nein, du bist nicht mein Freund…

wenn du mir ständig ins Wort fällst,

niemanden ausreden lässt,

redest wie ein Wasserfall,

erklärend, was du früher stets beritten hast,

welch oberflächlichen Vorzüge du gerade erst gesehen hast.

 

Nein, du bist nicht mein Freund…

wenn du Platz nimmst, um auszuhorchen,

um weiter zu tragen, was du erfahren hast,

um Gehör durch Gehörtes zu finden,

um schlüpfrig wie ein Aal zu sein.

 

Nein, du bist nicht mein Freund…

wenn du heute nickst

und morgen beim Gegenteil um Beifall heischst.

Nein, du bist nicht mein Freund,

wenn du nie das Gesprochene verstehst,

niemals den Faden einfädelst,

den man dir reichen möchte,

keinen festen Knoten spinnst.

 

Nein, du bist nicht mein Freund…

wenn du so ganz anders tickst

als überhaupt in einem Takt.

Nein, du bist wahrhaftig nicht mein Freund.

Und nein, du bist auch nicht mein Feind.

Ich sehe, was da an dem Ast dort hängt

an dem ein Unwissender unermüdlich sägt.

  

© Petra M. Jansen 

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Fühlt sich anders an, irgendwie verloren.

Trotz aller Hoffnung auf Besserung und trotz aller Maßnahmen,

ist irgendwie nicht mehr das Gleiche.

Zieht dir den Boden unter den Füssen weg,

stellt deine einst rosige Zukunft in Frage.

Lässt dich beim Amt anklopfen.

Unverschuldet.

In die Schulden.

Was nun?

Es ist geschehen, was passiert.

Es legte dich flach und dein Tagesablauf gleicht dem eines Rentners.

Kleiner Trost ist, dass es ja nicht endgültig ist.

Es kommt Hoffnung auf.

Ein weiterer Hieb? Den verkraftest du nicht.

Der Gürtel ist so eng, dass du keine Luft mehr kriegst.

Alles auf den Kopf gestellt, alles neu sortiert.

In die Hände klatschen, wenn die, denen du zuarbeitest, nach Atem ringen?

Milliarden, die deine Kinder bezahlen müssen.

Millionen, die die Reichen haben und nichts davon teilen werden.

Wie heißt der Super-Gau, der uns alle in die Knie gezwungen hat?

Fleischfressende Menschenmassen, die wie Kannibalen rohe Viecher essen.

Und sich wundern, wenn die Erde schreit.

Sie war verloren. Verloren wie du.

Sie holt zurück, was sie verdient.

Da stehst du nun, verloren.

Ja, verloren.

Weil du für nur für dich der Verlierer bist.

Doch Verzicht und Entschleunigung –

sind die wahre Not!

 

© Petra M. Jansen

 

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Lieber Pierre,

ich verstehe das Zwiegespräch in dir. Das eine ist die spontane Reaktion auf eine Kränkung, das andere die Selbstreflexion, die eine Balance erzeugen muss. Heute tue ich es dir nach und vereinfache meinen Antwortbrief indem ich nur einige Thesen in den Raum stelle. (Die Diskussion und Überlegung dazu liegt bei den Lesern).

Die Gesellschaft. Irrtum und Aufgabe.

  • Wir sind eine Gesellschaft, die wieder Maß nehmen muss inmitten der Maßlosigkeit.
  • Das klappt nicht. Heute ist alles ist auf Produktivität ausgelegt und die Geschwindigkeit spielt eine enorme Rolle. Zeit ist Geld.
  • Sind wir nicht immer ein Produkt unserer jeweiligen Gesellschaftsform? Und ist es nicht so, dass wir die Werte verloren haben, die uns früher einen Sinn gaben?
  • Quatsch. Es gibt genügend Leute, die von Respekt und Wertigkeit sprechen – die gibt´s heute genauso wie früher. Eben ein bisschen angepasster und effizienter.
  • Kann das klappen, wenn man nur darüber redet und nicht gleichermaßen handelt? Schauen wir doch mal, wie die Leute wirklich miteinander umgehen. Lauter Egomanen, Narzissten oder Depris. Es legt doch niemand mehr jedes Wort auf die Waagschale und überlegt sich, wie es in dem anderen wirklich aussieht. Der Zeitgeist gibt heute den Ton an.
  • Aber wer will denn als arme Sau enden, die sich nichts leisten kann und ständig den Cent rumdrehen muss? Geht ja nicht anders als Ranklotzen und da bleibt keine Zeit für Samthandschuhe. Wer das erwartet, träumt.
  • Wie sieht es mit der Generation der Alten aus?
  • Das sind halsstarrige und unhöfliche Säcke, die – je älter sie werden – immer rücksichtsloser werden. Scheint fast so, als ob sie ihren ganzen Frust, dass sie bald abnibbeln, an anderen auslassen wollen.
  • Sind nicht immer beide Seiten beteiligt? Könnte es nicht sein, dass die starre, unterschiedliche Wahrnehmung ein Einvernehmen von Grund auf erschwert? Und eine Konfliktlösung dadurch gänzlich ausgeschlossen ist? Ich bin nicht schuld an dem Dilemma, sagen das nicht immer alle?
  • Und wie stehst du zu den Jugendlichen? Finden sie den Rückhalt, den Sinn, ihren Platz und ihre wichtigen Auseinandersetzungen, die sie brauchen, um Wertigkeit zu erhalten? Oder werden die einfach ruhig gestellt durch überforderte Eltern, die der Schule, Playstation und dem Handy die Erziehung überlassen?
  • Die Hippiezeit hatte Kult-Charakter und war eine Jugendbewegung. Nicht in jedem Punkt nachahmenswert, aber immerhin waren nicht alle so „aggro“ mit Waffen im Amoklauf. Fehlt also eine wichtige Stufe im Leben, die uns zu genau dem macht was wir bemängeln?
  • Es fehlen verdammt nochmal die echten Werte! Der Wahrheitsgehalt lässt Zweifel offen, das Boot schwimmt irgendwo auf dem Wasser – unfähig den Kurs zu halten.
  • Umso dringend notwendiger die Begriffe „Ethik, Moral, Werte, Tugenden“, denn sie sind es, die eine Gesellschaft ausmachen. An der Wurzel packen bedeutet, das bestehende System ständig zu hinterfragen und zu entschleunigen. Sonst geht der Mensch darin verloren.
  • Komm runter, lieber Pierre – auch du musst schauen, wo der Verbindungspunkt zwischen Kränkung (Eitelkeit) und Akzeptanz eines anderen liegt. Irgendwo in der Mitte liegt bekanntermaßen der richtige Weg.
  • Es möge uns bitte, bitte möglich sein, Tugenden zu entwickeln und unsere wichtigen, alten, guten Werte ganz unten an der Basis zu beginnen, sie aufzugreifen und unabdingbar verfolgen. Ein Baum knallt ohne Wurzel im Sturm um. So ist es mit Menschen auch. Gesunder Boden, gesunde Wurzel, gesundes Wachstum.
  • Zeitgeist des einundzwanzigsten Jahrhunderts: Zur Pflege und Geduld eines gesunden Waldes bedarf es viele, viele Jahre der Geduld und Hingabe. Zur Pflege der Gesellschaft bleibt kaum Zeit. Wachstumsfördernde Mittel pushen effizient, damit der Verderb schnell wieder dem Kreislauf des Recyclings zugeführt werden kann. Aber ja, wir wollen alle leben. Fragt sich nur wie.

 

© Petra M. Jansen

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Nein, keine Sackgasse

Pierre:

Heute früh fühle ich mich wie in einer Sackgasse angelangt und ich sehe keine Möglichkeit weiterzukommen. Vor mir ist eine Betonmauer, glatt, unpersönlich, abweisend. Soll ich mich damit abfinden, mich gedanklich zu begraben?

Mathias:

Oh, oh, heute blühen bei dir keine Maiglöckchen! Du bläst Trübsinn, was die Sache nicht besser macht. Spricht dich aus. Spucke aus, was du auf der Seele hast und entlade dich von dem ganzen Dreck, der dich erstickt!

Pierre:

Das Corona-Virus verwandelt uns in Bestien. Die Menschen werden von Tag zu Tag aggressiver. Ich habe das Gefühl, dass sie wie in einem Kessel eingesperrt sind und versuchen, durch ihren Groll, die erstickende Luft aus ihrer Seele zu verbannen.

Mathias:

Pierre, du solltest das als einen Hilferuf betrachten, auch wenn es für dich in diesem Augenblick schwer ist, dies zu erkennen. Sollte man aber warten bis die Wunden verheilt sind? Das ist eine Frage, die ich mich im Konfliktfall immer wieder stelle.

Pierre:

Die Gefahr besteht, dass der Eiter aus der Wunde nicht entfernt wird und dass der Konflikt unterschwellig weiter brennt. Das passiert tagtäglich in der Politik und deswegen sollte man – um sich Ruhe zu verschaffen – nicht nachgeben, so hart es auch ist.

Mathias:

Wenn man aber diesem Weg nachgeht, muss man starke Nerven haben. Vergiss nicht, dass sich die Menschheit durch ihre Sturheit lähmt. Sich, durch das Nicht-Nachgeben, die Existenz verdirbt. Kein leichter Weg, gebe ich zu.

Mit der Zeit kommt Rat?

Pierre:

Wenn ich inmitten eines Konflikts stecke, empfinde ich die Pflicht, mich zurückzubesinnen und mir die Frage zu stellen, was ich falsch gemacht habe. Ich möchte nicht meinen Kontrahenten belasten und nicht ohne Grund wird er auf mich so böse sein, sage ich mir.

Mathias:

Es kann auch ganz anders gelaufen sein. Vielleicht warst du ganz einfach der Auslöser einer Wut, die nicht unbedingt auf deinen Mist gewachsen ist? Du befandest dich vielleicht im falschen Moment an der falsche Stelle, wer weiß?

Pierre:

Mathias, danke für den Trost, den du mir schenkst, aber ich zweifle trotzdem an mir. Ich zerbreche mir den Kopf, was ich falsch gemacht habe, denn ich habe niemanden angegriffen. Vielleicht habe ich mich zu neutral verhalten, was als Attacke betrachtet wurde?

Mathias:

Ich bin völlig sicher, dass das, was geschehen ist, nur eine Lappalie war, denn das ist oft der Fall, wenn es knallt. Es geht um eine Ansammlung von Fakten, die mit der Sache nicht direkt zu tun haben, um Stimmungen. Deshalb will ich die Ursache nicht kennen.

Pierre:

Ich hatte nicht vor sie dir zu verraten, weil es der Sache nicht dienen würde, da es um einen tieferen Schmerz geht. Es wäre meine Aufgabe ihn zu ermitteln und zu sehen was ich aus meiner Sicht machen kann. Auf jeden Fall irgendjemand überzeugen zu wollen, an sich zu arbeiten, scheint mir in einer heiße Phase vergeben.

Mathias:

Du hast das richtig erfasst. Wenn der Verletzte kein Zeichen von sich gibt, sich auf einen Dialog einzulassen, lass die Hände davon. In solch einem Fall liegt der Spielzug nicht bei dir. Aber wie soll der Andere spüren, dass du offen für eine Aussprache bist?

Das Recht, auf Frieden zu pfeifen

Pierre:

Im jetzigen Alter bin ich der Ansicht, dass der Friede nicht mit der Brechstange erzwingt  werden soll, das ist nicht dienlich. Wäre es nicht vernünftiger den Faktor Zeit für sich sprechen zu lassen? Ich beobachte, dass jeder das Recht hat auf ihn zu pfeifen.

Mathias:

Damit hast du eine düstere Sicht der Eintracht zwischen den Menschen. Ich denke, wenn es so geschehen sollte, wäre es besser wäre sich gleich die Kugel zu geben. Wir sind nicht so gestaltet, dass wir unser Schicksal derart gleiten lassen können.

Pierre:

Aber du musst erkennen, Mathias, dass passiv da zu sitzen auch nichts bringt. Warum würden wir beide einen Dialog führen, wenn wir keine Verbesserungen herbeiführen wollten? Ich weiß, ich widerspreche mir – ein Zeichen, dass ich verwirrt bin!

Mathias:

Wir drehen uns im Kreis und doch hätte ich einen Anhaltspunkt, der uns helfen könnte. Da die Ursache eines Konfliktes fast immer emotional ist, kann er kaum mit realen Fakten bekämpft werden. Wie wäre es, wenn du dich von deiner Sachlichkeit befreien würdest?

Pierre:

Soll ich mich auf den Marktplatz stellen, mir die Klamotten zerreißen und meinen Frust loslassen? Mich auf dem Boden herumwälzen, um meinen Kummer Ausdruck zu geben? Nein, es bleibt mir noch ein Rest an Stolz, den ich nicht aufgeben will.

Mathias:

Wenn ich betrachte wieviel Blut wegen geflossen ist, wird es mir ganz einfach schlecht. Kann das als Nabelschau betrachtet werden? Ich denke schon, aber der Preis ist schauderhaft, denn der Stolz bedeutet in diesem Fall Mord und Totschlag.

Ist Wut Leidenschaft?

Pierre:

Könnte ich, wenn ich keine Wut verspüren würde, überhaupt kreativ sein? Wäre ich in der Lage meine Gedanken weiterzuentwickeln, wenn ich keinen Widerstand verspüren würde? Würde das bedeuten, dass ich den Konflikt benötige, um weiterzukommen?

Mathias:

Ja, du brauchst ihn wie jeder Mensch. Du musst anecken, um dein Du zu erbauen.  Wenn jemand auf dich wütend ist,  ist der gleiche Reflex in Gange. Also sei nachsichtig gegenüber deinen Kontrahenten, es ist auch ein Entwicklungskurs.

Pierre:

Wenn es so ist, wie können wir zur Ruhe kommen? Es gibt doch noch ein Element, dass man nicht außer Acht lassen sollte – die Erziehung. Sie dient dem gegenseitigen Umgang, der Etikette. Altmodisch aber sehr dienlich.

Mathias:

Auch wenn ich sie oft als Vollbremse – was den Geist angeht – betrachte, erkenne ich, dass es ohne humane Umgangsformen einfach nicht klappen kann. Konflikte entstehen, wenn niemand mehr bereit ist, auf die Argumente der Anderen einzugehen.

Pierre:

Deshalb ist das Zuhören solch eine Kunst. Ich tue mir damit schwer, aber arbeite daran. Der Beweis dafür ist, dass ich von dir Meinungen serviert bekomme, die ich nicht unbedingt teile und siehe da, es ist bei weitem nicht schlecht, sie anhören zu müssen.

Mathias:

Was man aber vermeiden sollte, sind Ratschläge zu verteilen, weil sie immer falsch aufgefasst werden, wenn sie nicht als eine Bestätigung einer Meinung betrachtet werden. Pierre, mach letztendlich, was dir dein Bauch sagt, anders geht es ohnehin nicht.

Zum Abschuss bereit?

Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als sich

aufzugeben, sich als Opfer hinzustellen,

das nach Mitleid verlangt. Nein, ich will keine

Nachsicht erleiden, weil die immer erniedrigend

ist. Wenn sich Wut gegen mich ballt, soll sie ihre

ganze Wucht erleben, weil das der Beweis ist,

dass man sie verdient hat – positiv gesehen.

 

Wer allen Konflikten aus dem Weg geht, verneint

das Leben. Hat Jesus nicht die Händler aus dem

Tempel getrieben, was ihn letztendlich das Leben

gekostet hat? Weit weg der Gedanke, nicht für eine

Sache zu kämpfen, sich flach bügeln zu

Lassen – des Friedenswegen! Lieber Wunden einstecken

müssen, als als Wurm in die Geschichte einzugehen!

 

Ohne Hölle geht es nicht, so auch die Erkenntnis der

Frommen. Wissen sie, was Friede, Liebe und

Eintracht bedeuten würden, ohne Hiebe bekommen und

erteilen zu können? Und doch gibt es Grenzen, die nicht

überquert werden sollten, weil es sonst keine Menschen

mehr geben könnte, die den Willen hätten, Frieden zu

verteilen. Also ab in den Kompromiss? Tut mir verdammt weh!

 

//pm

Es war eine kurze Momentaufnahme eines an die Wand geschraubten, schief hängenden Magnetboards mit zahllosen Fingerabdrücken, aufgehängt über der vergilbten Kabelleiste des Frühstücksraums, in dem niemand mehr mit Appetit frühstücken wollte. Der klebrige, weiße Kühlschrank zitterte im zehn Minuten Takt so lange bis die darauf liegende Sechser-Steckdosenleiste auf dem Industriebetonboden donnerte und zerbarst. In der Ecke sammelte ein abgewetztes Stahlregal wahllos billige Steinguttassen, in denen klebrige Löffel steckten. Dazwischen irgendwelches Besteck, vergilbte Wegwerfservietten und Zucker in langgestreckten Papiertütchen wie man sie vom Italiener beim Espresso kannte. Was die vollgestopfte Restmülltonne direkt neben der Mikrowelle und dem Wasserkocher zu suchen hatte, blieb unbeantwortet. Draußen flatterte Trockeneis-Schnee am Fenster vorbei – es waren sonnige 25 Grad und Frühling. Er schaute sich um: Die Cappuchinore stand vergessen ohne Kanne und Behälter auf einer ausrangierten Push Up-Tonne, daneben der Plastikbehälter für die Einmal-Wegwerftücher zum Rausziehen, damit man wenigstens kurz das Gefühl hatte, man könne mit der Reinigung das Vergammeln beseitigen.

Die alten Kacheln, lieblos an die Wand geklebt, haben ebenso bessere Zeiten verdient wie der Seifenspender, aus dem stündlich so viel Flüssigseife tropfte, dass es jeden, der ans Becken kam, garantiert auf die Fresse legte. Fünfzig Cent – abgezählt in Münzen – hatten sie zu zahlen für einen irrsinnig heißen „Coffee To Go“, an dem sie sich die Finger verbrannten und der ebenso schnell abkühlte, wie er aus der Maschine heraus gepresst wurde. Sechs Tassen pro Tag, ganz normal. Macht drei Euro mal fünf und schon waren sauer verdiente sechzig Euro pro Monat im Eimer.

Immerhin funktionierte der Durchlauferhitzer unter dem nach Abwasser und Gully riechendem Handwaschbecken. Aber wieso kamen die Putzfrauen eigentlich jede Woche und reinigten seit Jahren nie den darüber hängenden Spiegel, in dem sich keiner der Arbeiter mehr erkennen konnte vor lauter Dreck? Sie liefen auf abgewetztem Betonboden, der sich seiner selbst schämen würde, wenn er es denn könnte. Wie viele Milliarden Tritte er schon bekommen hatte, ließ sich an seinem erbärmlichen Zustand ablesen.

Sie wollten das Fenster öffnen, aber der Alurahmen klebte vor so viel Atem auf seinem Leib derart fest, dass sich keines öffnen ließ, um ein wenig frische Luft in den stickigen Raum zu lassen. Es gab einige Rundtische, an denen sie sitzen konnten, sofern sie die schmerhaften Stiche im Steißbein nach spätestens zehn Minuten ignorierten. Notfallplan Physiotherapeut. Alles war eklig abgenutzt und schmutzig in dem alten Industriegebäude, dessen Glanzzeiten schon lange vorbei waren. Wer wollte denn eine verrostete, marode, bankrotte Bude mit überalterter Technik, die nicht nur optisch um Hilfe schrie als auch buchhalterisch? Das Missmanagement war offensichtlich.

Er blickte in den Hof, in dem sich viele Pfützen sammelten und den Mückenlarven Raum zur Vermehrung bot. Da stand der verrostete Container, daneben die vollen Mülltonnen, in die nachts Ratten krochen um die Reste der Butterstullen der Arbeiter zu fressen. Nichts, rein gar nichts erinnerte an die Zeit vor über dreißig Jahren, in denen er Gewinnbeteiligung und sonstige Gratifikationen bekommen hatte. Noch drei Monate Insolvenz-Überbrückungsgeld und er gehörte ebenso zum verrotteten Inventar wie alles, was um ihn herum stand.

Während er seine Pausen-Zigarette ausdrückte, kamen die Geschäftsführer mit dem Insolvenzverwalter vorbei. Er wusste es. Er kannte die großen Limousinen der Chefs, denen es gut ging und die bald wieder irgendwo anders die Zügel in die Hand nehmen würden. Sogar in Aufsichtsräten sitzen würden und garantiert nichts aus ihren Fehlern gelernt hatten.

Er ging rein. Seine Schichtpause war zu Ende. Morgen kommt die Nacht.

 

© Petra M. Jansen

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Früher war´s ganz einfach, man war wie man war. Heute gibt´s Instagram, Facebook (für geistig Arme), Pinterest und jede Menge Möglichkeiten, seine eigenen Peinlichkeiten loszuwerden oder mindestens für andere schrecklich peinlich zu sein. Auf Twitter gab´s unlängst den Hashtag „zeigthereurebäuche“ – lachen, würgen, Kopfschütteln inklusive. Was geht eigentlich den Damen durch den Kopf, Gott und der Welt ihre Bäuche zu zeigen und sich vor der Öffentlichkeit dermaßen zu entblößen? Muss das sein, dass Mama nach der zweiten Niederkunft um Aufmerksamkeit hechelt, weil sie noch keine Wampe und Schwangerschaftsstreifen hat? Ist es wirklich nötig, sich in halterlosen Strümpfen mit Schlüpfer auf dem Bett via Self-shot in die Öffentlichkeit zu rücken? Und ist es wirklich erstrebenswert, als Mitte-50-er-in mit Bildbearbeitung Schleifen ins Haar zu zaubern, den Kussmund in die Kamera zu werfen und überalterte Fotos zu benutzen? Oftmals trifft einen in der Realität der Schock, wenn man den Retuschierten tatsächlich einmal live gegenübersteht und die weggebügelten Falten sich als strack nach unten hängende Furchen mit Doppelkinn entpuppen.

Auf Facebook oder Instagram gibt´s kaum was Peinlicheres als die eigene Mami im Freundeskreis zu haben. Garantiert haut Mutti jedem erwachsenen Kerl die blinkenden Herzchen, Küsschen und „HDGDL (hab dich ganz doll lieb), mein Schatz“ um die Ohren. Ähm, also da geht die beste Lady dann mal schnell weiter und sucht sich einen anderen Helden. Mit Sicherheit aber keinen in Pantoffeln und auch kein Mutti-Söhnchen, denn es dauert garantiert nicht lange, da kann Mami ihren Stolz nicht mehr verbergen und zeigt den muskelbepackten Kerl mit Windelhöschen als er sich an Möbeln entlang hangelte und seinen zahllosen Kiefer zeigte. Hust…

Zurück zu den Trockenpflaumen im Internet: Da gibt´s ja nicht nur die peinlichen Entgleisungen der dauer-brunftgeilen Frauen sondern auch die sabbernden Voyeure, die bei genauer Hinsicht sexuell völlig verklemmt  sind und deren Verhalten oft von Community zu Community wechselt. Sind sie auf einer beruflich orientierten Plattform eher sachlich zurückhaltend, tropft ihnen bei Twitter die Spucke aus dem Mund und bei YouTube outen sie sich plötzlich als Heavy Metal Fan, während sie bei Facebook eher zurückhaltend waren (wegen der Nachbarn).

Peinlicher als alle diese Dinge aber sind die Turteltauben-Fotos der jeweiligen Profilbilder mit Status-Korrektur – je nachdem ob gerade zusammen oder im Streit. Ein Hin und Her bei ihrem Beziehungsstatus in Facebook von „vergeben“, „in einer Beziehung“ bis „Single“ und nicht selten wechselt der Status innerhalb von wenigen Wochen, um dann nach weiteren Tagen wieder in den ursprünglichen Zustand und dann wieder in „ich bin glücklich alleine“ versetzt zu werden. Wen interessiert das eigentlich, außer dem Ego der jeweiligen Profilinhaber? Ganz ehrlich, mir geht das am Arsch vorbei.

Die virtuelle Welt kann eine sehr zerbrechliche Welt sein. Für die Kaffeetasse reicht es, vielleicht für einen kurzen Plausch über unwichtiges Zeug – aber wenn man ernsthaft mal nachhakt und Klartext redet, war´s das mit der Freundschaft. Sehr fragil das Ganze, wenn man keine Haptik, keine Mimik und auch keine Intonation hat. Und noch fragiler, wenn man glaubte, man kenne jemanden und sieht in einer anderen Community genau diese Person mit völlig anderer Reaktion als gewohnt.

Alles in allem – betreibt man Social Media als Instrument mit Realitätsbezug, ohne sich ausziehen oder blamieren zu müssen, ist es absolut in Ordnung. Was da aber zu beobachten ist (wohl ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft), ist ein Mangel an Selbstbewusstsein, Ehrlichkeit und Respekt. Lächerlich und wirklich echt peinlich aber die Kommentare von Mutti und der Liebsten, die jedermann klar machen, dass ER so ein Schnuckelchen ist und natürlich der eigene Besitz. In die gleiche Kerbe hauen das Pärchen-Getue und diese unendlich auswuchernde Selfie-Darstellung, die allesamt der Welt da draußen suggerieren „ich bin glücklich.“ Wäre es wirklich so, bräuchte das ja niemand explizit zu betonen, stimmt´s? Gruß von Mutti, Kuss von Kussi-Bussi-Schatzi. Es stimmt schon – Instagram, Facebook, Messenger, Pinterest & Co. machen schlau. Nur anders, als beabsichtigt.

 

Kussi Bussi und so

 

© Petra M. Jansen

 

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Lieber Pierre,

ich lese Gedanken, Erklärungen, Angst und all das ist natürlich menschlich. Heute wollte ich mich ursprünglich nicht in bereits bekannten Fakten, Argumenten und Schlussfolgerungen verlieren, wie es derzeit unendlich viele – in zum Teil überflüssigen Talk-Shows und Internet-Portalen – tun. Jeder hat selbstverständlich seine Meinung und auch der letzte Quacksalber darf mit Thesen und Ansichten die Leute noch mehr verschrecken. Schaltest du den Fernseher an, wirst du zugeschossen mit dem Wort „Corona“ oder „Covid-19“ und jedermann wälzt tausendfach von hier nach da. Wir alle hätten gerne eine sofortige Lösung, die es aber nicht gibt. Tatsache ist, dass Pandemien die Geschichte der Menschheit schon immer begleitet haben und es auch zukünftig tun werden. Viren konnte man bisher nicht gänzlich ausrotten und das wird auch in Zukunft nicht möglich sein. Sie mutieren, verändern sich, breiten sich für unser Auge unsichtbar aus und sind uns – wenn sie neu entstanden sind – erst einmal einen großen Schritt voraus. Eines Tages werden wir einen Impfstoff gefunden haben und damit dürfte dieser Spuk ein Ende haben. Was wir heute feststellen können ist, dass sich die Geschwindigkeit – auf Grundlage der Globalisierung – rasant erhöht. Die ganze Welt ist miteinander verbunden und wir sitzen alle im gleichen Boot.

Ja, lieber Pierre, es macht Angst. Erstmalig seit meiner Geburt fühle auch ich mich bedroht, stehe fast machtlos da und wünsche, dass meinen Kindern und meiner Familie nichts passiert. Unglaublich ist, dass bei dieser Gefahr dennoch so viele Menschen die einfachsten Infektions- und Besuchsregeln missachten und größtenteils immer noch ohne Masken herumlaufen. Ihnen dürfte doch sicher auch klar sein, dass nur eine konsequente Einhaltung der Infektionsmaßnahmen schützen? Kaum zu glauben, dass gerade die ältere Generation reichlich sorglos damit umgeht (wie ich immer wieder beobachten konnte). Trotz Kontaktsperre kamen über Ostern Enkelkinder zu Oma und Opa, feierten als ob ihnen nichts passieren könnte. Ja, mir fehlen die Worte und ich hoffe, dass diese Nachlässigkeit aus rein egoistischen Gründen nicht doch am Ende seine Opfer holt. Ein Unverständnis auch für die Leugner, denen bis jetzt 4.000 Tote in Deutschland egal zu sein scheinen (solange es niemanden aus deren Umfeld trifft) und die der Meinung sind „alles halb so schlimm, reine Panikmache“. Die weltweiten Zahlen und lock down-Aktivitäten mit Aufrüstung von Intensivplätzen und Beatmungs-Kapazitäten passieren sicher nicht aus einer „alles-nicht-so-schlimm-Laune“ heraus.

Nun zum Thema Kirche: Der liebe Gott hat damit garantiert nichts zu tun und wird uns auch nicht aus dieser Misere befreien. Schlichtweg weil es diesen Quatsch von Gott und diesem Kirchen-Unsinn nicht gibt. Da kommt niemand vom Himmel runter und nimmt mich barmherzig an die Hand, führt mich in eine bessere Welt. Dass die Kirchen, Gotteshäuser und Moscheen geschlossen sind, finde ich absolut korrekt. Wir müssen nicht irgendeinen Aberglauben anbeten, der uns sowieso nicht hilft. Im Jahr 2020 dürfte dieser Blödsinn mit seinen dogmatischen Prinzipien doch sicher überholt sein. Jedenfalls bin ich nicht bereit, eine Kerze anzuzünden – und wenn, dann für eine kuschelige Liebesnacht zu Zweit. Kirche? Der liebe Gott? Nein, Pierre – nichts für mich und schon gar nicht interessant in Corona-Zeiten. Wir haben Besseres zu tun, oder nicht?

Ich verstehe die Ohnmacht, die uns umgibt und ich verstehe durchaus, dass wir die Beschneidung unserer Freiheitsrechte sowie die Reduktion des gesellschaftlichen Lebens unbequem finden. Was in meinen Augen die derzeitigen Lockerungen betrifft, erfolgt dies aus rein wirtschaftlichen Interessen. Ob das sinnvoll ist und nicht letztendlich zum Schaden der Bürger sein wird, werden wir erst in einigen Wochen sehen.

Covid-19 wird jedenfalls so lange weiterhin Menschenleben kosten und zu Erkrankungen führen bis es flächendeckend einen Impfstoff gibt. Daran gibt es wohl keinen Zweifel – es sei denn, die Virologen und Wissenschaftler wissen schon mehr als sie verraten wollen. Noch eines, lieber Pierre: Die Verschwörungstheoretiker sollte man an die Wand stellen – sie verunsichern das Volk zusätzlich, streuen Wut und Misstrauen und tragen absolut nicht zur Besserung und zum Verständnis bei. Ich möchte, dass Europa stark bleibt und dass eine große Solidarität uns allen Kraft gibt. In der Krise siehst du deinen Freund und deinen Feind. Du siehst die Dummheit ebenso wie die Gemeinschaftlichkeit, den Idioten ebenso wie den Achtsamen. Und du siehst, wie fragil unsere Welten-Systeme sein können. Prost nach München zum in 2020 nicht stattfindenden Oktoberfest und – Covid-19 sei Dank – die Alkoholiker ihren Sauf-Rausch endlich einmal zügeln müssen. 

 

Eine herzliche virtuelle Umarmung,

Petra

  

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

auch ich bin voll im Corona-Wahnsinn. Ganz schön stressig!

Die Dimension der Fläche und der Zeit

Ich habe einen Artikel im „Nouvel Observateur“ gelesen, der mich an meine Situation erinnert. Eine junge Frau beschreibt darin, dass ihr durch die Krankheit jeder Gang wie eine Weltreise vorkommt und dass sie das Gefühl hat, niemals ihr Ziel erreichen zu können. Ein Gefühl, dass bei jedem angeschlagenen Mensch zu verspüren ist. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere hat es mit einer ganz anderen Dimension zu tun, die einen Mehrwert bedeuten kann. Das erlebe ich heute mit der Pandemie, die mir – trotz ihrer Grausamkeit – Türen öffnet, die sonst für immer geschlossen gewesen wären…die von neuen Dimensionen, sei es von Fläche oder Zeit. Klar, wenn man so etwas in sich entdeckt, ist es schwer möglich ist, dass man sich seltsam fühlt. Wäre es wohl vergleichbar mit dem Fall, als ob sich das Tor zum Himmel sehr leicht öffnen würde. Nur einen winzigen Spalt, der uns dazu bringt, wissen zu wollen, was dahinter steckt. Dieser hat mich, ich gebe es gerne zu, sehr neugierig gemacht. Hätte ich ihn nicht bemerkt, hätte mich das Ganze kalt gelassen. Gestern habe ich von der gelebten Erfahrung gesprochen. Wenn man nun über die Seuchen Kluges liest, ist es bei weitem nicht das gleiche Gefühl, als wenn man mit ihnen konfrontiert ist. Man kann sie buchstäblich greifen, sich mit ihnen vergiften, was die ganze Sache sehr bedrohlich macht. Das, um euch zu sagen, warum ich irgendwie vom Ganzen fasziniert bin, auch wenn mich das sehr mitnimmt. Medizinische Erklärungen sind ein Sache, aber sie reichen nicht. Andere Phänomene sind in den Gebieten Philosophie, Theologie und Psychologie zu berücksichtigen. Man kann nicht über den Corona-Virus referieren ohne sich darüber Gedanken machen, denn das, was wir erleben ist epochal.

Reise in die Welt meiner philosophischen Gedanken

Ich gebe zu, dass ich schon immer gegrübelt und den Versuch unternommen habe, das Wie und das Wieso besser zu erfassen. Hat das Leben in Deutschland dazu geführt? Ist der Umgang mit nachdenklicheren Menschen der wahre Grund oder bin ich eher von Leuten umgeben, die sich, mit dem was sie geistig besitzen, nicht genügen können? Die nach der Vollkommenheit zielen, ohne sie genau definieren zu können? Das Gefühl verdammt zu werden. Der Corona-Virus muss diese Wahrnehmung des Unerreichbaren noch steigern, die Zeichen eines vernichtenden Schicksals nicht abwenden zu können. Ich für meinen Teil, lasse es sich so entwickeln, wie es für uns alle vorgesehen ist und unternehme nicht den Versuch, mich darüber hinauszusetzen zu wollen. Weg von den ständigen Gedanken der ultimativen Katastrophe, die ich nicht als eine Garantie der Säuberung empfinden kann und auch nicht die Pandemie, die solche Zeichen in sich trägt. Ich sehe mehr denn je meine Aufgabe im Rahmen von persönlichen Gesprächen, den Menschen einen Funken Hoffnung zu verleihen, auch wenn die Mogelei im Spiel ist. Ganz schlicht nach guten Nachrichten zu suchen und sie dementsprechend zu verbreiten. Auch wenn ich eine Menge verbrannte Erde vor mir sehe und die Lust empfinde, einfach gegen den Strom der schlechten Gedanken zu schwimmen, egal was passiert, ist der Widerstand wichtig, denn er gehört einfach zu mir.

Und was wäre, wenn Gott entmachtet wäre?

Ich stehe am Fuß der Mauer, die mich vom Garten Eden trennt und würde sie gerne überwinden, aber sie ist aalglatt. Nicht der kleinste Spalt bei dem ich mich halten könnte. Ich höre Hilferufe – würde gerne helfen – aber schaffe es nicht. Ich haben den Eindruck, dass es sich um Gott handelt, der mit uns nichts mehr auf die Reihe bringt und verzweifelt ist. So geht es mir mit der Pandemie, die ich als ein fast nicht passierbares Hindernis sehe. Es kommt das Gefühl auf, dass Gott die Kontrolle verloren hat und nicht mehr weiß wohin er uns Menschen führen soll. Soll es uns in Furcht versetzen? Uns in Panik bringen? Oder haben wir die innerliche Kraft, Widerstand zu üben? Aber das möchte ich nicht, weil ich weiter das Gefühl haben will, dass ich vom Allgegenwärtigen geliebt werde. Ist das vernünftig sich so von der Hoffnung, verleiten zu lassen? Besteht nicht die Gefahr, dass wir uns letztendlich in em Loch befinden werden, in dem kein Gebet uns verhelfen kann? Das ist gerade das, was mich mit Angst versetzt. Aber um weiterleben zu können, nützt es auch nichts uns zu wiederholen, dass es so toll geht. Dass das Leben insgesamt gesehen eine Wonne ist. Wie könnte ich folgendes erklären: Gott ist mir zugleich so nahe wie nie, auf der andere Seite gottverlassen in der Finsternis. Kann er selbst sich ertragen? Ich habe meine größten Bedenken.

Mich permanent seelisch aufbauen

Jetzt sitze ich vor dem Laptop und löffle aus Frust ein Schokoladeneis. Wunderbar für meine Diabetes! Es wird behauptet, dass das Corona-Virus brandgefährlich ist. Ist mir das wurscht? Ich weiß nur eines, die verseuchte Stimmung macht mich mürbe und ich muss jetzt einfach Schokolade fressen, um mich fröhlich zu fühlen. Die Milka-Kuh kann sich glücklich schätzen, dass ich sie im Namen des Konsums, als Therapeutin wahrnehme – Spaß bei Seite. Ich merke, dass die negative Dynamik, die die Pandemie verbreitet, mir psychisch zusetzt und dass ich langsam in einen Zustand versetzt werde, in dem viele Wesen während des 30ziger Krieges bei den Pest-Epidemien erlebten. Das Gefühl zu haben, alleine durch Orgien den Kopf befreien zu können, auch wenn die Gefahr der Ansteckung dadurch vermehrt wurde. Das Unvermögen nach einer Wahrheit zu suchen, die es in Wirklichkeit so nicht gibt. Dass das zu einer Quälerei sondergleichen führt, ist vom Tatsachenkatalog nicht verwunderlich. Die Pandemie versetzt uns in einen inneren Stress, den wir davor nur selten erdulden mussten und doch sollten wir empor schauen, wie die Bibel es uns gelehrt hat. Was tun wir? Wir kriechen auf dem Boden, weil wir uns nicht die Stärke einräumen, die noch eine existenzielle Begründung hat. Kann der Mensch sie wirklich haben, wenn er weiß, dass er automatisch irgendwann das Handtuch werfen wird? Ich hoffe, dass der Spuck bald nachlässt, um mir den Blick nach vorne neu gestalten zu können. Soll man so viel nachdenken, frage ich mich? Muss das wirklich sein?

 

Trotz Corona, umarme ich dich!

 

Pierre

//pm