Es ist gerade mal ein paar Wochen her, da tobte in Deutschland ein heftiger Streit darüber, ob der Staat mehr Schulden machen sollte. Die Corona-Krise hat die Debatte in kürzester Zeit beendet. Niemand zweifelt daran, dass die Bunderegierung jetzt erst mal ohne Rücksicht auf die Schuldenquote viel Geld bereitstellen muss. Gleichzeitig werden viele froh darüber sein, dass die Bundesregierung so lange die schwarze Null gehalten hat. Jetzt kann sie klotzen. Bei aller Kritik im Detail: Im Wesentlichen hat Deutschlands Finanzpolitik in den vergangenen Jahren so funktioniert, wie John Maynard Keynes es einst gefordert hat – in den guten Zeiten sparen, in den schlechten Zeiten Geld ausgeben.

Die Stärke des Kapitalismus ist nicht, Vorräte anzulegen. Er schafft etwas ganz anderes: aus knappen Mitteln das meiste herauszuholen – und schnell auf neue Bedingungen zu reagieren. Das belegen gerade in diesen Tagen wieder viele Nachrichten. Es fehlt an Mundschutz? Eine Matratzenfabrik in Thüringen stellt ihre Produktion um. Die Krankenhäuser brauchen mehr Desinfektionsmittel? Schon verhandelt die Chemieindustrie mit der Regierung darüber, dass zusätzliche Unternehmen aushelfen dürfen. Im Supermarkt ist das Nudelregal leer? Keine Sorge, im Kapitalismus ist es zwei oder drei Tage später wieder voll, nämlich sobald der nächste Lastwagen kommt. Rewe hat am Montag nach Beginn der Hamsterkäufe Nudeln sogar im Sonderangebot verkauft (faz.net). Dauerhafte Versorgungsengpässe sind nicht in Sicht – nicht mal in Italien, wo das neuartige Coronavirus sich schon viel weiter verbreitet hat als hier.

Die Impfstoff-Firma CureVac steht im Mittelpunkt eines Streites zwischen den USA und Deutschland. Offenbar bietet Donald Trump dem Tübinger Unternehmen, das an einem Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 arbeitet, einen hohen Betrag, um sich deren Arbeit exklusiv zu sichern. Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Welt am Sonntag“.

Die Sorgen um die ökonomischen Folgen der Coronavirus-Epidemie wachsen. Die Börsen weltweit reagierten zunächst am Montag (09.03.2020) mit großen Verlusten, Händler sprachen von einem „Schwarzen Montag“. Der deutsche Leitindex Dax sackte um fast acht Prozent ab. Das ist der stärkste Verlust binnen eines Tages seit den Terroranschlägen auf das New Yorker World Trade Center und das Pentagon in Washington im September 2001. An der New Yorker Wall Street wurde der Aktienhandel zu Handelsbeginn wegen abstürzender Kurse für 15 Minuten ausgesetzt – ein automatischer Mechanismus, sobald der Index S&P 500 der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen um sieben Prozent abstürzt. Der Kurssturz setzte sich am Donnerstag (12.03.2020) fort (deutschlandfunk.de). An der Frankfurter Börse fiel der Deutsche Aktienindex zeitweise um mehr als zehn Prozent. Deutliche Verluste gab es auch beim Gold und Öl. An der Wall Street wurde der Aktienhandel zu Handelsbeginn auch wieder ausgesetzt.

Die Corona-Epidemie ist komplex. Durch die Ausbreitung und Produktionsstopps zunächst in China, sind globale Lieferketten gerissen. Wir hätten aben es mit einer Art Blitzkrise zu tun, bei der sich die Konjunkturerwartungen schlagartig eingetrübten, sagt der Chefvolkswirt der Deka Bank, Ulrich Kater (zdf.de). In dieser Krise greifen die bisherigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen nicht – oder nur begrenzt. Denn durch wochenlange Produktionsstillegungen – vor allem in China – fehlen auch andernorts auf der Welt Teile für die Produktion.

Die Corona-Pandemie hat durch die Zerstörung von Lieferketten gravierenden Einfluss auf die Weltwirtschaft. Das genaue Szenario ist noch nicht abzuschätzen, aber eine globale Rezession wird immer wahrscheinlicher. Der IWF und die US Federal Reserve Bank haben bereits reagiert. Die G7 will die Entwicklung genau beobachten. Das reicht aber nicht aus (dgap.org). Ein abgestimmtes Stimulierungspaket der G7 ist notwendig, um die bestehende Unsicherheit auf den Märkten zu beruhigen.

 

Lieber Pierre,

dein letzter Brief hat bei mir für Entsetzen, Sorge, Kopfschütteln und Lächeln gesorgt. Immerhin – wenn man die ersthaften Sorgen und den offenkundigen Verfall nahestehender Menschen miterlebt. So hart es klingen mag und wir es niemandem wünschen, so wahr ist es auch, dass wir alle eines Tages den Hut nehmen und uns verabschieden müssen. Der eine früher, der andere später. Der eine mit langjährigen Schmerzen und Entbehrungen, der andere plötzlich und unerwartet oder durch einen tragischen Unfall. Wie schnell es gehen kann, sehen wir derzeit an der unglaublichen Pandemie des Corvid-19-Virus, der weltweit um sich greift und bereits mehrere tausend Menschen das Leben gekostet hat. Dennoch: Lebewesen sind angreifbar und alles, was lebt, stirbt eines Tages. Ich komme zurück zu dir und bitte, Pierre gestatte mir die ehrliche Aussage, dass es mir unendlich leid tut, einen dermaßen hochintelligenten, intellektuellen Mann, der so vieles in seinen Fernseh-Dokumentationen und Bühnenstücken bewegt hat, in den Abgrund rudern zu sehen. Wie viele Jahre haben wir beide philosophiert und uns auf hoher geistiger Ebene ausgetauscht, Themen nachts am Telefon gewälzt und höchst kreative Outputs gehabt? Wenn mir einer in den letzten Jahren das Rüstzeug für gute Regiearbeit oder kulturelles Wissen oder auch in psychologischen Dingen mitgegeben hat, dass warst du im Wesentlichen auch daran beteiligt. Es war ein wahres Wunderwerk an gemeinsamer Arbeit, die wir in den Jahren, seitdem du auf mich aufmerksam wurdest, erschaffen haben. Doch es fehlt mir seit einiger Zeit sehr, denn diesen Pfad haben wir nun verlassen. Es geht seit über zwei Jahren ausschließlich um deine Gesundheit und ich verstehe das absolut. Das alles überschattet die Kreativität, den Impuls, der einst fiktive und reale Welten bewegte und aus dem überaus fruchtbare Projekte entstanden sind. Du erinnerst dich? Es fehlt mir, das sage ich aus vollem Herzen, denn mein Bekanntenkreis hat nicht viele solcher Menschen, die auf jedem Parkett aktiv und firm sind und mit denen man sich so hochqualitativ und inspirierend austauschen kann. Leider haben die Wenigsten ernsthaft was selbst zu sagen – sie saugen auf, was andere sagen.

Ach, Pierre – es tut mir so leid, zu sehen, wie dein brillanter Geist Federn lässt, du zu einer „Ich-Figur“ mutierst und der Mittelpunkt nur noch für dich selbst geworden bist. Austausch adé, Philosophie adé, Kreativität adé. Aber solche geistig verwöhnten Menschen wie ich müssen wohl akzeptieren, dass es nur wenige Mentoren gibt, die einen im Leben begleiten. DU bist einer davon und dafür nochmals meinen ehrlichen Dank. Übrigens: Ich sehe keinen Affen, der Viagra schluckt. Ich sehe einen verzweifelten Mann, der die Hoffnung nie aufgeben möchte, aber ich sehe auch eine letzte Etappe deines Weges, der unserer langjährigen Freundschaft noch einiges abverlangen wird. Sei sicher – ich bin dabei!

 

Eine herzliche Umarmung,

 

Petra

© Petra M. Jansen

 

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Das russische Parlament hat die größte Verfassungsänderung der Geschichte des Landes abgeschlossen und damit auch neue Amtszeiten für Kremlchef Wladimir Putin möglich gemacht. Der 67-Jährige könnte mit dem neuen Grundgesetz, das die Vollmachten des Präsidenten ausweitet, nun bis maximal 2036 regieren. Die Duma nahm die “Putinsche Verfassung” mit 383 von 450 Stimmen an.

43 Abgeordnete der Kommunisten enthielten sich wie am Vortag. Sie hatten kritisiert, dass Putins bisherige vier Amtszeiten bei Inkrafttreten der neuen Verfassung nicht gezählt werden und er wieder kandidieren könne.

Begründet wird die Annullierung der Amtszeiten damit, dass das Amt des Präsidenten im Grunde mit neuen Vollmachten ausgestattet wurde. Demnach soll auch Putin die Möglichkeit haben, sich um den praktisch neuen Posten zu bewerben. Kremlkritiker werfen Putin, der die Grundgesetzänderung angestoßen hatte, einen “Verfassungsumsturz” vor (n-tv.de).

Wer sich ein Russland ohne Putin wünscht, muss nun länger warten. Faire Wahlen sind unwahrscheinlich, solange Putin antritt. Wer sich nach Wandel und Freiheit sehnt, der klammerte sich bisher an das Jahr 2024. Nach jetzigem Recht endete Putins Präsidentschaft dann. Doch diese Frist ist nun obsolet, die Hoffnung auf ein demokratischeres Russland nicht mehr realistisch. Putins Schritt ist daher nicht völlig ohne Risiko. Die Aussicht auf weitere zwölf Jahre mit ihm könnte mehr Menschen auf die Straße bringen als jede andere Reform bisher. Deswegen tut Putin zwar, was er will, aber er will es nicht so aussehen lassen. Anders ist das Schauspiel der vergangenen Wochen, sind die Nebelkerzen und falschen Versprechungen der letzten Jahre nicht zu erklären. So oft hatte Putin erklärt, dass die Verfassung keinesfalls angerührt werden dürfe (sueddeutsche.de). Trotzdem ist seit Langem spekuliert worden, dass er genau das irgendwann tun werde, um das Ende seiner Präsidentschaft aufzuschieben. Als Wladimir Putin Mitte Januar plötzlich von Verfassungsänderung sprach, hielten alle den Atem an und starrten gebannt auf den Passus, der die Amtszeit russischer Präsidenten auf zwei aufeinanderfolgende Perioden begrenzt.

Die Verfassungsänderung wird Putin als ehemaligem Präsidenten in spe einen lebenslangen Sitz im Föderationsrat und damit Immunität garantieren.

Erstmals soll Gott in der Verfassung Russlands erwähnt werden. Das orthodoxe Moskauer Patriarchat begrüßte Putins Vorschlag.

Mit der Verfassungsänderung soll es künftig ein gesetzlicher Verstoß sein, russisches Territorium aufzugeben. Damit dürfte auch die Kritik an der Annexion der ukrainischen Krim gemeint sein. Sie wird von vielen Staaten und Organisationen als Bruch des internationalen Rechts gewertet. Dem Entwurf der nun angenommenen Verfassung zufolge soll auch der “Schutz der historischen Wahrheit“ gelten (deutschlandfunk.de). Moskau wirft vor allem Polen und den baltischen Staaten vor, die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg verzerrt darzustellen.

Es sei nicht zweckmäßig, die Begrenzung der Anzahl der Amtszeiten des Präsidenten in Russland aufzuheben, da ein Machtwechsel notwendig sei, um die Dynamik der Entwicklung des Landes zu gewährleisten, soll Präsident Putin am Dienstag in einer Rede vor der Staatsduma noch erklärt haben. An diesem Tag fand die Lesung des Gesetzentwurfs zur Änderung der Verfassung statt.

Die Frage ist nun, was man ihm noch glauben kann. Putin wird wohl sein eigener Nachfolger …

 

 

 

Wertloser Plunder,

liegt rum.

Kriegst Du´s hin?!

Man zählt auf Dich.

Stahlgewitter, Einschläge.

Die 16 steht auf dem Kalender.

Nur eine Zeitangabe,

umgeben von Leid.

Puppenköpfe, Lappen.

Staub setzt sich an.

Was wollen wir eigentlich?!

Keiner kennt die Antwort.

Marcel, Elsa, irgendwer …

Alltagsgegenstände überall.

Ist normal Kunst oder umgekehrt?

Was für eine Zeit!

Die zerrissene Briefmarke,

Schatten auf ihrem Gesicht.

Die Lippen schwarz,

sie klagt uns an, seht Ihr´s nicht?!

Dada oder nichts,

eine Fontäne steht in der Aula.

Jeder ist entsetzt,

beherrscht von kontrolliertem Wissen.

Die wilden Zwanziger,

die 16 ist vorbei.

Wirklich alles?

Frag die schwarzen Lippen.

Bodo Ramelow, der alte und neue Ministerpräsident von Thüringen, begründete seine Handschlagsverweigerung gegenüber dem AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke mit einer Risikowarnung vor Hass und Hetze. “Sie sind die Brandstifter in diesem Saal!”, rief der Linke Ramelow den extremem Rechten bei seiner Antrittsrede zu. Er sei erst dann wieder bereit, Höcke die Hand zu reichen, wenn die AfD die Demokratie verteidige und nicht mehr mit Füßen trete.

Björn Höcke ist nicht irgendein AfD-Politiker, sondern der Anführer jenes Flügels, der es sich offenkundig zum Ziel gesetzt hat, das System von rechts außen zu untergraben. Seine Programmatik, seine vergiftete Sprache und sein würdeloses Taktieren im Landtag lassen erkennen, dass er eben gerade nicht dazugehören will. Man muss ihm und seinen Anhängern zeigen: Indem er versucht, andere auszugrenzen, grenzt er sich selbst aus. Das hat Ramelow mit einer gut begründeten Geste sehr deutlich gezeigt. Und er hat sie sogar mit einer Einladung verbunden: dass er Höcke an jenem Tag die Hand schütteln werde, an dem dieser an den Tisch der Demokraten zurückkehre.

Bodo Ramelow hat sich von Björn Höcke erpressen lassen wie in einem schlechten Film. Ramelow hat den AfD-Kandidaten für das Amt des Landtagsvizepräsidentemitgewählt, um der AfD „die parlamentarische Teilhabe“ zu gewähren, die „jeder Fraktion zugebilligt werden muss“ (msn.com). Das Recht der AfD, einen Vizepräsidenten zu stellen, ist aber keine Zubilligungsfrage. Die AfD hat nur das Recht, einen Kandidaten zu benennen. Gewählt wird, wer die Mehrheit bekommt. Höcke ist mit seinen Kandidaten immer gescheitert.

Deshalb hatte Höcke schon seit geraumer Zeit zur Erpressung gegriffen. Solange seine Partei keinen Landtagsvize bekam, schickte er auch keine AfD-Vertreter in den Richterwahlausschuss. Der Ausschuss besetzt Richterstellen und muss im Gegensatz zum Landtagspräsidium Mitglieder aller Fraktionen umfassen. Die AfD hat den Ausschuss und damit die Justiz lahmgelegt, um einen Landtagsposten zu erzwingen, der ihr nicht einfach als Anspruch zusteht, sondern durch eine demokratische Mehrheit erworben werden muss. Höcke hat den Rechtsstaat sabotiert. Er handelte illegal. Sein Erpressungsmanöver wäre ein Fall für das Verfassungsgericht. Den großen Worten gegen die AfD, die Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow nach seinem Amtseid noch fand, folgte seine Stimme für eben diese Partei.

Was wird nun? Zum entspannten Verhältnis zwischen Rot-Rot-Grün und der CDU als „konstruktiver Opposition“ beitragen soll die Vereinbarung über einen „Stabilitätsmechanismus“, den führende Vertreter von CDU, Linkspartei, SPD und Grünen am Morgen vor der Landtagssitzung unterzeichneten – für die CDU Fraktionschef Voigt und Parlamentsgeschäftsführer Andreas Bühl. Die Unterzeichner des Drei-Seiten-Papiers versprechen sich, Kompromisse im Landtag „nur untereinander zu suchen“ – sprich: vor allem ohne die AfD. Und jetzt das!

Vielleicht sollte man sich erneut in Erinnerung rufen, warum essentielle Teilhaberechte nicht durch demokratische Bewährung, sondern durch Wahl errungen werden. Es sind nämlich nicht die Konkurrenten, die über die Gewährung entscheiden, sondern die Wähler/-innen an der Wahlurne. Die so Gewählten haben – demokratisch betrachtet – gar nicht die Wahl, ob sie diese Rechte der AfD zugestehen. Sie haben nur die Wahl, ob sie sich dem Gedanken der selbst gesetzten Regeln verweigern.

Wenn die Demokratinnen und Demokraten sich von den Demokratieverächtern mit den Mitteln der Verfassung erpressen lassen, wie soll man dann von Menschen, die keine Berufspolitiker sind, noch erwarten können, dass sie den Angriffen auf Freiheit, Demokratie und Solidarität noch mutig und entschlossen entgegentreten?

 

 

 

Liebe Petra,

Kann das Jucken mich anregen, etwas zu schreiben?

Leute, ich will euch nicht verschaukeln, aber ich bin ein Affe geworden. Nicht einer, der den Urwald durchkreuzt, eher einer, der sich unter Menschen wohlfühlt. Deshalb habe ich mich entschlossen, ein Zoo-Affe zu werden, der die anderen aufklärt, was mit ihrem kleinen Pimmel zu leisten ist. Ich habe dies im Gehege bei den Kommilitonen, die in der Lage sind, den ganzen Tag erregt zu sein (und dies ohne Hilfe des Viagra), angesprochen. „Du, es geht nur um die Fantasie!“ Im zoologischen Garten bekommt man eine Menge mit, vor allem über das Verhalten der Menschen. Ich erfuhr sehr bald, dass ohne Sexspiele für die meisten unter ihnen die Welt sehr öde wäre. Jetzt kommt er wieder mit seinen Mätzchen, der Pierre! Wäre er nicht in einem Alter, sich um seine Seele zu kümmern, sie wieder auf Trab zu bringen? Und dies vor der Begegnung mit den Würmern? Was führt mich dazu die Erotik zur Hilfe zu rufen? Vielleicht das Bedürfnis nicht alleine vor dem Tod zu stehen. Mit zunehmendem Alter ist die Hilflosigkeit, die durch einen Mangel an Kräften verursacht wird, eines der größten Hindernisse. Und wenn darüber hinaus Ruhe im Puff angesagt ist, kann Verzweiflung entstehen. Wenn wir alten Böcke uns treffen, geht es hauptsächlich darum, sich in die Jugend zu versetzen, in die Zeiten, in denen alles wie geölt ging – so auch die Erinnerung, die ich über die erste Liebe hatte. Dass das nicht so harmonisch ging, habe ich versucht zu vergessen. Nur die Affen haben mich darauf angesprochen. Ich hätte mich wie sie gerne ausgetobt, aber wenn gestreikt wird, kann man einpacken. Scheiß Schwanz!

Fingerspiele?

Zurück zu den Affen. Sie schauten mich melancholisch an, wie es nur die Primaten fertig bringen. Es war ihnen nicht zum Lachen, denn in der Gefangenschaft kommt man auf falsche Gedanken. Für Wesen, die es gewohnt sind, sich in ihrem natürlichen Umfeld frei herumzutreiben, muss es schrecklich sein, Tag für Tag auf eine paar Quadratmetern Beton leben zu müssen und dies vor einer Kulisse grinsender Menschen, die sie wie Voyeure anstarren. Sie geben sich dem Spektakel hin, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt. Ich bin mir sicher, dass die Affen – wie wir auch – sehr auf ihre Intimität achten. Wie sollten sie den Liebesakt ohne Bäume verborgen vollbringen? Ist man sich nicht bewusst, dass man meinen Brüdern und Schwestern die seelische Freiheit raubt? Sie in Pornoakteure verwandelt hat? Die Menschen haben noch die Gelegenheit nein zu sagen, die Affen nicht. Wer für die Menschenrechte kämpfen will, muss sich auch für die Affen einsetzen. Ich empfinde es immer als schrecklich, wenn Leute sich über Tiere lustig machen und sie missachten und da kommen wir zu dem vorhergesehenen Verbot, sie im Zirkus spielen zu lassen. Ich wollte von einem Zirkusaffen erfahren wie er dazu steht. Er konnte nicht verstehen, was ich von ihm wollte, weil er sich für einen Menschen hielt und bis heute bleibt er mir eine Antwort schuldig. Auch wenn ich es schade finde, dass der Zirkus sich von seinen Tieren trennen wird, denke ich immer mehr, dass sie dort nichts zu verlieren haben. Wer Spaß hat, einen Affen onanieren zu sehen, sollte sich die Fragen stellen, wie spaßig es wäre, das Gleiche für sich selbst in der Fußgängerzone vor den Passanten auszuüben.

Wenn wir schon beim Affen sind, bleiben wir bei ihm.

Wer sich mit Fabeln befasst, kommt von der Tierwelt einfach nicht los. In diesem präzisen Fall vom Affen-Dasein, war es klar, dass wir zu den Primaten gehören. Ein Gelehrter schaute mich mit Argwohn an. „Wenn es der Fall wäre, müsste ich mich ständig kratzen!“ Wer als Mensch etwas von sich hält, kratzt sich schon an der Oberfläche, wie der Affe auch und jetzt weiß ich nicht genau, wie ich diese Geschichte fortsetzen soll. Wie wäre es mit der Liebe? Der Senior der Affen und ich mussten feststellen, dass sie eher eine Quelle der Grausamkeiten sein kann – wie im Krimi, den ich vorhin gesehen habe, ohne ausnahmsweise einzuschlafen. Das bedeutet, dass ich die Story halbwegs verstanden habe. Es ging um den Mord an einer Frau durch Eifersucht. Von einer höchst komplizierten Aktion war die Rede, die alles andere war, als spannend zu sein. Freunde, jetzt weiß ich was ich euch mitteilen will. „Schieß los!“ sagte mir der Affe. „Ich glaube, dass es besser gewesen wäre zu pennen, als mir diesen Unsinn anzusehen.“ Und dann stockte meine Stimme, weil mir nichts mehr einfiel. Ich ging zu Bett mit der Hoffnung auf andere Gedanken zu kommen, aber sie machten nur Faxen, um mich zu ermuntern. Als sie sahen, dass ich zu müde war, um zu reagieren, fragten sie mich: „Wie wäre es mit etwas Poppen?“ Würde ich davon nicht verschont bleiben? Ich schlief sofort ein und nahm somit Abschied vom Sex. Das ist das Los derjenigen, die nicht wissen wohin sie den Karren führen sollen.  Affen-Geschichten, die nicht schweinisch sind, wenn sie den tierischen Ernst nicht in die Wüste schicken. Und das ist wahr.

 

Das Gedicht

 

Wenn die Gedanken in die Falle fallen,

weil der Kopf zu müde ist, weiter Blödsinn

zu verzapfen, wäre nicht eine Feuerpause

von Nöten? Das Fatale dabei ist die Angst,

dass meine Fantasie versandet, dass ich

dabei leicht senil werden könnte. Gut, dass

die Affen zur Hilfe geeilt sind, mich umarmt haben.

Die Müdigkeit klammert sich an mich, lässt

mich in ihrer Trägheit nicht los! Ist das nicht

die Botschaft, dass ich langsam zum Tod

gleiten werde? Ist das nicht das, was der weise

Affe mir klarmachen will? Der Realität in die

Augen blicken. Aber um ihr zu entwischen,

habe ich mich in Affen-Geschichten geflüchtet.

Nur mit einer gewissen Ironie, habe ich mir

Vorgenommen, von dem Affen-Dasein Abschied

zu nehmen. Aber was ich als eine Verarschung

meiner selbst betrachte, ist der bittere Ernst. Geht es

mir nicht darum, einen halbwegs ehrenvollen

Abschied zu vollziehen? Wird das mir vergönnt

werden? Kann der Affe dazu etwas beitragen?

Ohne Kommentar.

Ich umarme Dich, liebe Petra!

 

Pierre

//pm

 

Sie kommen garantiert, stehen bereits in den Startlöchern und lösen in Kürze die bestehende Generation Y ab. Personalberater oder Unternehmer sollten sich schleunigst mit neuen Arbeitsplatzmodellen auseinandersetzen, sonst geht ihnen weiterhin der Nachwuchs aus und viele Ausbildungsberufe und Stellen bleiben weiterhin unbesetzt, wie es jetzt schon der Fall ist. Eine Generation im Umbruch? Geschaffen aus einer digitalen, international vernetzten Welt, in der online 100% parallel ins Leben integriert ist, ohne noch größer hinterfragt zu werden? Die Zeiten, in denen sich junge Leute für ihren Chef zu Tode gearbeitet haben, sind vorbei. Gebraucht werden flexible Strukturen mit einer gesunden Work-Life-Balance und vor allem mit Sinn! Die Generation Z ist eine hochsensible, hinterfragende Gruppe, die einen gesellschaftlichen Wertewandel sehr deutlich zeigen wird. Allem voran wollen sie keine lockeren Versprechungen mehr hören oder befristete, unsichere Arbeitsverträge akzeptieren müssen sondern eine gesunde Lebensqualität mit fairer Bezahlung, klaren Arbeitszeiten und Strukturen, die zu ihrem Leben passen. Freizeit soll Freizeit sein und sie lassen sich darin auch nicht stören. Ihr Bestes zu geben sind sie gerne bereit, aber nun zu menschenwürdigen Konditionen und wenn´s nicht passt, sind sie auch schnell wieder weg oder suchen sich einen anderen Job, der besser zu ihren Vorstellungen passt. Endlich einmal eine Generation, die die Mund aufmacht und sich nicht der ewigen Spirale von „noch mehr“, „noch länger“, „noch effizienter“ unterwirft. Es hat nichts damit zu tun, dass sie faul sind oder nicht interessiert. Eher damit, dass Jobs durch die Digitalisierung weltweit verfügbar sind und damit, dass die Generation Z noch sensibler mit ihrem Gesundheits- und Lebensgefühl umgeht als die davorliegende Generation Y. Hut ab! Ich sehe es als eine Verbesserung, denn sie setzen „Lebewesen“ in den Fokus statt „Arbeitsmaschine“. In der hochkomplexen Welt, die international vernetzt und 24/7 verfügbar ist, müssen auch die Unternehmen und die Personalchefs ein flexibles Auge haben, denn ab jetzt gilt: Nicht mehr die Unternehmen sieben tausende von Bewerbern aus, sondern sie müssen um ihren Nachwuchs werben! Und zwar gut überlegt. Ist das Unternehmen nicht geprägt von dieser neuen Gesellschaftsstruktur (zusätzliche Benefits, Sport, Beteiligungen, Work-Life-Balance, Zusatzleistungen, gelockerte Hierarchien etc.), werden sie eines Tages mit leeren Händen da stehen und sich weiterhin große Gedanken um junge Arbeitskräfte machen müssen. Für die Generation X stehen vor allem der Spaß an der Arbeit, der Sinn und eine gesunde Ausgewogenheit zwischen Job und Freizeit an erster Stelle – nicht mehr das Funktionieren und das reine Geldverdienen. Das ist im Zweifelsfall gar nicht so wichtig – Hauptsache ist, dass ihnen das Leben und die Arbeit Spaß machen.

Wir bekommen eine neue Generation von – noch in den Startlöchern stehenden – Beschäftigten, aber was könnte besser sein, als endlich ein Aufrütteln und Wachwerden der bisher lethargischen und nur auf Leistung programmierten Gesellschaft? Die junge Gesellschaft hat begriffen, dass sich die Generationen davor krumm gebuckelt haben und trotzdem nie eine Garantie oder Sicherheit dafür erwarten konnten. Jetzt drehen sie den Spieß rum, es war nur eine Frage der Zeit. Und es wird Zeit!

 

© Petra M. Jansen

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Die Sonne ist fast schon untergegangen am Evros. Da steigen die Chancen durchzukommen, zumindest für die fitten jungen Männer …

In gleich zwei Reden hat der türkische Präsident am Montag seinen groß angelegten Erpressungsversuch verstärkt. Erdogan verkündete, dass „die Zeit der einseitigen Opferbereitschaft nun vorbei“ sei (n-tv.de). Mit Bussen lassen die türkischen Behörden jetzt Tausende von Migranten (nur ein Teil davon sind Syrer) an die griechische Grenze karren, um politischen Druck auszuüben. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu spricht von 78.358 Flüchtlingen, die bis Sonntagmorgen in Richtung Edirne aufgebrochen sein sollen. Die Provinz im Nordwesten der Türkei grenzt an die EU-Staaten Griechenland und Bulgarien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnet diese Machtpolitik auf Kosten von Flüchtlingen als „inakzeptabel“. Eigentlich sollte diese Woche in Brüssel ganz anders ablaufen. Am Mittwoch will die EU-Kommission ihr Klimagesetz beschließen, Ursula von der Leyen hatte die Klimaaktivistin Greta Thunberg persönlich ins Berlaymont-Gebäude eingeladen. Auch im Kampf gegen das Coronavirus und dessen Folgen für Europas Bürger und Volkswirtschaften wollte die oberste EU-Behörde ein Zeichen setzen. Gleich mit fünf Kommissaren und Kommissarinnen präsentiert von der Leyen im „Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen“ das neue „Corona Response Team“.

Den Vorwurf Erdogans, Brüssel breche seine Versprechen, erbost EU-Diplomaten. Drastisch formuliert es der niederländische Premier Mark Rutte, der das Abkommen damals als Ratspräsident vorangetrieben hat: Europa werde nicht mit „dem Messer an der Kehle“ (sueddeutsche.de) verhandeln. Rutte wirft Erdogan vor, das Schicksal der Flüchtlinge für seine eigenen politischen Ziele zu missbrauchen.

Das Abkommen zwischen Türkei und EU sah vor, dass sich Ankara verpflichtet, von einem bestimmten Tag an alle syrischen Flüchtlinge aus Griechenland zurückzunehmen. Verabredet wurde auch, dass die EU für jeden von Griechenland in die Türkei zurückgeführten Syrer je einen Syrer direkt aus der Türkei aufnimmt. Die Grenzen zu Griechenland sollte die Türkei geschlossen halten. Als Gegenleistung für Ankara versprach die EU, den Beitrittsprozess wiederzubeleben.

Merkel sprach sich für die schnelle Aufnahme von Gesprächen der EU mit der Türkei aus, um den durch das EU-Abkommen mit der Türkei erreichten Zustand wiederherzustellen und die Versorgung der Flüchtlinge auf türkischem Boden sicherzustellen. Die Bundeskanzlerin sprach in diesem Zusammenhang nicht nur von weiterer finanzieller Hilfe durch die EU, sondern auch von der Möglichkeit direkter Unterstützung durch Deutschland.

Der Migrationsforscher Gerald Knaus hat angesichts der Eskalation zwischen Grenzschützern und Migranten an der türkisch-griechischen Grenze vor einem Zerbrechen der Genfer Flüchtlingskonvention gewarnt. „Das was Donald Trump sich erträumt hätte, einfach das Recht auf Asyl abzuschaffen und die Grenze zu militarisieren, das macht heute die Europäische Union“, kritisierte Knaus (ORF-Nachrichtensendung „ZiB2“, zitiert in welt.de). Die Milliardenhilfe der EU für die Integration der Syrer in der Türkei sei bisher eines der wenigen moralischen und erfolgreichen Projekte der EU gewesen.

Die Bundeskanzlerin weiß, wie viel die Türkei für Flüchtlinge leistet. Zugleich ist ihr bewusst, dass es schnell Kritik in Deutschland und im Rest der EU gibt, sobald sie Erdogan allzu große Zugeständnisse macht. Die Menschenrechtslage in der Türkei ist schließlich unverändert dramatisch. Außerdem stoßen Ankaras geopolitische Ambitionen, sei es in Libyen, im östlichen Mittelmeer oder in Syrien, auf Abwehrreaktionen in Europa. Zugleich ist Merkel klar, dass an der Türkei derzeit wohl kein Weg vorbeiführt, weil es keine europäische Lösung für den Umgang mit Migranten und Migrantinnen gibt und in etlichen Ländern Rechtspopulisten Erfolge feiern.

Seit die türkische Wirtschaft in der Krise ist, wächst die Fremdenfeindlichkeit in der türkischen Bevölkerung. Zwei von drei Türken stört es, so viele Syrer zu beherbergen, geht aus einer Studie der Kadir Has University (zeit.de, 24.01.2020) aus dem vergangenen Jahr hervor. Und die Zahl der Migranten und Migrantinnen im Land steigt weiter. Nach Zahlen des renommierten türkischen Migrationsexperten Murat Erdogan sind allein im vergangenen Jahr mehr als 425.000 Einwanderer (a.a.O.), die illegal ins Land kamen, gefasst worden.