Die zwölfte Kippe. Inmitten eines stinkenden Haufens leerer Flaschen und Müllsäcke. War mal wieder ´ne beschissene Nacht, was soll´s? Ist doch ganz egal wie du dein Leben lebst, kümmert eh keinen da draußen. Außer vielleicht den Bestatter, der am Ende für das Zerfleddern und unter-die-Erde-Bringen deines Kadavers noch die Hand aufhält. Wehe, du hast Kinder in die Welt gesetzt! Die blechen dann zur Strafe für dein Versagen. Heute Abend geht´s wieder los… alten, aufgegeilten Deppen den Rest ihrer Libido rausquetschen. Finger waschen nicht vergessen. Doch deine Seele ist bereits verschmutzt. Egal. Gefühle gibt es nicht, also aufraffen und durch. Im Geiste siehst du noch den Knebel, der einst deinem Bären nachts die Schnauze stopfte. Nachts, wenn die Sonne den Tag verließ, ihre Wärme langsam verblasste und sie längst untergegangen war. Hier an deinem Arm – da hast du was, da ist etwas, was da nicht hingehört und du hast keine Krankenkarte. Vielleicht musst du jemandem mal eine klauen. Geldbörse und so. Ist ganz einfach. Auf der Rolltreppe und im Getümmel, wenn sie kaufsüchtig in die gleißenden Schaufenster blicken. Dann, dann schlägst du zu, bist flink wie ein Gepard – sofort von null auf hundert mitten durch die Passanten-Menge.

Kippe Nummer 13, die vierte Tasse Kaffee schwarz und dein abgebrochener Nagel. Deine Haut sieht in der Sonne aus wie ein altes Blatt. Trocken, faltig, etwas vergilbt. Das Leben sieht ein wenig anders aus. Es war die Überholspur, die du vor langen Jahren nutzen wolltest um schneller dein Leben zu erleben. Voller, lauter, wacher, stets selbstbewusst. Du warst besser als die anderen, dachtest du. Dir kann nichts passieren, du hast die Kontrolle – dachtest du. Du dachtest, du seiest schlauer und gehst Wege, die kein anderer vor dir gegangen ist. Ohne zu wissen, dass die Überholspur deine Sackgasse werden würde. Bunte Lichter, schrille Töne, die Nacht zum Tag gemacht, exzessives Fühlen. Wow! Die Belohnung saß in deinem Kopf, stets auf der Suche nach noch mehr. Vielleicht bist du an deinem Crash vorbeigeschlittert und wäre er gekommen, wäre es so sicher nicht gekommen. Es gibt keine Spirale, die sich nur nach oben schraubt und es gibt kein unermüdliches Aufwärts ohne Haken. Deine Wahl war die Reise in ein Leben, bei dem du mindestens die Hälfte an dir vorbeigelebt hast. Nicht wahrgenommen, dass dein Bär schon lange vor dir wusste, dass man Lebewesen nicht einfach ungestraft knebeln darf.

 

© Petra M. Jansen

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Warum hält sich Leonardo da Vinci so hartnäckig als globales Supergenie? Die WELT titelte gar zum 500. Todestag: „Leonardo da Vinci, der Steve Jobs seiner Zeit“ (welt.de 01.05.2019).

Leonardo da Vinci studiert die Natur und den menschlichen Körper, ersinnt Flug- und Kriegsmaschinen: Rastlos stürzt der Visionär, der das Renaissance-Ideal des vielseitig begabten Menschen wie kein anderer verkörpert, von Projekt zu Projekt. Beim Malen aber hält er inne – und schöpft aus seinem universalen Wissen Werke von überzeitlicher Schönheit.

Schon als Kind erforscht Leonardo, 1452 als unehelicher Sohn eines Notars im toskanischen Vinci geboren, die Gesetzmäßigkeiten der Natur: „Beschreibe, wie die Wolken sich bilden und wie sie sich auflösen“, vermerkt er später in einem seiner Notizbücher, „was die Nebel und die Verdichtung der Luft verursacht und warum diese manchmal blauer oder weniger blau erscheint als ein andres Mal“ (geo.de).

Fliegen – davon träumte Leonardo da Vinci wie viele andere Menschen jener Zeit. Der Mann aus Italien beobachtete Vögel und entwickelte Flughilfen, die den Flügeln nachempfunden waren.

Leonardo setzte aber nicht allein auf die Muskeln als Antriebskraft. Er entwickelte unter anderem ein Fluggerät mit Luftschraube, einen Vorläufer des modernen Helikopters. Auch ein Gleitfluggerät entwarf der Tüftler, eine Art Fallschirm. Der Fallschirm ist jedoch nicht rund geformt, sondern läuft spitz zu.

Leonardo war ein Exzentriker, der das Außenstehen zum Prinzip machte. Er hinterfragte alles, vom Lauf des Wassers über die Funktionsweise des menschlichen Körpers bis zum kanonisierten Regelwerk der Malerei. Während es kaum mehr als ein Dutzend Gemälde von ihm gibt, kann man bis heute über 6.000 Zeichnungen aus seiner Hand bestaunen. Darüber, über die Beobachtung, erschließt er sich die Welt (deutschlandfunk.de).

„Malerei war für ihn praktische Philosophie. Er musste malen um zu erkennen.“

Das Handwerk dazu erlernte er in der Florentiner Werkstatt Andrea del Verrocchios. Nach den Jugendjahren in Florenz versuchte er sein Glück am Mailänder Hof von Ludovico Sforza, der wie andere Machthaber auch, die Kunst für seine Propagandazwecke brauchte. Leonardo pries sich an – allerdings nicht als Maler.

Im 19. Jahrhundert brach ein regelrechter Kult um ein Bild aus (die Italiener tauften es Monna Lisa – Frau Lisa – oder La Gioconda).

Man mochte nicht glauben, dass die Dame mit dem seltsam verschleierten Blick nur eine langweilige Kaufmannsfrau war, begann ihr unergründliches Lächeln und den sublimen Zauber ihrer Erscheinung psychologisch zu analysieren. So pendelte die Interpretation der Mona Lisa zwischen Heiliger und Hure. Selbst die spärlich angedeutete Landschaft im Hintergrund erschien einem deutschen Kunsthistoriker „traumhaft wie in gewitterschwüler Sinnlichkeit zitternd“ (Richard Muther 1909).

Ein stehendes Lächeln auf langgezogenen, geschwungenen Lippen; es ist für ihn charakteristisch geworden und wird vorzugsweise „leonardesk“ (SPON) genannt. In dem fremdartig schönen Antlitz der Florentinerin Mona Lisa del Giocondo hat es die Beschauer am stärksten ergriffen und in Verwirrung gebracht.

Dem Erfinder Leonardo da Vinci waren die Defizite seiner Ideen sehr wohl bewusst (swr.de). Wir machen heute den Fehler, ihn zum Universalgenie zu stilisieren, das alles konnte. Er selbst sah das anders, verstand sich nicht unbedingt als großer Erfinder, sondern als Neugieriger, der sich für alles interessiert. Und so interessierte er sich eben auch für Maschinen, die viele schon vor ihm entworfen hatten. Leonardos originäre Leistung bestand darin, die schlechten Zeichnungen der Maschinen seiner Vorgänger zu perfektionieren; seine Zeichnungen waren so perfekt, dass sie suggerierten, seine Maschinen würden funktionieren.

Am 2. Mai 1519 starb der Universalgelehrte in Amboise. Heute – 500 Jahre danach – ist er uns präsenter denn je. Ein „Uomo universale“ wollte er sein, die Malerei galt ihm zwar als die höchste aller Künste, was ihn aber nicht abhielt, mit fantastischen Erfindungen weit in die Zukunft zu greifen.

Sie tun es, keiner weiß warum.

Verhalten sich, wie verlangt.

Vom freien Denken bleibt nur:

„Die Gedanken sind frei!“,

aber alles bitte im Gehege.

Alle spielen das Spiel,

ein Andrer macht die Regeln.

Die Gemeinschaft der Zocker,

gefangen im Spiel der Freiheit.

Schlafwandler sind sie alle!

Karthago brennt lichterloh,

ein Nero wird es angezündet haben.

Die Zündler sind unter uns,

der Kick, die lebendige Flamme,

entzückt tote Seelen.

Alles weiß, wie die Seiten

im Buch des Schicksals.

Der Strom fließt, reißt sie mit,

auf dem Weg zum großen Fall.

Kaffeefahrt des Lebens!

Willkommen auf der Arche,

sind wir alle davongekommen?!

Zück Deinen Bleistift, schreibe!

Fülle die weißen Blätter

mit dem Sinn Deines Daseins.

Hinter der nächsten Flussbiegung,

gehe an Land, betrete trocknen Boden!

Suche sicheren Tritt,

bestimme Dein Leben,

bevor es der anderer tut.

Reiß die Fäden durch,

an denen Du hängst, Du Marionette!

Wir bewegen uns alle,

er zieht mal hier, mal da!

Leben, hängend am seidenen Faden.

Freiheit vom Puppenspieler,

weg mit den Fesseln des Geistes,

ein „Schnipp“ mit der Schere,

und alles wäre anders.

Wie viel besser, wer weiß …

Ja, das Boot treibt weiter,

es rauscht der Wasserfall.

Fridays for Future (FFF) ist eine globale Schüler- und Studierendenbewegung, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Nach dem Vorbild der Initiatorin Greta Thunberg, auf das sich die meisten Klimastreiker berufen (darunter alle, die sich selbst als FFF-Anhänger etikettieren), gehen Schülerinnen und Schüler freitags während der Unterrichtszeit auf die Straßen und demonstrieren. Der Protest findet weltweit statt und wird von den Schülern und Studierenden selbst organisiert.

Zwei Tage vor der heutigen Europawahl haben deutschlandweit erneut Zehntausende überwiegend junge Menschen für eine bessere Klimapolitik demonstriert. Allein in Hamburg waren beim zweiten Klimastreik der FFF-Bewegung bis zu 17.000 Demonstranten in der Innenstadt unterwegs. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“, so die Parolen (zeit.de). Die Organisatoren waren ursprünglich von etwa 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgegangen.

Die Proteste in Deutschland waren eingebettet in einen globalen Streik, der in rund 1.600 Städten in weit mehr als hundert Ländern stattfinden sollte. Schon im März hatte es einen solchen globalen Aktionstag gegeben (tagesschau.de).

Kurz vor der Europawahl wollte die Bewegung das Thema noch einmal in den Fokus rücken. Viele der Teilnehmer dürfen noch nicht wählen und ihre Interessen daher nicht an den Wahlurnen zum Ausdruck bringen. Die Aktionen standen daher unter dem Motto #voteclimate.

Statt weiter auf dem Vorwurf des Schwänzens und der absurden Forderung, wahre Klimaschützer müssten wie Steinzeitmenschen leben, herumzureiten, sollten sich die Erwachsenen bedanken, dass es „FFF“ gibt. Die junge, angeblich so unpolitische Generation hat es geschafft, ein im wahrsten Sinne des Wortes existentielles Thema so weit nach oben auf die Tagesordnung zu bringen, dass es nun als mitentscheidend für die Europawahl gilt.

Greta Thunberg hatte unter anderem schon einen Auftritt im Europäischen Parlament, beim UNO-Klima-Gipfel und sogar in Davos hinter sich und wurde sogar auf den Friedensnobelpreis nominiert.

Die Ziele der Bewegung scheinen ja zweifellos etwas Gutes zu bezwecken. Doch eine Frage sei erlaubt: Konnte das kleine Mädchen ernsthaft das Ganze allein in Gang setzen? Und: Wie werden diese Riesenprotestbewegungen organisiert?

Wenn man den deutschen Protest der FFF-Bewegung etwas näher betrachtet, erkennt man nicht ganz durchsichtige, aber sehr gut organisierte Strukturen, die sehr gut und reibungslos funktionieren – und die Protestbewegung mit Daten unterstützen und das Funktionieren der Aktionen gewährleisten (sputniknews.com).

FFF-Aktivisten sind in allen bekannten sozialen Netzwerken präsent – die ökologische Bewegung gibt es auf Facebook, Instagram, Youtube, Spotify und Twitter. Allein in Deutschland sollen es über 155 Internet-Gruppen sein.

Die neue Bewegung wurde in Deutschland weitgehend positiv eingestuft, obwohl es in der Politik in den ersten Monaten auch kritische Stimmen gegeben hat.

So werden Youtube-Videos auf Englisch weiterverbreitet, in denen am Ende ebenso aufgerufen wird: „Everyone has a choice, but not everyone has a vote. Make the European election about climate“.

Danach wird den Kindern gesagt, dass sie „eine besondere Verantwortung tragen“. Dafür sollten sie das Werbevideo anschauen, sich auf der Webseite der Bewegung „informieren“ und eine Briefwahl beantragen – und natürlich für das Klima streiken sowie die Nachricht an alle weiterverbreiten.

Eine so genannte virale Verbreitungstaktik also. Die Schüler werden gelobt und direkt instruiert, wie sie weiter vorgehen sollen.

Zwar werden keine konkreten Parteien benannt, die man unbedingt bei der Wahl unterstützen sollte, doch es wird wohl keine allzu fantastische Vermutung sein, dass eben die Partei, bei der Ökologie in ihrer Ideologie einen ganz besonderen Platz einnimmt, der zukünftige Nutznießer dieser Werbung bei der kommenden Europawahl sein könnte: Die Grünen!

Instrumentalisierung von noch nicht wahlberechtigten jungen Menschen?! Ja, aber hat uns nicht unsere klassische Schulausbildung in den letzten 200 Jahren genau dahin gebracht, wo wir jetzt sind?! Die Gegenfrage muss doch lauten: Instrumentalisieren unsere Schulen nicht die jungen Menschen zu einem klimaschädlichen, klassisch wirtschaftlichen Verhalten?!

Es ist die Zukunft der jungen Generation, sie hat nicht die Wahl über die Urne. Also stimmt sie mit Füßen über ihre Zukunft ab.

Lieber Pierre,

es gibt Bands, die schrecken vor den heißen Eisen der politischen Auseinandersetzung nicht zurück und nennen das „Ding“ – wenn auch sehr ironisch – beim Namen und RAMMSTEIN gehört zweifellos dazu. Wer die Lyrik nicht versteht, sollte vielleicht noch einmal genau reinhören und darüber intensiv nachdenken. Diese Band feiert die Kunst der Ironie wie keine andere. Sie sind viel zu begabt, schlau, gebildet und echte Vollblut-Musiker, um in diese Schiene abgeschoben zu werden. Höchst provokant und ein gesellschaftspolitisches Kulturgut – so würde ich sie nennen. Eine der größten und erfolgreichsten deutschen Bands hat den Ticketverkauf für die angekündigte Tour zum Erliegen gebracht – Ironie als künstlerische Darbietung hochkarätiger Leute. Fein.

Nun zur Europawahl, lieber Pierre und ich hoffe, dass dieses Jahr sehr viele Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Es geht um dieses herrliche, wundervolle und großartige Europa. Nie wieder möchte ich stundenlang mit Pass und Ausweis an Grenzen stehen und von meinem Städtetrips nach Italien, Spanien oder den Niederlanden mit prall gefüllten Wechselgeld-Beuteln aus Lira, Gulden oder Peseten (oder wie das sonst noch alles hieß damals) zurückkehren, die niemand umtauschen will. Immer diese Rechnerei… wie war das noch? Wie war der Kurs? Geteilt durch zwei, mal vier, nimm einfach etwas mehr als das Doppelte? Nein, nichts für mich. Ich bin der Liebhaber des bequemen Reisens und weiß nun sehr genau, was die Dinge kosten – ohne umständlich im Kopf überschlagen zu müssen.

Zeigen wir endlich den Rechtspopulisten die rote Karte und glauben wir an unsere kollektive Stärke! Ja, Europa ist stark und das soll es auch bleiben. Für junge Menschen gibt es keine Alternative, sie fühlen sich als Europäer und pflegen dennoch parallel ihre eigene Identität als Italiener, Spanier, Deutscher usw. Universitäten in ganz Europa (auf der ganzen Welt) tauschen sich aus, das Studieren in England war z.B. nie ein Problem. Wohin es mit dem Willen der Rechtspopulisten geht, sehen wir an Großbritannien und dem Brexit, der beileibe nicht nachahmenswert ist. Bloß nicht! Das haben die Alten entschieden und sie tun ihrem Land und der Zukunft ihres Landes damit absolut keinen Gefallen.

Lieber Pierre, ich glaube an Europa und ich glaube, dass mehr und mehr Menschen das falsche, diskriminierende „Spiel“ der AFD oder anderer rechtspopulistischer Parteien längst durchschaut haben und – schauen wir auf die aktuellen Prognosen – sinkt ihr Anteil kontinuierlich. Ich bin gespannt auf den kommenden Sonntag, dann darf Deutschland wählen. ICH bin Europa. DU bist Europa. WIR sind Europa. Europa sichert uns den Frieden – das sollte niemals vergessen werden (siehe 60 Gründe für die EU)!

 

In diesem Sinne,

herzliche Grüße aus Frankfurt

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Wer sich des Öfteren mit bestimmten Personengruppen unterhält, der wird folgende Argumentationsmuster wiedererkennen: Die Pharmaindustrie hält Medikamente zurück, die Automobilkonzerne haben schon lange effektive, funktionierende Wasserstoffautos und kalte Fusion ist eigentlich auch schon länger keine Illusion mehr. Einige dieser und ähnlicher Thesen sind hanebüchen. Eine von ihnen scheint sich nun aber zu bewahrheiten: Scheinbar wusste der Ölkonzern Exxon Mobil bereist vor 30 Jahren über den Zusammenhang zwischen fossilen Brennstoffen und dem Klimawandel Bescheid und verschwieg diesen (spektrum.de).

Die historischen und kulturellen Wurzeln der Klimawandelskepsis bzw. -leugnung reichen bis in die Zeit vor Bekanntwerden des menschengemachten Klimawandels zurück. Ab den 1960er Jahren wurde in den USA durch die Umweltbewegung zunehmend auf die negativen Folgen von unbegrenztem Wirtschaftswachstum aufmerksam gemacht. Die immer größere Sichtbarkeit von Umweltschäden führte zu Forderungen, Umweltschutzgesetze zu erlassen und Umweltzerstörungen zu begrenzen. In den 1960er und frühen 1970er Jahren wurden daraufhin einige Umweltschutzbestimmungen erlassen und auch die Umweltschutzbehörde EPA gegründet. Von der Industrie wurden diese Entwicklungen mit Sorgen betrachtet, sodass schnell eine Gegenbewegung zu diesen aufkommenden Umweltschutzbestrebungen entstand, die später zu einem Bestandteil der konservativen Gegenbewegung wurde (wikipedia.org).

1988 beteiligt sich Exxon am Aufbau einer Gegenorganisation: der Global Climate Coalition, eines Zusammenschlusses von Lobbyisten, die unter Verschleierung ihrer Geldgeber klimaskeptische Desinformation betreiben. Wie die aussieht, zeigt der Global Climate Science Communications Plan, den Exxon mit dem American Petroleum Institute 1998 ausarbeitet. Unter der Überschrift „Victory Will Be Achieved When …“ heißt es, die Öffentlichkeit und die Medien müssten von „Unsicherheiten“ in der Klimawissenschaft überzeugt und diejenigen, die dann noch Klimaschutzmaßnahmen verteidigen, als „abgehoben von der Realität“ dargestellt werden. Flankiert wird dieser Plan durch den Aufbau von Thinktanks und pseudowissenschaftlichen Instituten, in denen Akademiker, die klimaskeptische Positionen vertreten, in Kommunikationsarbeit geschult werden, um sich in mediale Debatten einzuschalten. Allein in der New York Times veröffentlichen Exxon und der Nachfolgekonzern Exxon Mobil bis in die letzten Jahre über 36 Advertorials, die die wissenschaftliche Grundlage der Klimapolitik infrage stellen (zeit.de 06.12.2017/solarify.eu).

Mehr als zwei Grad Erwärmung, und der Meeresspiegel steigt beträchtlich. Mehr als drei Grad: Wir verlieren einen Großteil der Küstenstädte der Welt, und ein Wald wächst in der Antarktis. Mehr als vier Grad, und in Europa herrscht Dürre. Mehr als fünf Grad, und das Ende unserer Zivilisation steht bevor.

Von der Urenkelin Rockefellers, Neva Goodwin Rockefeller, finanzierte, dem entsprechende Recherchen halfen dabei, juristische Verfahren gegen Exxon einzuleiten. Einige US-Küstenstädte, darunter San Francisco, Oakland und New York, haben Exxon und andere Öl-Unternehmen auf Schadensersatz verklagt für die Kosten, die ihnen durch den Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel entstehen. Vorbild sind die Prozesse gegen die Tabakindustrie, die unter ähnlichem Druck die gesundheitsschädlichen Folgen des Rauchens einräumen mussten.

Exxon Mobil schlägt zurück, unterstützt von republikanischen Senatoren, die im Mai 2018 einen Schriftsatz vorlegten, in dem sie schrieben: „Die Fragen von Klimaschutz sind politische Fragen und eignen sich nicht für einen Gerichtsentscheid“ (stern.de).

Der Klimawandel ist in den USA zu einem Schlachtfeld eines kulturellen Kampfes geworden, in den Präsident Trump das Land gezogen hat – und Exxon Mobil zum umkämpftesten Symbol darin. Laut einer Studie identifizieren sich Anhänger der Republikaner mehr mit Exxon als mit den meisten anderen Unternehmen. 69 Prozent von ihnen halten die Auswirkungen des Klimawandels für übertrieben dargestellt; bei den Demokraten sind es gerade einmal vier Prozent. In der Auseinandersetzung über den Klimawandel in den USA geht es längst nicht mehr um Studien, Zahlen und Fakten, sie ist zu einem weiteren politischen Schlachtfeld geworden, wie Abtreibung und das Waffenrecht. Republikanische Unterstützer machen deshalb Stimmung gegen die Familie Rockefeller, sprechen von einer bösartigen Intrige von Öko-Extremisten.

Heute, am 20. Mai 2019, ist Weltmetrologietag, genau genommen der zwanzigste. Er wird jedes Jahr an diesem Datum begangen. Metrologie ist, im Gegensatz zur oft hiermit verwechselten Meteorologie (Wetterkunde), die Wissenschaft des Messens.

Am 20. Mai 1875 unterzeichneten 17 Staatsvertreter aus der ganzen Welt in Paris die so genannte Meterkonvention und verpflichteten sich damit, Maße und Gewicht international zu vereinheitlichen und die dafür nötigen Organisationsformen zu schaffen (nrw.de).

Der Weltmetrologietag markiert eine Zäsur in der Entwicklung der physikalischen und technischen Maßeinheiten. Ab heute sind die gewohnten Definitionen der Einheiten Geschichte.

Von jetzt an, so haben es die mehr als hundert Mitgliedsländer der Meterkonvention am 16. November 2018 in Versailles beschlossen, erhalten von den sieben physikalischen Basiseineinheiten des Internationalen Einheitensystems – kurz SI-System – Sekunde, Meter, Kilogramm, Ampere, Kelvin, Mol und Candela – auch die letzten ein neues Fundament, und zwar das Stabilste, was die Physik zu bieten hat: Naturkonstanten. Diese Größen sind – so viel weiß man heute – bis in alle Ewigkeit unveränderlich. Ideale Voraussetzung also, um damit auch das Koordinatensystem, mit dem wir Zeit, Raum, Masse, Temperatur oder Elektrizität vermessen, zu kalibrieren. Eine weitere gute Nachricht: Im Alltag wird man von dieser Neuregelung nichts merken.

Beim Kilogramm war der Handlungsbedarf am größten. Denn die Einheit der Masse war die einzige der SI-Basisgrößen, die noch über einen Referenzgegenstand – einen Zylinder aus einer Platin-Iridium-Legierung – festgelegt war. Alle Gewichte dieser Welt, auch die des Ladens um die Ecke, bezogen sich auf dieses Urkilogramm (wikipedia.de), das seit 1889 in einem Tresor in Sèvres bei Paris verwahrt wird. Einen Schrecken bekamen die Wächter des Urkilogramms, als sie feststellten, dass ihr Kleinod im Laufe der Zeit gegenüber einigen seiner Duplikate leichter geworden ist, um 50 Mikrogramm. Wegen seiner „Flüchtigkeit“ war den Metrologen das Pariser Urkilogramm deshalb schon lange ein Dorn im Auge. Erschwerend kam hinzu, dass auf zentrale physikalische Größen wie Energie, Druck oder Kraft und somit auch das Ampere, die mit dem labilen Urkilogramm verknüpft sind, deshalb auch kein rechter Verlass war.

Das Internationale Büro für Maß und Gewicht in Paris definiert die Metrologie als „die Wissenschaft vom Messen, die sowohl experimentelle als auch theoretische Bestimmungen umfasst, mit beliebigem Niveau der Unsicherheit und in jeglichen Gebieten von Wissenschaft und Technik“.

Die älteste Darstellung eines Messgerätes ist eine frühe ägyptische Abbildung einer einfachen Balkenwaage aus der Zeit um 2.000 v. Chr (paderzeitung.de). Es zeigt das sogenannte Totengericht oder auch Seelenwägung. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist bis heute allgegenwärtig. Ein Weiterleben nach dem Tod war aber in der ägyptischen Mythologie nur für jene möglich, die ein entsprechendes Leben führten. Im Totengericht wurden die Taten eines Menschen gewichtet (bzw. aufgewogen). Je nachdem wie das Ergebnis ausfiel, durfte sich der Mensch auf ein ewiges Leben freuen oder musste einen “zweiten Tod” sterben, der endgültig war.

Messen war und ist immer ein „Vergleichen“ mit etwas, was als „Maßstab“ angesehen oder in der Metrologie als „Normal“ bezeichnet wird.
Im Mittelalter benutzte man Körpermaße als Einheiten, wie die Länge des Unterarms (Elle) oder des Fußes, die Länge des Schrittes, die Spanne zwischen gestrecktem Daumen und Zeigefinger, die Breite der Hand (Handbreit) oder des Daumens. Darauf bauten dann die Flächen- und Raummaße auf. Vorgegeben, bzw. als Normmaß abgemessen, wurden diese Einheiten von dem jeweiligen Herrscher eines Landes oder Landstriches.

Endlich haben jetzt das Kilogramm und alle anderen Einheiten eine stabile Basis! Die Naturkonstanten, auf denen sie beruhen, sind nach heutigem Wissen unveränderlich. Das war mit dem Urkilogramm ganz anders: Seine Masse veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte gegenüber seinen Kopien (qz-online.de). Auch Diebstahl oder Beschädigung wären eine Katast

Liebe Petra,

hier einige Gedanken über die schöne Zeit, die wir zurzeit erleben.

Wenn die Satire zur Realität wird

Ich habe einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung über die neue Platte von Rammstein gelesen, was mich nachdenklich stimmte. Ich betrachte diese große Band mit ihrem germanischen Gehabe als eine Satire gegen das martialische Getue des Faschismus. Eine Art, die Neonazis lächerlich zu machen. Ich habe keine Bedenken, dass sie auf diese Art irgendwie den blöden Nationalismus, der nichts mit Heimatliebe zu tun hat, verarschen wollen. Das klappte gut, als die Braunen noch marginal waren. Das sind sie leider nicht mehr, was dem Ganzen Unbehagen hervorbringt. Rammstein wird von seiner Gestik, von seiner Dialektik – die ironisch sein sollte – eingeholt. Was ich als Satire empfand, wird zur bitteren Realität, die dargestellt wird, von Leuten, wie der rechtsextremistische AfD Mann, Björn Höcke. Da kommen, trotz meiner Bewunderung für die künstlerischen Leistungen der Band, Bedenken auf. Ich habe die Befürchtung, was als Schmiere gegen die Nazi-Bonzen verstanden werden sollte, als wahre Münze betrachtet wird und muss zugeben, dass ich mir heute damit schwer tue. Wie ihr wisst, bin ich ein Anhänger der Anarchie in der Kunst und halte Provokationen für notwendig, aber was heute passiert, macht mich unsicher – umso mehr, dass Komiker ohne Zucken von der Parodie zur Staatsmacht übergehen, ihre Kunst in die Realität verwandeln, wie es in der Ukraine der Fall ist und nicht zu vergessen, dass die Cinque Stelle-Bewegung 2009 vom Kabarettisten Beppe Grillo in Italien ins Leben gerufen worden ist. Jetzt ist sie zur Wasserträgerin der Neofaschisten in Rom geworden.

Die Gestik als Fliegenfalle

Sowohl die Faschisten als auch die Nazis haben sich inszeniert. Das tun sie nun wieder und leider mit Erfolg. Jeder sollte wissen, wohin dieses martialische Getue führt, aber viele lassen sich leimen, wie die Fliegen, die an einer klebrigen Folie, die an der Decke hängt, eingefangen wurden und eine schreckliche Agonie erleben. Das Vorzeichen, wohin der Rechtsextremismus führt… zum Tod. Ich habe Mühe zu verstehen, warum diese Komödie der strammen Macht  wieder Anhänger findet. Leute, die meinen, dass die Freiheit ein Hindernis sei. Wer nicht in der Lage ist Selbstverantwortung zu tragen (es handelt sich um immer mehr Menschen), lässt sich von diesem Gehabe einholen, mit der Vorstellung, wer lauter brüllt, könnte seine Problemen lösen. Das erleben wir zurzeit bei dem Europawahlkampf bei dem die Populisten sich durch ihre Gestik als Karikatur darstellen. Sie folgen dem Beispiel eines Mussolini oder eines Hitler, bei denen der Inhalt ihrer Reden weniger eine Rolle spielt und vielmehr ihre Art, sich darzustellen. Alles war auf die Emotionen gemünzt, was Rammstein gut in den Clip „Radio“ darstellt, in dem es zur Vergötterung des Volksempfängers geht, das Sprachrohr des Führers. Die Demokraten machen es sich schwer, Empfindungen durch die Analyse zu demontieren, weil der Verstand dabei keine Rolle spielt, nur der Bauch! Was da passiert macht mich ratlos. Was nun am 26. Mai?

Das Hakenkreuz als Provokation

Wenn jüdische Gräber mit Hakenkreuzen verschandelt werden kommt bei mir Wut auf. Was mich am meisten quält, ist, dass die Toten sich gegen diesen Missbrauch nicht wehren können. Vor ein paar Tagen hat das deutsche Innenministerium neue Zahlen veröffentlicht, die bewiesen, dass der gewaltsame Rechtsextremismus zunimmt und dass er immer mehr Juden attackiert. Es ist schon seltsam, dass diese Plage wieder als Bedrohung vorrückt und dies selbst, wenn die  Zahl der mosaischen Bürger relativ bescheidend ist. Das Hakenkreuz kann somit als Waffe betrachtet werden, die „die Feinde des deutschen Volkes“ vernichtet. Man kann sich kaum vorstellen, dass dieser Spuk sich wiederholt. Der Grund wäre gegeben, die jungen Leute zu motivieren und alles zu tun, um sich dem Faschismus quer zu stellen. Bitte nun nicht das Argument, dass es sich bei den Vernichtern um Protestwähler handelt. Sie drücken ihren Frust so aus, dass sie andere diskriminieren und sie für ihren Kretinismus verantwortlich machen. Dass sich hinter den Provokateuren oft ältere Herren verschanzen, die sie anzetteln, ist kein Geheimnis mehr. Und dazu kommt, dass Nazi zu sein, sexy ist. Wenn ich die Bemerkungen von Anhängern von Frau Le Pen bei Facebook lese, weiß ich, was ich davon zu halten habe. Das sind Menschen, die den Eindruck vermitteln, dass sie sich aufopfern wollen, dass sie die Opfer der staatlichen Macht sind. Die Rolle des Martyriums bringt dieser Parteien zusätzlich Stimmern ein, deshalb werden die Neos wie rohe Eier behandelt. Die Willkür wird immer mehr hofiert, so mein Eindruck.

Die Faszination des Verbotenen

Wer sich als Neonazi outet, gehört zu den Verdammten. Das ist für viele junge Leute faszinierend, die sich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Der Gang in die Illegalität hat für sie etwas Anziehendes. Sie haben somit den Eindruck, gegen die Obrigkeit aktiv zu sein, sie unter Druck zu setzen. Es entsteht eine Gruppendynamik, die nur durch Gewalt aufrecht gehalten werden kann. Dieses Phänomen wird seine Spuren bei der Europawahl hinterlassen. Die etablierten Parteien haben viel Mühe gegen solch einen Trend zu kämpfen, weil sie von den Neos als spießig betrachtet werden, als total verkalkt. Erzeugen sie nicht durch ihren Konformismus Langweile? Sind sie in ihrer Argumentation starr geworden? Sie sind ein Symbol einer Zeit, die gewaltsam beseitigt werden soll, so die „Volksgenossen“. Da sie diesen Klischees selbst entsprechen, wollen sie nicht wahr haben, dass das was für sie zählt, das wunderbare Gefühl „Angst zu verbreiten“ ist, wie es der Fall der Pestkranken war, die durch die Gassen einer mittelalterlichen Stadt wanderten. Das gibt ihnen endlich das Gefühl geachtet zu werden. Der Rechtsextremismus ist ein Reservoir von gescheiterten Existenzen oder die, denen droht, es zu werden. Solche Gefühle finden ihren Anklang beim Nazi-Rock. Die Texte der Songs haben nur als Ziel die Anders-Denkenden nieder zu machen, Menschen anderen Ursprung zu demontieren, sie geistig zu vergasen. Und Leute, dass macht so viel Spaß! Feiglinge!

Das Gedicht

 

Ich versuche meine Stimme gegen die Neos

zu erheben, aber niemand will mir zuhören,

weil sie mich langweilig finden. Ich bin halt

ein Demokrat und das ist nicht mehr in! Ich

verweigere mich, einen Führer zu verehren,

was sie als Verrat zur Heimat betrachten. „Halte

die Klappe!“ „Nein, das werde ich nicht tun!“

Bevor ich mich äußern wollte, bekam ich eine

Faust in die Schnauze. Da ich schmächtig bin,

wagte ich nicht Paroli zu bieten. Ich wurde

unter den Augen der Polizei verprügelt, die

mit der Ausrede kam, dass sie nichts gesehen hätten.

 

Meine Peiniger wurden in den Stadtrat mit

großer Mehrheit gewählt. Jetzt trugen sie dunkle

Anzüge und halfen den alten Damen über die

Straße. Sie gaben zu verstehen, dass sie die

Ehre des europäischen Christentums wieder

herstellen wollten und bekam Unterstützung

der Klerikalen, die sie bei ihrem Fremdenhass

und ihrem Antisemitismus den Rücken freihielten.

„Du darfst sie nicht nur als Böse betrachten. Jeder

Mensch hat auch seine guten Eigenschaften!“

Parolen eines Demokraten, der sich halt angepasst

hatte und ihnen den Arsch leckte.

 

Und jetzt ist der Spuck vorbei. Was verbleibt

sind nur die Ruinen. Viele Überlebende

kamen aus den Schutzkellern hinaus und

behaupteten, dass sie Gegner des Regimes

gewesen seien, dass sie einem Juden das

Leben gerettet hätten. Nein, niemand wollte

für den Adolf sein Kopf hin halten. 74 Jahren

später fängt diese Qual wieder an. Leiden die

Leute an Gedächtnis-Schwund, fragte ich mich?

Gehören sie zu den Selbstmördern, die ihr

Leben dem toten Führer schenken wollen?

Die mit ihrer Banalität des Bösen langweilen?

 

Petra, ich umarme dich. Alles Liebe

 

Pierre

//pm