Berlin stand nach dem Zweiten Weltkrieg unter Kontrolle der vier Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion. Deutschland selbst war in vier Zonen aufgeteilt, die jeweils von einer der Siegermächte verwaltet wurden. Berlin lag inmitten der Ostzone, die von der Sowjetunion beherrscht wurde.

Es kommt zur Machtprobe zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten.

In den westlichen Besatzungszonen Deutschlands wurde am 20. Juni 1948 eine Währungsreform durchgeführt. Die neue Währung sollte auch auf Westberlin ausgedehnt werden. Die Sowjetunion nahm das zum Anlass, West-Berlin von den westlichen Besatzungszonen abzutrennen.

Offiziell ließ man verlauten: „Die Transportabteilung der sowjetischen Militärverwaltung sah sich gezwungen, aufgrund technischer Schwierigkeiten den Verkehr aller Güter- und Personenzüge von und nach Berlin morgen früh, sechs Uhr, einzustellen.“ (berlinerluftbruecke.de), was zur Berlin-Blockade führte.

Die Blockade umfasste sämtliche Land- und Wasserzugänge aus dem Westen. Der Fernstrom durch das Kraftwerk Zschornewitz wurde noch in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni 1948 für die Westberliner unterbrochen. Direkt darauf folgte der Stopp für Straßen- und Schienenverkehr, sowie der Binnenschifffahrt zwischen Berlin und den Westzonen.

Da Berlin noch unter der Zerstörung des Zweiten Weltkrieges litt, waren die ca. 2,2 Millionen Menschen und stationierten Soldaten nach der Blockade völlig von der Versorgung au der Luft via Luftbrücke abhängig.

Vorschläge der Generalität von US-Präsident Harry S. Truman, die Blockade mit gepanzerten Truppen zu durchbrechen, verwarf er aus Risiko einer eskalierenden Provokation.

Sowjetische Truppen sperrten am 24. Juni 1948 die alle Zufahrtswege nach West-Berlin. Damit begann die Berliner Blockade, die erst am 12. Mai 1949 endete. Die Blockade von Berlin war der erste Höhepunkt im Kalten Krieg.

Es hätte ein historischer Moment werden können – aber wurde eine Blamage für ganz Deutschland. Ihr lautes Brummen kündigte die Rosinenbomber an. Aber: Der rot-rot-grüne Senat gab den Rettern von einst keine Landeerlaubnis, keine Erlaubnis zur Platzrunde, ja, noch nicht einmal die Erlaubnis, Süßigkeiten abzuwerfen. Die Verantwortlichen in Berlin verschanzen sich hinter dem Vorwand, es seien nicht alle Papiere rechtzeitig eingereicht worden. Abfliegen ließ man die Piloten mit Maschinen, die mehrerer Zwischenstopps bedurften bei dem Flug über den Atlantik. Ein Affront sondergleichen!

Vor 70 Jahren retteten die Alliierten West-Berlin per Luftbrücke vor dem Verhungern. Sonntag kehrten die Rosinen-Bomber zum Jubiläum zurück. Um 14.53 Uhr erreichten 13 historische Flieger die Hauptstadt. Gänsehaut-Momente bei 250 km/h, ein lautes Brummen aus der Vergangenheit (bz-berlin.de).

Von Juni 1948 bis September 1949 hatten die Alliierten das von den Sowjets eingeschlossene Berlin 277.569 Mal angeflogen (wikipedia.org), versorgten die Stadt im Drei-Minuten-Takt mit Lebensmitteln und allem, was für den Alltag notwendig ist. Viele Piloten und Helfer ließen bei Unfällen ihr Leben.

5.000 US-Pfund Süßigkeiten hatten die Piloten jetzt für Berlin mitgebracht. Vergeblich.

Es habe Hunderttausende Dollar gekostet, alles nach Deutschland zu bringen, so Captain Sherman Smoots, US-Pilot, bitteres Fazit: „Berlin sollte damals von den Sozialisten ausgehungert werden. Jetzt regieren sie und treffen diese Entscheidung!“

„Es wäre möglich gewesen, dass die Rosinenbomber hier landen. Der Anlass 70 Jahre Luftbrücke hätte das gerechtfertigt. Denn ohne diese humanitäre Hilfe wären viele Berliner verhungert.“ (Thomas Feuerhelm, Jurist).

Der Vorfall ist ein Indiz dafür, wie geschichtsvergessen man heute in Deutschland regiert. Noch dazu in der Hauptstadt!

Hätte es wirklich an den eingereichten Unterlagen gelegen, was eine Landung im Wege gestanden haben möge, hätte man die Piloten telefonisch rechtzeitig informieren können. Das hätte der Anstand erfordert. Jener scheint der Berliner Regierung offensichtlich abhanden gekommen zu sein.

Der mitgereiste US-Pilot Gail Halvorsen ist 98 Jahre alt. Er hätte gerne noch einmal Süßigkeiten abgeworfen. „Damit die Kinder von heute einen Eindruck bekommen, wie es früher war.“

Dazu wird es nie mehr kommen …

Ein Auslieferungsgesetz würde Hongkongs Behörden erlauben, von China verdächtigte und gesuchte Personen an die Volksrepublik auszuliefern. Kritiker warnen, Chinas Justiz sei nicht unabhängig und diene als Werkzeug der politischen Verfolgung. Auch drohten Folter und Misshandlungen. Für diesen Sonntag ist erneut eine Demonstration angekündigt.

Worum geht es in dem Auslieferungsgesetz?

Die Regierung argumentiert, dass es bei der Auslieferung von Angeklagten Schlupflöcher gebe. Sie verweist auf den Fall eines jungen Hongkongers (nzz.ch), der im Februar des vergangenen Jahres seine Frau in Taiwan ermordet haben soll. Er floh nach Hongkong. Doch er kann nicht an Taiwan ausgeliefert werden, weil zwischen Hongkong und Taiwan kein Auslieferungsabkommen besteht. Durch dieses Schlupfloch sei Hongkong ein «sicherer Hafen» für Kriminelle, sagt die Regierung. Dieses müsse geschlossen werden.

Die Stadtregierung hat jetzt das Gesetz zwar offiziell nicht verworfen, aber auf unbefristete Zeitverschoben.

Das ist ein erstaunliches Einlenken. Zunächst verschob Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam die Parlamentsentscheidung über das umstrittene Auslieferungsgesetz. Aber die Demonstranten, die seit Tagen gegen das Vorhaben mobilmachen, gaben sich damit nicht zufrieden. Sie verlangten den gänzlichen Verzicht auf das Gesetz. Möglicherweise setzen sie sich damit durch.

Die Hongkonger leben seit 1997 in einer Sonderverwaltungszone, der ehemaligen britischen Kronkolonie, die offiziell nach dem Motto „Ein Land, zwei Systeme“ regiert wird. Sie haben sich nie der Illusion hingegeben, die Führung in Peking werde eine freiheitliche, demokratische Enklave in ihrem Reich dulden. Aber sie haben gehofft, einen Teil ihrer bisherigen Freiheitsrechte und den Rechtsstaat verteidigen zu können – zumindest bis zum Jahr 2047, wenn die mit Großbritannien vereinbarte Übergangszeit abläuft.

Am vergangenen Wochenende hatten nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen Hunderttausenden und einer Million (welt.de) Hongkonger gegen das Vorhaben der Regierung demonstriert. Danach war es am Mittwoch zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen, die offiziell als „Aufruhr“ eingestuft wurden. Die Sicherheitskräfte hatten Tränengas, Schlagstöcke, Wasserwerfer und Pfefferspray eingesetzt, um Tausende Demonstranten zu vertreiben.

Die Demonstration am vergangenen Sonntag war nach Einschätzung von Beobachtern die größte in Hongkong seit dem Protest gegen die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking vor drei Jahrzehnten am 4. Juni 1989 (watson.de).

Es geht der Widerstand gegen das neue Gesetz quer durch die Gesellschaft. Menschenrechtsaktivisten, Kirchenvertreter, Geschäftsleute, aber auch ganz normale Bürger, die sich nicht vorschreiben lassen wollen, was sie zu denken und zu sagen haben: Sie alle befürchten, künftig nicht mehr sicher vor der chinesischen Justiz zu sein. Dass die Hongkonger Regierung nach Verabschiedung des Gesetzes frei von Einflussnahme über Auslieferungsgesuche Pekings entscheiden würde, glauben sie nicht. Der Druck auf die Gerichte könnte steigen. Die Pekinger Machthaber könnten mit fadenscheinigen Vorwürfen gegen unliebsame Personen in Hongkong vorgehen.

Im Moment ist nicht absehbar, wie lange die Konfrontation zwischen Volk und Regierung dauern wird. Klar ist hingegen, dass das Gesetz kaum abzuwenden sein wird. Vielleicht werden die Verhandlungen im Parlament weiter verzögert, mit größter Wahrscheinlichkeit wird es aber früher oder später verabschiedet werden. Wenn nicht in den nächsten Wochen, dann in ein paar Jahren. Wenn nicht in der heutigen Form, dann in einer anderen.

Peking wird nicht bis 2047 warten, Hongkong unter seine Kontrolle zu bringen. Die Sonderverwaltungsregion ist für die Machthaber eine Irritation. Das aufmüpfige Volk Hongkongs passt nicht zum Selbstverständnis der Kommunistischen Partei, in der ein enger Kreis von Spitzenfunktionären über die Geschicke des Landes entscheidet.

Das weckt Erinnerungen an die erniedrigende Epoche, als westliche Industriemächte dem geschwächten China mit ihrer militärischen Überlegenheit ungleiche Verträge aufzwingen konnten – so wurde Hongkong überhaupt einmal britisch. Peking muss eingestehen, dass Hongkong gerade deswegen erfolgreich ist, weil es nicht kommunistisch war und ist.

Sie hatte eine ältere Schwester, die alles brav und richtig machte. Sie hingegen war der Wildfang der Familie. Vorlaut, aber klug und beliebt in der Schule, nicht zuletzt bei den Jungs. Der Vater leitete eine Firma, die Pektin, ein Geliermittel für Marmelade, produzierte . Ein paar Jahre zuvor war sie von Frankfurt am Main nach Amsterdam gezogen, mit dem Einmarsch der Deutschen holte sie die Judenverfolgung 1940 auch dort ein: „Unsere Freiheit wurde sehr beschränkt“ (welt.de), schreibt sie auf einer der ersten Seiten ihres rot-beige karierten, wattierten Tagebuchs, das ihr zum 12. Juni 1942 geschenkt wurde, ihrem 13. Geburtstag:

Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 als zweite Tochter einer säkularen jüdischen Familie in Frankfurt geboren. Angesichts der Verschlechterung der Situation von Juden im nationalsozialistischen Deutschland entschloss sich die Familie zur Emigration in die Niederlande. Als auch in Amsterdam Juden unter der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg immer stärker verfolgt wurden, tauchte die Familie in einem Versteck unter. Ihr Tagebuch schrieb Anne zwischen 1942 und 1944 in Amsterdam. In dieser Zeit lebte sie mit ihrer Familie und vier weiteren Personen in einer im Hinterhaus verborgenen Wohnung auf engstem Raum. Am 4. August 1944 wurden sie entdeckt, verhaftet und deportiert. Nur Anne Franks Vater, Otto Frank, überlebte und veröffentlichte 1947 das Tagebuch seiner Tochter. Es ist heute Teil des Weltdokumentenerbes der Kulturorganisation der Vereinten Nationen.

Ihre „Erlebnisse im Hinterhaus“ (prisma.de) sollten ihre erste Buchveröffentlichung sein – so plante es Anne Frank mit 14 Jahren. Da vertraute sie schon seit zwei Jahren ihrem Tagebuch an, wie der Alltag im Versteck war. Ihrer imaginären Freundin „Kitty“ berichtete sie aber auch von der politischen Weltlage des Zweiten Weltkriegs und nicht zuletzt von ihren intimsten Gefühlen und den vielen Veränderungen, die sie als Teenager in sich und an sich wahrnahm, bald witzig, bald ernst, doch immer mit beeindruckender seelischer Reife.

Alle im Versteck in Amsterdam lebten immer in der Angst, entdeckt zu werden. Doch sie hatten die große Hoffnung, dass die Nazis den Krieg verlieren und die Juden wieder frei leben könnten. Aber im August 1944 wurden die acht entdeckt und verhaftet.

Von der Zentrale des deutschen Sicherheitsdienstes über ein Gefängnis in Amsterdam und das Durchgangslager Westerbork verschleppen die Nazis die Untergetauchten in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Mit mehr als tausend anderen ist Anne drei Tage lang unterwegs. Die Menschen sind in Viehwaggons eng zusammengepfercht. Es gibt kaum etwas zu essen und zu trinken, und ein kleines Fass muss als Toilette dienen.

Bei der Ankunft in Auschwitz entscheiden Nazi-Ärzte, wer zu schwerer Zwangsarbeit geeignet ist und wer nicht. Ungefähr 350 Menschen (annefrank.org) aus Annes Transport werden gleich danach in den Gaskammern ermordet. Anne wird mit ihrer Schwester und ihrer Mutter in das Arbeitslager für Frauen geschickt.

Anfang November 1944 wird Anne erneut auf einen Transport geschickt. Zusammen mit ihrer Schwester kommt sie in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihre Eltern bleiben in Auschwitz zurück. Auch in Bergen-Belsen sind die Umstände fürchterlich: Es gibt kaum etwas zu essen, es ist kalt und Anne bekommt wie ihre Schwester Fleckfieber. Im Februar 1945 sterben beide an den Folgen der Krankheit, erst Margot und etwas später Anne.

Bis auf Annes Vater überlebte keiner. Anne starb, als sie 15 Jahre alt war.

Ihre Tagebücher konnten gerettet werden.

Heute, am 12. Juni, wäre Anne Frank 90 Jahre alt geworden. Ihr Tagebuch, weltweit in 71 Sprachen übersetzt, gilt als Inbegriff eines Zeitzeugnisses über die traumatischen Schrecken des Zweiten Weltkrieges und die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung.

Fremde Tagebücher sollte man eigentlich nicht lesen. Bei den Tagebüchern von Anne Frank ist das anders. Das Mädchen wollte, dass sie gelesen werden. Deshalb wurden die Bücher veröffentlicht.

Der 1882 begonnene Bau soll 2026 nach 144 Jahren vollendet werden. Bis dahin werden weitere Ausgaben in geschätzter Höhe von insgesamt 374 Millionen Euro (SPON) nötig sein. Das Geld stammt ausschließlich aus Spenden und Eintrittsgeldern. Der höchste der Türme soll 2022 fertig werden und eine Höhe von 172,5 Metern haben. Damit wird die Sagrada Familia die höchste Kirche der Welt. Man trägt beim Bau aber dem Wunsch Gaudís Rechnung, wonach sie auf keinen Fall höher sein soll als Barcelonas Hausberg Montjuïc (180 Meter).

Das Gotteshaus liegt nördlich der Altstadt Barcelonas, im Stadtteil Eixample. In diesem schachbrettartig angelegten Viertel nimmt sie zusammen mit der Baustelle einen ganzen, 17.822 Quadratmeter (wikipedia.org) großen Straßenblock ein. Dieser grenzt im Süden an die Carrer de Mallorca (Mallorcastraße), im Norden an die Carrer de Provença (Provencestraße), im Westen an die Carrer de Sardenya (Sardinienstraße) und im Osten an die Carrer de Marina (Marinestraße).

Das Gotteshaus, das erst 2010 von Papst Benedikt XVI. zur Basilika geweiht wurde, ist ein Wahrzeichen Barcelonas und eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Spaniens. Der Sakralbau vereint die Stile der Neugotik und der Moderne. Seit 2005 ist die Kirche auch UNESCO-Weltkulturerbe (dpa).

Die Behörden hatten erst 2016 entdeckt, dass Gaudi 1882 ohne jegliche Bewilligung mit dem Bau seiner Kirche begonnen hatte. 3 Jahre später beantragte er eine Baugenehmigung, bekam aber nie eine Antwort. Unverdrossen baute er weiter, bis er im Juni 1926 von einer Straßenbahn erfasst wurde und wenige Tage später starb. In seinem 100. Todesjahr sollen die Bauarbeiten nun endlich abgeschlossen werden.

Laut der Genehmigung darf die Sagrada Familie nicht höher als 172 Meter werden. Während der Verhandlungen mit der Baugesellschaft setzte Bürgermeisterin Ada Colau zudem durch, dass weitere 36 Millionen Euro in den Umbau der Umgebung und den Unterhalt der Basilika fließen.

Die Idee für den Bau zu Ehren der „Heiligen Familie“ kam zuerst von Josep Maria Bocabella, einem ortsansässigen Besitzer einer religiösen Buchhandlung und Verfasser christlicher Schriften. 1866 gründete er die Associación Espiritual de Devotos de San José („Geistlicher Verein der Verehrer des Hl. Josef“). Zurückgekehrt von einer Italienreise und beeindruckt ob der großen Kirchen beschloss er im Jahr 1874, selber in seiner Stadt eine große, nur durch Spenden finanzierte Sühnekirche erbauen zu lassen (hallo-barcelona.com).

Als der spanische Bürgerkrieg ausbrach, brannten antiklerikale Gruppen einen Teil der Geburtsfassade nieder und zerstörten teilweise die Krypta. Sie töteten den geistlichen Leiter der Sagrada Família, der sehr gut mit Gaudí befreundet war und unterhalb von seinem Atelier wohnte. Dort befanden sich auch die ursprünglichen Baupläne, die meterhohen Gipsmodelle und Zeichnungen des Architekten. Vieles ging damals verloren und die Gipsmodelle wurden schwer beschädigt. Daraufhin nahm die katalanische Landesregierung die Entwürfe an sich, um sie zu beschützen. Nach Kriegsende fanden sich Architekten und Mitarbeiter zusammen, die bereits in jungen Jahren mit Gaudí gearbeitet hatten und halfen mit, die Modelle aus den übergebliebenen Trümmern und den erhaltenen Fotos zu rekonstruieren.

In den 1960er Jahren gab es eine Unterschriftenaktion mit dem Ziel, den Bau zu stoppen. Vor allem unterschrieben die Vertreter des architektonischen Modernismus`, darunter Le Corbusier und Walter Gropius. Die Tageszeitung „La Vanguardia“ in Barcelona stellte sich 1965 für die Veröffentlichung eines offenen Briefes zur Verfügung („La Vanguardia“, 9. Januar 1965, S. 24, digitalisiertes Zeitungsarchiv).

Die Sagrada Familia war Gaudis letztes Werk. Ab jetzt wird legal an ihr gearbeitet.

Das Lebenswerk des legendären Architekten Antonio Gaudí hat erstmals eine offizielle Baugenehmigung erhalten, wie spanische Medien am Wochenende berichteten, unter Berufung auf die Stadtverwaltung der katalanischen Metropole.

Ein „skurriler Verwaltungsakt“, wie der SPIEGEL schreibt (SPON 09.06.2019).

Zum ersten Mal seit dem Baubeginn vor 137 Jahren dürfen Architekten, Ingenieure und Bauarbeiter an der bis heute unvollendeten Basilika Sagrada Familia in Barcelona arbeiten, ohne dabei das Gesetz zu brechen.

Gutmensch

Der Michel hat´s gut,

ein reines Gewissen.

Trennt seinen Müll

und Strohhalme benutzt er nicht.

Einer muss es ja machen!

Die Regierung ist vorbildlich,

macht die Raute.

Um den Weltfrieden stets bemüht,

verurteilt sie Tyrannen.

Einer muss es ja sagen!

Alle fahren wir E-Autos,

irgendwann einmal.

Das schont die Umwelt,

sichert unsere Zukunft.

Einer muss ja damit anfangen!

Die Jeans so günstig,

es lebe die globale Wirtschaft!

Neueste Smartphones,

aktueller Stand der Technik.

Einer muss ja mit der Zeit gehen!

Wie schön die Welt sein kann!

Was schert´s den Michel,

was mit seinem Müll passiert.

Alles getan, was von ihm verlangt!

Südseeparadiese ersaufen in Plastikmüll,

beißender Qualm zieht über Palmen.

Einsetzen für den Weltfrieden,

erste Regierungspflicht!

Rüstungsexporte sind harmlos,

denn wir schießen ja nicht.

Die Granate zerfetzt das Kind in Nahost.

E-Fahrzeuge sind sauber,

der Strom kommt aus der Steckdose.

Wir brauchen Kohlekraftwerke, bauen wir!

Rauchen sollen sie woanders.

Schürfrechte für Rohstoffe gibt’s in Afrika.

Klamotten aus Fernost,

letzter Schrei für wenig Geld!

Der Fabriksklave in China,

arbeitet für einen Appel und ein Ei.

Kniend ein Bauer am violetten Fluss.

Wie lange geht das noch?!

Wenn Frau so durch die Regale eines Drogeriemarkts streift und verschiedene Produkte wie Parfums, Rasierklingen oder Rasierschaum kaufen möchte, zahlt sie mehr. Und zwar nur dafür, dass die Frauen-Rasierklingen rosa sind statt blau. Das Design ist nämlich der einzige Unterschied zwischen den „weiblichen“ und „männlichen“ Produkten, die Qualität ist dieselbe – wenn nicht schlechter – die Herstellungskosten gleich. Die Produkte sind, bis auf ihre äußerliche Aufmachung, oft sogar identisch. That’s not fair! Gesellschaftlich bedingt brauchen Frauen mehr Beauty-Produkte als Männer, das ist eine Art Naturgesetz.

Da Frauen laut Studien weniger preissensibel sind und bereit, mehr Geld für ihr Äußeres auszugeben als Männer, werden ihnen manche Pflegeprodukte teurer verkauft. In vielen Produktgruppen gibt es zahlreiche preisgleiche Varianten, bei denen weder Frauen noch Männer benachteiligt werden. Aber vor allem für Rasierprodukte und Parfüms müssen Frauen oft erheblich mehr zahlen. Das spiegeln auch die Ergebnisse von Marktchecks zu Frauen- und Männerprodukten wider. Die Höhe der geschlechtsspezifischen Preisunterschiede ist in vielen Fällen nicht zu rechtfertigen – selbst dann nicht, wenn die Inhaltsstoffe variieren, denn sie machen oft nur einen Bruchteil der Herstellungskosten aus.

„Gender Pricing“ und „Pink Tax“ sind die beiden Reizworte für das Phänomen: Frauen zahlen für manche Produkte und Dienstleistungen mehr als Männer – obwohl die Inhalte nahezu identisch sind.

Einem Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg zufolge unterscheiden sich die Preise für etliche Rasierer nebst Schaum sowie für manche Parfüms nach wie vor deutlich – je nachdem, ob sich die Produkte an Männer oder an Frauen richten. Die Aufschläge betragen zum Teil mehr als 100 Prozent. Die Marktstichprobe wurde zum vierten Mal durchgeführt. „Die Preisdifferenz hat sich wenig verändert“, bilanziert Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg (t-online.de 08.03.2019). So erklären Firmen die Preisdifferenzen:

Hersteller und Verkaufsstätten sehen in der unterschiedlichen Preisgestaltung keine Benachteiligung. Sie erklären die unterschiedlichen Verkaufspreise mit Stückzahl, verwendeten Inhaltsstoffen, Zusammensetzung der Rezeptur sowie den Lieferanten, von denen die Produkte bezogen werden.

Rasiergel und die Einwegrasierer etwa, bei denen eine „Pink Tax“ vermutet wird, ähnelten sich zwar auf den ersten Blick, sie seien aber nicht grundsätzlich miteinander gleichzusetzen.

Die Produkte enthielten unter anderem eine höhere Menge pflegender Stoffe, was auf die Preisfindung Einfluss habe. Auch die Verkaufsmenge spiele einer Pressesprecherin eines Drogeriemarkts zufolge bei den Rasierklingen eine Rolle für den Preisunterschied, genauso wie die unterschiedliche Verpackung (t-online.de a.a.O.). Die Männervariante werde in einem 10er-Pack verkauft, die Damenrasierer gibt es hingegen im 5er-Pack zu kaufen.

Verbraucherschützer lassen das jedoch nicht gelten. Der Preis für Inhaltsstoffe spiele nur eine marginale Rolle. Zudem habe die Verbraucherzentrale die angeblich unterschiedlichen Pflegestoffe bei vielen Produkten nicht gefunden. Es seien oft die gleichen Produkte, nur in einer anderen Verpackung. Das Wort „Diskriminierung“ steht hier im Raum. Und zum Argument, dass zum Beispiel Rasierschaum bei Männern mehr Abverkäufe hat und dadurch günstiger angeboten werden kann? Unternehmerisch wäre hier eine Mischkalkulation zu erwarten.

Was also tun, lautet die Frage. Ein Spezialgesetz gegen geschlechtsspezifischer Preisunterschiede wäre eine Lösung, gibt es aber nicht. Lediglich in den US-Bundesstaaten New York und Kalifornien existiert ein solches Verbot, wenn auch nur für Dienstleistungen. Auf EU-Ebene schlicht Fehlanzeige, die einzige politische Maßnahme ist die Sensibilisierung der Konsumentinnen für den Kauf von männlichen Produkten.

Ein anderer Ansatz lautet wie folgt:

Preise aufgrund einer (vermeintlich) geschlechtsbedingt höheren „Preisbereitschaft“ anzuheben verstößt nach Einschätzung der Antidiskriminierungsstelle gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das Diskriminierung unter anderem wegen des Geschlechts verbietet (welt.de 20.12.2017).

Seit der Antike ist der Glaube verbreitet, im Spiegel sei die wahre Seele der Menschen zu erblicken. Der Aberglauben von gestern ist im Internet von heute Realität geworden: Die Social-Media-Reaktionen auf das Feuer von Notre-Dame spiegeln, was in den Köpfen und Herzen vor sich geht.

Im Internet macht ein neuer Typ Verschwörungstheorie die Runde. Ziel ist nicht das Widerlegen, sondern das Delegitimieren. Attackiert wird gezielt die Glaubwürdigkeit von Menschen und Institutionen mit gesellschaftlich tragenden Rollen – also die freie Presse, Universitäten oder Regierungseinrichtungen.

Notre-Dame brannte noch keine Stunde, und schon fanden sich auf Twitter die ersten Nutzer mit Erklärungsansätzen. Eine Folge der Dacharbeiten, spekulierten einige. Vielleicht ein Kabelbrand, mutmaßten andere. Man müsse eben abwarten, hieß es. Doch während viele über die Ursachen rätselten und gleichzeitig fassungslos zusahen, wie sich die Flammen erbarmungslos durch den Dachstuhl der 800 Jahre alten Kathedrale fraßen, breitete sich in den sozialen Netzwerken etwas anderes mindestens genauso schnell aus wie das Feuer: Verschwörungstheorien und Desinformation über die Brandursache.

Wer die Entwicklung auf Twitter mitverfolgte, konnte beobachten, wie sich in dieser Zeit drei Erzählstränge verbreiteten: zum einen die Behauptung, dass Isis für den Brand verantwortlich sei. Dann ein Narrativ, welches den Brand der Kathedrale mit früheren Kirchenschändungen in Frankreich in Verbindung zu setzen suchte. Zuletzt fand sich immer wieder die Behauptung, dass Muslime in Paris und weltweit die Zerstörung der Kathedrale feierten. Die Urheber dieser Geschichten waren Verschwörungstheoretiker, antimuslimische und rechtsextreme Aktivisten, vor allem aus den USA (nzz.ch). Der Impetus hinter allen drei Narrativen: den Eindruck erwecken, dass Muslime schuld am Brand der Kathedrale seien; Beweise waren aber keine vorhanden.

Notre-Dame ist bei weitem nicht das einzige Beispiel für solche Attacken auf unsere Wahrnehmung der Realität. Auch nach Amokläufen oder anderen tragischen Ereignissen quillt das Internet regelmäßig mit Desinformationen über. Doch verbindet man die vielen Einzelstücke, zeichnet sich allmählich ein Muster ab (Nancy Rosenblum/Russel Muirhead, Politikwissenschaftler, in „A Lot of People Are Saying“). Man bezeichnet das als „new conspiracism“ (a.a.O.).

Der neue Verschwörungstheorismus zeichnet sich nicht durch aufwendige Präsentation vermeintlicher Beweise oder elaborierter Theorien aus. Stattdessen wird, wenn überhaupt, nur auf einzelne Fundstücke verwiesen und im Übrigen mit suggestiven Aussagen vom Schlage „Es ist kein Geheimnis, dass …“ oder „Da kann man sich schon fragen …“ gearbeitet (nzz.ch).

Der russische Propagandasender Russia Today verbreitete über den Kirchenbrand in Paris schließlich über Twitter und Facebook die These, dass der Brand nur eine Fortsetzung einer Reihe von Angriffen auf christliche Kirchen in Frankreich sei. Der Sender nutzt den Brand aus, um seine Grundthese vom Verfall des guten Lebens in Europa zu untermauern (welt.de). All diese Behauptungen entbehren jeder Faktengrundlage – doch reichen aus, um eine Stimmung der Unsicherheit zu schüren, nicht zuletzt da sie von rechten Populisten fleißig weiter verbreitet werden.

Das nachträgliche Blocken solcher Beiträge hilft nur bedingt. Denn ihr Zielpublikum erreichen sie bereits innerhalb der ersten zehn oder zwanzig Minuten nach der Publikation. Helfen können nur automatische Vorabfilter – doch die wiederum liegen aktuell noch, siehe YouTube, schlicht daneben.

Die Rezeption diverser Internet-Seiten sagt über sie, ihre Inhalte „fragwürdig“, „rechtsextrem“ oder „verschwörungstheoretisch“, größtenteils historisch unhaltbar sind.

Deshalb sei davor gewarnt, voreilige Schlüsse zu ziehen. Beim World Trade Center wurde behauptet, es wäre ein Experiment (kenfm.de) gewesen. Vielleicht kommt man ja auf die Idee, dass der Brand von Notre-Dame dann auch ein solches Experiment war. So lang nichts bestätigt ist, sollte man Ruhe bewahren. Nur mit kühlem Kopf kann man Fake News und anderen Nonsens erkennen.

Aber Verschwörungstheorien zu Notre-Dame gibt es auch in andere Richtungen. Am Ende gilt wirklich: Warten wir auf bestätigte Meldungen und prüfen Sachverhalte, bevor wir irgendwas in die Runde hauen, was sich nicht beweisen lässt.

Aber dafür hätte es dieses Großbrandes nicht bedurft, oder?!

Man mag es kaum glauben: Aber das 21. Jahrhundert begann in Deutschland mit den zuversichtlichsten Hoffnungen, und die verbanden sich damals tatsächlich mit der Sozialdemokratie.

Im Übergang von 1999 in das Jahr 2000 war der sonst übliche Pessimismus der Deutschen so gut wie verschwunden. Nur noch zehn Prozent der Bürger schauten düster gestimmt in die Zukunft (zeit.de). Warum hat sich das in zwanzig Jahren so hanebüchen verändert? Wo liegen die Gründe?

Die SPD ist von einer sozialdemokratischen Partei – gar Deutschlands – unterwegs in Richtung einer neosozialistischen Vereinigung ohne Programm und Koordinatenkreuz, aber mit einer unendlichen Fülle von Ideen und Ideologismen, die keinem auch nur halbwegs geschlossenen System zuzuordnen sind. Die Sozialdemokratie ist zu einem hohlen Sozialdemokratismus geworden, der nicht ganz ungefährlich ist. Die SPD, eine Partei, von der viele Bürger – Anhänger wie Kontrahenten – immer noch irrig annehmen, dass sie ein ruhender Pol im politischen Spiel sei, wird zu einer Gefahr für die Gesellschaft, wenn sie nur noch zufallsgesteuert und situativ (irgendwelche sogenannten politischen Ziele verfolgend, die irgendwelche Parteifürsten intern aus ihrer politischen Interessenlage heraus formuliert haben) Politik macht.

Das Herz und der Verstand sind der SPD abhandengekommen (wiwo.de). Die SPD handelt permanent populistisch bis zum Anschlag und dazu passt auch, dass sie ihrerseits mit dem Populismusvorwurf auf alles, von der Mitte bis zur konservativen Seite, drauf haut. Auch die CDU ist für die heutige SPD in Wahrheit Populistenpack. Das alles verschweigen die „Sozibonzen“ sogar vor sich selbst, denn sie wollen unter Merkel mitregieren.

Die SPD-Wähler sind dagegen mehrheitlich nach wie vor sozialkonservativ eingestellte Traditionalisten, die mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit ignorieren, dass es ihre gute alte SPD schon lange nicht mehr gibt. Der ehemalige französische Präsident, Francois Hollande, ist ein symptomatisches Beispiel für den unverständlichen, aber leider unaufhaltsam erscheinenden geistig politischen Niedergang der europäischen Sozialdemokratie. Hollande wurde von einer Mehrheit der Franzosen gewählt, obwohl im Vorwege feststand, dass er die Grande Nation in ein kleines Chaos stürzen würde. Und dessen Konsequenzen sind noch nicht absehbar. Die Probleme der Sozialdemokraten kann man wie folgt beschreiben: Sie haben vergessen und verlernt, was Sozialdemokratie ist, und verlernt Sozialdemokraten zu sein.

Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob Andrea Nahles die Kritiker in den eigenen Reihen zurück ins Glied drängen kann. Doch die kritischen Stimmen verstummten nicht. Das einzige, was sie möglicherweise noch zurückhielt, war die Sorge, dass mit der Parteichefin auch die Große Koalition Vergangenheit sein könnte. Genau dieses Szenario hängt nun über dem politischen Berlin.

Nach dem Scheitern von Jamaika im Bund Ende 2017 und bereits wochenlangen Verhandlungen zwischen den verschiedenen Partnern ließ sich die SPD erneut auf die GroKo ein. Leidenschaftlich warb Nahles in Bonn um die Zustimmung der Delegierten und bekam sie dann auch. Vielleicht hoffte sie, sie könnte das Kunststück von Willy Brandt wiederholen. Der war 1969 gestärkt aus der Großen Koalition mit der Union hervorgegangen und schließlich Bundeskanzler geworden. 2019 sieht es anders aus.

Der frühere SPD-Vorsitzende und Ex-Kanzlerkandidat Martin Schulz sprach sich hingegen unmittelbar vor dem Nahles-Rücktritt in der Welt am Sonntag dafür aus, die Große Koalition jetzt gerade fortzusetzen. Sein Argument: Kanzlerin Angela Merkel sei am Ende ihrer vierten und letzten Amtszeit „ausgebrannt“. So ergebe sich für die Sozialdemokraten die Chance, jetzt „die Initiative zu ergreifen und weiterzukommen bei Mindestlohn, Digitalsteuer, Umweltpolitik und Handelsverträgen mit ambitionierten Klimazielen“. Aber gerade hierzu hat die SPD derzeit wenig bis nichts zu bieten.

Die ausgebrannte Kanzlerin steht nun neben einer führungs- und wählerlosen SPD. Die wiederum kann ihr Heil nun im Bruch der Großen Koalition suchen oder erst recht im Festhalten daran. Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera (n-tv.de).