Lieber Pierre,

ich verstehe das Zwiegespräch in dir. Das eine ist die spontane Reaktion auf eine Kränkung, das andere die Selbstreflexion, die eine Balance erzeugen muss. Heute tue ich es dir nach und vereinfache meinen Antwortbrief indem ich nur einige Thesen in den Raum stelle. (Die Diskussion und Überlegung dazu liegt bei den Lesern).

Die Gesellschaft. Irrtum und Aufgabe.

  • Wir sind eine Gesellschaft, die wieder Maß nehmen muss inmitten der Maßlosigkeit.
  • Das klappt nicht. Heute ist alles ist auf Produktivität ausgelegt und die Geschwindigkeit spielt eine enorme Rolle. Zeit ist Geld.
  • Sind wir nicht immer ein Produkt unserer jeweiligen Gesellschaftsform? Und ist es nicht so, dass wir die Werte verloren haben, die uns früher einen Sinn gaben?
  • Quatsch. Es gibt genügend Leute, die von Respekt und Wertigkeit sprechen – die gibt´s heute genauso wie früher. Eben ein bisschen angepasster und effizienter.
  • Kann das klappen, wenn man nur darüber redet und nicht gleichermaßen handelt? Schauen wir doch mal, wie die Leute wirklich miteinander umgehen. Lauter Egomanen, Narzissten oder Depris. Es legt doch niemand mehr jedes Wort auf die Waagschale und überlegt sich, wie es in dem anderen wirklich aussieht. Der Zeitgeist gibt heute den Ton an.
  • Aber wer will denn als arme Sau enden, die sich nichts leisten kann und ständig den Cent rumdrehen muss? Geht ja nicht anders als Ranklotzen und da bleibt keine Zeit für Samthandschuhe. Wer das erwartet, träumt.
  • Wie sieht es mit der Generation der Alten aus?
  • Das sind halsstarrige und unhöfliche Säcke, die – je älter sie werden – immer rücksichtsloser werden. Scheint fast so, als ob sie ihren ganzen Frust, dass sie bald abnibbeln, an anderen auslassen wollen.
  • Sind nicht immer beide Seiten beteiligt? Könnte es nicht sein, dass die starre, unterschiedliche Wahrnehmung ein Einvernehmen von Grund auf erschwert? Und eine Konfliktlösung dadurch gänzlich ausgeschlossen ist? Ich bin nicht schuld an dem Dilemma, sagen das nicht immer alle?
  • Und wie stehst du zu den Jugendlichen? Finden sie den Rückhalt, den Sinn, ihren Platz und ihre wichtigen Auseinandersetzungen, die sie brauchen, um Wertigkeit zu erhalten? Oder werden die einfach ruhig gestellt durch überforderte Eltern, die der Schule, Playstation und dem Handy die Erziehung überlassen?
  • Die Hippiezeit hatte Kult-Charakter und war eine Jugendbewegung. Nicht in jedem Punkt nachahmenswert, aber immerhin waren nicht alle so „aggro“ mit Waffen im Amoklauf. Fehlt also eine wichtige Stufe im Leben, die uns zu genau dem macht was wir bemängeln?
  • Es fehlen verdammt nochmal die echten Werte! Der Wahrheitsgehalt lässt Zweifel offen, das Boot schwimmt irgendwo auf dem Wasser – unfähig den Kurs zu halten.
  • Umso dringend notwendiger die Begriffe „Ethik, Moral, Werte, Tugenden“, denn sie sind es, die eine Gesellschaft ausmachen. An der Wurzel packen bedeutet, das bestehende System ständig zu hinterfragen und zu entschleunigen. Sonst geht der Mensch darin verloren.
  • Komm runter, lieber Pierre – auch du musst schauen, wo der Verbindungspunkt zwischen Kränkung (Eitelkeit) und Akzeptanz eines anderen liegt. Irgendwo in der Mitte liegt bekanntermaßen der richtige Weg.
  • Es möge uns bitte, bitte möglich sein, Tugenden zu entwickeln und unsere wichtigen, alten, guten Werte ganz unten an der Basis zu beginnen, sie aufzugreifen und unabdingbar verfolgen. Ein Baum knallt ohne Wurzel im Sturm um. So ist es mit Menschen auch. Gesunder Boden, gesunde Wurzel, gesundes Wachstum.
  • Zeitgeist des einundzwanzigsten Jahrhunderts: Zur Pflege und Geduld eines gesunden Waldes bedarf es viele, viele Jahre der Geduld und Hingabe. Zur Pflege der Gesellschaft bleibt kaum Zeit. Wachstumsfördernde Mittel pushen effizient, damit der Verderb schnell wieder dem Kreislauf des Recyclings zugeführt werden kann. Aber ja, wir wollen alle leben. Fragt sich nur wie.

 

© Petra M. Jansen

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Das Internet vergisst nichts, heißt es und das stimmt auch. Ich beobachte schon seit langer Zeit die Unsterblichkeit der Sterblichen. Sie bleiben frisch und munter, präsent für die Ewigkeit, obwohl die ewig schon nichts mehr von sich haben hören lassen. Und geschrieben haben die auch nichts.

Es kommt noch schlimmer, konnte ich beobachten – und stelle mit Verwunderung und leichtem Entsetzen fest, dass es jede Menge Leute gibt, die mit den Toten rege kommunizieren, Fragen stellen und so tun, als ob nichts wäre. Ich frage mich ernsthaft, ob sie überhaupt schon bemerkt haben, dass sie mit einer verstorbenen Person interagieren. Sie erwarten wohl auch keine Reaktion in ihrer Oberflächlichkeit und ich sitze kopfschüttelnd da und wundere mich. Sagt mal, habt ihr sie noch alle?

„Na, das ist ja kein Wunder“, werden Sie jetzt sagen, „woher sollte man das auch wissen?“ Wenn eine Weile gar nichts passiert, gehe ich auch erst einmal nicht davon aus, dass hier jemand sein Leben gelebt hat und leider nicht mehr lebt. Aber, wenn auf deren Internetseiten oder Profilen so was, wie „R.I.P. „ oder „Er/ sie ist von uns gegangen“ steht, dann halte ich es für eine scheußliche Oberflächlichkeit, wenn das nicht einmal registriert wird. Ich sah sogar schon einmal eine Todesannonce mit Datum des angesetzten Begräbnisses und ein Mann kommentierte: „Lass´ uns am Wochenende mal die Sau rauslassen“, gekoppelt mit dem Video „Move Your Ass“. Meinte er das etwa ernst?

Tote im Netz werden auch gerne von den Angehörigen lebendig gehalten. Ich finde Jugendfotos, intimen Tratsch… Dinge, die diese Person zu Lebzeiten getan hat, leben erneut auf und wir alle hören seine/ ihre Lieblingsmusik. Da können wir so richtig mitgrooven und uns vorstellen, wie der/ die Verstorbene ausgelassen getanzt hat, eben richtig die Sau rausgelassen – was er/sie ja nun bedauerlicherweise nicht mehr tun kann. 

Am schlimmsten finde ich die Online-Bestattungen bei denen ich eine virtuelle Kerze anzünden kann. Ich sehe sie auch schon brennen und trage mich brav und ehrfürchtig ins virtuelle Kondolenzbuch ein, damit der/ die Tote immer – auf Leb- und sogar in Todeszeiten – mit mir verknüpft ist. Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch die Vorstellung, wie wohl sein Sarg oder die Urne aussehen mag oder ausgesehen hat, als es soweit war. Dafür gibt es bestimmt bald ein Online-Bestattungshaus, das nicht nur die Sargmöbel, sondern auch die virtuellen Grabgestecke und -kränze anbietet. Das finde ich wirklich sehr praktisch, denn so hört wenigstens die ganze elende Rennerei in die Bestattungshäuser auf und wir überlassen den Leichnam den Krankenhäusern, tun unsere Pflicht vom Schreibtisch aus und alles ist erledigt. Sauber, ohne Ruß und schlammige Erde. Ab in die Kiste damit und wir können immer mal wieder auf den Online-Friedhof schleichen und uns ein Bild davon machen, wie es dem/ der Toten so geht. Und damit das Ganze dann auch authentisch und traurig ist, spielen wir nebenbei seine Grabrede als mp3 ab. Fein.

Ja, und wenn wir das Ableben gar nicht verkraften können, finden wir den Leichnam wieder lebendig im Netz, denn seine virtuellen Freunde haben´s leider immer noch nicht kapiert, dass der Typ da schon lange tot ist. 

  

© Petra M. Jansen

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Wie hoch die Dunkelziffer der genervten Mieter oder Eigentümer in Deutschland ist, die oft unter drastischen, psychischen Auswirkungen des nachbarschaftlichen Stalkings leiden, ist nicht erfasst, aber dieses Thema taucht immer wieder in den Medien auf. Sie wohnen dicht an dicht und ihr kleiner Garten, Balkon, Terrasse grenzt direkt an ihren Wohnraum. Durch die Knappheit der Mietraumsituation ist dies bekannt und lässt sich oftmals nicht vermeiden. Sie können zwar mit der Nähe leben, aber wie sieht es aus, wenn sich Nachbarn zu regelrechten Stalkern entwickeln, schlecht über andere reden, neugierig sind bis zum Erbrechen oder einfach nur penetrant, rücksichtslos und alles andere als gut erzogen? Sie sitzen ab gefühlten 18 Grad Außentemperatur aufwärts draußen wie festgeklebt und belauschen jedes ihrer Gespräche, beobachten, wann sie zur Tür reingehen und wer bei ihnen zu Besuch kommt oder geht. Sollten sie es wagen, ebenfalls draußen Platz zu nehmen, ist stets jemand da, der eine respektvolle Distanz vermissen lässt. Rücksichtnahme? Respekt? Kennen die nicht, Fehlanzeige. Vor lauter Langeweile und Neugierde dreht sich alles um IHR Leben und sie hoffen, etwas Interessantes mitzubekommen. Die Trefferquote, dass die Nebentüre genau dann aufgeht, sobald ihre sich öffnet und sie den Außenbereich betreten, liegt bei 100%. Sie wollen doch einfach nur mal in Ruhe sitzen und Zeitung lesen? Vergessen Sie´s! Mit Argusaugen werden sie betrachtet und wenn sie nichts sagen, stellen die Stalker ihnen garantiert die Fragen „Ist irgendwas? Wollen sie nichts mehr mit uns zu tun haben? Haben wir etwas falsch gemacht?“ Dass SIE einfach nun mal nicht jeden Tag in Stimmung und Laune sind, an dem dummen Getratsche dieser Nichtssager teilzuhaben, kommt ihnen leider nicht in den Sinn. Sie allerdings erinnern sich stattdessen gut, dass genau diese Leute ihre Mülltonne geöffnet haben, um zu sehen, was da drin ist. Und sollten sie einmal falsch entsorgt haben, stopfen die Stalker als Erziehungsmaßnahme die falsch sortierten Abfälle in ihre Restmülltonne, damit alles seine Richtigkeit hat. Was hier aber nicht ganz richtig ist, sind die Stalker – die haben echt was an der Waffel und fühlen sich selbstverständlich jederzeit im Recht. Mit anderen Nachbarn haben sie auch schon im Streit heftige Diskussionen gehabt und mit Sicherheit finden sie immer einen Grund zur Unzufriedenheit.

Absolut kein Problem für die Stalker, direkt vor ihrem Fenster ihre Kartons auszupacken und die neu erworbenen Gartenmöbel zusammenzuschrauben – da kennen die nichts. Ganz dreiste Grundstücks-Stalker rutschen gerne auf ihre Seite, die ihnen eigentlich gar nicht mehr gehört und nehmen jeden freien Zentimeter in Beschlag um ihrer Besitzgier freien Lauf zu lassen.

Ein vernünftiges Gespräch zu führen wäre eine erste Maßnahme. Leider aber sind solche Menschen nicht nur unerzogen und egoistisch sondern auch noch dumm – sonst würden sie so nicht handeln. Versuchen sie also nicht, das mit guten Worten zu regeln, das wird sie nicht von diesen Zecken befreien. Suchen sie schleunigst das Weite und gehen sie dorthin, wo es noch friedvolle und respektvolle Menschen gibt, die selbst ein spannendes Leben führen, genügend Beschäftigung und Interessen haben, damit sie es gar nicht nötig haben, andere vollends zu nerven. Gehen sie weg…. Tratschmäuler ändern sich nicht. Egoistische Menschen gibt es leider überall, aber es gibt auch Leute, deren eigenes Leben so erfüllt ist, dass sie andere in Ruhe lassen.

Achtung! Der Stalker wird ihnen das kaum verzeihen, wenn sie gehen und SIE sind immer der Böse und seien sie sicher, dass negativ über sie geredt wird. Stalker fühlen sich prinzipiell angegriffen, beleidigt und werden unverschämt, wenn man ihnen ihren Nährboden entzieht. Insgeheim wissen sie ja, dass sie die Ursache für ihre Flucht ist und ganz tief drinnen sind das sehr arme und vereinsamte Menschen.  Für sie jedoch ist es nicht lebenswert mit Stalkern und Quatschmäulern ihren Privatraum zu teilen, es kostet unendlich viel Kraft und bevor ihre Nerven gänzlich ruiniert sind, packen sie ihre Sachen und ziehen sie in eine freie Welt hinaus. Dorthin, wo Menschen leben, deren geistiger Horizont nicht vor der eigenen Haustüre endet.

 

© Petra M. Jansen

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Können Sie mit Scheinheiligkeit umgehen? Ich kann es nicht und ich rieche sie schon von weitem. Es stinkt gewaltig nach falscher Empathie, eigentlich tiefgründigem Neid und der unbändigen Lust, zu sehen, wenn es dem anderen dreckig geht oder der ebenso ein verkorkstes Leben hat wie der Neidhammel. Scheinheiligkeit kommt immer freundlich daher und erweckt zunächst den Anschein der Empathie oder des echten Interesses an einem anderen Menschen. Aber schlaue, lebenserfahrene Menschen haben schnell die Antennen ausgefahren und die Alarmglocken signalisieren „Obacht!“. Scheinheilige tun so als ob sie Sie mögen und Spaß an der Unterhaltung mit Ihnen haben. Sie wollen auf der gleichen Welle schwingen, wollen ein Wir-Gefühl vermitteln und wenn sie merken, dass man bei rein oberflächlichem Geplänkel bleibt und stets sein eigenes Ding durchzieht, schnappen sie ein und ringen innerlich nach Luft. Wie konnten Sie es wagen, einen Alleingang zu starten, ohne bereits im Vorfeld ausgiebig darüber geredet zu haben? Wie konnten Sie bloß so herzlos sein und diese neugierige, falsche Person so vor den Kopf zu stoßen und sich zu distanzieren? Wie ist es möglich gewesen, dass Sie sich freigestrampelt haben und ihre eigenen Entscheidungen über den Kopf derer getroffen haben? Ist Ihnen nicht klar, dass man Sie fortan meidet und allerhöchstens noch ein rausgequetschtes „Hi“ übrig bleibt? Also wirklich, wie konnten Sie so gemein sein und diesen Scheinheiligen den Wind aus den Segeln nehmen? Schließlich haben die immer einen guten Rat gegeben – egal, ob Sie es hören wollten oder nicht! Glauben Sie nicht, dass der Rat oder die ungefragten Vorschläge von Herzen kamen. Es kommt den Scheinheiligen gar nicht darauf an, ob Ihnen etwas gefällt oder nicht, Sie sich wohlfühlen und wie Sie mit den Angelegenheiten für sich selbst am besten umgehen. Es geht ihnen einzig und alleine darum, Ihnen deren Willen und Ideen aufzuschwatzen. Und wenn Sie daran kein Interesse haben, wird ein neuer Anlauf gestartet – vielleicht einige Monate später. Die Scheinheiligen verlieren dann ihre aufgesetzte Freundlichkeit, wenn sie merken, dass Sie ihnen entgleiten. Und weil sie insgeheim wissen, dass sie falsche Fuffziger sind, bekommen sie ein schlechtes Gewissen, was sie bestimmt nicht offen zugeben werden. Ab sofort werden Sie also gemieden, es ist vorbei mit der Höflichkeit und gute Wünsche können Sie vergessen. Alles, was Sie je zu solchen Leuten gesagt oder für Sie getan haben, war – salopp gesagt – für die Mülltonne und die kontrollieren die Scheinheiligen heimlich, um nachzusehen, wie Sie so leben, was sie konsumieren und erhoffen sich, dadurch einen Schnipsel ihres Lebens mitzukriegen. Sie müssen 24:7 auf der Hut sein, denn die werden nicht ruhen solange Ihnen alles gelingt und deren Leben höchst unattraktiv bleibt. Aber seien Sie ehrlich: So heilig haben Sie die ohnehin nie empfunden. Eher etwas krank im Hirn, oft konservativ und bieder, unflexibel und wenig empathisch. Und Sie haben es durchschaut: Des Scheinheiligen Freude ist ausnahmslos Ihre Misere oder Ihr Misserfolg und sie leiden unter einem vorgespielten „Ich-will-doch-nur-helfen-Syndrom“ (so eine Art bestimmende Mama oder Papa, die/ der immer das Zepter in der Hand hält und alles im Griff haben will – auch Sie). Doch soweit haben Sie es nicht kommen lassen und sich Menschen gesucht, die Ihnen auf Augenhöhe begegnen. Chapeau!

 

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,

„You can grab them by the pussy“, sagte das nicht öffentlich Mr. Donald Trump? Zuerst mal die Fakten: Die tatsächliche Rate der falschen Beschuldigungen liegt bei verschwindend geringen 3% unter Berücksichtigung, dass wir immer von real angezeigten Fällen reden und nicht von der Dunkelziffer, bei denen es nie zu einer Anzeige gekommen ist. Es ist also äußerst unwahrscheinlich, dass Männer beschuldigt werden, obwohl nichts vorgefallen ist. Sollten Frauen wirklich eine falsche Anschuldigung machen, ist das auch für sie nicht einfach und sie haben mit gravierenden Folgen zu rechnen, würde ihre Falschaussage höchstwahrscheinlich aufgedeckt werden. Ich kenne keine Frau, die sich der unbarmherzigen und extrem detaillierten Befragung über eine sexuelle Belästigung freiwillig aussetzen würde und diejenigen Fälle, bei denen es (selten) vorkommt, sind bereits definiert. Es handelt sich hierbei oft um psychisch kranke Frauen oder sehr junge Frauen, die vielleicht ungewollt schwanger wurden und Frauen, die schon in der Vergangenheit straffällig geworden sind und gelogen haben, dass sich die Balken biegen. Zur Verurteilung bedarf es eindeutiger Beweise und taucht auch nur der kleinste Zweifel an dem Übergriff auf, gibt es keine strafrechtliche Verfolgung. Insofern gehen wir davon aus, dass all diese Frauen, die offen über sexuelle Belästigung und Übergriffe sprechen, dies auch tatsächlich erfahren haben. Sie sind kein Freiwild und haben absolut das Recht, sich zu wehren, Grenzen zu setzen und weltweit die „Mee Too-Bewegung“ als Zeichen nach außen zu tragen. So muss es sein. Finger weg von den Frauen, wenn sie es nicht wollen und gestatten! Das übrigens rate ich auch allen Menschen anderer Kulturen, die ihre Frauen leider immer noch wie Vieh behandeln, unterdrücken und sich sexuell untertan machen. Wer hat jemals einem Mann erlaubt, sich erhabener zu fühlen? Mit welchem Recht denken Männer, dass die Freiheit haben, Frauen anzutatschen und zu benutzen wie sie es wollen? Die Gewalt, lieber Pierre, ist eine rein maskuline Angelegenheit (wenige Ausnahmen gibt es, aber die sind echt gering). Gewalt kommt von Männern, Unterdrückung kommt von Männern, Machtgehabe kommt von Männern, in die Kriege zogen Männern. Männer sind schwanzgesteuert und gehen in die Bordelle. Die Pornoindustrie arbeitet fast nur für Männer. Gestatte mir bitte die Aussage, dass ich den Respekt vor Männern schon manchmal verliere. Sei es der Gehemmte, der nur nuscheln statt reden kann, sei es der Exhibitionist, der sich vor der Kleinen einen runterholt, sei es der Schwachkopf, der mit dem dicken Schlitten an der Ampel einen auf dicke Eier macht, sei es der aufgepumpte Muskelprotz, dem es an Hirn fehlt.

Wenn Frauen sich freiwillig zum Opfer machen und sich durch die Chefetage vögeln, damit sie eine Rolle oder eine gute Position bzw. überhaupt eine Chance bekommen, dann sind sie für mich nicht weit entfernt davon, sich billig zu verkaufen (das wäre deine andere Seite, die du kennengelernt hast). Das, was du beschrieben hast, mag zwar gang und gäbe gewesen sein, entbehrt aber jeglicher Grundlage der Ethik, des Respekts und der Selbstachtung. Ich würde es niemals tun, habe es nie und werde es nie und – mag ich am Hungertuch nagen – aber ich bin keine Frau, die sich gefügig zeigt, um auf der Erfolgsleiter ein Stück weiter nach oben zu klettern.

Schönheit kann ein Fluch sein, lieber Pierre. Als Frau wirst du dein ganzes Leben lang belagert, verfolgt, beneidet und neidvoll betrachtet – egal, was du tust oder nicht tust. Je schöner und intelligenter du als Frau bist, umso enger zieht sich die Schlinge um deinen Hals. Und ich mache einen großen Bogen um Knebel, Seile, Angeln, Zwänge und dem MUSS.

Aber Frau-Sein ist wunderschön und ich wollte nie etwas anderes sein. Es tut mir Leid für all die Frauen, denen so etwas Schwerwiegendes widerfahren ist und sie haben Recht, sich öffentlich zu wehren und den/ die Schuldigen vor den Richter zu bringen, damit er seine Strafe bekommt, die er verdient. Aber vor allem muss in den Männerköpfen aller Nationalitäten etwas klargestellt werden: Frauen und Männer sind auf gleicher Ebene und kein Mann hat das Recht, sich einer Frau gegenüber abschätzend, beleidigend, diskriminierend zu verhalten. Leider ist dies nicht überall auf der Welt selbstverständlich und wir alle sehen, dass von oben bis unten verschleierte Frauen neben ihren Männern bei 40°C über die Straße laufen (müssen!?). Ist das eigentlich gleichberechtigt? So lange Männer nicht begriffen haben, dass sie nicht besser oder mächtiger sind als Frauen, wird es weiterhin respektloses Verhalten seitens der Männer geben.

Kurz noch ein Wort zu deiner erwähnten Ideal-Liebe: Auch diese hat mit Hierarchien zu tun. Auch in der Liebe ist einer der Dominante und der andere der Devote (schau mal bei Paaren hin). Auch in der Liebe gibt es immer wieder elende Diskussionen um Eifersucht und „darf ich?!“ oder „darf ich nicht?!“ Die Wenigsten sind in der Lage eine Beziehung voller Respekt, auf Augenhöhe und mit dem notwendigen Vertrauen und der Achtsamkeit zu führen, wie es für eine erfüllende Liebe angemessen wäre. Was ist das für eine Liebe, wenn ein Mann einer Frau droht, sie die Treppe hinunter zu stoßen oder ihr kurz vor dem Orgasmus sagt, sie habe faule Zähne im Mund? Das ist schlichtweg erniedrigend und wenn solche Frauen dann trotzdem bei ihrem Partner bleiben, sind sie selbst Schuld und wollen gar nicht respektiert und gut behandelt werden. Aber das wäre ein anderes Kapitel… Borderline oder innerlich verunsicherte Frauen, die alles mit sich machen lassen… aber das können wir gerne ein anderes Mal als neues Thema aufgreifen.

 

In diesem Sinne,

eine herzliche Umarmung zurück,

Petra

 

 © Petra M. Jansen

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Du hältst die Fahne hoch, selbstverständlich. Doch erwarte keinen, es scheint ein selten gewordenes Gut zu sein. Heute „Du“, morgen „Sie“, gestern „Hi“, heute „No“. Erwarte die oberflächliche Freundlichkeit, das kleine verzerrte Lächeln, das umgehend zu Eis gefriert.

Nein, erwarte keine Höflichkeit, die Generation „Lass mir meine Ruhe“ steht direkt neben dir. Sende keine Sympathie an die toten Gesichter aus, die dir das Leben gründlich vermiesen wollen. So vermiest wie ihr eigenes schon ist, so beschissen soll nun das deine sein.

Nein, spare dir die netten Gesten, vergiss das produktive Miteinander. Die Hyänen schlecken ihre eigenen Eier.  Was könnte so wichtig sein, dass sie ihr hohes Ross verlassen um dich banal zu grüßen? Du sitzt nicht am Hebel für die Lohnabrechnung und in der Chefetage sitzt ein anderer. Also schon zwei Gründe, die dich nicht wichtig machen. Erwarte nun also keinen Knicks.

Respekt – hast du gelernt – lässt alles wachsen. Respekt steckt in dir drin. Respekt verloren, verlierst du alles, was dich zu einem Menschen macht. Respekt wird als Berechnung eingesetzt und ist höchstens das Mittel um weiter empor zu klettern. Auf einer Leiter, die schwarze Zahlen wünscht – doch den humanitären Gedanken ins Abseits stellt. Mensch, du bist eine Nummer, also sächlich. Verstehst du denn nicht, dass nur dein dickes Bankkonto dir Respekt verschafft? Spar dir also deine Freundlichkeit, zeig einfach mal die Zähne. Tu´ nicht so, als ob dich der Andere tatsächlich interessiert und verziehe keine Miene, wenn morgen jemand neben dir steht und scheinheilig auf „gute Bekannte“ macht.  Wundere dich nicht über das respektlose Arrangement von Paarbeziehungen, bei denen es nur darum geht, nicht alleine zu sein. Vergiss alles, was du je über Respekt gelernt hast, spucke denen vor die Füße, zeige ihnen ihre Grenzen auf, die sie ohnehin nicht sehen.

Aber willst du wirklich zu denen dazu gehören, die eine wichtige Grundlage der Menschlichkeit verloren haben? Denen es egal ist, ob sie unverschämt  in dein Revier eindringen, keine Rücksicht nehmen und jegliche Achtung verloren haben? Es mangelt an Fingerspitzengefühl, es mangelt an Empathie, es mangelt an einer gesunden Distanz-Nähe-Balance, es mangelt an Respekt. Aber scheiß drauf, ich liebe den RESPEKT!

 

© Petra M. Jansen

 

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 … mit der Heuchelei und dem täglich, sich wiederholendem Einheitsbrei. Lass gut sein mit deinem Honig, den ich nicht abschlecken kann, der klebt und pappt wie eine Zecke, die sich in mein Fleisch gebissen hat. Vergiss es, ich bin nicht was du brauchst und bin niemand, der dir glaubt. Stelle alles in Frage und bin gewohnt, alleine zu gehen. Sich nicht unterzuordnen, nicht anzupassen, nicht zu greifen, nicht zu fassen. Nicht zu fassen!? Ja, wo gibt´s denn sowas, wo sich jeder doch in der heimeligen Zweisamkeit arrangiert, damit bloß die Wogen glatt gebügelt sind? Lass gut sein mit deinen gut gemeinten Ratschlägen, wie man was, wie, warum und wieso anders machen kann und muss. Vielleicht soll es so sein? Kann doch sein, dass der Individualismus über allem steht? Nicht verständlich, dass ein gesunder Mensch den Weg des einsamen und klugen Wolfes wählt ohne auch nur annähernd an einer Nähe-Distanz-Störung zu leiden oder völlig plemplem zu sein? Lass gut sein mit deinem süffisanten Lächeln, dass man doch noch eines Besseren belehrt werde, eines Tages. Und lass gut sein mit deinen dämlichen Sprüchen über irgendwelche Gebote, Verbote und wie-soll-es-denn-sein. Lass es einfach, jemanden umzukrempeln und den Stempel der Etikette aufzudrücken. Es funktioniert nicht alles wie gewünscht und mag es dir auch etwas noch so quer und unverständlich erscheinen, so lass es einfach, das ändern zu wollen. Lass es einfach, lass Menschen wie sie sind. Lass einen Einsiedler einsiedeln und lass einen anderen anders sein – er will es so.

Lass gut sein mit deinen verzogenen Mundwinkeln, die ein Lächeln andeuten um mir mit verbissenem Blick heimlich ein Speer in die Rippen zu stoßen. Lass es mit der dummen Höflichkeit, wenn dir der Sinn nach Krieg steht. Lass es raus und lass es einfach, dieses falsche Spiel um die Freundschaft oder um der Ruhe willen. Vergiss es einfach, denn dein Gesicht spiegelt den Dämon, der in deiner Fresse sitzt. Und dich ausspuckt, weil selbst dieser so viel Überheblichkeit nicht vertragen kann. Lass die Leute wie sie sind, lass sie machen – sie tun es sowieso.

Lass gut sein mit dem Mitleid, das dich überfällt, wenn du von einem für dich „armseligen, verpassten Leben“ erfährst. Mit Sicherheit ist man glücklich und der eigene Ruhepol, den nichts zum Wanken bringen wird. Geerdet, mittendrin im Leben und wohlwissend wohin man will. Lass es also, wie eine Fahne im Wind deine Ansichten zu ändern, damit man dich überhaupt erst mal sieht. Lass es, den Querdenker zu sortieren und lass es, den Weisen zu korrigieren. Wer gelassen ist, hat einen freien Blick. Und der mag dir sicher anders, fremd und ungewohnt erscheinen, aber er ist bestimmt weit, weit offener als du sehen kannst.

 

© Petra M. Jansen

 

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was führt einen autonomen Menschen in einer Zweierbeziehung in den schleichenden Weg der Unterordnung, die mit der üblichen und notwendigen Kompromisslösung rein gar nichts mehr zu tun hat? Bereits die Selbstaufgabe oder ein Scheitern des inneren Widerstandes? Bereits das innere Begräbnis oder schlicht die Leck-mich-am-Arsch-Einstellung? Devotes, anerzogenes Verhalten oder gar menschliche Schwäche? Nieder mit den eigenen Vorstellungen und runter auf die Knie! Hier hat nur einer das Sagen und das bist garantiert nicht du. Ach was, so schlimm ist es doch nicht, man passt sich eben an und schluckt schon mal was runter, was dann irgendwie psychisch doch in der Kehle stecken bleibt. Man kann sich hundertmal einreden, es sei um den lieben Friedens willen oder ein notwendiges Übel, wenn man sein friedliches Leben und gemeinsam teilen möchte. Von Teilen sieht man da allerdings nicht viel, eher vom Erteilen oder Austeilen und zwar einseitig. Ob es nun Mann oder Frau sind, die in dieser recht ausweglosen Lage sind, spielt keine Rolle – es gibt beides. Schon mal den armen Stoffel beobachtet, der in aller Öffentlichkeit von seiner Gattin gemaßregelt wurde? Haben wir nicht selbst schon erlebt, dass die Minna ihren niedergekneteten Helden direkt vor dem Einkaufsregal bloß gestellt hat und zeternd den ganzen Laden zum Schmunzeln oder ins Mitleid getrieben hat? Es sind also beileibe nicht nur die Frauen, die sich in Zweierbeziehungen unterbuttern lassen und was für ein erbärmliches Bild der Untergebene abgibt, dürfte ihm/ ihr kaum bewusst sein.

Sie hätte es so gerne kuschelig und hofft stets auf ein liebes Wort für all ihre Mühe. Stattdessen fällt dem Liebsten so unendlich vieles ein, was ER auf keinen Fall erträgt und akzeptiert. Das passt nicht in sein Lebensschema und er denkt ja gar nicht daran, Kompromisse zu schließen. Was bleibt der ruhesuchenden Dame nun? Runterschrauben, immer weiter runter, bis zum Erbrechen runter und die eigenen Bedürfnisse werden begraben. Wohl dem, der dabei noch eine intakte Liebesbeziehung hat, die höchstwahrscheinlich schon längst abgefahren ist. Es sei denn, sie kniet devot vor ihm nieder und verwöhnt den Kerl nach Strich und Faden (Gleiches hoffend bleibt sie stumm und glaubt weiterhin an Wunder). Hach, ist das herrlich, wenn Menschen sich in Augenhöhe und mit so viel Respekt begegnen, dass Knetmännchen und -Weibchen nur in Kinderfantasien weiterleben. Es könnte so einfach sein …. gäbe es keine Machtspielchen und verschissene Egozentriker, denen es innerlich einen Orgasmus beschert, wenn sie wieder einmal ihren Willen durchgesetzt und das dusselige Schaf in seine Schranken verwiesen haben. Und wie war das mit dem Ritter, der sein Schwert nur im Kampf zückt?

 

© Petra M. Jansen

 

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