was führt einen autonomen Menschen in einer Zweierbeziehung in den schleichenden Weg der Unterordnung, die mit der üblichen und notwendigen Kompromisslösung rein gar nichts mehr zu tun hat? Bereits die Selbstaufgabe oder ein Scheitern des inneren Widerstandes? Bereits das innere Begräbnis oder schlicht die Leck-mich-am-Arsch-Einstellung? Devotes, anerzogenes Verhalten oder gar menschliche Schwäche? Nieder mit den eigenen Vorstellungen und runter auf die Knie! Hier hat nur einer das Sagen und das bist garantiert nicht du. Ach was, so schlimm ist es doch nicht, man passt sich eben an und schluckt schon mal was runter, was dann irgendwie psychisch doch in der Kehle stecken bleibt. Man kann sich hundertmal einreden, es sei um den lieben Friedens willen oder ein notwendiges Übel, wenn man sein friedliches Leben und gemeinsam teilen möchte. Von Teilen sieht man da allerdings nicht viel, eher vom Erteilen oder Austeilen und zwar einseitig. Ob es nun Mann oder Frau sind, die in dieser recht ausweglosen Lage sind, spielt keine Rolle – es gibt beides. Schon mal den armen Stoffel beobachtet, der in aller Öffentlichkeit von seiner Gattin gemaßregelt wurde? Haben wir nicht selbst schon erlebt, dass die Minna ihren niedergekneteten Helden direkt vor dem Einkaufsregal bloß gestellt hat und zeternd den ganzen Laden zum Schmunzeln oder ins Mitleid getrieben hat? Es sind also beileibe nicht nur die Frauen, die sich in Zweierbeziehungen unterbuttern lassen und was für ein erbärmliches Bild der Untergebene abgibt, dürfte ihm/ ihr kaum bewusst sein.

Sie hätte es so gerne kuschelig und hofft stets auf ein liebes Wort für all ihre Mühe. Stattdessen fällt dem Liebsten so unendlich vieles ein, was ER auf keinen Fall erträgt und akzeptiert. Das passt nicht in sein Lebensschema und er denkt ja gar nicht daran, Kompromisse zu schließen. Was bleibt der ruhesuchenden Dame nun? Runterschrauben, immer weiter runter, bis zum Erbrechen runter und die eigenen Bedürfnisse werden begraben. Wohl dem, der dabei noch eine intakte Liebesbeziehung hat, die höchstwahrscheinlich schon längst abgefahren ist. Es sei denn, sie kniet devot vor ihm nieder und verwöhnt den Kerl nach Strich und Faden (Gleiches hoffend bleibt sie stumm und glaubt weiterhin an Wunder). Hach, ist das herrlich, wenn Menschen sich in Augenhöhe und mit so viel Respekt begegnen, dass Knetmännchen und -Weibchen nur in Kinderfantasien weiterleben. Es könnte so einfach sein …. gäbe es keine Machtspielchen und verschissene Egozentriker, denen es innerlich einen Orgasmus beschert, wenn sie wieder einmal ihren Willen durchgesetzt und das dusselige Schaf in seine Schranken verwiesen haben. Und wie war das mit dem Ritter, der sein Schwert nur im Kampf zückt?

 

© Petra M. Jansen

 

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Liebe Petra,

mein Enkel hat immer mehr Wutanfälle und das wäre altersgemäß, so wird behauptet! Ich kann ihn sehr wohl verstehen, da auch ich alles gerne zertrampeln würde, aber meine gute Erziehung ist mein Stolperstein. Es wird immer von einem Erwachsenen erwartet, dass er sich artig benimmt, wohl erzogen und vor allem unterworfen. Das nennt man eine pragmatische Lebensart, die zum Schreien langweilig ist – nur nicht anecken. Von klein auf, wird man zum „Klappe halten“ getrimmt. Nur nicht auffallen! Ich würde gerne anders vorgehen, aber überall gehen die Schranken zu. Wir sind so programmiert, dass wir ständig warten müssen. Auf was bitte? Auf die Würmer, die sich in unserem modrigen Fleisch herum tummeln werden? Wahrhaftig eine tolle Perspektive! Der Beweis dafür, dass der so genannte anständige Mensch ständig verarscht wird. Nein, nein, nein schreit der kleine David und ballert mit seinen kleinen Fäusten auf den Tisch, aber sehr schnell merkt er, wie sinnlos solch ein unverständliches Verhalten ist. Nur entsetzte Erwachsene, die auf ihn einreden gefälligst nett zu sein. Wozu bitte? Gibt es überhaupt einen Grund dafür? Hier sieht man, liebe Petra, wie verlogen die gute Erziehung ist und wie überall geht es letztendlich nur um Macht. Wer sich aufmüpfig benimmt, stört und was stört, muss entfernt werden. Das führt zu einer totalen Lähmung des Geistes und der Intelligenz. Ich glaube letztendlich, liebe Petra, dass nur die Dummheit siegen wird. Warum? Weil unser Verhalten sich ganz und gar der Scheiße angepasst hat. Wir bewegen uns auf dem untersten Niveau und glauben, uns somit abheben zu können, alleine, weil wir brav sind und das ist zum Kotzen.

Indem wir uns anpassen, üben wir den ständigen Selbstmord. Wenn es um mich alleine ginge, könnte ich als alter Knacker damit leben. Viel schlimmer ist die Gehirnwäsche, die die Kinder in den Kitas oder in den Schulen erleben. Sie werden zu Schafen degradiert und dafür belohnt. Eine Schar von Idioten, die sich süß benehmen sollten. Ein Land des Lächelns, das nur Banalität erzeugt. Und wie wäre es, wenn sich jeder wie ein Revoluzzer benehmen würde? Das wäre auch die Hölle! Wenn Kinder den Aufstand üben, nerven sie und es ist kaum auszuhalten, auch wenn ihr Verhalten durchaus legitim ist. Also muss Ordnung her und da wären wir wieder am Beginn der Kette. Wer sich nicht anreiht, fliegt einfach raus und dass das oft die Besten sind, wird einfach aus Staatsraison hingenommen. Lieber mit bejahenden Schwachsinnigen zu tun haben, die sich durch den Konsum einlullen lassen, als den Widerständler vorzugeben, das ist die Realität. Pierre Mathias ist auch zur Larve geworden, auch wenn er das Gegenteilige behauptet. Er wühlt sich vor der Obrigkeit auf den Bauch und lebt so korrekt, dass er sich im Spiegel kaum mehr noch erkennt. Eine Masse von Kilos, die sich durch Bequemlichkeit angesammelt haben – faules Fett, prost Neujahr! Mit ein paar kantigen Bemerkungen ist es nicht getan und auch ich gehöre zur Herde der Arschlöscher. Dabei fühlt man sich nicht einsam, glaube mir.

Was soll diese dämliche Abhandlung? Bin ich auf Pilgerfahrt? Muss ich mich selbst peitschen um Herrn Gott seine Pfoten küssen zu können? So scheint es zu sein und vielleicht bin ich ein Sadomaso, der von einer Domina angepinkelt wird und dafür noch dankbar ist? Hallo, ich bin nur noch ein Haufen Scheiße und genieße das.“ Was für ein Armutszeichen. Ist das das Ziel, dass ich erreichen wollte? Mir wird bewusst, dass ich mir viel vorgemacht habe, aber das war die Grundvoraussetzung, um das Leben zu ertragen. Leute, auch wenn ihr es nicht glaubt, ich liebe es und um es zu ertragen, habe ich Kompromisse gemacht. Dazu gehören gute Manieren, denn ohne sie wäre ich einsam herum geirrt und hätte kaum eine Frau gefunden. Wer will schon mit einem Schurken seine Existenz teilen? Also habe ich mich wie eine Ameise eingereiht und verhalte mich entsprechend. Soll ich das meinem Enkel weiter vermitteln und soll ich ihm sagen, dass er sich so zu benehmen hat, wie die Gesellschaft es verlangt? Das fällt mir verdammt schwer, liebe Petra, aber anders ist es kaum möglich zu überleben. Der Mensch ist definitiv nicht frei, das sollte man sich hinter die Ohren schreiben. Er ist Sklave seiner selbst. Das zu meiner morgigen Stimmung. Es lebe doch die Anarchie, auch wenn man sie verdammen sollte.

In diesem Sinne,
herzliche Umarmungen aus unserer Hauptstadt der Sinne,
Pierre

//pm

danken Sie ihren Eltern, die Sie so gut erzogen haben, dass es Ihnen nicht über die Lippen kommt, einem Rostra-Ausrufezeichenlieben Kollegen zu sagen: „sag mal, deine neue Liebschaft ist ja schlimmer als EMMA und Inge Meysel zusammen.“ Der Gute ist so ein guter Mensch, dass Sie es auch tunlich vermeiden, ihn zu fragen, wie er es denn schafft, eine nach Knoblauch und Ohrenschmalz riechende, durch und durch herb-fade Dame zu küssen. Wir sprechen nicht von ihrer permanenten Rotwein-Fahne, die Sie anekelt und zum Würgen zwingt. Wo die Liebe hinfällt, heißt es und Sie beißen sich auf die Zunge, benicken die Dame lächelnd und sehen zu, dass Sie die Kurve kratzen. Die gute Stube Ihres Elternhauses lässt Sie auch zurückschrecken vor der wahren Aussage, dass Ihr Bürgermeister unfähig ist, weil er fette und fettende Säcke in seinen Ämtern sitzen hat, die von guter Erziehung bisher gar nichts gehört haben. Brav machen Sie das dämliche Spielchen mit und sagen auch nichts, wenn Ihr eigener Lover eine dermaßen blöde Kuh in seinem Bekanntenkreis hat und Sie dadurch ernsthaft zu der Überlegung zwingt, ob Sie ihre Zeit nicht in einen Falschen investieren. Sie schweigen über einen älteren Mann, der ein bekannter Manager ist und nicht einmal so viel Benehmen hat, eine versprochene Verabredung abzusagen. Ein knapper Anruf, dass es nicht klappen würde, hätte Ihnen genügt, aber er wurde offenbar schlecht erzogen. Weiterlesen