Liebe Petra,

hast du keine Angst vor dem Fegefeuer? Wird es dich erfassen wegen Religionslästerung? Ich finde deine Meinung sehr erfrischend, auch wenn ich in mir einen tiefen Glauben verspüre, fern von jedem Dogma. Jedes Mal, wenn die Schriften, die aus meiner Sicht zweifellos zur Weltkultur gehören, für irdische Zwecke missbraucht werden, steigt die Wut in mir. Sie sind aus meiner Sicht die einzigen Referenzen an die ich mich halten kann und ein Wegweiser, dem ich sehr wohl auch kritisch gegenüber stehe. Hände weg, ihr Pharisäer! Wie könnt ihr das Wort Christi derart für eure miesen Zwecke verbiegen? Was habt ihr aus dem Glauben gemacht? Dennoch will ich auf ihn, in dieser aggressiven Welt, nicht verzichten. Ein stiller Glaube, um mich ganz einfach wieder zu finden.

Nach der schrecklichen Katastrophe in den französischen Alpen, schenke ich heute meine Gedanken den Opfern und ihren Angehörigen. Ein psychisch-kranker Copilot übt Selbstmord und tötet in seiner Verzweiflung 149 Kinder, Frauen und Männer. Ist er Täter oder Opfer? Das einfache Volk bezeichnet ihn als Mörder, aber war er in der Lage seine Tat zu ermessen? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Wer mit Psychiatrie zu tun gehabt hat, weiß sehr genau, dass solche Kurzschluss-Aktionen meistens sehr spontan vorkommen und von einer Minute zur anderen kann sich die Stimmung ändern. Der Mensch, der vorher so gelassen war, wird zur Bestie und hat den Drang, alles zu vernichten. Da besteht keine Logik, alles ist in solch einem Fall irrational und nur eines besteht: der Wille zum Tod. Fehler wurden gemacht und die Germanwings wusste, dass der Bord-Offizier Probleme gehabt hatte. Anstatt eine kontinuierliche psychische Kontrolle vorzunehmen, wird es jedem selbst überlassen, ob er bereit ist, mit Psychologen in den Dialog zu treten. Aber das birgt die Gefahr, dass dies falsch bewertet werden könnte und hier die berechtigte Angst vor einem Entzug der Fluglizenz und das Aus einer Karriere. Für einen jungen Mann ein Alptraum. Am Tag des Unglückes war er vom Arzt krankgeschrieben worden. Er zog vor die Unterlagen zu zerreißen, um kein Verdacht aufkommen zu lassen und das führte zur Katastrophe. War das der ständige Stress, als Versager eingestuft zu werden? Ein sehr hoher Preis!

Nicht ohne Grund passieren immer wieder Vorfälle mit Menschen, die in Therapie sind. Wie in einem Räderwerk, in dem ein Sandkorn eine Störung verursacht, kam sehr wahrscheinlich eine Stimmung-Schwankung zu Stande, die ihn zu diesem totalen Gau führte. Es ist nicht rational zu erklären und Menschen sind keine seelenlosen Wesen, die immer so funktionieren, wie es gewünscht wird. Das hat mit Sicherheit unschuldigen Menschen das Leben gekostet. Warum hat er nicht alleine einen Suizid vorgenommen? War es ein Racheakt gegen die Gesellschaft in der er sich anpassen musste? War das die Angst, einsam das Blatt umzudrehen oder ein letzter Versuch zu beweisen, dass er Macht über Tod und Leben besaß? Ein Versuch, seine Anonymität beiseite zu schieben? Das kann man nicht erklären und wäre er noch am Leben, wäre er auch nicht in der Lage, es zu tun. Das ist das Vorzeichen einer gestörten Seele unter der immer mehr Leute leiden. Soll man jetzt Mitleid haben? Trotz aller Erklärungen kann ich es nicht schaffen und mich packt die Wut vor solch einer egoistischen Haltung, auch wenn er dafür keine Schuld trägt, da er krank war.

 

In diesem Sinne.
Alles Liebe aus München, die Stadt in der die Glocken für Ostern läuten werden, egal was passiert.

Pierre
//pm

Lieber Pierre,
In Frankreich wurde das laizistische Prinzip durchgesetzt, Religion und Staat werden als getrennt angesehen, in jeglicher Konsequenz. Religion gehört nicht in den öffentlichen Raum und ist Privatsache eines jeden Einzelnen. Wäre es doch auch so! Religion ist der Dreckmantel für Gewalt, Mord, Fanatismus oder auch Resignation vor dem eigenen Leben und der Realität. Für mich gibt es keine Religion, ich bin konfessionslos und lebe sehr gut damit. Laut unserem demokratischen Gedanken sollten wir allen Religionen gegenüber den gleichen Respekt entgegen bringen und der Staat sollte sich neutral verhalten. Kann er das denn überhaupt, wenn überall auf der Welt Religion in die falsche Richtung kippt? So Gott will, so Allah will… alles nur Ausreden und Mittel zum Zweck? Ja, behaupte ich. In den heimischen Reihenhaussiedlungen hauen sie sich die Köpfe ein, wenn der Apfel vom Baum auf´s falsche Grundstück fällt und sitzen dennoch Sonntags betend vereint in der Kirche. Eine Farce! Verlogenheit bis zum geht nicht mehr und das hat nichts mit Christentum zu tun. Ohnehin ist das ein sehr spezielles Thema, reine Spionage. Buße tun? In der damaligen Zeit ein Mittel um Informationen aus den Bürgern raus zu quetschen und ihnen das Gefühl eines reinen Gewissens zu geben.
Und nehmen wir mal die „deutschen“ Buddhisten. Was soll der Unsinn? Das können sie hier gar nicht so leben, weil wir eine ganz andere Kultur haben, die dahinter steht – wir sind hier ja nicht in Indien. Ob wir wiedergeboren werden? Ehrlich gesagt, das kann ich nicht beantworten, ich lebe noch. Glauben kann Berge versetzen, das mag dahinter stehen vor der Angst, eines Tages das Zeitliche segnen zu müssen. Sie können alle glauben, was sie wollen, ich glaube nur eines: ein guter, ehrlicher Mensch ist das größte Geschenk auf dieser Welt und dafür brauche ich keine Religion.
Lieber Pierre, Toleranz, Akzeptanz, Religion, Fanatismus…von welcher Seite aus auch immer wir es betrachten, es ist ein sehr langes Thema und würde meinen heutigen Brief erschöpfen. Religion hat in meinen Augen mehr Unheil in der Welt angerichtet als zu einem friedlichen Konsens zu führen. Religion ist die völlige Verblendung und der in den Menschen immer noch schlummernde Aberglaube. Dem einen mag es helfen durch das Leben zu kommen, dem anderen gibt es den Freischein für radikale, verbrecherische Taten.
Katholische Kirche? Vergiss es! Weltfremder, korrupter und verlogener geht es nicht mehr und ich verurteile diesen Sauhaufen zutiefst. Auf dass ich in der Hölle schmore, weil ich so unangepasst bin…aber fairerweise muss ich sagen, dass eigentlich nicht die Religionen verantwortlich zu machen sind, sondern wieder einmal die Menschen selbst.

 

Im Namen … meines gesunden Menschenverstandes,
alles Liebe, Amen.

 

Petra

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Liebe Petra,

in deinem Brief mit dem Thema Freiheit ist mir deine Sicht über das Tragen des Kopftuches in öffentlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel die Schule, aufgefallen. Mit Recht sprichst du von Toleranz in diesem Zusammenhang. Wenn unsere Gesellschaft sich für eine freie Meinung einsetzt, sollte sie akzeptieren, dass Menschen sich nach ihrem Glauben oder Lebenseinstellung richten und sich nicht scheuen sollten, sie zum Ausdruck zu bringen. Das ist im Prinzip richtig, dennoch gibt es in diesem Zusammenhang einige Probleme. Was nun, wenn Kinder die Religion als Alibi missbrauchen, um andere auszugrenzen? Wir beobachten seit Jahrhunderten welchen Schaden die „göttliche Ideologie“ auslöst und welche Grausamkeiten, von der Hexenverbrennung bis zu den Morden des Islamischen Staates, in ihrem Namen durchgeführt werden. Das hat mit Menschlichkeit und der reinen Lehre gar nichts zu tun – es ist abscheulich. Für mich ist das die Antithese der hochgelobten Freiheit, daher bin ich für eine konsequente Trennung zwischen Religion und Staat. Für mich ist Laizismus das Grundprinzip eines friedlichen Zusammenlebens.

Daher vertrete ich die Meinung, dass in der Schule oder in anderen öffentlichen Einrichtungen, kein Religionssymbol vorhanden sein soll und das geht vom Kreuz bis zur Kippa, darunter auch das Kopftuch. In Frankreich findet der Religionsunterricht in den Glaubensgemeinden statt, nur so ist es möglich, aus der Sicht der politischen Behörden, Spannungen fernzuhalten. Ob von links oder von rechts, eine sehr große Mehrheit setzt sich dafür ein. Um glaubwürdig zu sein, dürfen keine Ausnahmen gemacht werden, jeder Bürger ist gleichgestellt, das heißt aber bei weitem nicht, die Religionsfreiheit zu verhindern. Wenn man heute sieht, wie Kinder indoktriniert werden, sollte diese Einstellung nicht missverstanden werden. Eine 16jährige ist in München verschwunden und es ist anzunehmen, dass sie nach Syrien „ausgewandert“ ist, um die Islamisten zu unterstützen, die „wahre Botschaft zu verkünden“. Wir wissen viel zu gut, was das bedeutet: Das Köpfen von Andersdenkenden! Das wird auch nicht der Laizismus verhindern können, aber es sollte alles getan werden, um solche Gedanken zu verhindern und dazu gehört das Entfernen von religiösen Symbolen in der Schule, zum Beispiel.

Du siehst, liebe Petra, dass ich irgendwie schwanke. Ich wäre schon für die vollständige Freiheit, wenn die Menschen sich gegenseitig respektieren würden, aber das ist leider nicht der Fall. Wer aus der Reihe tanzt wird noch immer diskriminiert und mit dem Finger auf ihn gezeigt, deshalb muss alles getan werden, um Spannungen abzubauen. Wenn das nicht vom an Schulalter getan wird, führt es zwangsläufig zu einer Eskalation und das geht vom Mobben bis zum Mord. Der Gedanke des Laizismus besteht darin, jeder Art von Ideologie Paroli zu bieten und das im Namen eines friedlichen Zusammensein. Laizismus ist nicht mit Atheismus gleichzustellen. Religionen werden respektiert, aber in einem bestimmten Rahmen. Hinzu kommt noch, wenn sie zu sehr mit dem Staat verflochten sind, dass jede Art von Kritik ausbleibt und das wäre ein herber Verlust für den demokratischen Dialog. Liebe Petra, gerade heute ist er notwendiger denn je.

 

Herzliche Grüße,
Pierre

//pm

Lieber Pierre,

ich betrachte Freiheit einmal aus philosophischer Sicht. Freiheit lässt immer die Wahl, aus verschiedenen Möglichkeiten auszusuchen und sich freiwillig zu entscheiden. Doch ist Freiheit wirklich frei? Nein. Freiheit ist geprägt von der Toleranz und dem bestehenden Wertesystem und jeder definiert Freiheit anders. Freiheit birgt ebenso die Toleranz wie die Intoleranz. Wir verbieten anderen Kulturen das Tragen eines Kopftuches am Arbeitsplatz und wollen uns gleichzeitig als eine freie Gesellschaft definieren. Nur, wo fängt die Freiheit an und wo hört sie auf? Wo beginnt Freiheit und wann wird Freiheit zu einem Gefängnis? Wenn Freiheit nicht in die richtigen Wege geleitet wird. Nehmen wir an, ein Kind hat alle Freiheiten und darf hingehen, wo es will, machen, was es will, schreien, wann es will… es hat keinerlei Orientierung, aber sicher jede Menge Freiheit, mit der es gar nicht so recht etwas anzufangen weiß. Das heißt also, Freiheit ist gekoppelt an eine vernünftige Auswahlmöglichkeit (Selektion), an die jeweilige Gesellschaftsstruktur und an Regeln. Ist es meine Freiheit, wenn ich rotzend, glotzend „Arschloch“ schreie oder ist es einfach ein schlechtes Benehmen? Ich nehme mir die Freiheit, zu urteilen, zu schreiben, zu reden, zu leben, zu fordern und vieles mehr, aber Freiheit ist nur dann wahre Freiheit, wenn ich diese Möglichkeiten in eine positive Richtung bringe. Damit wären wir beim Thema: wir befreien uns aus radikalen Verhältnissen, aus einer intoleranten Gesellschaft, aus Zwangsmaßnahmen und gleichzeitig wenden wir Zwangsmaßnahmen an. Wenn und wann und wo es uns passt! So lange es Menschen gibt, die ihre Position dafür verwenden, andere Menschen zu diskriminieren, zu verletzen, anzugreifen… so lange wird es keine Ruhe geben. Es ist also wichtig, w e r den Schlüssel zur Freiheit in den Händen hält und was er mit dieser Macht tut. Auf der einen Seite schreien wir alle nach Freiheit, aber gleichzeitig sind wir verdammt unfrei in unseren Vorurteilen und Intoleranz. Das wäre nun meine leicht philosophische Begriffsbestimmung, lieber Pierre.
Wenn Freiheit uns Angst macht, weil freie Menschen, andere Menschen wiederum unfrei machen wollen, dann braucht diese negativ verstandene Freiheit einen Kick ins Positive. Dabei drehen wir uns leider im Kreis, denn Menschen sind niemals frei von schlechten oder guten Gedanken. Es gibt Gutes und Böses, es gibt Verstand und Blödheit, es gibt Mut und Arschkneifen, es gibt Kämpfer und Versager. Es gibt alles, Pierre, nur eines gibt es nicht: die Freiheit der Menschen, völkerübergreifend in Frieden weltumspannend miteinander zu leben.
Ich wünsche dir heute ebenfalls Freiheit,

 

herzlichst,
Petra

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Liebe Petra,

abdanken, auswandern, in die innere Emigration flüchten, das ist aus meiner Sicht die fatale Haltung vieler Intellektueller – sich nur nicht mit den Begebenheiten der Gegenwart konfrontieren. Heute gäbe es Grund genug, dass diese Herrschaften endlich ihr Maul aufreißen, um das Volk auf die Gefahren des Radikalismus, des Fremdenhasses und der Ausgrenzung aufmerksam zu machen. In einer Woche findet in Frankreich die erste Runde der „Départementales“ statt. Das Ergebnis wird für die Demokratie katastrophal ausfallen, die Nationale Front liegt in den Vorhersagen bei 35%. Sie wird die erste Partei Frankreichs sein. Marine Le Pen hat die Absicht ab 2017, die Todesstrafe wieder einzuführen, zum Franc zurückzukehren und die Ausländer zu „züchtigen“. Ein Polizeistaat kann nicht ausgeschlossen werden, also aus mit der Freiheit! Und was machen die Schöngeister? Viele von ihnen schweigen und träumen von einem Exil in der Südsee. Gerade die Menschen, die Verstand haben sollten, versagen, wie übrigens der Philosoph Martin Heidegger, der sich nicht scheute, mit den Nazis, aus Opportunismus, an einem Strang zu ziehen! Liebe Petra, das ist zum kotzen, wenn die geistige Elite eines Landes sich so verhält. Anstatt die Puppen auf den Laufstegen tanzen zu lassen, sollten sich die Kreativen für die Freiheit einsetzen, aber damit ist keine Kohle zu generieren. Es wird mir übel, wenn ich diese makabre Komödie beobachte. Wellness hat unseren Verstand ausgetrocknet und wenn die Prominenten nicht rebellieren, wie soll der kleine Bürger verstehen, was sich hier abspielt?

Und dann die hirnrissige Bemerkung: „Wenn ich es gewusst hätte!“ Das haben die Jünger des großen Adolf von sich gegeben, als Deutschland in Blut und Trümmern da lag. Über Nacht haben sie sich in Demokraten verwandelt und den Spuk, den sie mitgetragen haben, vehement verurteilt. Mea culpa ohne Ende! Ich bin der Meinung, dass sie sich diese Katastrophe hätten ersparen können, wenn sie rechtzeitig gehandelt hätten, aber sie waren zu feige – wie die heutigen Pappfiguren, die mehr an ihre Karriere denken, als an die Ethik. Liebe Petra, ich habe es satt, unentwegt das akademische Geschwätz zu hören. Sich nur nicht die Hände dreckig machen, scheint eine Lebenseinstellung zu sein. Natürlich gibt es auch Menschen, die gegen den Strom schwimmen, aber ihre Stimme verstummt in der Öde der Gleichgültigkeit. Das müssen wir ändern und alles tun, um uns Gehör zu verschaffen, denn das sind wir den nächsten Generationen schuldig.

Tut mir leid Pessimismus zu verbreiten. Ich würde mich gerne mit den schönen Seiten des Lebens befassen, aber es herrscht Alarmzustand und wir müssen alles unternehmen um den Graben zwischen Arm und Reich zu verringern. Menschen, die keine Zukunft mehr sehen, neigen zum Amoklauf – in diesem Fall den rechtsextremistischen Populismus. Es geht ihnen nur noch um die Zerstörung einer Gesellschaft, die sie ausgekotzt hat und dass es noch schlimmer kommen kann, wollen sie ignorieren. Hier wären kluge Köpfe gefragt, aber sie haben die Flucht ergriffen. Klar, es gibt Demos gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen die Willkür, aber sie verstummen sehr bald, wie wir in Frankreich beobachten können. Warum erheben sich die Millionen Menschen, die aus Solidarität für die Opfer des islamischen Terrors auf die Straße gegangen sind, nicht gegen den dialektischen Terror der Rechtsextremisten? Und das nur zwei Monate später. Ich kann das nicht erklären, vielleicht ist es nur die Angst. Trübsinn zu verbreiten ist sicherlich nicht die Lösung, aber mit Smileys ist es nicht getan.
In diesem Sinne!

Herzlichst,

Pierre
//pm

Liebe Petra,

heute kreisen meine Gedanken um die Kohle. Wie du weißt, verfolge ich mit Interesse was sich auf dem Finanzmarkt so abspielt. Die Initiativen von Mario Draghi, der Boss der EZB, finde ich in der Sache richtig. Heute muss alles unternommen werden um der Wirtschaft neue Vitamine zu verpassen. Der Ankauf von Staatsanleihen soll frisches Geld generieren, 60 Milliarden pro Monat sollen frei gestellt werden, um die Maschine wieder anzukurbeln. Schön und gut, wenn die Unternehmen etwas davon sehen! Zu oft haben aber die Banker für ihre eigenen Zwecke spekuliert und damit dem Volk geschadet und jetzt haben wir die Bescherung. Die Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone ist unerträglich, ganze Generationen werden einfach geopfert, weil es keine Zukunft mehr gibt. Immer mehr Bürger folgen dem Rattenfänger von Hameln und lassen sich von populistischen Parolen einfangen – Ausgrenzung und Intoleranz sind die Folgen. Wir haben in der kleine Gemeinde von Tröglitz in Sachsen-Anhalt gesehen, wohin es führen kann. Markus Nierth, der Bürgermeister, ist zurückgetreten, weil er sich von Anhängern der NPD persönlich bedroht fühlte und das, weil er Asylanten einen Dach über den Kopf geben wollte. Es ist niederschmetternd so etwas erleben zu müssen.

Liebe Petra, du wirst dir sicher die Frage stellen, welchen Zusammenhang solch ein Vorkommnis mit der EZB haben kann? Was sich in Frankfurt abspielt, bedeutet eine drastische Schwächung der Politik und letztendlich auch der Demokratie. So sinnvoll die Entscheidungen von Mario Draghi auch sind, er nimmt sie sozusagen im Alleingang. Das System ist so aufgebaut, dass sich die Regierungen, was unsere Geldpolitik angeht, weitgehend zurückhalten müssen und das verleiht solch einer Organisation eine riesige Macht. Hinzu kommt, dass die europäischen Banker nicht vom Volk gewählt worden sind. Fazit: wir haben nichts zu melden! Was ökonomisch vernünftig ist – Entscheidungen müssen getroffen werden – ist politisch fraglich und langfristig wird eine Entfremdung entstehen, die zum Bruch der EU führen kann. Der Mob, wie in Tröglitz, wird immer mehr Hass verstreuen, weil unsere demokratischen Regeln an ihnen vorbei gehen und das von ganz oben. Die Politik sollte sich besinnen, was sich hier abspielt und Korrekturen vornehmen. Es gibt keinen Zweifel: die europäischen Institutionen müssen neu definiert werden. Ohne Zustimmung des Volkes wird alles runter gespült werden. Wollen wir das?

Was können wir dazu beitragen? In unseren letzten Briefen waren die Kinder im Mittelpunkt und auch hier sollten sie das sein. In der Familie sollten die Entscheidungen gemeinsam besprochen werden, denn nur in diesem Rahmen kann Demokratie von Grund auf erklärt werden. Sehr schnell werden die Eltern merken, dass sie davon profitieren. Ein autokratisches Benehmen führt zwangsläufig zur Rebellion. Nicht anders beim Volk, liebe Petra. Ich denke, dass die Jugend solche Regeln übernehmen sollte und Respekt gegenüber anderen zeigen sollte. Du siehst, es geht nicht alleine um das große Geld, um die EZB und Mario Draghi, es geht vielmehr um das politische Verhalten, das weitsichtiger sein sollte, aber leider sind wir davon weit entfernt.
Im diesen Sinne,
Pierre

//pm

Mein lieber Pierre,

ein brisantes, diffiziles und außerordentlich wichtiges Thema, dass du heute ansprichst und da bist du bei mir sehr richtig. Kinder werden hinter verschlossenen Türen Zeugen und Opfer häuslicher Gewalt und tragen erheblichen psychischen – oft auch physischen – Schaden davon. Die Täter übernehmen in den allerseltensten Fällen Verantwortung für ihre Taten und finden jede Menge Entschuldigung für etwas, für das es keinerlei Entschuldigung gibt. Was sind die Gründe dafür? Hinterfragen wir sie einmal, lieber Pierre: zu frühe, ungewollte Schwangerschaften, Überforderung der Eltern oder eines Elternteils, finanzielle Nöte, Existenzängste, bereits vorhandene psychische Schäden der Erziehungspersonen, asoziale Familien, bereits vorhandene Prägung zur Gewalt der Eltern durch selbst erlebte Gewalt in der eigenen Kindheit, Drogen-, Alkoholmissbrauch, keinerlei Unrechtsbewusstsein u.v.m.

Ich lasse keine Entschuldigungen gelten, denn Gewalt passiert niemals aus Versehen. Es hat immer mit Erniedrigung, Aggression, Machtausübung, niederen Instinkten zu tun und oft wird sogar dem Opfer noch die Schuld gegeben. Erschreckend, dass diese Täter/ Eltern nach außen fürsorglich wirken, so tun, als ob nichts gewesen sei und sich manchmal sogar entschuldigen oder mit Geschenken versuchen, diese strafbaren Handlung wieder gut zu machen. Erschreckend auch, dass Nachbarn oder Bekannte (sofern sie einen Verdacht haben) nicht sofort eine Meldung an die Polizei oder das Jugendamt machen. Leider sind die auch nicht in der Lage, die Situation dauerhaft zu verbessern und für Abhilfe zu sorgen. Zu oft wurde weggeschaut und nicht rechtzeitig wahrgenommen, obwohl es eindeutige Anzeichen gab. Es passieren zu viele Todesfälle und schwere Misshandlungen von Säuglingen und kleinen Kindern die Öffentlichkeit wird erst aufmerksam, wenn die Medien bedauerlicherweise wieder einmal darüber berichten. Ein Desaster!

Gewaltbereitschaft sieht man niemandem an, es steht kein Schild auf der Stirn mit dem Satz „ich verprügele / ficke oft meinen Sohn, meine Tochter… die haben´s ja auch verdient, die Gören.“ Im Gegenteil: diesen Menschen muss umgehend jegliche Fähigkeit/ Möglichkeit auf ein Kind aufzupassen und es zu aufzuziehen, abgesprochen und untersagt werden! Sofort und unwiderruflich!

Kinder können sich nicht wehren – nicht gegen Prügel, nicht gegen sexuelle Übergriffe, nicht gegen verbale Erniedrigung. Ihnen werden bei gewalttätigen und sexuellen Übergriffen große, irreparable Schäden zugefügt, die sie im schlimmsten Fall nie wieder aufarbeiten können und ggf. in ihrem späteren Leben ebenfalls wieder zu Gewalttätern werden lassen. Schläge und Prügel sind die Waffen des kranken, armen Menschen, der sich anders nicht zur Wehr setzen kann, sagt man. In jedem Fall sind das stark psychisch geschädigte Menschen und wir können davon ausgehen, dass ihnen in der Kindheit wenig Liebe, Aufmerksamkeit, Respekt und ethisches Empfinden entgegen gebracht wurde.

Doch das ist für mich alles keine Entschuldigung für Missbrauch oder Misshandlung an Kindern, die unser größter Schatz sein sollten und glaube mir, Pierre, ich verstehe Frau Bachmann, die damals Selbstjustiz ausübte. Unsere Justiz hat in meinen Augen in diesen Fällen ein viel zu mildes Strafmaß und sucht Gnade für Monster. Mögen nun die Rechtsanwälte mit ihren Paragraphen kontern … Kinder müssen beschützt werden. Sie brauchen Liebe, Verständnis, Respekt, Wärme, Bildung, Nahrung…aber niemals Schläge, auch wenn das früher eine gängige (und sehr falsche) Erziehungsmethode war.

Der Europarat sieht Handlungsbedarf, aber ob die Gesetze von den Menschen, die zu der o.g. Gruppe gehören, überhaupt akzeptiert oder wahrgenommen werden? Das sehe ich nicht so. Gerade diese Leute brauchen dringend psychologische Hilfe und idealerweise führt man vor dem Zeugungs-Schuss und der Empfängnis den „Eltern-Führerschein“ ein – aber das entspringt meinem phantasievollen Idealbild.

Für die Kinder dieser Welt, mein Appell an ihre körperliche und geistige Unversehrtheit!

 

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

heute bin ich auf eine Nachricht gestoßen, die mich nachdenklich gestimmt hat. Der Europarat, das Organ, das über die Menschenrechte wachen muss, hat Frankreich eine Abmahnung zukommen lassen. Es geht um erzieherische Maßnahmen, wie die Ohrfeige oder den Klaps auf den Po, was aus der Sicht der Straßburger Behörde unterbunden werden soll. Im Land der Revolution schließt man die Augen, wenn sie in einem „humanen Maß“ angewendet werden. Wer es bestimmt sind die Täter und das heißt in den meisten Fällen die Eltern. Schon da liegt die Krux! Für die einen genügt eine mildere Strafe, für die anderen kann es nicht schaden, wenn es weh tut. Ich spreche mich deshalb gegen jede Art von Gewalt im häuslichen Bereich aus, lehne sie absolut ab und das ohne Ausnahme, da ich weiß, dass sie Gegengewalt provoziert. Schon aus diesem Grund ist das totale Verbot für mich gerechtfertigt. Natürlich weiß ich auch, dass die Hand ausrutschen kann, aber ist das ein Argument für den Gesetzgeber, Milde zu zeigen? Nein, es ist feige sich an einem Schwächeren, und das sind die Kinder, auszulassen. Oft stehen andere Gründe im Vordergrund, wie Arbeits- oder Ehestress. Luft lassen kann nicht bedeuten, seine Kinder zu quälen!

Ich habe jahrelang in den Vorstädten Frankreichs gedreht und es mit zahlreichen Jugendliche zu tun gehabt, die außer Rand und Band wahren und kriminell wurden. Ich konnte auch einen Blick in ihre Familien werfen. Die Mühe, den Unterhalt der Sippe zu garantieren, hat oft die Atmosphäre verseucht so wie auch die Angst arbeitslos zu werden, was oft der Fall war. Die Ehen sind daran zerbrochen, aber da es nicht in Frage kam sich scheiden zu lassen, kam es zu einer latenten Gewalt, die die Kinder ausbaden mussten. Anstatt zu Hause zu bleiben, wurde „ihre Wohnung“ die Straße und dort galt es, sich zu bestätigen. Hier kam raus, was die Kids daheim erlebten: Schläge, Hiebe und vieles mehr noch. Man sollte nie irrtümlich glauben, dass so etwas nur in solchen Kreise passiert, denn auch in der dumpfen Umwelt des Bürgertums sind gleiche Phänomene zu beobachten. Hier geht es oft um eine geistige Verwahrlosung, unter der die Kinder sehr leiden und gerade da sind Übergriffe jeder Art leichter zu vertuschen, weil sie sich hinter einer respektablen Fassade verbergen. Kein Wunder, dass Pädophilie keine einzelnen Fälle sind!

Liebe Petra, ich setze mich für die Kinderrechte ein, weil ich weiß, dass sie nur mit einer adäquaten Behandlung für ein ganzes Leben Gleichgewicht bewahren können und oft stelle ich mir die Frage, wie Menschen zu Terroristen geworden sind. Immer wieder wurde ihnen Gewalt, mehr oder weniger bewusst, in die Wiege gelegt. Wenn wir den Versuch wagen sollten, trotz des Mistes, den wir heute erleben, die Welt zu verbessern, kann das nur bei den Kindern geschehen. Sie sollen lernen Respekt gegenüber anderen zu üben, auch wenn Abneigung im Spiel ist – das ist das wichtigste Merkmal einer guten Erziehung. Wenn die Eltern immer wieder ausrasten, können sie nicht erwarten, dass ihr Nachwuchs sich in der Gesellschaft anders benehmen wird.
Im diesen Sinne,

Pierre

//pm