Warum denn immer nur Sinnvolles? Geht nicht mal der blanke Unsinn, der uns so sinnvoll durch den Tag begleitet? Mehr davon! Staubtrocken grübelt die gealterte Rosine über die letzte sexuelle Bauchlandung nach, grottenernst lässt er das ganze Dilemma seiner Ehe Revue passieren. Na und? Manchmal gibt es Wichtigeres. Die Gesundheit zum Beispiel oder der Frieden. Oder die Natur. Oder, oder. Der Deutsche grübelt lieber bis es raucht und hat gar nicht verstanden, dass der blanke Quatsch hochkreativ sein kann. Je mehr schräges Zeug umso freier der Geist und je zick-zackiger die Gedankenkurven umso größer der Output. Einige Philosophen haben uns gelehrt, die Dinge mit Humor zu nehmen, mögen sie auch noch so ernst sein. Ernst ist ja immer alles und ernsthafter als in Deutschland geht es kaum noch. In vielen südlichen Ländern geht es den Menschen keineswegs besser – eher schlechter – aber sie leben und sie tragen es mit einer an den Tag getragenen Leichtigkeit, die für uns erbarmungswürdig scheint. Loriot war ein exzellenter, feinsinniger Beobachter, der sehr wohl die Fehler und Probleme der Menschen kannte. Aber er verpackte sie in eine einzigartige Situationskomik, die seinesgleichen sucht. Mögen wir Monty Python? Na klar, der schwarze Humor hat uns schon immer unter´ m Tisch landen lassen, vor lauter Lachen. Und? Wo ist denn der Humor, wenn sie ihr Bankkonto betrachten? Wo ist der Spaß, wenn es in ihrem Leben ans Eingemachte geht? Verschwunden. Wie wäre es, das alles mit einem befreienden Lächeln zu betrachten und sich nicht niedermachen zu lassen von den düsteren Gedanken? Denken wir nun an Hängetitten und graust es uns bei der Vorstellung, dass das schier entsetzlich aussieht? Na und? Geht es nicht jedem eines Tages so? Sacken nicht alle Murmeln irgendwann nach unten? Nehmen wir also ein wenig Abstand von Verurteilungen und intoleranten Schönheitsidealen oder davon, wie man leben oder sein muss! Es gibt keine Regeln im Leben, außer der, etwas zu respektieren. Damit meine ich den Respekt vor dem Leben, dem Individuum, der Pflanze, dem Großen und Ganzen. Respektieren wir einfach wie es ist und nörgeln wir nicht an allem rum. Wer Spaß versteht, muss ein gesundes Selbstgefühl haben und sogar Verstand, denn das setzt der Humor voraus. Und genau daran hapert´ s wohl. In den Communities auf deutschen Seiten finden wir staubtrockene, gähnend langweilige Fotos, Statements und Shares. Schauen wir über den Tellerrand unseres Landes, wird´s ein wenig abwechslungsreicher. Sketche entstehen nicht, indem wir gradlinig und tunnelblickend denken, sondern verrückt und irre wie ein Rüde, der die Duftmarke einer läufigen Hündin riecht und seinen letzten Schuss abgeben möchte. Die ganzen „schlimmen Dinge“, die wir so alle im Laufe des Jahres hinter uns gelassen haben, sollten uns nicht traurig stimmen. Spaß ist, wenn die Müslischale auf den Boden klatscht und ihre Wände mit Vollkornflocken übersät sind. Nein? Doch! Weil es immer schlimmer kommen könnte, es gibt immer ein Schlimmer. Ist es wirklich so wichtig, wenn die Möpse nach unten rutschen oder der Slapstick tatsächlich schlapp macht? Verrückte Sachen richten das Chaos und sind kein Widerspruch. Humor ist eine der wichtigsten Eigenschaften und öffnet Herzen, warum also in Deutschland so bitterernst? Geht es uns denn wirklich so scheiße, dass wir stets mit einer angepissten Fresse durch die Gegend laufen? Jedes Problem ist leichter zu ertragen, wenn wir es ein bisschen locker sehen, über uns lachen können und auch über die schwierigen, absurden Situationen. Das Lachen vergeht uns nämlich tatsächlich, wenn wir gnadenlos alles stets n u r mit Verstand, Ernsthaftigkeit und straffen, geordneten Strategien regeln wollen und wir Menschen sind tatsächlich die Einzigen, die Humor als Charaktereigenschaft haben – nutzen wir sie! Sinnloses Zeug zeigt uns durchaus den sinnvollen Weg.

 

© Petra M. Jansen

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Tagein tagaus stehst du am Fenster und wartest auf Regen. Er kommt nicht. Es regnet nicht. Wechsel des Bildes vor deinen Augen? Fehlanzeige, es findet nicht statt. Morgen träumen wir vom Gestern, heute träumen wir vom Morgen. Vorgestern ist heute, übermorgen ist Jetzt. Tagein, tagaus siehst du das Gleiche. Vom Fenster aus. Du stehst am Rand des Lebens, inmitten deines Haufens Scheiße, der dich nicht fasziniert. Entsetzt über dich lauerst du auf Hoffnung. Schwermut in deinem Blick. Es geht nicht vorwärts, nicht zurück. Stillstand statt in sich ruhend. Träge wischt du die Träne unter deinen Augenrändern weg. Was ist eigentlich geschehen? Hast du den Absprung verpasst? Hast du den Sinn des Lebens nicht verstanden? Rennst weg und bist auf der Flucht deines Glücks? Wo steht geschrieben, wie es beschaffen ist? Einen Kaffee in der Linken, die zehnte Kippe in der Rechten. Starrst auf die Wolkenbildung, die keine Formen hat. So wie dein Leben keine Form mehr hat. Der Vorhang ist hochgezogen, die Bühne leer. Scheiße gelaufen ist das alles, da stehst du nun und grübelst. Eine neue Frau? Ein neuer Mann? Ist es das, was dein Leben wieder lebendig macht? Ist der Job ein Maloch für´ s Leben? Drauf geschissen, auf die Kohle! Du willst das Feuer spüren und riechst die Asche. Jeden Tag ein halbes Kilo mehr auf den Hüften. Langweile macht dich zum fressenden Märtyrer, der Ausschau hält nach Fitness. Geistig , körperlich, emotional. Gelangweiltes Dasein, dass du hast. Langweiliger als der Schlaf des Todes. Lebe verdammt nochmal die Spuren deiner Vergangenheit. Und rufe den einsamen Ruf des Helden.

 

© Petra M. Jansen

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Kennst du die Wahrheit? Spricht man immer die Wahrheit? Gibt es die Wahrheit, die so wahr ist, dass man damit leben kann? Ist Wahrheit nicht immer eine Sicht der Dinge? Je nachdem, wo man steht und mit welcher Erfahrung man darauf blickt? Ist Wahrheit nicht subjektiv? Wahrheit ist eine Lüge. Was ist denn Wahrheit? Philosophen der Welt haben sich schon den Kopf darüber zerbrochen, die Definitionen finden keine Lösung. Die Wahrheit gibt es nicht, obwohl so gerne damit kokettiert wird und jeder behauptet, er spreche die Wahrheit. Dafür aber braucht man zuerst einen abgekoppelten, neutralen Blick von sich selbst. Schwer genug, das zu erreichen und noch schwerer, die Wahrheit in den Augen des anderen zu lesen. Wollen wir gerne, möchten wir gerne, wünschen wir uns. Die volle Wahrheit – will die überhaupt wirklich jemand hören? Wäre sie nicht unendlich beleidigend und niederschmetternd?

Was weißt du schon von mir? Das, was ich sage. Das, was ich schreibe. Das, was ich nach außen hin zeige. Aber ist das die Wahrheit? Kann die Wahrheit nicht sein, dass ich eigentlich ganz anders heiße und meinen Namen im Laufe des Lebens ändern musste? Kann es nicht sein, dass ich meine gesamte Identität ändern musste, um am Leben zu bleiben? Kann es nicht sein, dass ich beruflich gar nicht das bin, was ich vorgebe zu sein? Kann doch sein, dass ich Undercover arbeite und meine wahre Person gar nicht in Erscheinung treten darf. Kann auch sein, dass ich ein Vorleben hatte, das ich verschweigen muss. Kann auch sein, dass ich ernsthaft meinen Arsch retten musste. Oder einfach, dass ich so sorgfältig und geheim arbeite, um an Informationen zu kommen, die ich unter meiner echten Identität niemals bekäme. Nur um zu sehen, wo der Hase wirklich seine Haken schlägt.

Was also wissen wir von Menschen, die uns nahe stehen? Wir wissen immer genau das, was sie uns sagen oder zeigen. Und nur die wenigsten sind in der Lage, so aufmerksam zu sein, dass sie irgendwo – ganz versteckt vielleicht – vermuten, dass da etwas anderes dahinter stecken könnte. Vielleicht viel mehr als sie dachten? Was ist mit den verdeckten Ermittlern der Polizei, die nie preisgeben dürfen, wer oder was sie wirklich sind? Was mit den zahlreichen Journalisten, die inkognito arbeiten und jahrelang recherchieren, sich in Gefahr begeben und alles riskieren, um die Leute mit Informationen und Aufklärung zu versorgen?

Denken wir also nie, wie wissen die Wahrheit über einen Menschen. Es kann genauso eine suggerierte Wahrheit sein. Was also wissen wir? Nur das, was sie uns sagen, zeigen, offenbaren. Nicht selten gibt es Überraschungen, die so manchem den Mund geöffnet haben, sodass ihre Klappe weit offen stand und sie ihre Augen am besten verschlossen hätte. Vor so viel Wahrheit – mehr Wahrheit als sie eigentlich vertragen konnten.

 
© Petra M. Jansen
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Lieber Pierre,
es tut mir leid, was ich heute lesen muss und es trifft einen umso härter, wenn das im engsten Familien- oder Bekanntenkreis geschieht. Wer kennt nicht jemanden im nahen Umfeld, der an Krebs erkrankt ist und entweder daran gestorben ist oder noch immer – mittels Chemotherapie oder anderen Behandlungsmethoden – auf einen Sieg über diese Pest unseres Jahrhunderts hofft? Im Laufe meines Lebens habe ich nicht nur meinen Vater in sehr jungen Jahren verloren sondern auch bereits einige liebe Freunde und Bekannte. Eine junge Frau in meinem Bekanntenkreis verstarb letztes Jahr und es gab keine Chance. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tückischsten Krebserkrankungen. Man entdeckt ihn durch Zufall und in dem Moment, wo er entdeckt wird, ist es auch das sofortige Todesurteil. Keine Therapie der Welt kann diesen hochaggressiven Krebs heilen oder das Krankheitsbild vorübergehend verbessern. Erkennen bedeutet unausweichlich Tod innerhalb sehr kurzer Zeit.
Nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der Krebs die zweithäufigste Todesursache. Etwa 250.000 Menschen sterben jährlich daran und ca. 500.000 pro Jahr erkranken an Krebs. Grund für die Wissenschaftler zu forschen und Grund für viele Stiftungen, wie z.B. die Deutsche Krebshilfe u.a., Gelder zur Verfügung zu stellen und die wissenschaftlichen Arbeiten zu unterstützen. Bisher sah man einen engen Zusammenhang zwischen genetischer, familiärer Vorbelastung und der Fortsetzung der Erkrankung in der nachfolgenden Generation, aber das stimmt nur zum Teil. Fakt ist, dass unsere Umwelt, die Schadstoffe, die Nahrung, das Alter eine Rolle spielen. Ich denke, wir essen jede Menge „belastete“ Nahrungsmittel und verwenden viel zu viel Plastik, sind dem Feinstaub ausgesetzt, Asbest, Elektrosmog und Viren. Eine Impfung gegen Hepatitis B ist sinnvoll, Bewegung ist sinnvoll, gute Nahrung ist sinnvoll und eine regelmäßige Vorsorge-Kontrolle. Eine absolute Sicherheit und Garantie, nicht an dieser tückischen, fehlerhaften Zellteilungs-Erkrankung, die gesundes Gewebe verdrängt, zu erkranken, gibt es nicht. Mit Hochdruck arbeiten Mediziner und Wissenschaftler seit vielen Jahren daran, den Krebs zu erforschen und Maßnahmen zu entwickeln, die ihn eindämmen oder vernichten. Fehlanzeige!
Lieber Pierre, so traurig es klingt… Krankheiten gab es schon immer, die Tausende und Millionen dahin gerafft haben und es wird auch immer wieder neue Erkrankungen geben. Das gehört zum Leben ebenso dazu wie der Unfalltod – tragisch und oft in jungen Jahren. Also Kopf hoch und machen wir den Menschen, die wir kennen, Mut, den Rest ihrer Zeit mit dieser Erkrankung so angenehm wie möglich zu verbringen. Das Ende blüht jedem von uns – früher oder später. Leben bedeutet auch Risiko und am Ende steht die Beerdigung. So ist es. Und wenn uns das klar geworden ist, frage ich mich auch, wieso manche Leute sich das Leben so schwer machen, anstatt tatsächlich zu leben und zu genießen.

 

Eine herzliche Umarmung,

Petra

© Petra M. Jansen

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Komisches Alter

Wie ist das mit Ende Vierzig? Komisches Alter! Die Alten nerven, die Jungen nerven … vielleicht nerve ich mich selbst?! Midlife-Crises? Blöder Kram! Dafür bin ich zu alt! Ich sagte einmal, dass man mit der Vier vorne dran so richtig schön in Ruhe gelassen wird. Kein erhobener Zeigefinger der Älteren mehr: „Bub, darauf musst Du achten!“, „Junge, schaffst Du das?!“ und dergleichen. Von der Jugend wirst Du wegignoriert. So, als sei man nicht da. Die nächste Stufe ist wohl: „Darf ich Ihnen über die Straße helfen?“. Gibt es das noch? Wann bietet man mir altersbedingt einen Sitzplatz in der U-Bahn an?! Zu alt, um Vorbild zu sein, zu jung für die Weisheit des Alters. In mancherlei Hinsicht spricht man von Orientierungslosigkeit. Leute, noch weiß ich, wohin ich gehe! Ich mag mich beim Schuheanziehen und -schnüren mittlerweile hinsetzen. Beim Aussteigen aus dem Fahrzeug dauert es etwas länger. Ok! Man braucht keinen Sport zu machen, wenn tägliche Verrichtungen zu sportlichen Anstrengungen werden. Als Kurzsichtiger schaue ich beim Zeitungslesen nicht durch, sondern über die Brille. Lesebrille braucht man nicht. Noch nicht! Wie lange noch? Der Zahn der Zeit fordert seinen Tribut. Wenn das Kreuz jetzt schon so schmerzt, wie wird das erst in zwanzig Jahren?! Alles Mist! Das Phänomen Zeit hat sich auch verändert. Es kommt einem vor, als greife man am Strand in den trockenen Sand. Sie, die Zeit, rinnt einem durch die Finger. Man kann sie nicht festhalten. Gefühlt hat man vor einigen Tagen Silvester gefeiert, heute ist Juni. Jemand sagte einmal vor vielen Jahren: „Der Tag hat 24 Stunden. Reichen diese nicht, dann nimm die Nacht dazu!“. Ein weiser Mensch, ein Scherz über den Mangel an Zeit! Aber es gibt noch andere Veränderungen: ich schätze die Ruhe, lege immer mehr Wert auf Kultur und gehe langsam, wenn ich es eilig habe. Ich weiß heute, wie die Asiaten sagen, dass Menschen nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel stolpern. Ramba-Zamba ist nicht mehr, jedenfalls selten, bei Filmen lege ich Wert auf innere Handlung. Ja, und ich glaube, dass jeder Mensch, sofern er bewusst lebt, dieser Gesellschaft etwas zu geben hat. Vielleicht unmerklich, aber es kommt etwas rüber. Alles Gold und Silber dieser Erde kann den Wert guter Bücher nicht aufwiegen, Wissen ist wichtiger als Reichtum und Besitz. In den Tag hineinzuträumen – beste Grüße an die Tagträumer – wird zur Zeitverschwendung, Sprichworte wie „Jeden Tag eine gute Tat!“ erlangen Bedeutung. Im Tun liegt die Gestaltung des Lebens, nicht im Sich-Treiben-Lassen. Mit jedem Tun eröffnen sich eine Menge neuer Wege, aus welchem man sich morgen wieder einen aussuchen muss. Man hätte, retrospektiv, einiges anders machen können. Aber dann wäre man heute nicht hier. Mancher Fehler hätte vermieden werden können. Dafür hätte man andere gemacht. Nein, er war schon gut so, der Weg bis hierher! Also, warum rege ich mich auf?! Über meine Unzulänglichkeit, meine „Jugend“? Über die Tatsache, dass mir noch die Fähigkeit fehlt, innerlich gelassen zu bleiben? Vielleicht könnte ich hier schon etwas weiter sein. Aber ich denke, die – wenn auch harte – Erkenntnis, dass man den Lauf der Welt als ganze als Einzelner nicht aufhalten oder ändern kann, ist doch schon einmal ein Anfang. Und so beginne ich, an den kleinen Dingen zu arbeiten. Das kann etwas werden … Und für neue Anfänge ist es nie zu spät!

© Thomas Dietsch

Lieber Pierre,

mit welchem Selbstverständnis wir doch durch das Leben gehen!? Ist es nicht so, dass wir jeden Tag dankbar dafür sein dürfen, wenn uns nichts Schlimmes widerfährt? Nur eine kleine Verstauchung des Knöchels lässt uns humpeln, nur eine Handgelenksverletzung sorgt dafür, dass wir einhändig werden. Warum ich heute zum Thema Gesundheit komme? Stimmt damit etwas nicht, gerät der tägliche gewohnte Ablauf eines Menschen aus den Fugen und man bekommt ein völlig neues Zeitverständnis sowie die aufgezwungene Maßnahme, kürzer treten zu müssen. Wenn der Körper Signale setzt, ist es an der Zeit, das zu akzeptieren und ihm eine Weile Ruhe zu verordnen, so wie du es gerade tun musst, lieber Pierre. Keine Zeitung lesen, keine Zeile mehr tippen – alles liegt brach und bis das wieder möglich sein wird, sind die Nachrichten in den Blättern überholt. Es ist eine Kleinigkeit, die dich nieder rafft und jetzt bist du angewiesen auf den Blick in die Ferne und Weite. Ich finde das gar nicht so schlecht, wenngleich ich niemandem etwas Schlechtes wünsche. Augenklappe auf, Augen schonen, lesen geht nicht im Moment und heute sehe ich die Vorteile. Man ist plötzlich gezwungen, den Blick auf seine Umgebung zu machen, die Augen öffnen sich im wahrsten Sinne des Wortes. Schauen wir denn normalerweise über zwei Wochen einfach nur in die Ferne und lassen unsere Gedanken schweifen? Nein, wir sind abgelenkt und entweder mit lesen (auch virtuell) oder tippen beschäftigt. Für einen Schriftsteller bedeutet diese Aus-Zeit eine Qual, nicht wahr? Doch es öffnet den Blick und du wirst sehen, du wirst jetzt andere Dinge sehen als zuvor. Lieber Pierre, du siehst jetzt etwas, vor dem du deine Augen vielleicht verschlossen hattest – die Schönheit der Natur, das hübsche Gesicht deiner Frau (endlich einmal wieder so bewusst), die Sonne (weil du nicht nur hinter dem PC gequetscht Texte tippst), den Regen (du hast Zeit, lange Spaziergänge zu machen), die Welt. Jetzt hast du eine „verordnete“ Freizeit und dein Körper, dein Geist und deine Produktivität werden es dankbar annehmen und umsetzen. So ist es immer mit den Krankheiten oder einer Zeit, in der der Mensch auf Eis gelegt ist und ich finde daran durchaus viel Positives.
Dein Tagesablauf hat sich vorübergehend völlig verändert, du magst dich damit vielleicht nicht abfinden wollen, aber es ist ein Signal, dass er streikt. Es ist eine Bereicherung und eine neue Perspektive, lieber Pierre, denn wir alle sind viel zu vehement mit den täglichen Aktivitäten beschäftigt und damit, unbedingt funktionieren zu müssen. Ich höre immer wieder „nein, das geht nicht. Ich kann nicht ohne Auto sein“ oder „ich muss jeden Tag wissen, was in der Zeitung steht“ und wie du siehst, es geht alles. Es geht sogar viel besser als unsere innere Bequemlichkeit uns suggeriert und es geht immer – mit der richtigen Einstellung. Vielleicht bekommen wir auf diese Art und Weise eine Demut vor dem Leben. An einem Punkt, an dem nichts mehr selbstverständlich ist und wir den unbequemen Weg gehen oder den Verzicht üben müssen. Und vielleicht tun wir dann endlich mal Dinge, die wir vorher nie gemacht haben…

gute Genesung, lieber Pierre,
Petra

© Petra M. Jansen

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Mein lieber Pierre,
Kinder sind zweifelsfrei Zukunft, Leben, ein Zeichen von Liebe (im Idealfall) und Fortbestand, da gebe ich dir vollkommen Recht. Sie sind sicher nicht dafür da, um die Einsamkeit oder das Alter zu überwinden oder leichter zu ertragen und sie sind nicht Mittel zum Zweck. Vielleicht für unsere Politiker, die ihre marode Rentenwirtschaft danach kalkuliert und ausgelegt haben und vom Nachwuchs abhängig sind, aber nicht für mich. Kinder sind ein kostbares Geschenk! der Natur und wer sie freiwillig nicht haben will, mag seine Gründe dafür haben. Ich urteile nicht darüber in einer Zeit, in der man zwar sein verdientes Geld nicht mit ins Grab nehmen kann, wir aber eine unfassbare Überbevölkerung haben. Die Erde ist nicht mehr in der Lage diese Masse an Menschen zu ernähren und ihnen friedlichen Lebensraum zu bieten, was sollte also unsere Kinder zukünftig erwarten? Aus purem Egoismus Kinder zu zeugen, weil sie so süß sind oder weil man so gerne Mama oder Papa sein möchte und seine Gene vererben möchte, halte ich für unangemessen. Kinder sind eine große, lebenslange Verantwortung, die auch leider nicht alle Eltern übernehmen und gewährleisten können. Manche sind geistig, finanziell, altersmäßig oder aufgrund ihrer sozialen Struktur auch nicht in der Lage, eine Orientierungsperson zu sein oder Elternpflichten zu übernehmen und bekommen trotzdem Kinder. Diese landen dann in der Obhut von Pflegefamilien, werden vom Jugendamt begleitet, leben an der Grenze zur Kinderarmut, werden zu Kriminellen usw.
Ich selbst habe zwei wundervolle Söhne, wie du weißt, lieber Pierre und ich liebe sie von Herzen. Sie sind gut ausgebildet, prima erzogen, bildhübsch und heute schon wertvolle Menschen, aber was ist ihre Perspektive? Auswandern. Mein ältester Sohn sieht jetzt schon während seines Studiums, dass er Deutschland verlassen wird – wie so viele gut ausgebildete Studenten und junge Menschen in Deutschland. Es werden immer mehr und nun fragen wir uns warum? Keine Antwort. Die Antwort liegt in der Politik und in der Gesellschaft. Aber geht es ihnen woanders wirklich besser?
Sicher sind Kinder die Zukunft und zeigen das Leben, aber schauen wir auch auf die Kindesmisshandlungen und Übergriffe auf Minderjährige weltweit? Auf deren Situation in Kriegsgebieten, in denen 10jährige an die Waffe müssen und bereits in diesem Alter innerliche Greise werden? Schauen wir einmal nach Asien, wo die Kinderprostitution blüht? Sehen wir, dass Kinder immer noch verkauft werden und mit ihnen illegaler Menschenhandel betrieben wird? Schauen wir weg? Nein, das wollen wir alles gar nicht hören! Genau aus diesem Grund schreibe ich heute, dass ich meine Zweifel habe, ob es sinnvoll ist, Kinder in die Welt zu setzen und ob ich es heute noch tun würde – diese Frage habe ich mir schon gestellt – ich würde sie mit nein beantworten. Aber nicht aus egoistischen Gründen, weil ich mein Geld alleine ausgeben möchte sondern weil die Zeiten anders sind, weil sich die ganze Welt verändert hat und wir ihnen nicht mit gutem Gewissen Frieden, Gesundheit oder eine angemessene Lebensgrundlage mit guter Perspektive bieten können. Eines der der Gründe, warum wahrscheinlich so viele Modepüppchen zu Möpsen greifen…und es ist wie mit der Hundezucht: Wozu lauter Welpen züchten, wenn die Tierheime mit schlecht behandelten Hunden aus Händen von überforderten Haltern überquellen? Lieber Pierre, ich bin mir bewusst, dass meine Haltung auf Widerstand stoßen wird, aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir die Verantwortung tragen und eine solide Lebensgrundlage schaffen b e v o r wir Kinder in die Welt setzen.
Dazu ein Gedicht von mir:

 

Kindertraum(a)
Sie SCHREIEN,
weil ihnen keiner von uns zuhört.
Sie DROHEN,
weil alles von uns an sie eine Drohung ist.
Sie SCHWEIGEN,
weil ihre Worte von uns abgetötet wurden.
Sie SCHLAGEN,
weil sie spüren wollen, wo nichts mehr ist.
Wie fühlen sie in einer Welt,
in der wir sie nicht fühlen lassen?
Wie können sie vertrauen,
wenn wir uns über ihr Leben beschweren?
Fangen wir an.
Ihnen zu Vertrauen.
Den Kindern dieser Welt.

 

Herzliche Grüße,
Petra

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,

welch düstere Gedanken du heute mit dir trägst!? Der Tod gehört zum Leben – als letztendlich erlösender Schritt ins sogenannte „Paradies“. Das könnte es durchaus auch sein, wenn der Mensch einen langen Leidensweg gehen musste und sein hiesiges Leben mehr Qual als Freude bedeutete. Kann der Tod nicht wirklich die Erlösung sein? Verstehe mich nicht falsch, Pierre, niemand mag gerne tot sein, aber wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen und jedes gelebte Jahr unseres Lebens führt unabdingbar genau dorthin. Eine starker Umgang ist das, den du beschreibst und gesehen hast und ich bewundere die Menschen, die sich im Angesicht ihres Schicksals genau dem widmen, was ihre Aufgabe ist: lebendig jeden Tag genießen, so lange es noch geht.
Nimm es mal so: wenn wir uns kraftvoll und wohl fühlen, könnten wir Bäume ausreißen und sprühen vor Kraft und Energie. Sind wir schwer krank oder ist unser Leiden größer als unsere Freude, dann können wir nichts tun, außer uns darauf vorbereiten, dass der letzte Schritt a u s dem Leben gekommen ist und das akzeptieren. Tun wir das indem wir tanzen (sofern wir können) und feiern, dann ist es genau das, was richtig ist, denn niemand auf dieser Welt kann etwas ändern am Lauf des Lebens. Andersrum stellen wir uns einmal vor, wir würden ewig leben? Wollen wir das tatsächlich? Jeder kennt den Film Highlander….wollen wir das tatsächlich? Dann kommt der nächste menschliche Wunsch: wir wollen gefälligst gesund, potent, ewig jung bleiben und nichts darf uns wehtun. Lieber Pierre, das erinnert mich ein wenig an die irrsinnige Vorstellung von Dorian Gray, der weder altern noch sterben wollte.
Es ist wahr – genieße jeden Tag, den du hast und das mit vollem Optimismus und mit Freude! Mein Optimismus wurde tatsächlich niemals lange durch irgendetwas gestört oder gemindert, es ist meine Natur, mit dem Leben auf diese Art und Weise umzugehen. Gestatte mir eine ehrliche Frage: liegt nicht das Problem ganz alleine in dir und deinen Gedanken, zum alten Eisen zu gehören? Schau dir den Totenkult der Germanen, der Ägypter oder der Römer an. Jede Kultur hat sich anders mit der Thematik auseinander gesetzt und niemand! ist bisher davon gekommen. Für mich also tatsächlich eine Frage des Umgangs mit Tatsachen und es kommt letztendlich nun darauf an, wie wir das tun.
„Prost“ – auf ein neues „Leben“ jenseits des Lebens!?
Herzliche Grüße,

Petra
© Petra M. Jansen

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