Sah neulich einen Hasen mit einem Korb voller Eier. Tatsächlich? Vielleicht glaube ich auch nur, ihn gesehen zu haben. Ein fester Glaube, fest manifestiert in den Genen. Urglaube sagen manche …
Ostern: Nach altem Brauch fällt das Fest immer auf den Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond (nach gregorianischem Kalender frühestens der 22. März und spätestens der 25. April), was auf dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 endgültig festgelegt wurde. Den Vollmond deutete der Hl. Ambrosius von Mailand (339–397) als ein Symbol für die Fülle der göttlichen Liebe (vivat.de). Die älteste Bezeichnung für Ostern Eostro geht auf das 8. Jahrhundert zurück und lässt sich mit Morgenröte übersetzen. Eostro leitet sich vom indogermanischen Wortstamm ausos ab, das im Griechischen zu eos – Sonne – und im Lateinischen zu aurora – Morgenröte – wurde (wikipedia.org). Die weit verbreitete Annahme, Ostern beziehe sich auf die germanische Frühlingsgöttin Ostara, ist nicht bewiesen. Vielmehr steht dahinter die landläufige Vorstellung, Ostern müsse eine heidnische Entsprechung haben und sich auf eine solche Figur zurückführen lassen. So ist zu bezweifeln, dass das germanische Frühlingsfest Ostarum, welches vor der Christianisierung der germanischen Volksstämme gefeiert wurde und in dessen Zentrum die Frühlingsgöttin stand, zur Erklärung von Ostern tauglich ist. Aber: Hase, Eier? Der Hase taucht immer wieder im Frühlingsbrauchtum vieler Völker auf, auch als „Eier-Leger“ (mk-online.de). Er ist ein Zeichen der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens in der Natur im Frühling. In den griechischen Göttersagen ist er ein Fruchtbarkeitssymbol, denn der Hase ist das heilige Tier der Liebesgöttin Aphrodite. Lange Zeit waren Eier oder Hasen zu Ostern als Abgabe und Zins der Schuldner und abhängigen Bauern an die Gutsherren üblich. Mit dem Färben sollten die „gewöhnlichen Eier“ von den Ostereiern unterschieden werden können. Gefärbte Eier waren immer ein beliebtes Geschenk für Patenkinder, Dienstboten sowie unter Liebenden. Das Verschenken bemalter Eier … Das Ei ist in den meisten Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben. Früher hatten sich auch viele Eier angesammelt, da man in der Fastenzeit darauf verzichtet hatte. Ganz so unheidnisch scheint mir der Osterbrauch hiernach nicht zu sein. Die christliche Symbolik überlagert ältere heidnische Frühlings- und Fruchtbarkeitsriten und vermischt sich mit ihnen. So kommt es auch, dass der Hase, dessen sprichwörtliche Fruchtbarkeit als Resultat seiner Rammelspiele am offenen Feld gerade um die Osterzeit für jeden ersichtlich ist, schon früh mit dem Ei und dem österlichen Geschehen verbunden wurde. Ganz am Ende: In Byzanz war der Hase in der Tiersymbolik ein Symbol für Christus (landschafftleben.at). Whatever: allen ein frohes Osterfest!

Ob in Gender- oder Rassismusdebatten, bei Klima- oder Coronamaßnahmen: Die Stimmung ist aufgeheizt, die rhetorischen Waffen sind scharf. Wer versucht, zwischen verhärteten Fronten zu vermitteln, hat es oft schwer. Denn jede noch so zögerliche Äußerung wird sofort einem Lager zugeschlagen. Der Raum, um über die Sache selbst noch ergebnisoffen nachzudenken, ist so schwer zu finden. Nicht nur die Gesellschaft, auch das Denken selbst scheint zunehmend polarisiert und politisiert. Es gibt so eine Tendenz, das Abstrakte erst mal zu diskreditieren. In diesem Sog zum Aktuellen und Konkreten liegt eine Einengung des intellektuellen Freiraums, den gerade das Abstrakte bieten kann (Andrea Roeding, deutschlandfunkkultur.de, 21.11.2021). Bereits das Verhältnis der meisten Intellektuellen der Kaiserreichs-Zeit zur Politik im Allgemeinen war spannungsreich, und das prägte auch ihre Einstellung zur Idee und Praxis der Demokratie. Ohne Zweifel gab es demokratische Züge in der politischen
Ordnung des Kaiserreichs. Je weiter man sich von der Reichsebene entfernt, stößt man auf demokratische Praktiken, von vielen einzelnen Regionen des Deutschen Reichs ganz abgesehen. Doch für Intellektuelle war Demokratie noch keine zivilgesellschaftliche Aktivität (nur wenige kannten Tocqueville und niemand sprach von Zivilgesellschaft), sie verbanden mit Demokratie vor allem die nationale Politikebene. Ohne ausdrücklich anti-demokratisch eingestellt zu sein, war eine gewisse Demokratie-Skepsis auf der nationalen Ebene unter Intellektuellen, die sich ansonsten als progressiv, autonom und humanitär eingestellt verstanden, weit
verbreitet. Die meisten sich mit dem Bürgertum identifizierenden Intellektuellen hielten deshalb eine bildungsbürgerliche Distanz zur Politik. Bei ihnen evozierte die „Masse“ vor allem Vorstellungen und Befürchtungen hinsichtlich einer Nivellierung des Bildungs- und Kulturniveaus (demokratie-geschichte.de). Quo vademus? Widersprüchliche Tendenzen der Ent- und (Re-)Politisierung prägen die gegenwärtige demokratische Gesellschaft. Protestbewegungen und Populismus polarisieren auf der Straße und in sozialen Medien, während anonyme Algorithmen oder wissenschaftliche Expertise den Spielraum für politisches Entscheiden zunehmend zuschnüren.

Es ist also gar nicht so leicht zu klären, wer ein Intellektueller ist. Einer, der irgendein Diplom hat? Oder eine Sprachprüfung? Der weiß, wer Homer und Thomas Mann waren, der die Relativitätstheorie kennt und Johann Sebastian Bach, Béla Bartók und Zbigniew Preisner gleichermaßen hört? Der keine Seifenopern anschaut, ja
womöglich gar keinen Fernseher hat, und nie zu McDonald’s geht? In einem Punkte wich beispielsweise die französische Geschichte von anderen westlichen Entwicklungen ab. Selbst die antisemitisch-monarchistischen
Intellektuellenhasser gaben die Ratio als Basis ihrer Argumentation nicht auf. Bei allem Geschimpfe auf „die Intellektuellen“ erhoben sie doch auch den Anspruch, selber „Intellektuelle“ zu sein, allerdings: „die richtigen Intellektuellen“. Stellte nun Édouard Drumont, der Exponent des Antisemitismus, diesen Anspruch lauthals, dann musste er schon am nächsten Tag in „L’Aurore“ lesen, „dass man ihn auf keinen Fall (aucunement) als Intellektuellen zählen kann“ (Dietz Bering „Intellektueller“: Schimpfwort – Diskursbegriff – Grabmal? APuZ 40/2010, S. 5(6)). Pech, mein Lieber …

Ich bin weder Politiker noch politischer Journalist und betrachte den grausamen Krieg in der Ukraine, der – ohne Grund – von der Russischen Föderation und seinem senilen, krankhaft bösartigen Präsidenten Wladimir Putin begonnen wurde, aus meiner menschlichen Sicht. Ein Mann, dessen zerstörerische, hasserfüllte und zeitlich im Imperialismus hängengebliebene Aggression die gesamte Weltsicherheitslage über Nacht auf eine verlogene Art und Weise in Frage stellt. Wie gesagt – ich bin kein versierter politischer Schreiber und versuche es heute aus der Sicht eines normalen Bürgers. Es entsteht Hass in mir, wenn ich die Fratze dieses Diktators Putin sehe, dafür kann ich nichts, es passiert einfach. Auch kann ich es nicht fassen, dass nahezu 83% des russischen Volkes dem russischen Angriffskrieg positiv gegenüberstehen und diesem irren Kriegsverbrecher die Stange halten. Sind sie so dermaßen zensiert oder ist das eine – aus Angst – schweigende Zahl von Menschen, die das alles tatsächlich sehenden Auges mitverantworten wollen? Eine Nation von Angsthasen, Desinformierten, Duckmäusern, Schweigern? Es gilt nicht für alle, aber dennoch ist mir unklar, wie das gehen kann (trotz der Medienzensur, denn es gibt durchaus Möglichkeiten der Information). Denken sie wirklich, der „böse Westen“ will sie angreifen? Kommt ihnen nicht irgendwo doch der Verdacht, dass Putin sie ins Steinzeitalter zurückwirft, wirtschaftlich und moralisch für lange Zeit in den Abgrund regiert? Mir kommt in diesem Zusammenhang eine Unterhaltung von vor einem Jahr in den Sinn, bei dem ich mithören durfte, wie ein Deutsch-Russe einem ukrainischen LKW-Fahrer bei der Diskussion um Freiheit, Unterdrückung, Russland usw. ins Gesicht sagte „Ihr braucht euch den Russen doch einfach nur unterordnen und Ruhe ist…“. Der Ukrainer sagte dazu nichts mehr. Ich auch nicht, der Lagerarbeiter zog sich die Latzhosen hoch und meinte „Tja, ihr seid arme Schweine, ist halt so“ (das war lange vor dem Krieg).

Was denken Putins Familienmitglieder, seine Töchter, seine Verwandtschaft, die vielleicht irgendwo in der Schweiz sitzen und sich den westlichen Luxus gönnen? Wieso bringt Putin denn seine Yachten in westliche Gewässer, wenn er den Westen doch so hasst? Dann soll er doch in seinem isolierten Russland bleiben und die eigenen Dinge nutzen, die ihm anscheinend nicht begehrenswert erscheinen. Hopp oder Dopp… entweder, oder. Dieser emotionsgestörte Mann wagt es – ohne Grund – ein friedliches Land anzugreifen, die Nationen eiskalt zu belügen und wirft täglich mit neuen Gehässigkeiten und Drohungen um sich. Mit so einem sollte man nie, nie, nie wieder Geschäfte machen und niemals wieder je ein Wort glauben! Er lügt, betrügt und ich frage mich, wie ein einziger Mann es schaffen kann, die Welt auf den Kopf zu stellen. Und wir müssen zuschauen? Das darf doch nicht wahr sein! Putin darf wirklich nicht mehr an der Macht bleiben, er ist ein Verbrecher, der Genozid betreibt und ganze Völker auslöschen möchte. Vor lauter Angst sitzt er irgendwo – von 3.000 Mann als Schutz umzingelt – im Ural in einem Bunker, mit Spezialköchen und drei Vorkostern (weil er ja selbst der Meister des Vergiftens ist). Gibt es denn wirklich keinen, der diesen wahnsinnigen Diktator aufhalten kann? Das mag ich gar nicht glauben. Diese Lügen, diese unverschämten dreckigen Lügen – sei es im UN Sicherheitsrat oder quer durch alle anderen Kanäle – kann ich nicht mehr ertragen und muss wegschalten. Unglaublich. Das hat mit gesundem Menschenverstand rein gar nichts mehr zu tun.

Die Ukraine kämpft für Freiheit, Demokratie, Menschenrechte. All diese Dinge, für die Menschen weltweit gekämpft haben und sie waren absolut friedlich, im Aufschwung und sie zeigen uns allen heute ihre wahnsinnige Entschlossenheit, ihr Land und ihre Werte zu verteidigen. Hut ab! Ich kann nur hoffen, dass sie sich nicht unterkriegen lassen und ihr Land und ihre Rechte mit unglaublichem Mut und Stärke weiterhin verteidigen. Putin ist für mich die gefährlichste, unberechenbarste, verlogenste und auch menschlich ärmste Person auf diesem Planeten. Wie fühlt sich eigentlich ein Massenmörder, wenn er die Bilder sieht von gefolterten, ermordeten, hilflosen Menschen? Ich denke, er ist ein Psychopath und trägt – psychologisch gesehen – eindeutig alle Züge eines machtgeilen Psychopathen. Solche Leute gehören für immer und ewig eingesperrt! Russlands Bevölkerung verschließt die Augen und lässt sich ebenso an der Nase herumführen, wie unsere Politiker in den vergangenen Jahren. Ganz klar: Mit verlogenen Verbrechern macht man keine Geschäfte. Im Sinne der Zukunft dieser wunderbaren, freien Welt – es müssen alle Mittel ausgeschöpft werden, um diesem krankhaften Mann zu stoppen und zu eliminieren, auch wenn der Preis dafür hoch sein sollte. Sein Land dürfte er bereits ruiniert haben… und vieles andere sowieso. Ich kann diesen ganzen Haufen der russischen Führung mit all seinen Lügen nicht mehr ertragen!

Petra M. Jansen

 

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Viele Kunstschaffende, Intellektuelle und Literaten begrüßten den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Sie sahen in ihm nicht das Ende oder den Untergang, sondern die Veränderung zum Besseren und stimmten ein in jenen patriotischen Taumel, der das Geschehen in den ersten Wochen und Monaten des Krieges bestimmte. Was
motivierte sie dazu, nicht nur ihr Werk in den Dienst des „Vaterlandes“ zu stellen, sondern sich oft auch persönlich an den Kampfhandlungen zu beteiligen? Das ist heute Gott sei Dank nicht mehr so. Die Erfahrungen, hauptsächlich aus den beiden großen Kriegen, haben uns eines Besseren belehrt. Das künstlerische Werk mit einem propagandistischen Zweck zu versehen, ja, das widerspricht dem Begriff Kunst an sich. Diese kann banal schön sein, in erster Linie sollte sie aber auch kritis h sein. Will heißen: Gute Kunst ist zeit- und sozialkritisch.
Das war auch so seinerzeit nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Wann ist Kunst frei? Werden Künstler – gerade Maler/-innen – nicht manches Mal missverstanden?! Oft wird eingewandt, die Kunst kapituliere vor dem Krieg, verharmlose ihn. Diese Argumentation verkennt möglicherweise völlig die Beweggründe der Künstler.Denn diese lassen sich nicht wie Berichterstatter darauf festlegen, eine bestimmte Haltung, möglichst eine kritische Distanz zum dargestellten Objekt einzunehmen. Es ist nicht ihre Aufgabe, ein Geschehen zu analysieren, Brüche und Verwerfungen gesellschaftlicher Realität darzustellen. Ihre Arbeit besteht vielmehr darin, dem Aufprall der Tatsachen in der Gestaltung standzuhalten. Die Kunst will den Betrachter erschrecken oder warnen. Sie muss es aber nicht
unentwegt tun. Mit gleichem Recht darf sie ihn der belastenden Wirklichkeit entrücken. Künstler/-innen waren und sind immer auch Ketzer. Sie haben stets Traditionen und Gewissheiten überwunden, mit allen Risiken. Michelangelo etwa, dessen Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle Neil Mac Gregor 2016 als „große Meditation über Religion“ bezeichnet. Seine Zeitgenossen sahen das freilich anders. Adam, Eva, Engel und Heilige nackt wie Gott sie schuf – das war skandalös, eine Gotteslästerung. Folglich wurde Daniele da Volterra beauftragt, das Werk zu
„entschärfen“ (kulturrat.de). Worin unterscheidet sich der heutige Diskurs von früheren Bilderstürmen? Warum
sind die Grenzen für künstlerische Freiheit, die von rechts gefordert werden nicht gleich mit denen von links?
Missstände wie Kriege erledigen sich nicht, wenn wir ihre Darstellung verbannen oder katalysieren, sondern, wenn wir den Diskurs führen, den nur eine freie Kunst anbietet. Die Rechte will diesen Raum schließen, die Linke will ihn öffnen, indem sie Fragen nach Diversität, Diskriminierung und Demokratie aufwirft. Anders als in den rechten Zensursehnsüchten geht es in der von Linken geführten Debatte nicht um Verbote, sondern um neue Perspektiven auf die Künste und ihre Freiheiten. Links oder rechts, sei ́s drum! Kunst, die instrumentalisiert wird, ist nicht frei …

Im Russland der heutigen Tage kann keine Kunst gedeihen, hierzu fehlt es dort schon an der Basis. Bei uns sieht man in der Kunst im Sinne des Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG daher die „freie schöpferische Gestaltung, in der Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse des Künstlers durch das Medium einer bestimmten Formensprache zur unmittelbaren Anschauung gebracht werden“ (bpb.de). Beim künstlerischen Schaffen wirken Intuition, Phantasie und Kunstverstand zusammen.

Eigentlich hat Joe Biden mit seinem ungeplanten Satz am Ende seiner Rede in Warschau nur eine logische Konsequenz benannt: Wenn sich Wladimir Putin mit dem mörderischen, völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine endgültig als Kriegsverbrecher und Schlächter entlarvt hat, wie es der amerikanische Präsident schon vorher ohne Widerspruch verkündet hatte, dann kann man als demokratisch und freiheitlich gesinnter Beobachter des Ukrainekriegs Biden nur zustimmen: Um Gottes Willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben“ (tagesschau.de).
Was genau Biden mit diesem Satz sagen wollte und ob dieser Satz so geplant war, ist nicht sofort klar. Hat er es moralisch gemeint, dass Putin jedes Recht verloren habe, von der Welt noch als legitimer Staatschef anerkannt zu werden? Oder hat er tatsächlich dazu aufgerufen, den Mann an der Spitze einer Atommacht aus dem Amt zu entfernen? Ergebnis der Rede war ein Sturm der Empörung. Biden zerstöre die „Einheitsfront“ des Westens. Erinnern wir uns: haben wir in den Monaten vor dem illegalen Angriffskrieg nicht vierzig bis fünfzig mal mindestens die russische Aussage gelesen oder gehört: man habe kein Interesse, die Ukraine anzugreifen?! So oder so ähnlich!
Konsequenz: Die russische Seite hat mehrfach gelogen; und nicht nur Putin …
Was will man mit so jemandem? Was ist nach dem Krieg? Wollen wir mit diesem Staat und diesem Diktator wieder Geschäfte machen? Er bricht rund um die Uhr selbst unterzeichnete Verträge. Man denke zum Beispiel nur an die Energielieferverträge, zu zahlen in Euro oder US-Dollar. Putin will par ordre du mufti zukünftig Rubel. Aus seiner Sicht nachvollziehbar – Putin will den Rubel stützen und braucht nach den Sanktionen Geld in der Kriegskasse. Nur: Putins Entschluss ist juristisch für uns nicht die Bohne bindend. Olaf Scholz hat es formuliert, falls der russische „Präsident“ dabei bleibt: Vertragsbruch! In seiner kämpferischen Rede machte Biden klar, dass die Welt ein „langer Kampf“ (news.at) der Demokratien gegen die Autokratien erwarte. Es gehe um eine große Schlacht zwischen Demokratie und Autokratie, zwischen Freiheit und Unterdrückung, zwischen einer regelbasierten Ordnung und einer, die von brutaler Gewalt bestimmt wird. Man müsse dabei klar sehen: Diese Schlacht werde nicht in Tagen geschlagen werden oder in Monaten. Wir müssen uns für einen langen Kampf einstellen, so auch der inmitten des Zweiten Weltkriegs geborene US-Präsident.
Diese Passage der Rede, Putin könne nicht an der Macht bleiben, sorgte für eilige Reaktionen. Ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses, der ungenannt blieb, betonte, Biden habe nicht zum Sturz Putins aufgerufen. „Die Botschaft des Präsidenten war, dass es Putin nicht erlaubt sein darf, Macht über seine Nachbarn oder die Region auszuüben“ (dw.com). Aus dem Kreml hingegen kam der kühle Kommentar, nicht der US-Präsident bestimme über Russlands Staatsspitze, sondern das russische Volk. Soweit d ́accord!Aber in einer freien Wahl, nicht im Rahmen einer „Zarenkrönung“. Notfalls muss das russische Volk Putin stürzen …

Januar 1982: der Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“, verfasst von Robert Havemann und Rainer Eppelmann. Den Verfassern des Appells geht es um eine dauerhafte Grundlage einer Friedensordnung und nicht um einen Frieden als Abwesenheit von Krieg. Sie treten für eine Politik ein, die nicht lediglich die Vertagung des Krieges im Blick hat, sondern substantielle Entspannung anstrebt. Etwa 80 Personen, überwiegend aus der Berliner Friedensbewegung, gehören zu den Erstunterzeichnern (Robert-Havemann-Gesellschaft/ RH 343, Seite 1 von 2).
Es kann in Europa nur noch einen Krieg geben, den Atomkrieg. Die in Ost und West angehäuften Waffen werden uns nicht schützen, sondern vernichten. Wir werden alle längst gestorben sein, wenn die Soldaten in den Panzern und Raketenbasen und die Generäle und Politiker in den Schutzbunkern, auf deren Schutz wir vertrauten, noch
leben und fortfahren zu vernichten, was noch übrig geblieben ist.
Vierzig Jahre später: Deutsche Friedensbewegte demonstrierten für die Menschen in der Ukraine – aber ohne Menschen aus der Ukraine. Jetzt schon zum zweiten Mal wollten die Demonstrationsveranstalter eine ukrainische Gruppe nicht dabeihaben, weil sie für einen anderen Blick auf den Krieg steht – einen realistischeren. Denn es sind ihre Verwandten oder Freunde, die gerade auf der Flucht sind, oder die für die Souveränität und die Freiheit der Ukraine um ihr Leben kämpfen. Dass sie genau das tun, wofür sie weltweit bewundert werden, und dass sie sich nicht kampflos ergeben, macht sie manchen Anhängern eines moralistischen Pazifismus bereits verdächtig. Hier treffen zwei Weltsichten aufeinander: die der Ukrainer/-innen, welche vor der knallharten Kriegsrealität geflohen sind, ja, auch Verwandte dort zurückgelassen haben, die ausharren und weiter kämpfen. Die andere: die einer Utopie, geboren vor spätestens vierzig Jahren. Wieviel Arroganz und Unkenntnis steckt dahinter? Viel! Beide Weltsichten haben das gleiche Ziel: Frieden. Gut so! Aber wie weit taugt eine Utopie, wenn sie Menschen, die das Kriegsschicksal live erlebt haben, traumatisiert sind, einfach aus ihrer Sphäre ausschließt?! Eine Utopie, die sich nicht gern durch reale Erfahrungen „stören“ lässt, taugt wahrhaftig nicht viel. Utopien umweht meist der Wind der Exotik. Aber es gibt sie doch, weil man etwas bewegen möchte – meist zum Guten hin. Und das ist doch nicht schlecht. Und mal Hand aufs Herz: die Intention der Utopie ist doch, dass sie Realität werden möge. Sonst ist die Absicht derer bereits absurd. Eine Utopie kann sich dann verwirklichen, wenn sie sich mit der Realität konfrontiert. Die Idee der Utopie muss sich mit realen Aspekten füllen. In einem solchen Prozess kann sie schleichend zur Wirklichkeit werden und vielleicht etwas verbessern. Frieden schaffen ohne Waffen ist wahrhaft kein schlechtes Ziel. Wir dürfen dieser Idee bei deren Umsetzung aber keine Steine in den Weg werfen, sonst wird das nichts.Wieder ist in der modernen zivilisierten Welt die Herausforderung beim Krieg in der Ukraine: Das Recht des Stärkeren darf sich nicht durchsetzen!

Es soll keine Abrechnung oder ein übler Nachruf werden, aber durchaus ein Aufruf zu besseren Arbeits- und Lohnbedingungen und ein bewusst öffentliches Anprangern der grundsätzlichen Schieflage einer boomenden Branche – oft zu Lasten der Beschäftigten. Seit der Recherche von „Wallraff“ (https://www.stern.de/kultur/-team-wallraff–in-der-sicherheitsbranche–was-auf-die-fresse–3175714.html wissen wir alle Bescheid über die üblen „Tätigkeiten“ einiger Securities. Doch er durchleuchtete dies von einer anderen Seite, als ich es heute tue.

Schaut man sich den Gesuche-Markt der Stellenanzeigen im Sicherheitsdienst auf den einschlägigen Job-Portalen an, stockt einem der Atem. So unglaublich viele, offene Stellen und stets markiert mit „dringend gesucht“, „zum sofortigen Eintritt“, „mehrere Mitarbeiter“. Kein Wunder, wenn man sich dazu die Studie der „Ver.di/ DGB Index Gute Arbeit“ PDF →https://innovation-gute-arbeit.verdi.de/gute-arbeit/materialien-und-studien/++co++b85106cc-17ee-11e9-9652-525400423e78 anschaut. Selbst die von der Bundesagentur für Arbeit zugeschobenen Arbeitslosen geben nach kurzer Zeit auf und suchen das Weite. Die Beschäftigten stehen oft vor sehr verantwortungsvollen Aufgaben, werden nicht ausreichend und fortlaufend geschult, schleppen sich Tag und Nacht durch – zum Teil 12-Stunden-Schichten/ 6-Tage-Woche (denn das ist in dieser Branche zulässig!) , werden obendrein noch schlecht bezahlt und körperlich/ psychisch bis zum Limit verheizt. 240-270 Stunden monatlich und mehr sind keine Seltenheit (und auch notwendig, will man seinen Lebensunterhalt mit diesem Job bei der miserablen Bezahlung bestreiten).

Ich selbst habe diesen – für mich wahrhaftig vollkommen – artfremden Beruf vier Jahre lang ausgeübt, stets darauf bedacht, die zahlenden Kunden (die Sicherheitskräfte als externe Dienstleister einkaufen) mehr als zufriedenzustellen und oft wesentlich mehr zu leisten, als das, wofür man eigentlich bezahlt wird. Der Kunde kann nichts dafür, sein Sicherheitsbedürfnis ist groß und verständlich. Dafür darf er eine absolut korrekte Leistung erwarten, die – laut meiner Beobachtung – nicht immer gewährleistet ist. Ich sage nicht, dass es NUR schlecht ausgebildete Sicherheitsdienstmitarbeiter gibt, das stimmt so nicht – denken wir an Werttransporte, Flughafen-Sicherung, Reaktor- und Kernkraft-Überwachung, öffentliches Interesse und vieles mehr. Selbstverständlich sind das ausgebildete und geschulte Leute (hoffentlich), aber eben nicht die breite Struktur, die im Werkschutz/ Industrieschutz/ Objektschutz oder für Einlasskontrollen eingesetzt werden. Hier durfte ich von Klappstuhl-Rollator-Opa bis überhebliche Göre, Schussel oder aufgeplustertem Möchtegern alles erleben. Gescheiterte Existenzen, Ex-Alkoholiker, Ex-Junkies, Ex-Dealer, Hausfrau, Teenager, der sich verschuldet hat und nun die Zeche bezahlen muss… usw. Gerade die kleineren Sicherheitsdienstfirmen zahlen nur das absolute Minimum, stellen qualitativ minderwertige Arbeitskleidung oder nicht einmal die notwendige Ausrüstung, wie z.B. Warnwesten oder Taschenlampen zur Verfügung (was lt. DGUV vorgeschrieben ist).Selbst die erforderliche Grundausbildung der „Unterrichtung Sachkundeprüfung §34a“ muss von den Beschäftigten selbst bezahlt werden, ebenso erste Hilfe-Kurse oder gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten. Es gibt die Großen der Branche – da dürfte es vielleicht anders gelagert sein, aber dennoch sind die Arbeitsbedingungen auch dort extrem schlecht (deshalb auch aktuell wieder Streiks). Wenn Sie einen Blick auf die Bewertungen von Mitarbeitern auf den Bewertungsportalen lesen, werden Sie schnell erkennen, dass wir es hier mit einem gesundheitsschädlichen Ausbeuter-Segment zu tun haben. Solange es den MTV Manteltarifvertrag Sicherheitsdienst gibt und dieser gültig ist, ändert sich daran auch nur schleppend etwas. Zwar versuchen es die Vertreter der Ver.di und des BDSW kontinuierlich, aber recht zögerlich und da muss noch viel nachgearbeitet werden. Dringend! Aktuell liegt der Stundenlohn über dem Mindestlohn, aber die gültigen Abrechnungspraktiken ziehen das enorm runter. Beispiel: Arbeitet ein Security nur 8 Stunden bei einer 5-Tage-Woche kommt er im Monat auf etwa 1.800 Euro Brutto (je nach Bundesland). Wer kommt also damit aus? Das ist der Grund, warum viele über 240 Stunden monatlich arbeiten, alle Zuschläge für Nacht-/ Wochenend-/ Feiertags-Arbeit mitnehmen und sich gesundheitlich zugrunde richten. Ich selbst fing vor Jahren topfit und engagiert in diesem Beruf an, machte alle erforderlichen Ausbildungen, arbeitete für viele Einsatzorte/ Bereiche und beendete das vor Kurzem mit einem kaputten, schmerzenden Arm und Handgelenk, fünf verlorenen Zähnen und vollkommen überbelastet. Peinlich in jeder Hinsicht: Bei einem Diarrhö-Anfall habe ich mir vor dem Kunden in die Hosen gemacht, weil – trotz mehrfachem, eindringlichen Bitten – keine Ablösung und keine Toilette verfügbar war. Psychosomatische Begleiterscheinungen waren die Folge von 5 bis 6 Tage Einsatz à 12,5 Stunden (inkl. Fahrtzeiten). Während meiner Dienstzeit war es kaum möglich, einen Arzt aufzusuchen, mein Sozialleben zu pflegen, private Kontakte aufrechtzuerhalten oder mich meiner Literatur, dem Journalismus und dem Bücher-Schreiben zu widmen. Mir fehlte auch schlichtweg die Kraft für meine wichtigen ehrenamtlichen und sozialen Tätigkeiten. Ich konnte keine Workshops mehr organisieren und durchführen, keine Live-Konzerte besuchen, mich nicht um meine Angehörigen und Familie kümmern. Jetzt – nach dem Ausstieg – pflege ich meine Blessuren, kümmere mich um all das, was jahrelang nahezu unmöglich war und bin wieder aktiv journalistisch, textlich und ehrenamtlich tätig. Als besonders widrig empfinde ich die „selbstverständliche Bereitschaft“, die oftmals gefordert wird und selbst nachts bekommen Mitarbeiter Anrufe, dass sie am nächsten Morgen spontan um 6.00 Uhr (Samstags/ Sonntags) eine Vertretung zu übernehmen hätten (Dienstende abends vorher 19.30/ Anfahrtszeit ¾ Stunde. Der Abstand zwischen zwei Diensten muss jedoch mindestens 12 Stunden sein!). Um in seiner wohlverdienten Freizeit einigermaßen unbehelligt zu bleiben, bleibt nur die Option, alle Telefone auszuschalten und auf keinen Fall in die Emails zu schauen. Auch im Urlaub kommen Anrufe seitens der Arbeitgeber, dass man unverzüglich zurückkommen und einen Dienst übernehmen müsse, ebenso wurden kurzfristig Urlaubstage gestrichen und – teilweise sogar – der gesamte, bereits bis ins Detail geplante Umzugstag. Rette sich, wer kann! Dienstpläne werden willkürlich umgestellt, weil erneut das knappe Personal ausgefallen ist und das, obwohl ein Dienstplan Gültigkeit hat und nicht unter 4 Werktagen geändert werden darf (ohne Zustimmung des Arbeitnehmers). Es gibt noch viel mehr Schwachstellen: Wer keinen eigenen PKW hat, ist aufgeschmissen, denn wie sollte man zu den Kunden/ Objekten kommen? Das geschieht natürlich ohne anzurechnendes Kilometergeld und auf eigene Kosten, mit eigenem Materialverschleiß. Dabei sind Anfahrten zu den Kunden von mehr als 50 km keine Seltenheit. Steht die Inspektion, die Reifenabnutzung, der Benzinverbrauch und Sonstiges auf der Stundenabrechnung? Nein. Das müssen Sie vom jämmerlichen Grundlohn pro Monat abziehen (sicher 200 Euro pro Monat, je nach KFZ) oder im nächsten Jahr anteilig bei der Steuererklärung geltend machen (immerhin etwas).

Der nächste Punkt, mit dem auch ich öfters konfrontiert war, ist die Auseinandersetzung mit Resistenten und Unwilligen, sei es von Mitarbeitern innerhalb der Betriebe, die man schützen soll oder von außerhalb kommend. Man steht stets alleine da, hat in Notsituationen keinerlei Hilfe und erfährt durchaus Abwertung, Trotz oder gar direkte Aggression. Jedem, der in diesem Beruf arbeitet oder arbeiten will, dem muss klar sein, dass er stets zwischen den Fronten steht und ein wirklich dickes Fell braucht. Es hilft keiner, wenn es brenzlig wird und man gehört nirgends dazu. Stets die Sicherheitssituation im Blick, stets unter Anspannung für den Eventualfall, stets freundlich (wenn das immer so einfach wäre). Im Laufe der Jahre habe ich wahre Kotzbrocken kennengelernt und immer noch, scheinen sich Männer äußerst schwer damit zu tun, wenn Frauen ihnen etwas vorschreiben wollen. Gewöhnt euch dran, Machos! Ich war als Frau nie bestechlich, nie unaufmerksam, niemals unhöflich, bin aber sehr oft an meine persönlichen Grenzen gekommen – immer im Blick, dass ich Dienstleister bin (privat hätte ich dem einen oder anderen gerne mal einen Tritt in die … verpasst). Trotzdem bekam ich einen guten Blick hinter die Kulissen und an der einen oder anderen Stelle sah ich erfreut, wie sehr sich Mitarbeiter für die Sicherheit der Kunden eingesetzt haben, obwohl sie nie eine Wertschätzung seitens des eigenen Arbeitgebers erfahren haben. Auch das gibt es (Kunden sind eher bereit, der Motivator zu sein als der eigene Chef) und ich möchte diese „seltenen Kollegen“ auch einmal lobend erwähnen (den meisten aber war und ist es egal – sie sitzen nur ihre Stunden ab). Kein Lob gibt es für die unberechenbaren, aggressiven Kollegen, die jeden fertig machen und anscheinend im Türsteher-Rotlichtviertel-Milieu hängengeblieben sind.

Fazit: Lassen Sie die Finger von diesem Beruf. Auszubildende sind extrem knapp, weil auch sie mies bezahlt werden und unerträgliche Arbeitszeiten und -schichten haben. Der Nachwuchs wird auch nicht eher kommen bis die Konditionen verbessert werden. Für Hausfrauen, die nebenher vier oder fünf Stunden am Empfang arbeiten wollen, ist es in Ordnung, aber als Fulltime-Job, von dem man dauerhaft leben sollte, ein No-Go. Es sei denn, Sie wollen nach wenigen Jahren ein ausgemergeltes, physisches und psychisches Wrack sein. Nebenbei wurden und werden von nicht wenigen Firmen die besten Sicherheitsdienst-Mitarbeiter abgeworben und direkt eingestellt. Zumindest von denen, die den Wert eines Menschen erkannt haben und für diejenigen, denen ethische und menschliche Aspekte wichtiger sind als ein gedemütigter, unterbezahlter Externer, der beliebig hin und her geschoben werden kann und – wie ich sagte – nirgendwo hingehört. Nicht einmal mehr in sein eigenes, privates Leben, das er zugunsten eines Jobs als „Security“ aufgegeben hat.

© Petra M. Jansen

LiteraTour.Poetic.Text

Putins Aufmarsch kam nicht überraschend, im Gegenteil: Vor bald einem Jahr hatte er
ihn schon mal geprobt, an ähnlicher Stelle und in ähnlichem Ausmaß. Mehr noch,
man kann nicht mal sagen, dass Putin in den über 20 Jahren, die er das Land nun
führt, aus seinen Ansichten und Absichten jemals ein großes Geheimnis gemacht
hätte. Es ging ihm immer darum, die Schmach der chaotischen 1990er-Jahre in
Russland nach dem Kollaps der Sowjetunion wettzumachen, verlorene Macht wieder
herzustellen, die ehemaligen Sowjetstaaten fest an Russland zu binden und die
westliche Welt auf Abstand zu halten, allen voran die Truppen der Nato.
Bei allem Respekt: Jeder mag seine Weltsicht haben. Putin hat den Bogen jedoch
überspannt. Er hat die Welt seit Monaten mehrfach belogen, Verträge gebrochen,
Internationales Völkerrecht wird mit Füßen getreten.
Kurzum: Er ist um Tyrannen, Diktator und Verbrecher mutiert. Die Gräueltaten in der
Ukraine lassen keinen anderen Schluss mehr zu.
Diese Sehnsucht nach der alten Stärke und Ordnung, als zwei Großmächte die Welt
unter sich aufteilen konnten, zieht sich von seinen ersten Jahren als russischer
Präsident, seinem Auftritt bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, dem
Kaukasuskrieg in Georgien 2008, dem Tauziehen um ein neues Raketenabwehrsystem
in Polen über die Besetzung der Krim 2014 bis zu einem langen Essay aus dem
vergangenen Sommer, in dem Putin seine Sicht und Interpretation der russisch-
ukrainischen Beziehungen darlegte.
Früher war es anders … Ja, das stimmt! Die Ukraine mag im Laufe der Geschichte
auch zu Russland gehört haben. Das rechtfertigt aber nicht, einem heute souveränen
Staat und dessen Bevölkerung das Existenzrecht und die Kultur absprechen zu wollen
(vgl. Kriegserklärung). Nein, Geschichte geht weiter! Königsberg ist nicht mehr
deutsch, Südtirol gehört nicht mehr zu Österreich. Dementsprechend ist die Ukraine
heute in keinster Weise russisch.
Deswegen kann es nie ein Rechtfertigungsgrund sein, russische Bevölkerungsgruppen
in anderen Ländern gegen angeblichen Genozid schützen zu müssen: Putins ständige
billige Ausrede für illegale, ja verbrecherische Angriffskriege.
Putins arrogante Haltung kommt zustande, weil er kein Interesse daran hat, die
Situation durch seinen eigenen Willen zu verbessern. Dafür müsste er sich mit sich
selbst intensiv auseinandersetzen – und das ist für Putin offensichtlich eine emotional
belastende Angelegenheit. Das ist gefährlich!
Putin erzählt seine eigene Definition der Geschichte: Nicht er ist der Schlechte,
sondern die NATO ist nicht in der Lage, seine Genialität zu erkennen. Will heißen:
Man nimmt selbst die Plus-Haltung ein und stellt den anderen ins Minus. Das hat den
Vorteil: Man braucht sich nicht mit dem eigenen Anteil an gegenwärtigen und
vergangenen Problemen auseinandersetzen (Christoph Seidenfus, merkur.de,
25.02.2022).
Das Plus-Minus-Modell ist perfekt auf Putin zugeschnitten. Der Diktator hat es nie
verstanden, dass es langfristig für ihn und sein Volk besser wäre, Kooperationen einzugehen, somit auf selber Augenhöhe zu agieren. Putin geht es nicht um wirtschaftliche Aspekte oder um das Wohlwollen der russischen Bevölkerung. Er will Macht und Einfluss. Koste es, was es wolle …