Der Duden definiert Promiskuität als eine psychische Störung, bei der häufig wechselnder Sexualkontakt mit verschiedenen Partnern stattfindet und langfristige Bindungen oft nicht von Dauer sind. Es geht umgangssprachlich also um „Männer- oder Frauen-geile Menschen“, die erst aufleben, wenn sie Geschlechtsverkehr erleben und sich dadurch erhaben, selbstbewusst und gewollt fühlen. Das genau ist das Problem – in Wahrheit steckt dahinter eine schwere psychische Erkrankung (teilweise bipolar). Menschen fühlen sich nur dann vollwertig und komplett, wenn es einen Mann oder eine Frau an ihrer Seite gibt. Alleine sind sie nichts und fühlen sich nicht vollwertig, innerlich minderwertig. Mit echter Liebe hat das Ganze nichts zu tun, obwohl sich die Betroffenen das einbilden. Nicht selten schlagen diese Personen über die Stränge und treiben es nicht nur mit einem Partner sondern mehreren oder sind noch verheiratet und suchen sich in kürzester Zeit einen Ersatz-Geschlechtspartner. Auffällig ist, dass die Betroffenen – in Zeiten eines vorhandenen Sexpartners – extrem laut, überdreht und anderen gegenüber rücksichtslos agieren (die sind verständlicherweise genervt und müssen sich bemühen, nicht unangemessen zu reagieren). Es spielt nichts mehr eine Rolle außer der neue Partner, mit dem die gesamte Freizeit verbracht wird. Andere soziale Kontakte werden vernachlässigt, ausgegrenzt oder gar als Feinde betrachtet, die in ihren Augen ohnehin nur neidisch sind und ihnen nichts gönnen. Ob es schlichtweg lächerlich oder einfach nur traurig ist, wenn aus einer fast 60jährigen über Nacht ein überdrehter Teenager wird, der sich wie eine läufige Hündin oder brünstiger Bulle verhält und sich jeglichem Ballast entledigt, der einer neu errungenen Liebessucht im Wege steht, steht als Frage im Raum. Für Betrachter von außen wirkt das Ganze extrem befremdend, aber die Sex-gierigen Menschen merken nichts mehr, außer, dass sie sich übermäßig sexy fühlen und sich rücksichtslos alle Rechte nehmen, die ihnen ihrer Meinung nach unbedingt zustehen. Schließlich sind sie unwiderstehlich und die Welt soll sehen, wie umwerfend sie sind. Das Tragische ist nicht nur die Unterwürfigkeit, die sie in ihre Liebesaffären stecken und ein Verhalten wie eine Klette zeigen (der/ die wird pausenlos bombardiert und man kann nicht mehr ohne) sondern, dass auf das Hoch garantiert ein Absturz in das Tief – die Depression – folgt. Wissenschaftlich widmete man sich schon oft diesem Thema, um dem Trauma als Auslöser, der genetischen Disposition oder den psychischen Auswirkungen näher zu kommen. Früher war Vielmännerei oder Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern in kurzer Zeit oder Verkehr während einer noch geschlossenen Ehe verboten und wurde streng bestraft. In unserer heutigen, aufgeklärten Gesellschaft scheint alles möglich, doch die Toleranz hat hier seine Grenzen und ein Mensch, der unmoralisch seine „Geilheit“ zur Schau stellt, wird nicht respektiert. Gleichstellung hin oder her – schnell hat eine Frau den Ruf einer Hure, der Mann taugt leider auch nichts. Fest steht: In den Familien Beziehungssüchtiger waren die Grenzsetzungen und Erfahrungen emotionaler Art nachweislich sehr rigoros, extrem und mit starren moralischen Normen oder zu hohen Anforderungen geführt. Vielleicht spielte sogar eine harte, streng religiöse Erziehung eine Rolle, unter der die erwachsenen Beziehungs- und Sex-süchtigen unterbewusst immer noch leiden und durch ihr extremes Verhalten nun versuchen, zu kompensieren. Wenn sie gar keinen Partner finden, probieren sie es rastlos über Internet-Portale, Anzeigen oder via Partnerbörsen – Hauptsache sie bleiben nicht alleine (denn dann fühlen sie sich nicht). Alleinsein ist für diese Menschen unerträglich und sie verfallen oftmals in einen wilden Aktivismus, Kaufrausch oder andere Zwangshandlungen, um nicht in eine depressive Stimmung abzurutschen.

Der Preis ist hoch. Diese Menschen gehören dringend in eine psychologische Behandlung, damit sie nicht noch mehr Unheil anrichten (bei sich selbst oder auf sie hereingefallene Partner).

Untersuchungen haben ergeben, dass bei der sexuellen Betätigung nicht nur Sexualhormone ins Blut ausgeschüttet werden, sondern auch Neurotransmitter im Gehirn wie Dopamin, Serotonin und endogene Opiate wie Endorphine und Enkephaline. Diese gehören zum zerebralen Belohnungssystem des Menschen und können unter anderem eine Angst-abbauende, schmerzstillende, Euphorie erzeugende Wirkung haben . Genau das passiert im Hirn der betroffenen Dauer-Beziehungssüchtigen und erklärt, warum sie so unendlich überdreht, laut oder rücksichtslos sind und sich für unwiderstehlich halten ((bei einer psychischen Störung – wie hier genannt – funktionieren diese Mechanismen ohne Medikamente nicht mehr – bipolar/ manisch/ depressiv. Die verschiedenen Abarten und Zwangshandlungen der Betroffenen sind sichtbare Auswirkungen).

Leider passiert das auf Kosten anderer Menschen in ihrem Umfeld, die wahrscheinlich erst mal eine Weile brauchen, um überhaupt zu realisieren, dass die betroffenen Personen tatsächlich psychisch sehr krank sind und dringend Hilfe benötigen. Doch, wer von ihnen will das schon hören, wenn sie sich gerade in Jubellaune befinden oder in einer manischen Euphorie-Phase Bäume ausreißen könnten? Sicher ist: Eine solide Basis für zwischenmenschliche Beziehungen ist das nicht. Absturz, Trennung und erneutes Leid sind vorprogrammiert. Immerhin gibt’ s Pillen. Amen.

© Petra M. Jansen

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Der Name Pfingsten leitet sich vom griechischen »pentēkostē hēméra«, was sich mit der fünfzigste Tag übersetzen lässt. Der Zeitraum von fünfzig Tagen wurde aus der jüdischen Tradition übernommen. In der Apostelgeschichte (2,1 – 41) des Neuen Testamentes wird erzählt, dass der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger ausgegossen wurde, als sie sich zu eben jenem jüdischen Pfingstfest in Jerusalem versammelt hatten. Das Datum wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der Kirche angenommen, sodass es als Geburtstag der Kirche gesehen werden kann.
Erstmals fand Pfingsten als christliches Fest im Jahre 130 n. Chr. (vivat.de) Erwähnung. Das Pfingstereignis wird in der Apostelgeschichte so erzählt, dass sprachlich Bezüge zu dieser Gesetzgebung am Sinai entstehen. Laut der Bibel ist es die Aufgabe des Heiligen Geistes, zwischen Mensch und Gott zu vermitteln. In Deutschland wird der Feiertag mit besonderen Pfingstbräuchen begangen. Dazu zählen Prozessionen, Pfingstfeuer oder das Aufstellen von Pfingstbäumen. Auch der Pfingstochse spielte in den Bräuchen einmal eine wichtige Rolle. In ländlichen Gebieten war es bis ins 19. Jahrhundert üblich, das Vieh zu Pfingsten auf die Weide zu führen – nach dem Winter das erste Mal im Jahr. Dafür schmückten die Bauern ihren kräftigsten Ochsen mit Blumen und Bändern. Das Feuer hat an Pfingsten gleich mehrere Bedeutungen. Zum einen war es früher oft ein Brauch an Pfingsten ähnlich wie an Ostern ein Feuer zu veranstalten, um den Winter zu vertreiben. Es steht zu erwarten, dass dieser Brauch heidnischen Ursprungs ist und mit in die jüdischen bzw. christlichen Bräuche Einzug fand. Zum anderen soll das Feuer allerdings auch für die Erleuchtung durch den heiligen Geist stehen oder alternativ dafür, dass die Jünger die Botschaft der Kirche mit Feuer und Flamme, also begeistert, in die Welt getragen haben.Ein Mai- oder Pfingstbaum ist ein hoch und gerade gewachsener Baumstamm, der ringsum geschält ist. Häufig ist der Stamm bunt bemalt oder mit Krepppapier umschlungen. An der Spitze ist ein grüner Kranz angebracht, der meist aus Nadelzweigen besteht und mit bunten Bändern verschönert ist. Er wird typischerweis e- oft schon am 1. Mai – auf einem zentralen Platz in der Gemeinde aufgestellt. Diese Tradition soll es bereits seit dem 13. Jahrhundert geben. Der Ursprung ist aber nicht ganz geklärt. Eine Theorie besagt, dass sich dahinter ein alter germanischer Brauch verbirgt. Möglicherweise verehrten die Germanen ihre Waldgottheiten, indem sie nach der Walpurgisnacht im Mai einen geschmückten Baum aufstellten. Andere Theorien reichen bis in vorchristliche Zeit zurück. Schon damals wurden Bäume als Symbol der Fruchtbarkeit und des wiederkehrenden Frühlings verehrt Kurios: In Hergisdorf in Sachsen-Anhalt wälzen sich alljährlich einige Männer im Schlamm beim sogenannten „Dreckschweinfest“. Dem skurrilen Pfingstbrauch folgend ziehen sie anschließend weiße Hemden über und begrüßen peitschenknallend den Frühling. Die „Dreckschweine“ gelten als Symbol für die kalte Winterzeit (t-online.de), die es zu vertreiben gilt.

Die Bundesrepublik, vor allem die Regierung, verzettelt sich in Kleinigkeiten, in einer Fehde mit dem ukrainischen Botschafter in Berlin etwa oder in einer Debatte, woher die Munition für den als Rüstungshilfe an Kiew vorgesehenen Gepard-Panzer kommen soll. Das alles wirkt unendlich kleinkariert. Bundeskanzler Scholz sieht nicht wie Präsident Biden den strategischen Gewinn, den der Krieg verspricht. Er geht aber auch nicht wie Macron beherzt gegen die aus nationaler Optik bestehenden Risiken vor. Die Ampel-Koalition wird stattdessen getrieben von den Oberflächlichkeiten des Tages, von offenen Briefen deutscher Intellektueller beispielsweise, die kein Jota an Verlauf und Ausgang des Krieges ändern. Ein bisschen Gratis-Pazifismus geht immer, solange die USA und die NATO die Sicherheit garantieren. Mit dieser Haltung setzten Politiker aller Parteien den Wunsch der Volksmehrheit um. Viele Menschen in Deutschland haben vor ihre Türe ein Schild mit der Aufschrift Bitte nicht stören!“ (nzz.ch) gehängt. Sie wollen in Ruhe gelassen werden von den Zumutungen der Weltpolitik. Putin, der Störenfried, erinnert
daran, dass dies eine Illusion war.Die Russen sind derzeit im Vormarsch. Was wäre, wenn die ukrainische Regierung kapitulierte? Der völkerrechtswidrige, barbarische Angriff Russlands ist – bezogen auf das 21. Jahrhundert – eine geistig rückständige Aktion. Wenn man Medien und Mitmenschen zum Thema hört, erscheint die militärische Option für die Ukraine als die einzig mögliche und richtige. Man müsse sich wehren, wenn man angegriffen wird. Was im Umkehrschluss suggeriert: Ohne Militär wehrt man sich nicht. Wir laufen Gefahr, dass Russland die ukrainische Bevölkerung im Falle eines eigenen Sieges für seine Zwecke quasi „versklavt“. Ende der Fahnenstange?! Nein! Wir brauchen alternative Denkmuster, das des gewaltlosen Widerstandes nach Gandhi
zum Beispiel ist schon nicht mehr so neu. Die Ukraine muss ukrainisch bleiben! Aufgrund moderner Technologie gibt es viele Möglichkeiten, den Russen weiter Paroli zu bieten. Hacker könnten IT-Infrastruktur lahmlegen, über Social-Media-Kanäle könnte man Soldaten Desertier-Möglichkeiten vermitteln. Man könnte Flächenstreiks organisieren oder die Arbeitskraft subversiv gestalten, indem die Arbeitenden unbrauchbare Produkte herstellen. Man könnte
Straßen blockieren, massenhaft das Zahlen der Steuern oder der Stromrechnung verweigern, Konsum boykottieren und so Wirtschaftskreisläufe unterbrechen. Es würde darum gehen, mit kleinen und großen Aktionen die Besatzung am Regieren zu hindern, Step by Step! Wir dürfen nicht sklavisch an der militärischen Option festhalten; man kann jene auch flankieren, es gibt auch nach dieser noch Alternativen. Die Russen mögen vordergründig Gebiete einnehmen. Können sie diese auch dauerhaft halten? Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Osteuropa nach 45 Jahren freigegeben, inklusive der ehemaligen DDR.In Afghanistan war nach 10 Jahren Schluss … Die Russen können nur Masse und brutal. Das Verwalten der besetzten Gebiete kostet Geld, verlangt Organisationstalent.
Beides hat Putin offensichtlich nicht …

Reichsaußenminister Walther Rathenau wird von der Organisation Consul ermordet. Das britische Völkerbundsmandat für Palästina beginnt. Mit dem Marsch auf Rom der Schwarzhemden von Benito Mussolini beginnt die faschistische Herrschaft in Italien. Howard Carter entdeckt das Grab von Tutanchamun …
Hundert Jahre her ist das. Heute: 2022. Wie geht es uns? Hatten die Menschen damals unsere Sorgen? Schlimm heutzutage: Klimawandel, ja, sagen wir zum Teil schon Klimakatastrophe. Diese in Vergessenheit geraten aufgrund des dritten Jahres mit Corona. Egal, ob wir Corona überstanden haben, das wird sich im Herbst zeigen. Die
Affenpocken sind schon unterwegs …
Ja, und last but not least: Putins „Blitzkrieg“ in der Ukraine, der jetzt fast schon drei Monate währt mit all dem Leid und der Zerstörung. Was ist schlimmer: die heutige Situation oder die vor 100 Jahren? Kann man das überhaupt vergleichen? Vergleichen ja, gleich ist die Situation natürlich nicht. Im Jahr 2122 wird es wieder anders sein, wenn es uns Menschen dann noch gibt.

Einige Ausschnitte für April 1922
Beginn der Konferenz in Genua
Größtes Kino Deutschlands wird in Köln eröffnet
Rapallo-Vertrag zwischen Russland und Deutschland Mai 1922
Vertrag über den Korridor Polen und Deutschland wird geschlossen
Der Deutsche Evangelische Kirchenbund wird geschlossen
Wassily Kandinsky wird Lehrer am Weimarer Bauhaus

1922 begann mit einer Papstwahl. Nach dem Tod von Benedikt XV. wurde der Erzbischof von Mailand, Kardinal Ratti, zum neuen Kirchenoberhaupt gewählt. Unter dem Namen Pius XI. trat er sein Amt an. Die Kommunistische Partei der Sowjetunion wählte ebenfalls: Josef Stalin wurde ihr Generalsekretär. Kurze Zeit später kam es zwischen Russland und Deutschland zur Unterzeichnung des besagten Vertrages von Rapallo. Trotz aller Machtbefugnisse, die Adolf Hitler in der NSDAP zugestanden worden waren, hatte er in diesem Jahr den Bogen überspannt. Seiner aufrührerischen Äußerungen wegen musste er eine vierwöchige Haftstrafe antreten. Von großer Tragweite war die offizielle Gründung der Sowjetunion. Der Text des Deutschlandliedes, das Reichspräsident Friedrich Ebert zur
Nationalhymne des Deutschen Reiches erklärte, hatte bereits einen bitteren Beigeschmack: „Deutschland, Deutschland über alles…“.

1922, eine Interimszeit. Weimar, Demokratie, neue Hoffnungen. Und dennoch, wie oben gesehen: der Samen für die zukünftige Katastrophe begann bereits zu keimen. Naivität, Dummheit? Die Deutschen kamen aus dem Kaiserreich, die die Ahnung hatten in der Politik – bzw. hätten haben können – waren preußische Junker und Lobbyisten. Wer kurzfristig nicht mehr zeitgemäße Pfründe sichern möchte, zahlt mittel- bis langfristig mit einer Katastrophe. Gerade im Ukrainekrieg brauchen wir heute Fingerspitzengefühl.

Hast Du gerade auch das Gefühl, überfordert zu sein? Die Coronakrise begleitet uns seit zwei Jahren und nun findet auch noch ein Krieg mitten in Europa statt. Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat sich die Stimmung im Land deutlich verändert. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es auf dem europäischen Kontinent keine Kriege in diesem Ausmaß mehr und das hat auch Auswirkungen auf die Befürchtungen der Bevölkerung. In anderen Weltregionen gibt es auch schon seit Längerem Krisen und Konflikte. Nach über zwei Monaten Krieg wiederholen sich die Bilder der Flüchtenden, der verkohlten Fassaden in Städten, deren Namen viele bisher gar nicht kannten. Das kann noch Monate so gehen. Gespendet hat man schon, demonstriert auch. Diskussionen kreisen stets um dieselben Themen. Nato nein, Hilfe ja, Putin furchtbar, Russlands Kultur bedeutend, die Bevölkerung leider irregeleitet. Was soll man schon machen? Einkaufen, Kochen, Umschalten von Nachrichten auf Spiel- oder Naturfilm. Daher kann man nur hoffen, dass nichts aus Versehen geschieht, das kann in einem Krieg jederzeit vorkommen. Was die Atomwaffen betrifft: Wir haben in einer Art Apokalypse-Blindheit gelebt und das Vorhandensein dieser Waffen verdrängt. Wir haben so gelebt, als ob da nichts passieren könnte. Man kann wirklich nur hoffen, dass Drohungen in diese Richtung Bluff sind und dass nichts geplant wird. Dass das Ziel „nur“ ist, den Westen abzuschrecken. Sicherlich können wir uns mit taktischen Überlegungen beruhigen, dass Putin nicht das Land verseuchen würde, dass er einnehmen will. Ob das so kommt, wissen wir nicht. Die Angst ist real …
Demonstrieren gehen, mit Geld helfen oder indem man Wohnraum zur Verfügung stellt. Große Demonstrationen beeindrucken. Es gibt uns allen das Gefühl, nicht allein zu sein – und wer weiß, vielleicht gibt es auch in Russland Menschen, die es mitbekommen. Man soll Menschen unterstützen, soweit einem das möglich ist. Es geht nicht darum, sich bis zum Burnout völlig aufzuopfern. Aber indem wir jetzt andere unterstützen, helfen wir auch uns selbst. Im Hinterkopf aber bleibt dieses Gefühl der Ohnmacht, nicht genug getan zu haben oder tun zu können. Emotionen wie Hass erwachsen aus Angst: Wie kann Putin es wagen, die Welt zu tyrannisieren?! Wie oft ertappe ich mich dabei, diese Endlosschleife immer und immer wieder anzuschauen ob des Entsetzens, was gerade bei unseren Nachbarn passiert. Dabei soll ein bewusster Umgang mit Medien helfen können, einen Weg aus der Angst zu finden. Wenn man sich regelmäßig und seriös über aktuelle Geschehnisse informiert, könne das das Gefühl von Überwältigung und Überforderung reduzieren. Die Dosis spiele hier eine wichtige Rolle: exzessiver Medienkonsum hält uns in einer Daueranspannung (Dr. Jörg Angenendt, uniklinik-freiburg.de, 18.03.2022). Zusätzlich sei es wichtig, auch den positiven Nachrichten bewusst Aufmerksamkeit zu schenken. Das kann die Angst mildern, weg ist sie nicht. Wir beschwören die Normalität. Menschen suchen Ablenkung, stürzen sich in Arbeit oder in ihre Hobbys, um nicht ständig an den Krieg denken zu müssen. Die Angst bleibt im Hintergrund virulent, solange der Krieg andauert.

Blickt man auf die aktuellen Debatten über das postfaktische Zeitalter, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die politische Lüge ein komplett neues Phänomen sei. Tatsächlich aber sind Lügen in der Politik ein Dauerbrenner, man denke etwa an Watergate (1970er Jahre), die Barschel-Affäre (1980er), den Lewinsky-Skandal (1990er) oder an die Begründungen für den Irak-Krieg (2000er). Das veranschaulicht auch eine Umfrage von 1998: Bereits damals unterstützten 57 Prozent der Befragten in Deutschland die Aussage Die Politiker scheuen sich nicht, Tatsachen zu verdrehen oder zu beschönigen, um dadurch die Wahlen zu gewinnen“ (Stefan Marschall für „Aus Politik und Zeitgeschichte/bpb.de“). Politische Kommunikation ist in erster Linie strategische Kommunikation. Es geht im
politischen System nicht um das Finden von Wahrheit, sondern um die Machtfrage (Niklas Luhmann).

Geheimhaltung und Täuschung – was die Diplomaten Diskretion oder auch die arcana imperii, die Staatsgeheimnisse, nennen –, gezielte Irreführungen und blanke Lügen als legitime Mittel zur Erreichung politischer Zwecke kennen wir seit den Anfängen der überlieferten Geschichte. Wahrhaftigkeit zählte niemals zu den politischen Tugenden, und die Lüge galt immer als ein erlaubtes Mittel in der Politik. Wer über diesen Sachverhalt nachdenkt, kann sich nur wundern, wie wenig Aufmerksamkeit man ihm im Laufe unseres philosophischen und politischen Denkens gewidmet hat (humanistische-union.de): einerseits im Hinblick auf das Wesen des Handelns und andererseits im Hinblick auf unsere Fähigkeit, in Gedanken und Worten Tatsachen abzuleugnen. Diese unsere aktive, aggressive Fähigkeit zu lügen unterscheidet sich auffallend von unserer passiven Anfälligkeit für Irrtümer, Illusionen, Gedächtnisfehler und all dem, was man dem Versagen unseres Denkens anlasten kann. Die eigentlichen Lügen sind dabei nur ein Teil des Problems; das größere ist das Verwischen der Wahrheit hinter „Bullshit“ (Harry G. Frankfurt, On Bullshit, Princeton 2005) bereits Ende der 1980er Jahre analysierte. Wer lügt, muss die Wahrheit kennen, die Tatsachen als Referenzsystem im Auge behalten. Damit behält die Wahrheit letztendlich ihre Gültigkeit. Dem „Bullshitter“ hingegen, und das hält Frankfurt für wesentlich, ist die Wahrheit gleichgültig; er nimmt es mit ihr und den Fakten einfach nicht genau. Ihn interessiert nicht, wie es in „Wirklichkeit“ ist. Ihn interessiert nur, mit seinen Behauptungen durchzukommen. Er biegt sich alles so hin, wie er es braucht, um zu kaschieren, was er im Schilde führt. Er verwischt die Tatsachen als Referenz und untergräbt damit die politische Kultur einer Demokratie, die auf die Unterscheidung von wahr und falsch angewiesen ist. Es gibt wohl keinen Fall, bei dem die Politik als Vollstrecker absoluter Wahrheiten auftritt, seien sie religiöser, wissenschaftlicher oder weltanschaulicher Provenienz. Das bedeutet keineswegs, dass der Unterschied von Wahrheit und Lüge im Bereich des Politischen irrelevant wäre. In der politischen Auseinandersetzung geht es um begründete Meinungen. Sie beruhen auf der unterschiedlichen Bewertung von tatsächlichen Ereignissen und Sachverhalten, also von „Tatsachenwahrheiten“. Den Unterschied zwischen Tatsachen und Meinungen zu verwischen ist „nicht weniger schockierend als die Resistenz der Menschen gegen die Wahrheit überhaupt“, soweit sie ihnen nicht in den Kram passt (Hannah Arendt, Wahrheit und Politik).Innerhalb des Bereichs menschlicher Angelegenheiten (hegt) jeder Anspruch auf absolute Wahrheit, die von den Meinungen der Menschen unabhängig zu sein vorgibt, die Axt an die Wurzeln aller Politik und der Legitimität aller Staatsformen“ (a.a.O.). Zum Nachdenken … Schönen Nachmittag!

Mit dem Begriff Zivilisation meint man die Entwicklung des Zusammenlebens von Menschen, die zu einem möglichst friedlichen und aggressionsfreien Miteinander führen soll. Eine Grundlage dafür ist die Achtung der Grund- und Menschenrechte. Ausdruck der Zivilisation ist die Ausbildung bestimmter Verhaltensweisen in einer Gesellschaft (z.B. Schamgefühl oder Peinlichkeitsschwellen oder aber auch das Gewissen). Ein zivilisierter Umgang miteinander bedeutet, dass man anderen mit Achtung und Würde gegenübertritt und dabei nicht beleidigend oder verletzend
handelt (politik-lexikon.at). Wissenschaft und Technik haben im Laufe der Zeit viele Neuerungen hervorgebracht,
die das Leben der Menschen verändert haben. Die medizinische Versorgung ist besser geworden, die Nahrung ist reichhaltiger, die Menschen leben länger. Wir wohnen geschützt in Häusern und können in Schulen und Universitäten eine Menge lernen, um wiederum wissenschaftliche und technische Neuerungen hervorzubringen. Wir
leben in einer geordneten Gesellschaft, wo jede Bürgerin und jeder Bürger Rechte und Pflichten hat. Und auch für den Umgang der Menschen miteinander gibt es bestimmte Regeln, die dazu beitragen sollen, in dieser Welt zurecht zu kommen.

Die sowjetische Form der Zivilisation war Anfang der 1990er Jahre abgestürzt. Die Nachkriegszeit schien vorbei und die neue Vorkriegszeit nicht in Sicht. Man kennt Francis Fukuyamas Formel vom „Ende der Geschichte“. Allzu lange hat dieser Zustand nicht gedauert. Und die Realität wird immer neu geboren. Die Welt hat sich seitdem so verändert, dass wir noch keine Instrumente haben, sie zu beschreiben. Es sind unterschiedlichste Denk- und Lebensmodelle wirksam. Vielleicht ähnelt das den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, als die noch starke heidnische Antike dem ihr unbegreiflichen Christentum gegenüberstand. Es gibt weltweit viele Menschen, die in einer Welt leben, die von der Gegenwart durch einen Abgrund getrennt ist. In manchen Ländern sind solche Menschen gerade an der Macht. So auch in Russland unter Putin. Er mag natürlich denken, er würde das russische Imperium wiederaufbauen. Diese anachronistische Idee ist auch unter westlichen Experten populär. Man versucht zum Beispiel, die aktuelle Krise aus Russlands Entscheidung für die orthodoxe Kirche im 9. und 10. Jahrhundert zu erklären, und vergisst dabei, dass das die Kiewer Rus war, der ziemlich legendenbehaftete Ursprung der russischen und der ukrainischen Geschichte.

Die Menschen in der ehemaligen Sowjetunion hatten große Neugier auf die Welt draußen. Viele Russen haben das Land ab 1991 leichten Herzens verlassen, weil das Leben unverhofft frei und offen erschien. Heute weiß man, wir alle haben damals die Tatsache unterschätzt, dass Russland durch die seinerzeit siebzigjährige kommunistische Diktatur eines Teils seiner natürlichen Entwicklung beraubt worden war (Olga Martynova, nzz.ch, 26.04.2022). Das Land wachte 1991 nach der Lethargie auf und wähnte sich im 19. Jahrhundert. Der Ukrainekrieg bewegt sich in vielen Facetten und seiner Grausamkeit außerhalb jeglicher zivilisatorischer Regeln. Aufpassen muss man jedoch, dass man nicht in Russophobie verfällt. Russland hat eine Kultur, Regeln und eine Geschichte.Das Land war abgekoppelt vom Zug der Zeit. Das heißt nicht, dass man die verschütteten Pfeiler der dortigen Zivilisation nicht mehr ausgraben kann. Es gibt Schuldige für die begangenen Kriegsverbrechen; jene sind individuell zu
bestrafen.

Heute gehören Begriffe wie Korruption und Russland zusammen. Entgegen einer
weitverbreiteten Annahme ist aber die Alltagskorruption keine unmittelbare Folge des
Zusammenbruchs der UdSSR. Sie ist vielmehr in der Historie tief verwurzelt. Bis ins
18. Jahrhundert erhielten russische Beamte überhaupt keinen Lohn. Sie sollten
deshalb für ihre Tätigkeiten Gebühren erheben und sich damit finanzieren. Im 19.
Jahrhundert waren die Löhne minimal. Sie wurden schon damals mit Verspätung
ausbezahlt. Einerseits mussten sich die Beamten Fremdgelder in die eigene Tasche
stecken, um ihre Familie ernähren zu können. Auf der anderen Seite litten russische
Untertanen unter der Ineffizienz des Staates (buergerundstaat.de). Die KP-Elite war
durch und durch korrupt, und dies schon zu Zeiten Stalins.

Kleptokratie ist eine Staat oder eine Herrschaftsform, in der die Regierung oder
andere Herrscher eine unbegrenzte oder starke Verfügungsgewalt über Besitztümer
und Wertgegenstände in ihrem Herrschaftsbereich haben. Meist geht damit die
Bereicherung der herrschenden Klasse auf Kosten der Beherrschten einher. Die
rechtsstaatliche Ordnung ist in einer Kleptokratie praktisch nicht vorhanden.
Der Begriff ist abgeleitet aus den griechischen Worten kléptein (stehlen)
und kratía (Staat, Herrschaft). Anders ausgedrückt: Herrschaft der Diebe!
Russland wurde nach dem Zusammenbruch seiner kommunistischen Staatsdiktatur
unter der Führung der Nomenklatura der KPdSU und seiner Militärs in eine
Kleptokratie mit staatsautoritärer Absicherung hinter einer demokratischen Fassade
umgebaut. „Wir haben ein absolut gehorsames Parlament, servile Gerichte und ein
Staatsfernsehen, das rund um die Uhr die Taten des Zaren preist“ (Victor Jerofejew
faz.de). Der Zar war und ist Wladimir Putin ...

Weder die Bundesrepublik noch Europa brauchen aber für ihre Zukunft als
strategischen Partner ein Russland, das die freiheitliche Gesellschaften des Westens
verachtet und mit Füßen tritt. Die Kleptokraten um Putin müssen spüren, dass sie in
der gesamten EU ein Gegenüber haben, mit dem sie nicht nach Belieben Schlitten
fahren können.

Kanzler Scholz meinte, der 24. Februar diesen Jahres markiere eine „Zeitenwende“.
In der Russlandforschung gibt es unterschiedliche Einschätzungen, aber es ist
erkennbar, dass die große Mehrheit der Wissenschaftler/-innen davon ausgeht, dass
die von Moskau gesuchte strategische Konfrontation mit dem Westen primär
innenpolitisch motiviert ist. Nach dem katastrophalen Scheitern der ambitionierten
Reformpolitik Boris Jelzins in den frühen 1990er-Jahren hat es eine Gegenbewegung
gegeben, die das Scheitern der Reform als Werk dunkler Kreise des Westens
hinstellte und die seit 1996 den Ton vorgibt.
Viele Beobachter bezeichnen das heutige Russland als eine Kleptokratie. Diese
Charakterisierung ist nicht unberechtigt, denn die Machtvertikale ermöglicht es vor
allem ihren höchsten Vertretern und deren Entourage, unglaubliche Reichtümer
anzuhäufen. Russland hat heute etwa ebenso viele Milliardäre wie die USA – die
immerhin ein Bruttoinlandsprodukt aufweisen, welches zehnmal so groß ist wie
dasjenige Russlands (kas.de).

Dadurch wird ein politischer Machtwechsel zu einem existenziellen Risiko, das auf
jeden Fall vermieden werden muss – zumeist durch Manipulationen des
Wahlprozesses, die Behinderung von Oppositionsparteien und gelegentlich auch
durch die Inhaftierung oder Tötung führender Personen aus der Opposition.