Lieber Pierre,

weißt du, dass ein Luftballon platzt, wenn er immer mehr aufgeblasen wird? Peng!!! Raus aus deutschen Landen also mit der Kohle, sofern man sie besitzt und weg mit den maroden Papieren, es regiert das GOLD! Barren für Barren echte Qualität.

Wer langsam gegart wird, merkt vielleicht gar nicht, dass er schon kocht? Könnte es nicht sein, dass man es erst bemerkt, wenn alle rot angelaufen sind? Und wie war das mit dem Grundgesetz? „Kraft zum Wohle des Volkes, Schaden von ihm abwenden“ u.s.w.? Herrje, ich hab´s glatt vergessen: die hier in Frankfurt sind ja selbstbestimmend. Wer also heute noch Aussicht auf (Mindest-)Rente hat oder ein wenig Vermögensansparung sollte schleunigst die Kurve kratzen. Es trifft leider sowieso den armen Mann, den Kleinstanleger oder die Omi, die es gerade noch schafft, ihre Rezeptgebühren zu bezahlen und noch etwas für die Enkel übrig zu haben. Aber lieber Pierre, ich drifte ab…

Und wenn das alles umgesetzt wird, kann ich kaum noch beruhigt in die südlichen Länder fahren oder einen Kurztrip nach Südfrankreich machen. Überhaupt ist es dann irgendwie anders in Europa. Was sind denn eigentlich unsere „paar Schulden“ im Vergleich zu den Amis? Die haben erheblich mehr als wir und Schulden zahlt ja sowieso niemand zurück. Kohle weg? Schulden? Egal, da pumpt die EZB mal rasch ein wenig Zahlungsmittel in den Finanzmarkt und die Rechnung sollte aufgehen. Auf der einen Seite Wirtschaftskredite vereinfachen, Wirtschaft ankurbeln, auf der anderen Seite ein unglaublich schwacher Euro. Wäre es vermessen, wenn ich naiv frage, ob die denn beim Studium alle gepennt haben? Damals gab es die Langzeitstudenten, du erinnerst dich, Pierre?

Was soll ich als Pleitegeier-Bürger sagen? Ich denke, du hast vollkommen Recht mit den Kindern. Zuerst wollte ich meinen das Sparen beibringen (Weltspartag und Co.), dann wollte ich sie für den Geldwert sensibilisieren, frei nach dem Motto „streng dich an, schaff was, dann kannst du dein Taschengeld aufbessern“. Danach versuchte ich es mit Anlagen für das spätere Studium in Form von Aktienfonds. Davon ist leider nicht viel übrig geblieben im Laufe der Jahre und jetzt – wo sie es gebrauchen könnten – ist nichts mehr da. Ging alles für den Führerschein drauf, der heute um die 1.500 bis 2.000 Euro kostet. Jetzt sage ich ihnen, sie sollen die Preise vergleichen, Wert und Nutzen gegenüberstellen und verdammt gutes Englisch lernen. Sie werden es in dieser Welt gebrauchen können.

Ach, beinahe hätte ich es vergessen, lieber Pierre: Ich fuhr heute an der EZB vorbei. Es sah alles gut aus dort, schöne Autos, Lotuseffekt-Fenster, alles prima. Ich schämte mich fast, meine 20Jahre alte Kiste mit desolatem Verdeck daneben zu parken. So kann´s gehen in der Main-Metropole Frankfurt, in der Obdachlosigkeit mit der Geld-Regierung Tür an Tür leben und sich die „Entscheider“ im Hochhaus mit Mainblick schwer zu verstehende Dinge einfallen lassen, um die Wirtschaft und Finanzmärkte ins Lot zu bringen. Erst gesund schrumpfen, dann aufblasen und peng! Bei mir ist nichts im Lot und ich denke ab und an daran, wie ich später meine spärlichen Scheine und Münzen irgendwo in Asien oder in der Türkei „verprasse“…

 

Herzlichst,

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

heute kreisen meine Gedanken um die Kohle. Wie du weißt, verfolge ich mit Interesse was sich auf dem Finanzmarkt so abspielt. Die Initiativen von Mario Draghi, der Boss der EZB, finde ich in der Sache richtig. Heute muss alles unternommen werden um der Wirtschaft neue Vitamine zu verpassen. Der Ankauf von Staatsanleihen soll frisches Geld generieren, 60 Milliarden pro Monat sollen frei gestellt werden, um die Maschine wieder anzukurbeln. Schön und gut, wenn die Unternehmen etwas davon sehen! Zu oft haben aber die Banker für ihre eigenen Zwecke spekuliert und damit dem Volk geschadet und jetzt haben wir die Bescherung. Die Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone ist unerträglich, ganze Generationen werden einfach geopfert, weil es keine Zukunft mehr gibt. Immer mehr Bürger folgen dem Rattenfänger von Hameln und lassen sich von populistischen Parolen einfangen – Ausgrenzung und Intoleranz sind die Folgen. Wir haben in der kleine Gemeinde von Tröglitz in Sachsen-Anhalt gesehen, wohin es führen kann. Markus Nierth, der Bürgermeister, ist zurückgetreten, weil er sich von Anhängern der NPD persönlich bedroht fühlte und das, weil er Asylanten einen Dach über den Kopf geben wollte. Es ist niederschmetternd so etwas erleben zu müssen.

Liebe Petra, du wirst dir sicher die Frage stellen, welchen Zusammenhang solch ein Vorkommnis mit der EZB haben kann? Was sich in Frankfurt abspielt, bedeutet eine drastische Schwächung der Politik und letztendlich auch der Demokratie. So sinnvoll die Entscheidungen von Mario Draghi auch sind, er nimmt sie sozusagen im Alleingang. Das System ist so aufgebaut, dass sich die Regierungen, was unsere Geldpolitik angeht, weitgehend zurückhalten müssen und das verleiht solch einer Organisation eine riesige Macht. Hinzu kommt, dass die europäischen Banker nicht vom Volk gewählt worden sind. Fazit: wir haben nichts zu melden! Was ökonomisch vernünftig ist – Entscheidungen müssen getroffen werden – ist politisch fraglich und langfristig wird eine Entfremdung entstehen, die zum Bruch der EU führen kann. Der Mob, wie in Tröglitz, wird immer mehr Hass verstreuen, weil unsere demokratischen Regeln an ihnen vorbei gehen und das von ganz oben. Die Politik sollte sich besinnen, was sich hier abspielt und Korrekturen vornehmen. Es gibt keinen Zweifel: die europäischen Institutionen müssen neu definiert werden. Ohne Zustimmung des Volkes wird alles runter gespült werden. Wollen wir das?

Was können wir dazu beitragen? In unseren letzten Briefen waren die Kinder im Mittelpunkt und auch hier sollten sie das sein. In der Familie sollten die Entscheidungen gemeinsam besprochen werden, denn nur in diesem Rahmen kann Demokratie von Grund auf erklärt werden. Sehr schnell werden die Eltern merken, dass sie davon profitieren. Ein autokratisches Benehmen führt zwangsläufig zur Rebellion. Nicht anders beim Volk, liebe Petra. Ich denke, dass die Jugend solche Regeln übernehmen sollte und Respekt gegenüber anderen zeigen sollte. Du siehst, es geht nicht alleine um das große Geld, um die EZB und Mario Draghi, es geht vielmehr um das politische Verhalten, das weitsichtiger sein sollte, aber leider sind wir davon weit entfernt.
Im diesen Sinne,
Pierre

//pm

Mein lieber Pierre,

ein brisantes, diffiziles und außerordentlich wichtiges Thema, dass du heute ansprichst und da bist du bei mir sehr richtig. Kinder werden hinter verschlossenen Türen Zeugen und Opfer häuslicher Gewalt und tragen erheblichen psychischen – oft auch physischen – Schaden davon. Die Täter übernehmen in den allerseltensten Fällen Verantwortung für ihre Taten und finden jede Menge Entschuldigung für etwas, für das es keinerlei Entschuldigung gibt. Was sind die Gründe dafür? Hinterfragen wir sie einmal, lieber Pierre: zu frühe, ungewollte Schwangerschaften, Überforderung der Eltern oder eines Elternteils, finanzielle Nöte, Existenzängste, bereits vorhandene psychische Schäden der Erziehungspersonen, asoziale Familien, bereits vorhandene Prägung zur Gewalt der Eltern durch selbst erlebte Gewalt in der eigenen Kindheit, Drogen-, Alkoholmissbrauch, keinerlei Unrechtsbewusstsein u.v.m.

Ich lasse keine Entschuldigungen gelten, denn Gewalt passiert niemals aus Versehen. Es hat immer mit Erniedrigung, Aggression, Machtausübung, niederen Instinkten zu tun und oft wird sogar dem Opfer noch die Schuld gegeben. Erschreckend, dass diese Täter/ Eltern nach außen fürsorglich wirken, so tun, als ob nichts gewesen sei und sich manchmal sogar entschuldigen oder mit Geschenken versuchen, diese strafbaren Handlung wieder gut zu machen. Erschreckend auch, dass Nachbarn oder Bekannte (sofern sie einen Verdacht haben) nicht sofort eine Meldung an die Polizei oder das Jugendamt machen. Leider sind die auch nicht in der Lage, die Situation dauerhaft zu verbessern und für Abhilfe zu sorgen. Zu oft wurde weggeschaut und nicht rechtzeitig wahrgenommen, obwohl es eindeutige Anzeichen gab. Es passieren zu viele Todesfälle und schwere Misshandlungen von Säuglingen und kleinen Kindern die Öffentlichkeit wird erst aufmerksam, wenn die Medien bedauerlicherweise wieder einmal darüber berichten. Ein Desaster!

Gewaltbereitschaft sieht man niemandem an, es steht kein Schild auf der Stirn mit dem Satz „ich verprügele / ficke oft meinen Sohn, meine Tochter… die haben´s ja auch verdient, die Gören.“ Im Gegenteil: diesen Menschen muss umgehend jegliche Fähigkeit/ Möglichkeit auf ein Kind aufzupassen und es zu aufzuziehen, abgesprochen und untersagt werden! Sofort und unwiderruflich!

Kinder können sich nicht wehren – nicht gegen Prügel, nicht gegen sexuelle Übergriffe, nicht gegen verbale Erniedrigung. Ihnen werden bei gewalttätigen und sexuellen Übergriffen große, irreparable Schäden zugefügt, die sie im schlimmsten Fall nie wieder aufarbeiten können und ggf. in ihrem späteren Leben ebenfalls wieder zu Gewalttätern werden lassen. Schläge und Prügel sind die Waffen des kranken, armen Menschen, der sich anders nicht zur Wehr setzen kann, sagt man. In jedem Fall sind das stark psychisch geschädigte Menschen und wir können davon ausgehen, dass ihnen in der Kindheit wenig Liebe, Aufmerksamkeit, Respekt und ethisches Empfinden entgegen gebracht wurde.

Doch das ist für mich alles keine Entschuldigung für Missbrauch oder Misshandlung an Kindern, die unser größter Schatz sein sollten und glaube mir, Pierre, ich verstehe Frau Bachmann, die damals Selbstjustiz ausübte. Unsere Justiz hat in meinen Augen in diesen Fällen ein viel zu mildes Strafmaß und sucht Gnade für Monster. Mögen nun die Rechtsanwälte mit ihren Paragraphen kontern … Kinder müssen beschützt werden. Sie brauchen Liebe, Verständnis, Respekt, Wärme, Bildung, Nahrung…aber niemals Schläge, auch wenn das früher eine gängige (und sehr falsche) Erziehungsmethode war.

Der Europarat sieht Handlungsbedarf, aber ob die Gesetze von den Menschen, die zu der o.g. Gruppe gehören, überhaupt akzeptiert oder wahrgenommen werden? Das sehe ich nicht so. Gerade diese Leute brauchen dringend psychologische Hilfe und idealerweise führt man vor dem Zeugungs-Schuss und der Empfängnis den „Eltern-Führerschein“ ein – aber das entspringt meinem phantasievollen Idealbild.

Für die Kinder dieser Welt, mein Appell an ihre körperliche und geistige Unversehrtheit!

 

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

heute bin ich auf eine Nachricht gestoßen, die mich nachdenklich gestimmt hat. Der Europarat, das Organ, das über die Menschenrechte wachen muss, hat Frankreich eine Abmahnung zukommen lassen. Es geht um erzieherische Maßnahmen, wie die Ohrfeige oder den Klaps auf den Po, was aus der Sicht der Straßburger Behörde unterbunden werden soll. Im Land der Revolution schließt man die Augen, wenn sie in einem „humanen Maß“ angewendet werden. Wer es bestimmt sind die Täter und das heißt in den meisten Fällen die Eltern. Schon da liegt die Krux! Für die einen genügt eine mildere Strafe, für die anderen kann es nicht schaden, wenn es weh tut. Ich spreche mich deshalb gegen jede Art von Gewalt im häuslichen Bereich aus, lehne sie absolut ab und das ohne Ausnahme, da ich weiß, dass sie Gegengewalt provoziert. Schon aus diesem Grund ist das totale Verbot für mich gerechtfertigt. Natürlich weiß ich auch, dass die Hand ausrutschen kann, aber ist das ein Argument für den Gesetzgeber, Milde zu zeigen? Nein, es ist feige sich an einem Schwächeren, und das sind die Kinder, auszulassen. Oft stehen andere Gründe im Vordergrund, wie Arbeits- oder Ehestress. Luft lassen kann nicht bedeuten, seine Kinder zu quälen!

Ich habe jahrelang in den Vorstädten Frankreichs gedreht und es mit zahlreichen Jugendliche zu tun gehabt, die außer Rand und Band wahren und kriminell wurden. Ich konnte auch einen Blick in ihre Familien werfen. Die Mühe, den Unterhalt der Sippe zu garantieren, hat oft die Atmosphäre verseucht so wie auch die Angst arbeitslos zu werden, was oft der Fall war. Die Ehen sind daran zerbrochen, aber da es nicht in Frage kam sich scheiden zu lassen, kam es zu einer latenten Gewalt, die die Kinder ausbaden mussten. Anstatt zu Hause zu bleiben, wurde „ihre Wohnung“ die Straße und dort galt es, sich zu bestätigen. Hier kam raus, was die Kids daheim erlebten: Schläge, Hiebe und vieles mehr noch. Man sollte nie irrtümlich glauben, dass so etwas nur in solchen Kreise passiert, denn auch in der dumpfen Umwelt des Bürgertums sind gleiche Phänomene zu beobachten. Hier geht es oft um eine geistige Verwahrlosung, unter der die Kinder sehr leiden und gerade da sind Übergriffe jeder Art leichter zu vertuschen, weil sie sich hinter einer respektablen Fassade verbergen. Kein Wunder, dass Pädophilie keine einzelnen Fälle sind!

Liebe Petra, ich setze mich für die Kinderrechte ein, weil ich weiß, dass sie nur mit einer adäquaten Behandlung für ein ganzes Leben Gleichgewicht bewahren können und oft stelle ich mir die Frage, wie Menschen zu Terroristen geworden sind. Immer wieder wurde ihnen Gewalt, mehr oder weniger bewusst, in die Wiege gelegt. Wenn wir den Versuch wagen sollten, trotz des Mistes, den wir heute erleben, die Welt zu verbessern, kann das nur bei den Kindern geschehen. Sie sollen lernen Respekt gegenüber anderen zu üben, auch wenn Abneigung im Spiel ist – das ist das wichtigste Merkmal einer guten Erziehung. Wenn die Eltern immer wieder ausrasten, können sie nicht erwarten, dass ihr Nachwuchs sich in der Gesellschaft anders benehmen wird.
Im diesen Sinne,

Pierre

//pm

Es kommt garantiert der Moment, in dem es einen wesentlichen Unterschied macht, ob man sich Mühe geben muss oder ob es mit dem Bemühen reicht. Oftmals erkennen Menschen nicht den richtigen Zeitpunkt, sollte er ihnen nicht knallhart in die Fresse geknallt werden – mit harten Konsequenzen. Das passt zu unserer schnelllebigen Wergwerf- und Konsumgesellschaft und in den wenigsten Fällen wird klar verstanden, was das tatsächlich bedeutet. Vor sich hindümpeln können viele, ebenso halbgare Weisheiten und oberflächliches Geplapper von sich geben. Kein Problem – da draußen warten schon genug Alternativen, stimmt´s? Ohnehin fällt es heute schwer, ernsthaft sein Herzblut in etwas zu stecken und eine Sache durchzuziehen, mag es auch noch so viel Entbehrung und Anstrengung bedeuten. Junge Menschen glauben, sie seien interessant durch das, was sie besitzen oder hinterher rennen (Modemarken, Kosmetik, Prestigesymbole). Nein! Es macht euch nicht interessant, es macht euch zum oberflächlichen Lackaffen oder zur leichten Beute (was die Damenwelt anbelangt). So wie wir kaum noch Wertebewusstsein oder Charme haben, so mangelt es an dem – manchmal – zähen Durchstehen einer Sache. Keine Anstrengungen, bitte! Höchstens beim Wochenend-Club-Besuch oder Quick-Fick, wo sie alles geben! Ladies? Habt ihr schon mal euer Leben selbst gemeistert ohne Hilfe? Habt ihr schon einmal zwei Kinder alleine groß gezogen in einem fremden Land? Habt ihr schon einmal die Schenkel zusammen gepetzt, wenn der Kerl zwar appetitlich war, aber sonst nichts in der Birne hatte? Habt ihr schon mal den Verzicht geübt, wenn es hart auf hart kam und damit leben können, wenn man euch nicht aufgrund von Äußerlichkeiten dauer-hofierte? Dann wird´s aber Zeit! Und meine Herren? Habt ihr erkannt, dass euer Leben nicht abhängig ist von Statussymbolen? Ist es nicht so, dass „Mann“ zuerst seine Existenz und sein Leben geklärt haben muss und in jeder Konsequenz für das, was man ernsthaft erreichen will, viel Arbeit und Mühe investieren sollte? Verwöhnte Masse…die nichts mehr tun möchte und alles besitzen.
Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit der Geschichte und wir werden sehen, dass wir uns rückwärts entwickeln. Die Menschen haben früher mit sehr einfachen Mitteln und Werkzeugen wahre Kunstwerke geschaffen. Schweiß, Härte, Mut, Kreativität und Ausdauer waren die Voraussetzung dafür Großes zu erschaffen. Heute wird es schon anstrengend, wenn man sich mehr als der Norm entsprechend Mühe geben muss. Zwischen „bemühen“ und „Mühe geben“ klafft ein Graben, kaum zu überwinden und ein Ergebnis aus einer sorgfältig aufgebauten Verblödungs-und Abstumpfungsmaschinerie, die geschaffen wurde um aus Stieren kastrierte Ochsen zu machen.
Adios…ich suche mir die letzten Stiere der offenen Prärie, mit Mut zum Gegenangriff und der Stärke, zu kämpfen.

 

 

© Petra M. Jansen

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Lieber Pierre,

welch düstere Gedanken du heute mit dir trägst!? Der Tod gehört zum Leben – als letztendlich erlösender Schritt ins sogenannte „Paradies“. Das könnte es durchaus auch sein, wenn der Mensch einen langen Leidensweg gehen musste und sein hiesiges Leben mehr Qual als Freude bedeutete. Kann der Tod nicht wirklich die Erlösung sein? Verstehe mich nicht falsch, Pierre, niemand mag gerne tot sein, aber wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen und jedes gelebte Jahr unseres Lebens führt unabdingbar genau dorthin. Eine starker Umgang ist das, den du beschreibst und gesehen hast und ich bewundere die Menschen, die sich im Angesicht ihres Schicksals genau dem widmen, was ihre Aufgabe ist: lebendig jeden Tag genießen, so lange es noch geht.
Nimm es mal so: wenn wir uns kraftvoll und wohl fühlen, könnten wir Bäume ausreißen und sprühen vor Kraft und Energie. Sind wir schwer krank oder ist unser Leiden größer als unsere Freude, dann können wir nichts tun, außer uns darauf vorbereiten, dass der letzte Schritt a u s dem Leben gekommen ist und das akzeptieren. Tun wir das indem wir tanzen (sofern wir können) und feiern, dann ist es genau das, was richtig ist, denn niemand auf dieser Welt kann etwas ändern am Lauf des Lebens. Andersrum stellen wir uns einmal vor, wir würden ewig leben? Wollen wir das tatsächlich? Jeder kennt den Film Highlander….wollen wir das tatsächlich? Dann kommt der nächste menschliche Wunsch: wir wollen gefälligst gesund, potent, ewig jung bleiben und nichts darf uns wehtun. Lieber Pierre, das erinnert mich ein wenig an die irrsinnige Vorstellung von Dorian Gray, der weder altern noch sterben wollte.
Es ist wahr – genieße jeden Tag, den du hast und das mit vollem Optimismus und mit Freude! Mein Optimismus wurde tatsächlich niemals lange durch irgendetwas gestört oder gemindert, es ist meine Natur, mit dem Leben auf diese Art und Weise umzugehen. Gestatte mir eine ehrliche Frage: liegt nicht das Problem ganz alleine in dir und deinen Gedanken, zum alten Eisen zu gehören? Schau dir den Totenkult der Germanen, der Ägypter oder der Römer an. Jede Kultur hat sich anders mit der Thematik auseinander gesetzt und niemand! ist bisher davon gekommen. Für mich also tatsächlich eine Frage des Umgangs mit Tatsachen und es kommt letztendlich nun darauf an, wie wir das tun.
„Prost“ – auf ein neues „Leben“ jenseits des Lebens!?
Herzliche Grüße,

Petra
© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

immer wieder stelle ich mir die Frage, wie Menschen es fertig bringen in bedrohlichen Situationen noch lachen zu können und sie dem mit Humor begegnen. Eine Haltung, die ich toll finde. Wenn ich daran denke, kommt mir ein Freund in Erinnerung. Er hat Krebs und muss sich einer komplexen Therapie ohne sicheren Ausgang fügen und trotz dieser schmerzlichen Tatsachen sind unsere Begegnungen immer sehr geistreich und voller Ironie. Er will somit dem Tod trotzen und ist für mich ein gutes Beispiel, wie ich mich verhalten sollte. Klar, jede Krankheit ist ein Hindernis, aber wenn sie zu viel Platz eingeräumt bekommt, hat sie uns bereits besiegt. Am besten man streckt ihr die Zunge raus und sagt ihr: „verpisse dich!“ Wenn ich zurückblicke, erinnere ich mich an eine Situation, die bei mir zuerst Bedenken auslöste und dann große Bewunderung. Ich habe in einem Hospiz in Köln gedreht, am 11. November um 11 Uhr und wie du weißt, liebe Petra, ist das der Beginn des Karnevals. Es war in einem Reihenhaus und dort herrschte Party. Von Zimmer zu Zimmer wurde getanzt und gesungen. Lauter Masken und bunte Kostüme und vor allem viele Kinder und dazwischen Menschen, die am Sterben waren – unter ihnen viele junge Mütter. Zuerst war ich entsetzt, dann aber blickte ich mit einer immer größeren Bewunderung auf das Geschehen, denn das war die beste Antwort, die man dem Tod geben konnte. Durch Jux ihn in die Schranken verweisen, mit dem Bewusstsein, dass er nicht nur das Ende bedeutet. Warum würden wir sonst Kinder in die Welt setzen?

Ja, es gibt Grund genug, uns Sorgen zu machen, aber wir dürften nie vergessen, wie wertvoll das Leben ist. Das bedeutet, dass wir immer die Gelegenheit nutzen sollten, jeden kleinsten Moment zu genießen. Das ist die einzige Art, den Druck den wir ausgesetzt sind, zu ertragen. Ich bewundere deine Lebensfreude, liebe Petra und betrachte sie als ansteckend! In der Kiste werden wir Zeit genug haben zum Jammern, dass wiederhole ich mir immer, wenn meine Knochen mich quälen! Nein, ich will die Gesundheit nicht zum Dogma machen und mich auch nicht von ihr quälen lassen. Sich bei jedem Schritt einschränken zu müssen, liegt nicht in meiner Natur. Eines ist sicher: am Ende landen wir alle bei den Würmern, ob wir veganer sind oder nicht! Ein wenig Hurerei macht doch das Leben erträglicher, nicht wahr? Wer sich immer einschränkt, wird zum Dogmatiker und neigt zum Fundamentalismus. Das gilt auch für die Kräuterfresser, die uns missionieren wollen. Wenn es so ist, pfeife ich auf die Gesundheit. Ob wir wollen oder nicht, das Leben ist eine tödliche Krankheit.

Wer glaubt, dass er mit einem asketischen Leben 72 Jungfrauen im Paradies vögeln kann, irrt sich. Warum sich das Leben zur Hölle machen, das ist heute eine berechtigte Frage. Lieber eine Fete veranstalten, als sich ständig zu geißeln. Der Hacke dabei ist, dass Sadomasochismus einige Freude bereitet und die versauen uns die Existenz. Es gibt dabei nur eine Lösung: lachen, lachen, lachen! Das vertragen diese Pharisäer aber nicht – das haben die Zeichner von Charlie Hebdo bitter erfahren müssen – und doch ist das die beste Waffe, um uns über Wasser zu halten. Ist das nicht so, liebe Petra?
In diesem Sinne,
Pierre

//pm

Mein lieber Pierre,
ja, kotz dich ruhig aus, ich verstehe deine Gedanken und Bedenken. „Kleider machen Leute“, das ist hier nicht anders. Ein bisschen Nonchalance, ein wenig Sexappeal, ein sympathisches Lächeln und heiße Klamotten – das überzeugt auch meine Oma. Schlecht sieht er ja nicht aus, der Herr Minister, aber man hat sich in Brüssel nicht blenden lassen und lediglich einen Aufschub gewährt. Dem griechischen Volk mag es nicht wirklich helfen, Schäuble ist ein harter Gegner! Das haben sie nun davon…Korruption, Kohle scheffeln und den Bürger verarschen. Aber lieber Pierre, ich sagte es bereits mehrfach: der Mensch ist ein korrupter, egoistischer Affe und da spielt die Nationalität keine Rolle. Wir werden sehen, ob sie es schaffen – ähnlich wie die Portugiesen – ihr Land einigermaßen auf Vordermann zu bringen, abwarten also, ob der Ledermantel hält, was er verspricht.
Zum Thema Impotenz mag ich mich nicht äußern, ich habe zu viele enorm potente Männer in meinem Leben kennengelernt und sage mal danke dafür. Allzu privat möchte ich heute nicht werden, doch nur so viel: Männer müssen nicht stets präsent und potent sein, im Gegenteil. Ich schätze mehr den sensiblen Mann, der auch mal nicht kann, wenn ihn etwas bedrückt und habe großes Verständnis dafür. Zeigt ER doch, dass er kein reiner Ficker ist und seine Standhaftigkeit mit dem Grad des Nachdenkens und der eigenen Verfassung zusammenhängt. Da warte ich als Frau gerne, bis alles wieder in der Balance ist, damit man gemeinsam die Echtheit genießen kann.
Tut mir leid, dass ich heute so knapp und wenig kämpferisch unterwegs bin. Ich verschließe keineswegs die Augen vor der Problematik, die uns weltweit umgibt, aber heute mache ich nur eines: den Tag genießen, lieben, leben, dankbar sein, dass wir (noch) Frieden haben und lieben…lieben…lieben – das absolute Erfolgsrezept gegen ALLES! Wenn es denn auch ehrlich gemeint ist…
© Petra M. Jansen

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