zweifelsohne habt ihr die Heimat fest im Griff – aus eurer Sicht ist sie ein kitschiges Gebilde. Lauter blankpolierte Wesen, vom dröhnenden Hirsch bis zum Dirndl samt provozierende Brust, Melkkühe auf der Weide, glückliche Schweine, die mit Freude auf den Schlachter warten, besoffene Mannsbilder beim Ballermann! Heimatliche Gefühle, die vom Kitsch erobert worden sind und dazu eine Pseudo-Volksmusik, die einem den Magen verdreht. Deutschland, das Land der Musiker, das ich nicht lache! Mehr oder weniger betagte Schlagersänger und ihre Schnulzen beherrschen den Markt, je banaler desto populärer! Ist das die Kultur, die die Heimat beflügeln soll? Ist das das Sinnbild unserer Zivilisation? Dazu ein virulenter Nationalismus, der uns lehren soll, dass wir die Besten sind! Dass die Asylanten nur zum Abfall gehören. Liebe Spießbürger, solche Gedanken entwickelt ihr und das nur aus Angst, dass eure neogotischen Möbel einen Kratzer bekommen könnten. Leute, das ist nicht meine Heimat!
Jahr: 2013
Die liebe Oma ist gar nicht lieb
Der erhobene Zeigefinger fuchtelt mir vor der Nase rum. „Meine Liebe, lass dir gesagt sein, ich hab drei Kinder groß gezogen und weiß, was ich tue.“ Sie wiedersetzt sich jeglicher Bitte, die Kinder nicht mehr (mit fast sechs Jahren) häppchenweise mit dem Löffel zu füttern und ihnen halbsekündlich penetrant den Mund abzutupfen. Sie gehen ja schon in die Schule! Egal, die Oma füttert unbeirrt weiter, egal ob der Kleine das mag oder nicht und er wird vollgestopft mit den Worten „wenn er mal krank wird, hat er nix auf den Rippen.“ Die liebe Oma hängt dann auch schnell ein Messingkreuz über die Eingangstür, das soll den Segen bringen und vor Bösem schützen und schlüpft in Mantel und Cape, um die Kids um den Block zu führen. Wie wohlerzogene Hunde müssen sie an der Hand laufen und kriegen obendrein noch ein Eis, weil sie ja nix im Bauch haben. Weiterlesen
Neue Dimensionen
Damals, im Jahre 1987, Deutschland unter der Herrschaft des Kanzlers Kohl, da sollte das Volk gezählt werden. Deutschland sah damals noch anders aus, quasi in der Mitte zerbrochen. Links auf der Karte gab es einen größeren, länglichen Teil, rechts davon einen kompakten kleineren. Beide Teile waren sich nicht grün. Das versuchten jedenfalls dazumal die jeweiligen Regierungen dem Volk einzureden. Auf die Zählung hatte das Volk, ich rede vom linken, also westlichen Teil des Landes, keinen Bock. „Noch nie dagewesen, so etwas!“, „Ich gebe meine geheimen, persönlichen Daten nicht preis. Dass ich geschieden bin, geht niemanden etwas an.“ oder „der gläserne Bürger“ waren einige der Argumente gegen die Zählung. Nun, ob eine Volkszählung das erbringt, was man sich von ihr verspricht, sei einmal dahingestellt. Fakt ist: die erste Volkszählung in Deutschland fand 1816 im Königreich Preußen statt, schon die Römer haben ihre Früchtchen gezählt und dabei Daten erhoben. Und: eine Scheidung ist behördlich eh registriert, also nichts mit geheimen Daten! Na und?! Ja, eigentlich wollte ich etwas über Dimensionen erzählen. Das damals war eigentlich alles Pillepalle, nichts Aufregendes! Weiterlesen
Vom großen Bruder hereingelegt!
Liebe Frau Merkel, liebe Staatsoberhäupter,
mit Verwunderung beobachte ich die Aufregung um die Affäre mit den Handys. Leute, das wusstet ihr schon lange. Wenn es darum geht, Geheimnisse zu knacken, bleibt der Anstand vor der Tür stehen, egal ob Freund oder Feind! Es wäre blauäugig anzunehmen, dass wir anders handeln als die Amis. Wir sind vielleicht nicht so dreist wie sie, aber wenn wir die Möglichkeit hätten, würden wir gerne die Telefonate von Barak Obama mithören. Bitte kommt nun nicht mit dem Begriff „Moral“, wie wir wissen, ist er im politischen Geschäft eine seltene Ware, hier geht es um kalte Interessen. Wer einige Schachzüge im Voraus denkt ist der Gewinner und um sie zu planen müssen die Protagonisten gut informiert sein. Das geschieht meistens mit illegalen Methoden und ist eine Tatsache, die tief in die Geschichte reicht. Nein, das Entsetzen kann ich niemandem abnehmen, auch wenn ich dieses Abhorchen nicht sehr elegant finde. Weiterlesen
Was denken die Toten?
Liebe Tote,
ich frage mich oft was ihr denkt, wenn euch liebe Verwandten mit der Gießkanne einen Besuch abstatten? „Diese Deppen hätten mehr Nächstenliebe zeigen sollen, so lange wir lebten! Jetzt kommen sie nur vorbei, weil sie sich einen Platz im Himmel einhandeln wollen“. Klar, diese Pietät kann ätzend sein, aber wir brauchen sie, um Überlegen zu können! Was verzapfst du für einen Quatsch, Pierre? Nein, ich meine es ernst, der Friedhof verleiht uns den Eindruck, dass wir noch Wurzeln haben und die brauchen wir, um uns zurecht zu finden. Ja, schön und gut, aber es gibt eine Menge Menschen, die darauf pfeifen, sie kommen ohne Grab aus, brauchen dieses Brimborium nicht, um fröhlich zu sein. Staub! Nicht nur eine Wonne für die Putzfrau, auch für all diejenigen, die ohne Ja und Aber verschwinden wollen. Sagt man nicht zu Recht, er hat sich aus dem Staub gemacht? Vielleicht ist das die beste Methode eine Wiedergeburt in Gang zu setzen? OK, aber wie soll das vor sich gehen? „Macht dir keinen Stress, Pierre, der Alte hat immer eine Lösung parat, egal, ob du im Grab liegst oder zermahlen in einer Urne, die Zeit vergehen lässt.“ Sollen wir wirklich weiter funktionieren? Den gleichen Mist weiter verzapfen? Weiterlesen
Nashörner!
Liebe Nashörner,
angeblich können die Chinesen besser ficken, wenn man eure Hörner in Puder verwandelt, deshalb seid ihr gefährdet. Bald wird man euch nur noch in den zoologischen Gärten bewundern können. Solch eine Idiotie wäre lachhaft, wenn es sich nicht um eine „Endlösung“ handeln würde. Nein, wenn es um einen gut funktionierenden Schwanz geht, kann alles vernichtet werden. Wenn es so ist, schäme ich mich, ein Mann zu sein! Vielleicht käme ein Naturschützer auf die wahrhaftig gute Idee, die Chinesen zu kastrieren, dann hätten die Chirurgen einen guten Job. Keine Arbeitslosigkeit mehr! Soweit sind wir noch nicht, weil es nicht den guten Sitten entsprechen würde. Und eines noch: die Chinesen werden dringend gebraucht, um unsere marode Marktwirtschaft zu retten, sie kaufen alles, was zu haben ist. Das geht aber nur, wenn die Potenz vorhanden ist. Mit schlappen Schwänzen würde unsere Ökonomie kaum überleben. Wir ihr seht, liebe Nashörner, wir stehen vor großen ethischen Problemen. Weiterlesen
Brief an meinen Geliebten
Mein wunderbarer Mann, ich fühle dich. Du bist nicht da, trotzdem bist du da und ich rieche den Duft deines Leibes, deiner Liebe, deiner Lust, die mich allgegenwärtig begleitet. Wie ein Hauch von Luxusessenz haftet er auf meiner Seele. Sie geht mit dir, egal wohin. Ganz egal wohin. Nimm einen Baum, der ohne seine Wurzel nicht leben kann oder sieh unter deine Füße auf den Boden, ohne den Du versinken würdest. So gehören wir zusammen, untrennbar zusammen und leben eine große Liebe. So vertraut ist mir deine Stimme, dass ich sie nicht zu hören brauche, um zu wissen, dass nur sie mich beruhigen kann. Erregend, zart und doch so männlich ist sie wie ein wunderschönes Lied, an dem ich mich niemals werde satt hören können. Geliebter, mein herrlicher Geliebter, unter dir bin ich ich. Mit dir bin ich alles. Bist du weg, bist du da und doch fehlt ein Hauch von dem, was mich vollendet. Du bist Liebe, ich bin Liebe. Liebend funktionieren wir besser. Liebend sind wir gnädig und gelassen. Gegenüber den ständigen Versuchen, uns zu verwirren, anzugreifen, zu überfordern. Ich will nur noch deine Küsse spüren in dem Moment, in dem ich dieser Welt zum Abschied winke. Meine Hand lässt dich los, damit du frei bist, mir zu folgen. Mein Mann, mein geliebter Mann…
© Petra M. Jansen
Steckst mittendrin in der Scheiße
Wie oft im Leben hat man eigentlich zu büßen für die Fehler der anderen? Dein eigenes Leben geht den Bach runter, weil das Leben deines/r Liebsten schon lange vorher beschissen war. Dabei konntest du gar nichts dazu, hast dich einfach verliebt. Und das kommt – wie immer – ohne Warnung, ohne Ankündigung, ohne Schutzschild. Mittendrin steckst du plötzlich in einem verkackten Leben, das nicht mal deines ist. Freude und Liebe bekommen den Rost der Vergangenheit und steht eigentlich schon auf dem Abstellgleis. Doch es dauert, bis du das merkst und bis es soweit ist, verläuft die Kurve von ganz oben nach ganz unten. Zum Schluss kriegst du nicht nur das Elend des anderen aufgedrückt, sondern der/die macht dich auch noch dafür verantwortlich und wertet dich ab. Sonst könnte wohl niemand den selbst verzapften Mist ertragen. Wie kommst du eigentlich dazu, dass man dich in so einen Film verstrickt und du am Ende der Verlierer ist? Der traurige Abschied kommt bestimmt. Am Ende stehst du da und fragst dich, welche Chance das eigentlich hatte. Gar keine. Es bestand nicht wirklich eine echte Chance, denn die Vergangenheit prägte zu sehr. So düster es auch klingen mag: lieber alleine weiter, als der Sündenbock oder das seelische Auffangbecken für gescheiterte Existenzen zu sein und mag es wenig altruistisch klingen: bist du ein Schwein, dass die Jauche eines alten Schweinestalls aufsaugen muss? Nein.
©Petra M. Jansen