Liebe Frau Merkel, liebe Staatsoberhäupter,

 mit Verwunderung beobachte ich die Aufregung um die Affäre mit den Handys. Leute, das wusstet ihr schon lange. Wenn es darum geht, Geheimnisse zu knacken, bleibt der Anstand vor der Tür stehen, egal ob Freund oder Feind! Es wäre blauäugig anzunehmen, dass wir anders handeln als die Amis. Wir sind vielleicht nicht so dreist wie sie, aber wenn wir die Möglichkeit hätten, würden wir gerne die Telefonate von Barak Obama mithören. Bitte kommt nun nicht mit dem Begriff „Moral“, wie wir wissen, ist er im politischen Geschäft eine seltene Ware, hier geht es um kalte Interessen. Wer einige Schachzüge im Voraus denkt ist der Gewinner und um sie zu planen müssen die Protagonisten gut informiert sein. Das geschieht meistens mit illegalen Methoden und ist eine Tatsache, die tief in die Geschichte reicht. Nein, das Entsetzen kann ich niemandem abnehmen, auch wenn ich dieses Abhorchen nicht sehr elegant finde.

 Solange man sich nicht erwischen lässt, ist alles Paletti, aber ds ist heute nicht der Fall. Der Präsident steht blöd da, kratzt sich die Ohren wie ein Kind, das beim Petzen erwischt worden ist. Ich nehme ihm nicht ab – trotz Sympathie für ihn – dass er vom Angriff auf die beiden Kanzlerin-Handys nichts wusste. Er musste es ahnen, auch wenn er versucht, sich aus der Schlinge zu mogeln. In solch einem Fall sind immer die Untertanen schuld, nicht die Monarchen, so ist es halt und der angefügte Schaden ist groß. Positiv dabei ist, dass die Deutschen endlich mit ihrer blinden Anhänglichkeit zu den USA aufhören und ihr unterwürfiges Getue ablegen. Der große Bruder – dem man bisher blind vertraute – hat uns ganz schön hereingelegt, das ist für viele ein böses Erwachen und vielleicht das Ende einer Epoche, die nach dem Zweiten Weltkrieges anfing und bis heute andauert. Es könnte endlich der Anlass sein, sich freier zu entfalten, anstatt sich weiter als Besiegter zu betrachten. Wir sollten endlich erwachsen werden!

Politisch finde ich daher diesen Vorfall positiv, denn er zeigt, dass die Regierenden pragmatischer handeln sollten. Traue deinen Freunden nicht zu sehr, könnte die Devise sein. Blinde Liebe macht abhängig! Es ist auch ein Zeichen von Naivität und das ist bei der Staatsführung fatal. Mehr Distanz ist die Voraussetzung um die richtigen Entscheidungen zu treffen, das gilt sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Es ist daher zu wünschen, dass die Freundschaft mit Amerika unsentimentaler wird – das liegt in unserem Interesse. Ich denke, dass dieser Dämpfer den Beziehungen gut tun wird, es ist die Zeit gekommen, dass ein Dialog auf gleicher Augenhöhe stattfinden muss. Ich weiß schon was die USA für Europa geleistet haben, aber jetzt ist es an der Zeit, die Geschichte neu zu schreiben.

Noch eine Bemerkung zu dieser Affäre: Äh, Leute, wir werden endlich ernst genommen! Wenn wir nur Würmer wären, würde sich keine Sau für uns interessieren. Ist das ein Zeichen, dass Deutschland endlich als wichtig betrachtet wird und die Bestätigung, dass wir keine Vasallen mehr sind? Wenn es so ist, sollten wir die Ärmelnhochkrempeln und zeigen, dass wir Europa in eine eigenständige Zukunft steuern wollen. Wir stünden in der Pflicht, uns vor den USA zu schützen und würden vielleicht, dann auch das Handy des Präsidenten anzapfen. Eines steht fest: Ohne Geheimdienst ist keine Politik zu machen! Ob das mit dem BND gelingen kann, ist eine andere Frage!

//pm

Link zum Thema NSA:

http://de.wikipedia.org/wiki/National_Security_Agency

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