Lieber Pierre,
wenn die Symptome eine Tragödie hervorgerufen haben, sollte nicht n u r sie der Mittelpunkt sein sondern die Ursachenforschung. Wir schieben es auf „menschliches Versagen“ und übersehen dabei, dass wir selbst die Gesellschaft sind, die dieses auslöst! Medien spulen in den letzten Tagen immer wieder das Gleiche ab – zweifellos eine Tragödie, aber nichts im Vergleich zu den weltweiten Kriegen, Menschen, die verhungern, irgendwo massenhaft verrecken. Massen-Hype auf BILD-Niveau hat bisher niemandem geholfen, außer der trägen Masse Futter zu liefern für polierte, geschliffene, sensationsgeile Gehirne. Aufwachen! WIR sind die Gesellschaft und der Verursacher solcher Tragödien und stehen ebenfalls in der Verantwortung.
Therapie ist eine erprobte Art und Weise, die Abgründe der menschlichen Psyche zu erforschen. Manchmal gelingt es und manchmal bleibt es an der Oberfläche stecken. Lieber Pierre, es gab immer schon empfindsame Menschen, die es sehr schwer hatten und in früheren Zeiten war das oft noch viel schlimmer. Heute sind psychisch Angeschlagene überall und es ist schon fast so, als ob wir unnormal wären, wenn wir nicht mindestens eine Neurose, manisch-depressives Verhalten, Borderline, krankhafte Zwangshandlungen, Burn Out oder Ähnliches haben. Das gibt den Freischein zum Ausruhen oder für die Tatsache, seine Entscheidungen n i c h t umzusetzen oder eine klar definierte Stellung zu beziehen. Ich will eine psychische Erkrankung nicht verleugnen, aber wer sagt, dass das Leben nur ein Paradies sein muss? Unsere Erwartungshaltung ist absurd und realitätsfremd. Tod, Probleme, schlechte Gefühle, Müdigkeit, Versagensängste, Trägheit – all das gehört zum Leben dazu, aber w i r werten es als „krank“. Der Rest der Welt darf gefälligst weitermachen und sich dem alltäglichen Dauerstress weiterhin aussetzen. Der „Kranke“ findet Entschuldigungen für sein schlappes Dasein und den nicht vorhandenen Kampfgeist, es mit Problemen (oft selbst geschaffen) aufzunehmen. Mögen die Menschen da draußen das hart finden, lieber Pierre… ich kämpfe mich durch´s Leben mitsamt den Auf und Ab´s, mitsamt dem Unglück, mitsamt meiner Trauer oder schwerwiegenden Problemen. Aber ich entscheide, wie ich damit umgehe und ich erwarte nicht, dass jeden Tag die Sonne scheint! Wir sind verwöhnt, denke ich, uns geht´s zu gut. Wir wollen stets den gleichen GLÜCKS-Zustand und darin liegt die Crux – es gibt ihn nicht! Verzweiflungstaten sind in meinen Augen Taten eines innerlich schwachen Menschen, der die unrealistische Vorstellung hat, alles müsse perfekt sein und man müsse jederzeit funktionieren und es allen Recht machen. Unsinn! Niemand muss dauerhaft Höchstleistungen vollbringen, aber er muss lernen, seine Grenzen zu erkennen und vernünftig eine Balance zu finden, damit keine innere Überforderung entsteht, die final zum Kurzschluss führt.
Auf der Psychocouch hat man dann endlich d e n inneren Feind gefunden, den es gilt, mit allen Mitteln zu bekämpfen anstatt ihn zu akzeptieren. Na, endlich hat man den Grund für das eigene Waschlappen-Dasein gefunden! Da könnte der Glaube an den lieben Gott eventuell helfen, aber ein realistischer Blick auf die Tatsache, dass Leben nicht immer reibungslos verläuft und auch oft von sehr schlechten Emotionen begleitet wird, dürfte hilfreicher sein. Also Arsch hoch und kämpfen für das was wir sind: Menschen mit Fehlern und Schwächen, die sich auch mal elend fühlen dürfen – das ist durchaus legitim. Heute lustig, morgen traurig, übermorgen lala, so ist das Leben eben.
Bei mir klingeln an Ostern auch die Glocken, aber nicht die von Jesus´ Auferstehung. Jesus ist gestorben, er ist tot und an den lieben Gott glaube ich auch nicht. Ich glaube an das Leben und ich glaube an die Kraft, die hinter einem positiven Denken steht. In der Natur verkümmert das, was nicht lebensfähig ist und geht unter. Allerdings nehmen die Tiere nicht noch 150 ihrer Artgenossen mit ins Jenseits, das unterscheidet uns. Amen.

 

Alles Liebe,
Petra

 

© Petra M. Jansen
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Lieber Pierre,

ich betrachte Freiheit einmal aus philosophischer Sicht. Freiheit lässt immer die Wahl, aus verschiedenen Möglichkeiten auszusuchen und sich freiwillig zu entscheiden. Doch ist Freiheit wirklich frei? Nein. Freiheit ist geprägt von der Toleranz und dem bestehenden Wertesystem und jeder definiert Freiheit anders. Freiheit birgt ebenso die Toleranz wie die Intoleranz. Wir verbieten anderen Kulturen das Tragen eines Kopftuches am Arbeitsplatz und wollen uns gleichzeitig als eine freie Gesellschaft definieren. Nur, wo fängt die Freiheit an und wo hört sie auf? Wo beginnt Freiheit und wann wird Freiheit zu einem Gefängnis? Wenn Freiheit nicht in die richtigen Wege geleitet wird. Nehmen wir an, ein Kind hat alle Freiheiten und darf hingehen, wo es will, machen, was es will, schreien, wann es will… es hat keinerlei Orientierung, aber sicher jede Menge Freiheit, mit der es gar nicht so recht etwas anzufangen weiß. Das heißt also, Freiheit ist gekoppelt an eine vernünftige Auswahlmöglichkeit (Selektion), an die jeweilige Gesellschaftsstruktur und an Regeln. Ist es meine Freiheit, wenn ich rotzend, glotzend „Arschloch“ schreie oder ist es einfach ein schlechtes Benehmen? Ich nehme mir die Freiheit, zu urteilen, zu schreiben, zu reden, zu leben, zu fordern und vieles mehr, aber Freiheit ist nur dann wahre Freiheit, wenn ich diese Möglichkeiten in eine positive Richtung bringe. Damit wären wir beim Thema: wir befreien uns aus radikalen Verhältnissen, aus einer intoleranten Gesellschaft, aus Zwangsmaßnahmen und gleichzeitig wenden wir Zwangsmaßnahmen an. Wenn und wann und wo es uns passt! So lange es Menschen gibt, die ihre Position dafür verwenden, andere Menschen zu diskriminieren, zu verletzen, anzugreifen… so lange wird es keine Ruhe geben. Es ist also wichtig, w e r den Schlüssel zur Freiheit in den Händen hält und was er mit dieser Macht tut. Auf der einen Seite schreien wir alle nach Freiheit, aber gleichzeitig sind wir verdammt unfrei in unseren Vorurteilen und Intoleranz. Das wäre nun meine leicht philosophische Begriffsbestimmung, lieber Pierre.
Wenn Freiheit uns Angst macht, weil freie Menschen, andere Menschen wiederum unfrei machen wollen, dann braucht diese negativ verstandene Freiheit einen Kick ins Positive. Dabei drehen wir uns leider im Kreis, denn Menschen sind niemals frei von schlechten oder guten Gedanken. Es gibt Gutes und Böses, es gibt Verstand und Blödheit, es gibt Mut und Arschkneifen, es gibt Kämpfer und Versager. Es gibt alles, Pierre, nur eines gibt es nicht: die Freiheit der Menschen, völkerübergreifend in Frieden weltumspannend miteinander zu leben.
Ich wünsche dir heute ebenfalls Freiheit,

 

herzlichst,
Petra

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

abdanken, auswandern, in die innere Emigration flüchten, das ist aus meiner Sicht die fatale Haltung vieler Intellektueller – sich nur nicht mit den Begebenheiten der Gegenwart konfrontieren. Heute gäbe es Grund genug, dass diese Herrschaften endlich ihr Maul aufreißen, um das Volk auf die Gefahren des Radikalismus, des Fremdenhasses und der Ausgrenzung aufmerksam zu machen. In einer Woche findet in Frankreich die erste Runde der „Départementales“ statt. Das Ergebnis wird für die Demokratie katastrophal ausfallen, die Nationale Front liegt in den Vorhersagen bei 35%. Sie wird die erste Partei Frankreichs sein. Marine Le Pen hat die Absicht ab 2017, die Todesstrafe wieder einzuführen, zum Franc zurückzukehren und die Ausländer zu „züchtigen“. Ein Polizeistaat kann nicht ausgeschlossen werden, also aus mit der Freiheit! Und was machen die Schöngeister? Viele von ihnen schweigen und träumen von einem Exil in der Südsee. Gerade die Menschen, die Verstand haben sollten, versagen, wie übrigens der Philosoph Martin Heidegger, der sich nicht scheute, mit den Nazis, aus Opportunismus, an einem Strang zu ziehen! Liebe Petra, das ist zum kotzen, wenn die geistige Elite eines Landes sich so verhält. Anstatt die Puppen auf den Laufstegen tanzen zu lassen, sollten sich die Kreativen für die Freiheit einsetzen, aber damit ist keine Kohle zu generieren. Es wird mir übel, wenn ich diese makabre Komödie beobachte. Wellness hat unseren Verstand ausgetrocknet und wenn die Prominenten nicht rebellieren, wie soll der kleine Bürger verstehen, was sich hier abspielt?

Und dann die hirnrissige Bemerkung: „Wenn ich es gewusst hätte!“ Das haben die Jünger des großen Adolf von sich gegeben, als Deutschland in Blut und Trümmern da lag. Über Nacht haben sie sich in Demokraten verwandelt und den Spuk, den sie mitgetragen haben, vehement verurteilt. Mea culpa ohne Ende! Ich bin der Meinung, dass sie sich diese Katastrophe hätten ersparen können, wenn sie rechtzeitig gehandelt hätten, aber sie waren zu feige – wie die heutigen Pappfiguren, die mehr an ihre Karriere denken, als an die Ethik. Liebe Petra, ich habe es satt, unentwegt das akademische Geschwätz zu hören. Sich nur nicht die Hände dreckig machen, scheint eine Lebenseinstellung zu sein. Natürlich gibt es auch Menschen, die gegen den Strom schwimmen, aber ihre Stimme verstummt in der Öde der Gleichgültigkeit. Das müssen wir ändern und alles tun, um uns Gehör zu verschaffen, denn das sind wir den nächsten Generationen schuldig.

Tut mir leid Pessimismus zu verbreiten. Ich würde mich gerne mit den schönen Seiten des Lebens befassen, aber es herrscht Alarmzustand und wir müssen alles unternehmen um den Graben zwischen Arm und Reich zu verringern. Menschen, die keine Zukunft mehr sehen, neigen zum Amoklauf – in diesem Fall den rechtsextremistischen Populismus. Es geht ihnen nur noch um die Zerstörung einer Gesellschaft, die sie ausgekotzt hat und dass es noch schlimmer kommen kann, wollen sie ignorieren. Hier wären kluge Köpfe gefragt, aber sie haben die Flucht ergriffen. Klar, es gibt Demos gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen die Willkür, aber sie verstummen sehr bald, wie wir in Frankreich beobachten können. Warum erheben sich die Millionen Menschen, die aus Solidarität für die Opfer des islamischen Terrors auf die Straße gegangen sind, nicht gegen den dialektischen Terror der Rechtsextremisten? Und das nur zwei Monate später. Ich kann das nicht erklären, vielleicht ist es nur die Angst. Trübsinn zu verbreiten ist sicherlich nicht die Lösung, aber mit Smileys ist es nicht getan.
In diesem Sinne!

Herzlichst,

Pierre
//pm

Mein lieber Pierre,

ein brisantes, diffiziles und außerordentlich wichtiges Thema, dass du heute ansprichst und da bist du bei mir sehr richtig. Kinder werden hinter verschlossenen Türen Zeugen und Opfer häuslicher Gewalt und tragen erheblichen psychischen – oft auch physischen – Schaden davon. Die Täter übernehmen in den allerseltensten Fällen Verantwortung für ihre Taten und finden jede Menge Entschuldigung für etwas, für das es keinerlei Entschuldigung gibt. Was sind die Gründe dafür? Hinterfragen wir sie einmal, lieber Pierre: zu frühe, ungewollte Schwangerschaften, Überforderung der Eltern oder eines Elternteils, finanzielle Nöte, Existenzängste, bereits vorhandene psychische Schäden der Erziehungspersonen, asoziale Familien, bereits vorhandene Prägung zur Gewalt der Eltern durch selbst erlebte Gewalt in der eigenen Kindheit, Drogen-, Alkoholmissbrauch, keinerlei Unrechtsbewusstsein u.v.m.

Ich lasse keine Entschuldigungen gelten, denn Gewalt passiert niemals aus Versehen. Es hat immer mit Erniedrigung, Aggression, Machtausübung, niederen Instinkten zu tun und oft wird sogar dem Opfer noch die Schuld gegeben. Erschreckend, dass diese Täter/ Eltern nach außen fürsorglich wirken, so tun, als ob nichts gewesen sei und sich manchmal sogar entschuldigen oder mit Geschenken versuchen, diese strafbaren Handlung wieder gut zu machen. Erschreckend auch, dass Nachbarn oder Bekannte (sofern sie einen Verdacht haben) nicht sofort eine Meldung an die Polizei oder das Jugendamt machen. Leider sind die auch nicht in der Lage, die Situation dauerhaft zu verbessern und für Abhilfe zu sorgen. Zu oft wurde weggeschaut und nicht rechtzeitig wahrgenommen, obwohl es eindeutige Anzeichen gab. Es passieren zu viele Todesfälle und schwere Misshandlungen von Säuglingen und kleinen Kindern die Öffentlichkeit wird erst aufmerksam, wenn die Medien bedauerlicherweise wieder einmal darüber berichten. Ein Desaster!

Gewaltbereitschaft sieht man niemandem an, es steht kein Schild auf der Stirn mit dem Satz „ich verprügele / ficke oft meinen Sohn, meine Tochter… die haben´s ja auch verdient, die Gören.“ Im Gegenteil: diesen Menschen muss umgehend jegliche Fähigkeit/ Möglichkeit auf ein Kind aufzupassen und es zu aufzuziehen, abgesprochen und untersagt werden! Sofort und unwiderruflich!

Kinder können sich nicht wehren – nicht gegen Prügel, nicht gegen sexuelle Übergriffe, nicht gegen verbale Erniedrigung. Ihnen werden bei gewalttätigen und sexuellen Übergriffen große, irreparable Schäden zugefügt, die sie im schlimmsten Fall nie wieder aufarbeiten können und ggf. in ihrem späteren Leben ebenfalls wieder zu Gewalttätern werden lassen. Schläge und Prügel sind die Waffen des kranken, armen Menschen, der sich anders nicht zur Wehr setzen kann, sagt man. In jedem Fall sind das stark psychisch geschädigte Menschen und wir können davon ausgehen, dass ihnen in der Kindheit wenig Liebe, Aufmerksamkeit, Respekt und ethisches Empfinden entgegen gebracht wurde.

Doch das ist für mich alles keine Entschuldigung für Missbrauch oder Misshandlung an Kindern, die unser größter Schatz sein sollten und glaube mir, Pierre, ich verstehe Frau Bachmann, die damals Selbstjustiz ausübte. Unsere Justiz hat in meinen Augen in diesen Fällen ein viel zu mildes Strafmaß und sucht Gnade für Monster. Mögen nun die Rechtsanwälte mit ihren Paragraphen kontern … Kinder müssen beschützt werden. Sie brauchen Liebe, Verständnis, Respekt, Wärme, Bildung, Nahrung…aber niemals Schläge, auch wenn das früher eine gängige (und sehr falsche) Erziehungsmethode war.

Der Europarat sieht Handlungsbedarf, aber ob die Gesetze von den Menschen, die zu der o.g. Gruppe gehören, überhaupt akzeptiert oder wahrgenommen werden? Das sehe ich nicht so. Gerade diese Leute brauchen dringend psychologische Hilfe und idealerweise führt man vor dem Zeugungs-Schuss und der Empfängnis den „Eltern-Führerschein“ ein – aber das entspringt meinem phantasievollen Idealbild.

Für die Kinder dieser Welt, mein Appell an ihre körperliche und geistige Unversehrtheit!

 

Petra

 

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

heute bin ich auf eine Nachricht gestoßen, die mich nachdenklich gestimmt hat. Der Europarat, das Organ, das über die Menschenrechte wachen muss, hat Frankreich eine Abmahnung zukommen lassen. Es geht um erzieherische Maßnahmen, wie die Ohrfeige oder den Klaps auf den Po, was aus der Sicht der Straßburger Behörde unterbunden werden soll. Im Land der Revolution schließt man die Augen, wenn sie in einem „humanen Maß“ angewendet werden. Wer es bestimmt sind die Täter und das heißt in den meisten Fällen die Eltern. Schon da liegt die Krux! Für die einen genügt eine mildere Strafe, für die anderen kann es nicht schaden, wenn es weh tut. Ich spreche mich deshalb gegen jede Art von Gewalt im häuslichen Bereich aus, lehne sie absolut ab und das ohne Ausnahme, da ich weiß, dass sie Gegengewalt provoziert. Schon aus diesem Grund ist das totale Verbot für mich gerechtfertigt. Natürlich weiß ich auch, dass die Hand ausrutschen kann, aber ist das ein Argument für den Gesetzgeber, Milde zu zeigen? Nein, es ist feige sich an einem Schwächeren, und das sind die Kinder, auszulassen. Oft stehen andere Gründe im Vordergrund, wie Arbeits- oder Ehestress. Luft lassen kann nicht bedeuten, seine Kinder zu quälen!

Ich habe jahrelang in den Vorstädten Frankreichs gedreht und es mit zahlreichen Jugendliche zu tun gehabt, die außer Rand und Band wahren und kriminell wurden. Ich konnte auch einen Blick in ihre Familien werfen. Die Mühe, den Unterhalt der Sippe zu garantieren, hat oft die Atmosphäre verseucht so wie auch die Angst arbeitslos zu werden, was oft der Fall war. Die Ehen sind daran zerbrochen, aber da es nicht in Frage kam sich scheiden zu lassen, kam es zu einer latenten Gewalt, die die Kinder ausbaden mussten. Anstatt zu Hause zu bleiben, wurde „ihre Wohnung“ die Straße und dort galt es, sich zu bestätigen. Hier kam raus, was die Kids daheim erlebten: Schläge, Hiebe und vieles mehr noch. Man sollte nie irrtümlich glauben, dass so etwas nur in solchen Kreise passiert, denn auch in der dumpfen Umwelt des Bürgertums sind gleiche Phänomene zu beobachten. Hier geht es oft um eine geistige Verwahrlosung, unter der die Kinder sehr leiden und gerade da sind Übergriffe jeder Art leichter zu vertuschen, weil sie sich hinter einer respektablen Fassade verbergen. Kein Wunder, dass Pädophilie keine einzelnen Fälle sind!

Liebe Petra, ich setze mich für die Kinderrechte ein, weil ich weiß, dass sie nur mit einer adäquaten Behandlung für ein ganzes Leben Gleichgewicht bewahren können und oft stelle ich mir die Frage, wie Menschen zu Terroristen geworden sind. Immer wieder wurde ihnen Gewalt, mehr oder weniger bewusst, in die Wiege gelegt. Wenn wir den Versuch wagen sollten, trotz des Mistes, den wir heute erleben, die Welt zu verbessern, kann das nur bei den Kindern geschehen. Sie sollen lernen Respekt gegenüber anderen zu üben, auch wenn Abneigung im Spiel ist – das ist das wichtigste Merkmal einer guten Erziehung. Wenn die Eltern immer wieder ausrasten, können sie nicht erwarten, dass ihr Nachwuchs sich in der Gesellschaft anders benehmen wird.
Im diesen Sinne,

Pierre

//pm

Lieber Pierre,

welch düstere Gedanken du heute mit dir trägst!? Der Tod gehört zum Leben – als letztendlich erlösender Schritt ins sogenannte „Paradies“. Das könnte es durchaus auch sein, wenn der Mensch einen langen Leidensweg gehen musste und sein hiesiges Leben mehr Qual als Freude bedeutete. Kann der Tod nicht wirklich die Erlösung sein? Verstehe mich nicht falsch, Pierre, niemand mag gerne tot sein, aber wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen und jedes gelebte Jahr unseres Lebens führt unabdingbar genau dorthin. Eine starker Umgang ist das, den du beschreibst und gesehen hast und ich bewundere die Menschen, die sich im Angesicht ihres Schicksals genau dem widmen, was ihre Aufgabe ist: lebendig jeden Tag genießen, so lange es noch geht.
Nimm es mal so: wenn wir uns kraftvoll und wohl fühlen, könnten wir Bäume ausreißen und sprühen vor Kraft und Energie. Sind wir schwer krank oder ist unser Leiden größer als unsere Freude, dann können wir nichts tun, außer uns darauf vorbereiten, dass der letzte Schritt a u s dem Leben gekommen ist und das akzeptieren. Tun wir das indem wir tanzen (sofern wir können) und feiern, dann ist es genau das, was richtig ist, denn niemand auf dieser Welt kann etwas ändern am Lauf des Lebens. Andersrum stellen wir uns einmal vor, wir würden ewig leben? Wollen wir das tatsächlich? Jeder kennt den Film Highlander….wollen wir das tatsächlich? Dann kommt der nächste menschliche Wunsch: wir wollen gefälligst gesund, potent, ewig jung bleiben und nichts darf uns wehtun. Lieber Pierre, das erinnert mich ein wenig an die irrsinnige Vorstellung von Dorian Gray, der weder altern noch sterben wollte.
Es ist wahr – genieße jeden Tag, den du hast und das mit vollem Optimismus und mit Freude! Mein Optimismus wurde tatsächlich niemals lange durch irgendetwas gestört oder gemindert, es ist meine Natur, mit dem Leben auf diese Art und Weise umzugehen. Gestatte mir eine ehrliche Frage: liegt nicht das Problem ganz alleine in dir und deinen Gedanken, zum alten Eisen zu gehören? Schau dir den Totenkult der Germanen, der Ägypter oder der Römer an. Jede Kultur hat sich anders mit der Thematik auseinander gesetzt und niemand! ist bisher davon gekommen. Für mich also tatsächlich eine Frage des Umgangs mit Tatsachen und es kommt letztendlich nun darauf an, wie wir das tun.
„Prost“ – auf ein neues „Leben“ jenseits des Lebens!?
Herzliche Grüße,

Petra
© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

immer wieder stelle ich mir die Frage, wie Menschen es fertig bringen in bedrohlichen Situationen noch lachen zu können und sie dem mit Humor begegnen. Eine Haltung, die ich toll finde. Wenn ich daran denke, kommt mir ein Freund in Erinnerung. Er hat Krebs und muss sich einer komplexen Therapie ohne sicheren Ausgang fügen und trotz dieser schmerzlichen Tatsachen sind unsere Begegnungen immer sehr geistreich und voller Ironie. Er will somit dem Tod trotzen und ist für mich ein gutes Beispiel, wie ich mich verhalten sollte. Klar, jede Krankheit ist ein Hindernis, aber wenn sie zu viel Platz eingeräumt bekommt, hat sie uns bereits besiegt. Am besten man streckt ihr die Zunge raus und sagt ihr: „verpisse dich!“ Wenn ich zurückblicke, erinnere ich mich an eine Situation, die bei mir zuerst Bedenken auslöste und dann große Bewunderung. Ich habe in einem Hospiz in Köln gedreht, am 11. November um 11 Uhr und wie du weißt, liebe Petra, ist das der Beginn des Karnevals. Es war in einem Reihenhaus und dort herrschte Party. Von Zimmer zu Zimmer wurde getanzt und gesungen. Lauter Masken und bunte Kostüme und vor allem viele Kinder und dazwischen Menschen, die am Sterben waren – unter ihnen viele junge Mütter. Zuerst war ich entsetzt, dann aber blickte ich mit einer immer größeren Bewunderung auf das Geschehen, denn das war die beste Antwort, die man dem Tod geben konnte. Durch Jux ihn in die Schranken verweisen, mit dem Bewusstsein, dass er nicht nur das Ende bedeutet. Warum würden wir sonst Kinder in die Welt setzen?

Ja, es gibt Grund genug, uns Sorgen zu machen, aber wir dürften nie vergessen, wie wertvoll das Leben ist. Das bedeutet, dass wir immer die Gelegenheit nutzen sollten, jeden kleinsten Moment zu genießen. Das ist die einzige Art, den Druck den wir ausgesetzt sind, zu ertragen. Ich bewundere deine Lebensfreude, liebe Petra und betrachte sie als ansteckend! In der Kiste werden wir Zeit genug haben zum Jammern, dass wiederhole ich mir immer, wenn meine Knochen mich quälen! Nein, ich will die Gesundheit nicht zum Dogma machen und mich auch nicht von ihr quälen lassen. Sich bei jedem Schritt einschränken zu müssen, liegt nicht in meiner Natur. Eines ist sicher: am Ende landen wir alle bei den Würmern, ob wir veganer sind oder nicht! Ein wenig Hurerei macht doch das Leben erträglicher, nicht wahr? Wer sich immer einschränkt, wird zum Dogmatiker und neigt zum Fundamentalismus. Das gilt auch für die Kräuterfresser, die uns missionieren wollen. Wenn es so ist, pfeife ich auf die Gesundheit. Ob wir wollen oder nicht, das Leben ist eine tödliche Krankheit.

Wer glaubt, dass er mit einem asketischen Leben 72 Jungfrauen im Paradies vögeln kann, irrt sich. Warum sich das Leben zur Hölle machen, das ist heute eine berechtigte Frage. Lieber eine Fete veranstalten, als sich ständig zu geißeln. Der Hacke dabei ist, dass Sadomasochismus einige Freude bereitet und die versauen uns die Existenz. Es gibt dabei nur eine Lösung: lachen, lachen, lachen! Das vertragen diese Pharisäer aber nicht – das haben die Zeichner von Charlie Hebdo bitter erfahren müssen – und doch ist das die beste Waffe, um uns über Wasser zu halten. Ist das nicht so, liebe Petra?
In diesem Sinne,
Pierre

//pm

Lieber Pierre,
Narrenfreiheit für die Deppen – entschuldige – Jecken! Ausgelassene Stimmung, betäubte Gehirne, Jeder kann mit Jedem, der Schalk treibt den Verstand aus den Köpfen. Ja, so ist es. Wir sind Meister im Selbstbetrug und der Verdrängung, nicht nur bei diesem Thema. Wen interessiert denn da Aids oder irgendwelche Genitalpilze? Pierre, die Wucherungen sind schon so ausgeartet, da kommt es darauf doch gar nicht mehr an, oder? Während die Ukraine um vorübergehenden Waffenstillstand ringt, die Journalisten angegriffen werden, Menschen sich mit kleinen Flüchtlings-Bootchen versuchen, zu retten…wen interessiert das alles? Die schnöde Bankangestellte geht in den närrischen Tagen bestrapst auf Männerschau und steckt jedem die Zunge in den Schritt, der gebildete BILD-Leser trägt Militärklamotten, Sturmhaube und Knüppel – und sie saufen und ficken bis zum Erbrechen. Nicht mein Ding, lieber Pierre. Ich feiere nicht auf Kommando und nicht nach Datum, wenn es nichts zu feiern gibt. Hasenohren auf? Pappnase dran? Perücke und jede Menge Schminke… das alles dient zur Verwischung der realen Probleme. Alle Jahre wieder lassen sie die Sau raus und ich hoffe, dass die Karnevalsvereine nicht den Mund verschließen werden vor brisanten Themen. Ob die Satire bei den besoffenen Narren ankommt? Ich bezweifele es, lieber Pierre.
Sie sehen auch sonst nur ihr Vergnügen und schauen gerade mal knapp über den Tellerrand. Ich spreche von der Masse der abgestumpften Gesellschaft, die auch auf Facebook z.B. ihr verwahrlostes Hirn in die Welt streuen. Hauptsache, sie sehen gut aus, Hauptsache, sie können feiern, saufen, ficken, lachen… arme Welt. Mögen die Künstler, die Menschen mit Rebellionswillen und die Journalisten, die ihr Leben für die Wahrheit riskieren eine Welle in Gang setzen, dass dem schnöden Mammon da draußen die Spucke wegbleibt und ihr feierwütiges Verhalten ernsthaft Gewissensbisse auslöst, was ich aber nicht glaube. Es ist zu spät…die Manipulation und Abstumpfung hat ihre Kinder gezeugt und die vermehren sich fickend wie die Kaninchen. Helau!

 

© Petra M. Jansen

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