Ostern, die Auferstehung Christi … Und die Zeit des Hasen. Osterhase, oder auch neuhochdeutsch: Traditionshase! So neu ist dieser Plumpaquatsch aber auch nicht. In der DDR gab es auch die „Jahresendflügelfigur“, weil „Engel“ zu einfach, ja zu christlich war.

Wie kommt der Hase eigentlich in unsere Tradition? Fakt ist, in der Bibel taucht er nicht auf. Wie wurde dieses heidnische Fruchtbarkeitssymbol zum christlich-abendländischen Kulturgut?

Gesichert ist, dass die Vorstellung vom eierversteckenden Osterhasen gar nicht so alt ist – und dass er eine deutsche Erfindung ist. Vor etwas mehr als 300 Jahren wird der Brauch in der Pfalz, am Oberrhein und im Elsass bekannt. Erstmals schreibt 1678 der Heidelberger Georg Franck von Frankenau vom Osterhasen – also drei Jahrzehnte nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und 16 Jahre bevor der Koran erstmals an einem deutschsprachigen Ort – in Hamburg – gedruckt wurde.

Der Weg des Hasen zum Osterfest ist diffus. Die Gebrüder Grimm stellten im 19. Jahrhundert die These auf, dass es eine germanische Frühlingsgöttin gegeben habe, die den Märchensammlern zufolge Ostara hieß. Sie soll Namensgeberin für Ostern sein. Das heilige Tier an Ostaras Seite sei der Osterhase gewesen, so steht es in Meyers Großem Konversations-Lexikon von 1908. Das klingt sehr teutonisch, ist aber Mumpitz. Zumindest glaubt kaum ein ernstzunehmender Wissenschaftler diese Vorgeschichte. Die alten Germanen hatten demnach keine Ostara und folglich auch keinen heiligen Osterhasen.

Der Grimm’schen Behauptung widerspricht auch die große Auswahl anderer Eierbringer, von denen Kindern in Mitteleuropa teilweise bis heute erzählt wird: in Westfalen ist es der Fuchs, in Tschechien der Hahn, in Thüringen der Storch, in der Schweiz der Kuckuck, in der Grenzregion zu den Niederlanden der Ostervogel, in manchen Regionen sind es das Osterlamm, das Christkind oder der Nikolaus.

Fast zeitgleich zum christlichen Ostern findet Pessach statt, das Fest, mit dem die Juden jedes Jahr die Befreiung aus der Sklaverei des Pharaos feiern. Der Osterhase hat keine Verbindung zum Judentum, Hasen gelten nach den Speisegesetzen auch nicht als koscher. Christliche Fährten zum Osterhasen gibt es, aber sie klingen ganz und gar nicht abendländisch. So soll der Hase in der byzantinischen Tiersymbolik für Christus gestanden haben – demnach wäre der Osterhase am Bosporus erfunden worden.

Im Frühchristentum wurde in der Bibel vermeintlich der Hase als Synonym für den hilfebedürftigen Menschen identifiziert. Blöd nur, dass dem Kirchenvater Hieronymus damals ein Übersetzungsfehler unterlaufen war: In den Psalmen ist nicht die Rede vom Hasen, sondern vom Klippschiefer (FOCUS 20.04.2014), einem Meerschweinchen ähnelnden Dachsgetier, das dort wohnt, wo heute vor allem Muslime leben: im Heiligen Land, in Arabien und in Afrika südlich der Sahelzone. In der Encyclopædia Britannica ist vermerkt, dass der Glaube an den Osterhasen vor allem in protestantisch geprägten Gegenden entstanden ist – als Kontrastprogramm zu den katholischen Osterriten.

Breitenpopulär wurde die Vorstellung vom Osterhasen erst Ende des 19. Jahrhunderts. Im deutschen Kaiserreich fabrizierten die Zuckerbäcker zu Ostern süße Hasen, in Kinderbüchern tauchte der Osterhase auf, während des Ersten Weltkriegs diente der Hase sogar als patriotisches Postkartenmotiv. Deutsche Auswanderer trugen die Mär vom Osterhasen und seinen versteckten Eiern hinaus in die weite Welt, bis nach Amerika und Australien.

Aber zurück zum schokoladigen „Traditionshasen“, der laut AfD wegen der „Unterwerfung“ des Abendlandes seinen österlichen Beinamen verloren hat. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert fertigen Chocolatiers auch Schokoladenhasen. Heute ist das Angebot nur schwer überschaubar. Allein schon zur besseren Unterscheidung tragen die einzelnen Modelle Namen, etwa „Traditionshase“.

Hinter diesem Begriff stecken übrigens keine religiösen oder politischen Motive, sondern logistische: Um verschiedene Waren voneinander unterscheiden zu können, geben Supermärkte in ihren Warensystemen manchen Produkten eigene Namen. Hießen alle Osterhasen „Osterhasen“, käme man ständig durcheinander.

So wurde bei Karstadt und Rewe aus dem Lindt-Osterhasen der „Traditionshase“ – vor 26 Jahren(!) (uebermedien.de 31.03.2018). Zweieinhalb Jahrzehnte lang hat’s niemanden gejuckt, und auf einmal wird der Traditionshase mit Fackeln und Mistgabeln durchs Dorf getrieben.

Frohe Ostern!

Kalter Krieg

Wir erinnern uns alle an John le Carrés Buch „Der Spion, der aus der Kälte kam“ und an US-Präsident John F. Kennedy, der 1963 vor dem Rathaus Schöneberg ausrief: „Ich bin ein Berliner!“. China brach mit der Sowjetunion und schlug einen Weg ein, der ins Grauen der Kulturrevolution führen sollte. Es war die Zeit, in der Kennedy sein Land in den verheerenden, falschen Krieg in Vietnam trieb. Dieser Feldzug sollte dem Kommunismus Einhalt gebieten – und erschütterte das Vertrauen des Westens in die eigene moralische Überlegenheit zutiefst. Wir reden vom „Kalten Krieg“.

Die Furcht ist heute groß, dass die Kälte zurückkehrt. Werden wir – analog zu den Weltkriegen – bald vom „2. Kalten Krieg“ sprechen?! Die New York Times spricht angesichts des mutmaßlich von Moskau verschuldeten Giftanschlags auf den Doppelagenten Skripal in Salisbury einen „cold war flashback“. Furcht war ein Wesensmerkmal der Blockkonfrontation; die Furcht, aus dem Kalten Krieg könne ein heißer, gar ein nuklearer werden.

Auch darum besitzt das Wort vom neuen Kalten Krieg einen solch suggestiven Sog: Es lädt die Konflikte der Gegenwart historisch auf. Und erinnert nicht wirklich vieles daran? Da ist die Kriegsrhetorik Putins, der kürzlich mit seinen Atomraketen prahlte, und jene Donald Trumps, der im Konflikt mit Nordkorea nichts anderes tat. Es gibt verbales „Säbelrasseln“ hüben wie drüben, Spionageaffären, gegenseitige Bezichtigungen der Einmischung in innere Angelegenheiten – und nun offenbar sogar Auftragsmorde.

Bei all diesen Parallelen gerät jedoch leicht in Vergessenheit, wie grundlegend sich der echte Kalte Krieg von den Spannungen der Gegenwart unterschied, so bedrückend diese auch sind. Er begann bald nach dem Sieg über Hitlerdeutschland 1945, als der Eiserne Vorhang, wie Winston Churchill beklagte, das verwüstete Europa teilte; als im Kreml noch Stalin herrschte und das eben erst durch die Rote Armee befreite Osteuropa brutal sowjetisierte. Mitten in Europa standen dann jahrzehntelang ungezählte Atomwaffen und gewaltige Armeen.

Das ist glücklicherweise Geschichte (allein die Bundeswehr war damals mit 4.500 Kampfpanzern gerüstet. Heute gilt die Aufstockung auf 300 Panzer als Zeichen wachsender Blockkonfrontation). West und Ost führten in der Dritten Welt zahllose mörderische Stellvertreterkriege und hofierten psychopathische Tyrannen wie unter anderem Pinochet – „Unser Schurke“, nicht der der Gegenseite.

Es konnte Entspannung geben, friedliche Koexistenz durch Gewaltverzicht, Wandel durch Annäherung wie unter Willy Brandt. Ein grundsätzlicher Ausgleich der Systeme und Ideologien aber war niemals möglich. Als Michail Gorbatschow dies von 1985 an versuchte, implodierte das rote Imperium; es war nicht überlebensfähig ohne Feindbild und den Anspruch, für die bessere Welt zu stehen.

Der Westen wurde seit 2014 immer wieder mit russischen Lügen konfrontiert. Wollen wir einmal in Erinnerung rufen: Auf der Krim gab es keine russischen Soldaten – danach wurden sie sogar ausgezeichnet für die Krim-Annexion. Russland hat die malaysische Boeing nicht abgeschossen. In der Ukraine gab es keine regulären russischen Streitkräfte. Es gab keine Einmischung in den US-Wahlkampf. Es gab kein Doping bei der Sotschi-Olympiade. Es gab auch keine Hacker-Angriffe auf den Deutschen Bundestag. Nichts von dem ist bewiesen, außer der russischen Präsenz bei der Krim-Annexion, der Militärtruppen – aber man hat politische Schlussfolgerungen gemacht. Gut, Doping ist bewiesen, obwohl die russische Seite auch da sagt, da ist nichts bewiesen.

Ja, es gibt eine Bedrohung für Freiheit und Demokratie; aber sie lässt sich nicht mehr einfach in einem gegnerischen Block oder System verorten. Diese Bedrohung ist der neu erwachte Nationalismus, geschürt von Populisten; destruktiv, hasserfüllt, aggressiv will er Eigeninteressen auf Kosten anderer durchsetzen. Nationalismus treibt Wladimir Putins Politik ebenso an wie jene Donald Trumps.

Der Egoismus, der Mangel an einer verbindenden Vision wie einst der weltlichen Heilslehre des Sozialismus, ist freilich auch die Schwäche des Nationalismus. Wer dem normativen Projekt der freien Welt – den Ideen der Menschenrechte, der Volkssouveränität, des Rechtsstaates – angebliche großrussische, neuasiatische oder uramerikanische Werte entgegensetzt: Er kann nie mehr sicher sein, dass sein Volk sich auf Dauer mit diesem Etikettenschwindel abfindet.

Wir haben Sie nicht mehr, wir modernen Zeitgenossen. Vielleicht sollten wir uns wieder mal etwas davon nehmen?! Für Kaufleute ist sie kostbar. Und doch spielen wir mit ihr, versuchen sie anzuhalten, drehen an ihr oder stellen sie um. So wie am 25. März, von Winter- auf Sommerzeit. Die Uhren „tickten“ auch von alters her überall anders. Es war nicht immer so, dass wir in Europa in einer Zeitzone lebten, der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ).

Vor 125 Jahren führte Deutschland die Mitteleuropäische Zeit ein. Das hatte Nachteile, die gefährlich sein konnten.

Das Drehen an der Uhr ist zur Routine geworden. Und bleibt dennoch umstritten. In der Nacht zum Sonntag (25. März) wurde die Sommerzeit eingeläutet. Diesmal ist die Zeitumstellung mit einem Jubiläum verbunden: Die Mitteleuropäische Zeit wird in Deutschland 125 Jahre alt. Am 1. April 1893 wurde sie in Berlin per Reichsgesetz eingeführt. Ein Eisenbahnunglück in den USA war einer der Auslöser.

Das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen im Schwarzwald hat die Geschichte der MEZ zum 125-jährigen Bestehen in Deutschland wissenschaftlich aufgearbeitet. Die Ortszeit richtete sich nach dem Sonnenstand auf der jeweiligen geografischen Länge. Ein Problem ist dies lange nicht gewesen. Doch mit dem Siegeszug der Eisenbahn Anfang des 19. Jahrhunderts änderte sich das.

Das vergleichsweise schnelle Verkehrsmittel Eisenbahn passte nicht zu der Vielzahl der örtlichen Zeiten. So wurden für Züge Einheitszeiten festgelegt, die entlang der Bahnlinien galten und sich meist an der jeweiligen Zeit in den Hauptstädten orientierten. An den Orten, durch die Züge fuhren, zeigten die Uhren meist jedoch eine andere Zeit.

Das sorgte für Verwirrung – mit verheerenden Folgen: Am 12. August 1853 zeigte die Taschenuhr eines Lokführers die falsche Zeit an, der Mann steuerte die Dampflokomotive mit den Waggons auf ein Gleis. Deshalb stießen in Virginia Falls in den Vereinigten Staaten zwei Züge zusammen, 13 Menschen starben. Das Unglück löste eine Debatte aus.

Die Antwort waren Einheitszeiten, die sich an den nationalen Grenzen orientierten. Besonders im kleinräumigen Europa war dieser erste Schritt zur Vereinheitlichung der Zeiten unbefriedigend. An Grenzbahnhöfen sorgten sie für Chaos. Bis Ende des 19. Jahrhunderts galten in den Anrainerstaaten des Bodensees fünf verschiedene Ortszeiten für die Angabe der Tageszeit, die vor allem am deutschen Nordufer sehr kleine Gebiete betrafen (Wikipedia).

Orientierung versprach ein System aus 24 weltweiten Zeitzonen, das den Staaten 1884 auf einer Konferenz in Washington empfohlen wurde. In Deutschland stieß es auf Vorbehalte. Um 1890 stritten Politiker und Fachleute heftig über die Frage, ob sich Deutschland dem System anschließen sollte. Konservative lehnten die Einführung der Mitteleuropäischen Zeit ab, sie wollten die Ortszeiten im Alltag beibehalten.

Wissenschaftler wiederum sagten: Erdbeben und Wetter sowie Bahn- und Postverkehr machten nicht an den Grenzen von Zeitzonen Halt. Besser sei eine einzige Weltzeit. Doch diese kam nicht. Stattdessen etablierte sich die für Mitteleuropa geltende MEZ, die vor und nach Deutschland auch andere europäische Länder einführten. Später kam es zur Unterscheidung zwischen Winter- und Sommerzeit und damit zur Notwendigkeit, regelmäßig die Uhren umzustellen.

Zeitzonen sind sinnvoll. Sie unterscheiden sich voneinander jeweils um eine ganze Stunde. Die Aufteilung der Erde in 24 solcher Stundenzonen bewirkt, dass die Sonne ungefähr um 12 Uhr mittags im Zenit steht – und das weltweit. Somit leben wir in der uns vertrauten Zeit, die sich an dem Stand der Sonne orientiert. Global unterschiedlich sind nur die Stunden. Da Minuten und Sekunden weltweit im Gleichtakt laufen, kann durch einfaches Hinzufügen oder Abziehen einer bestimmten Zahl von Stunden die Weltzeit (UTC) errechnet werden, die unter anderem im Flugverkehr genutzt wird. Diese hilft auch der Wissenschaft und Technik in unserer globalisierten Welt.

Mehrere sogenannter Weltuhren zeigen uns, wie unterschiedlich die Erde tickt.

Das waren noch Zeiten, damals, im 19. Jahrhundert. Aber die Zeit rast!

Dort an der Meerenge

am Bosporus.

Man gibt nichts auf

die Werte der Europa.

Nur der Flirt ist erwünscht,

Angenehmes verbindet sich

mit dem Nützlichen.

In London sterben

Vater und Tochter.

Große Bestürzung!

Vorwürfe ohne Beweis.

Diplomaten gehen

auf Reisen:

In die Heimat.

Über dem großen Teich

lebt der große Handelskrieger.

Waffen gibt’s im Sonderangebot.

Leute kauft! Ist cool!

So steht es in der Verfassung.

Wenn Jugend stirbt,

geht eine Generation auf die Straße.

Das Land der Germanen

steht für Sicherheit und Stabilität.

Gut Ding will Weile haben,

auch eine Regierungsbildung.

Austerität ist das Markenzeichen.

Man wägt ab,

Digitalisierung ist für uns zu teuer.

Sie nahmen gefangen den Katalanen

im Land der Germanen.

Er zog durch die Lande,

niemand wollte ihn sonst haben.

Gib ihn den Iberern,

wer weiß, was geschieht?!

Sollte er bleiben,

wird Europa leiden.

Wie oft haben wir in den letzten Jahren – die wir in westlichen Demokratien leben – uns gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, auf die Straße zu gehen und Missstände anzuprangern. Das Recht der Demonstration, eine legalisierte Form der Revolution. Oft fragt man sich, ob es überhaupt Sinn macht, sich den Bewegungen anzuschließen. Danach ist eh wieder Ruhe. Oder gibt es einen schmalen Grad zwischen Demonstration und Revolution? Ein Blick über den Teich:

„March For Our Lives“ überschreiben Schüler der Marjory Douglas Stonemann Highschool in Parkland in Florida die Kundgebung. Aufgerufen hatten sie dazu, nach dem ein Massaker mit 17 Toten ihre Schule erschüttert hatte. In Los Angeles, Seattle, New York, San Francisco und vielen anderen Städten Amerikas gingen insgesamt mehr als eine Million Menschen auf die Straße, viele weitere verfolgten das Geschehen an den Fernsehschirmen. Prominente machten mit oder spendeten Geld: Oprah Winfrey und das Ehepaar George und Amal Clooney gaben zusammen eine Million Dollar.

Es zeugt von einer ungewöhnlichen Zähigkeit im von rasend schnell wechselnden Nachrichtenzyklen geprägten Amerika, dass sich die Überlebenden von Parkland über einen langen Zeitraum Gehör bei einer breiten Öffentlichkeit verschaffen konnten. Einige der Schüler kommen selbst auf die Bühne, sie geben inzwischen dem Kampf gegen Waffengewalt in den USA ein Gesicht. Tränen fließen, Stimmen überschlagen sich.

Rhetorik und Emotion lassen keinen Zweifel daran: Diese jungen Leute haben einen festen Willen. Ein Umdenken beim Umgang mit Schusswaffen muss her. „Willkommen zur Revolution“, sagt der Wortführer der Schüler aus Parkland, unter dem euphorischen Jubel Hunderttausender. „Diese Demonstration ist nicht der Höhepunkt, sondern der Beginn unserer Bewegung“, sagt er entschlossen.

Täglich werden in den USA Menschen mit völlig legal beschafften Pistolen und Gewehren umgebracht, täglich kommt es auch zu dem, was die Amerikaner als „Mass Shooting“ bezeichnen, als Schusswaffeneinsatz mit mehreren Opfern. Fast jeden Tag kommt es auch zu Unfällen mit Schusswaffen, bei denen etwa Kleinkinder ihre Eltern oder sich selbst erschießen, weil eine geladene Waffe irgendwie in ihrer Griffweite lag.

Die mächtige Waffenlobby, angeführt von der Schusswaffen-Organisation NRA (National Rifle Association), und ihr Einfluss auf die Politiker machen es möglich, dass der gesunde Menschenverstand bei politischen Entscheidungen völlig ausgeblendet werden kann. Der Zugang zu Schusswaffen ist in den USA so lax geregelt wie in keiner anderen westlichen Demokratie. Die Zahl der Todesopfer durch Schusswaffen ist in den USA so hoch wie in keiner anderen westlichen Demokratie. Dennoch kommen immer wieder Politiker mit Argumenten durch, die Waffen würden für die Jagd gebraucht und außerdem sei das Recht auf Selbstverteidigung in der Verfassung festgeschrieben.

Parkland könnte etwas verändert haben. Man ist an einer Art Wendepunkt. Die Amerikaner nehmen mit ganzen Familie an der Protestkundgebung in der US-Hauptstadt Teil. „Niemand zuvor hat soviel Enthusiasmus zum Thema Schusswaffen und Sicherheit geschaffen – obwohl es Hunderttausende Tote gegeben hat“, so die Statements der Schüler von Parkland.

Die im November bevorstehenden Zwischenwahlen für den US-Kongress hat die Bewegung als willkommenen Hebel für die Umsetzung ihrer Ziele ins Visier genommen. „Vote them out!“, tönt es als Sprechchor aus den Reihen der Demonstranten, sobald ein Redner auf der Bühne eine Pause einlegt.

Die Märsche übertrafen die Erwartungen vieler Beobachter. Die Schätzungen für Washington reichen von knapp 400.000 bis zu über 700.000 Teilnehmern – offizielle Zahlen liegen noch nicht vor. Donald Trumps Weißes Haus gratulierte den Protestierenden, vage genug, zu ihrem „Mut“ für die Sicherheit an ihren Schulen aufzustehen. Die Vereinigten Staaten haben einen Präsidenten, der angesichts einer Tragödie wie in Parkland vorschlägt, dass Lehrer sich bewaffnen sollen. Während der Protestbewegungen selbst weilte er, wie an vielen Wochenenden, in seinem Golfclub in Florida – dort soll seine Autokolonne einen Umweg gefahren sein, weil auch hier ein „March for our Lives“-Protest stattfand.

Revolutionen beginnen schleichend!

CDU/CSU und SPD haben es ja nun geschafft. Der Bundespräsident hat die neuen Minister und Ministerinnen nunmehr für 3 1/2 (!) Jahre ernannt. Kaum zu glauben, dass das Gezackere um Sondierungen und Koalitionen ein halbes Jahr in Anspruch nahm. Vordergründig könnte man glauben, man sei in einer „Bananenrepublik“ …

Der neue Sozialminister Hubertus Heil (SPD) kann kurz nach Amtsantritt gleich positive Nachrichten für die Rentner verkünden. Die Altersbezüge der über 20 Millionen Rentner in Deutschland steigen im Juli um mehr als drei Prozent. Man gönne den Rentnern jeden Cent! Die Angst vor steigenden Rentenbeiträgen im kommenden Jahrzehnt geht allerdings um. Die derzeitige Stärke solle genutzt werden, „um das Rentensystem enkelfest zu machen“. Rentenplus und gute Lohnentwicklung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns in einer Ausnahmesituation befinden. Wer soll das in Zukunft stemmen? Die Schar der Rentner wächst stetig, Die Zahl der Beitragszahler sinkt. Versorgten 1962 noch sechs Beitragszahler einen Rentner, waren es 2015 nur noch zwei (demografie-portal.de). Generationenkonflikt, Generationengerechtigkeit. Die derzeitige Bundesregierung lässt, wie leider schon einige Regierungen vor ihr, vernünftige Lösungsansätze für die Sicherung der zukünftigen Rente vermissen.

Die Frage sei gestellt: Gibt es die Generation eigentlich noch? Müssen wir uns von ihr verabschieden? Wie wird diese überhaupt definiert?

Schon vor 15 Jahren war in der Onlineausgabe der WELT zu lesen: „Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik hat sich die Lebenswirklichkeit von Jung und Alt so weit voneinander entfernt. Während die meisten Rentner finanziell abgesichert sind, müssen vor allem Familien mit Kindern jeden Monat kämpfen, um über die Runden zu kommen“. Die damalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt warnte in diesem Zusammenhang bereits vor einem „Krieg der Generationen“ – ein geflügeltes Wort, das in den letzten Jahren immer wieder in der öffentlichen Diskussion in sozialpolitischen, insbesondere rentenpolitischen, Zusammenhängen zirkuliert.

Der Generationenbegriff ist mehrdeutig, da er je nach Zusammenhang unterschiedlich gefasst ist. In dem obigen Kontext dient der Generationenbegriff der Abgrenzung von Altersgruppen in der Gesellschaft. Die Bezeichnung Generation kommt aus dem Lateinischen und meint alle Menschen, die innerhalb eines bestimmten Zeitabschnitts geboren wurden. Der Abstand zwischen den Generationen ist der durchschnittliche Zeitraum zwischen den Geburtsjahren von Großeltern, Eltern und Kindern. Landläufig wird hierunter eine Zeitspanne von 30 Jahren verstanden.

Der Terminus „Generation“ findet heute inflationäre und plakative Verwendung, oftmals um einzelnen Alterskohorten stereotype Zuschreibungen anzuheften. Während Labels wie „Nachkriegsgeneration“ oder „68er“ noch zeithistorische Bezüge herstellten, sollen Begriffspaare wie „Generation @“ oder „Generation Y“ eine soziale Lebensauffassung ausdrücken, wirken aber eher kryptisch und sind somit wenig aussagekräftig. Das inhaltliche Gegenstück zu einem vermeintlichen „Krieg der Generationen“ ist die „Generationengerechtigkeit“, die dann erreicht ist, wenn nachrückende Generationen ihre Bedürfnisse ebenso erfüllen können wie ihre Vorgänger-Generation.

In den Fokus rücken dabei die Sozialsysteme. Umlagefinanzierte Sozialsysteme funktionieren nur, solange ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwischen Nettozahlern und Nutznießern besteht. In den kommenden Jahrzehnten wird die Zahl jener steigen, die Leistungen aus Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung erhalten. Gleichzeitig sinkt die Zahl jener, die den Wohlstand erwirtschaften. Sozialsysteme geraten dadurch in Schieflage.

Es wird argumentiert, dass das deutsche Umlage- und Sozialversicherungssystem Gefahr laufe, durch den demografischen Wandel ausgehebelt zu werden, da immer weniger junge Menschen die Leistungen für immer mehr ältere Menschen finanzieren müssten.

(Alters-) Armut, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung, Ausbeutung, Diskriminierung, Ausgrenzung, schlechte Arbeitsbedingungen und weitere Missstände sind in unserer Gesellschaft existent und zeichnen intragenerationelle Konfliktlinien in der jetzt lebenden Generation nach. Die Frage bleibt allerdings, ob diese vordringlich zwischen Alterskohorten verlaufen.

Sollte das Argument „Generationengerechtigkeit“ genutzt werden, um Sozialabbau zu betreiben, verstärken sich die intragenerationellen Konflikte. Dass sich dabei die Verteilung der Ressourcen zwischen Alterskohorten verändern mag, ist unerheblich. Entscheidend ist, dass dies insgesamt, über alle Altersgruppen hinweg, die Umverteilung von unten nach oben zur Folge haben wird.

In Deutschland ist die Forderung nach mehr Gerechtigkeit zunehmend berechtigt. Die soziale Schieflage nimmt zu, die Sozialsysteme sind unter Druck.

„Es gibt keine demografische Katastrophe. In einer modernen Arbeitsgesellschaft gibt es keine Generationen. (…) Gerechtigkeit ist kein biologisches Problem. Es ist vielmehr – auch wenn das schrecklich unmodern klingt – das uralte Problem der gerechten Verteilung zwischen Reich und Arm“ (Friedhelm Hengsbach, STERN 48/2003).

Dass Gerhard Schröder und Wladimir Putin seit Jahren Freunde sind, ist hinreichend bekannt. Im Zuge der „Neuwahl“ Putins und der immer noch gegen Russland laufenden Wirtschaftssanktionen werden mittlerweile andere Stimmen laut. Schröder sei der „weltweit wichtigste Lobbyist für Putin“. So nennt der ukrainische Außenminister Klimkin den deutschen Altkanzler. Dieser soll nach Ansicht Klimkins auch auf die Sanktionsliste.

Neben russischen Unternehmen und Regierungsmitgliedern könnte bald auch der Name des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder auf der Liste der Sanktionen gegen Russland stehen. Das hat der ukrainische Außenminister nun angeregt. „Es ist wichtig, dass es Sanktionen (…) auch gegen diejenigen (gibt), die im Ausland Putins Projekte vorantreiben“ (BILD). Schröder sei für Putin weltweit der wichtigste Lobbyist. Es solle deshalb geprüft werden, wie die EU hier handeln könne.

Auch in der US-Zeitung WALL STREET JOURNAL war Schröder vor wenigen Tagen als „der wichtigste Oligarch Putins“ bezeichnet worden. Der SPD-Politiker war nach Ende seiner Kanzlerschaft 2005 zu dem Unternehmen „Nord Stream“ gewechselt, das eine Gasfernleitung von Russland durch die Ostsee direkt nach Deutschland plant. „Nord Stream“ gehört mehrheitlich dem russischen Energiekonzern „Gazprom“. Schröder sei ein „luxuriöses, bezahltes, prahlerisches Instrument Putins“, doch in Deutschland rege man sich kaum darüber auf, ärgert sich der Autor.

Das Pipeline-Projekt wird von Kiew heftig kritisiert, weil es Russland ermöglichen soll, Gas direkt nach Westeuropa zu exportieren, ohne dass die Ukraine und Polen als Transitländer darauf Zugriff haben. 2017 wurde Schröder zum Chef des Aufsichtsrats des russischen Energiekonzerns Rosneft gewählt.

Der Grünen-Abgeordnete Cem Özdemir kritisierte, Schröder sei zum „Propagandisten von Putin mutiert“. Ein Ex-Kanzler habe auf der Gehaltsliste „eines autoritären Herrschers wie Putin nichts verloren“. Putin wolle Europa „spalten und schwächen“, lasse „Wahlen manipulieren“ und halte „Teile der Ukraine völkerrechtswidrig besetzt“.

Der russische Gaskonzern Gazprom liefert der Ukraine seit Monatsanfang kein Gas mehr. Das Land wollte für März erstmals seit zwei Jahren wieder Gas aus Russland zum Eigenverbrauch kaufen, doch der russische Staatskonzern Gazprom verweigerte die Lieferung und überwies eine ukrainische Vorauszahlung zurück. Es fehlten die nötigen Zusatzverträge, argumentierte Gazprom.

Gazprom kündigte zudem an, alle Verträge mit dem ukrainischen Versorger Naftogaz zu kündigen, und zwar vor dem Internationalen Schiedsgericht in Stockholm.

Die Führung in Kiew schloss vorläufig Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Die Unternehmen rief Energieminister Nassalik auf, Gas zu sparen und die Produktion notfalls herunterzufahren.

Die EU-Kommission bot an zu vermitteln, wenn beide Seiten dies wollten. Dies blieb fruchtlos.

Ende Februar hatte ein internationales Schiedsgericht in Stockholm Gazprom zur Zahlung von umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro an den ukrainischen Konzern Naftogaz verpflichtet. Russland habe weniger Gas durch das Nachbarland geleitet als vereinbart. Der Ukraine gab das Gericht auf, 2018 mindestens fünf Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas zu kaufen.

Russland hielt sich mithin weder an seine Lieferverpflichtungen gegenüber der Ukraine, noch folgt es dem Spruch des Schiedsgerichtes. Zwei weitere Verstöße des Landes, was seine internationalen Verpflichtungen angeht.

Was bleibt, ist die bittere Erkenntnis, dass die russische Regierung entgegen internationalem Recht und Verpflichtungen die eigenen Interessen aggressiv zu Lasten anderer durchsetzt. Es werden Fakten geschaffen, die wie im Falle der Krim und der Ost-Ukraine, ausgesessen werden sollen.

Russland führt Krieg mit seinen Nachbarn. Nicht auf dem Schlachtfeld, aber in moderner Form. Über „Nord-Stream“ soll Deutschland jetzt auch alternativlos abhängig gemacht werden von russischem Gas. Was uns in Zukunft blühen kann – in puncto Zuverlässigkeit Russlands – zeigt der geschilderte Fall der Ukraine. Die deutsche Politik, vor allem die Regierung Schröder, hat es versäumt, Alternativen zu russischen Energielieferungen zu schaffen.

Dem nicht genug, unterstützt ein Altkanzler in einem russischen Unternehmen die Pläne der russischen Regierung.

Die Freundschaft der beiden Männer hin und her – der Bruderkuss kann teuer werden!

Rex Wayne Tillerson, Jahrgang 1952, gebürtiger Texaner, ist eigentlich beruflich Manager. Er war Präsident und Geschäftsführer des Erdölkonzerns Exxon Mobil. Am 1. Februar 2017 wurde er zum Außenminister der Vereinigten Staaten in Trumps Kabinett berufen.

Gut ein Jahr ist Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten; trotzdem haben etliche Amtsträger und Berater ihren Job schon wieder verloren. Teils unter kuriosen Umständen. Manche stellten sich als unfähig heraus, anderen wurden gravierende Vergehen vorgeworfen. Und manchmal kam auch alles zusammen.

Rex Tillerson wirft man vor, er habe einen schlechten Außenminister abgegeben. Ob er ein solcher war, mag die Geschichte entscheiden. Fakt ist, innerhalb eines Jahres hat man kaum die Chance, sich annähernd zu beweisen. Bemerkenswerterweise war Tillerson als „Jobversager“ noch immer nützlich als Korrektiv für den möglicherweise schlechtesten Präsidenten, den die USA je gesehen haben. Die Kurzformel im Außenministerium in Washington hieß: ABT, „Anything, but Tillerson!“. Gebt uns einen anderen, egal wen! Wenigstens aber hat dieser Tillerson das Iran-Nuklearabkommen am Leben gehalten, eine kritische Eskalation zwischen der Türkei und den USA verhindert und den richtigen Instinkt bewahrt im Umgang mit Nordkorea. Und das ist doch schon etwas, oder?!

Das wild rotierende Personalkarussell Trumps hat nun das Außenamt erfasst, was erwartet wurde und dem Amt nicht schaden muss. Der neue Minister wird sich einen hoffentlich funktionierenden Apparat aufbauen und der durchaus potenten US-Diplomatie wieder ein bisschen Leben einhauchen. Was kommt dann?

Wenn Präsident Trump eine Form der Insubordination erkennt, wehrt er sich dagegen, so wie er auch in seiner Baufirma durchgreifen würde, wenn er das Gefühl hätte, seine Untergebenen tanzten nicht nach seiner Pfeife.

Nun sind die USA keine Baufirma, und das Zusammenwirken der Ministerien und des Weißen Hauses ist schon in normalen Zeiten kein Zuckerschlecken. Für Trump wird der Regierungsalltag – mit oder ohne Tillerson – gleichbleiben: Impulsives und instinktives Handeln, und solange sich sein Gespür für die amerikanische Lebensrealität deckt mit dem Gefühl einer beachtlichen Zahl seiner Landsleute, wird er Applaus bekommen für Handelskriege, für Steuergeschenke und die Mexiko-Mauer. Unterschiede macht es allerdings, ob seine Minister ihm für diese Instinktpolitik Applaus spenden, oder ob sie einen Teil des alten Amerikas aus der Vor-Trump-Zeit zu retten versuchen.

Tillerson war ein Novum im Washingtoner Betrieb: Ein Außenminister ohne jede politische Erfahrung. Dafür verfügt der 65 Jahre alte Texaner als langjähriger Chef des weltgrößten Ölkonzerns Exxon Mobil Corporation über Kontakte rund um den Globus. Das war wohl der Grund, warum ihn der frisch gewählte Präsident Donald Trump als Außenminister in sein Kabinett holte. Seine Begründung für Tillerson, die er – wo sonst? – über Twitter verbreitete, lautete: Der Mann habe „große Verhandlungserfahrung mit allen möglichen ausländischen Regierungen“.

Ein Ölmanager als oberster Diplomat der Supermacht USA? Das galt vielen als undenkbar. Doch Rex Tillerson arbeitete sich in seinen neuen Job ein, so wie er sich in jeden neuen Job eingearbeitet hatte: akribisch und ehrgeizig. Der gelernte Bauingenieur begann 1975 bei Exxon als Produktionsingenieur und stieg stetig in der Hierarchie des Konzern auf – bis ganz nach oben. 1999, als die beiden Konzerne Exxon und Mobil fusionierten, wurde er stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Exxon Mobil Development Company. Anfang 2006 übernahm Tillerson von seinem Vorgänger Lee Raymond schließlich den Posten des Geschäftsführers von Exxon Mobil.

Für die Zukunft alles Gute, Mister Tillerson! Gott schütze Amerika!