heute Morgen hielt ich den neuen IKEA-Prospekt in Händen und las: PAX-Regal, Natur oder Weiß, lackiert nur… Euro. Heißt PAX nicht Frieden??? Was bitte hat IKEA mit Frieden zu tun?

Schon im letzten Sommer belustigte mich der TÜLLERÖ-Sonnenstuhl und die BLOMSTER Kerzenhalter für draußen. Ich bin also guter Dinge und will mir BJURSTA, den Esstisch mit TOBIAS, dem dazugehörigen Stuhl einmal näher betrachten. Vielleicht entscheide ich mich dann noch für ARV/ Teller oder nehme NÄHRET/ Rotweingläser mit  – gleich für Weihnachten schon. Schwungvoll und inspiriert betrete ich das Möbelhaus, Hoffnungen auf ein festliches Weihnachtstischchen begleiten mich und ich will mir was Gutes tun. Doch es kommt anders: Ich bin eher in Kriegsstimmung, wenn ich mich durch die erste Ausstellungs-Etage habe lotsen lassen, damit ich auch ja einen Komplettüberblick über die DINERA-Steingut-Serviceserie und die SMÖRRÖ-Bettlaken bekomme, die mich in exzessive Kauflust versetzen und schachzugartig  für die untere Mitnehm-Etage, der man aber auch allen unnützen Schnickschnack gierig einlädt, präparieren sollen.

Ich habe den Eindruck manche Leute leihen sich extra Kinder aus, geben denen einen Löffel Tabasco und fahren zu IKEA. Wenn ich schon meine Kreditkarte misshandeln muss, mein Auto überlade (war das schon immer so klein???) und mir anschließend die Finger klemme, dann weiß ich, was die meinen mit dem Ausdruck „Wir sind eine IKEA-FAMILY“.

Ja, ist klar! Der Kunde ist König wird so raffiniert umgewandelt, dass wir alle zum Dienstleister werden und uns paradoxerweise nicht nur glücklich fühlen, wenn wir parcoursartig durch die Produktrange geführt werden, dann verzweifelt doch noch den 20. Kerzenhalter einladen – Servietten kann man sowieso immer gebrauchen und Teelichter auch – um endlich schlangenstehend das ganze Zeugs noch auf das Band zu hieven, damit es danach wieder mit hochrotem Kopf in den Wagen gestapelt werden kann. Gut, dass wir die „IKEA FAMILY CARD“ haben, das macht das Bezahlen erfreulicherweise ein wenig unkomplizierter. Schön auch das Wir-Gefühl „WE ARE FAMILY!“ Hier wird keiner geschont. Wir sind alle gleich bescheuert.

Und freuen uns auch noch, dass unser Auto letztendlich mehr Platz offeriert als gedacht. Und wenn nicht ? Kein Problem: „MICH KANN MAN MIETEN“ steht auf den freundlichen Hängern, die wir dann gegebenenfalls schwitzend an unsere Anhängerkupplung friemeln. Kratzer stören uns bei dieser Selfmade – Aktion gar nicht und wenn das Auto auseinander zu bersten droht, dann gibt´s alternativ den IKEA-Transporter – sozusagen fast geschenkt – zum Mieten. Na, wenn das kein Service ist und wer würde nicht gerne dabei sein in dieser fröhlichen, aktiven und preiswerten „IKEA-Welt“. Welcome to IKEA FAMILY! Warum nennt IKEA den Kram  nicht „EXPLOSION“, das passt besser. VIEL SPASS BEIM EINKAUFEN 😉

 

© Petra M. Jansen

 

http://jansen-marketing.de

 

Lieber Pierre,
Herzchen verteilen lähmt den Widerstand, wusstest du das nicht? Mit Herzchen kann Mensch nichts falsch machen und steckt seine Nase lieber in den Sand als ins aktuelle Weltgeschehen. Ich kenne solche geistigen Dilettanten, die sich für nichts wirklich interessieren, nichts lesen, nicht diskutieren und sich mit nichts auseinander setzen wollen. Sie fahren ihre eigene Ego-Geschichte und – traurig aber wahr – sie verstehen gar nicht, warum kritische, politisch interessierte Menschen sich überhaupt mit all den Themen vehement auseinandersetzen. Vogel Strauß hatten wir ja schon, lieber Pierre.
Das Blatt „I Avgi“ ist ein radikales linksgerichtetes Blatt, auch als „morning newspaper on the left“ bezeichnet. Wir beide plädieren für einen unzensierten Journalismus inklusive der bitterbösen Satire und Karikaturen und müssen nun zusehen, dass wir nicht mit zweierlei Maß messen. In Frankreich gab es Tod über die Satire und nun denken wir – bei Schäuble und auch Merkel mit Hitlerbärtchen – über die Grenzen der Satire nach. Ich verstehe absolut die Aufregung und ich sehe es ebenfalls als eine große Geschmacklosigkeit an. Schon 2012 wurde Schäuble als Gauleiter bezeichnet – ganz furchtbar. Doch eines können wir nicht wegwischen: unsere verwerfliche Nazi-Vergangenheit, unabdingbar verknüpft mit unserer Nation und unserer „Kultur“. Im Ausland werden wir dafür immer wieder an den Pranger gestellt und wir werden uns auch immer diesen Schuh anziehen müssen, egal, ob es uns gefällt oder nicht. Wenn nun im griechischen Schuldenkampf mit harten rechtsradikalen Bandagen gekämpft wird, ist es die eine Seite, solche diskriminierenden Äußerungen selbstverständlich zu verurteilen und die andere Seite ist es, zu erkennen, dass wir tatsächlich außerhalb unserer deutschen begrenzten Grenzen immer noch so an- und gesehen werden.
Lieber Pierre, wir haben ein Problem und das ist bis heute noch nicht gelöst! In unserem Land keimt der Faschismus erneut auf, die Zahl der rechtsradikalen Gewalttaten steigt an, der Zulauf ist unübersehbar. Ich sagte es schon einmal: im Osten unserer Republik brodelt es und wer das leugnet, steckt ebenfalls den Kopf in den Sand. Wir müssen aufräumen, härter durchgreifen, nationalsozialistische Aufmärsche, Töne, Zellen, Gruppierungen dringend zerstören, um Ruhe zu schaffen. Mich wundert es nicht wirklich, dass die Welt uns so sieht und mich wundert es auch nicht, wenn ich schaue, was in unserem Land derzeit gerade passiert. Es ist eine Schande, mit nichts zu entschuldigen und ich plädiere seitdem ich denken kann für eine multikulturelle Gesellschaft und ein internationales Miteinander. Ein „Drecksdeckelchen“ soll nun das „Drecksfässchen“ stopfen? Irgendwie eine Ironie.

 

Herzlichst,
Petra

 

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Liebe Petra,

Valentinstag. Heute sollen wir lieben, knutschen, die Blumenhändler mit einem guten Umsatz beglücken und auf Facebook lauter vorgefertigte Herzen rundum senden. Ich finde diesen Tag genauso bescheuert wie den Muttertag, denn dahinter steckt vor allem Kommerz. Wenn ich Gefühle für jemanden empfinde, sollen sie dauerhaft sein, aber eigentlich wollte ich das nicht schreiben, liebe Petra. Du weißt, dass ich jedem Karikaturisten die Freiheit lasse, das zum Ausdruck zu bringen, was er empfindet. Wie die Satiriker von Charlie Hebdo, die für ihre Meinungsfreiheit ihr Leben lassen mussten. Das ist für mich eine Grundhaltung, aber auch für die Betroffenen ein Recht, sich gegen Angriffe zu wehren. Was Wolfgang Schäuble in Griechenland widerfahren ist finde ich ganz einfach infam. Ihn in eine Naziuniform zu stecken ist schon peinlich aber vielmehr folgende Wortblasen: „Wir bestehen darauf, Seife aus eurem Fett zu machen“, sagt der Bundesfinanzminister…und: „Wir diskutieren nur über Düngemittel aus eurer Asche.“ Das ist der Jargon, der im Vernichtungslager Auschwitz benutzt wurde. Das ist nicht nur beleidigend, sondern vielmehr eine Postille im Stil des antisemitischen „Stürmer“ und – wie damals – in einer regierungsnahen Zeitung. Wenn das die Aussage von der Syriza-Partei ist, können wir alle wieder einpacken. Toll, Herr Tsipras, das ist echte linke Politik!
Wir haben uns oft die Frage gestellt, liebe Petra, inwieweit wir uns kritisch ausdrücken sollten und du kennst meine Meinung dazu. Nur kein Blatt vor den Mund nehmen, solange es um sachliche Dinge geht. Aber wenn das geschriebene Wort beleidigend und verletzend ist, sehe ich schon manche Grenzen. Wolfgang Schäuble so darzustellen, als ob er ein Schurke des 3. Reichs sei, ist sachlich gesehen nicht exakt und hat nur die Provokation als Hintergrund. Wenn die Griechen sich über ihn ärgern, haben sie andere Mittel ihn bloß zu stellen, aber damit schießen sie ein Eigentor! Solche Auswüchse machen mich wütend, weil die unsere journalistische Ethik zertrampeln. Unsere Seriosität kann durchaus in Frage gestellt werden. Eine gute Satire muss sehr gut recherchiert werden, denn jedes Wort hat seine Bedeutung. Der große Meister des deutschen Kabaretts, Dieter Hildebrand, hat das sehr wohl praktiziert und das erlaubte ihm, in seiner Kritik sehr weit zu gehen. Bei Charlie Hebdo kann man sich wohl über das eine oder andere ärgern, aber der Hintergrund war und ist immer gut recherchiert.

Ich finde diesen Vorfall symbolisch für das Aufkommen des Populismus in ganz Europa. Immer mehr hantieren Politikern mit Schlagwörtern, ohne in die Tiefe zu gehen. In dem Twitter-Zeitalter fast eine Selbstverständlichkeit. In 140 Zeilen wird die Welt verändert, alles im Telegrammstil! Da darf man sich nicht wundern, manipuliert zu werden. Dem kleinen Mann in Griechenland soll vermittelt werden, dass eine Mehrheit der Deutschen sich wie SS benehmen und deswegen gehasst werden müssen. Aber derselbe Bürger hat nichts dagegen, wenn die Germanen ihre Moneten in seinem Land ausgeben. Wenn dort Mist herrscht, haben es die dortigen Politikern zu verantworten. Jetzt halte ich besser die Klappe um nicht auszurasten.

In diesem Sinn, liebe Petra,
Pierre

//pm