Es ist dein Geheimnis, das du unter deiner Weste trägst.

Und keinem Freund erzählen darfst.

Du träumst davon, dass es schlimmer kommen könnte?

Super-Gau mitten ins sprühende Leben.

Was sonst solltest du tun, als so zu tun als ob?

Als ob. Das klingt so verlogen.

Und doch weißt du, dass sie nichts wissen und nichts wissen dürfen.

Trägst deinen Ballast dauerhaft mit dir herum,

dass die Schultern schmerzen und dein Gang schleppend wird.

Alles für die paar Kröten,

wo doch dein Herz ganz woanders hängt.

Danach fragt keiner, das weißt du doch.

Systeme sind fein programmiert,

in denen ist kein Platz für Ausreißer,

wie du einer bist.

Also Arschbacken zusammenpetzen und da durch.

Was ist der Preis dafür?

Heimelige Hütte. Etwas zu fressen. Keine Zeit für die Zeit.

Und doch redest du niemals über dein Geheimnis,

siehst dass sich andere stets darüber wundern.

Ungläubige Blicke, denn sie dürfen dein Wissen gar nicht wissen.

Es riecht nach bipolarem Spiel.

In dem du sowieso nur bist,

weil das System so verdammt beschissen ist.

Doch die Rente kommt irgendwann, du zählst die Tage.

Dann aber… keine Frage!

Jetzt aber, endlich darfst du tun, was deine wahre Berufung ist.

Hach herrje?!

Schade, bist zu spät gekommen.

Und merkst, dass es dieses Mal ihr Geheimnis ist,

dass in zwei Tagen schon

dein eigenes Begräbnis ist.

 

© Petra M. Jansen

 

http://jansen-marketing.de

Lieber Pierre,

es scheint dir etwas durch den Kopf zu gehen, was auch immer ein Teil der Strategie bei betriebswirtschaftlichen Beratungen ist und oft spreche ich dieses Thema auch an. Es nützt nichts, wenn man exzellent ausgebildete Mitarbeiter mit Titeln und Talenten hat, die nicht effizient arbeiten können. Jeder Erfolg ist unausweichlich verknüpft mit viel Disziplin, Fleiß und Gewissenhaftigkeit. Dazu gehören Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Organisationstalent. Kein Kunde bezahlt dafür, dass die Lieferung einer Leistung mit wochenlanger Verspätung erfolgt, es gibt klare „Deadlines“, die in einen festen Businessplan eingeplant werden. Ein unorganisiertes Genie ist zwar ein Genie, aber mit Sicherheit eines, das schneller in die Pleite geht, als jemals einen Cent zu verdienen. Das oft zitierte Chaos eines Genies ist in der Realität Blödsinn. Die Zeiten sind beruflich vorbei, in denen man es sich leisten kann, Zeitverzug zu riskieren, denn der Wettbewerb der guten Leute ist stark. Mögen wir es liebenswert finden, wenn wir bei einem schlecht organisierten Menschen in die unaufgeräumte Bude kommen und schmunzeln, aber fühlen wir uns wirklich wohl, wenn alles drunter und drüber geht und jede Menge Arbeit unerledigt ist und leere Versprechungen gemacht werden, an denen man schier verzweifeln könnte? Nein.
Lieber Pierre, das Zeitmanagement ist bedauerlicherweise straff heutzutage. Ich finde das auch nicht gut, aber so ist der Markt. Wir richten uns nach Öffnungszeiten und erwarten, dass die Shops auch zu dieser Zeit offen für Einkäufe sind. Damit können wir leben und wir können mit klaren Strukturen auch sehr gut leben. Nehmen wir das beruflich mal unter die Lupe: Du hast einen Fix-Auftrag und entsprechende Mitarbeiter, die terminlich wie ein Zahnrad arbeiten müssen. Springt einer aus der Reihe, ist die termingerechte Ablieferung ein ernstes Problem, für das der Auftragnehmer regresspflichtig gemacht werden kann. Das ist Fakt und daran gibt es nichts zu rütteln. Hier sehen wir, wie Disziplin funktionieren muss und das ist beim Bau so, bei allen Dienstleistungen und Produkten ebenso.
Ich schätze es sehr, wenn ein Mensch gewissenhaft und sehr akkurat seine Arbeiten macht, aber um alles bewältigen zu können, braucht man tatsächlich einen Plan, der das Timing erfasst. Ich persönlich habe so viele unterschiedliche Termine, dass ich mir jeden Abend genau aufschreibe, was ich am nächsten Tag tun muss oder sollte. Alle Termine, die beruflich sind, werden eingetragen, sonst verliere ich den Überblick und letztendlich hätte ich – bei Nichteinhaltung oder Verzögerung – am Ende des Monats mehr unbezahlte Forderungen und Streitigkeiten als Verdienst. Und genau darum geht es: Wer seinen Lebensunterhalt verdienen muss und selbständig ist – wie wir – muss sich unbedingt organisieren und täglich einen Tritt in den Arsch geben. Immer wieder, immer wieder…
Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit, Missmanagement tragen keine Früchte, Versprechungen, die nicht gehalten werden auch nicht, darüber sind wir uns einig, lieber Pierre. Wenn einem die Kohle fehlt und man dennoch Tag und Nacht schuftet, stimmt etwas nicht. Entweder im Zeitmanagement oder in der Art der Umsetzung/ Leistung (wenn es nicht die Kalkulation ist), es sei denn, dieser Mitarbeiter hat genügend finanzielle Rückendeckung, um sich solche träumerischen Eskapaden leisten zu können.
Unter dem Strich müssen wir alle hart arbeiten, um an das Geld anderer Leute zu kommen und wir müssen organsiert arbeiten, damit wir Privatleben und Beruf miteinander vereinbaren können. Sonst geht man unter und entweder dreht die Bank den Hahn ab oder der Kühlschrank bleibt leer. Da brauche ich nicht drum herum zu reden, es ist einfach so. Und wenn der eigentliche Job nicht genug hergibt finanziell, muss man diverse andere Jobs „nebenher“ machen bzw. auch seine Familie oder Partner in die Verantwortung nehmen, denn in einem Familiengefüge ist nicht mehr eine Person der Alleinverdiener, auf dessen Rücken das alles schultern muss. Wie in einem Unternehmen müssen alle an einem Strang ziehen, sich disziplinieren, um effizient zu sein und das aufrecht erhalten zu können, damit das Genie überhaupt zum Tragen kommt.

Auf ein weiterhin gutes Zeitmanagement,
in einer Zeit, in der keine Zeit mehr ist für die Zeit 

 

Herzlichst, Petra

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Liebe Petra,

heute möchte ich mich mit dem Begriff „Struktur“ auseinandersetzen. Als ich noch ein junger Mensch war, war ich eher unordentlich und ich folgte meinem Instinkt, der mich manchmal in das Chaos führte. Ich vertrat die Meinung, dass Talent und die Originalität Faktoren seien, die mich immer über Wasser halten könnten. Ich habe immer noch die Bemerkung meiner Mutter in den Ohren: „Du bist so begabt!“ Mag sein, aber das hat mich nicht weiter gebracht, denn ohne eine zielgerechte Lebensführung, bleiben solche Sprüche leere Hülsen und das hat mich irgendwann in die Tiefe gestürzt. Das Genie, das ich angeblich war, wurde ein Versager. Anstatt nun die ganze Welt dafür schuldig zu erklären, habe ich an mir gearbeitet. Zuerst war die bittere Feststellung, dass ich Begabung mit Dilettantismus vermengte – die Ursache war, dass ich keine Struktur hatte. Wie du weißt, hatte ich in ganz jungen Jahren eine ziemlich große Karriere im Theaterfach gemacht und genoss in Paris und ganz Frankreich einen guten Namen. Den habe ich verspielt und landete am Ende in einem Nachtwächter-Job. Jetzt konnte keine Rede von Glamour mehr sein. Die Prominenz, mit der ich auf gleicher Augenhöhe verkehrte, wandte sich von mir ab, ich fiel vom hohen Ross ich in die Anonymität. Das war das Beste was mir passierte, war aber ziemlich hart, mit 24 in einem Trümmerfeld gelandet zu sein.

Ich brauchte gute sieben Jahre, um wieder einen Platz an der Sonne zu finden und machte zahlreiche kleine Jobs, die mich an den Rand der Verzweiflung brachten. Aber nicht nur. Ich stellte fest, dass Talent – ohne eine Lebensstruktur – keine Chance haben konnte und, dass meine Gedanken, ohne Ordnung in meiner Lebensführung, nur fahrig sein könnten. Es war notwendig, geregelt zu agieren und das galt ebenso für die Arbeit, für die Ehe und zwangsläufig auch für das Häusliche. Wie du es übrigens auch tust, liebe Petra.
Neigungen zu verfolgen bringt nichts, wenn Chaos herrscht. Die Bürden des Realismus, so lästig sie auch sein mögen, dienen dazu, sich klaren Verstand zu verschaffen, aber das bedeutet keineswegs, seine Ziele nicht zu verfolgen. Trotz Frust, weil ich in dieser Zeit nicht das machte, was mich hätte geistig beflügeln können, hatten die finanziellen und sozialen Fragen meiner Familie die Priorität. Glaube mir, ich habe oft geflucht, aber hatte die Gewissheit, richtig gehandelt zu haben. Ein Standpunkt, den ich noch heute vertrete.

Ich muss an dieser Stelle meiner Frau ein riesiges Kompliment machen. Während den 45 Jahren unserer Ehe hat sie mir die Kraft verliehen, aus einer aussichtslosen Situation nach neuen Ufern zu blicken und sie dann zu erreichen und ohne Schulabschluss (ich musste seit meinem 17. Lebensalter mein Geld verdienen), waren die Chancen mehr als gering. Zugegeben, ohne die Hilfe eines Freundes hätte ich es niemals geschafft, das zu werden, was ich heute bin: ein Journalist und Redakteur. Aber ich habe auch meinen Beitrag dazu geleistet, indem ich ein Realist wurde. Es wurde mir klar, dass ohne eine innere Ordnung, jede Art von Talent, im Sand landen würde und da sind wir wieder beim Begriff „Struktur“. Sehr viel anders geht es nicht zu, als mit den Hunden, die wir besaßen. Ich musste für sie – wie für mich – Grenzen setzen, einen festen Fahrplan herstellen, an den ich mich halten musste und das verschaffte mir den Erfolg, weil ich ganz einfach somit pragmatisch handeln konnte.

Was will ich damit sagen? Die Idee, dass eine als bürgerliche eingestufte Lebenshaltung, die Kreativität begrenzen könnte, wird durch Beispiele widerlegt. Paul Klee war ein ganz großer Künstler, aber hatte sehr viel Disziplin. Das gilt auch für Picasso wie für viele große Schriftsteller, die sich jeden Morgen an ihren Schreibtisch setzen. In dem Chaos kann kein Werk entstehen und wer etwas erreichen will, muss sein tägliches Leben bändigen, sonst ist die totale Niederlage einprogrammiert. Zurück zu meiner Mama: Nein, Talent genügt bei weitem nicht, denn auf Nichts wächst nichts, so ist das halt.
In diesem Sinne,

Umarmung aus München,

Pierre
//pm