Wie nah steht die Welt vor einem Atomkrieg? Können wir den Herren Donald Trump und Kim Jong-Un noch trauen? Die Debatte über die Größe des jeweiligen Startknopfes für die landeseigenen Atomraketen ist beängstigend, schaukeln sich doch beide gegenseitig hoch.

Jene Debatte dient in sozialen Medien als Beleg für die Unzurechnungsfähigkeit des jeweiligen Staatsführers. Sachlich betrachtet handelt es sich um eine Falschnachricht. Weder Trump noch Kim verfügen nach aller Erkenntnis über diesen symbolischen Startknopf, mit dem sich ein Nuklearkrieg auslösen ließe.

Der Schlagabtausch der beiden erreichte seinen Höhepunkt, als Trump feststellte, dass er einen Nuklearknopf habe, der „viel größer und machtvoller“ sei als der Kims.

Trump reagierte damit auf die Neujahrsansprache des nordkoreanischen Diktators, in der Kim gesagt hatte: Es sei keine leere Drohung, sondern Realität, dass er einen Nuklearknopf auf seinem Schreibtisch in seinem Büro habe. Das gesamte Festland der Vereinigten Staaten könne durch seinen Nuklearschlag erreicht werden.

Auch wenn dieser Austausch weltweit Ängste verbreitet, der Streit ist ohne Substanz. Der US-Präsident verfügt zwar über die Macht, jederzeit einen Atomschlag auslösen zu können. Allerdings drückt er dazu nicht auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch. Warum sich diese Fantasie so stark in den Köpfen festgesetzt hat, ist unklar.

In Filmen und dramatisierten Darstellungen über den Kalten Krieg kommt immer wieder ein „roter Knopf“ zum Einsatz. Dahinter steht wohl die Vorstellung, dass eine Sprengung selbstverständlich per Zündbefehl ausgelöst werden muss. Als die USA und Russland während der Obama-Regierungszeit ihre Beziehungen auf Neuanfang stellen wollten, drückten die jeweiligen Außenminister gemeinsam und symbolisch auf einen solchen roten Knopf.

Der Kommandoweg für den Einsatz des amerikanischen Nuklearwaffenarsenals ist hingegen mehrstufig. Der Befehl wird ausdrücklich nicht per Knopfdruck gegeben, sondern per mündliches Kommando erteilt. Dazu müsste sich der POTUS zunächst mithilfe einer Codekarte als Befehlshaber gegenüber seinem Verteidigungsminister oder einem kommandierenden General identifizieren. Anschließend müsste er einen Startcode freigeben, der in einem Kommandostand seine Entsprechung fände.

Wer auch immer den Befehl des Präsidenten entgegennimmt könnte ihn auch verweigern. Einen direkten Zugriff Trumps auf die Startvorrichtung eines der etwa 900 amerikanischen Nuklearsprengkörper gibt es nicht. Auch gibt es keinen Knopf auf dem Schreibtisch, wie Trump behauptet. Vielmehr werden Codes und Richtlinien für das Einsatzverfahren immer in der Nähe des Präsidenten in einem Koffer aufbewahrt, in der Fachsprache „Football“ genannt.

Die Startprozedur für eine nordkoreanische Rakete ist nach westlichen Erkenntnissen nicht standardisiert. Unabhängig von der Frage, ob das Land bereits über einen einsatzfähigen Sprengkopf für eine Langstreckenrakete verfügt, ist auch hier kein plötzlicher Angriff per Knopfdruck möglich. Sämtliche Langstreckenraketen des Landes werden mit Flüssigtreibstoff befüllt, was Stunden an Vorbereitung vor einem Start erfordert. Dauerhaft kann keine mit Flüssigtreibstoff betriebene Rakete startbereit gehalten werden, hört man aus Expertenkreisen.

Machthaber Kim ist zwar immer wieder auf Bildern zu sehen, unter anderem in einem eigens gebauten, mobilen Kommandostand. Eventuell gibt er dort tatsächlich den Startbefehl per Knopfdruck. Fachleute halten es für unwahrscheinlich, dass er eine automatisierte Startvorrichtung in einem Büro unterhält. Dazu bedürfte es einer sicheren Datenleitungsinfrastruktur, des Weiteren müssten Kommunikationseinrichtungen aufgebaut werden.

Wie üblich bei nordkoreanischen Festen und der entsprechenden Ansprache Kims: die Nulearknopf“-Mär ist blanke Aufplusterei und Provokation. Und wie gewohnt verfängt sie bei US-Präsident Trump. Man kann nur hoffen, dass sich die beiden Streithähne auf verbaler Ebene austoben.

Am 6. und 9. August 1945 verschwanden die beiden Städte Hiroshima und Nagasaki im Inferno der Atombomben. Über 200.000 Menschen starben bei den Angriffen, Zehntausende an den Spätfolgen ihrer Verbrennungen, Verletzungen und der Radioaktivität. Die Überlebenden dieser Angriffe eint seit 72 Jahren ein gemeinsames Ziel: Sie wollen noch in ihrer Lebenszeit eine Welt ohne Atomwaffen und atomare Bedrohung erreichen. Sie wollen, dass nachfolgende Generationen niemals wieder die Hölle auf Erden erleben müssen, die sie durchgemacht haben.

Der 72. Jahrestag von Hiroshima und Nagasaki ist für die Überlebenden ein besonderer, denn dieses Jahr sind sie ihrem Ziel einen großen Schritt nähergekommen: Am 7. Juli 2017 verabschiedeten 122 Staaten bei den Vereinten Nationen einen Vertrag zur völkerrechtlichen Ächtung von Atomwaffen. Sobald der Vertrag von mindestens 50 Staaten ratifiziert ist, werden Entwicklung, Herstellung, Lagerung, Weitergabe, Erwerb, Besitz, Testung und der Einsatz von Atomwaffen gegen das Völkerrecht verstoßen. Der Vertrag bezieht sich in seiner Argumentation vor allem auf die nationalen und globalen Sicherheitsinteressen aller UN-Mitgliedsstaaten und ihrer Bevölkerungen.

So wird auch die Androhung eines Atomwaffenangriffs verboten und damit das Konzept der atomaren Abschreckung als klarer Völkerrechtsbruch definiert. Das Internationale Rote Kreuz begrüßte den Vertrag und bezeichneten ihn mit Blick auf die Einhaltung des humanitären Völkerrechts als wegweisend. Die Drohung, Zivilisten mit Massenvernichtungswaffen zu töten, ist schon jetzt mit den Genfer Konventionen, der Haager Landkriegsordnung und den universellen Menschenrechten nicht vereinbar. Das Atomwaffenverbot schließt somit eine völkerrechtliche Lücke, die jahrzehntelang nicht überwunden werden konnte. Während biologische und chemische Waffen, Landminen und Streubomben international geächtet werden, waren Atomwaffen bis heute vom Völkerrecht geduldet. Die Atommächte gehen sogar so weit, in der gegenseitigen nuklearen Abschreckung eine Art Sicherheitsstrategie zu sehen.

Aus heutiger Sicht ist es daher sehr problematisch, dass Pjöngjang einfach mal eine Interkontinentalrakete testet. Wer hat da geholfen? Wer Pionierarbeit geleistet? Raketen kommen nicht aus dem Nichts, die USA und Russland brauchten viele Jahre und etliche Versuche, bis sie eine solche Rakete im Arsenal hatten.

Das Triebwerk der nordkoreanischen Raketen lässt sich genau analysieren. Es wurde der Öffentlichkeit am 18. März des Jahres vorgeführt, und zwar von Staatschef Kim Jong-un persönlich. Der oberste Führer schwärmte von einem „historischen Fortschritt“ im Raketenprogramm des Landes. Wenig Sensationelles: Turbopumpe, Kühlleitungen, Austrittsdüse – alles identisch mit dem russischen RD-250.

Der einzige Unterschied: Es gab nur eine Brennkammer, das Original wurde wohl zerlegt. Dasselbe Triebwerk hing erstmals am Heck einer Mittelstreckenrakete, die im April und Mai getestet wurde, im Juli tauchte es an der Hwasong-14 auf. Stets in Kombination mit vier seitlichen Vernier-Antrieben zur Steuerung der Raketen. Eine Reihe Experten erkannten das russische Modell wieder.

Nordkoreanische Raketentriebwerke also ein einfacher Nachbau der russischen? Nein, selbst die Amerikaner haben es einmal sieben Jahre lang versucht, ein anderes russisches Triebwerk nachzubauen. Sie hatten sogar die Baupläne und schafften es trotzdem nicht.

Belege für Hilfe von außen gibt es nicht. Das hat aber nichts zu bedeuten. Unter Fachleuten ist unbestritten, dass der größte Teil des nordkoreanischen Raketenprogramms aus Russland stammt. Mehrere Typen verwenden eindeutig Technologie von Scud-Raketen. „Alles, was mit flüssigem Treibstoff betrieben wird, kommt aus Russland, alles mit festem Treibstoff kommt aus China“ (Markus Schiller, Raketentechniker).

Nur mit dieser fremden Hilfe ist plausibel zu erklären, warum Pjöngjang immer neue Prototypen einsetzt und sechs Programme auf einmal betreibt: Es entwickelt die Raketen nicht selbst, sondern beschafft sich wesentliche Komponenten im Ausland und fügt sie dann zusammen, bisweilen auf unkonventionelle Weise.

In Anbetracht der beiden Urkatastrophen in Japan vor 72 Jahren, dem Bemühen der Menschen für eine Welt ohne Atomwaffen, erscheint es wie ein Verrat am Menschen selbst, wenn bloßer Kommerz – und nichts Anderes steckt dahinter, im Rüstungsgeschäft verdient man schließlich Milliarden – offensichtlich doch mehr wiegt als das Interesse am Fortbestehen unseres Planeten, dessen Erhalt für zukünftige Generationen.

Es grenzt an bodenlose Heuchelei, wenn Russland einerseits Pjöngjangs Raketentests verurteilt und im Hintergrund das Waffenprogramm unterstützt.

Sieben Jahrzehnte nach dem Atombombenabwurf haben sich am Sonntag die Außenminister der sieben großen Industriestaaten (G7) in Hiroshima getroffen.

Fast einundsiebzig Jahre nach dem Atombombenabwurf wollen die Minister in der japanischen Stadt über weltweite Krisenherde beraten und den bevorstehenden G7-Gipfel in Japan vorbereiten. Angesichts der Symbolkraft des Tagungsorts riefen Teilnehmer des Treffens zu besonderen Bemühungen um den Frieden auf.

Mit John Kerry reiste erstmals ein US-Außenminister in die Stadt, die am 6. August 1945 durch eine US-Atombombe zerstört wurde. Die Explosion und die atomare Verstrahlung töteten in Hiroshima und Umgebung rund 140.000 Menschen. Andere Quellen sprechen gar von 292.000 Opfern des Atombombenabwurfs über der japanischen Stadt. Kerry mahnte „Fortschritte in der atomaren Abrüstung“ an. Kerry erklärte der lokalen Presse in Hiroshima, dass dieses Ziel erreicht werden müsse, um die Risiken „für uns, unsere Verbündeten und die gesamte Menschheit“ zu verringern.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warb in Hiroshima für die Bereitschaft zur gewaltfreien Konfliktlösung. „Vermutlich steht kein anderer Ort so sehr für die Verantwortung der Staaten für eine Welt ohne Krieg, für eine friedlichere Welt“, so Steinmeier. Japan habe Hiroshima „nicht ohne Bedacht“ als Tagungsort gewählt. Es sei ein „notwendiges Treffen an einem wirklich historischen Ort“.

Auf der Tagesordnung der G7-Minister stehen die Lage in Nordkorea, Syrien, Libyen und der Ukraine. Der Umgang mit dem atomar aufgerüsteten Nordkorea ist den japanischen Gastgebern ein inniges Anliegen. Japans Außenminister Kishida wollte seine G7-Kollegen für eine „Erklärung von Hiroshima“ gewinnen, die sich für nukleare Abrüstung einsetzen soll. „Wir wollen eine Welt ohne Atomwaffen erreichen“, sagt der Außenminister.

Am heutigen Montag sollen die Minister einschließlich Kerry den Hiroshima-Friedenspark besuchen, wo der Opfer des Angriffs gedacht wird. Barack Obama könnte kommenden Monat während des G7-Gipfels der erste amtierende US-Präsident werden, der Hiroshima besucht. Der Gipfel selbst findet am 26. und 27. Mai in der Region Ise-Shima zwischen Tokio und Osaka statt.

Anschließend besuchen die Minister den sogenannten Atomic Bomb Dome, eine frühere Ausstellungshalle, deren Ruine als Mahnmal für den Atombombenabwurf erhalten blieb. US-Außenminister Kerry hat den Besuch am A-Bomb-Dome kurzfristig vorgeschlagen. Die Japaner, eigentlich an ein strenges Programm gewöhnt, zeigen sich flexibel.

Die Gedenkstätte sei „eine schonungslose, harsche und zwingende Ermahnung nicht nur an unsere Verpflichtung, die Bedrohung durch unsere nukleare Waffen zu beenden, sondern auch daran, all unsere Anstrengungen umzuwidmen, um den Krieg an sich zu vermeiden“, schreibt Kerry in das Gästebuch des Atombombenmuseums. „Jeder sollte die Kraft der Gedenkstätte sehen und fühlen.“

Kerrys historischer Besuch kommt zu einer Zeit, in der Amerika und Japan ihre militärische Zusammenarbeit stärken. Japan hat im vergangenen Jahr neue Sicherheitsgesetze beschlossen, die unter strengen Bedingungen mehr Auslandseinsätze im Rahmen der kollektiven Verteidigung und in Friedensmissionen der Vereinten Nationen erlauben. Japan lebt dabei unter dem nuklearen Schutzschirm der Vereinigten Staaten, hält aber in drei Prinzipien die Formel hoch, keine Atomwaffen zu besitzen, herzustellen oder auf seinem Boden zuzulassen.

Viele Japaner und auch Überlebende des Bombenabwurfs klagen, dass die Atombombe am Ende des Weltkriegs mehr Machtdemonstration als militärische Notwendigkeit gewesen sei. In den Vereinigten Staaten von Amerika hingegen gelten die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki als damaliges ultimatives Mittel, um den Krieg im Pazifik zu beenden.

Am 06. und 09. August 1945 erschauderte die Welt: Die USA warfen, zwecks Beendigung des Krieges im Pazifik, über Hiroshima und Nagasaki die ersten Atombomben der Menschheitsgeschichte ab. Wir wissen alle, dass die Folgen verheerend waren. Selbst die Militärs, die diese Schläge initiierten, waren von der Wucht dieser Waffe überrascht. Nach dem zweiten Atombombenabwurf unterzeichnete die japanische Regierung unter Kaiser Hirohito die Kapitulationsurkunde. Als Gründe für den Abwurf der Bomben wurde unter anderem angegeben, dass Japan nach wie vor schwer bewaffnet sei und die Atombombenabwürfe die ansonsten unvermeidliche Invasion (Operation Downfall) unnötig machte. Dadurch habe man schätzungs-weise einer Viertelmillion alliierter Soldaten und mehreren Millionen Japanern das Leben gerettet. Militärisch mag das stimmen, menschlich ist die Argumentation mehr als fadenscheinig. Die Bombenexplosionen töteten insgesamt rund 92.000 Menschen sofort – fast ausschließlich Zivilisten und verschleppte Zwangsarbeiter. An Folgeschäden starben bis Jahresende 1945 weitere 130.000 Menschen. Etliche kamen bis heute hinzu (Wikipedia). Weiterlesen